Titel: Ueber die Darstellung des Carthamin; Verhalten desselben gegen chemische Agentien, und Anwendung in den technischen Gewerben.
Autor: Dr. Wilhelm Heinrich Kurrer [GND]
Fundstelle: Band 3, Jahrgang 1820, Nr. XLII., S. 303
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XLII. Ueber die Darstellung des Carthamin; Verhalten desselben gegen chemische Agentien, und Anwendung in den technischen Gewerben. VonW. H. v. Kurrer. v. Kurrer über die Darstellung des Carthamin und dessen Anwendung in den Färberei etc. Mit dem Namen Carthamin, Rose vegetal, Rouge vegetal, (Pflanzenroth) bezeichnet man seit kurzer Zeit ein im Handel vorkommendes, uns zuerst durch die Franzosen uͤberliefertes Farbematerial, welches in trocknem blaͤttrigem Zustande mit bronzeartigem pfauengruͤnem Goldglanze auf der Oberflaͤche erscheint, und in cylinderfoͤrmigen blechernen, acht oder sechszehn Unzen enthaltenden Buͤchsen aus Lyon und Marseille bezogen wird. Diese schoͤne, kostbare Farbensubstanz besteht aus dem durch Kunst gewonnenen reinen rothen Pigment des Saflor's, welches in einem Mischungsverhaͤltnisse wie fuͤnf zu tausend sich in den Saflorblumen befindet. Der Preiß dieses Praͤparats erreichte in diesem Jahre wegen mißrathener Saflor-Erndte, von der sich Mahomed Alybay Pascha von Egypten so wie von andern Artikeln das Monopol zugeeignet hat, in Egypten und dem suͤdlichen Europa eine solche Hoͤhe, daß die Unze von 35 Franken bis auf 65, und bei der feinsten Qualitaͤt bis auf 100 Franken und daruͤber stieg; und selbst fuͤr diesen hohen Preiß ist es nur selten in Quantitaͤt zu bekommen. Im Handel unterscheidet man zwei Sorten desselben, beide in trockner Form. Die erste Sorte: Prima Qualitaͤt, von brillant pfauengruͤn goldglaͤnzender Oberflaͤche und stark hervorstechendem Citronen- oder Limonien-Geruch wird zu den sogenannten Schminkblaͤttern (Rouge en feuille) zu Rouge d'Espagne, Rouge de Portugal und Rouge en assiette ou en tasses gebraucht. Sie gilt stets 30–35 pCt. mehr als die zweite geringere Sorte. Diese unterscheidet sich durch eine braͤunlichrothe Farbe ohne glaͤnzende Oberflaͤche und durch etwas wiedrigen Geruch. Man bedient sich derselben in den Seiden- und Baumwollen-Faͤrbereien. Bei Bereitung der 2ten Sorte scheint weniger Sorgfalt, auch ein anderes Faͤllungsmittel als reiner Citronensaft, angewendet zu werden. Hinsichtlich ihrer Natur als rothe Farbe, und in Betreff der uͤbrigen Eigenschaften beim Faͤrben vegetabilischer und seidener Stoffe, verhaͤlt sich die zweite Qualitaͤt zur erstern fast ganz analog, nur enthaͤlt sie etwas weniger rothes Pigment als die Primasorte, auch eignet sie sich nicht zu Schoͤnheitsblaͤttern, zu Rouge d'Espagne, Rouge de Portugal, und Rouge en assiette ou en tasses, als Schminke fuͤr die Damen, weil man bei diesen Toilettengegenstaͤnden, den gruͤnen Goldglanz nicht vermissen will, und weil der Geruch nicht angenehm ist. Vor kurzem fingen die Lyoner und Marseiller Carthaminfabrikanten an, ihr Produkt in fluͤssiger Form zu verkaufen. Es ist der noch mit Wasser verbundene reine rothe Niederschlag des Saflors. Das Wasser kann durch Filtriren davon getrennt, und durch Abtrocknen das schoͤnste Carthamin dargestellt werden. Die haͤufige Nachfrage mag Veranlassung gewesen seyn, das Praͤparat in fluͤssiger Form in den Handel zu bringen. Unseren deutschen Kaͤufern muß ich rathen, allemal die trockne Waare der fluͤssigen vorzuziehen, denn bei jener hat man nicht noͤthig, den Gehalt an wahrem Carthamin erst auszumitteln, und man erspart zugleich in Fracht und Spesen. Eine Burgunder Bouteille fluͤssiges Carthamin leistete mir im Faͤrben nicht mehr, als eine Unze trockener Waare; ein Beweis, daß in beinahe zwei Pfund Fluͤssigkeit nicht mehr als eine Unze trockenes Carthamin enthalten war. Zur Darstellung dieses kostbaren Pigments, eignet sich zwar jede Sorte Saflor, jedoch die eine besser als die andere. Der Vorzug beruhet auf dem innern Gehalte an rothem Pigment; in dieser Hinsicht giebt es vier Klassen von Saflor: 1) Den ersten Rang behauptet der egyptische oder Alexandrinische Saflor; 2) den zweiten der suͤdamerikanische und der von einigen Antillen. 3) Auf diesen kommt der franzoͤsische und spanische, und zulezt 4) der deutsche und der italienische Saflor, welche beide eine groͤßere Menge gelbes, und desto weniger rothes Pigment, als die drei vorhergehenden Sorten enthalten, an Schoͤnheit aber des rein dargestellten rothen Pigments ihnen nicht nachstehen. Nach dem innern Gehalt an rothem Pigment wird allemal die Saflorpflanze beurtheilt, sie gehoͤre uͤbrigens zu dieser oder zu jener Varietaͤt, zu der mit groͤßern, oder zu der mit kleinern Blaͤttern. Wir gehen nun zur Ausscheidung des reinen Carthamin aus dem Saflor uͤber. Fabrikmaͤsige Darstellung des Carthamin. Man kann die Ausscheidung des Carthamin in allen Laͤndern und zu jeder Jahreszeit vornehmen. Daß diejenigen Laͤnder, in denen Saflorbau einheimisch