Titel: Neue Methode, Boote oder kleine Fahrzeuge im Wasser und leichte Fuhrwerke auf dem Lande vorwärts zu treiben, worauf Esquire Friedr. Mighells van Heythuysen, zu London, Chancery-Lane, dd. 23. Juli 1821 ein Patent erhielt.
Fundstelle: Band 10, Jahrgang 1823, Nr. XLVI., S. 276
Download: XML
XLVI. Neue Methode, Boote oder kleine Fahrzeuge im Wasser und leichte Fuhrwerke auf dem Lande vorwärts zu treiben, worauf Esquire Friedr. Mighells van Heythuysen, zu London, Chancery-Lane, dd. 23. Juli 1821 ein Patent erhielt. Aus dem Repertory of Arts, Manufactures et Agriculture. N. CCXLVIII. Jaͤnner 1823. S. 65. van Heythuysen's Methode, Bothe etc. im Wasser vorwärts zu treiben. „Meine Erfindung“ sagt Herr van Heythuysen „besteht darin, daß ich die Achse oder Spindel, an welcher man die Raͤder eines Fuhrwerkes oder das Ruder-Rad eines Bootes befestigt, durch Treten oder Ziehen umtreibe. Bei Fuhrwerken auf dem Lande sind in dieser Hinsicht vier oder Mehrere Arme kreuzweise auf der Achse so befestigt, daß man sie abwechselnd mit der rechten und linken Ferse treten, dadurch die Achse umdrehen und folglich die Raͤder nach Vorwaͤrts treiben kann; es wird also hier das Gewicht des Koͤrpers selbst die treibende Kraft. Eben dieß geschieht an der Achse des Ruder-Rades in einem Boote oder irgend einem leichten Fahrzeuge, so daß dieselbe auf aͤhnliche Weise durch Treten oder Ziehen umgedreht wird. Die Zahl der Arme und Raͤder ist nach Belieben.“ Bemerkungen des Patenttraͤgers. Der Hauptzwek dieser Erfindung ist, Pferde und Treppelwege an Kanaͤlen zu beseitigen, an welchen, wegen des beschraͤnkten Raumes, die Ruder nicht nur nicht gebraucht werden koͤnnen, sondern an den Ufern unvermeidlichen Nachtheil bringen wuͤrden. Diese neue Maschine ragt aber nur 20 Zoll an jeder Seite der Barke hervor, und der ganze Apparat ist so leicht, daß er im Augenblike abgenommen, in die Barke eingelegt und eben so leicht wieder daran befestigt werden kann, wenn eine andere Barke voruͤber geht, oder wenn man durch eine Schleuse muß. Es kann dann ein Mann hinaus, und die Barke durch jehen, oder wenn mehr denn ein Mann noͤthig waͤre, so findet man hier leicht Huͤlfe. Da zwei Paare dieser Raͤderwerke auf der Barke angebracht sind, das eine vorne, das andere ruͤkwaͤrts, so muß, wenn eine Barke voruͤber soll, der Vordermann zuerst seinen Achsbaum abnehmen, und dann kann der Hintermann zugleich steuern, waͤhrend er die Ruder treibt. Der Vorzug dieser neuen Maschine besteht darin, daß sie wenig oder gar keinen Raum einnimmt, wenigstens nicht als Last betrachtet, und an allen jezt schon bestehenden Barken, so wie sie seyn moͤgen, leicht angebracht werden kann. Man wird sagen, daß sie dem Kanale dadurch schadet, daß sie eine Art von Wellenschlag veranlaßt; da man aber mittelst derselben das Schiff eben so langsam, wie gewoͤhnlich, gehen lassen kann, so kann dadurch nicht mehr Schaden geschehen, als wenn die Barke durch ein Pferd gezogen wird; denn man weiß, daß die Brandung und die Wirbel um die Dampfschiffe nur durch die Schnelligkeit der Bewegung derselben entstehen. Es ist wohl kein Unterschied, ob ein Schiff von Innen getrieben oder von Außen gezogen wird, wenn es sich mit derselben Geschwindigkeit bewegt. Wenn man sagt, daß das Wasser dadurch mehr aufgeruͤhrt wird, so bemerke ich nur, daß die Ruder-Raͤder dasselbe nicht mehr aufruͤhren, als ein gewoͤhnliches Boot, mit welchem es auf allen Kanaͤlen zu fahren erlaubt ist. Wenn man auch auf Kanaͤlen sich der Ruder bedienen koͤnnte, so ist diese Vorrichtung doch um Vieles besser. Denn, wenn ein Mann noch so gut rudert, so zieht er das Ruder in einer Minute 24 mal, und 2 Maͤnner ziehen ihre Ruder 48 mal: sie verlieren also durch das Herausziehen und Wiedereinsenken ihres Ruders in das Wasser viele Zeit und Muͤhe. Bei dieser neuen Vorrichtung hingegen ist weder Zeit noch Muͤhe verloren; die Achse geht mit ihren Rudern immer herum, und sobald ein Ruder aus dem Wasser ist, schlaͤgt das andere in dasselbe, so daß ein Mann mittelst derselben sein Ruder 120 mal in derselben Zeit in das Wasser und aus demselben bringt, was fuͤr 2 Ruder 240, also einen Ueberschuß an Kraft von 192 gibt. Ich wollte ein Tretrad anwenden, es wirkt aber viel zu stark, und gluͤklicher Weise ward ich dadurch auch aller Vorurtheile gegen die Tretraͤder enthoben. In Hinsicht der Anwendung dieser Vorrichtung auf leichte Fuhrwerke, vorzuͤglich auf Garten-Sessel und Roll-Stuͤhle fuͤr Leute, die ihre Fuͤße nicht zum Gehen brauchen koͤnnen, und daher gehindert sind, Spaziergaͤnge zu machen, wird man damit nicht nur jedem Fußgaͤnger gleichkommen, sondern demselben auch bald voraus seyn; da man sich mittelst dieser Maschine mit geringerer Muͤhe, als wenn man ginge, 5–6 Meilen in einer Stunde weiter bringen kann. Auf gepflasterten Strassen geht diese Maschine sehr leicht, und der Weg muß sehr schlecht seyn, auf welchem man damit nicht weiter kaͤmeWenn diese Maschine die Lahmen und Faulen gehen machen koͤnnte, so wuͤrde sie seit 2 Jahren wahrscheinlich ihren Weg uͤber den Kanal gemacht haben. Was die Anwendung derselben auf die Ruder betrifft, so waͤre es der Muͤhe werth, damit einen Versuch anzustellen: denn ohne Versuch darf man keinem Patent-Traͤger trauen. A. d. Ueb.