Titel: Ueber die Bereitung des Bleiweißes, Kremser-Blei-Weißes oder Weiß-Bleies, und vorzüglich des berühmten französischen Bleiweißes.
Fundstelle: Band 14, Jahrgang 1824, Nr. LXXX., S. 320
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LXXX. Ueber die Bereitung des Bleiweißes, Kremser-Blei-Weißes oder Weiß-Bleies, und vorzüglich des berühmten französischen Bleiweißes. Aus dem Dictionnaire technologique in Gill's technical Repository, N. 25. S. 56. Ueber die Bereitung des Bleiweißes. Bleiweiß (Cerussa, Weißblei, White-lead) ist das basische kohlensaure Blei der ChemikerDas gemeine Bleiweiß ist gewoͤhnlich mit einer Menge fremdartiger Stoffe, wie Kalk, schwefelsaure Schwererde etc. verunreinigt; reines Bleiweiß gestattet keine solche, leicht zu entdekende, Verfaͤlschung.A. d. O.. Man braucht es vorzuͤglich zum Weiß-Anstreichen des Holzes und anderer Gegenstaͤnde, da es sich leicht mit Oehl mengt und seine Farbe dabei gut behaͤlt, sich mit dem Pinsel leicht auftragen laͤßt, und der Farbe auf jedem Gegenstaͤnde einen guten Koͤrper gibt. Man braucht es entweder allein, oder mit anderen Farben gemengt, theils um dieselben Heller zu machen, theils um ihnen mehr Koͤrper zu geben. Dieses Bleiweiß wird in verschiedenen Laͤndern auf verschiedene Weise bereitet. England und Hollandund auch Venedig. D. haben seit langer Zeit die Maͤrkte mit diesem Artikel allein versehen; seit einigen Jahren haben sich aber die Bleiweiß-Fabriken auf eine auffallende Weise vermehrt, und es gibt jezt gar viele derselben in Deutschland, in den Niederlanden, und in Frankreich. Marcel de Serres hat das Verfahren, dessen man sich in den Fabriken Deutschlands bedient, sehr genau beschrieben, und wir koͤnnen nichts Besseres thun, als seinen Bericht hier woͤrtlich mittheilen. Wir werden sodann die Abaͤnderungen dieses Verfahrens in anderen Laͤndern, vorzuͤglich in Frankreich, angeben, und mit einigen Bemerkungen uͤber das Bleiweiß uͤberhaupt schließen. Kremser-Weiß hat seinen Namen von dem Orte „(Krems)“, wo es zuerst verfertigt wurde; die ehemahls daselbst bestandenen Fabriken sind seit einigen Jahren eingegangenDer Uebersezer erkundigte sich vor 4 Jahren zu Krems um die daselbst bestandenen Kremser-Weiß-Fabriken bei mehreren Kaufleuten: man wuͤßte ihm nicht zu sagen, ob jemahls solche Fabriken daselbst bestanden, und das Kremser-Weiß, das man ihm daselbst verkaufte, wurde, wie man ihm sagte, aus Villach bezogen. Vielleicht geht es mit dem Kremser-Weiß, wie mit dem Ypser-Tiegeln. Niemahls, solang Yps steht (und es stand schon bei den Roͤmern) ward zu Yps ein Ypser-Tiegel fabricirt. Yps war nur der Stappelplaz fuͤr die Tiegel, die zu Hafner-Zell in Baiern verfertigt, und in alle Welttheile verfahren werden.A. d. Ueb., und die beste Fabrik des Kremser-Weißes befindet sich gegenwaͤrtig, als Eigenthum des Baron Herbert, zu Klagenfurt; sie ist weit bedeutender, als die zu Wien. Da Krems den Chemikern und Mineralogen weniger bekannt ist, als Kremnitz in Ungarn, so hat man das Kremser-Weiß oͤfters faͤlschlich Kremnitzer-Weiß genannt, obschon es nie an lezterem Orte bereitet wurde. Dieses Kremser-Weiß wird in Deutschland auf folgende Weise verfertigt. I. Operation. Das hierzu noͤthige Blei kommt aus Bleiberg bei Villach in Kaͤrnthen. Dieses Blei ist sehr rein, und scheint kein Eisen-Oxid zu enthalten: eine Eigenschaft, die zur Erzeugung einen schoͤnen weißen Farbe hoͤchst noͤthig istAuch zum Walzen ist das Villacher-Blei das geeignetste. A. d. Ueb.. Es ist offenbar, daß die Klagenfurter Bleiweiß-Fabrik vor allen anderen viel voraus haben muß, da sie ihr Material, reines Blei, so nahe bei der Hand hat. Das Blei wird in den gewoͤhnlichen Schmelz-Pfannen geschmolzen, und in Kuchen von verschiedener Dike gegossen. Lezteres geschieht dadurch, daß man das geschmolzene Blei auf eine Eisenplatte mir umgebogenem Rande gießt, die uͤber der Pfanne angebracht ist. Sobald die Oberflaͤche des geschmolzenen Metalles anfaͤngt zu erstarren, wird die Eisenplatte etwas geneigt, und das noch fluͤßig gebliebene Blei fließt in die Pfanne zuruͤk, waͤhrend das erstarrende zuruͤk bleibt, fest wird, und sich wie ein Blatt Papier aufzieht. Die Arbeiter kuͤhlen die Eisenplatte von Zeit zu Zeit mit Wasser, und koͤnnen auf diese Weise in einem Tage mehrere Zentner Blei gießen. Die Blaͤtter dieser Bleikuchen haben sehr verschiedene Dike; sie sind in einigen Fabriken eine Halde Linie, in anderen kaum eine Viertel Linie dik. In einigen Fabriken fuͤllt ein solcher Kuchen die Laden ganz aus, die man bei der folgenden Operation braucht, in anderen braucht man hierzu deren vier. Es ist wesentlichwewesentlich, daß die Oberflaͤche dieser Blaͤtter nicht glatt ist, ins dem eine rauhe Oberflaͤche, in so fern sie mehr Beruͤhrungs-Puncte darbiethet, leichter von den sauren Dampfen angegriffen wird. II. Operation. Diese Kuchen muͤssen in eine solche Lage gebracht werden, daß die Saͤuren leicht auf sie wirken koͤnnen. In dieser Hinsicht werden die Blaͤtter gebogen, und uͤber vierekige Stuͤke Holz, von der Groͤße der Laden, in welche sie kommen muͤssen, aufgehaͤngt. Die auf diese Art in ihrer Mitte aufgehaͤngten Blaͤtter sehen aus, wie die Blaͤtter eines Buches, und kommen, zugleich mit den Holz-Stuͤken, auf welchen sie ruhen, in die Ladern Die Groͤße dieser Laden ist beinahe in allen Fabriken dieselbe: sie sind ungefaͤhr 4 1/2 bis 5 Fuß lang, 1 Fuß bis 1 Fuß 2 Zoll breit, und 9 bis 11 Zoll tief. Man macht diese Laden sehr stark, zapft sie sorgfaͤltig ein, und huͤthet sich, daß die Naͤgel, durch welche sie zusammen genagelt sind, nicht durch die Waͤnde derselben durchgehen. Der Boden der Laden wird mit Zoll diker Lage von Pech uͤberzogen, ehe die Blaͤtter in dieselben kommen; die Laden selbst werden aber nie ganz geschlossen. Man uͤberdekt sie jedoch in denjenigen Fabriken, wo die Hizstuben mit Rauch geheizt werden, mit aufgeleimtem Papiere, indem der nachtheilige Einfluß des geschwefelten und gephosphorten Wasserstoffgases auf die weiße Farbe nur zu bekannt ist: die Blei-Oxide werden beinahe augenbliklich davon angegriffen Ehemahls hat man in Kaͤrnthen, wie in Holland, die Bleis blaͤtter aufgerollt in Laden gelegt; allein dieses Verfahren scheint nicht besonders vorteilhaft, indem diese Rollen der Einwirkung