Titel: Ueber einen tragbaren Siedekessel, der zugleich ein verbessertes Löthrohr, oxigenirte Zündkerzchen, und ein Fläschchen mit Säure etc. zur Erzeugung von Säure und Licht enthält. Von Hrn. Th. Gill.
Fundstelle: Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XXI., S. 145
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XXI. Ueber einen tragbaren Siedekessel, der zugleich ein verbessertes Löthrohr, oxigenirte Zündkerzchen, und ein Fläschchen mit Säure etc. zur Erzeugung von Säure und Licht enthält. Von Hrn. Th. Gill. Aus dessen technical Repository. April 1822. S. 247. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Gill über einen tragbaren Siedekessel. Der Kessel ist aus verzinntem Eisenbleche, welches zusammengeloͤthet wird, verfertigt, nur vier Zoll ungefaͤhr hoch, zwei Zoll breit, und ein Zoll weit. Sein Henkel hat eine neue und besondere Einrichtung, durch welche derselbe bald dicht an der Seite des Kessels anliegen, bald aufgestellt und folglich als feststehende Handhabe gebraucht werden kann. In Fig. 1. Tab. IV. ist A, der Kessel, von der Ruͤkseite, in Fig. 2. von der Seite dargestellt. B und C sind die zwei beweglichen Theile, aus welchen der Henkel besteht. Der Theil B ist mit dem an dem Kessel angeloͤtheten Theile D beweglich verbunden, und eben so mit dem Theile C. Durch das untere Ende des Theiles C ist ein Draht E quer durch angeloͤthet, dessen Enden an jeder Seite hervorstehen, wie EE in Fig. 3. zeigt. Diese hervorstehenden Enden lassen sich in zwei Falzen FF auf und nieder bewegen, welche Falze durch eine Umbiegung der Kanten der Platte G, wie Fig. 4. zeigt, gebildet werden. Diese Platte G ist an dem Kessel angeloͤthet, und die oberen Enden der Falze HH sind durch Schlagloth geschlossen, so, daß der Theil C des Henkels nicht hoͤher hinaufsteigen kann, als noͤthig ist, um den Theil B unter einem rechten Winkel auf dem Kessel stehen zu lassen. In dieser Lage ist der Henkel in Fig. 2. dargestellt, wo die punktirten Linien denselben zugleich auch in der niedergeschobenen und an den Kessel angedruͤkten Lage darstellen, in welchen er auch auf Fig. 1. gezeichnet ist. I ist der Dekel des Kessels, welcher sich um einen an dem Kessel angeloͤtheten Angel dreht, und oͤffnen oder schließen laͤßt. Beschreibung des verbesserten Loͤthrohres. Dieses Loͤthrohr ist in Fig. 5. so dargestellt, wie es vorgerichtet gerichtet seyn muß, wenn man mit demselben arbeiten will. IK sind die beiden Theile, welche den Koͤrper des Instrumentes bilden, naͤmlich Roͤhren aus duͤnnem Messingbleche, welche sich bei L. mittelst einer engeren Roͤhre, welche an einem oder an dem anderen Theile I und K angeloͤthet ist, und uͤber welche der andere Theil geschoben wird, so wie die Figur zeigt, mit einander verbinden lassen. Fig. 6. und 7. stellt diese Theile einzeln dar. Der Theil K ist unter einem rechten Winkel gebogen, und an dem Ende desselben ist ein Stuͤk Messing mit einem Schraubenloche, in welches man irgend einen der Zapfen MM mit Oeffnungen von verschiedener Weite einschrauben kann. Einer von diesen Zapfen M ist in Fig. 8. besonders dargestellt: er ist mit einer Roͤhre N versehen, welche ziemlich