Titel: Beschreibung der verschiedenen Prozesse, welche gewöhnlich in den Manufacturen bei der Verfertigung der verzinnten Eisenbleche vorgenommen werden. Von Samuel Parkes, F. L. S. etc.
Fundstelle: Band 4, Jahrgang 1821, Nr. LVI., S. 441
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LVI. Beschreibung der verschiedenen Prozesse, welche gewöhnlich in den Manufacturen bei der Verfertigung der verzinnten EisenblecheDaß die Kunst das Eisenblech zu verzinnen aus Deutschland nach England kam, haben wir bereits aus einer Vorlesung des Herrn Parkes in der Miszelle „Beitrag zur Erfindung der Zinnplattirung, als ein Beweis fuͤr das Eigenthuͤmliche der deutschen Industrie gegen den englischen Kunstfleiß“ im 2 Bd. d. Journal S. 247 mitgetheilt. Diesen Industriezweig haben die Englaͤnder sehr vervollkommnet, wie diese sehr gruͤndliche Beschreibung ihres Verfahrens und ihre Fabrikate es selbst beweisen. Es ist zu wuͤnschen, daß sich die deutsche Fabrikanten von verzinnten Eisenblechen diese Vortheile aneignen, und in der Folge ihre Fabrikate von gleicher Guͤte wie die englische darstellen, wodurch dem Kontinente betraͤchtliche Summen, welche jaͤhrlich fuͤr diesen unentbehrlichen Artickel noch nach England gehen muͤssen, erhalten wuͤrden. D. vorgenommen werden. Von Samuel Parkes, F. L. S. etc. Aus den Memoirs of the literary and philosophical Society of Manchester, im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. II. Series. Jan. und Febr. 1820. S. 116. Mit einer Abbildung auf Tab. V. Sam. Parkes über die Verfertigung der verzinnten Eisenbleche. Da die verschiedenen Prozesse bei Verfertigung dieses Artikels zahlreicher und verwickelter sind, als man gewoͤhnlich glaubt, so scheint es uns raͤthlich, dieser Beschreibung eine Aufzaͤhlung jener Eigenschaften des Zinnes vorauszuschicken, welche zur Erklaͤrung des Ursaͤchlichen bei den Haupt-Operationen der Zinnblech-Fabrication am meisten geeignet sind. Zinn hat zu mehreren anderen Metallen eine große Verwandtschaft, vorzuͤglich zu Zink, Quecksilber, Kupfer, Spießglanz, Blei und Eisen, und dieser Verwandtschaft verdankt es seine haͤufige Anwendung in den Kuͤnsten. Zinn bilder mit Zink ein Metall von sehr dichtem Korne, welches zu vielen Arbeiten, vorzuͤglich aber zu Erzeugung der Metallkomposition (Pewter) gebraucht wird. Zink ertheilt dem Zinne große Haͤrte, ohne seine Dehnbarkeit zu vermindern. Die Verbindung von Zinn und Quecksilber, in welcher das erstere von dem lezteren zu einem weichen Amalgam aufgeloͤst wird, wird bekanntlich haͤufig zum Belegen der Spiegel und zu anderen Zwecken in den Kuͤnsten angewendet. Ein Zinn-Amalgam von groͤßerer Dichtigkeit ward ehevor im Museum zu Paris zum Verschließen der Muͤndungen glaͤserner Gefaͤße angewendet, in welchen verschiedene merkwuͤrdige und kostbare Praͤparate aufbewahrt waren. Auch Kupfer wird mit Zinn zu verschiedenem Gebrauche legirt. Man bedient sich dieser Composition zu den sogenannten Bronze-Statuen, zu Glocken, Kanonen, auch zur Verfertigung von Medaillen und Medaillons. Bei einigen dieser Mischungen wird das Zinn mit dem Kupfer bloß wegen der Eigenschaft, die es besizt, lezteres leichter fluͤssig zu machen, angewendet: dieß war auch wahrscheinlich die Ursache, warum die alten Roͤmer dieses Metall dem groͤßten Theile ihrer Kupfermuͤnzen zusezten. Der Verwandtschaft des Zinnes zum Kupfer verdankt man es, daß groͤßere kupferne Gefaͤße, die man zum Gebrauche in der Kuͤche oder zu anderen Zwecken bestimmte, mit einer duͤnnen Lage von Zinn ausgekleidet werden, um sie vor der Einwirkung gewisser Substanzen zu verwahren, welche das Kupfer angreifen wuͤrden, wenn es von aller schuͤzenden Bedeckung frei bliebe. Die Verwandtschaft des Zinnes zum Kupfer zeigt sich ferner deutlich bei dem Prozesse des Weißsiedens der Stecknadeln, wo diese mit granulirtem Zinne in einer Lauge von Alaun und Weinstein gesotten werden. Eine sehr brauchbare Composition ist ferner die Verbindung des Zinnes mit Spießglanz: sie ist sehr weiß, ausserordentlich hart, und nimmt eine sehr feine Politur an. In dieser Hinsicht gebraucht man sie zur Verfertigung von Teleskop-Spiegeln, und auch zu gestreckten Platten um Musik-Noten darauf zu graviren. Dasjenige Metall, welches sich hierauf zunaͤchst mit Zinn verbindet, ist Blei. Blei verbindet sich mit Zinn in jedem Verhaͤltnisse, und in den meisten