Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 8, Jahrgang 1822, Nr. XLVIII., S. 378
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XLVIII. Miszellen. Miszellen. Verschiedene Kitte. Von Hrn. Th. Gill. (Aus dessen technical Repository. Mai 1822. S. 373.) Yate's wasserdichter Leim oder Kitt. Man nehme 8 Loth von dem beßten irlaͤndischen Tischlerleime, und vier Loth Fischleim, loͤse beide bei maͤßigem Feuer in neuem (nicht alten) englischen Oel (Weizenbiere) in einem gewoͤhnlichen Leimtopfe auf, so, daß sie die Konsistenz von starkem Leime erhalten; seze sodann drei Loth gut gekochtes Leinoͤl nach und nach zu, und menge alles durch fleißiges Umruͤhren gehoͤrig unter einander. Will man den Leim noch staͤrker haben, so kann man noch mehr Fischleim zusezen. Dieser Leim oder Kitt laͤßt sich nicht bloß zum Leimen aller Arten von Holzgeraͤthe, sondern auch zum Kitten aller Arten von irdenen Waaren, von Porzellan und Glas gebrauchen, wenn die Theile gehoͤrig aneinander gedruͤkt werden koͤnnen: auch muß ihnen hinlaͤngliche Zeit gelassen werden, damit sie sich sezen moͤgen. Wenn dieser Kitt kalt, und in Kuchen geformt wird, sieht er beinahe aus wie Kautschuk oder elastischer Gummi, und ist auch, wie dieser, elastisch. Er kann, so oft man seiner bedarf, mittelst gelinder Waͤrme in einem reinen eisernen oder glasirten Gefaͤße aufgeloͤst werden, in welches man vorher etwas frisches Bier gegossen hat, um das Anbrennen desselben am Boden des Gefaͤßes zu hindern, um ihm sodann die zum Gebrauche noͤthige Konsistenz zu geben, darf man nur etwas mehr Bier zusezen. Um Leder, Geschirre, Riemen an Maschinen etc. zusammenzukitten, richte man die zu verbindenden Stuͤke so, als ob sie zusammengenaͤht werden sollten, her; trage den Kitt heiß auf; lege, wenn dieß geschehen ist, ein Gewicht auf die gekittete Stelle, und lasse dieses sechs Stunden lang liegen, ehe man die gekitteten Stuͤke gebraucht: die Enden werden beinahe so fest aneinander halten, als wenn sie aus einem Stuͤke Leder bestuͤnden. Wenn man etwas Werk zu dieser Mischung mengt, so gibt dieß einen herrlichen Kitt zum Verstopfen der Leke etc. an Faͤßern. Der Verfasser erhielt dieses Recept von Hrn. H. Yates im Jahr 1811. Leim- und Harz-Kitt. Zwei Theile Leim und ein Theil Harz werden zusammengeschmolzen, und dieser Mischung wird eine hinlaͤngliche Menge rothen Ochers zugesezt, um die Masse zu faͤrben. Man bedient sich dieses Kittes, um Wezsteine in ihr hoͤlzernes Gehaͤuse einzusezen, und es scheint, daß man denselben auch zu mehreren anderen Zweken brauchen kann. Der Herausgeber verdankte diese Mittheilung dem W. H. Pepys, Esq., F. R. S. schon im Jahr 1802, und erhielt von ebendemselben auch folgenden Leim- und Leinoͤl-Kitt. Man nehme eine Pinte starken, mit Wasser angemachten, Tischlerleim, und seze demselben, waͤhrend des Siedens, eine Achtel-Pinte Leinoͤl tropfenweise zu. Mit diesem Leime oder Kitte leimen die Tischler ihre Zeichenbretter oder andere Geraͤthe, welche der Feuchtigkeit widerstehen sollen. Diese drei Kompositionen, und auch Faujas de St. Fond's Firniß, liefern sonderbare Beweise von der Moͤglichkeit, scheinbar unvereinbare Materialien zu verbinden. Gummi-Ammoniak-Kitt. Man sezt einer Aufloͤsung von Ammoniak-Gummi in gutem Weingeiste etwas Fisch- oder Pergament-Leim zu, und verbindet beide bei gelinder Waͤrme. Der vorzuͤgliche Werth dieses Leimes besteht in der großen Leichtigkeit, mit welcher er auch bei einem geringen Grade von Hize schmilzt, und in dem Widerstande, den er gegen alle Feuchtigkeit leistet. Dieser Leim oder Kitt dient sehr gut zum Anleimen abgefallener Theile von Insekten, und wird auch von Entomologen haͤufig hiezu verwendet. Fischleim-Kitt. Fischleim in Brantwein oder gutem Weingeiste aufgeloͤst, schmilzt sehr leicht bei gelinder Hize, und gibt einen sehr brauchbaren und bequemen Kitt. Salisbury Leim-Kitt. Man loͤst Salisbury Leim (der viel heller und staͤrker als der gemeine englische und irlaͤndische Leim ist), in Wachholder-Branntwein oder in gutem Weingeiste auf, und erhaͤlt auf diese Weise einen, dem vorigen aͤhnlichen, aber noch haͤrteren Kitt. Fischleim-Kitt mit arabischem Gummi. Dieser Kitt besteht aus zwei Theilen Fischleim, und einem Theile arabischen Gummi, von der beßten Sorte, welche beide in einer Flasche mit Wachholder-Branntwein, oder Weingeist uͤbergoͤssen werden. Die Flasche wird, leicht verstopft, in ein Gefaͤß mit Wasser gestellt, und darin so lang im kochenden Zustande erhalten, bis alles aufgeloͤst ist: die Fluͤßigkeit wird dann abgestehen. An diesem sehr brauchbarem Kitte verbessern sich die Bestandtheile desselben wechselweise: der Fischleim gibt dem Gummi Zaͤhigkeit, und der Gummi dem Fischleime Haͤrte, so, daß beide vereint ein vortreffliches Mittel zum Kitten und Aufkleben, vorzuͤglich undurchsichtiger