Titel: Ueber eine nüzliche Vorrichtung bei Stellschüzen an Bächen und Entwässerungs-Gräben, und über sogenannte Schlammfänge.
Autor: Richard Jakob August Voit [GND]
Fundstelle: Band 1, Jahrgang 1820, Nr. XIV., S. 161
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XIV. Ueber eine nüzliche Vorrichtung bei Stellschüzen an Bächen und Entwässerungs-Gräben, und über sogenannte Schlammfänge. Von dem Koͤnigl. Baierschen Kreis-Bauinspektor Voit . Mit Abbildungen. Tab. V und VI. Voit über Stellschüzen und Schlammfänge. Um einen tief liegenden Boden zu entwaͤssern oder trocken zu legen, werden Graͤben gezogen, welche das stehen bleibende Regenwasser, so wie die Quellen, die keinen natuͤrlichen Abfall haben, auffassen und abfuͤhren. Dadurch werden versumpfte, oft zu Viehweiden nicht wohl taugliche, ausgedehnte Strecken in Wiesgruͤnde verwandelt, die mit der Zeit nicht nur futterreicher werden, sondern auch eine verbesserte und veredelte Grasart erhalten. Je betraͤchtlicher der Flaͤcheninhalt so tief liegender nasser Gruͤnde ist, desto groͤßern Vortheil bringt eine vollkommene Entwaͤsserung, welche man nur durch zweckmaͤßig gezogene Graͤben bewirken kann. Hat man zu einem Hauptabziehungs-Graben kein natuͤrliches Gefaͤll, so entsteht die Nothwendigkeit, entweder den erhoͤhten Boden zu durchschneiden, bis man auf die Stelle kommt, wo ein freier Ablauf des Wassers statt findet, oder man muß das stehende Gewaͤsser mittelst Maschinen auf diejenige Hoͤhe zu heben suchen, von welcher ein Graben so viel Gefaͤll erhaͤlt, als er noͤthig hat. – Davon aber ist gegenwaͤrtig die Rede nicht; ich behalte mir jedoch es vor, diesen Gegenstand bei einer andern Gelegenheit abzuhandeln. Faßt ein durch eine lange Strecke gezogener Abzugsgraben mehreren Quelle auf, welche auch im trockensten Sommer nicht versiegen, so wird ein kleiner Bach daraus. Gewoͤhnlich leitet man in den Hauptgraben viele Seitengraͤben von erforderlicher Breite und Tiefe, und so kann es geschehen, daß eine versumpfte, mehrere Tagwerke große, Strecke vollkommen trocken gelegt, und in Hinsicht der Vegetation veredelt wird. Im Fruͤhjahr und Herbst, aber auch bei starken, heftigen Regenguͤssen, sind dergleichen Graͤben mit Wasser angefuͤllt; im trocknen Sommer hingegen fuͤhren sie nur die bestaͤndig fließenden Quellen ab. Daher koͤnnen sie auch bei anhaltend trockener Witterung zur Waͤsserung der Wiesen benuzt werden, wenn man an geeigneten Stellen Stauschuͤzen anlegt. Bei schnell einfallenden Regenguͤssen aber koͤnnen dergleichen kleine Schleusen Ueberschwemmungen verursachen, die dann nachtheilig werden, wenn hohes Gras auf der Wiese steht, oder Heu und Omat auf derselben liegt. Oft sind dergleichen Schuͤzen sehr weit von den Wohnungen der Besizer entfernt, und oft kommen auch Regenguͤsse so schnell, daß an keine Hebung der Schuͤze mehr zu denken ist; dann entsteht Streit unter den Wieseneigenthuͤmern, deren Grundstuͤcke dadurch beschaͤdiget worden sind. Das Angenehme großer Gaͤrten wird durch fließendes Wasser sehr erhoͤht, und nicht minder das Nuͤzliche derselben, wenn das Wasser eines nahen Baches zum Begießen der Pflanzen und dergleichen verwendet wird. Wem es moͤglich ist, der wird sich diesen doppelten Gewinn zu verschaffen suchen. Aber in den meisten Faͤllen ist damit ein großer Nachtheil verbunden. Gewoͤhnlich fließen dergleichen Baͤche durch Thaͤler, und es sind gegen sie die Abdachungen der Berge, oder auch nur eine weite Strecke der Ebene, durch die sie fließen, geneigt. Sie muͤssen nun alles, von Regenguͤssen ihnen zustroͤmende Wasser abfuͤhren. Bei heftigen Regenguͤssen und Wolkenbruͤchen, welche nicht selten zu der Zeit, wenn die Gaͤrten in voller Bluͤthe und Zierde stehen, erfolgen, wachsen sie zu einer ungewoͤhnlichen Hoͤhe, richten Verwuͤstungen an, und die von den Anhoͤhen und Feldern oft in Menge zusammengeschwemmte Erde sezen sie an seichten Stellen ab. Ist ein solcher Graben bestimmt, in einem Garten einen kleinen Teich zu bilden, so wird dieser mit Schlamm angefuͤllt, gerade dann, wenn dem Besizer die Reinigung unangenehm seyn muß. Der Techniker, dem aufgegeben wird, einem solchen Uebel abzuhelfen, oder wenigstens dasselbe zu vermindern, wird nun die Lage des Baches gegen den uͤbrigen Raum außerhalb des Gartens genau untersuchen. Er hat es dann entweder in seiner Gewalt, den Bach bei eintretender Ueberschwemmung zu theilen, und dem groͤßten Theile des wilden Wassers einen andern Lauf zu geben, oder er muß einen sogenannten Schlammfang anlegen, um die zusammengefloͤßte Erde so viel moͤglich von dem Garten abzuhalten. Im ersten Falle wird er sich einer Stellschuͤze bedienen, im zweiten aber eine Art von Teich außer dem Garten graben lassen. Um einer Muͤhle das erforderliche Gefaͤlle zu geben, wird der Muͤhlbach entweder aufgedaͤmmt, oder auf eine hoͤher