Titel: Ueber Bereitung der Goldschlägerhäutchen, Drehebank-Schnüre und Darmsaiten für Harfen, Geigen und andere musikalische Instrumente etc.
Fundstelle: Band 14, Jahrgang 1824, Nr. CVCIV., S. 439
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CVCIV. Ueber Bereitung der Goldschlägerhäutchen, Drehebank-Schnüre und Darmsaiten für Harfen, Geigen und andere musikalische Instrumente etc. Aus dem Dictionnaire technologique in Gill's Repository, Mai 1824. S. 330. Juni 1824. S. 419. Ueber Bereitung der Darmsaiten. Bei Verfertigung aller dieser Artikel muß vorlaͤufig die Muskelhaut (tunica muscularis) von den uͤbrigen Haͤuten, welche den Darm bilden, abgesondert werden. Die Anatomen unterscheiden an den Gedaͤrmen drei verschiedene Haute: die aͤußere, von dem Bauchfelle hervorkommende, die Bauchfell-Haut (tunica peritoneatis); die mittlere oder die Muskelhaut (muscularis), und die innere oder die Schleimhaut (mucosa). Vormahls unterzog man die Gedaͤrme der faulen Gaͤhrung um die Bauchfellhaut und die Schleimhaut von der Muskelhaut zu trennen; ein Verfahren, das mit so stinkenden Ausduͤnstungen verbunden war, daß die Polizei den Fabrikanten befehlen mußte ihre Werkstaͤtten weit von allen menschlichen Wohnungen entfernt anzulegen. Im J. 1820 schlug der Polizei-Praͤfect von Paris der Société d'Encouragement vor, einen Preis auszuschreiben fuͤr denjenigen, der ein Verfahren angeben wird, die Gedaͤrme ohne faule Gaͤhrung durch irgend ein chemisches oder mechanisches Mittel zur weiteren Verarbeitung zu obigen Zweken zuzubereitenVergl. dieses Journal B. 7. S. 96. D.. Der Verfasser dieses Aufsazes war so gluͤklich, den Zwek zu erreichen und diesen Preis zu erringen. Nachdem die Gedaͤrme auf die gewoͤhnliche Weise von allem Fette befreit und umgekehrt wurden, so daß die innere Seite nach außen kommt, werden sie in eine Kufe gethan, die geraͤumig genug ist, um die Gedaͤrme von 50 Ochsen zu fassen, und mit zwei Eimery (buckets)Es ist Schade, daß es dem Verfasser nicht beliebte, die Menge Wassers mit mehr Bestimmtheit anzugeben, als bloß durch unbestimmte Gefaͤße, Wasser-Eimer. A. d. Ueb. Wasser uͤbergossen, deren jedem man 1 1/2 ℔ eau de Javelle Eine alkalische Fluͤssigkeit, die in der Nahe von Paris verfertigt und sehr wohlfeil an die Waͤscherinnen verkauft wird. Gill. Die Bereitung dieser Fluͤßigkeit (Chlorinkali) ist in diesem polyt. Journ. B. 8. S. 97. beschrieben. D. (von 12 bis 13° am Araͤometer fuͤr alkalische Aufloͤsungen) zugesezt hat. Wenn sie durch dieses Wasser nicht hinlaͤnglich befeuchtet worden waͤren, gieße man noch einen Eimer Brunnen- oder Bachwasser zu, ruͤhre sie gehoͤrig um, und lasse sie die Nacht uͤber weichen. Man wird hierauf die Schleimhaut eben so leicht abziehen koͤnnen, als es ehevor nach mehrtaͤgiger fauler Gaͤhrung geschahDas weitere Detail sehe man in L'art de Boyaudier, 8. Paris. 1822 chez Mad. Huzard.. In dem Augenblike, wo das eau de Javelle hinzukommt, verschwindet aller uͤble Geruch gaͤnzlich. Die uͤbrigen Arbeiten werden in der Folge auf die gewoͤhnliche Weise vorgenommen. Bereitung des Goldschlaͤgerhaͤutchens. Nachdem der Arbeiter die Bauchfell-Haut um den Blinddarm herum abgezogen hat, nimmt er ein Stuͤk von 2 bis 2 1/2 Fuß Laͤnge, kehrt dasselbe um, so daß die innere Seite nach auswaͤrts kommt, und laͤßt es troknen, wo es dann troken einem Bindfaden aͤhnlich sieht. In diesem Zustande wird es dem Fabrikanten der Goldschlaͤgerhaͤutchen verkauft, der es in einer sehr schwachen