Titel: Literatur.
Fundstelle: Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XVI., S. 112
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XVI. Literatur. Literatur. Chemie. Handbuch der allgemeinen und technischen Chemie. Zum Selbstunterrichte und zur Grundlage seiner ordentlichen und außerordentlichen Vorlesungen entworfen von P. T. Meißner etc. II. B. In 2 Abtheilungen. Chemie der nicht metallischen Stoffe. Mit 2 Kupfertafeln. 8. Wien 1820. Gedruckt und im Verlage bei K. Gerold. 874 S. Auch unter dem Titel: Anfangsgruͤnde des chemischen Theiles der Naturwissenschaft. Der 1. Theil dieses achtbaren Werkes wurde in unserer Zeitschrift I. B. 4. H. S. 499 angezeigt, und zwar von einem anderen Mitarbeiter, dessen Ansichten auch der gegenwaͤrtige, in sofern sie dem wackeren Hrn. Verfasser Gerechtigkeit wiederfahren lassen, huldigt, obschon er nicht alle mit ihm theilt. Voluminoͤs wird dieses Werk allerdings werden, aber wer kann heut zu Tage Chemie in 2–3 Baͤnden gruͤndlich behandeln. Schreibt sie ein Meißner, so kann man wohl sagen, je mehr desto besser: allein wir muͤssen dessen ungeachtet den Hrn. Verfasser an jene Aufschrift am Tempel zu Delphos erinnern: Μηδεν ἀγαν! Ne quid nimis! Dieß ist das Einzige, was wir uns zu bemerken erlauben; denn wir sind des Glaubens, daß in dem Gebiethe einer Erfahrungs-Wissenschaft Niemand berechtigt ist dem andern Bahn und Grenze vorschreiben zu wollen. Das ist die Sache der Tanzmeister, die einen Menuet herstreichen lehren, oder eine Quadrille hinschweben, und in dem kritischen Augenblicke immer aus vollem Halse schreien: Balancez les quatre avec grace! Im Gebiethe der Erfahrungs-Wissenschaft muß volle Freiheit herrschen; jeder muß seinen Gang gehen koͤnnen, frei und ungestoͤrt in jeder Wendung die er nimmt. Man wird am Ende schon sehen, was herauskommt. Die Nachwelt allein wird vielleicht richtig urtheilen uͤber manches, woruͤber wir abgesprochen haben, ehe die Acten geschlossen waren. Dieß ist unser Glaubensbekenntniß uͤber jedes moͤgliche Handbuch einer allgemeinen Chemie. Da aber das vorliegende zugleich ein Handbuch der technischen Chemie seyn soll, so gestehen wir frei, daß wir dasselbe in dieser Hinsicht, bei allen den Vorzuͤgen die es besizt, nicht eben so hoch schaͤzen koͤnnen, als wir es als Handbuch der allgemeinen Chemie ehren; wir glauben sogar, daß es, bei dem gegenwaͤrtigen Stande der Wissenschaft, durchaus unmoͤglich ist, die allgemeine Chemie mit der technischen in einem und demselben Werke zu verbinden, und daß die Chemie, nun so innig verwandt mit der Mathematik, sich, wie diese, in zwei ganz disparate Theile trennen muß, in die reine Chemie, und in die angewandte, wovon die leztere die erstere nothwendig voraussezt in ihrem ganzen Umfange. Es gibt Mathematiker vom ersten Range, die von jedem Comptoristen, von jedem Feldmesser zu Schanden gerechnet und gemessen werden, ohne daß sie dadurch in ihrer Wuͤrde und in dem Verdienste um die reine Wissenschaft auch nur das Mindeste verloͤren; und so giebt es Chemiker, die vielleicht die Welt zersezen koͤnnten, die aber keine Retorte einsezen koͤnnen, und die des Hungers sterben muͤßten, wenn sie auch nur eine Salzsiederei leiten sollten, von welcher doch selbst ganze Staaten sich oft reichlich naͤhren. Das bekannte: divide, et impera, ist nicht bloß fuͤr die Politik, es ist auch fuͤr die Wissenschaften ewige Wahrheit. Pluribus intentus minor est ad singula sensus. Wir leben nicht mehr in jenen schaͤndlich-philosophischen Zeiten, in welchen der laut verlachte