gelegene Stelle geleitet. Ich seze dabei natuͤrlich noch immer voraus, daß durch eine solche Aufdaͤmmung oder Leitung keine Ueberschwemmung der oberhalb gelegenen Grundstuͤcke, selbst bei den meisten großen Wasserstaͤnden, entsteht. Um großen Ueberschwemmungen vorzubeugen, wird allenfalls ein Ueberfallwehr angelegt werden; aber es ist dabei wohl zu uͤberlegen, ob zu einem Ueberfallwehr noch ein Grundfallwehr, oder eine Schleuse, welche bei dringenden Faͤllen gezogen werden kann, noͤthig sey. Soll aber, wovon weiter unten die Rede seyn wird, bei einer Muͤhle noch ein etwas niedriger fließendes Wasser benuzt, und bei geringem Wasserstande in den Muͤhlbach gefuͤhrt werden, so kann dieses nur durch eine Stellschleuse geschehen. Damit aber bei einer Ueberschwemmung den anliegenden Grundstuͤcken und dem Wiesgrunde oberhalb der Schleuse kein Nachtheil zuwachse, so hat man dann die Stellschleuse zu ziehen, um dem Wasser seinen natuͤrlichen Lauf zu lassen. Es betrifft hier nicht große Stromseparationen, wo ein Theil des Wassers zum Betrieb sogenannter gehender Werke aufgestaut, und ein anderer Theil zur Schiff- und Floßfahrt benuzt wird, durch dabei anzubringende Ueber- und Grundfallwehren oder Schleusen, sondern es ist blos von kleinen Fluͤssen und Muͤhlbaͤchen, und von den dabei noͤthigen Schuͤzen die Rede, welche nach Erforderniß der eintretenden Umstaͤnde entweder gezogen oder niedergelassen werden. Ich will jezt aus meiner Praxis drei besondere Faͤlle ausheben, wo ich Stellschleusen oder Schuͤzen mit vielem Vortheil angebracht hatte, indem ich dazu eine Vorrichtung anlegte, durch welche sich dieselben von selbst hoben oder niederließen, das heißt, den Bach nach Erforderniß schlossen oder oͤffneten. Im ersten Falle ist es ein Entwaͤsserungsgraben, durch welchen eine große Strecke Moorgrund mit der Zeit in futterreiche Wiesen umgewandelt wurde. Der Boden war bereits fruͤher trocken gelegt; die Abzugsgraͤben nahmen nur die verschiedenen, im Wiesgrunde entspringenden, Quellen auf. Diese Quellen wollte man in der trocknen Jahreszeit zur Waͤsserung der Wiesen benuzen, daher die Besizer der leztern den Hauptgraben an verschiedenen Stellen aufdaͤmmten, so daß das Wasser in Seitenrinnen zuruͤckstaute, und somit die Wiesen waͤsserte. Traten nun ploͤzliche Regenstroͤme ein, so hatte das Wasser, der eingelegten Daͤmme wegen, keinen schnellen Abfluß mehr, und auf den Wiesen wurde Schaden angerichtet. Unter diesen Umstaͤnden war kein anderes Mittel uͤbrig, als Schuͤzen anzubringen, welche sich von selbst heben, sobald das Wasser in dem Abzugsgraben eine gewisse Hoͤhe erreicht. Nun kam es hauptsaͤchlich darauf an, eine Vorrichtung anzugeben, welche an sich einfach und wenig kostbar, dabei dem Zweck entsprechend, und von gemeinen Werkleuten leicht ausfuͤhrbar waͤre. Eine solche Vorrichtung hatte aber viele Schwierigkeiten, und es fanden manche Abaͤnderungen statt, ehe sie voͤllig gelang. Da jedoch die hier anzubringende Schuͤze nicht groß seyn durfte, so ließ sich die Aufgabe leichter loͤsen. Der Abzugsgraben hatte naͤmlich in seiner Normalbreite nicht mehr als vier Fuß, daher auch die Schuͤze nicht groͤßer seyn mußte. Die Tiefe des Grabens betrug ebenfalls 4 Fuß, und im trockenen Sommer hatte er 1 1/2 Fuß Wasser. Um den Graben zur Waͤsserung benuzen zu koͤnnen, mußte er zu einer Hoͤhe von 3 Fuß aufgestaut werden, und dann zog Wasser in die Seitengraͤben. Fuͤllte sich der Hauptgraben mehr, so war es dem Wiesgrunde alsdann schaͤdlich, wenn Heu oder Omat lag. Ueberhaupt muß bemerkt werden, daß der gedachte Graben wenig Gefaͤll hat, vorzuͤglich am Ende, ehe er in den Muͤhlbach eintritt. Daher war jede Stemmung in dem Bache, welche nicht bei schnell einfallenden Regen ploͤzlich weggeschafft werden konnte, gefaͤhrlich. Man suchte also die zu Stellschuͤzen wirksamsten Plaͤze aus, und diese waren immer da zu finden, wo sich die Seitengraͤben am staͤrksten fuͤllten, und das meiste Wasser in dem Wiesgrunde verbreitete. Bei einer solchen Stelle wurden nun beide Seiten des Grabens sowohl, als auch der Boden desselben, in einer Laͤnge von 16 bis 18 Fuß mit zweizoͤlligen Dielen ausgewandet und mit Pfaͤhlen befestiget. Bei lit. A. und B. Tab. I. ist der Grundriß und der Aufriß einer solchen Wandung zu sehen. Drei Fuß vom Ende derselben befindet sich das Fallen- oder Schuͤzengeruͤst, und dieses bestehet aus den beiden Pfaͤhlen a und b im Grundrisse, und lit. c. im Aufrisse. Beide Pfaͤhle sind an der innern Seite gefaͤlzt, und auf den Falz ist eine Leiste d genagelt, wodurch die Vertiefung entstehet, in welcher das Fallbrett auf und nieder geht. Diese beiden Pfaͤhle a und b sind mit einem Querholze f verbunden, und an demselben mit eisernen Schrauben oder auch nur mit Klammern befestiget, wie lit. C. zeigt. In manchen Stellen des Grabens darf die hoͤchste