Titel: Beschreibung einer Maschine zum Weben von Röhren, Säken etc. ohne Naht. Von M. Serre.
Fundstelle: Band 6, Jahrgang 1821, Nr. XL., S. 240
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XL. Beschreibung einer Maschine zum Weben von Röhren, Säken etc. ohne NahtEine sehr einfache Vorrichtung zum Weben solcher Zeuge ist in der folgenden Abhandlung beschrieben. D.. Von M. Serre. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement in dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXXXIII. Oktober 1821. S. 301. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Serre Beschreibung einer Maschine zum Weben von Röhren etc. Diese Maschine besteht aus einem Querstuͤke oder aus der Achse, aus drei Kreisstuͤken, und aus 16 Kaͤmmen oder Rietblaͤttern. 1) Die Achse A Fig. 25 und 26. (Tab. IV.) ist 6 Fuß lang, 2 Zoll im Gevierte, und dient als Model oder Doke fuͤr die zu webende Roͤhre. Das untere Ende derselben ist 12–15 Zoll lang zugerundet, und convex, um das bereits fertige Stuͤk der Roͤhre desto leichter an demselben anbinden zu koͤnnen. Das andere Ende hat einen Zapfen oder einen Hals, mit welchem sie auf einem halbkreisfoͤrmigen Lager oben auf dem senkrechten Stuͤke B des Gestelles aufliegt und sich in demselben dreht. Ein Vorsprung an diesem Ende A dient zur Befestigung derselben in ihrer schiefen Lage. Der Theil der Achse zwischen dem Halse B und dem mittleren Kreisstuͤke C hat 7–8 Loͤcher aa, welche gleich weit von einander entfernt sind. Diese correspondiren mit den Loͤchern bb in den Stellleisten des beweglichen kreisfoͤrmigen Stuͤkes, welches mittelst eines Stiftes c, der durch die Achse und die Stellleisten laͤuft, befestigt werden kann. 2) Jedes der drei kreisfoͤrmigen Stuͤke hat ein vierekiges Loch in seinem Mittelpunkte, durch welches die Achse A laͤuft. Das Mittelstuͤk C wird mittelst zweier Schluͤssel ungefaͤhr 3 Fuß weit von dem unteren oder convexen Ende von A befestigt. In einem Kreise, der ungefaͤhr 1 3/4 Zoll weit von dem Umkreise von C innerhalb desselben gezogen wird, werden 96 Loͤcher gebohrt, um die doppelte Anzahl von Faͤden aufzunehmen, welche die Kette bilden. Dieses Stuͤk C hat noch uͤberdieß 8 Arme DD, welche an der aͤußeren Kante in Form einer Krone befestigt sind. Die Zapfen der Rietblaͤtter sind an den von C am weitesten entfernten Enden von DD angebracht. Das kreisfoͤrmige Stuͤk E, welches an dem zwischen C und B befindlichen Theile der Achse ruͤkwaͤrts und vorwaͤrts geschoben werden kann, so wie es die Arbeit erfordert, ist mit zwei Stellleisten versehen, welche an der Achse mittelst eines hoͤlzernen Zapfens, der durch zwei mit den Loͤchern aa korrespondirende Loͤcher laͤuft, befestigt sind. Acht von einander gleich weit entfernte Loͤcher sind an dem Umfange von E angebracht, und jedes derselben ist weit genug, um ein Achtel der Kettenfaͤden durchzulassen, naͤmlich diejenigen, welche durch die beiden Rietblaͤtter eines jeden Armes D laufen. Acht Schluͤssel oder Stellzapfen dd dienen zur Befestigung der Faͤden der Kette in jenen Loͤchern, durch welche sie laufen, so bald der Arbeiter dieselben eingerichtet hat. Das dritte kreisfoͤrmige Stuͤk F, Fig. 26. zwischen N und C, dient den Rietblaͤttern als Stuͤze in dem Augenblike, wo der Arbeiter den bereits gewobenen Theil der Roͤhre von der Doke abnehmen muß. Ohne diese Stuͤze wuͤrde die geringste Ungleichheit