ist, den Vortheil genießen, diese Pflanze ohne theure Fracht und Abgaben benuzen zu koͤnnen, bedarf keines Beweises. Ausscheidung und Darstellung des schoͤnen rothen Farbestoffs erfolgt am besten an einem kuͤhlen Orte, wo aller Zutritt des Lichts verhindert werden kann. Sie zerfaͤllt in fuͤnf Operationen. Erste Operation. Ein hundert Pfund von gutem Saflor vertheile man des bequemern Auswaschens wegen in mehrere leinene Saͤcke, haͤnge dann diese in einen Fluß oder Bach, und knete sie so lange unter dem Wasser, bis keine gelbe Farbe mehr davon ablauft. Durch diese Manipulation wird das gelbe Pigment, welches in Wasser aufloͤßlich ist, weggeschwemmt, das reine rothe Pigment hingegen bleibt in der Blume zuruͤck. (An gelbem Pigment enthaͤlt der Saflor so viel, daß er nach Entziehung desselben, wenn er wieder getrocknet worden, fast um die Haͤlfte an Gewicht weniger hat). Zeigt sich beim Auswaschen keine gelbe Farbe mehr, so bringe man die Saͤcke in einen hoͤlzernen Zuber, begieße sie mit frischem, vorher mit etwas Essig vermischtem Wasser, und zwar so stark, daß die Fluͤssigkeit gegen Lakmuspapier sauer reagirt, trette die Saͤcke so lange, als noch gelbe Bruͤhe ausschweißt, und wasche sie nochmals am Bache oder Flusse gut aus. Diese Behandlung mit dem gesaͤuerten Bade dient dazu, den gelben Farbestoff vollends wegzuschaffen, ohne den geringsten Verlust an rothem Pigment. Zweite Operation. Die so vorbereiteten Saflorblumen werden nun in den von angemessener Groͤße errichteten Saflor-ApparatDie Konstruktion dieses Apparats findet man in meiner Abhandlung „uͤber den Saflor und dessen Anwendung in der Druck- und Faͤrbekunst“ in Dinglers neuem Journal der Druck-, Faͤrbe- und Bleichkunst. B. 4. S. 383 beschrieben.) eingeschichtet, und zwischen jede Schicht so viel gepulvertes krystallisirtes kohlenstoffsaures Natron gebracht, daß es fuͤr alle zusammen bei 16 Pfund betraͤgt. Man gebe hierauf nach und nach 240 Maas (die Maas zu 2 Pf.) klares Flußwasser hinzu, ruͤhre das Ganze, nachdem es eine Stunde lang ruhig gestanden, wohl durch einander, und lasse es wieder 10–12 Stunden, unbewegt stehen. Nach Verlauf dieser Zeit oͤffne man den Hahn, lasse die Fluͤssigkeit in eine reine Wanne ablaufen, und presse den Ruͤckstand stark aus. Um keinen Verlust an Pigment zu leiden, hebe man den Deckel, schließe den Hahn und gieße 50 Maas frisches Wasser auf, wonach man mit Auspressen und Abzapfen eben so wie vorher verfaͤhrt. Beide Abguͤsse zusammen gemischt, sind nun zu der folgenden Operation vorgerichtet. Die Fluͤssigkeit zeichnet sich in diesem Zustande durch eine gelbliche, ins roͤthliche schielende Farbe aus, und macht eine Verbindung von kohlensaurem Natron und Wasser, in welcher sich das rothfaͤrbende Pigment des Saflors in aufgeloͤßtem Zustande befindet. Dritte Operation. Diese besteht darin, daß man eine verhaͤltnißmaͤsige Menge von reinen weißgebleichten baumwollenen oder leinenen Lappen hineinbringt, und 16 Pfund frisch filtrirten Citronensaft zusezt. Beides wird dann gut untereinander gearbeitet. Es wird sich bald ein schwaches Brausen in der Fluͤssigkeit zeigen, welches so lange dauert, bis das kohlensaure Natron, durch die Citronensaͤure gebunden, und alle Kohlensaͤure ausgetrieben ist. In solchem Zustande laͤßt man die Lappen 24 bis 30 Stunden liegen, mengt aber alle drei Stunden das Ganze wohl unter einander. Indessen werden die Lappen alles Pigment der Fluͤssigkeit entzogen haben. Man nimmt sie jezt heraus, spuͤhlt sie in klarem Flußwasser aus, und verwendet sie zur vierten Operation. Bei obiger Behandlung verbindet sich die in dem Citronensaft enthaltene Citronensaͤure mit dem Natron und stellt aufgeloͤßtes citronensaures Natron dar. Der rothe Faͤrbestoff wird ausgeschieden, und tritt mit der vegetabilischen Faser zusammen, wodurch leztere gefaͤrbt erscheint. Vierte Operation. Man hat nun den reinen rothen Faͤrbestoff, der sich mit der vegetabilischen Faser verbunden hat, wieder aufzuloͤßen und fuͤr sich frei darzustellen. Zu dem Ende bereitet man ein Bad aus 200 Maas reinem Flußwasser, in welchem zuvor 10 Pfund reines krystallisirtes kohlensaures Natron aufgeloͤßt wurde. Nach gehoͤrigem Untereinanderruͤhren bringt man die rothgefaͤrbten Lappen hinein, zieht sie einigemale hin und her, und laͤßt sie ein bis zwei Stunden darin liegen. Die kalische Lauge loͤßt den Faͤrbestoff wieder auf. Jezt werden die Lappen in die Fluͤssigkeit moͤglichst ausgewunden, noch einmal mit Wasser stark genezt, und abermals tuͤchtig ausgewunden, damit alle noch Farbstoff enthaltende Fluͤssigkeit gewonnen werde. Die Natronfluͤssigkeit, in der sich der rothe Farbestoff aufgeloͤßt befindet, filtrirt man durch ein reines weißes Tuch, um alle Fasern des Leinen und der Baumwolle zuruͤck zu halten. Die gebrauchten Lappen werden in Wasser ausgewaschen, abgetrocknet, und fuͤr den kuͤnftigen Gebrauch aufbewahrt. Fuͤnfte Operation. Der filtrirten