Pottasche-Auslosung einweicht. Nachdem es hinlaͤnglich eingeweicht und beinahe gallertartig wurde, wird es auf ein Brettchen gelegt, auf diesem rein geschabt und dann mit einem Messer aufgeschnitten. Wenn nun die Haͤutchen gehoͤrig gereinigt und von allem Wasser befreit sind, werden sie in hoͤlzernen, ungefaͤhr 10 Zoll breiten und drei oder vier Fuß langen, Rahmen ausgespannt, die aus zwei Laͤngenstuͤken und aus zwei Querhoͤlzern bestehen, welche mit 5 bis 4 Linien breiten Furchen versehen sind. Um dieses Haͤutchen auszubreiten, nimmt der Arbeiter dasselbe in seine Haͤnde, und befestigt das eine Ende desselben an dem oberem Theile des Rahmens, an welchem es in Folge seiner Klebrigkeit kleben bleibt: er kehrt es hierbei so, daß jene Seite desselben, welche an dem Darme die aͤußere Flaͤche bildete, gegen den Rahmen zu liegen kommt. Nun breitet er das Haͤutchen nach allen Richtungen aus, und laͤßt es an dem anderen Ende des Rahmens ankleben. Wenn dieß geschehen ist, nimmt er ein anderes Haͤutchen, und breitet es uͤber das bereits ausgespannte so, daß die Muskelhaͤute beider mit einander in Beruͤhrung kommen, auf diese Weise leimen sie sich so fest auf einander, daß sie nur einen einzigen festen Koͤrper bilden. Diese beiden Haͤutchen werden nun, außer an den beiden Enden, wo sie an den Querhoͤlzern der Rahmen angeklebt sind, bald troken, und nachdem sie ganz troken geworden sind, schneidet der Arbeiter sie an jedem Ende mit einem scharfen Messer quer durch, und nimmt sie von dem Rahmen ab. Diese getrokneten und gestrekten Haͤutchen werden nun einem zweiten Arbeiter uͤberliefert, der denselben den sogenannten Grund (le fond) gibt, was die lezte Zubereitung derselben ist, worauf sie in die gehoͤrige Form geschnitten werden. Um den Haͤutchen diese lezte Zubereitung zu geben, nimmt der Arbeiter jedes Band einzeln, und klebt es auf einem Rahmen auf, welcher dem obigen aͤhnlich, aber ohne Furchen ist. Er traͤgt den Leim auf den Kanten des Rahmens auf, und legt das Band, welches das Hautchen jezt bildet, auf dieselben. Nachdem die Hautchen vollkommen troken geworden sind, waͤscht er sie mit einer Alaun-Aufloͤsung, die 2 Loth Alaun in 2 Wein-Quart WasserBeinahe 1,24 Wiener Maß. A. d. Ueb. aufgeloͤst enthaͤlt, und laͤßt sie wieder vollkommen troken werden. Dann uͤberzieht er sie mit mittelst eines Schwammes mit einer concentrirten Aufloͤsung von Hausenblase in weißem Weine, in welchem vorher Gewuͤrznelken, Bisam, Ingwer, Kampfer und andere scharfe und aromatische Koͤrper eingeweicht wurden, damit die Insecten von dem Haͤutchen abgehalten werdenHiezu hat in Deutschland jeder, der diese Hautchen fertigt, seine eigene Zusammensezung. Wir kennen deren, welche wohl an 60 verschiedene Wurzeln, Rinden, Fruͤchte, Gummiharze u.s.f. enthalten. D.. Nachdem nun die Haͤutchen mit dieser Mischung uͤberzogen, oder, wie die Arbeiter sagen, grundirt wurden, werden sie zulezt mit einer Lage Eyweiß bedekt, und dann in Stuͤke von ungefaͤhr 5 Quadrats Zoll zerschnitten, hierauf gepreßt, um sie gehoͤrig zu ebenen, und dann in kleinen Paͤkchen oder Buͤchern den Goldschlaͤgern verkauft. Diese lezte Zubereitung hat mit der Verfertigung des sogenannten englischen Tastet (taffetas d'Anglettere, englisch Cour-Plaister) viele Aehnlichkeit. Bereitung der Drehebank-Schnuͤre. Ehe wir von der Bereitung der verschiedenen Arten von Saiten aus Schafdaͤrmen sprechen, muͤssen wir der Schnuͤre zu Drehebaͤnken, der sogenannten Lorrains, aus den Gedaͤrmen