Eigenduͤnkel der eingebildeten Philosophen die Anwendung der Wissenschaft auf das Leben als rohen Technicismus, als rohe Empirie schelten darf: wir verehren die Kunst, und schaͤzen die Wissenschaft. Je maͤchtiger die Fortschritte der Wissenschaft sind, desto groͤßer muͤssen auch jene der Kuͤnste werden, und eine technische Chemie unserer Tage hat einen ganz anderen Umfang, eine ganz andere Gestalt als sie auch nur vor wenigen Jahren noch hatte. Die Aufgabe, eine technische Chemie zu liefern, die den neuesten Entdeckungen und Fortschritten in der Chemie, dem ungeheueren Umfange, den die Wissenschaft erreicht hat, auch im kleinsten Detaile entspricht, ist vielleicht noch schwieriger zu loͤsen, als jene, ein allumfassendes Handbuch der allgemeinen Chemie zu schreiben, die der Hr. Verfasser so gluͤcklich geloͤset hat. Diese Bemerkungen sollen indessen dem Werthe dieses Buches auch fuͤr Techniker nichts entziehen, und wir glauben nicht zuviel fuͤr die chemische Kunst zu verlangen, wenn wir es in der Hand jedes technischen Chemikers zu sehen wuͤnschen. Der Hr. Verfasser handelt in diesem Bande I. vom Araͤoticon, zwar eine neue, aber allerdings richtigere Benennung als die des Caloricums oder Waͤrmestoffes, den man sich bisher so oft wie einen armen Neger-Sklaven geknebelt und gebunden denken mußte. II. vom Oxigen. S. 97. III. vom Hydrogen. S. 287. IV. vom Azot. S. 343. V. vom Murium. S. 438. VI. vom Fluor. S. 515. VII. vom Jod. S. 524. VIII. vom Carbon. S. 550. IX. vom Boron. S. 627. X. vom Phosphor. S. 642. XI. vom Schwefel. S. 699. XII. vom Selen. S. 805. Alle diese werden hier in ihren verschiedenen Verbindungen unter einander betrachtet. Ein Anhang von S. 829–874 enthaͤlt 22 fuͤr Techniker sehr brauchbare Tabellen, von welchen der Hr. Verfasser mehrere ganz neu bearbeitet hat. Chemischer Katechismus. Mit besonderer Ruͤcksicht auf die Beduͤrfnisse der Landwirthe, Gewerbtreibenden und uͤberhaupt aller jener, welche die Chemie nicht bloß als Studium, sondern auch zur Anwendung im Leben sich eigen zu machen wuͤnschen. Unter steter Beachtung der neuesten Entdeckungen der Englaͤnder, Franzosen und Deutschen bearbeitet von Dr. Adolph Heinrich Meineke, ehmaligem constituirenden Mitgliede der philomatischen Gesellschaft in Berlin etc. Prag 1820, bei Friedrich Tempsky. Firma: J. G. Calve. (VIII. und 653 S. in gr. 8.) Man darf den Herrn Verfasser, welcher dermalen in Blansko bei Bruͤnn lebt, nicht verwechseln mit Hrn. Dr. Joh. Ludwig Georg Meineke, welcher in Halle lebt, und gegenwaͤrtig Mitherausgeber des Journals der Chemie ist. Waͤhrend sich lezter vorzugsweise mit der Stoͤchiometrie beschaͤftiget, scheint sich unser Hr. Verfasser mehr mit der Anwendung der Wissenschaft auf Oekonomie und Technologie zu befassen. In der Vorrede sagt er, daß er nicht Willens gewesen sei die große Anzahl der chemischen Lehr- und Handbuͤcher noch zu vermehren, daß er aber diesen Katechismus welcher urspruͤnglich nur fuͤr seinen eigenen Gebrauch beim muͤndlichen Unterrichte bestimmt war, denn doch auf Zureden mehrerer Sachkundigen herauszugeben sich entschlossen habe. Er macht dabei S. IV. sehr richtig folgende Bemerkung: „Ich weiß zwar wohl, daß niemand Chemie aus einem bloßen Katechismus erlernen wird; dazu war er aber auch nicht bestimmt, sondern er sollte nur hauptsaͤchlich zum Anhaltspunkte bei der Repetition der bereits erlernten Wahrheiten dienen.