Titel: Bericht über Hrn. Walker's verbesserte Bauart der Züge in den Glashäusern. Von Alexander Saton, Esqu. T. H. S.
Fundstelle: Band 13, Jahrgang 1824, Nr. X., S. 43
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X. Bericht über Hrn. Walker's verbesserte Bauart der Züge in den Glashäusern. Von Alexander Saton, Esqu. T. H. S. Aus den Transactions of the London Horticultural Society. Im Repertory of Arts, Manufactures and Agriculture. Nov. 1823. S. 360. Walker's Bauart der Züge in Glashäusern. Soviel man auch in den lezteren Zeiten auf den Bau der Treib- und Glashaͤuser Aufmerksamkeit gewendet und soviel man daruͤber geschriebengeichrieben hat, daß man beinahe glauben sollte es bleibe dem Genie und der Wissenschaft in dieser Hinsicht nichts mehr zu leisten uͤbrig, so bin ich doch uͤberzeugt, daß Lezteres noch nicht der Fall ist, und daß noch Vieles zur Verbesserung derselben geschehen kann. In dieser Hinsicht hoffe ich, daß die Gesellschaft folgenden kurzen Bericht uͤber eine neue Methode, die Zuͤge in den Glashaͤusern anzulegen, die Hr. Jak. Walker erfand, dessen Geschiklichkeit als Baumeister allgemein bekannt ist, und der dieselben unter seiner Leitung in dem Glashause des Esqu. Thom. King zu Stamfordhill ausfuͤhren ließ, ihrer Aufmerksamkeit nicht unwerth finden wird, umsomehr, als, soviel ich weiß, diese Art von Zuͤgen nicht allgemein bekannt oder irgendwo benuͤzt ist. Der Zug, welcher den Rauch abfuͤhrt, besteht aus einer eisernen Roͤhre, welche in diesem Falle vierekig ist (sie koͤnnte aber eben so gut auch rund seyn) und acht Zoll breit und hoch ist. Diese Roͤhre wird auf die gewoͤhnliche Weise an einem Ende von dem Ofen aus durch die ganze Laͤnge des Hauses hin und zuruͤk in den Schornstein an demselben Ende geleitet, und ist in einem duͤnnen Gehaͤuse von Ziegeln eingeschlossen, und mit ungefaͤhr 2 1/2 Fuß hohen und 2 Fuß breiten Dachziegeln bedekt. Oben an diesem Gehaͤuse sind in gewissen Entfernungen, z.B. 12–15 Fuß weit von einander, Oeffnungen angebracht, die man nach Belieben oͤffnen oder schließen kann, um die erhizte Luft durch dieselben aufsteigen zu lassen. Die eiserne Roͤhre ist von dem Ofen aus in das Ende dieses Gehaͤuses geleitet, und der Ofen selbst steht, wie gewoͤhnlich, aussen in einer Grube einen Fuß tiefer als der Boden des Hauses. An dem Ende des Gehaͤuses, an welchem der Zug in dasselbe eintritt, ist ein Luftzug angebracht, der von dem Boden der Grube aufwaͤrts leitet, und dort ist seine Oeffnung mit einer Klappe versehen, die noͤthigen Falles geschlossen werden kann, was aber selten oder beinahe niemahls noͤthig ist. Bei dieser Oeffnung tritt die Luft herein, und nachdem sie in ihrem Hinziehen uͤber die eiserne Zugroͤhre in Beruͤhrung mit derselben erhizt wurde, entweicht sie durch die Oeffnungen oben in dem Gehaͤuse, mengt sich mit der atmosphaͤrischen Luft des Glashauses, und erwaͤrmt dasselbe. Das Sinnreiche in dieser Vorrichtung beruht vorzuͤglich auf der Weise, wie dieser Luftzug hier angebracht ist; er faͤngt naͤmlich dort an, wo die Luft noch kalt, die Zugroͤhre aus Eisen aber am allerheißesten ist. Die Luft nimmt also dort die Hize auf, wo diese am wenigsten noͤthig ist, und fuͤhrt sie in eine Entfernung von dem Ofen an jene Stellen, wo man sie am nothwendigsten braucht, und da man die Klappen vorzuͤglich an diesen Stellen oͤffnet, um sie daselbst herausstroͤmen zu lassen, so verbreitet sie eine beinahe gleichfoͤrmige Waͤrme durch das ganze Haus. Diese Vorrichtung ist in mancher Hinsicht jener des Hrn. Kent (Horticultural Transactions II. p. 