der sauren Daͤmpfe weniger Oberflaͤche bardischen, und sie oft in die am Boden der Laden befindliche Fluͤßigkeit fallen, was nie geschehen darf, weil dann das kohlensaure Blei nie weiß wird. Die auf obige Weise gebogenen, und an den Hoͤlzern aufgehaͤngten Bleiblatter werden so in die Laden gebracht, daß sie ungefaͤhr zwei und einen halben Zoll weit von dem Boden derselben abstehen. Man sorgt sehr dafuͤr, daß die Bleiblatter weder einander, noch das Holz der Laden beruͤhren, indem sie sonst von den sauren Daͤmpfen nicht leicht angefressen werden koͤnnten, und wenn sie an das Holz anstießen, ihre schoͤne weiße Farbe verloͤren. Ehe man die Bleiblatter in die Laden bringt, gießt man eine gewisse Mischung in diese lezteren, die in verschiedenen Fabriken verschieden ist: in einigen derselben besteht sie aus gleichen Theilen Essig und Weinhefen; in anderen aus 20 Pfund Weinhefen, 8 1/2 Pfund Weinessig und 1 Pfund kohlensaurer Pottasche. Es ist offenbar, daß man in jenen Fabriken, wo man weder mit Rauch heizt, noch kohlensaure Pottasche aus wendet, die Laden nicht mit Papier verkleben darf, waͤhrend dieß im entgegen gesezten Falle nothwendig wird, so daß man oft in verschiedenen Fabriken dasselbe Ding loben und tadeln hort, und uͤberall aus gutem Grunde. III. Operation. Nachdem diese Mischung in die Laden gegossen und die Bleis blaͤtter in dieselben eingesezt wurden, kommen erstere in eigene Hiz- oder Waͤrmstuben, wo mittelst der Waͤrme der Dampf aus der in den Laden befindlichen Mischung aufsteigt, die Blei-Blaͤtter anfrißt, und kohlensaures Blei bildet. Gewoͤhnlich wird die Waͤrmstube durch zwei Oefen gehizt, und seilen faßt eine Stube mehr als 90 Laden: jede Stube hat nur eine einzige Oeffnung, welche als Thuͤre dient. Eine, die wir gemessen haben, war 9 Fuß hoch, 4 ToisenFranzoͤsische Klafter = 76,734 engl. Zoll.A. d. O. breit, und 5 Toisen lang. Die Hize darf nie uͤber 30° R. (86 F.) steigen, und wird gewoͤhnlich 14 Tage lang auf diesem Grade unterhalten, wo dann die Operation beendigt ist. Ist die Hize zu groß, und werden die Dampfe zu dik, so entweicht ein Theil der Kohlen-Saͤure, das Blei wird weniger davon angegriffen, und es bildet sich weniger kohlensaures Blei. Wenn die Operation gut geleitet wurde, so erhaͤlt man, dem Gewichte nach, eben so viel kohlensaures Blei, als man Blei angewendet hat, und wenn man die Rinde von kohlensaurem Blei gehoͤrig gesammelt und abgekrazt hat, so bleibt noch etwas Blei zur neuen Blaͤtter-Erzeugung uͤbrig. Die angewendete Mischung taugt jedoch nur fuͤr Ein Mahl, und wird in den Fabriken, wo man Pottasche zu derselben angewendet hat, an die Hutmacher verkauft. IV. Operation. Wenn man glaubt, daß die vorige Operation vollendet ist, und die Bleiblaͤtter gehoͤrig zerfressen sind, so werden sie aus der Lade genommen. Sie sind dann Ein Zoll dik und noch mehr, obschon sie anfangs nur eine Viertel Linie dik waͤren. Man findet selbst oͤfters große Kristalle von eßigsaurem Bleie (Blei-Zuker) an den Kanten dieser Blaͤtter. Wenn die Blaͤtter aus den Laden kommen, werden sie gehoͤrig geklopft, damit die an der Oberflaͤche derselben gebildete Rinde von kohlensaurem Bleie abfaͤllt. Das auf diese Weise erhaltene kohlensaure Blei kommt in große Faͤsser, wo es durch Waschen gereinigt wird. Wo man kleine Stuͤke Blei in den Laden zuruͤkgeblieben findet, werden auch diese in dem Wasser gewaschen, um alles eßigsaure Blei, das an denselben klebt, aufzuloͤsen und davon abzuscheiden. Das Waschen des kohlensauren Bleies geschieht auf eine sehr einfache Weise, und ist den uͤbrigen Wasch-Processen sehr aͤhnlich. Man bedient sich eines großen hoͤlzernen Gefaͤßes, meistens von vierekiger Form, das in sieben bis neun gleich große Unterabtheilungen getheilt ist, die aber von verschiedener Hoͤhe sind, so daß, wenn die erste oder hoͤchste voll ist, das Wasser in die zweite uͤberfließt und so fort. Das Wasser, das in die erste Unterabtheilung fließt, geht nach und nach in die anderen uͤber, und da der Arbeiter dasselbe immer in Bewegung erhaͤlt, so sezt es nach und nach alles Bleiweiß ab, welches es bei sich fuͤhrt, so daß die Niederschlage in den entferntesten Unterabtheilungen immer nach und nach die feinsten und leichtesten werden. Nachdem das Bleiweiß auf diese Weise gewaschen wurde, kommt es in andere große Gefaͤße, wo es zum zweiten Mahle gewaschen und bestaͤndig unter Wasser gehalten wird. Es verdient bemerkt zu werden, daß, wenn das Blei mit Wasser gewaschen wird, ein weißer Schaum sich bildet, der immer an der Oberflaͤche des Wassers schwimmt; dieß scheint eßigsaures Blei zu seyn. Um das wenige kohlensaure Blei, das aufgeloͤst gefunden wird, niederzuschlagen, sezt man etwas Pottasche zu, und das kohlensaure Blei faͤllt augenbliklich zu Boͤden. Diese Erscheinung verdient indessen noch genauere Beachtung. Das durch das Waschen gereinigte und in den Faͤssern zuruͤkbleibende kohlensaure Blei wuͤrde immer die Consistenz eines stutzigen Breies behalten; es muß demnach mit hoͤlzernen Spateln aus dem Fasse herausgenommen, und auf Troken-Buͤhnen gebracht werden. Sobald es in Beruͤhrung mit der Luft kommt, nimmt es die Consistenz eines weichen Teiges an, und wird dann in Model gethan, um die im Handel gewoͤhnliche Form zu erhalten. Alles im Handel vorkommende Blei ist, unter der Voraussezung, daß demselben nichts Fremdartiges beigemischt, und das Weißeste und Reinste nicht daraus abgeschieden wurde, von gleicher Gute. Man unterscheidet die verschiedenen Sorten desselben durch folgende Benennungen, und reiht sie nach folgender Ordnung. I. Qualitaͤt. Hierher gehoͤrt das kohlensaure Blei aus der lezten oder niedrigsten Unterabtheilung, als das feinste Gehoͤrig behandelt, liefert es das in Deutschland sogenannte Kremser-Weiß, auch Silber-Weiß genannt. Es wich von Apothekern und Kuͤnstlern zu feineren Arbeiten benuͤzt. Es gibt indessen kohlensaures Blei, welches, wenn es eine Zeit uͤber schwimmend bleibt, noch weißer wird. Dieses Kremser-Weiß erster Qualitaͤt ist vollkommen rein, und wird nie, wie die schlechteren Sorten, mit schwefelsaurer Schwererde verfaͤlscht, so daß man es als reines kohlensaures Blei betrachten kann. II. Qualitaͤt. Diese Sorte besteht aus gleichen Theilen schwefelsaurer Schwererde und kohlensauren Bleies, und