Gegenstaͤnde fuͤr das Mikroskop, gewahren. Der Verfasser verdankt diese Mittheilung Hrn. Ratley, Dukes Court, St. Martin's Lane. Ueber Erweiterung der Kautschuk-Flaͤschchen durch Aufblasen. Von B. M. Forster, Esqu. So bekannt auch die Ausdehnbarkeit des Kautschuk oder sogenannten elastischen Gummi ist, so weiß ich doch nicht, daß man versucht haͤtte, die Flaͤschchen, in deren Form er vorkommt, mit Luft aufzublasen, und sie dadurch zu erweitern. Am 19. Maͤrz d. J. habe ich mit einer Verdichtungs-Sprize einige Luft in ein kleines Kautschuk-Flaͤschchen eingeblasen, welche, wenn ich so sagen darf, eine kleine Blase an dem unteren Theile desselben erzeugte, und seit dieser Zeit wurde dieses Flaͤschchen, indem ich mit dem Versuche fortfuhr, von 2 1/2 Zoll, welche dasselbe im Durchmesser hatte, auf ungefaͤhr (genau weiß ich es nicht) 6 1/2 Zoll ausgedehnt. Die Weise, wie dieses Flaͤschchen sich ausdehnte, kommt mir etwas sonderbar vor: das Flaͤschchen dehnte sich nicht gleichfoͤrmig aus, sondern es bildete sich eine Blase am Grunde desselben, und diese Blase zog sich, wenn man das Kautschuk ja als Flaͤschchen betrachten darf, gegen den Hals desselben, wo die Sprize angebracht war. Ich konnte diesen Abend, auch ohne Verdichtungs-Sprize, das Flaͤschchen bis auf beinahe 6 Zoll aufblasen. Bis etwas unter dem Halse sieht das Flaͤschchen, wie gewoͤhnlich, aus, und ist beinahe gar nicht gestrekt; der ausgedehnte Theil sieht aber wie eine aufgeblasene Rinderblase, oder eine Kugel aus duͤnnem Horne aus. Es scheint mir, daß diese Flaͤschchen, so aufgeblasen, in mancher Hinsicht den Blasen vorzuziehen sind, und daß sie, stark aufgeblasen, selbst zu Luftballons taugen koͤnnten. Bei zwei Versuchen barst das Flaͤschchen, als es bereits nahe auf dem Punkte der oben besprochenen Ausdehnungen warDieses Bersten wuͤrde bei den Luftballons wohl sehr zu besorgen seyn. A. d. Ueb.. Es scheint mir bemerkenswert, daß, wenn erwaͤrmtes Papier mit Kautschuk gerieben wird, dieses wenig Spuren von Elektricitaͤt zeigt, obschon das Papier dadurch stark elektrisch wird. Die Kautschuk-Kugel aber, wenn sie mit erwaͤrmte Papiere gerieben wird, wird stark elektrisch, und gibt knisternde Funken. (In Tillochs Philosoph. Magaz. et Journ. N. CCLXXXVIII. April. S. 263.) Ueber Tuͤrkisse hat Herr Professor G. Fischer in Moskau schon vor 10 Jahren in den Mémoires de la Société imp. des Naturalistes de Moscou einen sehr interessanten Aufsaz geschrieben, aus welchem sich nach einer im Jahr 1818 erschienenen neuen Auflage ein von Hrn. B. de V. verfaßter Auszug in den Annales de Chimie et de Physique April 1822 S. 427 befindet, und aus welchem erhellt, daß die Juweliere allerdings sehr recht hatten, wenn sie die persischen Tuͤrkisse fuͤr ganz verschieden von den franzoͤsischen erklaͤrten. Sie sind verlaͤßig keine gefaͤrbten Fossilenknochen, wie man allgemein glaubte. Herr Fischer nennt die persischen Tuͤrkisse (die turguoises orientales ou de vicille roche der franzoͤsischen Juweliere) Calait, und behaͤlt nur fuͤr die franzoͤsische Tuͤrkisse (die turguoises occidentales ou de nouvelle roche der Juweliere) die alte Benennung: Tuͤrkisse. Er unterscheidet drei Abarten an seinem Calait: 1) den eigentlichen Calait, der schoͤn lichthimmelblau nierenfoͤrmig und getraͤuft, zuweilen in Massen von 4–5 Unzen vorkoͤmmt, und vollkommen undurchsichtig ist. Seine spezifische Schwere ist 2,860. Er kommt in einem aufgeschwemmten Lager um Nischabur in Khorasan vor. Hieher scheint Herrn Professor Fischer jener Tuͤrkiß zu gehoͤren, den Herr Professor John analisirte. 2. den Agaphit oder muschelfoͤrmige Calait, (welchen Herr Agaphi, auch bei Nischabur, in Lagern von erhaͤrtetem Thoneisenstein und Adern von kaum 5 Linien Dike fand), mehr oder minder hell himmelblau, undurchsichtig, die Splitter der dunkleren Stuͤke an den Kanten durchscheinend. Spezif. Schwere = 3,250. Hr. Prof. Fischer vermuthet, daß der Tuͤrkiß, den Hr. John analisirte, und der von arseniksaurem Eisen gefaͤrbt ist, hieher gehoͤrt. 3. den Johnit, oder quarzartigen, glasigen, schuppigen Calait, er kommt zerstreut oder in sehr duͤnnen Lagen in schwarzem Kieselschiefer vor, ist hell himmelblau in's Gruͤne ziehend. Er ist haͤrter, als die beiden vorigen, und rizt das Glas stark, ohne am Stahle Funken zu geben. Spezif. Schwere Analise, und Fundort unbekannt. Bucharey? Daß Berzelius phosphorsaure Thonerde, und phosphorsauren Kalk und Kieselerde, und kohlensaurem Kupfer und Kupferhydrat gefaͤrbt in den persischen Tuͤrkissen fand, konnte Herr Prof. Fischer, der nur John's mangelhafte Analise (?) kannte, nicht wissen. Die franzoͤsischen Tuͤrkisse (Turquoise odontolithe), die viel weicher, blaͤttrig wie Elfenbein sind, sich in destilirtem Essige entfaͤrben, und in Saͤuren aufloͤsen lassen, sind allerdings gefaͤrbte Zaͤhne von Thieren, die