Fluͤssigkeit wird nach und nach so viel Citronensaft zugesezt, als noͤthig ist, um das kohlensaure Natron zu zersezen, und leztere Basis zu binden. Man erkennt dieses daran, als noch ein rother stockiger Niederschlag sich zeigt, und die Fluͤssigkeit auf der Zunge sauer reagirt. Lezteres kann man am leichtesten durch Lakmuspapier bestimmen, wenn dieses geroͤthet wird. Das reine rothe Pigment schlaͤgt sich in Flocken nieder. Ist alles gefaͤllt, so gießt man die obenstehende Fluͤssigkeit ab, filtrirt den Niederschlag, und trocknet denselben auf Porzelainplatten oder reinem weißen Papier, in welchem Zustande das Fabrikat als reines Carthamin oder Pflanzenroth erscheint. Es hat nun folgende besondere Eigenschaften: a) erscheint es gegen das Licht gehalten in gruͤnen Metall- oder goldglaͤnzenden Schuppen, wie die Spizen der Pfauenfedern, b) ist es sehr sproͤde und die Zertheilung im Wasser geht ohne Reiben langsam von Statten. Ich glaube hiebei noch bemerken zu muͤssen, daß je groͤßer die Quantitaͤt ist, in welcher man diesen schoͤnen Farbestoff fabrikmaͤßig bereitet, desto oͤkonomischer und schoͤner auch das Resultat werde. Verhalten des Carthamin gegen chemische Agentien. Das Verhalten des Carthamin gegen chemische Agentien, bietet dem denkenden Baumwollen-, Leinen- und Seidenfaͤrber eine wichtige Kenntniß dar, welche ihn in den Stand sezt, die auf Zeug getragene Farbe nach Willkuͤhr abzustufen. Interessant scheinen mir meine Beobachtungenzu seyn. Ich will sie daher der Reihe nach, wie sie auf einander folgen, hier mittheilen. Die Niederschlaͤge, welche ich dadurch erhielt, befinden sich in meinem Kabinete farbiger Erscheinungen, wo sie jeder in gefaͤlligen Augenschein nehmen kann. Es sind Folgende: a) Chemisch reine Essigsaͤure bildete in der waͤsserigen Aufloͤsung des Carthamin einen schoͤn dunkel carminartigen Niederschlag, welcher durch weißes Drukpapier filtrirt, und abgetroknet, auf der Oberflaͤche einen gruͤnen feurigen Metallglanz zeigte; b) Weinsteinsaͤure. Der Niederschlag erschien rosenroth, ins carmoisin sich neigend; getrocknet mit einem gruͤnen Goldglanz ins Gelbe schielend; c) Salpetersalzsaures Zinn schlug das Carthamin dunkel orange, ins Scharlach spielend, nieder. Der Niederschlag erschien trocken, wie Gummigutt ohne gruͤnlichen Metallglanz; d) Schwefelsalzsaures Zinn gab einen dunkelscharlachrothen Niederschlag; welcher im getrockneten Zustand einen grasgruͤnen, ins Oliven sich neigenden, bronceartigen Glanz besaß; e) Salpetersaures Zinn schlug einen hoch oraniengelben Praͤzipat nieder; getrocknet war derselbe gelblich braun, wie Gummigutt, ohne bronceartigen Glanz; f) Weinsteinsaures Zinn erzeugte eine hell carminrothe, ins Gelbe sich ziehende Farbe. Der trockene Niederschlag hatte den gruͤnen Metallschimmer mehr ins Gelbliche sich neigend; g) Essigsaures Zinn brachte eine rosenrothartige Carminfarbe hervor, welche getrocknet den gruͤnen Goldglanz ins Gelbe schillernd besaß. h) Salpetersaures Wißmuth stellte Zinnoberroth dar. Die Wißmuthaufloͤßung zersezte sich in der waͤsserigen Carthaminaufloͤsung, und das weiße Oxyd wurde mit dem Pigment zugleich niedergeschlagen. Getrocknet erschien das Gemenge gelbroth, ohne Glanz; i) Salpetersalzsaures Wißmuth. Die Zersezung erfolgte hier noch schneller und reichlicher, als bei h). Der oraniengelbe Niederschlag nahm getrocknet dunkel oranien ohne Glanz an; k) Schwefelsaures Zink schlug das Carthamin schoͤn Carminroth nieder. Nach dem Trocknen des Niederschlages hatte sich die Farbe in lebhaften gruͤnen Taubenhalsglanz veraͤndert; l) Salpetersaures Zink lieferte einen scharlachrothen Niederschlag, der getrocknet bronceartigen, ins gruͤngelblich stechenden Glanz hatte. m) Salpetersaures Eisen gab Braun ins Violette spielend; trocken wurde dieses Schwaͤrzlich braun, mit dunkelbraunem Glanz gegen das Licht gehalten; n) Essigsaures Eisen-Dunkelviolett; trocken, Violett ins Schwarze uͤbergehend, mit glaͤnzender Oberflaͤche von derselben Farbe; o) Salpetersaures Kupfer hatte einen Niederschlag von Oraniengelb ins Braune ziehend, trocken zeigte sich derselbe von matter taubenhalsgruͤner Farbe; p) Schwefelsaures Kupfer bildete einen braunrothen Niederschlag, welcher getrocknet, gelblich braunroth und mit einem dunklen taubenhalsgruͤnen Glanze bedeckt war; q) Salpetersaures Blei produzirte ein carminartiges Scharlachroth; der getrocknete Niederschlag erschien in gruͤnem, ins Oliven sich neigendem Metallglanze; r) Essigsaures Blei gab Dunkelzinnoberroth, mit einem canelfarbenen Metallglanze im getrockneten Zustande. s) Salpetersaures Silber ein praͤchtiges Carmoisinroth; getrocknet, mit einem olivengruͤnen Metallglanze; t) arsenichte Saͤure (in Wasser geloͤßter weißer Arsenik) – einen schoͤn carmoisinrothen Niederschlag von vielem Luͤstre, welcher getrocknet einen gelblich gruͤnen Goldglanz annahm; u) Phosphorsaͤure bildete einen carminartigen, ins Carmoisin gehenden