Titel: Ueber Dachstühle.
Fundstelle: Band 3, Jahrgang 1820, Nr. LIII., S. 390
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LIII. Ueber Dachstühle. Auszug aus einem in den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, Manufactures et Commerce, auch in dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. Second Series. N. CCXVIII. July 1820. p. 83. mitgetheilten Aufsaze: uͤber Bogen u. Spann-Sparren (on Bow et String Rafter) von Hrn. Georg Smart von Lambeth, welcher fuͤr diese Mittheilung die silberne Medaille erhielt. Nebst einem Zusaz des Hrn. Georg Haͤvel. Mit Abbildungen auf Tab. XXIII. Georg Smart über Dachstühle. »Ich nehme einen viereckigen Balken vpn der zu Sparren gebraͤuchlichen Staͤrke, und fuͤhre mit einer Zirkelsaͤge einen Schnitt durch denselben, wie bb in Fig. 1. Tab. XXIII. denselben ausweiset. Hierauf mache ich den Einschnitt c unter einem rechten Winkel auf den vorigen und in gleicher Entfernung von den beiden Enden desselben; endlich fuͤhre ich noch die beiden Schnitte dd, und nehme ein keilfoͤrmiges Stuͤck Holz aus denselben heraus. Die beiden Stuͤcke cd werden nun ganz sanft und sacht in die Hoͤhe gezogen, bis sie mit bb einen Winkel von 10–12 Graden bilden, wo sie sodann mittelst eines Schlußkeiles e (Fig. 2.) von altem ausgewachsenem Eichenholze in dieser Lage festgehalten werden. Es ist offenbar, daß jedes Gewicht, welches auf den Schlußkeil dieser Sparren, (deren Enden hinlaͤnglich gestuͤzt sind) druͤckt, solang getragen wird, bis entweder die Fasern des Holzes, welche den Spanner bilden, von einander reißen, oder bis der Seiten-Zusammenhang des Holzes, welches die Stuͤz-Enden der Sparren bildet, zerstoͤret ist: uͤbrigens hat hier kein besonderer Seitendruck auf die Mauern oder auf die Stuͤzen der Sparren statt.« Hr. Georg Smart versichert, daß das Wasser Abfall genug hat. Wir glauben jedoch, daß es gut seyn duͤrfte, die Einschnitte bei bb, wenn der Balken aufgezogen ist, durch ein aufgelegtes Blech vor der Einwirkung der Naͤsse zu sichern. Daß diese Sparren nicht bloß wohlfeilere, sondern auch gefaͤlligere Daͤcher geben, als unsere gewoͤhnlichen spizigen Dachgiebel, die so grell in die Augen stechen, ist fuͤr sich klar. Zusaz des Hrn. Georg Haͤvel. Diese Art Dachstuͤhle zu verfertigen duͤrfte bei uns in Deutschland mehreren Schwierigkeiten unterworfen seyn, weil sich der mittlere Schnitt nicht wohl anders als mit einer Zirkel-Saͤge machen laͤßt, die bei uns noch wenig in Gebrauch ist. Auch ist der Nuzen dieser Construction nicht wohl abzusehen, da man dasselbe auch aus drei verschiedenen Stuͤcken Holz mit Versazungen zusammen sezen kann, welches viel leichter ist, und mehr Festigkeit haben wird, wie jenes Verfahren. Wenn man qlle Schnitte so anordnet, wie sie die Beschreibung und Zeichnung angibt, so werden bei dem Aufheben der zwei Seiten, welche die Sparren bilden sollen; die Holzfasern sich trennen, und das Ganze wird sich in drei Theile zerlegen; bei Zusammensezung koͤnnen sodann die Sparren von der Seite weichen, wie sie wollen. Sollte man es auch erzwingen, daß die Theile beisammen bleiben, so wird sich doch dasjenige Stuͤck, welches den Balken bildet, in die Hoͤhe kruͤmmen, und in der Folge mit der Decke Schwierigkeiten verursachen. Auch der niedrige Winkel des Daches ist auf keine Weise, außer mit Kupfer oder anderem Metalle gedeckt, bei uns anzuwenden, und das hoͤher heben der Sparren wird sich nicht wohl thun lassen. Ich habe hieruͤber mehrere Versuche im kleinen, doch in einem ziemlich großen Maaßstabe, mit fuͤnferlei Holzgattungen angestellt, aber bei allen trennten sich beim Aufheben die Holzfasern, so daß ich drei Stuͤcke bekam; nur wenn ich die senkrechten Schnitte nicht ganz auf die Linie des horizontalen gehen ließ, da verhuͤtete ich das gaͤnzliche Zerfallen; die Holzfasern trennten sich zwar auch, doch blieben die Theile im Zusammenhang.