in den Faͤden der Werfte, die sich in dem Rietblatte verwikeln wuͤrden, die Zapfen derselben beugen, und folglich die Kette in Unordnung bringen, welche stets gleichfoͤrmig gespannt seyn muß. 3) Die Kaͤmme oder Rietblaͤtter, 16 an der Zahl, bestehen aus dem Koͤrper G, Fig. 28 und 29, und dem Zapfen H. Der Koͤrper besteht aus 12 Stuͤken Eisendraht, welche in der Mitte ihrer Laͤnge bei e in eine Spirale gedreht sind, und dadurch eine Art von Ring oder ein Auge bilden, durch welches Ein Kettenfaden laͤuft, wenn auf englische Art eingerichtet wird, oder durch welches zwei Kettenfaͤden laufen, wenn nach deutscher Weise eingerichtet wird. Diese Eisendraͤhte, welche zwischen zwei Stuͤken einer Zinnplatte f parallel und gleich weit von einander entfernt eingeloͤthet sind, bilden mit ihren Ringen und Enden eine krumme Linie, ein Achtel eines Kreises, so daß die Ringe der acht Rietblaͤtter, wenn sie auf der Maschine an ihre Stelle gebracht werden, einen vollkommenen Kreisbogen darstellen. Die 16 Rietblaͤtter kommen kreisfoͤrmig in zwei Reihen zu stehen, so daß die Ringe der ersten Reihe mit dem Mittelpunkte des Raumes zwischen den Ringen der zweiten Reihe korrespondiren, und umgekehrt. Die Zapfen der Rietblaͤtter sind von ungleicher Laͤnge; die der ersteren Reihe sind um einige Zolle kuͤrzer als die der zweiten, damit man leichter mit denselben arbeiten kann. Sie sind in beiden Reihen beweglich, und laufen durch Loͤcher, welche in den Enden der Arme D des kreisfoͤrmigen Stuͤkes C sich befinden. Die Maschine hat eine geneigte Lage, indem die beiden Enden der Achse A auf zwei Stuͤken K und J ruhen, welche mittelst des Querstuͤkes K unter einander verbunden sind. Der noch uͤbrige Apparat besteht aus einer Stuͤze L, die wie jene gestaltet ist, deren man sich bei Verfertigung der Neze bedient, und aus einer Lade, oder einem Schlaͤger M, welcher wie die hoͤlzernen Messer zum Aufschneiden der Blaͤtter eines Buches gestaltet ist. Erklaͤrung der Kupfertafeln. Fig. 25. Taf. IV. ist ein Seitenaufriß der Maschine, so wie sie auf ihren Stuͤzen J und B ruht, und mit ihrer Kette versehen ist. Fig. 26. zeigt die Maschine von oben herab gesehen. Hier sind die Kettenfaͤden abgeschnitten, um das Kreisstuͤk F und die Einrichtung der Rietblaͤtter zu zeigen. Fig. 27. ist der Grundriß der Platte C und ihrer Arme D. Hier ist bloß ein Rietblatt dargestellt; die anderen sind abgenommen, damit man die verschiedenen Theile desto deutlicher sehen kann. Fig. 28. sind zwei Rietblaͤtter, die die Art zeigen, nach welcher sie an der Maschine neben einander gestellt werden muͤssen. Fig. 29. dieselben Rietblaͤtter von der Seite gesehen, oder Fig. 28. unter einem rechten Winkel. Dieselben Buchstaben zeigen dieselben Theile der Maschine an allen Figuren. A die Achse, welche die drei Kreisstuͤke traͤgt. B eine senkrechte Stuͤze an dem Hintertheile der Maschine. C das mittlere kreisfoͤrmige Stuͤk auf A befestigt. DD, acht Arme auf C, gleich weit von einander entfernt. E ein Kreisstuͤk hinter den anderen, welches auf A beweglich ist. F ein anderes Kreisstuͤk welches als Stuͤze der Rietblaͤtter dient. G ein System von Rietblaͤttern oder Lizen. H die Stiele oder Zapfen dieser Rietblaͤtter G. I eine aufrechte Stuͤze vorne an dem Gestelle. K ein Theil des Gestelles, welcher J und B vereinigt. L eine Stuͤze oder Nadel. M die Lade oder der