der Vorwelt angehoͤrten, und die nach Bouillon-Lagrange ihre Farbe von 2 p. C. phosphorsaurem Eisen erhielten. Analise des tuͤrkischen Weizens (Zea Mays). Hr. Bartol. Bizio zu Venedig unterwarf den tuͤrkischen Weizen, jezt eines der gemeinsten Nahrungs-Mittel in Italien, einer genauen Analise, deren Resultate er am 11. April 1822 im Ateneo zu Venedig vorlas, und die in Configliachi und Brugniatelli's Giornale di Fisica II. Decad. T. V. Secondo Bimestre. S. 127. abgedrukt sind. Nach seiner Analise enthalten 100 Theile tuͤrkischer Weizen Staͤrkmehl   80,920. Zeïn     5,758. Extraktivstoff     1,092. Zymom     0,945. gummiartigen Stoff     2,283. Zukerstoff     0,895. fettes Oel     0,323. Hordeúe     7,710. Salze, Essigsaͤure und Verlust     0,074. ––––––– 100,000. Hr. Bizio bemerkt, daß seine Zeïn (Zeina) nicht einerlei mit der Zeïn des Hrn. Gorham und des Hrn. Prof. Harward ist; er will naͤmlich durch Zeïn nur Nahrungsstoff, (sostanza alimentare) bezeichnen, nach der griechischen Etimologie dieses Wortes. Hundert Theile von Bizio's Zeïn bestehen, nach seiner Analise, aus   43,385 Gloiodin,   36,593 Zymom,   20,000 fettem Oele. ––––––   99,978     0,002 Verlust. –––––– 100 – Gloiodin und Zymom betrachtet er als die Grund-Bestandtheile des thierischen Stoffes, des Klebers, in den Getreidearten. Ueber Luftverduͤnnung. Die Herren Welter und Gay Lussac beschaͤftigten sich gegenwaͤrtig mit Untersuchung der Waͤrme, welche entwikelt wird, wenn man verschiedenen Druk auf dieselbe anbringt. Sie werden die Resultate der Akademie mittheilen. Ein Phaͤnomen haben sie bereits zur Kenntniß derselben gebracht. Bekanntlich erzeugt sich bei Verduͤnnung der Luft, oder einer jeden anderen elastischen Fluͤßigkeit, Kaͤlte. Die Herren Welter und Gay Lussac fanden indessen, daß „die Luft die aus einem Gefaͤße durch eine Oeffnung unter was immer fuͤr einem Druke ausgeblasen wird, ihre Temperatur nicht aͤndert, obschon sie bei dem Austritte aus dem Gefaͤße sich verduͤnnt.“ Es scheint also, daß in dem Luftstrome selbst sich Waͤrme erzeugt, und zwar in solchem Maaße, daß dadurch die, durch die Verduͤnnung erzeugte Kaͤlte, aufgehoben wird. (Annales de Chimie) April 1822 S. 436. Vergleichung der Menge entbundenen Waͤrmestoffes, wenn ein Gran Sauerstoff mit verschiedenen Substanzen brennt. (Diese Menge ward nach der Anzahl der GrammenEin Gramm ist = 13,714 Wiener Apotheker-Granen. Wassers bestimmt, welche sie um 10 erwaͤrmen kann.Aus den Annales de Chimie et de Physique. April 1822. S. 425. Textabbildung Bd. 8, S. 382 Entwikelter Waͤrmestoff aus 1 Gram Brennstoffes: nach. Durch 1 Gr. Sauerst. verbranntes Gewicht; Bestandtheile des durch 1 Gramm Sauerstoff verbrannten Gewichtes; Durch 1 Gr. Sauerst. erzeugte Hize; Wasserstoff; Kohle; Phosphor; Schwefelaͤter; Alkohol; Baumoͤl; Wachs; Holz, vollkommen troken Die Daten zu dieser Tabelle, welche verschiedenen Physikern angehoͤren, werden aus Rumford entlehnt. Man nimmt heute zu Tage an, daß wenn verschiedene zusammengesezte Koͤrper dieselben Bestandtheile enthalten, und man von jedem derselben ein solches Gewicht wegnimmt, daß der Sauerstoff (oder irgend ein anderer Bestandtheil) bei allen in gleicher Menge vorhanden ist, auch jeder andere Bestandtheil sich in solcher Menge in denselben finden wird, daß ein sehr einfaches Verhaͤltniß zwischen ihnen statt hat. Ein Blik auf die dritte Spalte dieser Tabelle sollte uns glauben lassen, daß man dieser Annahme noch mehr Ausdehnung geben, und noch hinzusezen koͤnnte, daß, wenn man das Gewicht nimmt, welches 1 Gramm Sauerstoff zu verbrennen vermag, irgend ein Bestandtheil, er mag einfach oder zusammengesezt seyn, in den verschiedenen Brennstoffen in solchen Mengen vorkommen wird, welche untereinander in sehr einfachen Verhaͤltnissen stehen. So ist auf diese Weise, die Kohle (als Bestandtheil betrachtet) im Aether, im Alkohole, im Oele und im Wachse zu der Kohle im Holze wie 2 : 3. Der Bestandtheil Wasser (als Bestandtheil betrachtet) im Aether, im Alkohole, im Holze, verhaͤltnißmaͤßig wie 1 : 2 : 4. Der uͤberschuͤßige Wasserstoff (als Bestandtheil betrachtet) fehlt im Holze und findet sich in gleichen Mengen in den uͤbrigen zusammengesezten Brennstoffen. Diese Menge verhalt sich zu jener des Wasserstoffes, als Brennstoff betrachtet, wie 1 : 3. Ja, was das Merkwuͤrdigste ist, es scheint, nach der vierten Spalte, als ob die Mengen des Waͤrmestoffes sich nach demselben Geseze richten wollten; die Zahlen, welche sie ausdruͤken, sind beinahe gleich, und die des Phosphors ist beinahe das Doppelte derselben. Die der Kohle macht eine Ausnahme; allein das vollkommene Verbrennen der Kohle in Kohlensaͤure scheint sehr schwierig. Rumford war mit seinen Resultaten so wenig zufrieden, daß er darauf verzichtete, und Herrn Crawford's und der Herren Lavoisier und Laplace