Titel: Beschreibung einer Kaffee-Maschine mit doppelten Filtrirseiher.
Fundstelle: Band 2, Jahrgang 1820, Nr. XXXVIII., S. 340
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XXXVIII. Beschreibung einer Kaffee-Maschine mit doppelten Filtrirseiher. Von Hrn. Morize, Klempner in Paris.L'Observateur de l'Industrie et des Arts. Nro. 9. Man vergleiche auch damit das Verzeichniß der in Frankreich ertheilten Patente. S. 110. Mit einem Zusaz des Herausgebers. Mit AbbildungenTab. XIV. Morize's Beschreibung einer Kaffee-Maschine. Die gewoͤhnliche Methode, Kaffee in den Maschinen à la Dubelloy zu bereiten, hat mancherlei Unbequemlichkeiten, denen der Erfinder dieser Maschine auf eine sehr gluͤckliche Weise abgeholfen hat. Es verstopfen sich sehr leicht bei jener die Filtrirseiher, besonders wenn man auf ein Mal viel aufgießt, wodurch ein betraͤchtlicher Zeitverlust entsteht, indem die Fluͤssigkeit nur langsam durch die Kaffeeschichte dringt. Die zuruͤckbleibende Feuͤchtigkeit veranlaßt bei der beschwerlichen Reinigung der am Apparate festgemachten Filters das schnelle Rosten des blosliegenden Eisens der innern Oeffnungen des Seihers, und giebt dadurch dem Getraͤnke selbst einen uͤbeln Geschmack. Auch muß man eine ansehnliche Portion Kaffee nehmen, um einen etwas starken Kaffee zu erhalten. Bei dem Apparate des Hrn. Morize sind die Filtrirseiher zum Abnehmen eingerichtet, koͤnnen leicht gereinigt werden, und verstopfen sich nie. Man braucht um ein Drittheil weniger Kaffee und bekommt doch ein weit besseres Getraͤnke, ohne allen uͤbeln Geschmack. Dieser zum Gebrauche aͤusserst bequeme Apparat ist Tab. XIV. Fig. 1. 2. und 3. im Aufrisse und Durchschnitt dargestellt. Er besteht aus einem Rezipienten a zum warmen Wasser; aus einer Kaffeekanne b, deren Hals mit einem an einem Kettchen haͤngenden Propf i geschlossen ist, und aus drei uͤbereinanderliegenden Seihern def. Beim Gebrauche nimmt man vorerst den Seiher d, der ganz genau in den Rezipienten a eingefuͤgt seyn muß, und dessen untere Raͤnder in einer durch die kegelfoͤrmige Parthie e gebildeten Kehle ruhen, hinweg; dann trennt man die beiden Seiher ef von einander, fuͤllt den erstern d in gleicher Hoͤhe mit dem obern Rande mit Kaffee, steckt die zwei andern Seiher wieder ein, und stellt das Ganze auf den Rezipienten a, der bis zur Linie c mit Wasser gefuͤllt seyn muß; endlich schließt man die Seiher mit der Kanne b, wie in Fig. 1. und 2. zu sehen ist. In diesem Zustande sezt man den Apparat auf eine Gluͤhpfanne (oder auf eine Weingeistlampe). Wenn nun das Wasser ins Kochen kommt, so dringt der Dampf durch die zwischen den Seihern d und e befindliche Kaffeeschichte, und entwickelt den aromatischen Theil des Kaffee, der den leeren Raum der Kanne b einnimmt und nun durch den Hals i ausstroͤmet. Dieß ist nun der Zeitpunkt, wo man den Apparat vom Feuer nehmen und, wie in Fig. 2. umstuͤrzen muß, nachdem man den Deckel h abgenommen hat. In nicht mehr als fuͤnf Minuten dringt das Wasser durch den Kaffee, und nimmt den aromatischen und extraktiven Theil zugleich auf. Diese Wirkung koͤnnte aber nicht statt finden, wenn nicht fuͤr das Wiedereintreten der Luft in den Rezipienten a mittelst eines kleinen Roͤhrchens g, das nach Aussen geht, gesorgt waͤre. Ist alles beendigt, so laͤßt man den Rezipienten, a am Stiele k, sezt ihn mit den Filtrirseihern weg, und deckt den Deckel h auf die Kaffeekanne b. Um das Verstopfen der Seiher zu verhindern, hat Hr. Morize in den Seihern d und f sehr kleine, dicht aneinander stehende Loͤcher angebracht; der Seiher e gber hat große Loͤcher in ziemlichen Zwischenraͤumen. Durch diese Einrichtung kann der Kaffee, welcher zwischen d und e bleibt, den Raum e nicht durchdringen, sondern dieser bleibt leer, und die kleinen Loͤcher des Seihers sind immer offen, wodurch das Durchrinnen der Fluͤssigkeit sehr erleichtert, folglich die Dauer der ganzen Bereitung nicht wenig abgekuͤrzt wird. Diese sehr gut hergestellten Kaffeemaschinen werden nach Verhaͤltniß ihrer Groͤße zu 6 bis 10 Franks verkauft. Manche Personen lassen die Seiher von Silber machen, was sehr gut ist; denn man erhaͤlt dadurch einen Kaffee von reinsten Geschmacke. Zusaz des Herausgebers. Ich habe eine solche Kaffee-Maschine, in welcher 6 Tassen Kaffee bereitet werden koͤnnen, von Hrn. Morize in Paris kommen lassen; sie kostete 15 Franks im Ankauf, und leistete alles, was von ihr gutes in vorstehender Abhandlung gesagt wurde; ja ich muß gestehen, daß ich nie einen bessern Kaffee, als den mittelst dieser Maschine bereiteten, getrunken habe. Der Erfolg beruht auf folgendem: wenn das Wasser in dem Recipienten a kocht, dann durchdringen die aufsteigende heissen Wasserdaͤmpfe den gemahlenen Kaffee, nehmen dessen Arom, und schliessen den Kaffee selbst in seinem Innersten gleichsam auf. Wird nun die Maschine umgekehrt, so steht das kochende Wasser uͤber dem Kaffee, durch den es sich schnell filtrirt und sich dabei aller auszugsfaͤhigen Theile bemaͤchtiget, wodurch man dann einen an Arom und Extrakt gleich starken Kaffee erhaͤlt. Nach dem Muster meiner Maschine werden jezt solche von den Hrn. Zoller und Rudy, Besizer der Fabrik von lackirten Blecharbeiten in Lechhausen bei Augsburg, so wie von dem hiesigen geschickten Spenglermeister Gerhaͤuser verfertigt, welche an Guͤte und Schoͤnheit den Pariser-Maschinen gleich kommen, und allen Freunden eines guten Kaffee mit Recht empfohlen werden.

Tafeln

Tafel Tab. XIV
Tab. XIV