der Pferde, Maulthiere und Esel erwaͤhnen. Diese Gedaͤrme erhalten gerade dieselbe vorlaͤufige Zubereitung, wie jene des Rindes. Schleifer, Polirer und mehrere andere Mechaniker bedienen sich der Laufbaͤnder aus den Gedaͤrmen der Pferde etc., die von der Schleim-Membrane gereinigt sind. Man nimmt den Darm bei einem Ende, und fuͤhrt eine hoͤlzerne Kugel in denselben ein, die au einem Stabe befestigt ist, der in einem Bloke stekt. Unter dieser Kugel befinden sich vier schneidende Klingen; oder, um dieses Instrument noch deutlicher zu beschreiben, es ist ein Messer mit vier Klingen auf einer hoͤlzernen Kugel aufgezogen. Man zieht nun den Darm gleichfoͤrmig uͤber diese vier Klingen mit Heiden Haͤnden nieder, und schneidet so denselben in vier gleiche Streifen. Vier, sechs oder acht dieser Streifen, je nachdem die Schnur diker oder duͤnner werden soll, werden an einem Ende mittelst eines besonderen Knotens mit einem eigens dazu verfertigte Faden, den man das Band nennt, zusammen gebunden, und das Ende uͤber einen Zapfen geschlagen, der in einem Loche an einem fest eingerammelten Pfosten wohl befestigt ist. In einer Entfernung von ungefaͤhr 30 Fuß befindet sich ein anderer Pfosten mit Zapfen, uͤber deren einen diese Streifen geschlagen werden. In der Nahe des ersten Pfostens werden diese Streifen alle wieder mit einem sogenannten Bande zusammen gebunden, welches an dem so eben genannten Zapfen befestigt wird. Dieß nennt der Arbeiter das „Aufziehen oder Zetteln“ (warping). Wenn die Gedaͤrme lang genug sind (was gewoͤhnlich der Fall ist), werden sie auf obige Weise geschnitten und befestigt, wobei man immer dafuͤr sorgt, daß die Enden, nachdem man sie quer durchschnitten hat, genau in das Band kommen, damit keine Ungleichheit in der Dike entsteht. Wenn die Gedaͤrme lang genug sind, wird eine zweite Laͤnge derselben ausgespannt, bis alle Zapfen voll werden. Nachdem die Kette oder der Zettel aufgezogen ist, stellt der Arbeiter sein Rad gehoͤrig, und schlaͤgt den Faden, welcher die Kette zusammen haͤlt, uͤber den Spinnhaken: wenn das Rad stark genug ist, schlaͤgt er auch noch einen zweiten Faden auf. Nun dreht er das Rad einige Mahle mit der Kurbel, und schlaͤgt die bereits gedrehte Schnur uͤber einen Haken. Eben so verfaͤhrt er mit jeder anderen Kette, und faͤhrt fleißig mit der Hand von dem Rade aus uͤber die Schnur hin, und schneidet alle Fasern mit dem Messer weg, welche sich nicht zu einem Koͤrper mit der Schnur verspinnen lassen. Wenn diese Schnur immer in denselben Laͤngen auf den Zapfen aufgezogen ist, so verkuͤrzt sie sich durch das Troknen nicht. Nach einigen Stunden kommen die Schnuͤre wieder auf das Rad, und werden neuerdings gedreht. 12 oder 15 Stunden daraufnimmt man eine Schnur nach der anderen, befestigt das Band auf dem Zapfen, und dreht diesen mit der Hand, da das Rad selten hierzu stark genug ist. Nachdem die Schnur hinlaͤnglich gedreht wurde, reibt man dieselbe mit einem in Wasser getauchten Strike von Roßhaar, den man zu einem Knauel zusammen wikelt, und in der Hand haͤlt. Diese Arbeit nennt man das „Streken.