Titel: Verbesserung bei dem Einlegen eiserner Röhren. Von Georg Vaux zu Philadelphia.
Fundstelle: Band 13, Jahrgang 1824, Nr. XV., S. 82
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XV. Verbesserung bei dem Einlegen eiserner Röhren. Von Georg Vaux zu Philadelphia. Aus dem VI. B. 1. St. von Silliman's American Journal of Science and Arts. In Gill's technical Repository. N. 22 S. 161. (Im Auszuge). Vaux's Verbesserungen bei Einlegen eiserner Röhren. Als man in America anfing fuͤr die Wasserleitungen der Staͤdte zu sorgen, fand man es fuͤr noͤthig, sich mit Hrn. Walker, dem Werkmeister der neuen Wasserleitungen zu London, in Correspondenz zu sezen, und das Resultat dieser Correspondenz und der, nach Anleitung des Hrn. Walker unternommenen, Wasserleitung ist: daß Roͤhren von Gußeisen allen uͤbrigen Arten von Roͤhren vorzuziehen sind; daß man denselben jeden verlangten Durchmesser, selbst einen von zwei bis drei Fuß, geben kann; daß ihre Staͤrke, selbst bei einer geringen Dike der Waͤnde, jedem Druke zu widerstehen vermag, indem 3/4 Zoll fuͤr Roͤhren von 20 Zoll im Durchmesser, 3/8 Zoll fuͤr Roͤhren von 10 Zoll, und 3/16 fuͤr Roͤhren von 5 Zoll im Durchmesser hinreichen; daß der Druk einer Wasserhoͤhe von 140 Fuß ungefaͤhr 62 Pfund auf den Quadrat-Zoll betraͤgt, also viel weniger als ein Zehntel des Drukes, den eine gute Roͤhre aus Gußeisen bei 1 Fuß Durchmesser und 1/2 Zoll Dike zu ertragen vermag, indem die Zaͤhigkeit eines Quadrat-Zolles des beßten Gußeisens, wie man durch Versuche gefunden hat, mehr als 20,000 Pf.Die Roͤhren und Haͤhne wurden mit der hydraulischen Presse probirt. Diejenigen, die Hr. Walker nach Philadelphia sandte, wurden bei einem Druke einer 300 Fuß hohen Wassersaͤule probirt, d.i., mit einem Druke von 9 bis 10 Atmosphaͤren. A. d. O. (Wuͤrde man in Deutschland dieses Princip befolgen, so wuͤrden die eiserne Wasserleitungsroͤhren um 2/5 wohlfeiler zu stehen kommen. Die welche wir hier haben, sind viel zu dik gegossen. D.) betraͤgt; daß die Roͤhren vollkommen wasserdicht in einander eingefuͤgt werden koͤnnen; daß das Eisen sehr dauerhaft ist, dem Wasser keinen uͤblen Geschmak mittheilt, und wohlfeiler, im Verlaufe von Jahren, zu stehen koͤmmt, als jedes andere Roͤhren-Materiale. Das Gefuͤge der Roͤhren, dessen man sich bei den Ablaͤssen zu London bediente, ist das sogenannte Pipen-Gefuͤge mit dem Hahne, das, in einigen Faͤllen, mit ringsumher gegossenem Bleie, in anderen mit einem Kitte aus zwei Pfund Salmiak, 100 Pfund Gußeisen-Bohrspaͤnen und etwas Schwefel, wasserdicht gemacht wird. Diese Materialien zu obigem Kitte werden mit Wasser gemengt, „wodurch das Eisen oxidirt, und die Masse in kurzer Zeit hart und undurchdringlich fuͤr das Wasser wird.“ Wo man Blei braucht, wird es durch Kaͤlte zusammen gezogen, und man hat Hammer und Meißel um die Roͤhren auseinander zu bringen. Hr. Vaux sagt in einem Schreiben dd. 25. Dec. 1822: „daß er allen Grund hat, seine Erfahrungen, vorzuͤglich in Hinsicht des Gefuͤges, fuͤr entscheidend zu halten. Die Roͤhren von jedem Caliber werden 9 Fuß lang gegossen, und so gelegt, daß sie immer mit 4 Fuß Erde bedekt sind. In den lezten drei bis vier Jahren wurden ungefaͤhr 30,000 Fuß Roͤhren um Philadelphia gelegt und zwischen 3 und 4000 Gefuͤge oder Ablaͤsse an denselben angebracht. Der Durchmesser der Roͤhren ist zwischen 21 Zoll und 1 Zoll, und man hoͤrte nirgendwo Klage uͤber Einfluß des Wechsels der Temperatur, oder uͤber irgend ein anderes Hinderniß, obschon die Hoͤhe des Wassers an den hoͤchsten Stellen der Stadt 60, an den niedrigeren 90 Fuß ist, und der Druk immer derselbe bleibt. Hinsichtlich der Gefuͤge oder Ablaͤsse wurden die Weisungen des Hrn. Walker befolgt. Unsere Arbeiter umfingen aber, statt, ehe sie das fluͤssige Blei eingossen, die Oeffnung zwischen den Roͤhren bloß mit Thon zu verstopfen, die eingefuͤgte Roͤhre mit einem eisernen Ringe aus zwei Halbkreisen von dikem Reifeisen, die nach der Richtung der Kanten gebogen, und an einer Seite mittelst einer Daumenschraube befestigt sind. Dieser Ring wird unmittelbar dem Ende der aufnehmenden Roͤhre gegenuͤber angebracht, und bedekt den Raum zwischen den beiden Roͤhren. Dann kommt der Thon daruͤber. Wenn das Blei eingegossen wird, wird die Oberflaͤche zunaͤchst an dem Ringe ringsumher geebnet, und alle Muͤhe des Meißelns und Zurichtens erspart. Die Arbeiter bei den Ablaͤssen sind ihrer Sache so sicher, daß sie alle weiteren Proben uͤberfluͤssig finden, und den Graben wieder zufuͤllen, ehe das Wasser in die Roͤhren gelassen wird.“ Hr. Vaux bemerkt, daß alle fruͤheren Versuche, die man zu Philadelphia vor Hrn. Walker's Unterweisung unternahm, mißlungen sind. Indessen ist man bei den neueren Wasser-Werken daselbst wieder von Hrn. Walker's Plane abgegangen, obschon man einige seiner Rathschlaͤge befolgteIm 2ten Stuͤke des VI. Bandes von Silliman's Journal und in Gill's techn. Repos. a. a. O. S. 165. befindet sich eine kurze Notiz uͤber die Wasserleitungen von Philadelphia, auf welche diese Stadt von 120 bis 10,000 Einwohnern die Summe von 426,230 Dollars verwendete. Sie faͤngt bei den Cascaden des Schuylkill an, wo der Strom ungefaͤhr 900 Fuß breit ist, und bei hohem Wasser 30 Fuß Tiefe hat. Die Kraft des Wassers ist so berechnet, daß sie mittelst 8 Raͤder und Pumpen taͤglich mehr als 10 Millionen Gallonen Wasser liefert: 40 Gallonen Wasser auf dem Rade liefern Ein Gallon in den Behaͤlter, der so hoch gelegen ist, daß sein Wasser einen Druk von 92 Fuß gewaͤhrt. Aus diesem Behaͤlter kommt es in obige eiserne Roͤhren, die fast alle in America selbst gegossen wurden. A. d. Ueb..