Niederschlag, welcher getrocknet einen gelblich gruͤnen Metallglanz zeigte; v) Boraxsaͤure – ebenfalls einen carminartigen ins Carmoisin stechenden Niederschlag; getrocknet hatte derselbe einen vortrefflichen gruͤnen Goldglanz, der sich gegen das Licht gehalten ins Gelbliche verlor; w) Essigsaure Thonerde stellte ein schoͤnes Carmoisinroth, das zu der Farbe des Carmin sich neigte; am getrockneten Niederschlag sahe man einen ins Gelbe schielenden gruͤnen Metallglanz; x) Schwefelsaure Thonerde ließ eine ins Carminrothe sich neigende carmoisin Farbe erscheinen. Getrocknet zeigte der Niederschlag einen brillanten gruͤnen Metallglanz; y) Salpetersaure Thonerde gab einen dem vorigen gleichen Niederschlag, der aber getrocknet einen dunkler gruͤnen Metallglanz annahm; z) Salpetersaures Kobalt – einen dunkel rosenrothen Niederschlag mit einem Stich ins Carmoisin; getrocknet mit einem lebhaft gruͤnen, ins Helle sich ziehenden Goldschimmer; aa) In Wasser aufgeloͤßtes reines Zinnsalz (Salzsaures Zinn) bewirkte einen carminrothen Niederschlag, der getrocknet Zinnoberroth ohne Metallglanz sich darstellte; bb) Salpetersaͤure mit vielem Wasser verschwaͤcht, – einen carminrothen ins Scharlach stechenden Niederschlag; trocken erschien derselbe in gelblich gruͤnem Metallglanz; cc) Schwefelsaͤure mit vielem Wasser verduͤnnt, – ebenfalls einen carminrothen ins Scharlach ziehenden Niederschlag, welcher getrocknet, olivenartigen Goldglanz hatte; dd) Salzsaͤure mit vielem Wasser verschwaͤcht, – einen carminrothen Niederschlag; getrocknet von zeisiggruͤnem Metallglanze; ee) Salzsaures Natron ( Kochsalz) erzeugte einen praͤchtig carmoisinrothen Niederschlag; der getrocknet in gruͤnem Metallglanz erschien; ff) Salpetersaures Kali (Salpeter) gab ebenfalls einen carmoisinrothen, aber weniger schoͤnen Niederschlag, von olivenartigem Metallglanz im trockenen Zustande; gg) Saures weinsteinsaures Kali (Weinstein) einen carmoisinrothen Niederschlag, getrocknet von einem lebhaften goldgruͤnen Glanz. hh) Chlorinkalk zerstoͤrte augenbliklich das rothe Pigment, und schuf eine gelbliche, truͤbem Weißbier aͤhnliche Fluͤssigkeit, welche nach und nach wassertruͤb wurde, und einen weißlichen Niederschlag absezte; ii) Chlorinthon brachte dieselben Erscheinungen hervor. Auf die Anwendung von hh) und ii) gruͤndet sich ein neues Baumwolldruckfabrikat, welches aus der beruͤhmten Manufaktur der Herren Gros Davillier Roman u. Comp. zu Wesserlingen in Frankreich, zuerst hervorgieng; naͤmlich das rothe Pigment auf baumwollne Gewebe uni zu sezen, und durch den Aufdruck von Chlorinverbindung, und Durchnehmen der gedruckten Waare durch ein schwaches schwefelsaures, pder auch pflanzensaures Bad, weiße Objekte in rothgefaͤrbtem Grunde hervorzubringen. Im Verfolge meiner Versuche zeichnete sich das Carthamin noch durch folgende Eigenschaften aus: 1) Es ist, wenn es etwas Saͤure enthaͤlt, mit vortrefflich carmoisinrother Farbe in Wasser aufloͤßlich; saͤurefrei ganz unaufloͤßlich; 2) Der Weingeist loͤßt es nicht auf; 3) Die Kalien loͤßen das Pigment mit gelblich brauner Farbe, und Pflanzensaͤuren faͤllen es daraus mit lebhaft carmin- und carmoisinrother Farbe. Hierauf gruͤndet sich die Ausscheidung des Carthamins aus der kalischen Saflor-Infusion. Unter den Pflanzensaͤuren eignen sich hiezu am besten: a) die Citronensaͤure; b) der Saft der Berberizen; c) der Saft der rothen Vogelbeeren, wegen der ihnen beiwohnenden Spirsaͤure; d) die Weinsteinsaͤure und e) die EssigsaͤureWer die Natur und Anwendung des Saflors seinem ganzen Um fange nach genauer kennen lernen will, findet Belehrung in meiner Abhandlung uͤber den Saflor und dessen Anwendung in der Druck- und Faͤrbekunst. In Dinglers Neues allg. Journal. B. 4. S. 355–396.. Ohnlaͤngst erklaͤrte Herr Professor Doͤbereiner das reine Carthamin fuͤr eine Farbensaͤure, welche er Carthaminsaͤure nennt. Seine Behauptung stuͤzt sich auf folgende GruͤndeNeues Journal der Chemie und Physik von Schweigger und Meinecke. B. 26. S. 267.: »Die Sauerheit des Carthamins ist so stark, daß dasselbe sich nicht allein in Alkalien aufloͤßt, sondern mit denselben sogar eigenthuͤmliche Satzverbindungen bildet. Mit Natron z.B. stellt es ein Salz dar, welches in seidenartigen glaͤnzenden nadelfoͤrmigen Krystallen erscheint. Dieses Verhalten bestimmt mich dasselbe als eine eigenthuͤmliche Farbensaͤure zu betrachten, und Carthaminsaͤure zu nennen. Die Salze, welche diese Saͤure mit den Alkalien bildet, sind saͤmmtlich Farbenlos, und characterisiren sich dadurch, daß sie durch Beruͤhrung mit Weinstein-, Citronen- oder Essigsaͤure zersezt werden, und Carthaminsaͤure als eine glaͤnzend rosenrothe Substanz entlassen.