“ Drei Stunden hierauf wird noch ein Mahl gedreht, und dann so stark als moͤglich gestrekt, worauf die Schnuͤre wieder an den Zapfen und Pfosten befestigt werden. Wenn die Schnur, nachdem sie hinlaͤnglich gedreht und getroknet wurde, nicht vollkommen gleich ist, so wird sie mit einem Stuͤke Hayfischhaut abgerieben, was selten noͤthig ist, wenn sie mit Roßhaar hinlaͤnglich uͤbergangen wurde. Zuweilen wird sie auch nach dem Troknen und Streken geschwefelt. Die vollkommen getroknete Schnur wird an den beiden Enden nahe an dem Bande abgeschnitten und in einen Ring zum Verkaufe zusammen gedreht. Der Arbeiter muß, in dem Augenblike, wo er die Gedaͤrme empfangt, dieselben waschen, die innere Seite nach außen kehren, und sie in einem Faße weichen, welches zwei Kufen (pails)Wieder unbestimmte Angabe. A. d. Ueb. Wasser mit einem Pfunde eau de Javelle von oben angegebener Staͤrke enthaͤlt. Diese Menge Wassers reicht fuͤr 15 bis 20 Daͤrme hin, und macht dem Fabrikanten fuͤr diese Anzahl von Daͤrmen nur 10 Centimen mehr Ausgabe. Am folgenden Morgen zieht er auf die gewoͤhnliche Weise die Schleimhaut ab, waͤscht die Daͤrme in einer großen Wasserkufe, zerschneidet sie in Streifen, bindet dann den Tag uͤber die Baͤnder um, und gibt die erste Drehung. Am folgenden Tage vollendet er seine Arbeit. Sollten die Schnuͤre am folgenden Tage nicht vollkommen troken seyn, so muß er, der Gesundheit wegen, diese Operationen wiederholen. Spaͤter hin bemerkt man keinen uͤblen Geruch mehr, und der Arbeiter kann sein Werk nach Muße vollenden. Saiten zu verschiedenem Gebrauche. Saiten zu Raketen. Die Schafdaͤrme werden, nach dem Eintauchen in die alkalische Lauge, quer durchschnitten, und, wenn sie kurz sind, zusammen genaͤht; man gibt sorgfaͤltig Acht, daß die Stuͤke in entgegen gesezter Richtung zu liegen kommen, damit die Saiten nicht von dem Saume ungleich werden. Nachdem nun die Gedaͤrme zu einem Stuͤke vereinigt wurden, werden sie in Ochsenblut geweicht, um die gehoͤrige Farbe zu erhalten, und dann auf einem eigenen Rahmen gestrekt, worauf ein, zwei bis vier Darme, je nachdem die Saite stark werden soll, an einem Stuͤke Bandes befestigt, und an den anderen Enden zwei Mahl um ein Pfloͤkchen gewunden werden. Das Baͤndchen befestigt der Arbeiter an einem Haken auf der Spindel und dreht die Kurbel einige Mahle. So wie die Saite durch das Drehen sich verkuͤrzt, Muß sie gehoͤrig gestrekt werden, und nachdem dieß geschehen ist, druͤkt der Arbeiter die Saite zwischen dem Finger und dem Daumen der ganzen Laͤnge nach aus, um alle Feuchtigkeit zu entfernen, und die Saite uͤberall gleich dik werden zu lassen. Eins Stunde oder zwei Stunden darauf dreht er die Saite wieder, und reibt sie mit einem nassen roßhaarnen Seile. Duͤnnere Saiten werden bloß aus Einem Darme auf oben angegebene Weise verfertigt. Saiten zu Peitschen-Stoͤken. Man braucht hierzu Schafdaͤrme mit Pottasche zubereitet. Der Arbeiter schneidet dieselben quer durch, und naͤht sie zusammen, stets dafuͤr sorgend, daß sie von gleicher Groͤße bleiben. Er strekt sie dann, und dreht sie an jedem Ende. Seiten braucht man zwei Daͤrme zu dieser Art von Saiten. Diese Saiten werden dann mit Schwefeldaͤmpfen ein oder zwei Mahl gebleicht, und zuweilen auch gefaͤrbt, da sie leicht jede Farbannehmen. Zur schwarzen Farbe bedient man sich der gemeinen Tinte, zur rosenrothen der rothen, die man zuweilen durch etwas Schwefelsaͤure lichter machen kann. Gruͤn werden sie durch eine eigene Mischung gefaͤrbt, welche von Farbenhaͤndlern den Saitenschlaͤgern zu diesem Zweke verkauft wird. Saiten zu Fachbogen der Hutmacher. Diese Saiten werden aus den laͤngsten und staͤrksten Schafdaͤrmen verfertigt, welche, nachdem sie mit Pottasche bereitet wurden, zu 4 bis 12 Stuͤken nach der verlangten Staͤrke zusammengedreht werden. Man macht sie gewoͤhnlich 15 bis 26 Fuß lang. Waͤhrend des