Titel: Gewisse Verbesserungen im Färben, worauf Richard Badnall, Seiden-Fabrikant zu Leek, Staffordshire, sich ein Patent, dd. 3. Jun. 1823, ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 13, Jahrgang 1824, Nr. LXXVII., S. 369
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LXXVII. Gewisse Verbesserungen im Färben, worauf Richard Badnall, Seiden-Fabrikant zu Leek, Staffordshire, sich ein Patent, dd. 3. Jun. 1823, ertheilen ließ. Aus Gill's technical Repository. January 1824. S. 1Im Auszuge, und mit Weglassung des 2ten Theiles dieses Patentes, findet sich dasselbe auch im London Journal of Arts. January 1824. S. 28. Badnall's Verbesserungen im Färben. Meine Verbesserungen im Faͤrben bestehen 1tens, in Anwendung des Berliner-Blaues zum Farben auf Seide, Baumwolle, Wolle und andere Stoffe, und 2tens, in Anwendung eines Drukes auf das Farben uͤberhaupt. Was das Erstere betrifft, so wird das Berliner-Blau so fein als moͤglich gemahlen, und in ein schikliches glaͤsernes oder irdenes Gefaͤß gebracht. Man gießt in kleinen Gaben starke Salzsaͤure auf dasselbe, und ruͤhrt die Masse bestaͤndig mit einem Staͤbchen aus weissem Holze, oder mit der Roͤhre einer koͤlnischen Tobak-Pfeife, oder mit irgend etwas um, worauf die Saͤure nicht wirken kann. Dieses Umruͤhren wird so lang fortgesezt, bis das Gemenge eine weiche gleichfoͤrmige Masse von halbgallertartiger Consistenz bildet. Die erforderliche Menge der Saͤure haͤngt zum Theile von der Guͤte des Berliner-Blau ab, und laͤßt sich folglich nicht so leicht in Worten bestimmen; wenn man aber auf obige Weise sorgfaͤltig zu Werke geht, so kann man nicht leicht irren, denn, wenn die Mischung zu duͤnn ausfiele, weil man zuviel Saͤure nahm, so darf man nur etwas Berliner-Blau zusezen. Diese Mischung, die ich zubereitetes Berliner-Blau nenne, kann alsogleich nach ihrer Zubereitung verwendet werden; besser ist es aber, wenn, man dieselbe erst nach drei bis vier Tagen braucht, und ich habe nicht gefunden, daß sie sich verschlechtert, wenn sie alt wird. Um Seide mit diesem auf obige Weise zubereiteten Berliner-Blau zu faͤrben, verfahre ich auf folgende Weise. Nachdem ich der Seide auf irgend eine der gewoͤhnlichen Arten ihren Gummi entzogen habe, tauche ich dieselbe drei oder vier Stunden lang in eine kalte waͤsserige Alann-Aufloͤsung von der gewoͤhnlichen Starke, so wie sie bei Seidenfaͤrbern gebraucht wird, und spuͤle die Seide dann gehoͤrig in kaltem Wasser aus. Die Kuͤpe bereite ich durch Verduͤnnung des zubereiteten Berliner-Blaues mit kaltem Wasser, von welchem ich soviel zuseze. bis die verlangte Farbe nach dem Muster entsteht. Dann wird die auf obige Welse bereitete Seide auf Staͤbe gestekt, und in die Kuͤpe eingesenkt, mit der Sorgfalt, daß sie bestaͤndig umgewendet wird, damit die Farbe vollkommen gleichfoͤrmig ausfaͤllt: man laͤßt sie solang in dem Bade, bis sie die verlangte Schattirung angenommen hat. Hierauf wird sie in fließendem Wasser solang ausgewaschen, bis das Wasser ungefaͤrbt aus derselben abfließt, und sodann entweder im Schatten, oder in einer Trokenstube, die bis zur gewoͤhnlichen Sommer-Temperatur geheizt wird, getroknetDieses Verfahren, Seide schoͤn blau zu faͤrben, ist richtig, wovon wir uns durch vorausgegangene Versuche uͤberzeugt haben. Indessen ist dieses Verfahren weder neu, noch der Patenttraͤger, Hr. Badnall, der Erfinder; ihm gehoͤrt bloß die Anwendung dieser Methode, die Seide so zu faͤrben. Man findet diesen Faͤrbeproceß in Vitalis Cours élémentaire de teinture auf S. 224 und in der deutschen Uebersezung (Stuttgard bei Cotta) S. 239, weit vollstaͤndiger beschrieben. Hr. Vitalis sagt: „Seit mehr als 15 Jahren schon fuͤhre ich diese Art zu faͤrben, welche nur auf Leinenzeug und Baumwolle anwendbar ist. Ich uͤbergieße fein gepulvertes Berliner-Blau von der beßten Qualitaͤt, mit 3 bis 4 Gewichtstheilen Hydrochlorsaͤure (Salzsaͤure), und lasse es 24 Stunden lang in der Kaͤlte