ist in Deutschland unter dem Namen Venezianer-Weiß bekannt. Die schwefelsaure Schwererde beziehen die deutschen Fabriken aus Tyrol; vielleicht weil sie kein Eisenoxid enthaͤlt: zuweilen auch aus Steyermark. Das Eisen-Oxid in dieser lezteren Schwererde ist der weißen Farbe sehr nachtheilig, zumahl wenn man, um sie leichter puͤlveren zu koͤnnen, dieselbe gluͤht, ein Verfahren, welches man jezt aufgibt, sobald man diesen Umstand bemerkt. III. Qualitaͤt. Diese Sorte besteht aus zwei Theilen schwefelsaurer Schwererde und Einem Theile kohlensauren Blei, und geht in Deutschland als Hollaͤnder-Weiß. Um das Bleiweiß noch wohlfeiler zu machen, sezt man dem kohlensauren Blei zuweilen sogar sieben Theile schwefelsaure Schwererde zu, und dieses Weiß geht, obschon es nicht mehr zur feineren Farbe taugt, noch immer als Hollaͤnder-Weiß. Es ist fuͤr ordinaͤre Farbe gut, das Bleiweiß mit schwefelsaurer Schwererde zu mengen, indem es dadurch seine Durchscheinenheit verliert, die man indessen an feineren Farben sehr schaͤzt. Die ArtTechnical Repository. Februar. 1824. S. 121., wie die schwefelsaure Schwererde gepuͤlvert und dann mit dem kohlensauren Bleie abgerieben wird, ist folgende. Die Muͤhle, auf welcher das Puͤlvern geschieht, wird gewoͤhnlich vom Wasser getrieben, und der Schwerspath auf durchloͤcherten eisernen Platten unter die Stampfen gebracht, so daß alles Pulver durch die Platten in die unter denselben angebrachten Behaͤlter faͤllt. Das Abreiben und Mengen des Schwerspathes mit dem kohlensauren Bleie geschieht in einer Farbenmuͤhle. Der Arbeiter dreht den oberen Stein, der 22–24 Zoll im Durchmesser hat, mittelst einer Stange, die in einem an der Mauer oder in der Deke uͤber dem Mittelpunkte des Steines befindlichen Ringe frei so laͤuft, daß sie in ihren Bewegungen durch den Ring nicht beschraͤnkt wird. Das untere Ende der Stange ist mit einem eisernen Stiefel versehen, welcher in einen Stift sich endet, der in ein oben nahe an der Peripherie des Steines befindliches Loch paßt. Es ist offenbar, daß so der Muͤhlstein um seinen Mittelpunct sich drehen muß, wenn der Arbeiter die Stange im Kreise dreht. Das Bleiweiß, rein oder mit Schwererde gemengt, wird in eine Oeffnung in dem Mittelpunkte des oberen Steines oder des Laufers gegossen, und nachdem es hinlaͤnglich gemahlen ist, durch einen Zapfen in einen gehoͤrigen Behaͤlter abgelassen. Der untere Stein ist mit einer hoͤlzernen Einfassung umgeben, damit nichts von derselben wegsprizt, und Alles langsam zu dem Zapfen hingeleitet wird. Der obere, oder der Laͤufer, kann aufgehoben oder niedergelassen werden, so daß die Farbe dadurch jeden beliebigen Grad von Feinheit erhalten kann. Wenn der Schwerspath mit dem Bleiweiße gehoͤrig gemengt werden soll, so rechnet man fuͤr einen halben Tag Einen Zentner. Allgemeine Beobachtungen. Nach der hier gegebenen Beschreibung des gewoͤhnlichen Verfahrens bei Bereitung des Kremser Weißes ist es wirklich sonderbar, daß man dasselbe in allen uͤbrigen Theilen Europas so unvollkommen nachgeahmt hat. Daß es nicht uͤberall gelang, kann dem deutschen Eßige wohl nicht zugeschrieben werben, indem man in verschiedenen Fabriken alle Arten von Eßig versucht hat, und selbst in der Klagenfurter Fabrik oͤfters Aepfel-Eßig gebraucht, und in Deutschland uͤberhaupt sehr schwacher Eßig angewendet wird. Auch kann dieß nicht der Beimischung des Schwerspathes zugeschrieben werden, indem Kremser-Weiß, von der feinsten Qualitaͤt, keinen Schwerspath enthaͤlt, und die schoͤne weiße Farbe des ersteren desto mehr verliert, je mehr von lezterem beigemengt ist. Die Ursache, warum die Bereitung eines schoͤnen Kremser-Weißes in den uͤbrigen Fabriken mißlang, mag vielleicht 1tens, in der Reinheit des Villacher-Bleies gelegen seyn, welches nicht die mindeste Spur von Silber enthaͤlt: ein seltenes Vorkommen, welches allerdings zur Schoͤnheit des Bleiweißes viel beitraͤgt. Dann traͤgt auch die Reinheit des Schwerspathes das Ihre zur Schoͤnheit der Weiße bei. 2tens, in der Art, wie das Bleiweiß gewaschen wird, wozu sehr viele Geschiklichkeit gehoͤrt: der beste Waͤscher in einer Bleiweiß-Fabrike ist der beste Arbeiter; denn von diesem hoͤchst einfach scheinenden Processe haͤngt die groͤßere oder geringere Schoͤnheit des Bleiweißes ab. 3tens, in der Art des Reibens, die gleichfalls sehr einfach scheint, jedoch hinreicht, um der weißen Farbe den hoͤchsten Glanz zu geben. 4tens, in der Art, in welcher das Blei in Form gebogener Blaͤtter der Einwirkung der eßigsauren Daͤmpfe ausgesezt wird, welche, in so fern sie auf keinen diken Koͤrper zu wirken haben, desto leichter die Oberflaͤchen zerfressen, die ihrer Wirkung ausgesezt sind. Das Blei wird, auf diese Weise, mehr zersezt, und folglich vollkommneres kohlensaures Blei. 5tens, endlich in der Art von Verdampfung. Die langsame Verdampfung, deren man sich in den Kremser-Weiß Fabriken bedient, beguͤnstigt sehr die allmaͤhliche Entwikelung der sauren Dampfe, so daß sie das Blei nur nach und nach angreifen; es gehen folglich nur wenige Dampfe verloren, und das kohlensaure Blei gewaͤhrt, sowohl dem Gewichte als der Guͤte nach, wesentliche Vortheile. Im Jahre 1809 sandte Hr. Dall'armi, Besizer einer Bleiweiß-Fabrik zu Rom, eine Abhandlung an die Société d'Encouragement, in welcher er mehrere wichtige Bemerkungen mittheilte, welche wir hier anfuͤhren zu muͤssen glauben. Hr. Dall'armi haͤlt, nach Anfuͤhrung der verschiedenen Erscheinungen bei der Bleiweiß-Bildung, den Eßig bloß fuͤr ein Zwischen-Mittel, welches den Sauerstoff und Kohlenstoff geneigt macht, sich mit dem Bleie zu verbinden; er glaubt, daß diese drei Koͤrper ununterbrochen und zugleich auf das Blei wirken muͤssen, und daß der Fehler in den Bleiweiß-Fabriken darin bestand, daß man auf diese nothwendige Verbindung nicht hinlaͤnglich Acht gegeben hat, daher auch der Erfolg ihrer Arbeiten immer ungewiß ist. Er glaubt, daß es unmoͤglich ist, Schichten zu erhalten, die von sich selbst durch ihre ganze Masse hindurch gleichfoͤrmig weiß waͤren, und daß die Natur das Blei immer nur nach und nach, und langsam in Bleiweiß verwandelt, und jenes Weiß unvollkommen laͤßt, welches dem Bleie zunaͤchst liegt. Diesem zu Folge wandte Hr. Dall'armi ein Bogen-Gewoͤlb an, in welchem die Kohlensaͤure, wie in