Titel: Ein astronomisches Instrument, oder eine Taschenuhr, womit man nicht bloß die Tages- sondern auch die Sternzeit und die Bewegung der Kutschen, Pferde und anderer Thiere mit der größten Genauigkeit angeben kann, und worauf Friedr. Ludw. Fatton zu London, New Bond Street (dem diese Erfindung zum Theile von einem, im Auslande wohnenden Fremden mitgetheilt wurde,) sich im April 1822 ein Patent geben ließ.
Fundstelle: Band 10, Jahrgang 1823, Nr. LXXVIII., S. 449
Download: XML
LXXVIII. Ein astronomisches Instrument, oder eine Taschenuhr, womit man nicht bloß die Tages- sondern auch die Sternzeit und die Bewegung der Kutschen, Pferde und anderer Thiere mit der größten Genauigkeit angeben kann, und worauf Friedr. Ludw. Fatton zu London, New Bond Street (dem diese Erfindung zum Theile von einem, im Auslande wohnenden Fremden mitgetheilt wurde,) sich im April 1822 ein Patent geben ließ. Aus dem London Journal of Arts. N. 24. S. 296. Mit Abbildungen auf Tab. IX. Fatton's astronomisches Instrument, oder Taschen-Uhr. Diese neue Erfindung besteht in einer Art Repetir-Uhr, welche aͤußerst kleine Zeittheile zum Behufe astronomischer Beobachtungen anzeigen soll. Durch den neuen hier angebrachten Mechanismus schlaͤgt eine kleine Spize nach und nach auf ein sich drehendes Zifferblatt waͤhrend einer Secunde so oft man will, und laͤßt auf dem Zifferblatte Zeichen eines jeden gemachten Schlages, oder jedes dieser bemerkten kleinen Zeittheile, so daß man, nach gemachter Beobachtung, diese Zeichen zaͤhlen, und auf diese Weise einen Durchgang, eine Bedekung, oder irgend eine Erscheinung an Himmelskoͤrpern weit genauer beobachten und aufzeichnen kann, als bisher durch irgend eine astronomische Uhr moͤglich war. Dieser Mechanismus laͤßt sich durch einen Druk mit dem Finger in Bewegung sezenEin etwas aͤhnlicher Mechanismus an einer Uhr wurde bereits in der Connaissance des Tems, (Polytechn. Journ. B. 8. S. 384) beschrieben. A. d. Ueb.. Fig. 19. Taf. IX. zeigt dieses Instrument von Außen; Fig. 20 dasselbe mit abgenommenem Zifferblatte, und Fig. 21. stellt einen senkrechten Durchschnitt desselben in vergroͤßertem Maßstabe dar, wobei jedoch das Federgehaͤuse, die Spindel, die Hemmung oder der Abfall, und andere allgemein bekannte Theile einer Taschenuhr weggenommen sind. Dieselben Buchstaben bezeichnen in jeder Figur dieselben Gegenstaͤnde. Die Lage des Abfall- oder Hemmungs-Rades ist durch Puncte bei e, angezeigt; es hat, auf seiner Achse, einen Triebstok, der in die Zaͤhne des Rades b eingreift, dessen Achse ein, sich umdrehendes, Zifferblatt c, Fig. 19, herumfuͤhrt. Dieses Rad dreht sich in einer Minute einmal, und zeigt Secunden. Auf der Achse des Rades b ist ein Triebstok mit 8 Zaͤhnen, der in ein Rad d von 72 Zaͤhnen, unmittelbar unter dem Rade e, in Fig. 21, eingreift. An dem oberen Theile der Achse d ist das Rad c mit 60 Zaͤhnen, welches in das kleine Rad f mit 30 Zaͤhnen eingreift, das auf seiner Achse einen Triebstok mit zwei Fluͤgeln fuͤhrt, welcher in die Zaͤhne des Rades g von 120 Zaͤhnen eingreift. Die Achse dieses lezten Rades fuͤhrt den Stundenzeiger, Fig. 19, und dreht sich in 5 Stunden einmal. Die Zaͤhne des kleinen Rades f greifen zugleich auch in das Rad h von 60 Zaͤhnen, welches den Minuten-Zeiger fuͤhrt, und dreht sich in zehn Minuten einmal. Auf der Achse des Rades h ist eine Schneke angebracht, die gegen den Schnabel oder den hervorstehenden Theil des Schiebers i wirkt. Dieser Schieber bewegt sich bei j auf einem Zapfen, und wird von einer Feder k gegen den Umfang der Schneke