« Sollten diese Gruͤnde wohl ausreichen, die Identitaͤt dieser Saͤure herzustellen? anderweitige Untersuchungen und Beobachtungen werden in der Folge diesen Gegenstand mehr aufklaren, und entscheiden, »ob die Chemie eine neue eigenthuͤmliche Saͤure mehr oder weniger besize Ich komme nun zur technischen Anwendung unseres Pflanzenroths. A. Anwendung des Carthamin zur rothen Schminke der Frauen. Dieses Mittel, erbleichte Wangen des schoͤnen Geschlechts neu zu beleben, machet durch ganz Europa einen nicht unbedeutenden Handelsartikel aus. Es eignet sich dazu ganz vorzuͤglich das Carthamin, weil es nicht nur, mit Wasser fein zertheilt, das natuͤrliche Roth der Wangen darstellt, sondern auch selbst auf die zarteste Haut keine nachtheilige Wirkung aͤußert. Andere Schminken, deren Farbe mehrentheils aus metallischen Oxyden oder erdigten Basen entwikelt worden, sind fuͤr die Epidermis der Gesichtshaut, und selbst fuͤr die Gesundheit nicht selten von traurigen Folgen. Allemal aber verursachen sie fruͤher oder spaͤter eins sproͤde Haut, welche vor der Zeit runzlich wird. Das reine Carthamin, bei dem diese Nachtheile nicht statt finden, weil es ein gelindes zartes Pflanzenroth ohne schaͤdlichen Beisaz ist, wurde zuerst in Frankreich, zum roͤthen schnell verbleichter Wangen, und vermuthlich schon lange vorhergehe es durch den Handel allgemeiner bekannt wurde, am Bourbonischen Hofe angewendet. Vor ungefaͤhr 15 Jahren brachten es die Franzosen unter dem Namen »Chinesische Schminkblaͤtter (Rouge en feuille) das erstemal auf die Messe nach Leipzig, von wo es sich allmaͤhlig auch dem oͤstlichen und noͤrdlichen Europa verbreitete. Diese Schminkblaͤtter bestunden aus feinem weißen Kartenpapier, auf welches die Farbe in eirunder Form 3 1/2 Zoll hoch und 2 1/2 Zoll breit aufgetragen war. Der Umschlag derselben von feinem weißen Papier hatte auf der Aussenseite, um der Sache ein chinesisches Ansehen zu geben, rothe oder blaue Hieroglyphen. Auf der Oberflaͤche dieser Schminke schimmerte ein lebhafter gruͤner Metallglanz, welcher anfangs; ehe man die Natur dieses schoͤnen Produkts genauer kennen lernte, manche Bedenklichkeit gegen dasselbe erweckte. Heut zu Tage unterscheidet man im Handel folgende Sorten dieser allbeliebten Schoͤnheitsblaͤtter: a) Chinesische Schminkblaͤtter. Es sind dieselben, welche so eben beschrieben wurden; b) Spanische Schminkblaͤtter, auf denen die Farbe ebenfalls in eirunder Gestalt aufgetragen ist. Den hellblauen Papierumschlag zeichnen die Worte aus: COLOR FINA DE TIBURCIO PALAGIO ALA SUBIDA ASAN MARTIN DE MADRID. Die Kehrseite hat statt des Siegels, MADRID mit Rand und Schleife. c) Franzoͤsische Schminkblaͤtter, mit Form der Schminke, wie die vorigen. Als Etiquette befindet sich auf dem Papierumschlage eine blaue oder rothe irregulaire Umfassung. Diese Schminken werden alle aus dem feinsten Carthamin verfertigt, und unterscheiden sich von einander blos durch ihre verschiedene Etiquetten auf dem aͤußern Umschlage. Die Darstellung ist hoͤchst einfach; man hat dabei nichts zu thun, als das Carthamin in einer Porzellain- oder Glasreibeschale mit Wasser zum feinsten Saft abzureiben, und die Farbe sodann mittelst eines Pinsels aufzutragen. Die Schoͤnheit des gruͤnen Metall- oder Goldglanzes, den die Franzosen die Vergoldung (le doré) nennen, haͤngt davon ab, daß man die Blaͤtter gleich nach dem Auftragen der Farbe auf einer warmen Steinplatte schnell abtrocknet. Mit diesem Farbenwechsel hat es fuͤr das Auge dieselbe Bewandniß, wie bei der Aufloͤßung des Indigs in der Indigokuͤpe, oder mit dem topischen Blau, welches zuerst gelbgruͤn, an der Luft aber blau erscheint. Bei den Schminkblaͤttern verwandelt sich ihr Roth durch die Einwirkung der Luft und des Lichts, nach dem voͤlligen Trocknen in ein schoͤnes Gruͤn von brillantem Metallglanze. Dieser gruͤne Glanz verschwindet bei dem Gebrauche des Blatts an der naß gemachten Stelle, kommt aber durch das Trocknen fast augenbliklich wieder zum Vorschein, und stellt sich wieder vollkommen her. Das Rouge d'Espagne, Rouge de Portugal auf weiße glaͤserne oder porzellainene Tellerchen gebracht, zeigt nicht weniger eine glaͤnzende Metallfarbe; eben so das Rouge en assiette ou en tasses. Sie bestehen, wie die Schminkblaͤttchen, aus dem feinsten Carthamin. Seit Kurzem ist auch ein sogenanntes chinesisches Theepapier von carminartiger, ins Carmoisin stechender Farbe mit schwarzem Hieroglyphen-Druck in den Handel gekommen, und ebenfalls mit Carthamin gefaͤrbt. Um die Farbe fuͤr dieses Papier zuzubereiten, reibe man das rothe Pigment mit Wasser zum feinsten Safte ab, seze verhaͤltnißmaͤsig bis zur gewuͤnschten Nuance klares schwaches Gummiwasser hinzu, und erhoͤhe die Farbe durch eine kleine Zugabe von schwefelsaurer Thonerde (Alaun). Der schwarze Druck geschieht nach der Faͤrbung des Papiers. B. Anwendung des Carthamins in der Druck- und Faͤrbekunst. In der Druck- und Faͤrbekunst ist das Carthamin als ausgeschiedene und fuͤr sich aus dem Saflor dargestellte Substanz, erst seit einigen Jahren im Gebrauch. Es laͤßt sich auf alle jene Artikel anwenden, welche fruͤher ausschließlich mit Saflor gefaͤrbt wurden. In dieser Hinsicht besizt