Titel: Ueber eine vortheilhafte Erfindung beim Kochen und Heizen Feuermaterial zu ersparen.
Fundstelle: Band 3, Jahrgang 1820, Nr. LXV., S. 465
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LXV. Ueber eine vortheilhafte Erfindung beim Kochen und Heizen Feuermaterial zu ersparen. Aus der Bibl. Univ.Juny. 1820. Ueber eine vortheilhafte Erfindung Feuermaterial zu ersparen. Bei den Arbeiten mehrerer Kuͤnste sieht man jezt vorzuͤglich auf jene Mittel, durch welche eine Ersparniß an Brennmaterial gemacht werden kann. In dieser Hinsicht moͤchte wohl die Erfindung des Hrn. Kongrewe eine ganz besondere Aufmerksamkeit verdienen. Er druͤckt sich daruͤber folgendermaßen aus. Um an dem Brennmaterial, welches bei warmen Verrichtungen gebraucht wird, viel zu ersparen, darf man nur dem Brennmateriale einen Zusaz von Kreide geben, oder irgend eine andere zur Verwandlung in Kalk geeignete Materie beimischen. Auf diese Art konzentrirt und unterhaͤlt sich immerfort die Entwiklung des Waͤrmestoffes, welcher sich aus dem gewoͤhnlichen Brennmaterial in einem solchen Grade erzeugt, daß bei nicht geringerer Wirkung der Verbrauch des Brennmaterials kleiner wird. Zu diesem Vortheile kommt noch eine fortwaͤhrende Erzeugung von Kalk, welche fuͤglich auf die Gesammtkosten der Verrichtung ausgeschlagen werden kann. Will man obiges Prinzip in Anwendung bringen, so errichte man uͤber dem Heerde, zwischen dieser Hoͤhle und den zu erwaͤrmenden Oberflaͤchen, die sogenannte Kalkkammer, unter welcher das Brennmaterial brennen soll. Die Kalksteine muͤssen beinahe von gleicher Groͤße ausgelesen werden, weil sie sich alle zu ein und derselben Zeit verkalken; auch sind diejenigen die besten hiezu, welche am wenigsten der Verglasung unterworfen sind. Sonderbar ist es, daß dieser Kalk sich 14 Tage, ja einen ganzen Monat lang in dem Zustande der Kalzinirung befindet, ohne dabei seinen oͤkonomischen Einfluß auf den Verbrauch des Brennmaterials aufzugeben. Was das verhaͤltnißmaͤsige Quantum des Brennmaterials und des Kalksteines betrifft, so bestimmt dieses Hr. Kongrewe fuͤr die Steinkohlen, und nimmt, den gelungendsten Versuchen zu Folge: 1/7 Kalk und 6/7 Steinkohlen; er sagt aber nicht, ob er es vom Maaße, oder vom Gewichte verstehe. Die bereits angestellten Versuche sprechen sehr stark fuͤr den wirklichen oͤkonomischen Gewinn von dieser neuen Erfindung. Es koͤnnten aber noch andere Vortheile aus derselben gezogen werden. 1) Die Dampfschiffe wuͤrden dadurch in den Stand gesezt, laͤngere Reisen zu machen; denn da sie weniger Brennmaterial als sonst noͤthig haͤtten, so waͤren sie auch weit weniger belastet. 2) Wuͤrde diese neue Methode die Unannehmlichkeit des Rauches in jenen großen Staͤdten, wo Steinkohlen gebrannt werden, sehr vermindern, weil der Rauch im Durchgang durch den gluͤhenden Kalk fast gaͤnzlich sich aufloͤßt. 3) Ist bei der Anwendung von Kalk die Erzielung der Waͤrme vergleichungsweise viel einfacher, und es wird durch Thatsachen bewiesen, daß die aͤussere Oberfläche der Gefaͤße oder Retorten, welche der Hize preiß gegeben werden muͤssen, sich laͤnger erhalten.