Aufstauung des Wassers 3 Fuß, in andern wieder etwas mehr betragen, und es kommt dabei auf die Tiefe des Grabens an, wie er ausgehoben ist. Die Bedielung des Bodens wird auf die in das Erdreich eingegrabenen Ripphoͤlzer hh etc. der Laͤnge nach gelegt, und derselben eine Neigung gegen die Schuͤze von ohngefaͤhr 2 Zoll gegeben. Ist die Eindielung und Auswandung des Baches hergestellt, so kann man genau bestimmen, welche Hoͤhe die Schuͤze haben muͤßte, um gerade so viel Wasser in den Seitengraben zu stemmen, als verlangt wird. Im vorliegenden Falle wurde diese Hoͤhe zu 3 Fuß angenommen. Bei derselben fiel nebst dem Wasser, welches die Schuͤze an den Seiten fallen ließ, noch eine Wassermasse von etwa 1/2 Zoll uͤber das Schuzbrett, oder durch einen in dasselbe gemachten Einschnitt, wie Fig. C . lit. 1. zu sehen ist. Dabei war der Zweck der Wiesenwaͤsserung erreicht, das heißt, es zog sich so viel Wasser in die Seitengraͤben, als verlangt wurde. Fuͤllt sich durch einen Regenguß der Graben so sehr, daß das Wasser 6 Zoll uͤber das Schuzbrett faͤllt, so ist der rechte Zeitpunkt vorhanden, die Schuͤze zu heben. Das Schuzbrett aber muß sich 2 1/2 Fuß uͤber den gewoͤhnlichen Wasserspiegel erheben, und deswegen erreicht das Fallbrett eine Hoͤhe von 5 1/2 Fuß, vom gewoͤhnlichen Wasserspiegel bis an das Ende derselben gemessen. Nach dieser Hoͤhe muß sich das Schuͤzengeruͤste mit seinen Pfaͤhlen richten. Es ist aber besser, dem Geruͤste etwas mehr Hoͤhe zu geben, um auf alle Faͤlle Plaz genug uͤber dem Brette zu haben. Die beiden Saͤulen ab, Fig. A und C, Fig. B werden in den Boden eingegraben; sie bleiben so weit, als sie in den Boden zu stehen kommen, unbezimmert; man sezt sie aber um so tiefer, je sumpfiger der Boden ist. Um sie gegen fruͤhe Faͤulniß zu sichern, werden sie unten etwas verkohlt; und damit sie nicht wanken und sich verschieben, legt man die kurze Schwelle k, und giebt dieser den Schubbieg l. Aber auch zu beiden Seiten sind solche Schwellen und Biege nothwendig. Sie erscheinen in der Zeichnung Fig. C . lit. m und n. Ist dieses Geruͤst hergestellt, so kann in demselben das Fallbrett oder die Schuͤze lit. e senkrecht auf und nieder bewegt werden. Um die gesenkte Schuͤze zu heben, bringt man den Hebel Fig. B. lit. o an, welcher sich um einen eisernen Nagel Fig. B . und D. bei pp bewegt. Dabei ist folgendes zu beobachten. Man muß auf die Hoͤhe Ruͤcksicht nehmen, um welche die Schuͤze gehoben werden soll. Diese Hoͤhe bestimmt dann allenfalls die Laͤnge des kleinen Hebelarmes bis zum Ruhepunkte, und die Hoͤhe des Ruhepunktes selbst. Es ist aber genau darauf zu sehen, daß man die Hubhoͤhe nicht zu gering annehme, und derselben lieber etwas mehr gebe, als noͤthig ist. Nach obiger Angabe muß das Schuzbrett von I bis II gehoben werden. Diese Hubhoͤhe wird dann von II bis III getragen, und bei IV in zwei Theile getheilt. Durch diesen Punkt zieht man die wagrechte Linie IV V, und diese bestimmt die Hoͤhe des Ruhepunktes p. Wenn man die Entfernung des Ruhepunktes von II bis y gleich der Hubhoͤhe macht, so erhaͤlt der kleine Hebelarm das rechte Maas. Ein zu langer Hebel ist nicht rathsam, weil er sich leicht biegt, und dann brechen kann. Da die Hebelarme selbst eine Schwere haben, und das Gewicht der Schleuse, so wie der Druck des Wassers auf dieselbe nicht ohne große Schwierigkeiten zu finden ist, so bemerke ich hier, daß bei den oben angegebenen Maaßen die Schuͤze gehoben wurde, wenn sich der kleine Hebelarm zum großen wie 2 zu 5 verhielt. Kann man nach diesem Verhaͤltnisse den großen Hebelarm nicht lang genug machen, so muß man ein Gegengewicht anbringen, oder jenen brechen, wie aus der Zeichnung lit. B. wahrzunehmen ist. Das Holz, welches dem gebrochenen Hebelarme zur Befestigung dient, vermehrt die Schwere, und daher ist kein Gewicht noͤthig. Der Hebel selbst wird auf folgende Art angebracht. Zu beiden Seiten der Wandung stehen die Saͤulen Fig. B . und D. lit. q durch ein Querholz lit. r mit einander verbunden, auf welchem die Aufsattlung s mit dem daran befestigten und zum Ruhepunkte dienenden Nagel p angebracht ist. Damit aber der Hebel nicht tiefer sinken konnte, als es seyn soll, so hat das Querholz r einen Ansaz t erhalten. Die Fallschuͤze wird vermittelst einer Kette an den kleinen Hebelarm angehaͤngt und so durch die Kraft des Hebels aus dem Wasser in die Hoͤhe gezogen, wenn man sie nicht auf irgend eine Art in der Tiefe fest haͤlt. Das Fallbrett hat, wie Fig. E . zeigt, zwei Arme oder Schenkel, durch welche oberhalb Loͤcher gebohrt sind. Haͤngt es an dem Hebel, so ist die Kraft eines Mannes hinreichend, es niederzudruͤcken, und sizt es nun auf dem Boden des Gerinnes, so passen die Loͤcher u auf die Loͤcher v, welche in das Querholz f eingebohrt sind; vermittelst eiserner Naͤgel aber, welche man durch beide Loͤcher