es vor dem gewoͤhnlichen Saflorfaͤrben große Vorzuͤge, indem schon gedruckte oder gefaͤrbte Farben, welche keine Saͤure vertragen, in dem Carthaminbade nicht angegriffen werden, wie dieses bei den Lapis Iris und Napoleonsgruͤn mit Goldgelb der Fall ist. Erstere werden dargestellt, wenn die Waare ganz wie Lapis ausgearbeitet, durch das Carthaminbad geroͤthet wird, wodurch der hellblaue Indigogrund als Lillas, die weißen Objekte als Rosa, die citronengelbe Farbe als Oraniengelb, und die gruͤne Farbe in einem eigenthuͤmlichen Ton erscheint. Napoleonsgrün mit Goldgelb wird ausgearbeitet, indem die Waare mit der weißen Thonreservage bedruckt, in der kalten Indigokuͤpe Mittelblau gefaͤrbt, nach vorgegangener Reinigung das Ganze mittelst essigsaurer Thonerde impraͤgnirt und in einem gelbfaͤrbenden Bade ausgefaͤrbt wird. Wird dieses Fabrikat mittelst Carthamin geroͤthet, so verwandeln sich die hellgelben Objecte in Goldgelb, und der gruͤne Grund in Napoleongruͤn. Zur naͤhern Kenntniß der Anwendung des Carthamins in der Kattundruckerei und der Baumwollenfaͤrberei wird Folgendes dienen. In den Kattundruckereien wird dieser schoͤne Faͤrbestoff statt des Saflors fuͤr alle feinen Fabrikate fast ausschließlich verwendet. Hieher gehoͤren unter andern a) Lapis Iris; b) Napoleongruͤn mit Goldgelb; c) Schilder- oder Mahlerfarbe fuͤr den Pinsel; d) Unizentifolienroth mit weißen Figuren. Man erhaͤlt dieses Fabrikat durch das Rothfaͤrben der weißgebleichten Waare, Aufdruck einer Chlorinverbindung und Durchnehmen durch ein gesaͤuertes Bad, wie fruͤher gezeigt worden; e) Alle uͤbrigen Fabrikationsartikel, bei welchen man sich ehedem des Saflors bediente. f) In der Unifaͤrberei, Faͤrben der Mouseline, Schleier, baumwollenen Baͤnder, Garne u. dgl. m. Es wuͤrde zu weitlaͤufig seyn, alle einzelne Artikel namentlich aufzufuͤhren, welche in der Baumwollendruck- und Faͤrberei mit Carthamin roth gefaͤrbt werden koͤnnen. Die Manipulation beim Faͤrben ist ein wie allemal dieselbe. Die salzigen Baͤder zur Nuͤancirung der Farbe betreffend, verweisen wir auf das Verhalten des Carthamins gegen chemische Agentien. Beim Faͤrben der Waare wird das Carthamin in einer Porzellain oder Glasreibeschale mit Wasser zum feinsten Saft abgerieben, und durch Zusaz von Wasser in waͤsserige Aufloͤßung verwandelt. Das fein zertheilte Pigment seiht man durch ein feines weißes Taftsieb, und reibt den Ruͤckstand so lange wiederholt mit Wasser ab, bis alles Pigment abgelaufen ist, und auf dem Siebe nichts mehr zuruͤckbleibt. Je feiner diese Farbe mit Wasser zertheilt wird, um so ergiebiger zeigt sie sich in der Faͤrberei. Die zu faͤrbende Waare bekommt nun keine andere Vorrichtung, als daß man sie trocken in die waͤsserige Carthaminfluͤssigkeit bringt, und darin so lange mit den Haͤnden hin und wieder zieht, bis der gewuͤnschte Farbenton erreicht ist. Die so gefaͤrbte Waare wird auf den Ringpfahl geschlagen, und mittelst des Windestocks recht tuͤchtig ausgewunden, damit die ablaufende Fluͤssigkeit sich wieder in dem Gefaͤße sammle. Das Gefaͤß selbst ist nicht großer, und die Fluͤssigkeit betraͤgt nicht mehr, als zu einem Stuͤck Waare erfordert wird. Beim zweiten Stuͤck sezt man wieder abgeriebene Farbe hinzu, und faͤhrt damit so lange wechselsweise fort, als man noch Waare zu faͤrben hat. Ist die Waare gut ausgewunden, so facht man sie auf, luͤftet sie, und bringt sie unmittelbar in ein schwaches Bad, worin zuvor eine Salzverbindung aufgeloͤßt worden, von welcher Vorrichtung nun bald die Rede seyn wird. Die Quantitaͤt des Carthamin beim Farben richtet sich nach der groͤßern Dunkelheit oder Helle der Farbe, die man erzielen will. Ich habe nie mehr als fuͤnf Stuͤcke Iris 5/4 brabanter Ellen breit und 37 brbtr. Ellen taug mit einer Unze Carthamin kraͤftig roͤthen koͤnnen. Das baumwollene Gewebe nahm den Farbstoff ganz auf, so daß die Fluͤssigkeit vollkommen erschoͤpft wurde, und eine schwach gelbliche Farbe annahm. Ein hineingelegter weißer Coupon Baumwollenzeug zeugte in einem dergleichen ausgefaͤrbten Bade keine rothe Farbe mehr an; ein Beweiß daß die Waare alles Pigment aufgenommen hatte. Saures salziges Bad. Interessant sind die Erfolge, welche wir fruͤher durch das Verhalten dieses schoͤnen Farbestoffs mit den chemischen Agentien kennen gelernt haben. Von diesen haͤngt die Abstufung der verschiedenen Schattirungen ab, welche die Waare nach dem Faͤrben erhalten soll. Diejenige Salzverbindungen, welche man durch den Handel in den billigsten Preißen bezieht, und die mit dem Pigmente die schoͤnsten Niederschlage darbieten, sind fuͤr die fabrikmaͤßige Darstellung der verschiedenen Abstufungen am vortheilhaftesten. Dahin gehoͤren a) Kochsalz; b) Alaun; c) Weißer Arsenik, und andere fruͤher bezeichnete Salzverbindungen mehr. Um das salzige Bad darzustellen, loͤße man die Salzverbindung in Wasser auf, und seze dann von der Aufloͤßung dem kalten Wasserbade so viel zu, bis