Verhaͤltnissen erhaͤlt es einen groͤßeren Grad von Schmelzbarkeit durch seine Vereinigung mit Zinn. Diese Mischung ist es, welche das gewoͤhnliche Loth (plennber's solder) gibt, das jedoch das Zinn in verschiedenen Verhaͤltnissen beigemischt enthaͤlt, je nachdem es zu verschiedenen Zwecken gebraucht wird. Das, was man Staniol, Zinn-Folio (tin-foil) nennt, und zum Ausfuͤttern von Theebuͤchsen, elektrischen Flaschen, und zu anderen Zwecken braucht, wird gleichfalls aus einer Verbindung dieser beiden Metalle verfertigt. Was uns aber hier noch wichtiger ist, ist die chemische Verwandtschaft, welche zwischen Zinn und Eisen Statt hat. Einer der deutlichsten Beweise dieser Verwandtschaft ist der Umstand, »daß selbst Guß-Eisen so wie geschlagenes Eisen verzinnt werden kann. Seit einigen Jahren werden gegossene eiserne Pfannen und Toͤpfe von bedeutender Groͤße dauerhaft an ihrer inneren Flaͤche verzinnt, um die darin gesottene Fluͤssigkeit vor jeder dunkleren Farbe, welche sie durch theilweise Aufloͤsung des Eisens erhalten koͤnnte, zu sichern. Mehrere andere Artickel, wie Zaum-Gebisse, Steigbuͤgel, kleine Naͤgel etc. werden jezt viel wohlfeiler, als ehedem verfertigt, da man sie aus Guß-Eisen fertigt, und dann mit einer duͤnnen Lage Zinnes bedeckt, indem man sie in eine heiße Masse dieses fluͤssigen Metalles eintaucht. Wenn man bedenkt, daß in allen diesen Fallen die Poren des Eisens zum Theile wirklich vom Zinne durchdrungen werden, so wird man nicht zweifeln koͤnnen, daß diese Wirkungen der chemischen Verwandtschaft zuzuschreiben sind. Eine aͤhnliche Wirkung wird durch dieselben Mittel bei Verfertigung des Zinn-Bleches hervorgebracht, welche ich jezt beschreibe. Gehoͤrig zubereitete Elsenplatten werden in eine große Masse geschmolzenen Zinnes getaucht, welches durch ein bestaͤndig darunter brennendes Feuer heiß erhalten wird: auf diese Weise durchdringt das Zinn gewisser Massen das Eisen, und heftet neues Zinn an sich, so daß hierdurch endlich die ganze Oberflaͤche des Eisens einen vollkommenen Ueberzug von diesem Metalle erhaͤlt. Da bisher noch keine genaue Beschreibung der verschiedenen Processe der Zinn-Blech-Bereitung irgendwo gegeben wurde, so wird vielleicht folgender Umriß den Mitgliedern ihrer sehr achtbaren Gesellschaft angenehm seyn. Englisches Stangen-Eisen von der feinsten Qualitaͤt, das man Zinn-Eisen (tin-iron) nennt, und gewoͤhnlich mit Holzkohlen statt mit Coaks (abgeschwefelten Steinkohlen) bereitet, wird mit der groͤßten Sorgfalt zu diesen Blechen hergerichtet, und zuerst in der gehoͤrigen Laͤnge abgeschnitten. Hierauf wird es in Muͤhlen auf eine ganz besondere Weise zu Platten von der gehoͤrigen Duͤnne und zweckmaͤßigen Form gewalzen, und diese Platten werden mit Handscheren in die auf verschiedenen Maͤrkten gesuchten Formen geschnitten. Sowie der Schneider die Platten schneidet, schlichtet er sie auf Haufen, und legt gelegentlich eine Platte quer auf, um jede Kuͤste besonders zu haben. Zweihundert fuͤnf und zwanzig Platten heißen naͤmlich eine Kuͤste (box); sie kommen aber jezt in diesem Zustande noch nicht in hoͤlzerne Buͤchsen, sondern in die Haͤnde des Schuppers (Scaler), der sie aus dem Schneidhause hohlt, und jede Platte in der Mitte in Form einer verkehrten roͤmischen V (so Λ) beugt. Dieß geschieht als Vorbereitung zu ihrer Reinigung vor dem Verzinnen, und um sie desto leichter in den Abschupp-Ofen (scaling-furnace) einsezen zu koͤnnen, wie wir unten umstaͤndlicher erklaͤren werden. Dieser Ofen wird durch ein Flammen-Feuer geheizt, welches von einem Feuerherde von besonderer Bauart in denselben schlaͤgt, und diese Platten schuppt. Die Platten kommen in diesem Ofen reihenweise zu stehen, drei in jeder Reihe, bis der Ofen voll ist. Es ist offenbar daß, wenn diese Platten flach auf dem Ofen laͤgen, die Flamme nur an einer Seite derselben Hinspielen koͤnnte, waͤhrend, wenn sie so, wie oben angegeben wurde, gebogen sind, das Feuer auf beide Seiten derselben frei einzuwirken vermag. Ich muß hier bemerken, daß, eine Sorte ausgenommen, die Form aller Zinn-Bleche ein Parallelogramm ist, und daß, wenn ein Stuͤck steifes Papier oder Pappendeckel von 13 3/4 (engl.) Zoll Laͤnge, und 10 Zoll Breite in der Mitte unter einem Winkel von beilaͤufig 60 Graden gebogen, und dann an einem seiner beiden Enden aufgestellt wird, wie die Form einer Platte Nr. 