angedruͤkt. Auf dem Schieber i ist eine kleine Gabel befestigt, welche mittelst Schrauben-Zapfen, den Hebel l fuͤhrt. Unter dem kuͤrzeren Arme dieses Hebels, der ein Abzug oder Druker ist, ist eine Feder k, die ihn hebt, und den laͤngeren Arm senkt. Auch an der Achse des Hebels ist ein kleiner Druker, z, der nach Abwaͤrts hervorsteht, und beinahe einen rechten Winkel mit dem Heber bildet. Auf das untere Ende dieses Abzuges oder Drukers wirken die Spizen des Sternrades m, welches sich auf einem in dem Schieber i befestigten Zapfen dreht, und mittelst einer kleinen Feder, die eine doppelte schiefe Flaͤche oder einen Kiel, n, fuͤhrt, der zwischen die Spizen des Sternrades einfaͤllt, seine Spizen immer in derselben Richtung haͤlt. Dieses Sternrad wird durch den gebogenen Hebel o, der sich bei p auf einem Zapfen dreht, Zahn fuͤr Zahn herumgefuͤhrt. Der kuͤrzere Arm dieses gebogenen Hebels steht in Beruͤhrung mit dem Ende eines Drukers, q, der außen an dem Gehaͤuse angebracht ist, damit der Finger frei auf denselben wirken kann. Wenn nun dieser Druker, g, von dem Finger der Person, die die Uhr in der Hand haͤlt, gedruͤkt wird, so wird das Ende desselben gegen den kuͤrzeren Arm des Hebels, o, vorgeschoben, und auf diese Weise das andere Ende des Hebels vorwaͤrts gestoßen, welches dann gegen einen Zahn des Sternrades druͤkt, und dasselbe um einen Zahn, oder um eine Spize, umtreibt. Der gegenuͤberstehende Zahn des Sternrades, der mit dem Abzuge oder Druker, z, in Beruͤhrung ist, laͤßt durch diese Einwirkung des Hebels, o, den Abzug oder Druker, z, vorwaͤrts, und den laͤngeren des Hebels, l, so lang heben, bis die Spize oder der Zahn des Sternrades aus dem Abzuͤge z herausgekommen ist, wo dann die Feder, x, alsogleich in Thaͤtigkeit geraͤth, und den laͤngeren Arm des Hebels ploͤzlich niedertreibt, durch dessen Gewalt der Schnabel desselben gegen das sich drehende Zifferblatt schlaͤgt. Nun faͤllt das Keilstuͤk, n, zwischen die Zaͤhne des Sternrades, und bringt dasselbe in eine solche Lage, daß die vorige Wirkung wiederholt werden kann. Die Wirkung des hier beschriebenen Mechanismus ist so schnell, daß man den Schnabel, wo es bei schneller Aufeinanderfolge von Beobachtungen noͤthig ist, waͤhrend jeder Secunde fuͤnf bis sechsmal deutlich auf das sich drehende Zifferblatt kann schlagen lassen. Um dieses Instrument zum Gange vorzubereiten, muß die Hauptfeder aufgezogen werden: die Bewegung derselben kann aber mittelst eines Stellers, wie bei den gewoͤhnlichen Stell-Taschen-Uhren unterbrochen werden. Hierauf wird der Arm oder Hebel l gehoben, und mittelst eines Pinsels von Kemel-Haar etwas Farbe in den Schnabel r eingetragen, welcher mittelst einer Feder mit dem Hebel l verbunden ist. Diese Farbe kann aus Roͤthel (? Tripoli,) oder irgend einem anderen Farben-Materiale mit Baumoͤl abgerieben bereitet werden. Sobald dieß geschehen ist, wird der Hebel in Freiheit gesezt, und die Feder hindert den Schnabel, das sich drehende Zifferblatt e zu beruͤhren, bis der Druker q und die Hebel auf die oben beschriebene Weise wirken. Der Minuten-Zeiger des kleinen Zifferblattes wird auf 10 gestellt, und das drehende Zifferplatt c, solang gedreht, bis die Zahl 60 dem Ende des Hebels gegenuͤber stehtDiese fehlt im Originale. A. D. Ueb.. Siehe Fig. 1. In dieser Lage ist der die Farbe enthaltende Schnabel nahe an dem aͤußeren Umfange des sich drehenden Zifferblattes. Wenn man nun mit diesem Instrumente den Augenblik in einem Bruchtheile einer Secunde aufzeichnen will, in welchem ein Himmelskoͤrper oder ein Gegenstand