Schlaͤger. N eine Roͤhre auf der Maschine. aaa Loͤcher in A zur Befestigung des Kreisstuͤkes E. bb zwei Stellleisten von E. c ein Zapfen zur Befestigung von bb auf A. dd Schluͤssel oder Zapfen zur Befestigung der Faden der Kette in den Loͤchern des beweglichen Kreisstuͤkes. ee die Ringe oder Augen der Kaͤmme oder Rietblaͤtter. ff Streifen von Zinnplatten, in welche die die Rietblaͤtter bildenden Eisendraͤhte eingeloͤthet sind. Verfahren bei dem Weben auf dieser Maschine. Nachdem die Kette der zu webenden Roͤhre an der Maschine angebunden ist, wird sie in 8 gleiche Theile getheilt; nur muß der erstere dieser Theile einen Faden weniger enthalten, als die uͤbrigen, weil man bemerkt hat, daß, wenn eine Umdrehung zu schnell auf die zunaͤchst vorhergegangene folgt, eine Art von Wulst entsteht, welche der Gleichfoͤrmigkeit des Werkes hinderlich ist, und dem Gewebe nachtheilig wird. Jede Abtheilung der Kette hat also 24 Faͤden, mit Ausnahme der ersteren, welche deren nur 23 besizt. Diese Faͤden werden abwechselnd auf folgende Weise durch die Ringe gefuͤhrt. Der erste Faden der ersten Abtheilung laͤuft durch den zweiten Ring des ersten Rietblattes in der ersten Reihe; der zweite durch den ersten Ring des ersten Rietblattes in der zweiten Reihe; der dritte durch den zweiten Ring des ersten Rietblattes u.s.f. fuͤr die uͤbrigen Faͤden. Der erste Ring des ersten Riet- oder Kammblattes enthaͤlt also keinen Faden. Die Faͤden aller uͤbrigen Abtheilungen, 24 an der Zahl, laufen durch die Ringe ihrer respektiven Rietblaͤtter wie jene der ersten Abtheilung; naͤmlich, der erste Faden durch den ersten Ring des ersten Rietblattes; der zweite durch den ersten des zweiten u.s.f. Hierauf werden die Faͤden in derselben Ordnung, zu zwei und zwei, durch die 12 korrespondirenden Loͤcher des in der Mitte befindlichen Kreisstuͤkes gezogen, und in den Loͤchern des beweglichen Kreisstuͤkes E, welches aber dann mittelst des Zapfens c an dem Ende der Achse A befestigt werden muß, zu 8 Buͤndeln vereint. Nachdem diese 8 Abtheilungen der Kette auf diese Weise durch die Ringe und die Kreisstuͤke gezogen worden sind, befestigt der Weber mit seinem Gehuͤlfen eines der Enden derselben an der Doke so, daß die Faͤden schoͤn neben einander und in der Ordnung zu liegen kommen, wie sie zuerst eingereiht wurden. Das andere Ende wird uͤber sich selbst zuruͤkgeschlagen und befestigt. Wenn hierauf die Zapfen in die Loͤcher des beweglichen kreisfoͤrmigen Stuͤkes kommen, wird jede Abtheilung der Kette befestigt, und die Arbeiter sparren die Faͤden gleichfoͤrmig, ohne welche, Vorsicht das Gewebe sehr mangelhaft ausfallen wuͤrde. Nachdem alles so eingerichtet wurde, und die Maschine auf ihren Stuͤzen ruht, stellt der Weber sich vorne an die Maschine, und sein Gehuͤlfe, der die Rietblaͤtter zieht, zur Rechten, den Enden der Arme an dem mittleren Kreisstuͤke gegenuͤber. Auf ein verabredetes Zeichen zieht der Gehuͤlfe das Rietblatt der ersten Reihe empor, welches 11 Faͤden der Kette beinahe 1 1/4 Zoll uͤber die 12 Faͤden, die durch die Ringe des Rietblattes in der zweiten Reihe derselben Abtheilung laufen, emporhebt. Der Weber fuͤhrt alsogleich seine hoͤlzerne Lade von der Rechten zur Linken zwischen die gehobenen und unbeweglich bleibenden Faͤden, und erleichtert dadurch der Schuͤze den Durchgang oder Wurf. Der auf diese Weise zwischen die 23 Faͤden der