Drehens kommt die Saite in ein langes Gehaͤuse von in bis 20 Zoll Breite und einigen Zollen Hoͤhe, um sie rein zu halten, und zu verhindern, daß sie nicht auf der Erde umher geschleppt werden. Dieses Gehaͤuse heißt der Erfrischer. Diese Art von Saiten muß von allen Saͤumen und Knoten rein bleiben, in dieser Hinsicht befestigt der Arbeiter die Daͤrme an einem Stuͤke Bandes, haͤngt sie an einen Zapfen, und zieht sie alle gerade, um ihre anderen Enden an einem anderen Zapfen zu befestigen. Wenn die Daͤrme hierzu zu kurz waͤren, so macht er ein Loch in ihre Enden, und zieht einige kurze Stuͤke durch dieselben bis die ganze Laͤnge hinreicht um auf dem anderen Zapfen aufgezogen werden zu koͤnnen, nachdem die Daͤrme vorher an ihren Enden mit einem Bande gebunden werden. Hierauf werden die Darme an dem Drehe-Rade befestigt, und die Saite wird bei jeder Umdrehung des Rades zwischen dem Daumen und dem Finger ihrer ganzen Laͤnge nach gerieben, damit sie uͤberall gleiche Staͤrke erhaͤlt. Wenn sie ungefaͤhr halb troken ist, wird sie zwei Mahl den Schwefeldaͤmpfen ausgesezt, und jedes Mahl gehoͤrig gestrekt und mit Pottasche-Aufloͤsung reichlich befeuchtet, zugleich aber auch mit dem Roßhaarreiber gehoͤrig gerieben. Man laͤßt sie sodann troken werden, schneidet sie ab, und wikelt sie zum Verkaufe auf. Saiten fuͤr Uhrmacher. Diese Art von Saiten muß sehr schoͤn seyn, und fordert folglich die kleinsten Daͤrme, die gut mit Pottasche zugerichtet seyn muͤssen. Zuweilen schneidet man die Darme hierzu mit einem besonderen Messer in zwei Streifen. Das Messer, welches an einem Tische befestigt ist, hat in entgegengesezter Richtung zwei Schneiden, und uͤber diesen eine bleierne Kugel, welche in das eine Ende des Darmes eingelassen wird. Waͤhrend man den Darm uͤber Kugel zieht, schneiden die Hervorstehenden Schneiden denselben in zwei Streifen, die der Arbeiter, (in jeder Hand einen) haͤlt, und gleichfoͤrmig an sich zieht, bis der ganze Darm durchgeschnitten ist. Die Uhrmacher brauchen aber auch Saiten von verschiedener Groͤße, die aus mehr dann einem Darme bestehen, und so wie die Saiten an musikalischen Instrumenten verfertigt werden, die wir sogleich beschreiben wollen. Saiten fuͤr musikalische Instrumente. Unter allen Saiten sind diese am schwersten zu verfertigen, und fordern von Seite des Arbeiters die groͤßte Sorgfalt und Geschiklichkeit. Man weiß, daß vor vielen Jahren diese Saiten in Frankreich eben so gut als in Italien verfertigt wurden, nur mit dem Unterschiede, daß die Discant-Saiten fuͤr die Violinen in den franzoͤsischen Fabriken nie den italiaͤnischen gleich gebracht werden konnten. Die Ursache hiervon kann entweder in irgend einer Eigenschaft der Daͤrme, oder in irgend einem anderen unbekannten Umstande gelegen seyn. Mag dieß nun herkommen, woher es immer wolle, wir sind fuͤr diese Saiten an Neapel zinsbar, und muͤssen alle Kraͤfte aufbiethen, um dieser Sclaverei los zu werden. Versuche, mit Umsicht angestellt, koͤnnen nicht mißlingen, und die Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale mag sich des Ruhmes erfreuen zur Vervollkommnung dieser bisher so wenig erkannten Kunst dadurch beigetragen zu haben, daß sie die Aufmerksamkeit der Kuͤnstler auf diesen Gegenstand lenktePolyt. Journal Bd. 7. S. 96. D.. Die Reinigung der Gedaͤrme von allem Fette und das Abschaben derselben muß bei diesen Saiten mit weit groͤßerer Sorgfalt geschehen, als bei den uͤbrigen, und nach dieser Operation muͤssen sie in