steckt, wird der Hebel gehindert, das Fallbrett wieder in die Hoͤhe zu heben. Nun ist noch eine Vorrichtung noͤthig, damit die Schuͤze sich von selbst hebe, sobald das Wasser die verlangte Hoͤhe erreicht. Hiezu wird zwischen den Saͤulen q ein Brett lit. w angebracht, das eiserne Zapfen hat, und zwischen jenen beiden Saͤulen leicht beweglich ist. Um aber dasselbe bestaͤndig senkrecht haͤngend zu erhalten, giebt man dem eisernen Zapfen etwas uͤber dem Mittel von der Hoͤhe seine Stelle. An der obern kleinern Haͤlfte ist bei lit. x eine Kette befestiget, welche von x bis v reicht, und mit einem Hacken versehen ist. Der eiserne Nagel, welchen man zum Festhalten des Schuzbrettes bei lit. v eingeschoben hat, hat einen Ring, in den man den Hacken der Kette einhaͤngt. Bei Fig. F . ist dieses in groͤßerm Maaßstabe gezeichnet. Schwillt nun das Wasser an, so wird das Brett w von y nach z getrieben, der obere Theil des Brettes bekommt sodann die Richtung von x nach α, die eisernen Naͤgel v werden dadurch heraus gerissen, und das Schuzbrett hebt sich. Nach der bisherigen Beschreibung und der damit verbundenen Zeichnung koͤnnte man glauben, daß die Anrichtung einer solchen Waͤsserungsschuͤze eine sehr weitlaͤuftige Sache sey, und daß die darauf zu verwendenden Kosten von dem Nuzen derselben nicht ersezt wuͤrden; allein die Ausfuͤhrung ist nicht so umstaͤndlich, als sie scheint, und die Kosten nicht viel groͤßer, als bei einer gewoͤhnlichen Stellschuͤze; denn den Mehraufwand verursacht blos die Anrichtung des Hebels, und bei genauer Anweisung ist jeder gemeine Zimmermann im Stande, das Ganze herzustellen; auch ist dabei zu bemerken, daß die Auswandung des Baches nur im Moorgrunde nothwendig wird, bei einem festen Boden hingegen unterlassen werden kann. Eine solche Stellschuͤze dient nicht nur zur Waͤsserung der Wiesen, sondern auch noch zu vielem andern Gebrauche. Der zweite Fall, bei welchem ich eine Stellschuͤze anbrachte, verlangte, daß das Schuzbrett bei anwachsendem Gewaͤsser eines Baches niedersaͤnke. Es kam naͤmlich darauf an, einen durch einen Garten fließenden Bach bei Ueberschwemmungen von jenem zum Theil abzuhalten. Die Richtung dieses Baches und die Lage des Gartens ist folgende: In einen Wiesgrund, gegen den sich zu beiden Seiten angebaute Huͤgel abdachten, zieht sich ein Muͤhlbach herab. Ungefaͤhr 800 Fuß vom Garten entfernt verlaͤßt der Bach den niedrigsten Punkt des Grundes, und lenkt sich bei noch ziemlich lebhaftem Gefaͤlle gegen den Garten. Diese Richtung des Grabens scheint ein Werk von Menschenhaͤnden zu seyn, und es war derselbe wahrscheinlich schon vor langer Zeit ausgehoben worden, um dem Garten fließendes Wasser zu geben. Das rechte Ufer des Baches ist aufgedaͤmmt, und nur bei großen Ueberschwemmungen uͤberschreitet das Wasser diesen Damm. Aus den angebauten Feldern wird vieles Erdreich in den Bach geschwemmt, und dieser fuͤhrt es dem Garten zu. Hier, naͤmlich im Garten selbst, theilt sich der Bach in zwei Arme, welche erst am Ende desselben sich wieder vereinigen, wo wenig Gefaͤlle ist, daher auch auf dieser Stelle der meiste Schlamm angehaͤuft wird. Der sich trennende Bach bildet demnach bis zu seiner Wiedervereinigung eine Insel, und auf dieser erhebt sich mitten im Garten das Wohngebaͤude. Da die schoͤnsten Gartenpartien an den Ufern dieser Baͤche liegen, so ist das Ausheben und Aufraͤumen des eingefloͤßten Schlammes beschwerlich und unangenehm. Inzwischen gewaͤhrt das Wasser des Baches dem Garten zu viele Annehmlichkeit und Bequemlichkeit, um es ganz aus demselben zu entfernen. Auch kann dies darum nicht geschehen, weil sich auf einer Seite Brunnenabfaͤlle aus den Gebaͤuden in den Bach ergießen, welchen kein anderer Abfall zu geben ist. Man mußte also auf Mittel bedacht seyn, die groͤßten, den meisten Schlamm dem Garten zufuͤhrenden Ueberschwemmungen von diesem abzuhalten. An der andern Seite des Gartens zieht sich ein Graben hin, welcher die Graͤnze sichert, und das jenseits kommende Wasser aufnimmt. Dieser Bach liegt 4 Fuß tiefer, als der, welcher durch den Garten fließt, welchen man in jenen haͤtte leiten koͤnnen, wenn nicht obige Umstaͤnde zu beruͤcksichtigen gewesen waͤren; ich machte daher die Einrichtung, daß bei einer einzutretenden Ueberschwemmung, durch die der meiste Schlamm in den Garten gefuͤhrt wird, der Muͤhlbach mittelst einer Schuͤze geschlossen werden konnte. Den Muͤhlbach sezte ich durch einen neu ausgehobenen Graben mit jenem niederer liegenden in Verbindung, welcher, wie ich bereits anfuͤhrte, an der Graͤnze des Gartens hinfließt. Diesen Graben legte ich ohngefaͤhr 400 Fuß außer der Graͤnze des Gartens an, und hier erbaute ich eine Stellschuͤze, welche sich bei wachsendem Wasser selbst schließt. Der Muͤhlbach hatte, so weit er schon vor langer Zeit kuͤnstlich hergestellt war, eine