Titel: Beschreibung einer von Menschen-Händen getriebenen Maschine, den Grund der Flüsse zu reinigen; erbaut zum Dienste der Kanäle des Qurcq und von Saint-Denis, von Hrn. Molard dem Jüngern.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XXI., S. 144
Download: XML
XXI. Beschreibung einer von Menschen-Händen getriebenen Maschine, den Grund der Flüsse zu reinigen; erbaut zum Dienste der Kanäle des Qurcq und von Saint-Denis, von Hrn. Molard dem Jüngern. Mit Abbildungen auf Tab. III. Molard's Beschreibung einer von Menschen-Händen getriebenen Maschine, den Grund der Flüsse zu reinigen. Die Reinigung-Schiffe mit bestaͤndiger Rotation, die durch Dampfmaschinen getrieben werden, bieten ein leichtes, schnelles und oͤkonomisches Mittel dar, den Grund der Fluͤsse, Kanaͤle und Seehaͤven zu reinigen, und die Anschoppungen und Anschwemmungen hinwegzuschaffen, welche die Schiff-Fahrt hemmen wuͤrden. Vorliegende Maschine ist nach denselben Grundsaͤzen, aber in kleineren Verhaͤltnissen erbaut, um sie auf engen und wenig tiefen Kanaͤlen anzuwenden, wo die groͤßeren Maschinen nicht hinkommen koͤnnen. Diese Maschinen werden auf Schiffen von besonderer Bauart aufgestellt, und bilden ein System von endlosen Ketten, mit vollen gleichen und gegliederten Stangen oder Spangen, beilaͤufig wie die Strikleitern, wovon die Querstangen eine gewisse Zahl, vorne grabscheitfoͤrmig gebildeter Schoͤpf-Eimer (aus starkem Bleche) tragen, die in gleichen Abstaͤnden der ganzen Laͤnge dieser Kette nach vertheilt sind. Diese Schoͤpfeimer, welche eine Trommel auf einer Flaͤche, die man mehr oder weniger schief machen kann, circulieren laͤßt, heben die Erde oder den Schlamm vom Boden weg, und leeren ihn oberhalb in einen Schlauch, welcher diese Materien in ein unterhalb angebrachtes Schlammschiff (marie-salope) leitet. Fig. 2 und 3 auf Tab. III. stellen kein solches Reinigungsschiff dar, wie es von vorne und von der Seite anzusehen ist. A, ein Ponton, dessen Mitte der Laͤnge nach durchbrochen ist, um der Maschine freien Spielraum zu lassen. B, ein hoͤlzernes Geruͤste, wovon die untern Pfosten auf der Bruͤke des Schiffs, laͤngs der Verkleidung der mittleren Oeffnung, befestigt sind; die Seiten dieses Geruͤstes sind mit den Brettern QQ, versehen, welche die arbeitenden Leute gegen Beschmuzung schuͤzen; der Obertheil traͤgt eine Vorrichtung, um im Nothfalle Wichsleinwand zum Schuz gegen den Regen aufziehen zu koͤnnen: C, die endlose Kette, an welcher von 3 zu 3 Spangen die Schoͤpfeimer DD, befestiget sind. E, die schiefe Flaͤche, auf welcher die Kette ruht und zirkuliert; man bestimmt ihre Neigung mittelst einer Winde F, die ihr gegenuͤber auf der Bruͤke des Schiffes aufgestellt ist. G, Walzen, uͤber welche die Kette geht, und die deren Bewegung erleichtern. H, die Trommel der Ruͤkfuͤhrung am Ende der schiefen Flaͤche angebracht; die beiden, Querhoͤlzern welche sie bilden, tragen zirkelfoͤrmige Randleisten a, a, welche breit genug sind, um die Kette zu hindern aus ihrem Geleise zu weichen. I, die obere Trommel, welche wie die untere vierekig ist, und durch Umdrehen die Kette zirkulieren macht; ihre Seiten haben dieselben Laͤngen, wie die Spangen der Kette; ihre Achse, aus dem Geruͤste hervorragend, traͤgt an dem einen Ende ein großes Zahnrad J, von 102 Zaͤhnen, und auf dem andern Ende ein Getriebe P, von 17 Zaͤhnen. Das erstere Rad wird durch ein anderes Getriebe von 17 Zaͤhnen, welches von der Achse der Kurbel K, getragen wird, in Bewegung gesezt. Wenn man aber dieselbe Achse in die Fuge X, einlegt, so sezt man nur ein Getriebe von 10 Zaͤhnen auf, welches mit groͤßerer Kraft wirkt. Am andern Ende der Achse der Kurbel befindet