weit in die Roͤhre K hinein vorsteht, und hindert, daß keine Feuchtigkeit durch den Zapfen M ehe ausfließen kann, bis sie sich so sehr angehaͤuft hat, daß sie uͤber jenen Vorsprung emporragt. Aber auch dieß kann durch eine unten zu beschreibende Vorrichtung vermieden werden. Die punktirten Linien in Fig. 7. und 8. zeigen, daß der Kanal in der Roͤhre des Zapfens N so weit als moͤglich gebohrt ist, und nur an der Spize des Zapfens, wo er die Oeffnung des Loͤthrohres bildet, sich ploͤzlich verschmaͤlert. Auf diese Weise wird der freie Durchgang der Luft zu dieser Oeffnung hin durch nichts gehindert. Ueberdieß ist dieser Zapfen auch nicht, wie man gewoͤhnlich zu sagen pflegt, wie Draht gezogen (wire drawn), ein Fehler, der sich an vielen Loͤthroͤhren, vorzuͤglich an den kegelfoͤrmigen, findet, welche vom Mundstuͤke an bis zur Oeffnung immer allmaͤhlich spiziger zulaufen. Ferner hat dieses Loͤthrohr noch eine besondere kleine Oeffnung bei O (Fig. 5. u. 7.), durch welche ein Theil der Luft hinaus fahren kann, waͤhrend nach der Haupt-Oeffnung hin noch immer Luft genug gelangt, um alle von einem Loͤthrohre verlangte Wirkung hervorbringen zu koͤnnen. Durch diese beiden Oeffnungen erspart man sich die muͤhevolle Nothwendigkeit, den Athem zwischen jeder Einathmung so lang ans zuhalten, und die Lungen gewinnen dadurch freies Spiel; ein großer Vortheil, den man durch diese Verbesserung erhaͤlt, welche der Herausgeber dem gelehrten und geistreichen Hrn. Samuel Varley verdankt. Diese besondere Oeffnung verschafft ferner eine bequeme Gelegenheit, das Instrument von aller angehaͤuften Feuchtigkeit zu reinigen, die, wie wir oben bemerkten, sich allenfalls in derselben sammeln koͤnnte: denn man darf nur das Loͤthrohr mir dieser Oeffnung abwaͤrts halten und durchblasen, so wird die Feuchtigkeit auf der Stelle aus demselben hinausgetrieben. Das obere Ende der Roͤhre I ist oval, um sich desto bequemer an die Lippen des Blasenden anschließen zu koͤnnen, und sollte entweder recht gut verzinnt, oder, was noch besser ist, von Silber gemacht seyn. Die uͤbrigen Zapfen koͤnnen sehr bequem innerhalb der Roͤhre K aufbewahrt, und so mitgetragen werden; um dem Herausfallen derselben vorzubeugen, bedarf es nur eines Kaͤppchens P, Fig. 9, welches die obere Oeffnung von L schließt. Ueber die Bereitung der verbesserten oxigenirten Zuͤndkerzchen. Diese Zuͤndkerzchen werden aus duͤnnen Ruͤthchen von Foͤhren- oder Linden-Holz ungefaͤhr 1/10–1/12 Quadrat-Zoll stark verfertigt: wenn sie aus Lindenholz gemacht werden, verfertigt man sie mittelst der Rundsaͤge, aus Foͤhren-Holz koͤnnen sie gesaͤgt oder gesplissen werden. Sie koͤnnen ungefaͤhr 3 Zoll lang seyn. Diese Zuͤndkerzchen muͤssen zuerst leicht mit Schwefel uͤbertuͤncht werden, damit man ihrer Entzuͤndung desto sicherer ist, und das Holz mit einer Art von Firniß uͤberzogen wird, wodurch es gegen Benezung mit Schwefelsaͤure, mit welcher diese Zuͤndkerzchen in Beruͤhrung kommen, und welche bekanntlich der vollkommenste Flammentilger ist, geschuͤzt wird. Die Nichtanwendung des Schwefels aus uͤberspannter und unnoͤthiger Verfeinerungssucht hat bei uns den Kredit, in welchem diese