Titel: Neueste englische, oder, wenn man will, älteste römische Weise zu pflastern.
Fundstelle: Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XIX., S. 151
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XIX. Neueste englische, oder, wenn man will, älteste römische Weise zu pflastern. Mit Abbildungen. Tab. XIII. Englische Art zu Pflastern. Nicht jede Stadt in Deutschland hat das, was der deutsche Epigrammatiker »Gottes-Segen fuͤr die Pflasterleute« nannte, so gut genaͤhrte und wohlbeleibte Personen, daß jeder ihrer Fußtritte den maͤchtigen Stoß der Pflasterstampfe aufwiegt. Wir haben vielmehr in unseren Staͤdten unter dem Namen Pflastertreter so leichte aͤtherische Wesen, als es nur immer eine Nebel-Gestalt in Ossian zu seyn vermag, die den armen Pflasterern wenig zu statten kommen. Es ist daher um so noͤthiger fuͤr das Pflaster unserer Staͤdte zu sorgen, als man in mancher Stadt, selbst in mancher Hauptstadt von Deutschland, nach einem Regen eben so elastisch auftritt, als gieng man auf einer polnischen oder russischen Bruͤcke. Auf zehn Klafter weit wird alles, was unter dem Fuße liegt, bei jedem Tritte lebendig, und Steine huͤpfen wie Kroͤten und Froͤsche nach einem langen Regen empor. Nach zwei tausend Jahren liegt auf mancher alten Roͤmerstraße in Italien, im suͤdlichen Frankreich, in Spanien, noch jezt der Pflasterstein, den die Hand der Heiden auf eine christlichere Weise als die unserer unchristlichen Pflasterer hinlegte, fest, und unverdorben, weil er fest gelegt wurde. Auf diese alt roͤmische Kunst, fest und fuͤr Jahrtausende zu pflastern, ließ Hr. Hans Jakob AlexanderM'Carthy, No. 4, Spring Gardens, Westminster, Gentleman, sich unter dem 8. April 1818 ein Patent ertheilen, welches in dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture II. Series N. CCXV. April 1820 p. 276 erklaͤrt ist, ohne daß man jedoch bemerkt hatte, daß diese neue Erfindung vor zweitausend Jahren die Praxis der damaligen Pflasterer gewesen ist. Die auf Taf. XIII. befindliche Zeichnungen werden diese neue Erfindung und alte Praxis jedem deutlich erklaͤren, der seinen Hof oder seine Stadt auf eine fuͤr beide ehrenvolle, d.h. alt- nicht neuroͤmische, dauerhafte Weise pflastern will. A ist das Profil irgend einer Steinmasse (Granit oder irgend einer zum Pflastern tauglichen Steinart) beliebiger Dimension; 1. 2. 3. 4. sind die Gefuͤge, Schwalbenschweif-Ausschnitte, mit welchen diese Steinmasse in die ihr zunaͤchst liegenden eingreift, und dadurch dieselben noͤthigt, die Last, die uͤber sie hinrollt, mitzutragen. Noͤthigen Falles koͤnnen diese Steinmassen noch an ihrer untern Flaͤche mittelst der eingehauenen Loͤcher durch Eisenklammern befestigt werden. B zeigt ein solches Pflaster, und die Weise, wie die Steine eingreifen, von oben. Hr. M'Carthy glaubt, man sollte der oberen Flaͤche dieser Pflastersteine, »um sie dem gegenwaͤrtigen Pflaster!! aͤhnlich zu machen« (to present a surface similar to the present!!! street pavement) die in der Figur ausgedruͤckte Form geben, und in solche biscottenfoͤrmige Erhabenheiten ausmeiseln. Nothwendig wuͤrden und muͤßten diese sich bald abnuzen. Es wuͤrde besser und leichter seyn, um den Tritt der Pferde zu sichern, die Steine kreuz und queer in schmalen Rinnchen einzubauen, und vielmehr durch Vertiefungen als durch Erhabenheiten uneben zu machen. Daß aͤhnliche Vorrichtungen sich auch an Backsteinen, die zum Pflastern der Kuͤchen, Floͤze etc. bestimmt sind, mit Vortheile anbringen ließen, ist wohl fuͤr sich klar.