sich ein starkes Schwungrad L aus Gußeisen angemacht, welches die Bewegung regelt. Das Getriebe P von 17 Zaͤhnen, welches von der Achse der Trommel I, getragen wird, ist bestimmt ein doppeltes Baͤtingsholz MM, in Bewegung zu sezen, uͤber welches das Tau laͤuft, das entweder im Boden des Kanales eingeankert, oder am Ufer befestigt ist, und das Reinigungs-Schiff gegen diesen Punct hintreibt. N, der Schlauch, in welchen die Schoͤpfeimer die emporgehobene Materie schuͤtten. Fig. 4, Ansicht nach verdoppeltem Maßstabe der obern Trommel und des obern Endes der schiefen Flaͤche. Fig. 5, Unterlage der Achse dieser Trommel; sie traͤgt eine Dille O, durch welche die Achse, ohne sie zu beruͤhren, laͤuft, und welche zum Centrum dient, um das die schiefe Flaͤche sich biegt. Fig. 6, Durchschnitt der schiefen Flaͤche mit ihrem Querholze, und einer der Walzen-Achsen. Fig. 7, Plan und Seitenansicht von zwei Spangen der Kette, die mittelst der Querstangen vereinigt sind, auf welchen die Schoͤpfeimer befestigt werden. Fig. 8, Ansicht von oben und von der Seite eines auf den Querstangen befestigten Schoͤpfeimers, er haͤlt einen Kubikfuß; der ganze untere Umfang ist mit einer großen Zahl kleiner Loͤcher von 6 Linien etwa versehen, um dem Wasser, das der Eimer zugleich mit dem Schlamme schoͤpft, Ablauf zu verschaffen, sobald der Eimer uͤber dem Wasserspiegel erscheint. Da die schiefe Flaͤche weniger lang ist, als die Haͤlfte der Kette, so bildet der untere Theil der leztern eine Kruͤmmung, welche jedem Eimer Zeit laͤßt, sich in den Schlamm einzutauchen und sich anzufuͤllen, bevor er wieder heraufsteigt. Uebrigens kann man auch mit Huͤlfe der Winde F, die Maschine mehr oder weniger tief einbeißen lassen, was von der Staͤrke der Leute abhaͤngt, die bei dieser Arbeit Hand anlegen. Nach der Zahl der Zaͤhne des Zahnrades und der Getriebe, die es in Bewegung sezen, findet sich in der treibenden Kraft das Getriebe von 17 Zaͤhnen mit 6 multiplicirt, und da der Halbmesser der Trommel, welche die Kette zieht, nur 8 Zoll hat, waͤhrend die Handhaben der Kurbeln, an welchen die Menschen arbeiten, 16 Zoll, das ist, das Doppelte lang sind, so findet sich dadurch ihre Kraft verdoppelt, und gleich der Staͤrke des Getriebes von 17 Zaͤhnen, 12mahl genommen; nimmt man aber das Getriebe von 10 Zaͤhnen, so findet sich die Kraft 20, 4mahl vermehrt: man muß aber davon die Reibungen abrechnen, welche bei dieser Maschine bedeutend genug sind, und wenigstens das Drittel der Kraft hinwegnehmen. Der hier zu uͤberwindende Widerstand besteht aus der Reibung; aus der Anstrengung, die Eimer in die Erde oder den Schlamm einzutauchen; aus der Gewalt, die man anwenden muß, um 4 volle Eimer heraufsteigen zu machen, und endlich aus der Gewalt, die man bei den Baͤtingshoͤlzern aufwenden muß, damit sie dem Schiffe die Bewegung nach dem Anker-Puncte hin, ertheilen. Den beim Qurcq-Kanale gemachten Erfahrungen zu Folge, bedarf man 4 Arbeiter, um in fester Erde zu arbeiten, waͤhrend 2 bei Schlammgrund hinreichen. Die Leute, welche mit gewoͤhnlicher Geschwindigkeit 26 bis 30 Umdrehungen in der Minute vollbringen, bewirken waͤhrend derselben Zeit nur 5 bei dem Rade J, oder bei der Trommel, welche die Kette leitet, wenn sie mit dem Getriebe von 17 Zaͤhnen arbeiten; allein 5 Umdrehungen machen nur 20 Spangen der Kette, deren 24 sind, voruͤberziehen; man braucht demnach 1 1/3 Minute ohngefaͤhr, um einen vollstaͤndigen Umlauf der Kette zu bewirken, die mit 3 Eimern, von einem Kubik-Fuß jeder, wenn er voll anlangt, beladen ist. (Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement Mai 1824.)

Tafeln

Tafel Tab.
                                    III
Tab. III