“ Dieses ist nach unserer Ueberzeugung der einzig wahre Gesichtspunkt aus welchem man diesen Katechismus betrachten muß. Chemie daraus erlernen zu wollen, rathen wir Niemanden, denn dieß waͤre ein ziemlich muͤheseliges Studium, weil der Vortrag durch die Fragen bestaͤndig unterbrochen wird; allein wenn zwei oder mehrere zusammen Repetitionen veranstalten wollen, so zwar daß der Eine immer zuerst eine Frage aus dem Buche abliest, der Andere aber sie auswendig zu beantworten sucht u.s.w., so kann dieser Katechismus sehr nuͤzlich seyn; denn es ist die Chemie darin kurz, deutlich und in einer guten Ordnung enthalten, auch findet man die wichtigern von den neuen Entdeckungen ziemlich beisammen. Wir sagen ziemlich, denn vieles, was dem Verf. im Jahr 1820, wo dies Buch gedruckt worden ist, wohl haͤtte bekannt seyn koͤnnen, wird man vergebens darin suchen, z.B. Thorinerde, hyposchwefelichte Saͤure, Hyposchwefelsaͤure, Hypophosphorsaͤure, Mekonsaͤure, Schwefelweinsaͤure, Lampensaͤure, Purpursaͤure, das Thenardische oxygenirte Wasser, die neu entdeckten Pflanzenbasen, z.B. das Morphium, Strychnin u.s.w. Diese Gegenstaͤnde haben zwar fuͤr die Landwirthschaft und die Gewerbe kein nahes Interesse, allein beruͤhrt haͤtten sie denn doch werden sollen, so wie manches andere was im Buche wirklich vorkoͤmmt. Das Selenium hat der Verf. unter die Metalle gebracht, wir glauben, daß es gleich hinter dem Phosphor besser an seiner Stelle gewesen waͤre. Auf die Lehre von den bestimmten Mischungsverhaͤltnissen, auf die Stoͤchiometrie hat sich der Verf. gar nicht eingelassen, was wir keineswegs billigen koͤnnen. Uebrigens hat das Buch, wie bereits erwaͤhnt, viele Brauchbarkeit, und wir wuͤnschen, daß es recht haͤufig gelesen und benuzt werde, und in den Staͤnden, wo die Chemie am meisten nuzen kann, diese herrliche Wisschaft immer mehr und mehr zu verbreiten. A. B. Physik. Lehrbuch der Physik von Johann Ph. Neumann, Professor am k. k. polytechnischen Institute in Wien. Erster Theil. Mit 12 Kupfertafeln. Wien 1818. Gedruckt und verlegt bei Carl Gerold. (XX. und 558 S. in gr. 8.) Zweiter Theil. Mit fuͤnfzehn Kupfertafeln. Ebendas. 1820. (XVI. u. 783 S. in gr. 8) Der Verf. hat schon im Jahr 1808, als er noch Professor in Graͤz war, ein Lehrbuch der Physik in lateinischer Sprache herausgegeben unter dem Titel: Compendiaria physicae institutio. Sein neuer Wirkungskreis, in welchem er die Physik in deutscher Sprache vorzutragen hat, veranlaßte ihn, ein neues Lehrbuch der Physik aus einem etwas veraͤnderten Gesichtspunkte zu bearbeiten. In seinem lateinischen Compendium hatte er naͤmlich die ganze allgemeine Naturlehre abgehandelt, sein deutsches Lehrbuch hingegen beschraͤnkt sich nur auf dasjenige, was man Physik in der engsten Bedeutung des Wortes nennt, es schließt daher die Chemie aus, was sehr zu billigen ist. Daraus ergiebt sich also schon, daß das vorliegende deutsche Lehrbuch nicht etwa eine Uebersezung des lateinischen, sondern durchaus ein ganz anderes Werk ist. Auch ist es kein bloßer Leitfaden fuͤr Vorlesungen, sondern ein sehr ausfuͤhrliches Handbuch zum Nachlesen, auch zum Selbstunterrichte geeignet. In der Anordnung der einzelnen Theile der Physik weicht der Verf. von anderen Physikern in vieler Hinsicht ab. Sein Lehr-Gebaͤude ist naͤmlich auf folgende Art eingerichtet: Einleitung. Bestimmung der Begriffe von Physik, Natur, Materie, Koͤrper u.s.w. Erstes Hauptstuͤck. Von den allgemeinsten Erscheinungen der Koͤrper. Allgemeine Eigenschaften der Koͤrper. Von der Bewegung im Allgemeinen, ohne Beziehung auf specielle Bewegungskraͤfte. Zweites Hauptstuͤck. Vom Weltgebaͤude. (Was man sonst unter physischer Astronomie begreift.) Wir