1. erhalten, wie sie fuͤr den Abschupp-Ofen gehoͤrig gebogen ist. Das sogenannte Reinigen (the cleansing ), welches dem Abschuppen vorausgeht, wird damit begonnen, daß man die Platten vier oder fuͤnf Minuten lang in eine Mischung von Kochsalzsaͤure und Wasser im Verhaͤltnisse von vier Pfund Saͤure auf drei Gallonen WasserEin Gallon ist 3,264 Wiener Maß. A. d. Uebers. taucht. Diese Menge verduͤnnter Saͤure wird im Allgemeinen auf achtzehn hundert Platten oder acht Buͤchsen, jede zu 225 Platten, hinreichen. Nachdem die Platten gehoͤrig eingetaucht wurden, kommen sie aus der Fluͤssigkeit und werden auf den Boden gestellt, drei in eine Reihe. Man hebt sie dann mit einer Eisenstange, die man unter ihnen durchfuͤhrt, und sezt sie in einen bis zur Rothgluͤhe-Hize geheizten Ofen, in welchem sie so lang bleiben, bis die Hize die aͤußere Schale oder die Schuppen abgezogen hat, deren Beseitigung man durch diese hohe Temperatur zu bezwecken sucht. Wenn dieses geschehen ist, nimmt man die Platten heraus, und stellt sie zum Abkuͤhlen auf den Boden. Man biegt sie sodann gerade, und schlaͤgt sie auf einem Blocke von gegossenem Eisen eben. Der Arbeiter erkennt aus dem Aussehen der Platten waͤhrend dieser Operation, ob sie gehoͤrig abgeschuppt wurden oder nicht: denn im ersten Falle, d.i., wenn der Rost oder das Oxyd, welches an dem Eisen haͤngt, gehoͤrig entfernt wurde, werden sie beinahe so wie marmorirtes Papier, blau und weiß gefleckt erscheinen. Diese hier so eben beschriebene Operation heißt das Abschuppen oder Abschaͤlen (scaling). Da es unmoͤglich ist, daß die Platten diese Operation aushalten koͤnnen, ohne sich in gewisser Hinsicht werfen, oder auf irgend eine Weise entstellt werden zu muͤssen, so werden sie nun zum zweiten male gewalzen, und dieß zwischen zwei gehoͤrig gehaͤrteten und fein polierten Walzen von gegossenem Eisen. Hierdurch werden die Platten auf beiden Seiten vollkommen geebner, und gewisser Massen auf ihrer Oberflaͤche geglaͤttet. Die Walzen sind ungefaͤhr 17 (engl.) Zoll lang, und halten 12–13 Zoll im Durchmesser: ich glaube aber, daß wenn ihr Durchmesser groͤßerSeit ich obiges schrieb, theilte ich mein Manuskript einem Manne mit, welcher eine sehr große Zinn-Blech-Manufactur besizt. Er sagt mir, daß die kalten Walzen, deren er sich bedient, 30 engl. Zolle im Durchmesser halten. waͤre, die Platten noch flaͤcher werden, und die Walzen in jeder Hinsicht besser arbeiten muͤßten. Der technische Nahme dieses Apparates ist (in der englischen Sprache) rolls, nicht rollers. Alle Walzen, welche zum Walzen der Platten angewendet werden, sie moͤgen heiß oder kalt seyn, heißen harte Walzen (hard rolls): der Unterschied zwischen einem Paare harter Gußeisen-Walzen und einem Paare weicher Walzen (soft rolls), obschon sie beide aus einem und demselben Guße gekommen seyn moͤgen, ist eben so groß, als zwischen Stahl und Eisen. Die Arbeiter versicherten mich, daß dieser Unterschied einzig und allein von der Weise wie sie gegossen werden, abhaͤngt: die weichen Rollen werden naͤmlich in Formen von Sand gegossen, waͤhrend die harten in dicke Formen von Guß-Eisen gelassen werden, in welchen das Metall, so wie es mit der kalten Form (the cold box Siehe Ranson's Patent-Pflug-Scharen. Repertory XV. p. 209.) in Beruͤhrung kommt, hinlaͤnglich abgekuͤhlt wird und erstarrt, um die ganze Oberflaͤche der Walze vollkommen hart zu machen. Der Unterschied in der Haͤrte dieser beiden Arten von Walzen ist so groß, daß wenn sie auf die Drehebank kommen, um daselbst vollkommen zugedrehet zu werden, die Drehspaͤne der weichen oft ein Achtel-Zoll in der Dicke betragen, waͤhrend die der harten nicht groͤßer als kleine feine Nadeln sind. Der Umstand, daß die Haͤrte des Gußeisens so sehr von dem Model abhaͤngt, in welchen dasselbe gegossen wird, scheint mir die Aufmerksamkeit aller derjenigen zu verdienen, welche sich mit Verfertigung einer Menge anderer in den Kuͤnsten nothwendiger Werkzeuge aus diesem Metalle beschaͤftigen. Diese Walzen werden nicht gehizt, wohl aber so enge an einander geschraubt, daß die Platten mit genauer Noth zwischen denselben durchlaufen koͤnnen, und auf diese Weise den moͤglich groͤßten Druck erhalten. Diese lezte Operation nennt man das Kalt-Walzen (Cold rolling). Nachdem die Platten diese Operation erlitten, kommen sie Stuͤck vor Stuͤck in Troͤge, welche mit einer