Breite von 6 und eine Tiefe von 3 Fuß. Dem neuen Graben, den ich vom Muͤhlbache in den tiefer liegenden fuͤhren ließ, gab ich eine solche Richtung, daß er unter einem spizigen Winkel in den untern einmuͤndete, der bei einer Tiefe von 3 Fuß eine Breite hat, welche am obern Rande 8, und am untern 4 Fuß betraͤgt. Auf diese Art erhielten die Seiten des neuen Grabens eine schraͤge Richtung, worauf ich um so mehr zu sehen hatte, weil dem neuen Graben ein großes Gefaͤll zukam. Wenn der Muͤhlgraben 2 Fuß Wasser fuͤhrt, so ist fuͤr den Garten hinlaͤnglich gesorgt. In dieser Hoͤhe legte ich vor dem neuen Graben, mit den Muͤhlbachufern parallel, ein kleines Ueberfallwehr 12 Fuß lang an. Fuͤhrt nun der Muͤhlbach mehr Wasser als zwei Fuß in der Dicke, so theilt sich hier die Wassermenge, und ein Theil faͤllt in den neuen Graben. Waͤchst es aber so stark an, daß es allenfalls 6 Zoll uͤber das Wehr faͤllt, so ist die im Muͤhlbache befindliche Schuͤze so eingerichtet, daß sie von selbst niederfaͤllt. Man ist daher auch dann außer Sorge, daß der Garten nicht verwuͤstet wird, wenn bei Nacht ein starker Regen faͤllt. Diese Fallschuͤze hat folgende Construction. Die Zeichnung Fig. G und H. Tab. V.enthaͤlt einen Durchschnitt nach der schmalen und langen Seite. Die Breite des Baches betraͤgt 6 und die Tiefe 3 Fuß. Auch hier wurde das Ufer auf eine Laͤnge von 12 Fuß mit bezimmerten Hoͤlzern ausgewandet, und mit Erdreich befestiget. Lit. a. Fig. G und H. sind die in der Erde befestigten Saͤulen, an welchen die Schleuse auf- und nieder geht. Diese Saͤulen haben einen Falz, auf welchen starke Leisten b genagelt, wodurch fuͤr das Schuzbrett eine Nuth lit. c entstehet. Beide Saͤulen sind mit dem Kronholz d verbunden, und bei lit. e ist eine Welle zum Aufziehen der Schuͤze angebracht. Das Schuzbrett haͤngt an den beiden Ketten lit. f, und diese sind an der obigen Walze befestiget und um dieselbe gewunden. In die Walze aber sind an beiden Enden auf der Peripherie herum vier Loͤcher g eingestemmt, und in diese werden die kleinen Hebel h gesteckt, womit die Walze herum gedreht und die Schuͤze gehoben wird. Bleibt einer von diesen kleinen Hebeln stecken, und spreizt oder druͤckt sich an das Kronholz, so bleibt die Falle in der Hoͤhe. Nun muß ein Brett mit zwei Armen Fig. I. gemacht werden, und dieses wird, wie Fig. H . im Profil zeigt, eingesezt, so daß das Brett 6 Zoll hoͤher steht, als der gewoͤhnliche Wasserstand im Muͤhlbach ist. Bei dem Punkte i kommen durch die Arme eiserne Naͤgel, welche in die Saͤulen befestiget sind. Auf diese Art sind die beiden Arme mit dem unten befindlichen Brett beweglich, und zwar bewegen sie sich um die in den Saͤulen befestigten Naͤgel. Oben in den beiden Armen sind wieder starke eiserne Naͤgel lit. k angebracht, und diese greifen in Loͤcher der Welle, wenn die Schuͤze gehoͤrig aufgezogen ist. Dieses ist vorzuͤglich bei Fig. H. lit. k zu sehen. Dadurch wird an der Welle das Fallbrett oder die Schuͤze in der Hoͤhe gehalten. Die kleinen Hebel h, welche nur zum Aufziehen und Umdrehen der Welle dienen, werden nun ganz bei Seite gelegt. Schwillt nun das Wasser an, und stoͤßt an das Brett, welches an den Armen befestiget ist, so wird es vorwaͤrts gedruͤckt, und die obern Naͤgel in den Armen lit. k aus der Welle heraus gezogen. Dann faͤllt das Schuzbrett, und der Bach ist geschlossen. Die Loͤcher in der Welle, in welche die Naͤgel lit. k greifen, kann man mit Eisenblech ausfuͤttern lassen, weil sich dann die Naͤgel um so leichter heraus ziehen. Außerdem druͤcken sich die eisernen Naͤgel in das Holz, und erweitern die Loͤcher zu sehr. Diese Fallschuͤze ist sehr einfach; weil sie nicht mehr Raum einnimmt, als eine gewoͤhnliche, kann sie uͤberall gewendet, und von jedem Zimmermann leicht hergestellt werden. Die Wirkung dieser Fallschuͤze war unter den dabei beschriebenen Umstaͤnden diejenige, welche man sich davon versprochen hat. Die Ueberschwemmungen haben bei weitem nicht mehr so viel Schlamm in den Garten gefuͤhrt, wie vormals; aber das ruͤckwaͤrts heraufstauende Wasser erreichte noch eine betraͤchtliche Hoͤhe. Wenn man nach der Errichtung der Fallschuͤze eine Ueberschwemmung im Garten betrachtete, so war das zuruͤckgestaute Wasser im Garten ruhig; aber der Graben an der Graͤnze hatte dagegen mehr Geschwindigkeit. Man gewann nun dabei so viel, daß weniger Schlamm in den Garten gefuͤhrt wurde, und daß der reißende Muͤhlbach keine Verwuͤstungen daselbst mehr anrichtete. Um aber dem Muͤhlgraben außer dem Garten mehr Gefaͤlle zu geben, soll derselbe gereiniget, und die zusammengesunkenen Ufer abgestochen, und uͤberhaupt mehr erweitert werden. Ich bin uͤberzeugt, daß, wenn einmal dies geschehen seyn wird, auch das Wasser keine solche Hoͤhe im Garten mehr erreicht. Ein dritter, mir vorgekommener Fall, welcher mich bestimmte, eine