digeriren, waͤhrend welcher Zeit ich sie jedoch 5 oder 6 mal umruͤhre. Das auf diese Weise behandelte Berlinerblau gibt eine Composition von herrlichem Blau. Ich wende sie auf folgende Weise an: Ich fange damit an, daß ich die Baumwolle bleiche, und bringe sie dann in eine laue Beize von essigsaurer Thonerde, von 5–6° Araͤometer. Ich lasse, sie nun troknen, und nachdem ich sie von der Beize gut abgewaschen habe, gieße ich eine hinlaͤngliche Menge von obiger Composition in 20 bis 25 Gewichtstheile heisses Wasser, menge nun das Ganze durch Umruͤhren mit der Hand gut untereinander, und wenn die Maͤßigkeit, gegen das Licht gehalten, mir die gehoͤrige Schattirung zu haben scheint, tauche ich die Baumwolle hinein, welche ich vorher gut durchlaufen lasse, um die Farbe gleichfoͤrmig zu machen. Ich bringe sie dann in das Bad, und lasse sie so lange in demselben, bis sie keine Farbe mehr annimmt. Ich ziehe sie dann heraus, ringe sie aus, luͤfte sie eine Viertelstunde lang, wasche sie ab und bringe sie zum Troknen. Hierauf mache ich ein Bad, welches mit 1/60 Schwefelsaͤure geschaͤrft ist, ringe sie neuerdings aus, wasche sie sorgfaͤltig ab und trokne sie. Dieses Verfahren liefert mir auf Baumwolle sehr feine und sehr zarte Schattirungen von Blau, welche man kaum auf irgend eine andere Weise hervorzubringen im Stande waͤre. D.. Aus dem obigen zubereiteten Berliner-Blau kann man auch verschiedene Schattirungen von Gruͤn und Purpur erhalten, entweder durch Verbindung desselben mit den zu solchen Farben gewoͤhnlich gebraͤuchlichen Faͤrbestoffen, die man dem Bade zusezt, in welches man die Seide taucht, oder durch Anwendung des zubereiteten Berliner-Blau vor oder nach dem Faͤrben mit jenen Faͤrbestoffen, je nachdem es die Umstaͤnde und die Natur der lezteren fordern. Es ist nicht noͤthig, hieruͤber in ein Detail zu gehen, indem die Anspruͤche meines Patentes sich bloß auf Anwendung des zubereiteten Berliner-Blau zum Faͤrben der Seide, Baumwolle, Wolle etc. entweder fuͤr sich allein, oder in Verbindung mit anderen Faͤrbestoffen beziehen. Hinsichtlich der Anwendung des Drukes bei dem Farben uͤberhaupt, (als des zweiten Theiles meines Patentes) sowohl bei diken Tuͤchern, Filzen, Hoͤlzern zur eingelegten Arbeit als bei Leinwand, Baumwolle, Seide, Spizen etc. verfahre ich auf folgende Weise. Die zu faͤrbenden Materialien werden mit dem Faͤrbebade in irgend ein schikliches Gefaͤß von Holz, Kupfer, Eisen oder anderem Stoffe gebracht, und die Oeffnung desselben auf irgend eine paffende und bekannte Weise wasserdicht mit einem Dekel geschlossen. An diesem Gefaͤße wird eine hydrostatische Druk-Pumpe angebracht, oder irgend eine andere mechanische Vorrichtung, durch welche man einen gewaltigen Druk erzeugen kann, wie z.B. eine Wasser- oder Queksilber-Saͤule von hinlaͤnglicher Hoͤhe. Nachdem Alles gehoͤrig vorgerichtet ist, wird der Dekel fest eingepaßt, und die Pumpe solang getrieben, bis der gehoͤrige Druk durch dieselbe erzeugt wird. Es ist offenbar, daß, wenn die zu faͤrbenden Stoffe troken oder gut ausgerungen, in das Gefaͤß gelegt werden, der auf diese Weise erzeugte Druk das Eindringen der faͤrbenden Fluͤssigkeit in die inneren Poren, vorzuͤglich an schweren Tuͤchern, Filzhuͤten, Hoͤlzern, stark gedrehter Seide, Spizen etc. maͤchtig erleichtern muß. Wo es noͤthig ist, koͤnnen auch mechanische Vorrichtungen angewendet werden, um die Stoffe, waͤhrend sie sich unter dem Druke befinden, zu ruͤtteln und auszuringen; worauf ich aber nicht besonderen Anspruch macheWir haben dieser Art zu faͤrben schon laͤngst erwaͤhnt und vorausgesagt, daß sich Englaͤnder darauf patentisiren lassen werden. So wird es nicht mehr lange anstehen, daß wir auch unsere weitere Voraussagung lesen werden: daß das Bleichen nach demselben Princip in England betrieben und der Anwender dieser Methode, durch ein Patent geschuͤzt, große Vortheile davon ziehen wird. Man vergleiche dieses Journal. Bd. 12. S. 383. D..