Titel: Beschreibung der magnetischen Maske zur Schüzung der Lungen für diejenigen, die Nadeln spizen oder troken schleifen müssen. Von Hrn. J. H. Abraham.
Fundstelle: Band 11, Jahrgang 1823, Nr. XXX., S. 196
Download: XML
XXX. Beschreibung der magnetischen Maske zur Schüzung der Lungen für diejenigen, die Nadeln spizen oder troken schleifen müssen. Von Hrn. J. H. Abraham. Aus dem Repertory of Art et Manufactures etc. May 1823. S. 349. Mit Abbildungen auf Tab. V. (Im Auszuge). Abraham's Beschreibung der magnetischen Maske zur Schützung der Lungen der Nadelschleifer. Wir haben seiner Zeit Nachricht von der wohlthaͤtigen Entdekung des Hrn. S. H. Abraham gegen die Verheerungen gegeben, welche die in Nadelfabriken und Schleifereien in der Luft schwebenden Eisenfeil-Theilchen in den Lungen der armen Arbeiter anrichten. Hier ist die in dem angezogenen JournaleUnd auch in Gill's technical Repository. April 1823. S. 25. aus, den Transaction of the Society for the Encouragement of Arts etc. gegebene Beschreibung der schuͤzenden Vorrichtung. Fig. 19 u. 20 ist ein Durchschnitt und Aufriß eines Nadelspitzer-Rades von der Hinterseite, wo, a, das Rad anzeigt; bb, die Pfosten, auf welchen es aufgezogen ist; cc, die Querbalken zwischen den Pfosten; d, den Siz des Arbeiters, von einem Boke gestuͤzt; e, eine eiserne Schuzwand, die den Arbeiter in dem traurigen Falle schuͤzt, wo der Stein springt; f, die Nadeln, die gespizt werden. Man schlaͤgt vor, den Arbeiter gegen den Eisen- und Sandstaub, welchen er einathmen muß, dadurch zu schuͤzen, daß man von der Deke der Schleifkammer ein Blatt Canevaß herablaͤßt, welches von einer Wand zur anderen unmittelbar uͤber die Achse der Steine hinlaͤuft. Dieser Canevaß muß bis auf den Boden reichen, und von diesem aufwaͤrts bei jedem Rade durch zwei vertikale Einschnitte getrennt seyn. Das ausgeschnittene Stuͤk wird aufwaͤrts gerollt, und in verschiedener Hoͤhe, je nachdem der Durchmesser des Rades es fodert, entweder mittelst Haͤkelchen oder Knoͤpfchen befestigt, g, g, g, g stellt diesen Canevaß vor; die Linie g', g' zeigt die Abtheilung in demselben, durch welche der Arbeiter zu seinem Werkstuhle gelangt, und dieser Theil des Canevasses wird nachher mit Haken oder Knoͤpfchen befestiget. h, ist der ausgeschnittene Streifen zur Aufnahme des Schleifsteines, der aufgeschlagen und bei h' mittelst eines Knopfes befestigt wird. Er laͤßt uͤber dem Steine eine Oeffnung von ungefaͤhr 1 1/2 Zoll, durch welche der Eisen- und Sandstaub, durch die Centrifugalkraft in der durch die punctirten Linien, i, angedeuteten Richtung mit Gewalt durchgetrieben wird. Der Staub Strom zeigt sich meistens im Zustande eines glaͤnzenden Gluͤhe-Feuers, und bewegt sich in der Richtung der Tangente mit ausserordentlicher Schnelligkeit fort, wenigstens 12 Zoll weit von der Spize der Nadeln. Es wird daher nicht schwer, denselben wenigstens groͤßten Theils in jene Abtheilung der Arbeits-Stube zu leiten, welche von dem Arbeiter durch den Canevaß getrennt ist, indem der Luftzug, welcher waͤhrend der Umdrehungen des Schleifsteines durch die Oeffnung in dem Canevasse entsteht, das Zuruͤktreten desselben kraͤftig genug hindert. Indessen steigen einige leichtere Theile doch immer senkrecht von den Spizen der Nadeln auf, und diese will man durch eine oder mehrere Reihen achtekiger Magnete, die bei kk, etc. uͤber den Spizen der Nadeln aufgehaͤngt sind, auffangen. Diese Magnete sind in einer Querstange, l, befestigt, welche auf zwei senkrechten Stuͤzen, m, m, ruht. und an denselben auf und nieder gelassen werden kann; die Stuͤzen koͤnnen entweder auf den Pfosten, bb, oder auf der eisernen Schuzwand, e, ruhen. Der Canevaß wird, außer den bereis bemerkten Oeffnungen, noch einigen Zuschnitt noͤthig haben, um an die Pfosten und die uͤbrigen unregelmaͤßigen Vorspruͤnge in der Schleifmuͤhle so genau wie moͤglich zu passen; dieß laͤßt sich aber leicht nach Umstaͤnden einrichten. Man