Schuͤze anzubringen, war von weit groͤßerer Wichtigkeit, als die bisher beschriebenen, weil der davon zu erwartende Nuzen auf der einen, und der Schaden auf der andern Seite viel groͤßer war. Der Austrocknung großer Moorgruͤnde, und der Auswaͤsserung der darin gezogenen Kanaͤle und Graͤben koͤnnen in der Naͤhe angelegte Muͤhlen schaͤdlich seyn. Dagegen leidet auch oft ein großer Distrikt von Doͤrfern und einzelnen Hoͤfen durch Mangel an nahen Muͤhlen. Zwei Uebel, denen schwer auf einmal zu begegnen ist. Nicht nur das Privat-, sondern auch das allgemeine Interesse tritt hier ins Spiel, und es ist nicht leicht auszumitteln, welches die meiste Beruͤcksichtigung verdiene. Einen speciellen Fall, welcher diese Motive umfaßt, kann ich hier aus gewissen Ursachen nur im Allgemeinen vortragen; jedoch wird diese Allgemeinheit der technischen Anordnung und der wissenschaftlichen Behandlung, welche dabei beobachtet wurde, nichts schaden. Zeit und Ort tragen ohnehin wenig zur richtigen Ansicht und Erlaͤuterung der nun folgenden Beschreibung bei. Die Entwaͤsserung einer großen versumpften Gegend ist, wie gesagt, mit vielen Schwierigkeiten verbunden, und erfordert nicht nur einen erfahrnen, sondern auch einen mit allen theoretischen Kenntnissen ausgeruͤsteten, und mit allen dazu gehoͤrigen Huͤlfswissenschaften vertrauten Mann. Eine geometrische Aufnahme des Bodens, und ein genaues Nivellement verschaft ihm die allgemeine Uebersicht, und dann treten erst die wichtigsten Arbeiten ein, welche Fleiß, Anstrengung und Beharrlichkeit erfordern. Wenn man zur Trockenlegung eines Moorgrundes freie Hand hat, so ist die erste Behandlung desselben vielleicht nicht mit so vielen Schwierigkeiten verbunden, als wenn der Boden schon durch ein fehlerhaftes Verfahren, durch unschicklich gezogene Graͤben u.s.w. verdorben ist. Dergleichen Fehler sind schwer zu verbessern, und bei ungeschickten Maaßregeln wirkt die geringste Vernachlaͤßigung der gezogenen Graͤben, welche sich, weil sie fehlerhaft sind, leicht verschlammen, nachtheilig aufs Ganze. Es sind viele Beispiele vorhanden, daß schon so ziemlich trocken gelegte Moorgruͤnde durch einige Vernachlaͤßigung wieder versumpften, blos deswegen, weil die ersten getroffenen Maaßregeln nicht fehlerfrei waren. Von dieser Wahrheit uͤberzeugte ich mich, als ich den Auftrag erhielt, eine versumpfte Gegend zu untersuchen, und Mittel zu ihrer Wiederaustrocknung anzugeben. Damit der Leser von dieser Untersuchung und von den vorgeschlagenen Mitteln zur Verbesserung des Bodens eins Uebersicht erhalte, fuͤge ich auf der Tab. V. einen Situations-Plan bei, den ich nun vorlaͤufig erklaͤre. Lit. abcd und e ist ein Bach, welcher der Muͤhlbach heißt, weil er die bei lit. m befindliche Muͤhle treibt. Dabei muß ich kuͤrzlich bemerken, daß diese Muͤhle in der ganzen Gegend die einzige und fuͤr viele Doͤrfer und einzelne Hoͤfe Beduͤrfniß ist. Der gedachte Muͤhlbach hat oberhalb Quellen, und einen großen Zufluß erhaͤlt er durch einige Seitengraͤben aus dem Moorgrunde, dann nimmt er auch zur Regenzeit das von den Anhoͤhen zusammenfließende Wasser auf. Auf der rechten Seite des Baches faͤngt ein großer, mehrere hundert Tagwerke haltender, versumpfter Boden an. Diesen, kaum zu einer Viehweide nuzbaren Grund auszutrocknen; hat man schon vor langer Zeit die Graͤben oder Kanaͤle fg, hi, kig gezogen. Der Graben kigd ist einer der bedeutendsten, und fuͤhrt der Muͤhle lit. m das meiste Wasser zu. Bei lit. g war die Eiche oder das Muͤhlwehr, uͤber welches das fuͤr die Muͤhle uͤberfluͤssige Wasser fiel, und in den Graben glne weiter lief. Die Graͤben opq und qr entwaͤsserten den Grund auf der andern Seite. Durch den Moorgrund zog sich ein gemachter Weg stuv, welcher zu beiden Seiten gewoͤhnliche Graͤben hat, und wenn bei starken Regenguͤssen der Kanal kig das Wasser nicht mehr fassen kann, oder wenn er verwachsen ist, wie ich bei der Untersuchung fand, so zieht sich das Wasser in den Weggraͤben nach der Richtung stub fort, und faͤllt in den Bach lne. Das bloße Anschauen der Zeichnung wird die fehlerhafte Richtung der saͤmmtlichen Graͤben deutlich zeigen. Der Graben kig geht quer uͤber den Grund, und liegt ziemlich hoch, um der Muͤhle Wasser zufuͤhren zu koͤnnen. Auf diesen stoͤßt der Wassergraben hi senkrecht, und eben so der Kanal fg. Die Richtung gh war ebenfalls senkrecht auf dem Muͤhlbach, und wurde erst abgerundet, um dem Graben eine bessere Einmuͤndung zu geben. Durch den hochgefuͤhrten Graben kg entstand fuͤr den obern Distrikt ein eigentlicher Damm, welcher sich der Entwaͤsserung entgegen stellte. Daher war auch bei lit. A. eine ganz versumpfte Strecke, welche nicht einmal mehr zu einer Viehweide dienen wollte. Um den obern Distrikt auszutrocknen, haͤtte man nach der Richtung wx einen Graben ziehen sollen, und auf diesen