einem Behaͤlter aufgenommen wurde, und in welches die Luft nur durch zwei kleine, oben in dem Schluße desselben angebrachte, Loͤcher eindringen konnte. Er wich auch darin von dem gewoͤhnlichen Verfahren, die Toͤpfe uͤber einander zu stellen, ab, daß er nur eine Reihe derselben bildete, die er auf ein Mistbeet von Pferde-Mist, welcher einen Fuß hoch aufgeschichtet und etwas zusammen gedruͤkt wurde, stellte: auf die Toͤpfe legte er Stroh, und uͤber dieses eine zweite Schichte Pferde-Mist. Er war sicher, hierdurch einer zu großen Erhizung vorzubeugen; denn die Temperatur muß immer auf 40 bis 50° Réaum. (122 bis 156° Fahrenh.) bleiben, wodurch auch der Zutritt der atmosphaͤrischen Luft zu dem Inneren der Toͤpfe erleichtert wird. Diese Toͤpfe in Form eines abgestuzten Kegels, innen und außen glasirt, und einen Fuß hoch, sind innenwendig, ungefaͤhr zwei Zoll von dem Boden, mit einem Kreuze von weißem Holze versehen, auf welches ein Duzend Blaͤtter von gegossenem Blei gelegt werden. In jeden Topf goß er zwei Glaͤser mit Wasser verduͤnnten Weineßig, damit der Eßig nicht zu stark wird, und bedekte dann den Topf. Nach vierzehn Tagen untersuchte er die Toͤpfe, und goß in diejenigen, die er leer fand Eßig nach. Dieses Nachfuͤllen konnte geschehen, ohne daß das Blei verruͤkt wurde, bloß durch Aufheben der oberen Lage von Duͤnger und Anklopfen an die Toͤpfe mit einem Stabe. Sechs Wochen darauf wurden alle Toͤpfe geoͤffnet, um das Bleiweiß heraus zu nehmen. Die Schuppen waren dann troken, und hingen nicht fest an den Blei-Blaͤttern, an welchen sie sich bildeten; es war genug die Blaͤtter zu biegen, um das Bleiweiß davon abspringen zu machen, ohne daß irgend ein Staub dadurch erzeugt wurde: um jedoch die Gesundheit der Arbeiter zu schuͤzen, und alle Gefahr des Einathmens dieses gefaͤhrlichen Pulvers zu beseitigen, errichtete Hr. Dall'armi kleine geschlossene Kaͤmmerchen mit drei Abtheilungen, in hexen jeder zwei Arbeiter auf ein Mahl arbeiten konnten. In der ersten derselben war ein Cylinder mit zwei Abtheilungen zur Aufnahme der mit Bleiweiß bedekten Blaͤtter, die ein Kind hinein warf, nachdem sie von dem noch nassen und teigartigen Bleiweiße und von dem diken Ruͤkstande des Eßiges, den man jedes Mahl mehr oder minder haͤufig am Boden der Toͤpfe findet, gereinigt wurden. In die zweite Abtheilung stellte er hohe und enge Buͤchsen von solcher Groͤße, daß ein Arbeiter dieselben leicht wegheben konnte, wenn sie mit den Schuppen des Bleiweißes gefuͤllt waren. In diese warf der Arbeiter jenes Bleiweiß, welches durch die Muͤhle laufen sollte, und wog sie, wenn sie voll waͤren. In die dritte Abtheilung brachte er jene Bleiblaͤtter, welche bereits einmahl gebraucht wuͤrden, und welche er wog, ehe er sie wieder in die Toͤpfe zur neuen Bleiweiß-Bildung zuruͤk that. Die Arbeiter, die einander gegen uͤber standen, schoben ihre Arme in zwei lederne Aermel, welche an zwei Oeffnungen, die in die Abtheilungen fuͤhrten, angenagelt waͤren. Diese Aermel banden sie um ihre Leibchen fest, und konnten so in dem Inneren der Kaͤmmerchen, die vollkommen geschlossen waͤren, und die ihr Licht bloß durch eine Glastafel erhielten, ohne Nachtheil arbeiten. Hr. Dall'armi empfahl noch eine andere Vorsichts-Maßregel, die ihm noͤthig schien; naͤmlich diese, daß die Arbeiter vor dem Anfange ihrer Arbeit ihre Haͤnde mit Oehl, Talg oder mit Seife schmieren sollen, um die Poren in ihrer Haut zu schließen, und die Einsaugung des Bleiweißes dadurch zu erschweren. Diese sehr einfache Methode gewaͤhrt, seiner Ansicht nach, sehr viele Vortheile. Erstlich arbeitet sich darnach sehr leicht und schnell, und, zu gleicher Zeit, wird dadurch die Gesundheit der Arbeiter erhalten; 2tens, verlieren die Bleiblaͤtter, welche nach Abnahme des Bleiweißes uͤbrig bleiben, ihre Form nicht, und lassen sich regelmaͤßig in die Toͤpfe bringen; 3tens, laͤßt sich dadurch, selbst im Augenblike der Abnahme, die Menge des erhaltenen Productes genau berechnen. Das in Bleiweiß verwandelte Blei erhaͤlt eine Gewichts-Zunahme von ungefaͤhr 33 p. Cent., d.i., wenn man 300 Kilogramme Blei in die Toͤpfe legte, und dann 133 Kilogramme Bleiweiß herausnimmt, so findet man ungefaͤhr 200 Kilogramme reines Blei uͤbrig, welches neuerdings zur Bleiweiß-Erzeugung verwendet werden kann. Im Durchschnitte erhielt Hr. Dall'armi aus jedem Topfe 4 1/6 Kilogramm Bleiweiß. Der Ruͤkstand am Boden der Toͤpfe hatte, nachdem er gewaschen, verarbeitet und zu Kuchen gebildet wurde, ein schmuzig weißes Ansehen, wurde aber dessen ungeachtet leicht verkauft. Die Menge des erhaltenen Productes haͤngt großen Theils von der Breite der Bleiblatter ab, die in die Toͤpfe gebracht werden; je duͤnner sie sind, und je groͤßer die Oberflaͤche, die sie der Einwirkung des Eßiges darbiethen, desto schneller werden sie in Bleiweiß verwandelt. Hr. Dall'armi befestigte einige dieser Blaͤtter, zum Versuche, an Stuͤke Bimsstein, die er als Dekel auf die Toͤpfe legte, und so anbrachte, daß sie zugleich der atmosphaͤrischen Luft und dem kohlensauren Gase Zutritt gestatteten; er fand aber dieses Verfahren sowohl in Hinsicht auf Blei, Brenn-Material, Zeit, und andere Umstaͤnde sehr kostspielig, und waͤhlte daher Gußmodel aus Gußeisen, in welchen er die Bleiblaͤtter so duͤnn gießen konnte, als er wollte, und die nach Belieben abgekuͤhlt werden konnten. Gegossenes Blei verdient allgemein den Vorzug in oͤkonomischer Hinsicht, indem gestrektes Blei der Einwirkung der Eßig-Daͤmpfe hartnaͤkig widersteht. Die Art Duͤngers, die man anwendet, ist gleichfalls von Wichtigkeit. Dem frischen Duͤnger muß solcher, dessen Faͤulniß bereits vorgeruͤkt ist, zugesezt, und die Mischung beider muß, nach Umstaͤnden, abgeaͤndert werden, indem die Anwendung desselben bloß Erzeugung einer starken und anhaltenden Hize zum Zweke hat, die aber nicht so groß seyn darf, daß aller Eßig umsonst ploͤzlich verjagt wird, und die Operation dadurch mißlingt. Hr. Dall'armi versichert, daß er mit Erfolg versuchte den Duͤnger durch Gaͤrberlohe zu ersezen, der so eben aus Lohbeeten genommen wurde. Die diksten Schuppen des Bleiweißes sind die besten, indem, der Anzahl nach weniger an irgend einem Stuͤke Blei von bestimmten Gewichte, sie nicht so viel von jener grauen Masse liefern, mit welcher die