koͤnnte wohl auch eine hoͤlzerne Scheidewand anbringen; da aber die Steine und die Pfosten allmaͤhlich vorwaͤrts geruͤkt werden muͤssen, wenn die Triebschnur oͤfters reißt und wieder angemacht und dadurch verkuͤrzt wird, so ist der Canevaß, der sich leichter schieben laͤßt und nachgibt, besser. Wuͤrde man indessen bei dem Ausbessern der gebrochenen Triebschnuͤre etwas sorgfaͤltiger zu Werke gehen, so wuͤrde man sich auch einer hoͤlzernen Scheidewand mit dem Beaten Erfolge bedienen koͤnnen. Der hier beschriebene Apparat wurde zu Redditch, wie die Zeugnisse beweisen, mit Erfolge angewendet. Die Hauptschwierigkeit, die sich indessen der allgemeinen Einfuͤhrung desselben entgegen stellt, ist die Bauart der verschiedenen Werkstaͤtte und die Gewohnheit der Arbeiter an altes Herkommen. In einer 20 Fuß langen Schleifmuͤhle, die fast nie 20 Fuß hoch und 9-10 Fuß breit ist, arbeiten sechs bis neun Schleifer in drei Stokwerken oder Abtheilungen, die 6-7 Fuß breit sind, und das eine Ende des Gebaͤudes einnehmen, in dem anderen Ende ist das Triebwerk. Die Arbeiter sizen dicht an der Endwand, und sind eigentlich alle in Einem Zimmer, oder sind vielmehr noch aͤrger daran, als wenn sie alle in Einem Zimmer in demselben Stokwerken bei einander waͤren, denn die Stokwerke sind so enge uͤber einander aufgethuͤrmt, daß ein Mensch kaum aufrecht in demselben stehen kann, und da die Dielen der Fußboden nicht genau in einander gefalzt sind, faͤllt der Staub aus einem Stokwerke in das andere hinab. Zuweilen sind die Schleifhaͤuser auch paarweise nebeneinander gebaut, und auf diese Weise blaͤst der Wind, der sonst sehr heilsam seyn wuͤrde, den Staub aus dem Hause, das vor dem Winde liegt, in das unter demselben gelegene. Hiezu kommt noch, daß das Wasser, das meistens bei diesen Muͤhlen von Oben auf die Raͤder faͤllt, dieselben an solchen Stellen zu erbauen veranlaͤßt, wo sie von drei Seiten von Erdwaͤllen eingeschlossen sind, die beinahe bis an das Dach derselben reichen. Die nothwendige Folge hievon ist, daß die Luft in und um diese Muͤhlen beinahe immer still steht; daß die ungeheuere Menge von Sand- und Eisenstaub, die stuͤndlich hier erzeugt wird, wie Wolken sich langsam in den Schleifstuben umher rollt, und am Ende die Luft darin so sehr verfinstert, daß, wo man in dieselben eintritt, man die Arbeiter kaum mehr sizen sieht: der Staub sezt sich zwar auf den Boden und auf das Gebaͤlk, wird aber durch das Ruͤtteln des Triebwerkes wieder von demselben aufgejagt. An jeder Seite des Gebaͤudes sind zwar, in derselben Richtung mit den Achsen der Raͤder, Fenster angebracht; allein man kann sie, auch im haͤrtesten Winter, nicht schließen, und es geschieht nicht selten, daß das Wasser, in welches die Spizen der Nadeln getaucht sind, dem Arbeiter auf den Haͤnden friert. Es waͤre daher noͤthig, wenn Hrn. Abraham's Vorrichtung mit Erfolg eingefuͤhrt werden sollte, daß zwischen der Hinterwand und dem Arbeiter mehr Raum gelassen wuͤrde, da der Canevaß den Spizer sonst in einen zu engen Raum sperrt, und er im Sommer in der Hize in demselben beinahe erstiken muͤßte. Es waͤre auch vortheilhaft, das Fenster so in zwei Abteilungen zu bringen, daß die Theilung mit der Canevaß-Abtheilung correspondirt. Der Theil des Fensters, der dem Arbeiter zunaͤchst gelegen ist, sollte mit Glas versehen und bei rauhem Wetter geschlossen werden koͤnnen; der andere Theil koͤnnte aber immer offen stehen. Obschon einige Schleifmuͤhlen nicht so schlecht gebaut und gelegen sind, wie die eben erwaͤhnten, so sind sie doch alle ohne Ausnahme viel zu enge und schlecht ventilirt; und diese Nachtheile koͤnnen nur durch die wohlhabenderen Nadelmacher selbst beseitigt werden. Wenn die fruͤhe Ausbildung einer langsam schleichenden, langwierigen Krankheit, und die nothwendige Folge derselben, fruͤhzeitiger Tod unter einer zahlreichen Menschen-Classe, Abhuͤlfe verdient, so ist dieß vorzuͤglich der Fall bei den