die Fluͤssigkeit etwas stark salzig reagirt. Man hasple nun die Waare in der Wanne, worin sich die bereitete Fluͤssigkeit befindet, einigemale hin und wieder, nehme sie heraus, spuͤhle sie am Fluß oder Bach, winde sie aus, und trockne sie an einem schattigen Orte oder in einem maͤßig erwaͤrmten Zimmer sorgfaͤltig ab. Fuͤr den Hausbedarf unserer Frauen ist diese neue Farbensubstanz ein vortreffliches Mittel, mit leichter Muͤhe ihre Puzgegenstaͤnde selbst Roth zu faͤrben. Sie koͤnnen sich dadurch den Verdruß ersparen, welchen ihnen ein schlechter Saflor verursacht, und allezeit schoͤn gelungene Resultate sich versprechen. Anwendung in der Leinenfaͤrberei. Auch in der Leinen- und Nesselfaͤrberei kann das Carthamin uͤberall, statt des Saflors, mit gleicher Wirkung und Zuverlaͤssigkeit benuzt werden, bei Batist fuͤr rothe Unterkleider der Damen, Schetter fuͤr Huthfutter, Baͤnder u. dgl. m. Anwendung in der Seidenfaͤrberei und Druckerei. In der Seidenfaͤrberei nimmt dieses rothe Pigment eine bedeutende Stelle ein. Man kann nicht nur mit demselben alles das leisten, was sonst durch den Saflor bewirkt wurde, sondern es ist auch aus den naͤmlichen Gruͤnden, welche wir bei der baumwollen Druck- und Faͤrberei angegeben haben, in den allermeisten Faͤllen noch vorzuziehen. Die zu faͤrbende Seide soll entweder als gesponnene Seide, oder als gewebtes seidenes Zeug gefaͤrbt werden. In jenem Falle vertheilt man sie mattoweise auf Staͤbe, und bringt sie so in das Carthaminbad. Um rohe Seide zu faͤrben, was im Allgemeinen sich leichter als mit der gekochten thun laͤßt, waͤhle man sehr weiße Seide, und behandle sie wie entschaͤlte, nur daß man sie fuͤr Ponceau, Nacarnat und Kirschfarbe in Baͤdern durchnimmt, die zu diesen Farben fuͤr entschaͤlte Seide bereits gebraucht wurden. Die gewoͤhnlichsten Farben, welche in der Seidenfaͤrberei mittelst Carthamin vortheilhaft dargestellt werden koͤnnen, sind: a) Feuerfarbe; b) Ponceau; c) Nacarnat; d) Kirschroth; e) Rosa; f) Fleischfarbe. Feuerfarbe. Um eine schoͤne Feuerfarbe zu erhalten, wird die Seide mit Orlean vorgefaͤrbt, gut ausgewaschen, durch ein schwaches pflanzensaures Bad genommen, wieder ausgewaschen, und zu einem Carthaminbade bis zum gewuͤnschten Farbeton ausgefaͤrbt. Ponceau. Bei dieser Farbe ist es noͤthig, daß man die mit Orlean vorgefaͤrbte Waare in einem concentrirten Carthaminbade ausfaͤrbe, oder auch in verschwaͤchten Baͤdern zu wiederholten malen durchnehme. Auch wird die mit Orlean vorgefaͤrbte Waare, ehe man sie in das Carthaminbad einbringt, durch ein schwaches Essigbad genommen, damit das der Orleanfarbe noch anhaͤngende kalische Salz gebunden werde, um nicht nachtheilig auf das Carthamin einwirken zu koͤnnen. Nacarnat. Dunkelkirschroth. Ist zu behandeln wie Ponceau, mit dem einzigen Unterschiede, daß man der Seide keine Vorfaͤrbung mit Orlean giebt. Zur Darstellung dieser Farben kann man Carthaminbaͤder, aus denen man schon Ponceau gefaͤrbt hat, anwenden, um den noch uͤbrigen Faͤrbestoff auszuziehen. Hellkischroth. Rosa. Fleischfarbe. Helle Kirschfarben, so wie alle Abstufungen von Rosenroth und Fleischfarbe, bekommen ebenfalls keinen Vorgrund durch Orlean. Man erzeugt diese Farben am vortheilhaftesten durch Baͤder, welche fruͤher schoͤn zu dunklen Farben gebraucht worden. Um die allerhellste Farbenschattirung, eine Art feines Fleischroth, hervorzubringen, sezt man dem Carthaminbade eins ganz schwache Marseiller Seifenaufloͤsung hinzu. Diese Fluͤssigkeit macht die Farbe heller, und verhindert sowohl das zu schnelle als das zu ungleiche Ansezen derselben. Nach dem Farben wird die Seide gespuͤlt, und man laͤßt die feine Fleischfarbe durch das schon zu Ponceau gebrauchte Wasserbad 4–5 mal passiren. Bei dunklen Farben kann man sich in der Seidenfaͤrberei, um etwas zu ersparen, der Orseille bedienen, mit welcher zuvor ein Grund gegeben wird, ehe man die Waare in dem rothen Bade ausfaͤrbt. Es lassen sich in dieser Art von Faͤrberei auch noch andere schoͤne Farben durch die waͤsserige Carthaminaufloͤsung hervorbringen, wenn man der Waare vorher Blau oder Gelb aufgesezt hat. Dieß gilt besonders a) von Iris Violett in allen Abstufungen. Der Grund wird zuvor hellblau gefaͤrbt, und dann erst mittelst Carthamin geroͤthet. Durch verschiedene Schattirungen von Hellblau bis Mittelblau erhaͤlt man bei nachheriger Roͤthung mehrfache Abstufungen dieser Irisfarben; b) von allen Abstufungen des Chamois, Goldgelbs, Oraniengelbs, Hochoranges, und der Aurora. Der Vorgrund wird Citronengelb gegeben, worauf durch Anwendung mehr oder weniger starker Carthaminbaͤder alle jene Abstufungen in dem lebhaftesten Glanze hervortreten. Werden die mit Carthamin gefaͤrbten Seidenwaaren aller Art durch saure Salzbaͤder genommen, so erzielt man manchfaltige Abstufungen jener Farben. Die Seide und seidenen Stoffe, welche in das Gebiet dieser Faͤrberei gehoͤren, sind: a) entschaͤlte Seide; b) rohe Seide; als