Blei-Blaͤtter gewoͤhnlich gebildet sind. Um diese Schuppen zu zerbrechen, kommen sie, ohne Unterschied, entweder in eine horizontale oder vertikale Muͤhle, je nachdem die Umstaͤnde die eine oder die andere bequemer machen. Diese Schuppen sind gewoͤhnlich hart und dicht: nachdem sie zermalmt wurden, werden sie mit Wasser zu einem duͤnnen Breie gemahlen, bis sie ganz fluͤßig und unfuͤhlbar werden, wozu mehrere Stunden noͤthig sind. Man muß Acht geben, daß nicht zu viel Schuppen auf ein Mahl in die Muͤhle kommen. Der Teig wird hierauf in einer großen Menge Wassers gewaschen, und durch ein sehr feines Sieb gelassen, welches alle Unreinigkeit zuruͤkhaͤlt, z. B. alle Bleitheilchen, welche unter die Schuppen gefallen seyn moͤgen, alle unvollkommen zerriebenen Bleiweißkoͤrner etc. Nachdem das kohlensaure Blei sich niedergeschlagen hat, wird das Wasser abgeseiht. In diesem Zustande wird dann das Bleiweiß noch verschiedenen Operationen unterzogen, je nachdem dasselbe zu verschiedenem Gebrauche bestimmt ist. Der Teig, der noch immer zu fluͤßig zum Gebrauche ist, wird auf ein reines Leinen-Tuch gebracht, auf demselben ausgebreitet, und auf eine ebene einsaugende Oberflaͤche aus gepuͤlverter und gewaschener Holzasche gebracht, oder aus einer Mischung von Ziegelmehl, Gips und Wasser, welche, bei maͤßiger Hize, durch untergestellte Kohlenpfannen, sorgfaͤltig getroknet und dann gepuͤlvert wurde. Auf diese Weise erhaͤlt der Teig bald eine Consistenz, in welcher er mit Leichtigkeit jede beliebige Form. anzunehmen vermag, ohne bei dem Troknen schwammig und zerreiblich zu werden. Man fuͤllt entweder kleine unglasirte irdene Toͤpfe in Form eines umgekehrten Kegels mit demselben, oder gibt ihnen die Form von Ziegeln, indem man ihn in Model druͤkt. Den Teig in den Toͤpfen laͤßt man darin troken werden; die Ziegel laͤßt man auf die, Feuchtigkeit verschlingenden, Unterlagen entweder in freier Luft, oder in einer Trokenstube, und bewahrt sie sorgfaͤltig vor Staub, Rauch oder schwefeligen Daͤmpfen. Zur seinen Oehlmahlerei ziehen die Mahler dasjenige Bleis weiß vor, welches bei dem schoͤnsten und reinsten Weiß die wenigste Durchsichtigkeit besizt; zum Anstreichen hingegen waͤhlt man solches, welches sich leicht mit Oehl verkoͤrpert, und unter dem Pinsel sich gut verstreicht. Man hat gefunden, daß Kalk diesem Bleiweiße jene Eigenschaften ertheilt, welche die Anstreicher so sehr wuͤnschen, und nach Hrn. Dall'armi kann man selbst ein Zwoͤlftel davon zusezen. Die Guͤte des Kalkes hat nothwendig ihren Einfluß auf das BleiweißGegen den Kalk protestirte ein Hr. R. E. in Gill's Repository, Maͤrz, 1824. S. 202 gar sehr, und versichert, daß das Bleiweiß dadurch gelb wird. A. d. Ueb.. Hr. Dall'armi empfiehlt Kochsalzsaͤure, wodurch diese Mischung eine Weiße von der ersten Qualitaͤt erhaͤlt: bei Bleiweiß von der zweiten Qualitaͤt findet er diesen Zusaz uͤberfluͤßig. Seit er die Toͤpfe nicht mehr uͤber einander stellt, fand er weder an den Blei-Blaͤttern, noch an den Blei-Schuppen, jenen schwarzen Ueberzug, welchen er aus guten Gruͤnden dem geschwefelten Wasserstoffgase zuschreiben zu koͤnnen glaubt, der sich durch die Gaͤhrung aus den thierischen Stoffen entwikelt, und mitten in den Beeten zuruͤkgehalten wird. Ungeachtet aller von ihm getroffenen Veraͤnderungen fand er indessen, so oft dieses Gas entwikelt wurde, die Toͤpfe etwas davon gefaͤrbt. Hr. Dall'armi wandte schwache Kochsalzsaure an, um die oxidirten Atome, die so oft in dem Bleie gefunden werden, aufzuloͤsen, und in weiße Salze zu verwandeln, und zugleich auch das geschwefelte Wasserstoffgas zu entwikeln, das in dem Teige vorkommt. Er glaubt eines vollkommenen Gelingens sicher zu seyn, obschon er seine Versuche bisher bloß im Kleinen anstellte. Technical Repository. Maͤrz. 1824 S. 145.Er brachte naͤmlich etwas von dem Teige in einen großen, reinen, glaͤsernen Kolben, goß dreigraͤdige Kochsalzsaͤure darauf, und schuͤttelte den Kolben kraͤftig, um die Saͤure mit allen Theilchen des Teiges in Beruͤhrung zu bringen. Augenbliklich zeigte sich ein starkes Aufbrausen. Er ließ dann die Mischung in dem Gefaͤße, welches er offen ließ, damit das geschwefelte Wasserstoffgas, wenn sich welches entwikelte, entwikeln konnte, ruhen, und stoͤpselte dasselbe endlich, mehr oder minder mit Kohlensaͤure gefuͤllt, zu, damit es keine Farbe des kam, schuͤttelte es wieder einige Zeit uͤber lebhaft, und goß die Fluͤßigkeit ab. Dieses Waschen wiederholte er, bis die verlangte Weiße zum Vorscheine kam, und endete endlich damit, daß er die Masse in einer großen Menge Wassers wusch. Er versichert uns durch dieses saͤure Waschen ein so schoͤnes Weiß, wie das feinste Kremser-Weiß, erhalten zu Habens Um der Waare den Geruch und die Haͤrte des Lezteren zu geben, reicht es, wie er sagt, hin, dem weiß gewaschenen Teige, ehe man denselben in Model schlaͤgt, noch ein Mahl mit vollkommen farbenlosen Eßig abzuwaschen. Das wenige eßigsaure Blei, welches sich bildet, kristallisirt, etc. troknet mit dem Bleiweiße, und bindet die Theilchen wie Kitt zusammen. Hr. Dall'armi gibt noch eine Methode an, das Blei-Weiß in Faͤßchen von weißem Holze, die in Zapfen gedreht werden, und innenwendig frei von allem Metalle sind, weiß zu machen. Er versichert uns, daß man nicht ehe ein schoͤnes Weiß erhaͤlt, als bis das Holz der Faͤßchen mit Bleiweiß durchdrungen ist, und allen Faͤrbestoff verloren hat. Da man nur wenig Saͤure hierzu braucht, wird diese Operation den Preis des Bleiweißes nicht sehr vertheuern. Aus diesen Beobachtungen und aus der neuesten Analyse ersieht man, daß Alles, was man zur Erhaltung eines schoͤnen Bleiweißes noͤthig hat, langsame Oxidirung des Bleies, und sobald dieses Oxid gebildet ist, Verbindung dieses Oxides mit Kohlensaͤure ist. Lang schon wußten die Fabrikanten die verschiedenen Ursachen, welche bei Bildung des Bleiweißes Einfluß haben, gehoͤrig zu wuͤrdigen; allein, erst seit die Chemie ihr selbststrahlendes Licht uͤberall hin verbreitete, ward es moͤglich die Bleiweiß-Fabrication von den alten Fesseln der Routine zu befreien, und stets dieselben ausgezeichneten Producte zu erhalten. Die Société d'Encouragement zu Paris hat, durch mehrere ausgeschriebene Preise, wesentlich zu diesem wichtigen Resultate beigetragen, indem sie ohne Unterlaß