Fluͤssigkeit, die man die Lauge nennt (the lies) angefuͤllt sind. Diese Lauge besteht bloß aus Wasser, in welchem acht bis zehn Tage lang Kleien so lang eingeweicht wurden, bis dasselbe dadurch einen hinlaͤnglichen Grad von Saͤuerung erhalten hat. Die Absicht, warum man die Platten einzeln in die Troͤge legt, ist diese, damit die Fluͤssigkeit desto sicherer zwischen dieselben gelangt, und beide Seiten jeder Platte gleichfoͤrmig in der Lauge anziehen. In dieser Fluͤssigkeit bleiben sie zehn bis zwoͤlf Stunden lang auf der Kante stehend, werden aber waͤhrend dieser Zeit ein mal umgekehrt oder gestuͤrzt. Dieß heißt man in der Lauge arbeiten (working in the lies). Die naͤchst folgende Operation ist das Eintauchen der Platten in eine Mischung von Schwefelsaͤure und Wasser, wobei jedoch die Einsicht des Arbeiters das Verhaͤltniß dieser beiden Fluͤssigkeiten gegen einander bestimmt. Der Trog, in welchem diese Arbeit geschieht, ist aus starkem Blei verfertigt, und innenwendig durch bleierne Scheidewaͤnde abgetheilt. Jede dieser Abtheilungen heißt in der Sprache der Arbeiter ein Loch (a hole), und jedes dieser Loͤcher haͤlt ungefaͤhr eine Buͤchse Platten. In der verduͤnnten Schwefelsaͤure, welche sich in den verschiedenen Loͤchern befindet, werden die Platten ungefaͤhr eine Stunde lang hin und her bewegt, oder solang, bis sie vollkommen glaͤnzend und von allen schwarzen Flecken, welche bei dem ersten Eintauchen noch immer auf denselben sich finden, vollkommen frei geworden sind. Diese Operation hat indessen ihre eigene Feinheit; denn wenn die Platten zu lang in der Saͤure bleiben, so werden sie gefleckt, oder, wie die Arbeiter sagen, blatterig (blisterd): Erfahrung sezt jedoch den aufmerksamen Werkmeister bald in den Stand, die Zeit, wann die Platten herausgenommen werden sollen, gehoͤrig zu bestimmen. Allein immer bleibt diese Arbeit eine der schwierigsten bei der ganzen Zinn-Blech-Fabrication, da wenige sich gern mit derselben abgeben, obschon, soviel ich weiß, ein guter Beizer (Pickler) von seinem Herrn sehr geachtet wird, und hohen Lohn erhaͤlt. Ich muß hier nothwendig bemerken, daß diese Arbeit, sowie die vorige in dem saͤuerlichen Wasser, dadurch sehr beschleunigt wird, daß man diesen Fluͤssigkeiten eine etwas erhoͤhte Temperatur gibt, und dieß geschieht durch geheizte Roͤhren, welche man unter jedem Troge hinlaufen laͤßt. Im Sommer braucht man nur wenig kuͤnstliche Waͤrme, da 90–100 Fahrent. (25 bis 30 Reaum.) eine hinreichend hohe Temperatur fuͤr diese beiden Arbeiten ist. Wenn die Planen aus der Beize kommen, werden sie in reines Wasser gethan, und darin mit Hanf und Sand gescheuert, um jedes uͤbrig bleibende Oxyd, oder jeden Eisenrost, der noch immer daran haͤngen geblieben seyn konnte, davon zu entfernen: denn wo immer ein Theilchen Rost oder selbst nur Staub noch auf denselben sizt, da wird das Zinn nicht kleben bleiben. Hierauf kommen sie in frisches Wasser, um daselbst zu dem Verzinnen aufbewahrt zu werden. Die Absicht, warum man die Platten in reines Wasser bringt, nachdem sie aus dem sauren gekommen sind, ist, zu hindern, daß sie sich nicht neuerdings oxydiren: denn man weiß aus Erfahrung, daß sie nach diesen Operationen keinen Rost bekommen, wenn sie auch ein Jahr lang unter Wasser bleibenDieses bestaͤtigt auch Hr. Gay-Lussac bei dieser Stelle in den Annales de Chimie et de Phisique. D.. Man wird einsehen, daß alle diese Processe nichts mehr sind, als vorlaͤufige Maßregeln zu jener Operation, welche jezt folgen soll, naͤmlich zu dem Verzinnen. In dieser Hinsicht wird ein eiserner Topf mit einer Mischung von geschmolzenem Block- und Korn-Zinn (block et grain-tin) beinahe voll gefuͤllt, und soviel Talg oder Fett, als im fluͤssigen Zustande noͤthig ist, das geschmolzene Metall vier Zoll hoch zu bedecken, zugesezt. Da einige Leser mit dem Unterschiede zwischen Block- und Korn-Zinn nicht bekannt seyn duͤrften, so will ich bemerken, daß das im Handel unter dem Nahmen Block-Zinn vorkommende Metall entweder aus dem Erze, das man Zinnstein (tin-stone) nennt, oder aus dem einzig in Cornwallis bekannten Zinnkies (tin-pyrites) gewonnen wird, waͤhrend das sogenannte Kornzinn aus einem Erze geschmolzen wird, das in aufgeschwemmtem Boden, in Niederungen, in welche es im Laufe von Jahrhunderten von den Huͤgeln durch Regenstroͤme herabgewaschen wurde, gefunden wird, und in