Kette eingeschlossene Faden des Eintrages wird, mittelst der Lade oder des Schlaͤgers, an das Ende der Doke hinabgefuͤhrt. Wenn dieß geschehen ist, dreht der Gehuͤlfe die Maschine von der Linken zur Rechten, um die Rietblaͤtter der zweiten Abtheilung in die Hoͤhe zu bringen. Er zieht hierauf das Rietblatt der ersten Abtheilung, und der Weber holt die vorige Operation, dafuͤr sorgend, daß der Faden des Eintrages fest angeschlossen wird. Diese Operation wird nun bei jeder Abtheilung der Kette wiederholt, bis die ganze Maschine ihre vollkommene Umdrehung erlitten hat; also alle Rietblaͤtter der ersten Reihe nach und nach gezogen wurden, und die Schuͤze zwischen die acht Abtheilungen eingefuͤhrt worden ist. Dann beginnt die zweite Umdrehung, welche auf dieselbe Weise und in derselben Ordnung mit den Rietblaͤttern der zweiten Reihe vollendet wird, indem naͤmlich der Gehuͤlfe dieselben eben so, wie jene der ersten Reihe, zieht; und so geht es abwechselnd bei jeder Umdrehung fort. Es ist offenbar, daß das Gewebe der auf diese Art erzeugten Roͤhre jenem der gewoͤhnlichen Leinwand aͤhnlich ist, nur mit dem Unterschiede, daß der Eintrag, statt hin und her zu laufen, immer in einer Schnekenlinie wie ein Schraubenfaden, vorwaͤrts um die Doke laͤuft. Um Gleichfoͤrmigkeit in dem Gewebe zu erzeugen ist es unerlaͤßlich nothwendig, daß der Weber den Faden des Eintrages jedesmal gleich stark um die Doke anlegt, denn sonst wuͤrde der Durchmesser der Roͤhre, die um dieselbe gewoben wird, bald groͤßer, bald kleiner werden, indem die in Kegelform aufgezogene Kette immer in ihrem Durchmesser sich zu erweitern strebt. In dem Verhaͤltnisse jedoch, als der Weber in seiner Arbeit fortschreitet, kommt er endlich auf einen Punkt, wo er die Gleichfoͤrmigkeit des Gewebes und des Durchmessers nicht mehr laͤnger erhalten kann. Dann heißt er seinen Gehuͤlfen das Kreisstuͤk E dem in der Mitte befindlichen Stuͤke um ein Loch naͤher bringen, und dasselbe mittelst des Zapfens wieder befestigen. Dadurch wird die Kette nachgelassen, und der Weber kann das bereits verfertigte Stuͤk der Roͤhre von der Doke abziehen. Es waͤre uͤberfluͤssig zu bemerken, daß diese Operation so oft wiederholt werden muß, als es noͤthig ist, indem das bewegliche Kreisstuͤk Raum genug hat, sich auf der Achse fortzubewegen. Wenn sie endlich an das Ende ihrer Laufbahn kommt, muͤssen die Zapfen dd zuerst herausgenommen, dann ungefaͤhr 3 Fuß von jeder Abtheilung der Kette abgewunden, und das bewegliche Kreisstuͤk muß in seine erste Lage zuruͤkgebracht werden, naͤmlich auf das obere Ende der geneigten Achse; jede Abtheilung der Kette wird hierauf gehoͤrig gespannt, die Zapfen werden wieder zur Befestigung eingestekt, und das Weben wird neuerdings begonnen. Diese Maschine, die bloß 20 Franken (ungefaͤhr 16 Shill. oder 3 1/3 Laubthaler) kostet, und auf welcher ein Mann in einem Tage 5 Fuß einer Roͤhre weben kann, kann Roͤhren von jeder beliebigen Laͤnge und Weite liefern, wenn man den Durchmesser der Achse und der Kreisstuͤke erweitert, und die Zahl der Abtheilungen, folglich auch die der Kettenfaͤden, vermehrt. Obschon diese Maschine in mancher Hinsicht jener des Hrn. Brisson nachsteht, so hat sie doch den Vortheil, wenig Raum zu fordern, tragbar, leicht zu behandeln, und wohlfeil zu seyn.

Tafeln

Tafel Tab. IV
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