389.) aͤhnlich, und obschon Hr. Walker dieselbe durchaus nicht kannte, so ist es doch offenbar, daß er dieselben Grundsaͤze befolgte. Der Haupt-Vortheil bei diesen beiden Vorrichtungen ist, daß das Gehaͤuse um den Zug die strahlende Hize zuruͤkhaͤlt, und dadurch einen Vorrath von erwaͤrmter Luft sammelt, welcher, indemiudem er aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Ofens weggeleitet wird, sich mit der atmosphaͤrischen Luft des Hauses an verschiedenen Stellen verbindet, und dadurch eine gleichfoͤrmige Temperatur erzeugt, welche auf keine andere Weise erhalten werden kann. Wenn man einen bloß einfachen, nakten Zug hat, und wenn dieser auch aus Ziegelsteinen gebaut ist, so wird die strahlende Hize zunaͤchst an dem Ofen so sehr erhoͤht, daß sie den in der Naͤhe befindlichen Pflanzen oft sehr nachtheilig wird, waͤhrend sie fuͤr die entfernteren Theile des Hauses schon so sehr verschwendet ist, daß sie nicht mehr fuͤr dieselben zureicht. Dieser Umstand gestattet daher die Anwendung einer einfachen eisernen Zug-Roͤhre nicht; ein Gehaͤuse uͤber dieselbe beseitigt aber alle diese Nachtheile; denn, da das Eisen ein so guter Waͤrme-Leiter ist, so wird dadurch eine Menge Waͤrme erspart, welche sonst, wenn der Zug aus Ziegelsteinen bestuͤnde, zugleich mit dem Rauche durch den Schornstein entweichen muͤßte. Ein anderer Vortheil des eisernen Zuges besteht darin, daß er vollkommen luftdicht ist, folglich das Entweichen des Rauches, der Kohlensaͤure und des Wasserstoffgases vollkommen hindert, welches, wenn man Ziegelsteine anwendet, sowohl durch die Poren derselben als durch jene des Moͤrtels allzeit mehr oder minder, wenn gleich auf eine unmerkliche Weise, Statt hat, und, wie ich glaube, eine der Hauptursachen der gewoͤhnlich bemerkten nachtheiligen Einfluͤsse auf die Gesundheit der Pflanzen ist, wo man Zuͤge statt der Dampfroͤhren anwendet; denn, mag unmittelbare Anwendung des Dampfes auf die Pflanzen wie immer wirken, so ist es doch unbegreiflich, daß der Dampf, eingeschlossen in eine undurchdringliche Roͤhre, anders als durch Mittheilung einer Waͤrme wirken kann, welcher keine schaͤdlichen Ausduͤnstungen beigemengt sind. Einige Ziegelplatten an Hrn. Walker's Gehaͤuse sind ausgehoͤhlt, damit sie Wasser aufnehmen und dadurch Dampf bilden koͤnnen, wenn man denselben in dem Hause gerade noͤthig hat. Dieß kommt oft sehr gut zu Statten; es scheint mir aber, daß die Wirkung noch mehr erhoͤht werden koͤnnte, wenn man unmittelbar auf dem eisernen Zuge selbst, in der Naͤhe des Ofens, ein Gefaͤß anbraͤchte, und eine Ziegelplatte auf dem Gehaͤuse beweglich ließe, so daß man frei zu demselben gelangen koͤnnte. Mehrere Stuͤke an dem Zuge des Hrn. Walker sind oben bloß angeschraubt, so daß man sie bei Reinigung desselben abnehmen kann; wuͤrde man runde Zuͤge von Gußeisen brauchen, die, wie ich glaube, am wohlfeilsten zu stehen kaͤmen, so waͤre es vielleicht am beßten, diese Oeffnungen in den Eken anzubringen. Dieser kurze Entwurf wird, wie ich hoffe, hinreichen, um von Hrn. Walker's Erfindung eine deutliche Idee zu gewaͤhren, und ich halte es fuͤr uͤberfluͤssig, mich in ein naͤheres Detail einzulassen, indem jeder nach Umstaͤnden dieselbe anzuwenden wissen wird. Ich will nur dieß noch beifuͤgen, daß Hrn. King's Glashaus, in dem lezten Winter, der doch bekanntlich sehr streng war, allen den hohen Erwartungen, die man davon hegte, vollkommen entsprach, und daß die Temperatur desselben in allen Theilen des Hauses und zu jeder Stunde der Nacht auf eine bemerkenswerthe Weise gleichfoͤrmig geblieben ist.