Koͤrnern unter dem Nahmen Strom-Zinnerz (Stream-tin)Wahrscheinlich das sogenannte Wascherz. A. d. Uebers. vorkommt. Das erstere, welches in der groͤßten Menge erzeugt wird, ist stets mit einer gewissen Menge Eisen, Schwefel, und mit anderen nachtheiligen Substanzen verbunden, und wird daher nur zu gemeinem Gebrauche verwendet, waͤhrend das Korn-Zinn, welches beinahe von jedem fremden Zusaze frei, und gewoͤhnlich um 20–30 Shilling im Zentner theurer ist, vorzuͤglich beim Faͤrben, und uͤberall dort gebraucht wird, wo reines Zinn erforderlich ist. Ich glaube ferner noch bemerken zu muͤssen, daß nach meiner Meinung es fuͤr den Besizer einer Zinn-Blech-Manufaktur weit vortheilhafter waͤre, wenn er Korn-Zinn allein, oder hoͤchstens Korn-Zinn mit jener Art von Zinn, welche man verfeinertes Zinn, refined Tin nennt, vermengt gebrauchen wollte, weil diese Arten nicht nur weniger Schaum enthalten, sondern auch, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, zu einem mehr fluͤssigen Metalle schmelzen, und folglich waͤhrend der Operation des Verzinnens leichter an den Platten herablaufen, so daß man dann weniger Zinn noͤthig hat. Gegenwaͤrtig braucht man in diesen Manufakturen Block- und Korn-Zinn zu gleichen TheilenHr. Professor Gilbert, welcher im 4 Bd. Heft 3 seiner geschaͤzten Annalen der Physik einen kurzen Auszug dieser Abhandlung gibt, machte bei dieser Stelle folgende Anmerkung uͤber die Verschiedenheit des Zinn: „Auch Klaproth's Analysen zu Folge scheint der aus schwaͤrzlichen oder hellern Koͤrnern bestehende Seifen-Zinnstein (so nennt er den in den Kornwaller Seifenwerken ausgewaschenen Zinnstein in Koͤrnern), das reinste Zinnerz zu seyn. Der von Alternon gab ihm aus 100 Gewth. 77 1/2 Gthl. Zinn, 1/4 Gthl. Eisen und 3/4 Gthle. Kieselerde; die uͤbrigen 21 1/2 Gthle. waren nach Klaproth Sauerstoff. Vermuthlich ist dieser Seifen-Zinnstein aus Zinngraupen, das heißt aus krystallisirtem Zinnstein entstanden, und aus dem Grunde vielleicht reiner als der nicht krystallisirte Zinnstein. Zinnkies oder Schwefel-Zinn, findet sich nur an einer einzigen Stelle in Cornwall, im Kirchspiele St. Agnes, macht hier aber in Verbindung mit Kupfererzen einen 9 Fuß maͤchtigen Gang aus; Klaproth fand darin auf 34 Th. Zinn, 36 Th. Kupfer, 2 Th. Eisen und 35 Th. Schwefel, so sorgfaͤltig er auch alles Kupfererz von der Probe getrennt hatte. Holzzinn oder faseriger Zinnstein, der ebenfalls in Koͤrnern in Seifenwerken vorkoͤmmt, ist eine große Seltenheit, und enthaͤlt nach Vauquelin auf 91 Gth. Zinnoxyd 9 Gth. Eisenoxyd. Zwischen dem aus den verschiedenen Zinnerzen ausgeschmelzten Zinn der Cornwaller Huͤttenwerke scheint keine so große Verschiedenheit Statt zu finden, als man nach dem hier angefuͤhrten glauben sollte, dieses geht aus Thomsons Analyst hervor. Sollte indeß die Meinung der Verzinner von dem Vorzuge des Koͤrner-Zinns vor dem Block-Zinn bloßes Vorurtheil seyn? Folgendes findet sich in Hrn. Prof. Normann's vollst. Woͤrterb. der Produkten- und Waarenkunde Artikel Zinn: „Man unterscheidet das englische Zinn in das reine (grain tin) auch glattes Zinn genannt, und in klingendes, welches einen Zusaz hat. Das leztere erhaͤlt man im Handel entweder in Stangen von 33 bis 35, oder in Faͤssern von 400, oder in Bloͤcken von 250 bis 380 Pfund, und in Tafeln.“ D.. Nachdem der Zinn-Topf auf oben erwaͤhnte Art gefuͤllt wurde, wird das Metall in einem Feuerherde von unten auf, und durch Zuͤge, die um den Topf gehen, so sehr erhizt, als es ohne Entzuͤndung des an seiner Oberflaͤche schwimmenden Fettes nur immer moͤglich ist. Der Nuzen des Fettes besteht darin, das Zinn vor der Einwirkung der atmosphaͤrischen Luft zu sichern, und folglich die Oxydation zu hindern. Wenn man etwas Zinn oder Blei in einem eisernen Gießloͤffel schmilzt, und nachdem der Schaum abgenommen wurde, ein Stuͤckchen Talg auf die metallische Fluͤssigkeit legt, so wird die Wirkung des Talges in Reinigung der Oberflaͤche des Metalles bald offenbar werden. Die Arbeiter versichern auch, daß der Talg die Verwandtschaft des Eisens zu dem Zinne vermehrt, oder daß, wie sie sich ausdruͤcken, es die Eisenplatte das Zinn besser annehmen macht. Es ist merkwuͤrdig, daß gebranntes Fett, oder irgend eine Art von empyreumatischem Fette zu diesem Zwecke weit besser ist, als reiner frischer Talg. Ein anderer an der Seite des Zinntopfes