Titel: Beschreibung eines neuen Flaschenzuges mit concentrischen Rollen, zum Gebrauche der Schiffart; eine Erfindung des Schiffslieutenants, Hrn. Schuldham.
Fundstelle: Band 2, Jahrgang 1820, Nr. II., S. 14
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II. Beschreibung eines neuen Flaschenzuges mit concentrischen Rollen, zum Gebrauche der Schiffart; eine Erfindung des Schiffslieutenants, Hrn. Schuldham. Uebersezt vom Prof. Marechaux,aus dem Bulletin de la Société d'encouragement pour l'Industrie nationale 18. Jahrgang Seite 39. Beschreibung eines neuen Flaschenzuges. Die Londner Aufmunterungsgesellschaft hat den Flaschenzug untersucht, den H. Schuldham ihr vorgelegt hat, und nachdem sie die Vortheile desselben fuͤr die Schiffart erkannt hatte, ertheilte Sie dem Erfinder die goldene Medaille. Dieser Flaschenzug besteht aus concentrischen, eisernen, hoͤlzernen, oder messingenen Rollen. Diese lezten, als die einfachsten, und die solidesten, verdienen eine besondere Erwaͤhnung. Die Vorzuͤge der neuen Einrichtung sind: 1. Daß die Axe in den Rollen selbst befestigt ist, so daß die beiden Zapfen desselben sich frei in den Backenstuͤcken der Huͤlse, auf Pfannen bewegen; bei gewoͤhnlichen Flaschenzuͤgen dreht die Rolle auf ihre Axe. 2. Daß die Axe auf kleinen Rollen von Gußeisen ruht, wodurch die Reibungen vermindert werden. 3. Daß der ganze Flaschenzug aus einer einzigen Rolle mit mehreren concentrischen Einschnitten besteht, mit der besonderen Einrichtung, daß anstatt eines Seiles zwei von einander getrennte angebracht werden koͤnnen; was die Arbeit beim Gebrauche erleichtert, und die Reibung des Seiles vermindert. Da die Wirkung dieser Seile auf den Mittelpunkt des Flaschenzuges gerichtet ist, so bleiben sie immer gespannt, und weil sie duͤnn und biegsam sind, so legen sie sich besser in die Einschnitte und verlassen sie nicht leicht. 4. Daß die Durchmesser der Rollen nach der Menge der Seile gerichtet werden koͤnnen. Fig. 7 Tab. XI. zeigt von vorne den Flaschenzug von Metall (cuivre) mit seinen concentrischen Rollen, mit einem gewoͤhnlichen Flaschenzug mit zwei Rollen in Verbindung gesezt. Fig. 7 und 8 sind die Durchschnitte derselben. AA Backenstuͤcke des Flaschenzuges; B der Hacken um ihn aufzuhaͤngen. C concentrische Rollen, aus einem einzigen Stuͤcke. DD die Ende ihrer Axe. Die Rollen sind zur Haͤlfte nur von den Backenstuͤcken bedeckt. E untere Rollen, ebenfalls aus einem Stuͤcke, aber von verschiedenen Durchmessern. Die Backenstuͤcke ihrer Huͤlse sind durch die Schrauben FFF verbunden. Die Huͤlse schließt nahe genug an die Rollen an, um das Ueberspringen der Seile zu verhindern, ohne doch die Bewegung zu hemmen. GG kupferne Platten, vermittelst zwei Schrauben an den Backenstuͤcken befestigt. HH staͤhlerne, gehaͤrtete Schrauben, sie gehen durch die Platten GG und verhindern das Hin- und Herlaufen der Axe. Hier hat der Erfinder der eisernen Rollen unter den Axen weggelassen. Er bringt sie nur an Flaschenzuͤgen von Eisen oder von Holz an. Ein Gewicht I von 16 Pfund, das der Hacken K traͤgt, haͤlt das Gleichgewicht mit einem andern Gewichte L, das nur 1 Pfund wiegt. Dieses lezte haͤngt an den beiden Seilen MM, die uͤber die doppelte Rolle N gehn, die sich in der Huͤlse O bewegt. Um die Seile an diesen neuen Flaschenzug anzubringen, so befestiget man zuerst beide Seile an die obere Huͤlse A, in den mit PP, Fig. 8 bezeichneten Stellen, dann windet man sie um die aͤußersten Rollen der untern Huͤlse E welche die kleinsten sind, von hier aus fuͤhrt man sie uͤber die kleinsten oberen Rollen, und faͤhrt nun so fort, bis man die Rolle Q Fig. 7 welche die groͤßte ist, erreicht hat. Von hier aus fuͤhrt man beide Seile uͤber die doppelte Rolle N, um daran das Gewicht L zu befestigen, welches hier die Kraft vorstellt. Die Seile, auf diese Art verdoppelt, indem sie gleichfoͤrmig von beiden Seiten des Flaschenzuges wirken, tragen dazu bei ihn horizontal zu erhalten. Der Erfinder versichert daß die Reibung zweier getrennter Seile weit geringer ist, als die Reibung eines einzigen, aber doppelt so starken Seiles. Er sezt hinzu, daß der Durchmesser der Einschnitte von dem Mittelpunkt des Seiles genommen werden muß; alsdann wird er genau darin anliegen, und alles Schwanken beim Nachlassen verhindern. Die Durchmesser der Einschnitte von einem Mittelpunkte des Seiles zum andern, muͤßen in folgendem Verhaͤltnisse wachsen; naͤmlich an der untern Rolle. 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, an der oberen, 2, 4, 6, 8, 10, 12, und 14Um die Einsicht dieser neuen Einrichtung zu erleichtern, glauben wir einen kurzen Beweis des Grundsazes geben zu muͤssen, auf welchem sie beruht. Wenn man voraussezet, daß die auf einander folgenden Rollen von demselben Durchmesser sind, so wird, wenn die erste sich einmal um ihre Axe dreht, die zweite sich um die ihrige 2 mal, die 3te 3 mal etc. drehen. Aber sie wuͤrden sich nicht oͤfter umdrehen, wenn ihr Umfang, vom Mittelpunkt aus berechnet, nach derselben Proportion zunaͤhme, und gerade dieses geschieht an Herrn Schuldham's Flaschenzug. Nimmt man den Durchmesser der ersten Rolle, mit dem des Seiles zur Einheit, so wird derselbe Durchmesser doppelt fuͤr die 2te Rolle, dreifach fuͤr die Dritte, und so fort bis zur lezten Rolle, von welcher das Seil abgeht, um die Wirkung der bewegenden Kraft zu erfahren. Daher hat der Erfinder mit Recht geschlossen, daß diese Rollen aus einem einzigen Stuͤcke bearbeitet werden koͤnnten, da mit einer Axenumdrehung das Seil an denselben, eben den Weg zuruͤcklegt, als unter der obigen Voraussezung. Indeß muß bei der Bestimmung der Durchmesser die groͤßte Genauigkeit beobachtet werden, sonst wuͤrde das Seil in der Hoͤhlung der Rollen fortrutschen, anstatt sich bloß anzulegen; auch muͤßen die Seile wenn man sie erneuert, von gleichem Durchmesser gewaͤhlt werden..