waͤren dann die Graͤben hi und fg in einem spizigen Winkel gefallen, wodurch ein besserer Abzug entstanden waͤre. Aber dann haͤtte auch die Muͤhle weit weniger Wasser gehabt. Unter diesen Umstaͤnden war die Austrocknung des obern Distrikts unmoͤglich, so lange die Muͤhle in der Art besteht. Nun entstand die Frage: finden sich Mittel vor, wodurch die Trockenlegung des Grundes moͤglich gemacht, und die Muͤhle fuͤr die Gegend doch erhalten werden kann? Die Folge wird diese Frage beantworten. – Der Graben hi fuͤhrt zwar Wasser, aber er hat bei weitem nicht so viel genuͤzt, als er sollte. Um die versumpfte Strecke A auszutrocknen, sollte ein neuer Graben gezogen werden, und zwar nach der Richtung yz, die spizwinklicht auf den Graben fg stoͤßt. Nach einem angenommenen Nivellement hat sich ergeben, daß der Graben fg von oben bis zum Punkte n 6 Fuß Gefaͤll hatte, und dieses war so ungleich vertheilt, daß von f bis g zwei, und von g bis n 4 Fuß waren. Wird nun dieses Gefaͤll gleichmaͤßig vertheilt, so wird es moͤglich, den obern Distrikt auszutrocknen. Man hat nun ferner gefunden, daß der Muͤhlbach abcd und der Graben kigd der Muͤhle Wasser genug zufuͤhren. Nun wurde folgendes vorgeschlagen: Der Graben kigd soll geraͤumt und erweitert werden, so daß er mehr Wasser fasse. Dann soll man die Einmuͤndung des Grabens hi nach der punktirten Linie αβ verbessern, und eben so die Richtung gdm abrunden. Der Graben fgln aber soll so vertieft werden, daß sich das saͤmmtliche Gefaͤll gleichmaͤßig vertheile, und dieser Graben soll bei g unter dem Kanal oder unter einem daselbst anzulegenden Gerinne durchgehen. Dieses geht um so eher an, da unter dem Bett der Wasserleitung eine Vertiefung von 4 Fuß anzubringen ist. So weit die Wasserleitung uͤber den Bach gehen soll, ist, wie gesagt, ein Gerinne von eichenen Dielen auf Pfaͤhlen und Zwingen herzustellen, und unter diesem zieht sich der Graben fl hindurch. Die rechte Seite des Gerinnes wird auf eine gewisse Laͤnge nur so hoch gemacht, als es der Eichpfahl der Muͤhle verlangt, und dann bildet sich hier eine Wehr oder der Muͤhlabfall. Durch diese Vorkehrung ist fuͤr den obern auszutrocknenden Distrikt schon sehr viel, ja ich moͤchte sagen, alles gewonnen, was hier zu gewinnen ist, denn bei lit. g liegt der von oben herunter kommende Entwaͤsserungs-Graben 4 Fuß tiefer als sonst. Der neu zu ziehende Graben yz entwaͤssert den Sumpf A vollkommen, weil der Graben bei z eine Tiefe von 2 1/2 bis 3 Fuß erhielt. Zu diesem kommt noch, daß der neue Graben yz oben sich sehr nahe an den Graben hαβ hinzieht, und mithin alles Wasser dieser Gegend aufnimmt und in den vertieften Graben fuͤhrt. Unter solchen Umstaͤnden wird der Graben oder die Wasserleitung lit. kg fuͤr den obern Distrikt unschaͤdlich. Wenn der Graben bei lit. z auf eine Vertiefung von 3 Fuß bekommt, so ist es unter gewissen Umstaͤnden doch noch moͤglich, das hier zusammenfließende Wasser fuͤr die Muͤhle zu benuzen, wenn man einen neuen Graben zc fuͤhrt. Wollte man jedoch den Hauptgraben hier wieder aufdaͤmmen, um alles Wasser auf die Muͤhle zu gewinnen, so wuͤrde die ganze, bisher vorgeschlagene, Verbesserung zernichtet und aufgehoben, weil dann wieder jede Ueberschwemmung zuruͤcktreten, und den obern Boden versumpfen wuͤrde. Bei gewoͤhnlichem Wasserstande kann der Graben ohne allen Nachtheil so hoch gestemmt werden, daß das Wasser auf die Muͤhle fließt. Wenn man daher bei lit. B. eine Schleuse in dem Kanal fg anbringt, so kann bei geringem Wasserstand das Wasser auf der Muͤhle benuzt werden. Aber diese Schleuse muß sich oͤffnen, sobald das Wasser anschwillt. Um aber das Ziehen der Schuͤze nicht Menschen zu uͤberlassen, welche es leicht versaͤumen koͤnnen, habe ich folgende Vorrichtung angerathen: eine Schleuse naͤmlich, welche sich von selbst oͤffnet, sobald das Wasser groß wird. Die Breite des Baches ist 12 Fuß, und auf diese Breite wuͤrde eine Aufziehschuͤze zu schwer werden, weshalb man auf eine andre Art denken mußte. Lit. C. ist der Grundriß und lit. D. der Aufriß einer hier anzuwendenden Schleuse. Lit. a und b sind die Saͤulen an den beiden Ufern des Baches, und diese koͤnnen mit Strebebiegen gegen das Schieben nach der Seite verwahrt werden. In der Mitte des Baches ist das Holz c angebracht, und mit der Bedielung des Bodens befestiget. Nun werden zwei Thuͤren, wovon lit. E. eine ist, gemacht. Unten haben sie starke eiserne Zapfen dd, welche in die eichene Fallthuͤr eingelassen und mit Schrauben befestiget sind. Diese eisernen Zapfen stecken in den Angeln der Saͤulen ab und des Pfostens c Fig. E . Um diese Angeln beschreiben sie nun einen Viertels-Zirkel xy, und koͤnnen zugemacht und niedergelassen werden. Wenn die Schleusenthuͤren auf dem Boden liegen, gehen sie buͤndig mit der Bedielung oder Ausbettung des Baches, und das Wasser streicht