vor dem anderen voruͤber geht, so beobachtet man zuerst auf einer guten Taschen-Uhr die Tages-Zeit, und sezt indem man den Steller los laͤßt, diesen verbeßerten Chronometer, den man so in der Hand haͤlt, daß die Spize des Zeigefingers leicht auf dem Druker q ruht, in einem bestimmten Zeit-Momente in Bewegung. Waͤhrend nun das Instrument im Gange ist, laufen die Abtheilungen auf dem beweglichen Zifferblatte regelmaͤßig unter dem Schnabel r des Hebels l durch, ohne daß sie von diesem Schnabel beruͤhrt werden, und der Minuten Zeiger ruͤkt, waͤhrend das Zifferblatt c sich einmal herumdreht, um eine Abtheilung vor. Wenn nun der Augenblik kommt, der zur Bestimmung der Beobachtung aufgezeichnet werden soll, druͤkt man mit der Spize des Zeugefingers schnell auf den Druͤker q, wodurch der Hebel l augenbliklich mittelst der oben beschriebenen Wirkung des Sternrades steigt und faͤllt. Da hiedurch der Schnabel auf das sich drehende Zifferblatt aufzuschlagen gezwungen wird, so sezt sich bei jedem Schlage ein kleiner Farbenpunct auf demselben ab, und da der Schnabel sich augenbliklich wieder hebt, und das Zifferblatt fort umherlaͤuft, so kann jede beliebige Anzahl von Puncten zur Bezeichnung der Aufeinanderfolge von Beobachtungen gemacht werden, ohne daß es noͤthig waͤre, vor gaͤnzlicher Vollendung der Beobachtungen auf die Uhr zu sehen. Man kann mit diesem Instrumente eine Reihe von Beobachtungen, die waͤhrend zehn Minuten gemacht wurden, deutlich auf dem sich drehenden Zifferplatte aufzeichnen, ohne daß man noͤthig hat, die Beobachtungen zu unterbrechen, oder Gefahr laͤuft, daß die Puncte sich untereinander verwirren; denn diese laufen, so wie das Zifferplatt sich dreht, in einer Schnekenlinie. Diese Schnekenlinie wird durch den Hebel b gebildet, der den aufzeichnenden Schnabel fuͤhrt, und der immer vorruͤkt, wie diese Uhr geht, weil die Schneke auf der Achse des Minuten-Rades h gegen den Schieber i wirkt. Die Puncte fallen also immer in einer Schnekenlinie, von dem Umfange angefangen gegen den Mittelpunct des Zifferblattes hin, waͤhrend des ganzen Verlaufs der zehn Revolutionen des Minuten-Zeigers: waͤhrend eines jeden dieser Umlaͤufe erkennt man die Minute durch Unterscheidung der Zahl der Krummen von dem Umfange des sich drehenden Zifferplattes c aus, und die Secunde durch die Halbmesser-Linien, zwischen oder auf welche die farbigen Puncte fallen. Nach Verlauf von 10 Minuten faͤllt der Schnabel am Ende des Schiebers von dem breiteren Theile der Schneke auf den schmaͤleren und stellt sich fertig zu einer anderen Operation. Diese Uhr geht 5 Stunden lang. Wenn eine neue Reihe von Beobachtungen beginnen soll, muͤssen die Puncte von dem sich drehenden Zifferblatte abgewischt werden. Man kann sich auch eines temporaͤren Zifferblattes aus weichem Metalle bedienen, wo die Spize des Schnabels, ohne alle Farbe, bleibende Puncte auf der Oberflaͤche des Metalles zuruͤklaͤßt, und diese temporaͤren Zifferblaͤtter von welchen man sich leicht einen Vorrath beilegen kann, so daß man fuͤr jede Beobachtung ein eigenes hat, koͤnnen zugleich mit den die Beobachtung betreffenden Papieren aufbewahrt werden. Man hat vorgeschlagen, eine Abaͤnderung dieses Mechanismus an den gewoͤhnlichen Taschenuhren anzubringen; allein die Wirkung desselben ließ sich nur auf eine Minute beschraͤnken. Der Patenttraͤger nimmt auch jene Vorrichtung als sein Recht im Anspruch, nach welcher das Zifferplatt fest bleibt, und nur die bezeichnete Spize sich dreht, die aber hier nicht beschrieben ist.

Tafeln

Tafel Tab. IX
Tab. IX