befindlicher Topf ist bloß mit Fett gefuͤllt, und in diesen werden die zubereiteten Bleche Stuͤck vor Stuͤck eingetaucht, ehe sie mit Zinn behandelt werden, und wenn der Topf endlich voll davon geworden ist, so laͤßt man sie so lang darin, als der Aufseher es noͤthig findet. Wenn sie eine Stunde lang im Fette bleiben, so nehmen sie das Zinn besser an, als wenn sie nur eine kuͤrzere Zeit in demselben gelassen werden. Aus diesem Topfe kommen sie mit allem noch anhaͤngenden Fette in den kurz vorher erwaͤhnten Zinntopf in das geschmolzene Zinn, und zwar in senkrechter Richtung. Drei hundert und acht und dreisig oder dreihundert und vierzig Platten werden gewoͤhnlich auf ein mal in diesen Topf gebracht, und damit sie durchaus verzinnt werden, bleiben sie gewoͤhnlich anderthalb Stunden lang in demselben: zuweilen ist jedoch eine noch laͤngere Zeit noͤthig um diese Operation zu vollenden. Nachdem die Platten eine hinlaͤngliche Zeit uͤber im geschmolzenen Zinne eingetaucht waren, werden sie herausgenommen, und auf einen eisernen Rost gelegt, damit das uͤberfluͤssige Metall davon ablaufen kann; allein, ungeachtet dieser Vorsicht, haͤngt, nachdem sie kalt geworden sind, immer mehr Metall an denselben, als nothwendig ist: dieß wird durch eine darauf folgende Operation, die man Waschen (washing) nennt, weggeschafft. Da diese Operation etwas zusammengesezt ist, so wird es noͤthig, dieselbe mit einer gewissen Kleinlichkeit zu beschreiben. Zuerst richtet der Waͤscher einen eisernen Topf her, den er mit dem besten Korn-Zinne im fluͤssigen Zustande beinahe voll fuͤllt; dann einen anderen Topf mit reinem geschmolzenen Talge oder ungesalzenem Specke; einen dritten leeren Topf, der nichts als einen Rost zur Aufnahme der Platten enthaͤlt; und einen vierten, den man den Leistentopf (listing pot) nennt, mit etwas geschmolzenem Zinn am Boden, und zwar nur soviel als noͤthig ist, denselben ein Viertel-Zoll hoch zu bedecken. Man wird dieß alles deutlicher durch Ansicht folgender Zeichnung begreifen, welche diese verschiedenen Gefaͤße in jener Ordnung darstellt, in welcher sie in der Manufaktur von Ziegelmauerwerk gestuͤzt dastehen. Das Mauerwerk, in welchem diese Toͤpfe sich befinden, heißt der Behaͤlter (the Stow). Die Bleche werden von der Rechten zur Linken in diesem Behaͤlter bearbeitet, wie aus dem Gebrauche der verschiedenen Toͤpfe erhellt. Nr. 1. Fig. 17. Tab. V. stellt den Zinntopf dar. Nr. 2. den Waschtopf mit der darin enthaltenen Scheidewand. Nr. 3. den Fetttopf. Nr. 4. die Pfanne mit dem Roste am BodenDiese Pfanne dient zur Aufnahme der Bleche, so wie sie der Knabe aus dem Fetttopfe nimmt. Sie hat kein Feuer unter sich. A. d. O.. Nr. 5. den Leistentopf. Die Zeichnung stellt die Oberflaͤche der Toͤpfe dar. Die Sternchen bezeichnen die Stelle, wo die Arbeiter stehen, und zugleich jene Toͤpfe, welche geheizte Zuͤge unter sich haben. Nr. 4. hat kein Feuer unter sich. Die Abtheilung in dem Waschtopfe Nr. 2. ist eine neuere Erfindung. Der Zweck derselben ist den Schaum des Zinnes von jenem Theile des Gefaͤßes abzuhalten, wo die Bleche zum lezten male eingetaucht werden. Wenn man bei dem ersten Prozesse des Verzinnens gemeines Zinn nimmt, so bleibt an der Oberflaͤche der Bleche vieles Oxyd oder Schaum haͤngen, und dieses laͤuft in den Waschtopf ab, und kommt an der Oberflaͤche des neuen Metalles zum Vorscheine: diese Scheidewand sezt aber den Arbeiter in den Stand zu vermeiden, daß es sich nicht uͤber die ganze Oberflaͤche des Topfes verbreite. Wenn diese Scheidewand nicht zugegen ist, muß der Waͤscher das Oxyd von dem fluͤssigen Metalle jedesmal vorher abschaͤumen, ehe er die Platten in dasselbe eintaucht. Wenn die Toͤpfe, von welchen ich hier die Zeichnung lieferte, alle zur Arbeit hergerichtet sind, so beginnt der Waͤscher seine noch uͤbrige Arbeit damit, daß er die, den verschiedenen bisher beschriebenen Operationen bereits unterzogenen, Bleche in den Topf mit Korn-Zinn bringt, den man Waschtopf (wash-pot)In diesen Topf wird kein anderes Zinn als Kornzinn gethan, denn alles gemeine Zinn, welches in diesen Zinnblech-Manufakturen verbraucht wird, wird zu dem ersten Processe, naͤmlich zum sogenannten Verzinnen verwendet. A. d. O. nennt. Die Hize einer so großen Menge geschmolzenen Zinnes schmilzt sehr bald alles lose Zinn an der Oberflaͤche dieser Bleche, und verdirbt die ganze