muͤssen gestehen, daß es uns uͤberrascht hat, gleich von vorn herein in das große Weltgebaͤude eingefuͤhrt zu werden, noch ehe wir die allgemeinen Geseze der Bewegung, Anziehung, Abstoßung etc. vollstaͤndig kennen gelernt hatten. Wir sind der Meinung, daß dieses Hauptstuͤck ganz am Ende des Werkes an der rechten Stelle gewesen waͤre. Drittes Hauptstuͤck. Von den Erscheinungen der Anziehung uͤberhaupt und der in jeder denkbaren Ferne insbesondere. Mit diesem Hauptstuͤcke, welches die allgemeine Bewegungs-Lehre enthaͤlt, beginnt derjenige Theil der Physik, welchen man sonst Experimental-Physik nennt. Viertes Hauptstuͤck. Von den durch die Schwere bewirkten Bewegungen, in wiefern sie durch die Form der Koͤrper nicht modificirt werden. Freier Fall der Koͤrper. Hinabgleiten uͤber eine schiefe Flaͤche. Wurfbewegung, Centralbewegung u.s.w. Fuͤnftes Hauptstuͤck. Phaͤnomene der schweren festen Koͤrper. (Mechanik.) Sechstes Hauptstuͤck. Phaͤnomene der schweren tropfbarfluͤßigen Materien. (Hydraulik und Hydrostatik.) Siebentes Hauptstuͤck. Phaͤnomene der schweren ausdehnsamen Fluͤßigkeiten. (Aerostatik und Pneumatik.) Achtes Hauptstuͤck. Erscheinungen der vorherrschenden Anziehung in der Beruͤhrung oder in unmerklichen Abstaͤnden. Cohaͤsion. Theilbarkeit der Koͤrper. Aggregationsformen. Krystallbildung. Adhaͤsion. Erscheinungen durch chemische Verwandschaft. Chemische Bestandtheile u.s.w. Hier hat der Verf. die Grenze zwischen der Naturlehre im engern Sinne und der Chemie ziemlich gut getroffen. Neuntes Hauptstuͤck. Von den Schwingungs Bewegungen elastischer Koͤrper, besonders in Beziehung auf das Hoͤrbare derselben. (Akustik.) Zehntes Hauptstuͤck. Von den Erscheinungen der Waͤrme. Eilftes Hauptstuͤck. Von den Erscheinungen des Lichtes. (Optik. Katoptrik. Dioptrik.) Zwoͤlftes Hauptstuͤck. Von den Erscheinungen der Elektricitaͤt. Dreizehntes Hauptstuͤck. Von den magnetischen Erscheinungen. Vierzehntes Hauptstuͤck. Einiges von den irdischen Erscheinungen im Großen. (Physische Geographie und Meteorologie). Der Vortrag ist durchaus bestimmt, deutlich, und wohlgeordnet. Was uns bei diesem ausfuͤhrlichen Lehrbuche ganz besonders wohl gefaͤllt, ist die Einrichtung, daß alle Hauptsaͤze der Wissenschaft mit groͤßerer Schrift gedruckt sind, die Zusaͤze und Erlaͤuterungen aber mit kleinerer Schrift dazwischen sich befinden. Dadurch gewinnt man den Vortheil, daß sich die Grundlehren leichter und schneller auffassen lassen, und auch fuͤr sich studiert werden koͤnnen, ohne in das ausfuͤhrliche Detail einzugehen. Ueberhaupt gehoͤrt dieses Werk unstreitig zu den bessern Lehrbuͤchern der Physik; wir koͤnnen es denjenigen, welche sich in dieser Wissenschaft gruͤndlich unterrichten wollen, sehr empfehlen. Auch von Seite des Verlegers ist das Werk gut ausgestattet; der Druck ist schoͤn, und ziemlich korrekt, die Abbildungen sind gut. Mehrere Tabellen und Uebersichten, welche sowohl dem ersten, als zweiten Bande beigegeben sind, tragen viel dazu bei, um die Brauchbarkeit des Lehrbuches zu erhoͤhen. A. B. Technologie. „Taschenbuch fuͤr Tischler, Drechsler und Holzarbeiter, oder Anweisung ihre gefertigten Arbeiten zu lakiren, zu poliren, zu beizen, und ihnen Glanz, Schoͤnheit und Dauer zu geben. Aus langjaͤhriger eigener Erfahrung, von einem Freunde dieser Kuͤnste. Mit einem Kupfer. Halberstadt. 1820. In H. Voglers Buch- und Kunsthandlung.