annahm, welche sich wie 4 : 5 verhalten. Ich habe hier nur deßwegen einen behauptenden Ton angenommen, um mich kurz fassen zu koͤnnen. Ich bin weit entfernnt, diese Annaͤherungen in den angefuͤhrten Zahlen fuͤr hinreichend zu erklaͤren, oder zu glauben, daß die Erfahrungen zahlreich genug waͤren, um zur Annahme eines solchen Gesezes zu berechtigen. Ich lege also diese Bemerkung nur als einen Annaͤhrungs-Versuch dar, der vielleicht die Aufmerksamkeit der Physiker erregen koͤnnte. J. J. Welter. Ueber Pruͤfungsmittel auf Arsenik. Von Herrn Silliman. Herr Prof. Silliman ist, wie es uns scheint, mit Recht der Meinung, daß, obschon einige Pruͤfungsmittel auf Arsenik den Chemiker bei seinen Untersuchungen uͤber denselben leiten koͤnnen, in Hinsicht auf gerichtlichen Beweis uͤber das Daseyn des Arseniks in irgend einem darauf zu untersuchenden Koͤrper die Darstellung des metallischen Arseniks aus demselben allein volle Gewißheit gewaͤhren kann. Auch Dr. T. D. Porter, Mitglied der Fakultaͤt an der Universitaͤt von Suͤd-Karolina, bemerkt in seiner Inaugural-Dissertation, daß er, bei Wiederholung einiger der gewoͤhnlichen, zeither in den Zeitungsblaͤttern besprochenen Versuchen mit Zwiebelsaft, als Pruͤfungsmittel auf Arsenik, fand, daß dieser Saft in einer Aufloͤsung von schwefelsaurem Kupfer oder blauem Vitriol, aber ohne kohlensaures Kali (Pottasche), in einer schwachen Arsenik-Aufloͤsung einen Schatten von einer Art Scheel'schen Gruͤnes erzeugt, daß aber, wenn kohlensaures Kali hinzukoͤmmt, die Wirkung ganz anders ausfaͤllt. Da Scheelsches Gruͤn fuͤr ein Hauptmerkmahl bei Entdekung des Arseniks gilt, so bildete Dr. Porter dasselbe auf die gewoͤhnliche Weise aus schwefelsaurem Kupfer und halbkohlensaures Kali (Pottasche), in einem Versuche erhielt er aus einer starken Arsenik-Aufloͤsung einen entscheidenden Niederschlag; in einem andern aus einer schwaͤchern Arsenik-Aufloͤsung einen kaum bemerkbaren. Er sezte hierauf Kaffee einer Aufloͤsung von kupfer- und kohlensaurem Kali zu, in welcher kein Arsenik enthalten war, und der Niederschlag kam jenem in der staͤrkeren Arsenik-Aufloͤsung naͤher, als jenem in der schwaͤcheren. Ja was noch mehr ist, Dr. Porter fand daß man bei Erzeugung des Scheel'schen Gruͤnes aus Arsenik, schwefelsaurem Kupfer und kohlensaurem Kali, statt des Arsenikes chromsaures Kali nehmen koͤnne, und daß man dadurch einen Niederschlag erhaͤlt, welchen man, dem Auge nach, nimmermehr von Scheel'schen Gruͤn zu unterscheiden im Stande ist. Er erwies ferner, daß selbst Hume's so sehr gepriesenes Pruͤfungsmittel auf Arsenik, salpetersaures Silber (nach Dr. Marcet's Methode angewendet) mit chromsaurem Kali einen gelben Niederschlag liefert, welcher dem Aussehen und der Farbe nach, von einem daneben gehaltenen gelben Arsenik-Niederschlaͤge nimmermehr unterschieden werden kann. Grundes genug zu zweifeln gegen diese bisher fuͤr legale Untersuchungen hinlaͤnglich erachteten Pruͤfungsmiltel auf Arsenik. (Aus dem III. Bd. des american. Journal of Science et Arts in Gill's Technical-Repository. Mai 1822. S. 385. im Auszuge.) Ueber ein Chronometer, welches zugleich Sternzeit und mittlere Zeit weiset. Von J. C. Burckhard. „Es wuͤrde den Astronomen sehr angenehm seyn, Chronometer oder Taschen-Uhren zu besizen, welche zugleich Sternzeit und mittlere Zeit wiesen. Dieß koͤnnte auf folgende Weisen geschehen. Man befestige ein Rad mit 49 Zaͤhnen an der Achse, welche waͤhrend einer Stunde mittlerer Zeit sich Einmal umdreht, und den Minuten-Zeiger fuͤhrt. Um diese Achse muß ein Rad mit 82 Zaͤhnen mittelst eines holen Cilinders, der den Minuten-Zeiger der Sternzeit fuͤhrt, sich frei bewegen. Das Rad mit 49 Zaͤhnen greift in ein anderes mit 29, und an der Achse dieses Rades ist ein viertes Rad mit 51 Zaͤhnen befestigt, welches in das oben erwaͤhnte Rad mit 82 Zaͤhnen eingreift. Die mittlere und die Sternzeit werden durch zwei besondere und exzentrische Zeiger gewiesen, von denen jeder seine Bewegung auf die gewoͤhnliche Weise durch den Minuten-Zeiger erhaͤlt. Man kann vorne zwei Oeffnungen anbringen, durch welche man die mittlere und die Sternzeit sehen kann. Auch scheint es, in Hinsicht auf Sternzeit, bequemer, 24 Stunden in Einemfort zu zaͤhlen, statt zweimal 12; fuͤr die mittlere Zeit jedoch kann die gewoͤhnliche Weise befolgt werden.“ „Der Fehler, welcher bei dem vorgeschlagenen Raͤderwerke Statt hat, kann fuͤr das ganze Jahr nur 4 Minuten betragen. Will man ein genaueres Raͤder-Sistem, so kann man Textabbildung Bd. 8, S. 384 statt Textabbildung Bd. 8, S. 384 waͤhlen, welches bloß eine halbe Sekunde als Fehler fuͤr ein ganzes Jahr gibt. Endlich ist das Verhaͤltniß von Textabbildung Bd. 8, S. 384 ohne irgend einen merklichen Fehler, da aber die Zahl der Zaͤhne hier sehr groß wird, so wuͤrde es wahrscheinlich besser seyn, zwei Raͤder mehr zu nehmen, wenn man anders einen so hohen Grad von Genauigkeit wuͤnschen sollte.