folgender alkalischer Lauge eingeweicht werden: Man fuͤllt einen irdenen Napf, der sechs Quart haͤlt, mit Wasser, und wirft drei Pfund Pottasche in denselben, die wohl umgeruͤhrt werden muß, worauf man die Lauge sich sezen laͤßt. In einem aͤhnlichen mit Wasser gefuͤllten, Gefaͤße, das dem vorigen zur Seite steht, loͤst man 5 Pfund Perlasche auf, und laͤßt auch diese sich sezen. Will man diese Aufloͤsung sehr bald brauchen, so muß man derselben etwas Alaun zu sezen, wodurch sie schnell geklaͤrt wird. Die geschabenen Daͤrme kommen nun in diese Naͤpfe, so daß sie dieselben beinahe bis zur Haͤlfte fuͤllen: die uͤbrige Haͤlfte wird mit obiger, halb mit Wasser verduͤnnter, Pottasche voll gegossen. Diese Fluͤßigkeit wird zwei Mahl des Tages gewechselt, und immer dadurch verstaͤrkt, daß man mehr und mehr von der Aufloͤsung der Perlasche zugießt, und die Menge des Wassert vermindert, so daß die lezten Aufloͤsungen die staͤrksten sind. Die Daͤrme werden nach und nach weißer und fangen an zu schwellen. Nachdem man sie drei bis fuͤnf Tag und noch laͤnger maceriren ließ, nach dem Zustande der Atmosphaͤre, geht die Arbeit auf folgende Weise fort: So oft die alkalische Aufloͤsung gewechselt wird, stellt man die Naͤpfe auf eine Kiste, die man den Erfrischer nennt, welcher schief auf einem Stoke sieht, so daß das Wasser leicht ablaufen kann. Dieser Erfrischer muß weit genug seyn, um das Gestell zu fassen, auf welchem die Saiten gestrekt werden. Die Daͤrme werden mit der Kante eines kupfernen Wuͤrfels geschoben, den man in der linken Hand haͤlt, waͤhrend man mit der rechten Hand jeden Darm uͤber die Kante einer Scheibe oder eines Wuͤrfels zwischen dem Vorderfinger durchzieht. Nachdem die Gedaͤrme alle auf diese Weise behandelt uns in einen neuen Napf gebracht wurden, wird eine staͤrkere alkalische Aufloͤsung zugegossen, als diejenige war, aus welcher fit genommen wurden. Diese Operation ist noͤthig, um die Daͤrme von allem Fette zu reinigen, und die Saiten auf den gehoͤrigen Grad von Vollkommenheit zu bringen. Sobald man bemerkt, daß die Daͤrme anfangen zu schwellen, und einige kleine Blasen an ihrer Oberflaͤche entstehen (denn in diesem Zustande fangen sie an im Wasser aufzusteigen) muͤssen sie also gleich gedreht werden, indem sie sonst einschrumpfen, was vorzuͤglich im Sommer der Fall ist, wodurch sowohl Verlust an Daͤrmen, als an der Zeit entstehtensteht. Bei heißer Witterung lassen die Daͤrme sich leicht vom Fette reinigen; der Arbeiter muß aber dann genauer Acht geben, und die verschiedenen alkalischen Laugen zum Waschen muͤssen staͤrker seyn und oͤfter gewechselt werden. Im Winter geht alles mehr in Ordnung und das Gelingen ist sicherer. Die Arbeiter bringen auch immer ihre Werkstaͤtten an kuͤhlen Plaͤzen an, wo es etwa: feucht ist. Wenn nun die Darme zum Drehen reif sind, werden sie aus den Laugen genommen. Einige Fabrikanten tauchen sie neuerdings in frisches Wasser, und waschen sie in demselben gehoͤrig aus; allein, obschon sie auf diese Weise eine bessere Farbe erhalten, und den Schwefel besser annehmen, so laͤuft man doch dadurch Gefahr sie zu schwaͤchen. Um die Saiten zu drehen und zu vollenden bedient man sich eines Gestelles von 2 Fuß Hoͤhe und 5 Fuß Laͤnge, an einem Ende desselben befindet sich eine Reihe von Zapfen, und an dem gegenuͤber stehenden Ende ist, mit einem großen Bohrer, eine Anzahl Loͤcher gebohrt, die so geneigt stehen, daß, wenn man Zapfen in dieselben einschiebt, um die Saiten daran zu