“ (101 S. 8. VIII. Vorrede.) Es fehlt uns keineswegs an groͤßern Werken, worin diese Kuͤnste zusammengestellt mitgetheilt werden, so wie wir auch bereits eine Menge kleiner Schriften besizen, welche diese Gegenstaͤnde einzeln vortragen. Dem ungeachtet ist die vorliegende Schrift keineswegs als uͤberfluͤßig zu betrachten. Die Holzarbeiter, und uͤberhaupt diejenigen, welche sich mit solchen Arbeiten beschaͤftigen, gehen gemeiniglich nicht vorwaͤrts in ihrer Kunst, sondern bleiben bei alten Recepten stehen, welche sie zufaͤlligerweise erhaschten, oder von dem Vater ererbten; an den Ankauf eines groͤßern Werks ist bei ihnen gar nicht zu denken. Es ist daher gut wenn man sie mit den Fortschritten, welche bei dem einen oder andern Theil ihrer Kunst oder ihres Handwerkes statt fanden, in einzelnen kleinen Abhandlungen bekannt macht. Der Verf. geht die verschiedenen Arten der Firnisse und Lacke durch, und giebt die noͤthigen Vorschriften dazu nebst den Regeln ihrer Verfertigung. Er lehrt auch die Verbesserung des Leims, und beschreibt verschiedene Farben, welche zu den verschiedenen Lakirungen verwendet werden koͤnnen. Daß er, wie auf dem Titel gesagt ist, alles aus eigener Erfahrung habe, moͤchte nicht ganz gegruͤndet seyn, denn sonst muͤste er wissen, daß, wenn man Schellack in Oel, (fettem Oel) aufloͤsen will, dieses nicht die geringste Wirkung darauf habe; ferner, daß sich der Kopal schlechterdings nicht in Weingeist, am allerwenigsten aber in dessen Dampfe ganz aufloͤße, wenn man ihn in einen Kolben aufhaͤngt und Weingeistdaͤmpfe daran stroͤmen laͤßt; auch wuͤrde ihm manche Vorsichtsregel nicht entgangen seyn, z.B. daß man keine Zwiebel in das gluͤhend heiße Oel werfen darf, wenn man nicht das Ueberlaufen und seine Folgen erwarten will. Das Kupfer stellt die Maschine zum Bernsteinschmelzen dar, welche aber ebenfalls noch ziemlich unvollkommen ist. Oekonomie. Kurze Abhandlung den Hopfen, dieses so nuͤzliche, wie auch zum Bierbrauen unumgaͤnglich nothwendige Produkt in Baiern mit Nuzen anzubauen. Nach eigener Erfahrung entworfen und herausgegeben von F. X. Ludsteck Senior, buͤrg. Bierbrauer in Straubing. 8. ohne Druckort. 1819. 68 S. Auf der lezten Seite: Straubing mit Lerno'schen Schriften. Je wichtiger der Hopfenbau fuͤr Baiern ist und jemehr er, leider, bei uns vernachlaͤssigt wird; je groͤßer der Verlust, den Baiern jaͤhrlich durch diese Nachlaͤssigkeit erleidet, (der Herr Verfasser berechnet die Summe, die jaͤhrlich allein nach Boͤhmen fuͤr Hopfen aus dem Lande geht, auf 360,000 fl. Im J. 1801–2 betrug sie uͤber 1 1/2 Millionen), desto nothwendiger wird es von Zeit zu Zeit den baierschen Landmann auf die Nothwendigkeit wie auf die Vortheile des Hopfenbaues aufmerksam zu machen, und desto verdienstlicher wird es einen zweckmaͤßigen auf Erfahrung gegruͤndeten Unterricht ertheilt zu haben. Es fehlt oft nur an Fleiß und Muͤhe, wie der Hr. Verf. sehr richtig bemerkt; denn daß der baiersche Hopfen, wo er gehoͤrig gewartet und gepflegt und aufbereitet wird, eben so gut ist, als der boͤhmische, unterliegt keinem Zweifel, und mit Recht zaͤhlt der Hr. Verfasser den eitlen Glauben auf die Vorzuͤge des boͤhmischen Hopfens unter die »landschaͤdlichen« Vorurtheile. Wir koͤnnen dem von dem Hrn. Verf. gegebenen Unterrichte unsern Beifall nicht versagen; denn, wenn auch hier und da, z.B. S. 31, noch einige alte Vorurtheile vorkommen, wie Glauben auf den Einfluß des abnehmenden Mondes u. dgl., so finden wir uns dafuͤr durch sehr wahre und richtige, aus der Erfahrung abgezogene Bemerkungen, die wir in manchem rein theoretischen Werke uͤber den Hopfenbau vermissen belohnt. Moͤchte diese kleine Schrift als Schulgeschenk in den Landschulen