“ Aus der Connaissance des Tems, im Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXL. Mai 1822.Wenn das Repertory diesen kleinen Aufsaz deutlich und interessant genug fuͤr englische Uhrmacher fand, so wird er es auch fuͤr deutsche seyn. A. d. Ueb. Rechen-Maschine des Chevalier Thomas. Durand's neue Druker-Presse (presse á platine). Der Bericht, welchen Hr. Francoeur in Auftrag der Société d'Encouragement pour l'industrie nationale im Bulletin derselben N. CCXII. mitgetheilt hat, ist fuͤr die beiden Erfinder so schmeichelhaft, daß wir glauben unsere Leser vorlaͤufig auf diese Erfindungen aufmerksam machen zu muͤssen, welche wir denselben sogleich mittheilen werden, wenn, nach dem Antrage des Hrn. Francoeur, diese Maschinen im Bulletin abgebildet, und beschrieben seyn werden. Eben dieser Hr. Francoeur hat in derselben Numer des Bulletin S. 40. eine beinahe vollstaͤndige Geschichte der Clarinette in seinem Berichte uͤber die „neuen Clarinete der HHn. Janssen und Muͤller geliefert, die nicht bloß den Musikfreunden, sondern auch den musikalischen Instrumenten-Machern hoͤchst interessant seyn wird, die wir aber in unserer Zeitschrift (die keine musikalische Zeitung ist) nicht in einer Uebersezung mittheilen koͤnnen. Es muß uns genuͤgen, die Instrumenten-Macher darauf aufmerksam gemacht zu haben. Ueber die Strohhuͤte und ihre Fabrikation in FrankreichVergl. hiemit die Abhandlung uͤber die Strohhuͤte und anderer Strohwaaren im 7 Bd. dieses Journal's. D.. Herr Silvestre umfaßt in einem Berichte, welchen er in Auftrag der Société d'Encouragement pour l'industrie nationale uͤber eine Strohhuͤte-Fabrik nach italiaͤnischer Art zu Valence zu erstatten hatte, im Bulletin N. CCXII. dieser Gesellschaft S. 56, die traurige Geschichte der Strohhuͤte-Fabrikation in Frankreich, die daselbst nie gedeihen wollte, obschon der edle Graf de Lasteyrie im Jahre 1805 Saamen der Getreideart, aus deren Stroh man in Italien die sogenannten Florentiner-Huͤte verfertigt, nach Frankreich brachte, und der eben so edle Greis Thocuͤn diese Saamen im Garten des National-Museums fleißig baute. Das Brevet d'importation, das Hrn. de Bernadiére auf 5 Jahre fuͤr Florentiner-Huͤte ertheilt wurde, der aber, wie es scheint dieselben aus Wiesen-Lieschgras, (Phleum pratense) bereitete; die, um das Jahr 1815, von Hrn. Peter Couyére zu Sainte-Melaine, im Dptt. Calvados, errichtete italiaͤnische Strohhuͤte-Fabrik aus franzoͤsischen Graͤsern (aus Lieschgras), fuͤr welche er im Fahr 1819 ein Patent auf 10 Jahr kaufte, und um 40,000 Franken Huͤte jaͤhrlich absezt; die vom Spitale zu Toulouse unternommene Strohhuͤte-Fabrik, fuͤr welche der Minister des Inneren sich so sehr interessirte (wahrscheinlich um dem Staate die Unterhaltungs-Kosten des Spitales zu erleichtern); alle diese Brevete und Fabriken lieferten in Frankreich zwar Strohhuͤte, aber keine Florentiner-Huͤte. Die Fabrik zu Valence, die der Witwe Reyne angehoͤrt, scheint am meisten zu versprechen; allein der Minister laͤßt sie zu Grunde gehn, oder, was noch aͤrger ist, er gibt etwas, damit es scheint, etwas gethan zu haben; er gibt der Witwe ein Almosen, damit er sie, mit ihren 70 Arbeiterinnen, bald und sicher zum Bettel bringen kann. Die Praͤfekten und die Maires gaben dieser Witwe die beßten Zeugnisse, und sie erhielt als Witwe, deren Mann waͤhrend der Errichtung der Fabrik starb, nicht einmal das umsonst, was jeder Schuft fuͤr Geld erhalten kann, ein Brevet. Hr. Silvestre scheint bei der Fabrikation der bisher unerreichbaren Florentiner-Huͤte mehr auf die kleinen Kuͤnste der Handarbeit, als auf die Qualitaͤt des Strohes zu sehen. Uns scheint das Stroh noch wesentlicher als die Handarbeit; diese laͤßt sich erlernen und nachahmen, das Stroh aber weder nachahmen noch erlernen, wenn man auch einen noch so großen Strohkopf hatte. Das suͤdliche Frankreich kann Marzola bauen, aus welcher die Florentiner-Huͤte, wie man sagt, geflochten werden: Deutschland nie; so wenig als es jemals Agliatico oder Vino di Castello oder Lunelle keltern wird. Der Florentiner Lastri hat nicht umsonst die Kunst, Florentiner-Huͤte zu flechten, in einem eigenen Lehrgedichte befungen: er fuͤhlte die Wahrheit des alten: non omnis fert omnia tellus; ungluͤklicher Weise kommt hier auch noch das hinzu, daß man dort das Gute am wenigsten haben mag, wo man es am leichtesten haben kann. Es gewaͤhrt uͤbrigens gute Hoffnungen, daß wir jezt so haͤufig Strohhuͤte tragen sehen, so kommt doch das Stroh auswaͤrts aus den Koͤpfen, und waͤhrend das Korn bald nichts mehr gilt, wird das Stroh bald mehr gelten als das Korn. Ueber das Kalleidoskop. In dem trefflich redigirten Repository of Arts, Literature, Faschione von Akermann April 1822. S. 205. findet sich ein