Zuͤndkerzchen ehevor standen, bedeutend vermindert; auf dem festen Lande werden sie allzeit mit Schwefel uͤbertuͤncht, und ihr Gebrauch ist dort eben so allgemein, als er es zu seyn verdient. Ein anderer Nachtheil der englischen Zuͤndkerzchen ist wohl auch der, daß sie bei uns aus bloßen Holzspaͤhnchen (mere shavings of wood) verfertigt werden, welche so duͤnn sind, daß sie den gehoͤrigen Druk nicht ertragen koͤnnen, wenn man sie ploͤzlich in die Flaͤschchen stoͤßt, und dort mit dem mit Schwefelsaͤure befeuchteten Asbert in Beruͤhrung bringt, um durch die chemische Mischung, mit welcher sie bestrichen sind, dieselben zu entzuͤnden. Diesem Nachtheile laͤßt sich dadurch abhelfen, daß man sie vierekig, und folglich steifer und zum Gebrauche tauglicher, macht. Oxigenirende Komposition fuͤr diese Zuͤndkerzchen. Ueber oxidirt salzsaures Kali (oder Chlorsaure oder oxigenirt salzsaure Pottasche), 18 Theile; Staͤrke, 3 Theile; Schwefelblumen, 3 Theile; Arabisches Gummi 1 Theil, und, wo man will, etwas Zinnober, um diese Mischung roth zu faͤrben. Die chlorsaure Pottasche muß, einzeln, in einem Wedgewood Moͤrser mit einem Pistille aus derselben Masse fein zerrieben werden; hierauf muͤssen auch die uͤbrigen Ingredienzen alle gehoͤrig unter einander gerieben, und, nachdem sie den hinlaͤnglichen Grad von Feinheit erhalten haben, muß denselben die chlorsaure Pottasche beigemischt, und alles durch sachtes und sanftes und anhaltendes Umruͤhren mit dem Pistille gehoͤrig unter einander gemengt werden. Man muß bei diesem Umruͤhren sorgfaͤltigst alles Stoßen oder etwas starke Druͤken vermeiden, indem sonst das durch diese Mischung gebildete Knallpulver eine furchtbare Explosion verursachen koͤnnteDer Uebersezer findet sich durch die traurigen Unfaͤlle, die er bei Verfertigung dieser Zuͤndkerzchen erlebte, verpflichtet, die Warnung des Hrn. Verfassers jedem, der sich mit dieser Fabrikation beschaͤftigt, auf das Dringendste einzuschaͤrfen. Man huͤthe sich zu reiben, und begnuͤge sich zu ruͤhren. A. d. Ueb.. Hierauf wird, unter stetem Umruͤhren, nach und nach so viel Wasser zugegossen, als noͤthig ist, um diesem Gemenge die Dike eines Rahmes zu geben, dasselbe in ein Gefaͤß mit flachem Boden gegossen, so, daß dieser nur seicht damit bedekt wird, das mit Schwefel uͤbertuͤnchte Ende der Zuͤndkerzchen wird in dasselbe so eingetaucht, daß nur etwas weniges davon daran haͤngen bleibt, und die eingetauchten Zuͤndkerzchen werden sodann sorgfaͤltig an dem Rande eines Tisches so neben einander gelegt, daß keines das andere beruͤhrt, und das eingetauchte Ende etwas uͤber den Rand des Tisches hervorsteht, damit sie troknen koͤnnen: troken sind sie sodann zum Gebrauche fertig. Fig. 10. u. 11. zeigen ein solches Zuͤndkerzchen in natuͤrlicher Groͤße und im Durchschnitte. Das Flaͤschchen mit der Saͤure etc. Man hat neulich an diesem Flaschchen eine Verbesserung angebracht, die in einem Knopfe von Zinn besteht, welcher an dem Korke befestigt ist, und wodurch dieser leichter herausgezogen und fester hineingestekt werden kann. Fig. 12. zeigt ein solches vierekiges Flaͤschchen, in welchem Asbert, der vorlaͤufig gehoͤrig zu Fasern geklopft und