Nadelschleifern, bei welchen nicht bloß Gesundheit und leben allein, sondern durch welche auch die Moralitaͤt zu Grunde geht. Diese Leute werden naͤmlich durch sehr hohes Wochengeld zu ihrer Arbeit gelokt, und dadurch zu Ausschweifungen aller Art verleitet, welchen sie sich um so mehr uͤberlassen, als sie wohl wissen, daß sie sich dem Tode weihten, und ihr lustiges Leben nicht lang mehr fortwaͤhren kann. Diese Ungluͤklichen widersezen sich daher der Einfuͤhrung der Vorrichtung des Hrn. Abraham aus dem Grunde, weil sie fuͤrchten, daß dadurch ihr Arbeitslohn herabgesezt werden wuͤrde. Die Schleifer zu Sheffield und an anderen Orten, welche troken schleifen muͤssen, sind zwar noch uͤbel genug; jedoch nicht gar so schlecht daran, wie die Nadelspizer. Ihre Schleifstuben sind viel besser ventilirt, und der Staub laͤßt sich leichter auf eine einfache Weise vertreiben. Fig. 21 zeigt ein Schleifrad der Schleifer zu Sheffield im Durchschnitte, Fig. 22 im Querdurchschnitte, und Fig. 23 dasselbe von Oben herab gesehen. In allen diesen Figuren ist, a, das Rad, welches in einem Troge von Gußeisen, bb, laͤuft. Der Schleifer sizt auf dem Bloke, c, der auf den Kanten des Troges liegt, und haͤlt den Gegenstand, der geschliffen werden soll, bei, d, an, so daß der Strom von Eisen- und Sandstaub in der Richtung, de, hinzieht. Um diesen Staub aufzufangen, ist ein Stuͤk Canevaß, ff, an dem Brette, g, welches auf dem Troge liegt, so aufgehaͤngt, daß es etwas mehr als den vierten Theil des Rades umfaßt. Das Brett ist rings um das Rad ausgeschnitten, und uͤber den Ausschnitt sind drei Rohrstaͤbchen, oder Haselnußzweige, h, h, h, hingebogen, so daß sie einen Bogen bilden, der den Canevaß, wie eine Haube, traͤgt. Wenn der Canevaß, der immer feucht gehalten seyn muß, genezt wird, hebt man das Brett, g, ab, und legt es hernach wieder auf. Auf diese Weise wird der ganze Staub von diesem Canevasse aufgefangen, und da er feucht ist, durch die Feuchtigkeit zuruͤkgehalten, und darf dann nur gelegentlich ausgebeutelt werden. Zu noch groͤßerer Sicherheit koͤnnen Magnete (Fig. 24) in einem halbkreisfoͤrmigen Rahmen befestigt, und dieser Rahmen kann in der Oeffnung der Haube von Canevaß oder an irgend einer anderen Stelle, wo die Umstaͤnde es fodern, angebracht, und nebst den in der Richtung der Halbmesser befindlichen Magneten koͤnnen noch andere Magnete eingesezt werden, wie Fig. 25 von der Seite zeizt. Achtekige Magnete sind in jedem Falle besser als runde oder vierekige, indem die Eisentheilchen der Wirkung der magnetischen Kraft der Kanten der Stange weit leichter folgen als jener der Flaͤchen. Die Magnete muͤssen aus Stahlstangen von ungefaͤhr einem Zolle im Gevierte geschmiedet werden, da die magnetische Kraft nicht tiefer als ein Zehntel oder ein Achtel Zoll unter der Oberflaͤche einzudringen scheint. Um die Arbeiter auch noch gegen jenen wenigen Staub zu schuͤzen, der ungeachtet aller Vorkehrungen in den Schleifstuben herumschwebt, vorzuͤglich waͤhrend der Stein gehoben wird, und der gewoͤhnliche Apparat nicht angewendet werden kann, hat Hr. Abraham einen Maulkorb aus Holz ausgedacht, (Fig. 26.) dessen oberer und unterer Theil halb zirkelfoͤrmig gebogen ist, damit er auf die Lippen paßt. Auf diesen beiden Theilen werden zwei bis drei Lagen Kreppe oder Musselin befestigt und sechzehn Magnetete aufgesezt, die eine bedeutende Menge dieses verderblichen Eisenstaubes auffangen, noch ehe derselbe den Musselin erreicht. An dem oberen Theile befindet sich ferner noch ein gebogener Draht, auf welchem Musselin angebracht ist, um die Nasenloͤcher zu schuͤzen, und dieser ganze Maulkorb wird mittelst zweier Baͤnder, welche ruͤkwaͤrts am Kopfe geknuͤpft werden, um Mund und Nase festgehalten. Ein Halbkreis mit Magneten, wie in Fig. 2425, aber ohne Fuͤße, und die Magnete nach Vorwaͤrts gekehrt, wurde gleichfalls dienlich befunden.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    V.
Tab. V.