kleiner Aufsaz uͤber den Erfinder des Kalleidoskopes; obschon bloß feine Satyre auf Wesiere und schlaͤferige Sultane, konnte er doch manchen Leser verfuͤhren, diese baierische Erfindung fuͤr eine wirklich orientalische zu halten. Wir verweisen daher unsere Leser auf Herrn v. Yelin's interessante kleine Schrift uͤber das Kalleidoskop. Ueber franzoͤsischen Geschmak in Meubeln. Die Englaͤnder fangen an tolerant zu werden, und lassen sogar ihren Erbfeinden, den Franzosen, volle Gerechtigkeit in Hinsicht der Feinheit, das Geschmakes und der Eleganz und Nettigkeit in Verfertigung ihrer Meubeln widerfahren. Einen Beweis hieron koͤnnen unsere Leser in Herrn Ackermann's Repository April 1822. S. 237. finden, wo ein Schreibtisch, der zugleich als Handbibliothek dient (ein Secretaire-Bookcase) von Herrn Persée, Napoleon's-Architekten, abgebildet und beschrieben ist. Wir muͤssen indessen gestehen, daß wir diesen Schreibtisch fuͤr kein Meisterwerk halten, und daher auch unseren Lesern keine Kopie desselben mittheilen. – Ueber Anwendung des brenzeligen Birkenoͤles zur Leder-Bereitung.Vergl. die Abhandlung uͤber die Zubereitung des Juftenleders in Rußland, im 7 Bd. dieses Journal's. D. Herr Virey bemerkt (in dem Journal de Pharmacie Febr. 1822. S. 75.) daß, nach Plinius, die alten Gallier, beinahe wie die heutigen Russen bei Bereitung des russischen Leders (cuir de Russie, das man wegen seines brenzeligen Gebrauches auch cuir de roussi, nennt) verfuhren, und sich des Birkenoͤls bedienten: bitumen ex betula Galli excoquunt Hist. Mund. 16. c. 18. Er bemerkte, daß außer den Russen, auch noch andere nordische Voͤlker Birkenoͤl, bei Bereitung des Leders, z.B. die Lapplaͤnder bei Bereitung ihrer Rennthierhaͤute gebrauchen, und daß die franzoͤsischen Fabrikanten des cuir de Russie on de roussi daraus ein Geheimniß machen, waͤhrend doch nichts leichter als die Gewinnung dieses brenzelichen Birkenoͤls ist, indem man bloß in einer eisernen oder irdenen Retorte bei offenem Feuer Birkenreißer oder Birkenrinde distilliren darf, um, nachdem die brenzelige Holzsaͤure uͤbergegangen ist, das mehr oder minder schwaͤrzliche und dike brenzelige Birkenoͤl zu erhalten. Koͤder fuͤr verschiedene Fische, vorzuͤglich fuͤr Forellen. Man siedet 3–4 Pfund Hafer in Wasser, und wirft diesen noch ganz heiß in das Wasser. Der gesottene Hafer verbreitet etwas Vanille-Geruch, der wahrscheinlich den Fischen angenehm ist; sie kommen bald um sich den Hafer zu holen, und koͤnnen dann gefangen werden. (Virey im Journ. de Pharm. Dezember 1821. S. 575) Trost fuͤr Kaffetrinker, und Warnung vor Errichtung von Cichorie-Kaffe-Fabriken. Auf der Insel Java werden jezt allein 50 Millionen Pfund Kaffe jaͤhrlich (das Pfund zu 24 Loth) erzeugt. Die Baͤume tragen schon im dritten Jahre in Fuͤlle, und die Kosten der Kultur sind bei dem geringen Arbeitsloͤhne der Malayen um nichts hoͤher, als die der Neger in Amerika. (J. J. Virey im Journ. d. Pharmac. Jaͤner 1822. S. 45.) Ueber Oel, und dessen Anwendung auf Uhrwerke und andere feinere Maschinen zur Verminderung der Reibung. Hr. Maury zu Air in Provence sandte Baumoͤl an die Gesellschaft, welches er zu obigem Zweke zubereitete, und Hr. Cadet de Gassicourt untersuchte. Die spezifische Schwere dieses Oeles war geringer, als jene des gewoͤhnlichen guten Baumoͤles. Eine Stunde lang in aufthauendes Eis gestellt, verlor es nur wenig an Durchscheinbarkeit, weil nur so wenig Stearin sich ausschied, daß man dasselbe kaum vom Elain scheiden konnte. Das Oel blieb fluͤßig. Mit ungefaͤhr 2 Hunderttheilen seines Gewichtes Schwefelsaͤure gemengt, und geschuͤttelt mit zweimal so viel Wasser dem Volumen nach, ward es etwas truͤbe, ohne jedoch einen Niederschlag zu geben. Dieses Oel enthielt folglich keinen Schleim. Man fand auch keine Spur von Saͤure in demselben. Es ist also fuͤr Uhrmacher sehr brauchbar, indem es weder durch Kaͤlte erstarrt, noch das Metall durch Saͤure, welche sich beim Ranzigwerden desselben erzeugt, angreift. Hr. Cadet de Gassicourt schloß seinen Bericht mit einer fuͤr alle Uhrmacher sehr interessanten Bemerkung. Es scheint ihm naͤmlich, daß reines Elain allen jenen Foderungen entspricht, welche Uhrmacher an ein fuͤr sie brauchbares Oel stellen koͤnnen, und dieses Elain erhaͤlt man aus jedem feineren Oele, und selbst aus thierischem Fette auf folgende einfache und leichte, von Hrn. Chevreul angegebene, Weise. Man behandelt das Oel in einer Retorte mit 7–8 mal so viel (dem Gewichte nach) beinahe siedenden Alkohols, gießt die Fluͤßigkeit ab, und laͤßt sie erkalten. Das Stearin scheidet sich als kristallinischer Niederschlag aus. Die Aufloͤsung im Alkohol wird hierauf bis auf ein Fuͤnftel ihres Umfanges abgeraucht, und hiedurch das Elain erhalten. Dieses muß farbelos, geschmaklos seyn, darf nur wenig Geruch haben, auf Lakmus keine