Masse so sehr, daß, wenn einmal sechzig oder siebzig Buͤchsen in demselben gewaschen wurden, man gewoͤhnlich einen ganzen Block oder 300 Pfund herausnimmt, und den Waschtopf wieder mit einem frischen Blocke von reinem Korn-Zinne anfuͤllt. Diese Toͤpfe halten jeder gewoͤhnlich drei Bloͤcke, oder ungefaͤhr eine halbe Tonne2000 Pf. nach Johnson, 1200 nach anderen. A. d. Uebers. an Gewicht. Was aus dem Waschtopfe ausgenommen wurde, wenn er mit reinem Metalle wieder gefuͤllt wird, kommt dem Verzinner (tin-man) zu, um es in seinen Topf zu thun. Wenn die Bleche aus dem Waschtopfe herausgenommen worden sind, werden sie auf beiden Seiten sorgfaͤltig mit einer besonderen Hanfbuͤrste abgebuͤrstet, die ausschließlich zu diesem Zwecke bereitet ist. Da dieser Theil der Arbeit eine besondere Geschicklichkeit und Fertigkeit erfordert, so ist es vielleicht der Muͤhe werth etwas bei demselben zu verweilen, um ihn mehr im Detail zu erklaͤren. Der Waͤscher nimmt zuerst einige Platten aus dem Waschtopfe, und legt dieselben vor sich hin auf den Behaͤlter; er ergreift dann mit der linken Hand mittelst einer Zange eine dieser Platten, und reibt mit einer Buͤrste in seiner Rechten eine Seite dieser Platte; dann wendet er sie, und buͤrstet die andere Seite, und taucht sie alsogleich noch Ein mal in das heiße fluͤssige Metall in dem Waschtopfe, und, ohne sie aus der Zange zu lassen, zieht er sie alsogleich wieder zuruͤck, und taucht sie in den Fetttopf (Nr. 3.), welcher neben dem Waschtopfe steht, aus dem er sie so eben genommen hat. Wer diese Operation nicht gesehen hat, kann sich nur eine hoͤchst unvollkommene Idee von der Geschicklichkeit machen, mit welcher sie verrichtet wird: Uebung gibt dem Arbeiter so viele Behendigkeit, daß er im Stande ist hohes Taglohn zu verdienen, obschon er fuͤr das Buͤrsten und Waschen im Metalle von 225 Blech-Platten nur drei engl. Pfennige (three pence) erhaͤlt. Man hat mir gesagt, daß ein geschickter Waͤscher, wenn er recht fleißig arbeitet, 25 Buͤchsen, also 5625 Blechplatten, binnen zwoͤlf Stunden waschen kann, obschon jede Platte auf beiden Seiten gerieben, und zwei mal in den Topf mit geschmolzenem Zinne eingetaucht werden mußDieß gaͤbe also 25 Threepence, wovon 4 einen Shilling geben; also gewinnt der Waͤscher in 12 Stunden einen Dollar, 1 Shill. 3 D. A. d. Uebers.. Die Ursache, warum die Platten waͤhrend dieses Theiles ihrer Bearbeitung zwei mal Rechnet man das Eintauchen in den Fetttopf dazu, so wird jede Platte von dem Waͤscher drei mal eingetaucht. Rechnet man hierzu das Buͤrsten der Platte auf beiden Seiten, so kommen nach der Angabe des Hrn. Vfs. 5 Bewegungen der Arme in 12 Stunden 5625 mal wiederholt, oder 5625 × 5 = 28125. Die Arme des Waͤschers muͤssen also in einer Stunde 28125/12 = 2343, also in einer Minute 2343/60 = 39,5 Bewegungen machen: wahrlich eine unglaubliche Behendigkeit. A. d. Uebers. eingetaucht werden muͤssen, wird vielleicht einige Erklaͤrung fordern. Man muß sich erinnern, daß die Blechplatten beinahe heiß gebuͤrstet wurden, und ehe das Zinn sich sezte: wuͤrde man sie also nicht noch ein mal eintauchen, so wuͤrden die Spuren der Buͤrste sichtbar seyn. Ueberdieß nimmt die Buͤrste wieder den groͤßten Theil des Zinnes mit sich fort, so daß, kaͤmen die Platten zu dem Fetttopfe, ohne vorher wieder eingetaucht worden zu seyn, das heiße Fett auch noch dasjenige wegnehmen wuͤrde, was uͤbrig geblieben ist. Der einzige Zweck des Gebrauches des Fetttopfes ist, alles uͤberfluͤssige Metall, das auf den Blechen haͤngen bleiben moͤchte, wegzunehmen: allein, diese Operation fordert große Aufmerksamkeit, da, indem die Platte in das Fett eingetaucht wird, waͤhrend das Zinn im Schmelzen oder wenigstens in einem weichen Zustande auf derselben ist, ein Theil desselben abrinnen muß, und das, was uͤbrig bleibt, immer weniger und weniger wird, solang die Platte darin bleibt: wenn also diese Platten laͤnger in dem geschmolzenen Talge bleiben sollten, als es durchaus nothwendig ist, so muͤßten sie nothwendig zum dritten male in das Zinn eingetaucht werden. Wenn hingegen die Platten nicht in das Fett gebracht wuͤrden, wuͤrden sie zuviel Zinn behalten, wodurch Verlust fuͤr die Manufaktur hervorgehen muͤßte, und uͤberdieß das ganze Zinn auf dem Eisen in Wellen erscheinen wuͤrde. Eben so nothwendig ist es ferner auf die Temperatur des geschmolzenen