den Wetteifer unter den Fabrikanten dieses Artikels unterhielt, und der Erfolg ihrer Bemuͤhungen war so glaͤnzend, daß in wenigen Jahren eine Menge Bleiweiß-Fabriken in Frankreich errichtet wurden, waͤhrend vorher auch nicht eine einzige in diesem Lande zu finden war. Es ist ein wesentlicher Dienst, den man seinem Vaterlande erweiset, wenn man dasselbe von dem Tribute befreit, welchen es fuͤr eine so sehr gesuchte Waare bisher immer dem Auslande zollen mußte, Wenn einige vorurtheilsvolle Leute, an denen gluͤklicher Weise nicht viel gelegen ist, noch immer die Einfuhr dieses Artikels beguͤnstigen, so werden wir durch erneute Anstrengungen bald alle Hindernisse besiegen, und das alte Joch gaͤnzlich abschuͤtteln. Bei dem gegenwaͤrtigen Zustand der Wissenschaft ist es leicht, jedes Phaͤnomen, welches sich waͤhrend der Bleiweiß-Bildung dem Beobachter darbiethet, mit solcher Genauigkeit zu erklaͤren, daß man es vollkommen begreifen kann. Es ist ausgemachte Thatsache, daß Bleiweiß nur auf die oben angegebene Weise gebildet werden kann, dadurch naͤmlich, daß man das Blei in eine heiße und feuchte Atmosphaͤre bringt, welche hinlaͤnglich mit Sauerstoff und Kohlensaͤure beladen ist, und wir haben bloß den Grad von Wichtigkeit zu untersuchen, welcher jeder dieser Bedingungen angehoͤrt, und die Art, auf welche dieselben am kraͤftigsten in Thaͤtigkeit gebracht werden koͤnnen. Jeder kennt den großen Einfluß, welchen Feuchtigkeit und Waͤrme bei chemischen Verbindungen aͤußert: die eine, welche die Theilchen der Koͤrper von einander entfernt, vermindert den Zusammenhang derselben, und gestattet ihnen in neue Verbindungen einzutreten; die andere ist ein unerlaͤßiges Mittel, welches bei Wieder-Vereinigung der verschiedenen Theilchen, die es durchdringt, erweicht, und unter einander mengt, als Band dient, wodurch diese verschiedenen Theilchen in Beruͤhrung gebracht, und zusammen gehalten werden: es bildet sehr oft, und vorzuͤglich in diesem Falle, einen wesentlichen Theil der Verbindung. Was den Sauerstoff und die Kohlen-Saͤure betrifft, so ist die Gegenwart derselben offenbar nochwendig, indem beide allein diejenigen Koͤrper sind, welche sich mit dem Metalle verbinden. Der Rauch, dessen die Hollaͤnder sich bedienen, die Gaͤrberlohe oder das faulende Stroh, welches man an der Stelle desselben anwendet, wirken nicht bloß durch Erzeugung der nothwendigen Erhoͤhung der Temperatur, sondern, wie Viele glauben, auch dadurch, daß sie einen Theil der Kohlensaͤure liefern, welcher bei Bildung des Bleiweißes hinzutritt. Man kann indessen nicht zweifeln, daß ein anderer Theil dieser Kohlensaͤure durch Zersezung des Eßiges selbst oder der fremden Stoffe gebildet wird, welche, demselben zugesezt werden. Die Dampfe des Eßiges werden allmaͤhlich verdichtet auf den Bleiblaͤttern, die damit in Beruͤhrung kommen; die große Verwandtschaft des Metalles mit dem Sauerstoffe veranlaßt die Zersezung dieser Saͤure; ein Theil seines Sauerstoffes ergreift das Blei, waͤhrend ein anderer Theil desselben, als kohlensaures Gas, sich mit dem bereits gebildeten Oxide verbindet, und das kohlensaure Blei bildet. Wir koͤnnen indessen durch positive Versuche erweisen, daß reiner Eßig zur Bleiweiß-Bildung nicht hinreicht; er muß gewisse Koͤrper, wie Weinstein, Hefen etc. enthalten, welche bei ihrer allmaͤhlichen Zersezung Kohlensaͤure zu erzeugen im Stande sind; oder vielleicht entstehen die kohlensauren Verbindungen durch die Zersezung des Eßiges selbst. Als Bergmann, Chenevix u.a. sich bemuͤhten zu zeigen, daß gehoͤrig bereitetes Bleiweiß wirklich basisch kohlensaures Blei ist, glaubten sie, daß sie im Stande waͤren nach Belieben dasselbe durch doppelte Zersezung zu erzeugen: sie halten hier die Auswahl unter allen aufloͤsbaren basischen kohlensauren Bleiverbindungen, und unter allen aufloͤsbaren Bleisalzen: die groͤßte Schwierigkeit bestand nur darin, dasselbe um einen so geringen Preis zu erzeugen, um welchen man auslaͤndisches Blei erhalten konnte. Unter der großen Menge verschiedener Methoden, weiche der Société d'Encouragement bei ihrer Versammlung im J. 1809 vorgelegt wurden, verdiente jene der HHrn. Brechoz und Leseur zu Pontoise dem Vorzug, indem man dadurch Bleiweiß um den so lang gewuͤnschten niedrigen Preis erhalten konnte. Die Société d'Encouragement erhielt allgemeinen und gerechten Beifall fuͤr die Umsicht, mit welcher sie zu Werke ging, und vielleicht ward nie ein Preis mit groͤßerem Rechte zuerkannt. Wirklich hat auch diese Fabrik, die damahls in ihrer Kindheit war, sich zeither so sehr vergroͤßert, daß sie, unter Leitung der HHrn. Roard und Brechoz, beinahe zum Kolosse wurde, und dieß ungeachtet einer Menge anderer aͤhnlicher Fabriken, welche in der Nachbarschaft derselben entstanden. Wir wollen versuchen eine deutliche Idee von dem Vers fahren an dieser Fabrik zu geben, ohne uns jedoch in jenes Detail einzulassen, welches lediglich die sogenannte Manipulation betrifft, und welches, wuͤrde es allgemein bekannt werden, die Existenz dieser schoͤnen Fabrik gefaͤhrden koͤnnte, welche jezt eine Art von National-Reichthum Frankreichs bildetMan war also in Kaͤrnthen, wo man die Geheimnisse der Fabrik dem Hrn. Marcel de Serres nicht vorenthielt, edler als man in Frankreich nicht ist. A. d. Ueb.. Dasselbe Oxid laͤßt sich in verschiedenen Verhaͤltnissen mit derselben Saͤure verbinden, und dadurch entstehen verschiedene Salze, welche die Chemiker mit dem Namen basische Salze, neutrale oder eigentliche Salze, und uͤbersaure Salze bezeichnen. Wenige Oxide sind indessen aller dieser drei Grade von Verbindungen faͤhig. Das erste Blei- Oxid (Blei-Protoxid) geht nur zwei Verbindungen mit der Eßigsaure ein, und bildet entweder das neutrale eßigsaure Blei, oder den gewoͤhnlichen Bleizuker, und das basische eßigsaure Blei, welches ehevor in den Apotheken unter dem Namen Blei-Extract (Extractum Saturni) bekannt warEine ausfuͤhrliche Abhandlung uͤber die Bereitung des basischen eßigsauren Bleies und des Bleizukers enthaͤlt der 10. Bd. dieses Journals. S. 479–486. D.. Unter diesen Salzen ist Lezteres das Merkwuͤrdigste, indem es, was nicht uͤberall bei diesen Verbindungen der Fall ist, außerordentlich aufloͤsbar ist. Dieses basische eßigsaure Blei besizt aber noch eine andere