gewirkte, gestrikte oder gekloͤppelte Fabrikate; c) Seidensammt glatt und gerissen; d) Taft, Croise und Levantine; e) Seidenkrepp, Flor, Baͤnder, u. dgl. m. Seiden- und Seidensammt-Druckerei. In der Seidendruckerei, welche die Farben vermittelst kochender Wasserdaͤmpfe befestiget, laͤßt sich das Carthamin nur nach der Daͤmpfung anwenden, weil das Roth desselben durch die Einwirkung der Wasserdaͤmpfe zerstoͤrt wuͤrde, und nur eine schwache Fleischfarbe zuruͤckbliebe. Um ausgearbeiteten Seidendruck mit rothem Grunde zu erhalten, wird das gedaͤmpfte und ausgewaschene Druckfabrikat in einem Carthaminbade, nach der bereits oͤfters gegebenen Vorschrift, geroͤthet. Sind es geeignete Dessein, mit den hier vorzugsweise erforderlichen Farben, so erscheinen durch die Roͤthung die weißen Stellen Rosa; Hellblau wird Lillas; Citronengelb Goldgelb, und Gruͤn nimmt einen eigenthuͤmlichen, fuͤr das Auge nicht unangenehmen Ton an. Auf der Wahl der Zeichnung beruht das Ganze zur Bildung brillanter Muster. Will man nach Eindaͤmpfung der Farben in dem Dessein die Rosen oder andere Blumen schoͤn Rosen- oder Carmoisinroth haben, so bietet das Carthamin, mittelst des Pinsels aufgetragen, das beste Mittel dazu dar. Zum Verdickungsmittel fuͤr dergleichen Pinsel oder auch Druckfarbe taugt am besten ausgelesenes helles arabisches oder senegalisches Gummi, welches fein gestoßen und in heißem Wasser geloͤßt wird, worauf man nach dem Erkalten so viel waͤsserige Carthaminaufloͤßung hinzufuͤgt, als noͤthig ist um die Farbe heller oder dunkler zu produziren. Wegen der Kostbarkeit dieses Pigments ist dasselbe, insonderheit bei starken Massen, weniger fuͤr den Druck als fuͤr den Pinsel geeignet, weil durch das Einstreichen in das Sieb zuviel Farbe unbenuͤzt verloren geht. Die nun auf solche Weise gefaͤrbte, gedruckte oder geschilderte Waare wird, und zwar die leztere nach dem Abtrocknen, durch ein Kochsalz-, Alaun- oder weißes Arsenikbad genommen, worauf die Farbe, nach Loͤsung und Wegschaffung des Verdickungsmittels, durch die Einwirkung jener Salzverbindungen in ihrer hoͤchsten Lebhaftigkeit erscheint. Und so verhaͤlt es sich allgemein sowohl bei baumwollenen und leinenen, als bei seidenen Stoffen. Durch Anwendung der Chlorinverbindungen bei Unirosa oder Carmoisin gefaͤrbten seidenen Geweben jeder Gattung, kann man weiße Muster in rothem Grunde darstellen, welche in der Seidenfabrikation einen neuen und schoͤnen Puzartikel fuͤr unsere Damen erschaffen; wozu als Stoffe gehoͤren: Seidensammt, Taft, Levantine, breite Baͤnder, u. dgl. m. Bei dem Seiden- und Baumwollen-Sammt, wo die erstere Farben mittelst Wasserdaͤmpfe befestigt, und der Grund hernachmals geroͤthet wird, lassen sich durch Gold- und SilberdruckSiehe dieses Journal, B. 2. S. 160. kostbare Gegenstaͤnde des Luxus zum Daseyn bringen. – Auf Unirosa oder Carmoisin gefaͤrbte seidene baumwollne und feine leinene Stoffe kann man auch Farben als sogenannte gefaͤrbte Reservagen anwenden; naͤmlich alle diejenigen, welche in kalischen Aufloͤsungen erfolgen, und faͤhig sind sich mit der Faser zu verbinden. Gefaͤrbte Reservagen dieser Gattung sind: a) in kaustischem Ammonium aufgeloͤßtes Schwefelarsenik. Diese Aufloͤsung mit Gummitragant in druckfoͤrmigen Zustand versezt, und auf roth gefaͤrbte seidene Gewebe getragen, bildet eine brillante reine goldgelbe Farbe; b) Orlean mit kallischer Lauge abgerieben, mit Gummitragant verdickt, und der Druckfarbe vor der Verarbeitung eine angemessene Portion kaustisches Ammonium zugesezt, stellt eine schoͤne oraniengelbe Farbe dar; c) Indigo-Mahlerblau, mittelst kaustischen Kalis und geschwefelten Arseniks den Indigo aufgeloͤßt, die Aufloͤsung mit Minnosen-Gummi verdickt, und kurz vor der Verarbeitung einen geringen Zusaz von kaustischen Ammonium zugegeben, bildet ein reines Blau auf unirothgefaͤrbtem Grunde, welches um so reiner ausfaͤllt, je frischer die Aufloͤsung als Farbe angewendet wird; d) Kupferammonium, mit vorwaltendem kaustischen Ammonium und Gummitragant verdickt, bringt ein lebhaftes Kupfergruͤn zum Vorschein; e) Applikationsschwarz, ohne den rothen Grund zu zerstoͤren, ein schoͤnes intensives Schwarz. Alle diese Farben erscheinen rein, wenn durch Auswaschen der Waare die Verdickungsmittel geloͤßt und weggespuͤhlt sind. Aus diesen fuͤnf verschiedenen Farben lassen sich herrliche Muster componiren, welche bei richtiger Wahl und geregelter Zeichnung einen nicht uninteressanten Neuen Fabricationsartikel, vorzuͤglich in der Seidendruckerei, begruͤnden koͤnnen. Besondere Bemerkungen. Schluͤßlich ist noch in Ansehung des Carthamins zu bemerken: 1) daß es in der Schaafwollenfaͤrberei so wenig als der Saflor Anwendung leidet; 2) daß es dagegen eine vortreffliche Farbe zum Mahlen auf Baumwollen-Sammt darbietet, um die natuͤrliche Farbe der Rosen darzustellen; 3) daß es auch eine schoͤne Muschel- oder sogenannte Wasserfarbe zum Illuminiren auf Papier liefert.