Talges Ruͤcksicht zu nehmen, welcher, in dem Verhaͤltnisse als die Platten dicker oder duͤnner sind, auch heißer oder kuͤhler seyn muß: denn, wenn der Talg die gehoͤrige Temperatur fuͤr eine duͤnne Platte hat, und eine dicke in denselben eingetaucht wird, so wird sie nicht, wie es seyn sollte, zinnweiß sondern goldgelb aus dem Topfe hervorgehen. Die Ursache hiervon ist offenbar. Eine dicke Platte haͤlt mehr Hize als eine duͤnne, und verlangt folglich eine niedrigere oder kuͤhlere Temperatur. Wenn im Gegentheil eine Parthie duͤnner Platten in einem fuͤr dicke zugerichteten Fetttopfe bearbeitet werden sollte, so wuͤrde dieser Topf nicht heiß genug seyn, um die beabsichtigte Wirkung hervorzubringen. Es ist eine allgemein bekannte Sache, daß in unseren meisten Manufakturen, und in allen chemischen Arbeiten Theorie und Praxis meistens von einander abweichen: es gibt aber vielleicht wenige Manufakturen, in welchen so viele Kleinigkeiten vorkamen, die der Aufmerksamkeit eines zufaͤlligen Beobachters gaͤnzlich entgehen, auf welche man jedoch sorgfaͤltig Ruͤcksicht nehmen muß, um das erwuͤnschte Resultat zu erhalten, wie z.B. in dem so eben beschriebenen Falle. Wenn die Lektuͤre dieser Blaͤtter auch nur einen Leser, der auf dem Punkte stand etwas zu unternehmen, womit er nur theilweise bekannt war, veranlaͤßt still zu stehen, so habe ich durch meine Zeilen einen wohlthaͤtigen Zweck erreicht. Doch wir wollen zu unserem Processe zuruͤck. Nachdem die Platten hinlaͤnglich abgebuͤrstet wurden, werden sie wieder Stuͤck vor Stuͤck in den Topf mit geschmolzenem Zinne, wie wir bereits bemerkten, eingetaucht, und unmittelbar darauf in den oben erwaͤhnten Fetttopf. In diesem Topfe sind innerhalb desselben Stifte so angebracht, daß die wechselseitige Beruͤhrung der Blechplatten dadurch gehindert wird, und dieser Theil des Processes wird auf folgende Weise geleitet. Nachdem der Waͤscher fuͤnf Platten durch das geschmolzene Zinn durchgefuͤhrt, und von da in den oben erwaͤhnten Fetttopf gebracht hat, ergreift ein Junge eine derselben, und stellt sie zum Abkuͤhlen in den leeren Topf: der Waͤscher sezt die sechste Platte ein. Der Junge nimmt dann die zweite Platte heraus, und legt sie gleichfalls auf die Kuͤhle, und der Waͤscher sezt die siebente Platte ein; in dieser Ordnung geht es regelmaͤßig fort, bis die ganze Partie aufgearbeitet ist. Da die Platten senkrecht in das geschmolzene Zinn eingetaucht wurden, so entsteht immer, nachdem sie kalt geworden sind, ein Faden oder Draht von Zinn an dem unteren Ende einer jeden Platte, welcher nothwendig weggenommen werden muß, und dieß geschieht auf folgende Weise. Ein Junge, den man den Leistenjungen (list-boy) nennt, nimmt die Platten, nachdem sie kalt genug geworden sind um gehandhabt zu werden, und stellt sie mit ihrer unteren Kante Stuͤck vor Stuͤck in den Leistentopf, den wir oben beschrieben, und von welchem wir bemerkt haben, daß er nur etwas weniges Zinn enthaͤlt: er ist mit Nr. 5. bezeichnet. Wenn der Faden oder Draht durch dieses lezte Eintauchen weggeschmolzen ist, nimmt der Junge die Platte heraus, und gibt derselben mit einem duͤnnen Stocke einen starken Schlag, wodurch der Faden oder Draht von dem uͤberfluͤssigen Metalle los wird, und durch das Abfallen nur einen undeutlichen Streifen an jener Stelle zuruͤcklaͤßt, wo er angeheftet war. Dieser Streifen kann an jeder verkaͤuflichen Platte wahrgenommen werden, und die Arbeiter in der Manufaktur nennen denselben die Leiste (the list). Nun bleibt nichts anderes mehr uͤbrig, als die Platten vom Talge zu reinigen. Dieß geschieht mittelst Kleien, und so wie sie gereinigt sind, kommen sie entweder in starke hoͤlzerne Kisten, oder in Kisten aus Eisen-Blech, in welche sie genau passen. Auf diese Weise ist nun die ganze Arbeit vollendet. Jede Kiste enthaͤlt eine bestimmte Anzahl von Blech-Platten, und folgende Tabelle zeigt die, verschiedene Groͤße aller in Groß-Britannien erzeugten Zinn-Bleche nebst den Zeichen, unter welchen jede Art im Handel bekannt ist. Textabbildung Bd. 4, S. 460 Im Originale ist nicht angegeben ob das Pfunde, Lothe etc. sind. A. d. Uebers. Rahmen; Größe; Zeichen auf der Kiste Current-Liste der Zinn-Bleche im Großen zu London im September 1817. Textabbildung Bd. 4, S. 460 Sorten; Gewicht; Preise einer Kiste; zahl

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