Wirkung aͤußern, muß die Konsistenz von weißem Oliven-Oele besizen, und darf nicht leicht stoken. Die Uhrmacher brauchen so wenig Oel, daß diese Bereitung des Elain ihnen nur wenig Auslage verursachen wuͤrde, und sie auf diese Weise sicher seyn koͤnnten, immer dieselbe reine Substanz zu erhaltenUnsere Uhrmacher begnuͤgen sich, unseres Wissens, mit der rohen Ausscheidung des Elain durch gelinde Stokung des gemeinen Oeles, von welchem sie die, nur zu oft schon zu ranzig gewordene, Fluͤßigkeit abgießen, und zum Gebrauche aufbewahren.. (Im Auszuge aus Hrn. Cadet de Gassicourt's Aufsaze im Bulletin de la Société d' Encouragement aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXXXVII. Febr. 1822. S. 178.) Ueber eine Verbesserung beim Pfropfen. Bei dem Pfropfen in die Rinde der Baͤume wird bekanntlich das Pfropfreis so eingefuͤgt, daß das Holz desselben mit dem Holze des Stammes und die Rinde desselben mit der Rinde des Stammes in genaue Beruͤhrung kommt. Weniger bekannt ist indessen der Vortheil, welcher fuͤr das gluͤkliche Gedeihen der Operation dadurch entsteht, daß man, mit der groͤßten Vorsicht, und ohne die innere weiche gruͤne Rinde zu verlezen, vor dem Einfuͤgen die aͤußere Rinde des Pfropfreises abloͤset. Dieser Methode soll man sich zu Kent bedienen, und Erfahrung spricht fuͤr die große Brauchbarkeit derselben. Herr Gill pfropfte Aepfelbaͤume nach dieser Methode mit Ribstone Pippin, wovon er zwei Pfropfreiser, einander gegenuͤber, jedem Stamme einfuͤgte, wohl dabei sich huͤtend, die Rinde zu zerreißen, und den Stamm oben zurundend. Alle Pfropfreiser schlugen an, und waren in kurzer Zeit so verwachsen, daß man kaum die Stelle mehr erkannte, wo sie eingepfropft worden waren. Ein Pfropfreis bluͤthe sogar noch in demselben Fruͤhlinge, als es aufgesezt wurde. (Gill's Technical-Repository. Mai 1822. S. 335.) Ein verbessertes Verfahren, Nelken u. d. gl. Ableger zu machen. Hr. Lukas Pope, ein ruͤhmlich bekannter Blumenfreund zu Birmingham, bediente sich folgender Methode bei seinen Nelken-Ablegern. Er ließ sie, nachdem er dieselben sorgfaͤltig von dem Mutterstamme abgeloͤset hatte, um ein Glied laͤnger, als gewoͤhnlich, d.h. er ließ denselben, je nachdem sie naͤmlich mehr oder minder stark waren, drei bis fuͤnf Gelenke, und machte dann, von dem Grunde des untersten Gelenkes bis zu dem oberen, zwei Kreuzschnitte; er puzte sie hierauf zu, und legte sie fuͤr ewige Stunden bei Seite, damit sie troknen, und ihre Wunden heilen konnten, und gab sie fuͤr die Nacht uͤber in Wasser. Am folgenden Morgen stekte er sie in gehoͤriger Tiefe in die Erde, und bedekte sie mit einem Trinkglase, oder mit einer glaͤsernen Gloke, deren Ranft er in die Erde eintauchte, damit sie vor dem Zutritte der aͤußeren Luft geschuͤzt warenDie Wichtigkeit dieser glaͤsernen Stuͤrze uͤber die Ableger sowohl, als uͤber kraͤnkelnde Pflanzen, bei welchen staͤrkere Ausduͤnstung zuruͤkgehalten werden muß, damit sie nicht an Lebenskraft verlieren, hat der beruͤhmte Cultivateur, Wilhelm Salisbury zu Brompton, erwiesen, indem er sich zur genaueren Abschließung der aͤußeren Luft einer Vorrichtung bediente, durch welche der Ranft des Sturzglases in einen thoͤnernen Ring eingepaßt wurde, der genau an die Kanten des Topfes paßte. Er erhielt dafuͤr eine Belohnung von der Society of Arts.. Den Topf oder das Kistchen, in welchem er die Ableger verpflanzte, stellte er in ein maͤßig warmes Mistbett, und hielt die Erde durch Wasser, welches er rings um das Glas zugoß, feucht. Von 10 Uhr Morgens bis 3 Uhr Nachmittags gab er ihnen durch 8–9 Tage Schatten, brachte sie dann allmaͤhlich an die freie Luft, und sobald ein Ableger Wurzeln geschlagen hatte, nahm er denselben heraus, und verpflanzte ihn auf die gewoͤhnliche Weise in Toͤpfe oder in Rabatten. (Gill's Repository. Mai 1822. S. 336.) Ueber Brand im Weizen. Es ist doch fuͤrwahr unbegreiflich und unglaublich, wie man in der Perruͤken-Insel, in Alt-England, bei so vielem Schoͤnen, Großen und Herrlichen, so sehr an altem Brauche und Herkommen haͤngen und kleben kann, wie ein Gimpel auf der Leimstange. Nachdem Bank's in den Annals of Botany den Rost oder Brand im Weizen seinen Landsleuten hundert tausendmal vergroͤßert abbilden ließ, (freilich nicht durch einen Englaͤnder, sondern durch einen Maͤhrer, Baner aus Eisgrub) und ad oculum bewies, daß der Nost oder Brand ein Pilz ist, beschreibt Hr. Baker diese Krankheit am Weizen nach uraltem Wahne als ein Insekt. Wenn Hr. Baker in seinem Treatise so etwas schreiben oder glauben konnte, so mag es hingehen; denn schreiben oder glauben ist Eins, sagt ein schwer bezahlter deutscher Philosoph; wenn aber Hr. Tilloch in seinem Philosoph. Magazine et Journal. Maͤrz 1822. S. 229. so etwas aufnimmt, so ist es, wenigstens in dem aͤlteren Bacon'schen Sinne des Wortes, nicht philosophisch, die