ungehindert daruͤber hin. Bei lit. e stehen zwei starke Saͤulen, welche oben eine Welle f haben, durch welche die Thuͤren mittelst der Ketten gh aufgewunden werden. Nun aber liegt quer uͤber den Bach der Riegel ik, welcher in der Mitte durch einen starken Bieg l unterstuͤzt wird. Jede Thuͤre hat in der Mitte einen Schenkel Fig. E. m. n, und C und D. lit. n. Ueber den Schenkel und die Thuͤre geht die eiserne Schiene no. Fig. E . Oben bei n ist ein Scharnier, an dem sich die andere eiserne Schiene p bewegt, und diese ist bei q unterwaͤrts mit einem Zapfen versehen. Sind die Thuͤren mittelst der Welle f aufgezogen, so wird die eiserne Schiene p nieder und auf den Riegel k gedruͤckt, wo dann der Zapfen q eingreift und die Thuͤre so fest haͤlt, daß sie dem Druck des Wassers rs widerstehen kann. Ferner ist zwischen den beiden Saͤulen e eine bewegliche Welle t angebracht, und an diese ist durch die ganze Breite des Baches ein Brett u befestiget, welches 6 Zoll hoͤher steht, als der gewoͤhnliche Wasserstand im Kanal. Bei v ist ein eiserner Hebezapfen. Waͤchst nun der Bach an, so stoͤßt das Wasser an das Brett u, bewegt es vorwaͤrts, und die Welle t mit dem Hebezapfen q druͤckt die Schiene p in die Hoͤhe. Nun wird die Thuͤre niedergeworfen, und das Wasser faͤllt daruͤber hin, so daß der Bach seine vollkommene Tiefe erhaͤlt. Eine solche Schuͤze ist vermoͤge ihrer einfachen Struktur sehr dauerhaft; sie laͤßt sich leicht richten, und verfehlt ihre Wirkung nie. Die bisher beschriebenen Stauschuͤzen koͤnnen in verschiedenen Faͤllen angewendet werden; vorzuͤglich eignet sich die lezte zu großen Materialfaͤngen, um diese ganz wasserleer zu machen. Schließlich habe ich mir vorgenommen, noch einige Worte uͤber kleine Material- oder Schlammfaͤnge vorzutragen, weil diese fuͤr Oekonomen und Gutsbesizer nicht ohne Interesse seyn werden. Baͤche, welche viel Gefaͤll haben und durch Thaͤler fließen, die zu beiden Seiten mit Bergen eingefaßt sind, von denen bei Regenguͤssen viel Wasser zusammen stroͤmt, solche Baͤche fuͤhren viel Schlamm, Erde und Kies mit sich. Dieses Material wird dann in dem Bache, vorzuͤglich da, wo er weniger Geschwindigkeit hat, abgesezt, oder es werden wohl gar die Wiesgruͤnde damit angefuͤllt. Beides ist schaͤdlich; denn wird der Bach mit Schlamm und Erde angefuͤllt, so faßt er die gehoͤrige Wassermenge nicht mehr, so daß die kuͤnftigen Ueberschwemmungen um so gefaͤhrlicher sind, und werden die Wiesen und Felder mit Schlamm uͤberdeckt, so wird das Futter schlechter, oder wohl gar unbrauchbar. Wenn dergleichen Baͤche blos Sand und Kies fuͤhren, so ist eine Ueberschwemmung unter allen Umstaͤnden und zu jeder Jahreszeit schaͤdlich. Fuͤhren sie aber Schlamm und Erde so koͤnnen solche als ein Duͤngungs-Mittel benuzt werden; nur sollten dann die Ueberschwemmungen nicht zur Unzeit eintreten. Einer Ueberschwemmung ist nicht wohl vorzubeugen; aber durch die Anlegung eines sogenannten Schlammfanges kann man das meiste Materiale von den Wiesen und Feldern abhalten. Ein solcher Schlamm- oder Material-Fang wird da angelegt, wo der Bach am meisten Materiale absezt und auf die Wiesen fuͤhrt, oder wo es sonst hie Umstaͤnde raͤthlich machen. Kommen Baͤche von Anhoͤhen, die zur Regenzeit viel Wasser haben, und in einen Hauptgraben fallen, so sollen sie, ehe sie einmuͤnden, dergleichen Faͤnge haben, damit der Hauptbach weniger angefuͤllt wird. Ein Schlammfang ist nichts als ein kleiner Teich von einigen Quadratruthen. Auf der einen Seite fließt der Bach in denselben und auf der andern wieder ab. Jedoch hat man dahin zu sehen, daß der Einfluß und Abfall nicht einander gegenuͤber stehen. Ist der Schlammfang ein langes Viereck, so mag der Einfluß auf der einen schmalen Seite seyn, und allenfalls in der Mitte von der langen ist der Abfall angebracht. Der Schlammfang wird 2-3 Fuß tiefer gegraben, als das Bett des Baches, und er soll so verwahrt werden, daß das Wasser nichts ausreißen kann. Vor dem Ausfluß liegt ein kleines Ueberfallwehr, so hoch als es die Umstaͤnde erlauben, und so lang als es angeht. Hat man festes Erdreich, so ist es nicht noͤthig, die Seiten des Schlammfangs auszuwanden, sondern nur abzuflaͤchen; legt man ihn aber in ein sumpfiges Erdreich, so wird eine Auswandung nothwendig werden. In einer solchen Vertiefung sezt sich nun viel Schlamm ab, und nach voruͤber gegangenem Regen kann man ihn ausheben. Daher soll man einen solchen Schlammfang an einen solchen Plaz legen, wozu man bestaͤndig kommen kann, um den eingefloͤßten Schlamm abzufuͤhren. Ist der Schlamm nicht mit Sand und Steinen zu sehr vermischt, so giebt er ein treffliches Duͤngungsmittel. Mit Sand gemischte Erde ist starker Feldung zutraͤglich; fetter Schlamm aber, wenn er uͤber Winter auf einen Haufen zusammengeschlagen wird, taugt auf Wiesen und magere Felder.