vertheilt werden; sie wuͤrde dem Lande mehr Vortheil bringen als mancher ascetische Wisch, der Kopf und Herz des Baiern verdirbt, und den Boden des Landes um nichts bessert. Da hier der treuherzige Baier bloß zu seinem Landsmanne spricht, von dem er in der Landessprache leichter verstanden wird, als in der hochdeutschen, so waͤre es unbillig, Styl und Sprache nach der hochdeutschen Regel bekritteln zu wollen. Englische Literatur. Ein neues System des Pferde-Beschlagens, mit einer Darstellung der verschiedenen bei verschiedenen Nationen in Anwendung gekommenen Beschlag-Arten, insbesondere eine Vergleichung der in Frankreich und England uͤblichen Methoden, sammt Beobachtungen uͤber die mit dem Beschlagen in Verbindung stehenden Krankheiten. Von Joseph GodwinGoodwin, Veterinaͤrarzt in k. Diensten. 8. S. 309. A new System of Shocing Horses, with an Account of the various Modes practised by different Nations, more particularly a Comparison between the English and French Methods and Observations on the Deseases of the Feet connected with Shocing. By Jos. Goodwin. Philosophical Magazine and Journal by Alex. Tilloch. Numb. CCLXIV. April 1820. S. 300f. Der Verfasser hat in Ansehung des wichtigen Theiles der Veterinaͤrkunst, wovon sein Werk handelt, gegruͤndeten Anspruch auf die Theilnahme des Publikums durch das gewichtigste aller Motive; durch eine lange Erfahrung; denn er war zwanzig Jahre mit den Pferde-Krankheiten aller Art und der Heilung derselben haͤufig beschaͤftiget. Zu seinem System, welches dem in England uͤblichen ganz entgegen ist, wurde er durch die Aeußerung englischer Kavallerie-Offiziere und anderer Personen, daß das Verhaͤltniß strupirter Pferde in Frankreich weit geringer sey, veranlaßt; indem er nun der Ursache nachdachte und sie in der Vorzuͤglichkeit der franzoͤsischen Beschlag-Methode entdeckte. Eine merkwuͤrdige Stelle beruͤhrt die Fuß-Krankheiten der Pferde. »Bei den bisher fuͤr unheilbar gehaltenen Laͤhmungen, z.B. bei allen so haͤufig vorgekommenen permanenten Fuß-Krankheiten schlug Hr. Sewell vom Vetrinaͤr-Kolleg vor, einen Theil der an den Fuß reichenden Nerven zu trennen oder besser zu amputiren. Diese Operation wird manchmal unter dem Hufhaare-Gelenk auf beiden Seiten, manchmal uͤber dem Gelenke vorgenommen. Der Erfolg dieser neuen und großen Entdeckung giebt den entschiedensten Anspruch auf die Belobung von Seite der Sachkenner, wie von Seite des Publikums.« Buͤcheranzeigen, entnommen aus dem Morning-Chronicle vom 19. Aprill 1820. Praktische Anleitung zum Landschaftzeichnen und Mahlen mit Wasserfarben nach der Natur, in einer Reihe von Unterweisungen zur Erleichterung des Fortschreitens der Anfaͤnger, in 4. mit Kupfern. The Practice of Drawing and Painting Landscape from nature in water colours, exemplified in a Series of instructions calculated to facilitate the Progress of the Learner etc. in 4. with Plates. – Anfangsgruͤnde der Chemie, erlaͤutert durch Experimente und Kupferstiche; nebst einem Anhange, welcher von den neuesten chemischen Entdeckungen Nachricht giebt, – von Samuel Parkes. The Rudiments of Chemistry, illustrated by Experiments and Engravings, with an Appendix, containing an account of the latest chemical discoveries. by Samuel Parkes. Untersuchung uͤber die Ursachen der fortschreitenden Entwerthung der Landbauarbeit in der neuern Zeit, mit Angabe der Gegenmittel von Joh. Barton. An Inquiry into the Causes of the Progressive Depreciation of Agricultural Labour in modern Times, with Suggestions for its Rhemedy, by John Barton.