etwas mit konzentrirter Schwefelsaͤure befeuchtet wurde, fest eingestampft ist. Sein Korkpfropf oder Stoͤpsel ist mit einem zinnernen Knopfe oder Griffe versehen. Fig. 13. stellt diesen Knopf von der Seite, Fig. 14. von Innen dar, mit den an demselben innenwendig angebrachten hervorstehenden Linien, wodurch er daselbst uneben und rauh, und dem Kitte das Festhalten desselben erleichtert wird. Der Kork oder Pfropf ist außen mit Talg bestrichen, wodurch er nicht nur gegen die Einwirkung der Schwefelsaͤure bedeutend geschuͤzt, sondern zugleich auch in den Stand gesezt wird, das Flaͤschchen desto genauer zu schließen, und die Feuchtigkeit der Atmosphoͤre, welche die Saͤure schwaͤchen wuͤrde, abzuhalten; zugleich wird dadurch auch das Oeffnen und Schließen des Flaͤschchens erleichtert. Ein anderer Vortheil dieses zinnernen Kopfes besteht auch noch darin, daß man bei Anwendung desselben nicht mehr Gefahr laͤuft, sich die Finger mit Schwefelsaͤure zu beschmuzen, was bei den gewoͤhnlichen Korkpfropfen so, haͤufig der Fall ist, und auch nicht so viele Waͤsche verdirbt, als durch das Reinigen der Finger von der Schwefelsaͤure gewoͤhnlich geschieht. Den noͤthigen Vorrath von Zuͤndkerzchen bewahrt man, um dieselben vor allem Verderben zu schuͤzen, in einem Futterale von Maroquin oder Pappendekel, welches mit einem Dekel, wie Fig. 15. zeigt, versehen seyn muß. Man braucht nun nur noch ein Stuͤk Wachskerze, Fig. 16, ungefaͤhr von dem Kaliber derjenigen, die man bei Kutschen-Laternen hat, und der ganze Apparat ist vollstaͤndig. Die Lage aller bisher aufgezaͤhlten Theile in dem Kessel zeigen Fig. 17. u. 19, erstere im Aufrisse, leztere im Grundrisse. Sie finden alle, so klein auch der Kessel ist, Raum genug; man braucht nur etwas weiches Papier dazwischen zu stehen, um sie vor aller Beschaͤdigung zu bewahren wahren, die durch Schuͤtteln und Ruͤtteln entstehen koͤnnte. Wie dieser Kessel geheizt wird. Fig. 19. zeigt dieß im Kleinen. Die Flamme der Wachskerze wird vorne an dem Kessel nahe an seinem Boden mittelst des Loͤthrohres hingeblasen, und in wenigen Minuten wird das in dem Kessel enthaltene Wasser diejenige Hize erhalten haben, die man an demselben wuͤnscht. Es duͤrfte schwer fallen, allen den verschieden Nuzen, den dieser Apparat gewaͤhrt, hier aufzuzaͤhlen; nur Einiges wollen wir beruͤhren. Abgesehen von der Wichtigkeit des Loͤthrohres fuͤr den Mineralogen, Geologen und Chemikern, und der bedeutenden Verbesserung desselben in Hinsicht auf Leichtigkeit in seiner Anwendung, muß ein tragbarer Kessel, wie man gestehen wird, eine sehr schaͤzenswerthe Akquisition fuͤr jeden Reisenden seyn, waͤr es auch bloß um sich sein Wasser zum Barbieren, zum Thee etc. zu hizen. Dieser Kessel kann, bei seiner verbesserten Handhabe, in vielen Faͤllen als Trinkgefaͤß dienen. Der Vortheile einer so leichte Methode, Feuer und Licht zu erhalten, wollen wir hier gar nicht erwaͤhnen, da das Verdienst, diesen ganzen Apparat in eine so bequeme und tragbare Form zusammengedraͤgt zu haben, fuͤr sich selbst spricht.

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Tafel Tab. IV
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