Eigenschaft, naͤmlich diese, daß tue lezten Theilchen des Oxides, welche in neutrale und basische Salze verwandelt werden, weniger von der Saͤure angezogen werden, als andere, und daß es folglich leichter ist, diese, als die ersteren, von ihren Verbindungen zu befreien. Es kann also ein Mittel, welches nicht stark genug ist das Oxid von einem Neutral-Salze zu trennen, dasselbe von diesem zweiten Theile des Oxides befreien, welches ein basisches Salz und eine besondere Verbindung bildet. Diese Eigenschaft ist es, welche die HHrn. Brechoz und Leseur so gluͤklich zu benuͤzen wußten, und welche die Basis ihrer Fabrik bildet. Ihr Verfahren besteht darin, daß sie basisches eßigsaures Blei nehmen, und durch die Aufloͤsung desselben einen Strom von kohlensaurem Gas leiten, wodurch das in dem neutralen eßigsauren Bleie, welches in der Aufloͤsung zuruͤkbleibt, uͤberschuͤßige Blei-Oxid als basisches kohlensaures Blei niedergeschlagen wird. Diese Veraͤnderung geschieht auf folgende Weise: Das neutrale eßigsaure Blei, welches, in 100 Theilen,     26 Saͤure,     58 Oxid,     16 Wasser enthaͤlt, fordert, wenn es in den Zustand einer basischen eßigsauren Verbindung uͤbergehen soll, noch zwei andere Verhaͤltnisse von Oxid; d.h., 100 Theile dieses Salzes koͤnnen 116 Theile Blei-Oxid aufloͤsen; es ist, wenn man diese Verbindung bewirken will, nicht noͤthig, daß man Hize dazu anwendet; man kann sie eben so gut in der Kaͤlte bewerkstelligen. Wir glauben, daß, bei Verfertigung von Gewicht, die Anwendung von kristallisirtem eßigsauren Blei unnoͤthig ist, indem sich das basisch eßigsaure Blei geradezu aus Bleiglaͤtte und brennzeliger Eßigsaͤure bilden laͤßt. Und diese Verbindung laͤßt sich leicht in der Kaͤlte durch bloßes Reiben in gehoͤrigen Gefaͤßen bewirken. Um sicher zu seyn, daß man die gehoͤrige Uebersaͤttigung erhaͤlt; muß man einen Ueberschuß von Glaͤtte anwenden. Nun brauchen 65 Kilogramme brennzeliger Holzsaure von 40 Graden am Saͤuremesser oder 8° am gewoͤhnlichen Araͤometer, 58 Kilogramme Bleiglaͤtte, um neutrales eßigsaures Blei zu bilden. Hieraus folgt, daß man, wie wir oben gezeigt haben, wenigstens 174 Kilogramme Glaͤtte nehmen muß, um, bei derselben Menge von Saͤure, basisch eßigsaures Blei zu bekommen. Man sezt der Saͤure 15 bis 20 Theile Wasser zu: einen Theil desselben vor, den anderen nach der Aufloͤsung. Nachdem man die Masse einige Zeit ruhen ließ, laͤßt man auf den Ruͤkstand neuerdings eine frische Menge Saͤure einwirken, damit alles Aufloͤsbare aufgeloͤst wird. Es bleibt ungefaͤhr 0,01 bis 0,015, was von der Saͤure nicht angegangen wird, und aus Blei, Eisen, Kupfer, und einigen erdigen Theilen, und aus Silber im Verhaͤltnisse von 4 bis 6 Tausendtheilchen besteht. Nachdem die Aufloͤsung klar geworden ist, wird sie in große bedekte Gefaͤße abgezogen, die sehr weit und flach sind. In diese laͤßt man die Kohlensaͤure sehr langsam durch eine große Menge von Roͤhren einstroͤmen, so daß die Beruͤhrungsflaͤchen so zahlreich, wie moͤglich, werden. Diese Saͤure kann, nach Umstaͤnden, auf verschiedene Weise erzeugt werden; zuweilen, wie zu Clichy, durch das Brennen von Holzkohlen; zuweilen durch Zersezung von kohlensauren Verbindungen mittelst einer Saͤure: in jedem Falle ist es aber noͤthig, daß das kohlensaure Gas durchaus nichts von geschwefeltem Wasserstoffgase enthaͤlt. Es ist unerlaͤßliche Bedingung, das Gas zu waschen, und selbst, zu groͤßerer Sicherheit, dem Waschwasser etwas eßigsaures Blei zuzusezen, um sicher zu seyn, daß nicht die kleinste Spur von geschwefeltem Wasserstoffgase zugegen istAuch in Schweden wird jezt auf diese Art das Bleiweiß verfertigt, und das kohlensaure Gas aus brennenden Kohlen entwikelt. Unterm 3ten Januar 1820 erhielt Joh. Sadler, Gentleman, Parish of Lambeth, Surrey ein Patent auf eine „neue und verbesserte Methode kohlensaures Blei, ehevor Bleiweiß, (Céruse) jezt aber gewoͤhnlich Weißblei, (White Lead) genannt, zu bereiten“ welches in dem Repertory of Arts, Manufactures and Agriculture, Januar 1824. S. 78. wie folgt, beschrieben ist: „Kohlensaures Blei ist Dasjenige, was man ehevor Bleiweiß, jezt aber gewoͤhnlich Weißblei nennt. Das basisch eßigsaure Blei ist in der Pharmacopoca Londinensis, edit. 1815, S. 58 als Liquor Plumbi Subacetasis beschrieben. „Um kohlensaures Blei zu bereiten“, bringe ich eine Aufloͤsung von basischem eßigsauren Blei (liquor plumbi subacetasis) in ein Faß, oder in ein anderes Gefaͤß, das offen oder geschlossengegeschlossen seyn kann (ich ziehe aber ein geschlossenes Gefaͤß vor), und bringe Kohlensaͤure entweder in Gaß-Gestalt oder in Aufloͤsung in dasselbe. Um die Verbindung der Kohlensaͤure mit dem Blei-Oxide zu beguͤnstigen, welches in der Aufloͤsung des basisch eßigsauren Bleies enthalten ist, ruͤttle ich die Mischung fleißig. Es bildet sich bald ein Niederschlag, welcher aus kohlensaurem Bleie (d.i. aus Bleiweiß) besteht. Diese Operation seze ich so lang fort, als Kohlensaͤure aufgenommen wird, welche ich so lang zuseze, bis kein Niederschlag erfolgt. Das auf diese Weise gebildete kohlensaure Blei scheide ich von der Fluͤßigkeit durch Abseihen oder Filtriren ad, und wasche und trokne dasselbe auf die gewoͤhnliche Weise.“ Der Hr. Patent-Traͤger scheint nicht zu wissen, daß reines Bleiweiß auch nur basisches kohlensaures Blei (Sub Carbonas Plumbi) ist. D.. Das kohlensaure Gas, dessen Beruͤhrungspuncte zur Beguͤnstigung seiner Wirkung unendlich vervielfaͤltigt wurden, schlaͤgt alles zweite Oxid nieder, welches das basische kohlensaure Gas eigentlich bildet; es bringt aber zugleich auch noch eine andere Wirkung hervor: die Aufloͤsung wird naͤmlich dadurch, statt neutral, etwas sauer. Nachdem aller Niederschlag zu Boden gefallen ist, wird Alles in eine seichte Kufe gelassen, und bleibt daselbst einige Stunden uͤber in Ruhe: die Fluͤßigkeit wird endlich abgesiehen, um mit einer neuen Portion Bleiglaͤtte verbunden zu werden. Der Bodensaz wird dann mit einer geringen Menge Wassers gewaschen, die der vorigen Fluͤßigkeit zugesezt wird, und das Waschen so lang fortgesezt, bis das Wasser nichts mehr aufnimmt, und vollkommen farbenlos ablaͤuft: nun laͤßt man das Wasser von dem kohlensauren Blei abtraͤufeln, damit man demselben in Toͤpfen die gehoͤrige Form geben kann. Zuweilen wird das