Welt mit erwiesener und anerkannter Unwahrheit zu taͤuschen, damit sie auf's Wort glaube, auf den Pfiff komme, wie der Gimpel. So wollen es aber jezt die Herren, deren Willen gebenedeit seyn will. Brocoli gegen den Winterfrost zu sichern. Wir haben Brocoli vor der staͤrksten Winterkaͤlte dadurch schuͤzen sehen, daß man sie spaͤt im Herbste aus dem Grunde nahm, und in schiefer Richtung wieder in denselben einpflanzte. Dieser Versuch wurde im Jahr 1819 mit so gutem Erfolge angestellt, daß alle darnach behandelten Brocoli-Pflanzen im darauf folgenden Fruͤhjahre bluͤhten, obschon in den großen Pflanzungen zu Fulham in diesem Winter fast nicht ein einziger auf die gewoͤhnliche Weise behandelter Brocoli-Stok am Leben blieb. (Aus Akerman's Repository. A. a. O.) Ueber gruͤnen Duͤnger. Die beruͤhmte Botanikerin und Naturforscherin, Frau Agnes Ibbetson, hat in einem eigenen Aufsaze: uͤber die Absurditaͤt, Unkraut einzugraben, und junge Saaten in der Absicht umzustuͤrzen, damit sie als Duͤnger dienen sollen.“ (On the Absurdity of burging Weeds et turning – in young Crops with the inention of making them serve as Manure), welcher in Dr. Tilloch's Philosophical Magazine et Journal. N. CCXXXVI. Februar 1822. S. 81. abgedrukt ist, das Laͤcherliche und Nachtheilige des gruͤnen Duͤngers, wie sie glaubt, erwiesen. Wenn Frau Ibbetson auch schoͤner und gelehrter spricht, als viele Frauen, so spricht sie doch eben so viel, als die meisten Frauen, und hat, wenn sie auch in der Hauptsache, wie dieß, wo Frauen zanken, gewoͤhnlich der Fall ist, unrecht haͤtte, doch in den Nebensachen sehr oft Recht. Ihre im Kleinen angestellten Versuche koͤnnen nichts beweisen; und wenn sie laͤugnet, daß Kraͤuter in der Erde bald verwittern, und zur Erde werden, so koͤnnen wir uns bloß die Bitte an sie erlauben, stets das zu laͤugnen, was wirklich ist, so wird sie, wie es Frauen ziemt, stets das lezte Wort behalten. Alte Aepfelbaͤume wieder tragbar zu machen. Ein Guͤterbesizer zu Littleburg in Essex hatte in seinem Obstgarten viele alte Apfelbaͤume, welche ausgetragen zu haben schienen, und nur mehr Fruͤchte von der Groͤße einer Wallnuß brachten. Er nahm im vorigen Winter frisch gebrannten Kalk, so wie er aus dem Kalkofen kam, loͤschte denselben mit Wasser, und bestrich alsogleich, (damit die Kohlensaͤure seine aͤzende Eigenschaft nicht schwaͤchen konnte) seine Baͤume mit demselben mittelst eines starken Pinsels. Das Resultat war, daß alles Moos und alle Insekten an denselben dadurch zerstoͤrt wurden, die aͤußerste alte Rinde abfiel, und eine neue glatte, helle und gesunde Rinde sich bildete, und jezt diese Baͤume alle, obschon einige uͤber 20 Jahre alt sind, ein sehr jugendliches und gesundes Ansehen gewannen. Dieses Verfahren wird sich wahrscheinlich auch auf andere Obstbaͤume mit gleich guͤnstigem Erfolge anwenden lassen. Mittel gegen Kohl-Raupen. Wir finden in Akerman's Repository of Arts, Literature et Fashions, New-Series Nr. 74. Februar 1822. S. 123. aus einem franzoͤsischen Journale der Landwirthschaft folgendes Mittel gegen die Kohl-Raupen empfohlen. Man saͤe rings um die Beeten, auf welchen man Kohl oder Kraut ziehen will, eine Einfassung von Hanf, und wenn auch wirklich auf den benachbarten Gruͤnden Kohl-Raupen sich befaͤnden, so wird doch der vom Hanfe eingefaßte Raum davon befreit bleiben, und keine derselben sich dahin wagenDa dieses einfache und nuzenbringende Mittel auch schon von deutschen Landwirthen bewaͤhrt gefunden worden ist, so verdient es mehrfache Anwendung. D.. Der Mond hat keinen Einfluß auf die Sonne. Auch unser großer deutsche Landsmann, den alle Welten ehren, und dem unser Welten-Sistem die Entdekung zweier seiner Hauptbestandtheile verdankt (der beiden Planeten Pallas und Vesta) der beruͤhmte Arzt und Astronom, Dr. Olbers zu Bremen, bestaͤtigt in einem sehr lehrreichen Aufsaze im neuesten Hefte der Annales de Chimie et de Physique, Febr. 1822. S. 208., (auch in den Annales du Bureau des Longitudes 1822) was wir schon fruͤher aus den Beobachtungen italiaͤnischer Physiker und Astronomen namentlich des Herren Kajet. Varese. (Polytech. Journ. Jahrg. 1821. B. 5. S. 127) unseren Lesern, die allenfalls Lust haͤtten, mondsichtig zu werden, zu Gemuͤthe fuͤhrten: daß der Mond keinen Einfluß auf die Witterung hat.“ Es ist also dißseits der Alpen, wie jenseits derselben. Wir wuͤnschen nichts sehnlicher, als diese unsterbliche Abhandlung jedem Kalender vorgedrukt zu sehen, damit diese, bisher meistens Aberglauben vorbereitende Wische, aufhoͤren moͤgen, eine Kloake alles Unsinns zu seyn. Ehrenbezeugung. Die Frankfurtische Gesellschaft zur Befoͤrderung der nuͤzlichen Kuͤnfte und ihrer Huͤlfswissenschaften hat den Herausgeber des polytechnischen Journals, Dr. Joh. Gottfr. Dingler in Augsburg, zu ihrem korrespondirenden Mitglieds ernannt.