befestigen, sie nicht nachgeben und herausschliefen koͤnnen. Die Eingeweide werden nun nach ihrer Groͤße ausgesucht, zwei bis drei zusammen genommen, und um einen der ersteren Zapfen mit ihren Enden gedreht. Die anderen Enden werden auf die entgegengesezten Zapfen geleitet, und an diesen befestigt. Zwei Windungen der Daͤrme um die Zapfen reichen hin um das Abgleiten derselben zu hindern. Wenn man sie an den Zapfen befestigt, duͤrfen sie nicht zu fest angezogen werden, denn sonst wuͤrden sie waͤhrend des Drehens, wenn ihnen nicht hinlaͤnglich Spielraum gegeben wurde, abspringen. Wenn ein Darm zu kurz ist um bis auf die gegenuͤberstehende Seite des Gestelles zu reichen, muß man denselben durch Darmstuͤke, welche von anderen zu langen Daͤrmen abgeschnitten wurden, verlaͤngern, und man muß dafuͤr sorgen, daß das Band an dem zunaͤchst befindlichen Zapfen angelegt wird, damit die Saite ihrer ganzen Laͤnge nach von gleicher Dike bleibt, denn sonst wuͤrde sie falsch klingen. Nachdem das ganze Gestell auf die oben beschriebene Weise angefuͤllt wurde, werden zwei oder drei Zapfen, an welchen die Daͤrme mit einem Ende befestigt sind, an den Spindeln angebracht, wenn die Maschine deren mehrere haͤlt, und dann einige Mahle umgedreht, waͤhrend welcher Zeit der Finger und der Daumen der linken Hand von der Spindel aus oͤfters von einem Ende der Saite an das andere gefuͤhrt wird. Nachdem alle Saiten auf diese Weise behandelt und die Zapfen eingestekt worden sind, kommt das ganze Gestell, zugleich mit mehreren anderen, in die Schwefelkammer, indem es nicht der Muͤhe lohnte, eines allein einzeln zu schwefeln. Die Schwefelkammer ist an einem feuchten Orte, soviel als moͤglich mit Wasser umgeben. Man stellt ein irdenes mit Schwefel gefuͤlltes Gefaͤß zugleich mit den Rahmen in dieselbe, zuͤndet den Schwefel an, und schließt die Kammer von allen Seiten, um den Rauch zusammen zu halten. Nachdem die Saiten eine hinlaͤngliche Zeit uͤber in derselben geblieben sind, nach Umstaͤnden naͤmlich laͤnger oder kuͤrzer, werden die Gestelle herausgenommen, auf den Erfrisch er gestellt, und mit Roßhaar abgerieben. Hierauf kommen sie neuerdings in das Gestell, werden wieder gedreht, und wieder in die Schwefelkammer gebracht. Wenn der Zustand der Luft es fordern sollte, wird der ganze Proceß zwei bis drei Mahl wiederholt, worauf man die Saiten troknen laͤßt. Nachdem die Saiten vollkommen troken geworden sind, was man daran erkennt, daß sie nicht mehr auflaufen, wenn ein Zapfen ausgezogen wird, sondern gerade und steif bleiben, werden sie mit feinem Oliven-Oehl geoͤhlt, und in Ringe oder Buͤschel zum Verkauf aufgerollt. Sie werden besser, wenn sie einige Zeit uͤber aufbewahrt worden sind. Um die Baß- oder irgend andere dikere Saiten, die mit Draht uͤbersponnen werden sollen, zu verfertigen, bedient man sich des gewoͤhnlichen Verfahrens. Das Gelingen dieser verschiedenen Arbeiten haͤngt vorzuͤglich von der Geschiklichkeit und Erfahrung der Arbeiter bei dem Waschen, Streken, und Drehen und von verstaͤndiger Anwendung des Schwefels ab. Wenn die Saite zu stark geschwefelt ist, so springt sie sehr leicht ab, und wenn sie zu wenig geschwefelt wird, so strekt sie sich zu leicht, und haͤlt den Ton nicht. Es gibt uͤberhaupt keine fest stehende Regel, um das Gelingen dieses Fabrikates zu sichern; wir hoffen aber, daß es, mit Beihuͤlfe der Société d'Encouragement, uns gelingen wird eben so gute Saiten zu verfertigen, als die Italiaͤner uns liefern.