Waschen nicht so weit fortgesezt, indem einige Kaͤufer an dem Bleiweiße gern eine blaͤuliche Farbe sehen. Das in unserer Bleiglaͤtte vorkommende Kupfer, welches sich gleichfalls im Eßige aufloͤst, bringt, wenn es nicht vollkommen ausgewaschen wird, diese Wirkung hervor. Sehr selten kommt das im Handel vorkommende Bleiweiß dem auf diese Weise erhaltenen gleich: es hat nicht die Farbe, die man wuͤnscht; denn man will es gewoͤhnlich blaͤulich oder graulich, und man hat es nicht gern milchweiß. Das Grauliche erhaͤlt man leicht, wenn man etwas gemeines Lampenschwarz zusezt: es muß lezteres aber sehr genau damit gemengt werden, um eine gleichfoͤrmige Farbe zu erhalten. Man gibt dem Bleiweiße zulezt, um es den Hollaͤndern nachzuthun, die diese Form einmahl eingefuͤhrt haben, die Gestalt von kleinen kegelfoͤrmigen Kuchen, und dieß zwar auf folgende Weise. Nachdem alles Wasser aus dem Bleiweiße abgelaufen ist, traͤgt man es in kleinen Quantitaͤten nach und nach in unglasirte irdene Toͤpfe, in welche es so genau als moͤglich eingedruͤkt wird. Die auf diese Weise gefuͤllten Toͤpfe werden dann in Troken-Stuben gebracht, wo man sie so lang laͤßt, bis die Kuchen nach Verlust ihrer Feuchtigkeit hinlaͤnglich zusammengeschrumpft sind, um von selbst los zu werden, so daß man sie leicht herausnehmen kann. Man stuͤrzt sie hierauf auf Tische um, damit sie den lezten Grad von Abtroknung erleiden, und wikelt sie in blaß blaues Papier, was seine Farbe auf sie zuruͤkschlaͤgt. Unter allen diesen Arbeiten ist keine den Arbeitern so sehr gefaͤhrlich, wie das so eben erwaͤhnte Eintragen in die Toͤpfe, und nichts vermag dagegen zu schuͤzen, weder die von Dall'armi empfohlene Anwendung des Fettes, noch die Handschuhe, die man die Arbeiter zu tragen zwingt. Es bleibt kein anderes Mittel, als diese lezteren alle vierzehn Tage abzuloͤsen. Waͤr' es aber nicht besser, diese herkoͤmmliche hollaͤndische Form gaͤnzlich aufzugeben, das Bleiweiß lediglich in kleinen Klumpen zu troknen, und dadurch das Schaͤdliche und Gefaͤhrliche des Eindrukens des Bleiweißes in jeden einzelnen Topf gaͤnzlich zu beseitigen? Vielleicht waͤre es moͤglich, die kegelfoͤrmige Form durch kleine kegelfoͤrmige Saͤke zu geben, die man mit Bleiweiß fuͤllt, und dann offen haͤngen laͤßt: die Schwere des Bleies und die poroͤse Textur der Leinwand wuͤrde das Abtroknen sehr beschleunigenEs wuͤrde gut seyn, wenn gleich in den Bleiweißfabriken der groͤßere Theil Bleiweiß mit Oehl als Mahlerfarbe auf Muͤhlen gerieben, in Handel gebracht wuͤrde. Auf mein Veranlassen geschieht dieses jezt in der empfehlungswuͤrdigen Bleiweißfabrike der HHrn. v. Osten und Comp. in Goͤggingen bei Augsburg, wo man mit gut vorbereitetem Oehle abgeriebenes Bleiweiß in diker Konsistenz zu sehr billigen Preise stets verraͤthig findet. D.. Ich habe bereits bemerkt, daß die Fluͤßigkeit, aus welcher das basische kohlensaure Blei niedergeschlagen wurde, spaͤter mit einer neuen Portion Bleiglaͤtte zur neuen Erzeugung von basisch kohlensaurem Blei verwendet werden kann, indem man dieses auf dieselbe Weise mit Kohlensaͤure niederschlaͤgt. Ich darf hier hinzufuͤgen, daß dieses Verfahren so oft wiederholt werden kann, als man will, daß aber die aufloͤsende Kraft der Fluͤßigkeit immer schwacher wird, so daß man die Menge der Glaͤtte immer vermindern, oder, wie man es gegenwaͤrtig thut, immer so viel Eßig wieder zusezen muß, daß Alles auf das Alte zuruͤk kehrt. Die Ursache dieses Verlustes, der etwas bedeutend ist, beruht darin, daß die lezten Waschwasser, die zu schwach sind, um mit Vortheil angewendet werden zu koͤnnen, immer etwas basisches eßigsaures Blei wegfuͤhren, welches mehr Bleioxid, als das erwaͤhnte, erhaͤlt, und welches, da es beinahe unaufloͤslich ist, das Bleiweiß bei seinem Niederfallen begleitet, und nur durch wiederholtes Waschen von demselben weggeschafft werden kann. Es bleibt mir nun nur noch die Vergleichung der Eigenschaften der verschiedenen Arten von Bleiweiß uͤbrig. Schon fruͤher, und auch noch gegenwaͤrtig, fand man, daß das Bleiweiß von Clichy weniger dekt, als das hollaͤndische. Man behauptet, daß die Theilchen des lezteren dichter an einander liegen, und die dadurch erhaltene Farbe mehr Koͤrper hat, waͤhrend das durch Niederschlag erhaltene leichter ist, und beinahe durchscheinend, so daß man dasselbe oͤfter auftragen muß. Dieser Tadel ist in einiger Hinsicht allerdings gegruͤndet: wir koͤnnen aber versichern, daß das Bleiweiß von Clichy taͤglich besser wird, und daß man bald keinen Unterschied mehr bemerken wird. Ungluͤklicher Weise hat man aber hier mit mehreren Schwierigkeiten zu kaͤmpfen, denn es gibt sehr viele Leute, die Ihr Interesse dabei finden, die Fehler des Bleiweißes von Clichy zu uͤbertreiben. Dahin gehoͤren vorzuͤglich einige Kaufleute, die sich keinen Scrupel machen, dieses Bleiweiß zu verschreien, um es fuͤr echtes hollaͤndisches doppelt so theuer verkaufen zu koͤnnen. Wenn man zwei Sorten von Bleiweiß unter einander vergleicht, muß man auf einen Umstand Ruͤksicht nehmen, den die Mahler gewoͤhnlich bei ihren Versuchen vernachlaͤßigen: sie uͤberstreichen naͤmlich zwei gleiche Oberflaͤchen mit zwei verschiedenen Sorten von Bleiweiß, und urtheilen, welches von beiden am besten dekt. Sie vergessen aber das Gewicht des angewendeten Bleiweißes zu bestimmen: denn, wenn das eine leichter ist, als das andere, und man vergleicht bloß das Volumen, so wird man sich nothwendig taͤuschen muͤssen: man sollte sehen, ob man auch bei gleichem Gewichte gleiche Resultate erhaͤlt. Man schreibt die Verschiedenheiten des Bleiweißes von Clichy in Hinsicht gegen andere Bleiweiß-Sorten den Umstaͤnden zu, unter welchen es erzeugt wird. Es ist kein Zweifel, daß diese Umstaͤnde Einfluß haben, und daß die groͤßere Dichtigkeit zum Theile von der Langsamkeit abhaͤngt, mit welcher die Verbindung geschieht: je kalter z.B. die Kohlensaͤure bei ihrem Durchgange durch die Aufloͤsung des basischen eßigsauren Bleies war, desto mehr Dichtheit erhaͤlt der Niederschlag: ich glaube aber, daß die Theilchen nicht in demselben Verhaͤltnisse unter einander verbunden sind. Ich habe Kremser-Weiß und basisches kohlensaures Blei, welches durch Niederschlag bereitet wurde, verglichen: lezteres gab mir weit mehr Kohlensaͤure, als ersteres.