Titel: Ueber eine Vorrichtung zur Reinigung des Wassers: eine Erfindung des sel. Hrn. Paul aus Genf.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XXVI., S. 152
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XXVI. Ueber eine Vorrichtung zur Reinigung des Wassers: eine Erfindung des sel. Hrn. Paul aus Genf. Aus Hrn. Gill's technical Repository. N. 31. S. 16. Mit einer Abbildung auf Tab. III. Paul, über eine Vorrichtung zur Reinigung des Wassers. Wir haben in einer Anmerkung zur Beschreibung der Patents Lampen und Reflektoren des Hrn. Paul im 1. B, S. 3 unsers Repository (polytechn. Journ. B. VIII. S. 263.) der von eben diesem Hrn. Paul zu Genf, Lyon, Paris und London errichteten Mineral-Wasser-Fabriken erwaͤhnt. Der hier beschriebene Apparat war derjenige, dessen er sich zur Reinigung des Wassers, wovon er eine bedeutende Menge taͤglich verbrauchte, bediente. Hrn. Paul's Absicht hierbei war, die Natur bei Reinigung des Flußwassers nachzuahmen, indem diese die Unreinigkeiten, die in demselben schwebend erhalten werden, allmaͤhlig auf den Schutt, der das Flußbett bedekt, ablagert. Allein, da es ihm unmoͤglich ward, die Reinigung auf diese Weise zu bewirken so bediente er sich einer Vorrichtung, mittelst welcher das Wasser bei seinem Auf- und Niedersteigen durch eine senkrechte Saͤule aͤhnlicher Materialien durchziehen mußte, und allmaͤhlig und ruhig seine Unreinigkeiten zuruͤklassen, und die Oberflaͤche der Kiesel oder des Schuttes, durch welche es auf und niederstieg, damit uͤberziehen konnte, so daß es endlich vollkommen klar und hell in bedeutender Menge abfloß. In dieser Absicht stellte Hr. Paul in fortlaufender Linie mehrere Paare aufrechter bleierner Roͤhren auf, die ungefaͤhr 4 Zoll im Durchmesser hielten, und 3 Fuß hoch waren, so daß das Wasser durch eine dieser Roͤhren in jedem Roͤhren-Paars niederstieg, und mittelst einer am Grunde derselben angebrachten Querroͤhre in der anderen Roͤhre wieder aufstieg, aus welcher es durch eine Seitenroͤhre neuerdings nieder stieg, und durch ein anderes Roͤhren-Paar, das etwas niedriger stand, als das erstere, wieder aufstieg. Aus diesem Roͤhren-Paare gelang es endlich durch mehrere andere (6, oder noͤthigen Falles mehrere) Roͤhren Paare in den großen Behaͤlter. Diese Roͤhren wurden mir gewaschenem Kiesel- und Stein-Geroͤlle von der Große einer Haselnuß gefuͤllt, und das Wasser wurde in einem Strome von der Staͤrke eines gewoͤhnlichen Gaͤnse-Kieles ununterbrochen durchgelassen. Es wurde indessen von Zeit zu Zeit noͤthig, die Kieselgeroͤlle etc. von den Unreinigkeiten, die sich auf ihrer Oberflaͤche niedergeschlagen hatten, zu reinigen, und um dieses so schnell als moͤglich zu bewirken, brachte Hr. Paul die Geroͤlle in ein Faß, in welchem sie mit Wasser abgewaschen werden konnten, wobei er sie bestaͤndig mit einem Besen aus Birkenreisern umruͤhrte, bis sie vollkommen rein wurden und wieder in die Roͤhren gefuͤllt werden konnten. Um die Roͤhren selbst aber schnell auszuleeren, ließ er in der Mitte einer jeden derselben ein Stuͤk Bleiroͤhre wasserdicht einloͤthen, und eine runde eiserne Stange durch jedes Roͤhren-Paar laufen, deren Enden in Ausschnitten ruhten, welche in hoͤlzernen Bloͤken, die auf den senkrechten Stuͤzen des Apparates gehoͤrig befestigt wurden, angebracht waren. Auf dieser Stange dreht sich das Roͤhren-Paar, wie um seinen Mittelpunct, in jene Lage, die zur Ausleerung der in demselben enthaltenen Geroͤlls noͤthig ist. Außer der unten an den Roͤhren eines jeden Roͤhren-Paares angeloͤtheten Quer-Roͤhre waren diese Roͤhren auch noch dadurch mit einander verbunden, daß sie an ein Stuͤk Eisenblech aufgeloͤthet waren, welches den Boden derselben bildete. Dieses Eisenblech ruhte auf einem hoͤlzernen Brette, und dieses Brett wurde an jedem Ende von zwei Paaren aͤhnlicher umgekehrter Keile getragen, so daß man jedes Brett in paralleler Lage heben und senken konnte. Auf diese Weise wurde, waͤhrend der Arbeit, das Gewicht der Roͤhren und ihres Inhaltes von den eisernen Stangen weggenommen, und von den Brettern getragen. Jede Roͤhre ist mit einem bleiernen, genau darauf passenden, Dekel versehen, damit kein Staub etc. waͤhrend des Durchganges des Wassers in dasselbe faͤllt, und zur Aufnahme des Wassers hat die eine Roͤhre eines jeden Roͤhren-Paares eine Oeffnung. Das Wasser kommt aus einem Behaͤlter, in welchem sich ein Kugel-Hahn befindet, um das Wasser in demselben immer auf gleicher Hoͤhe zu erhalten. Es laͤuft noch uͤberdieß durch zwei andere Haͤhne, wovon der eine die Stroͤmung reguliert, der andere dasselbe, je nachdem es noͤthig ist, absperrt oder zustroͤmen laͤßt. In dem lezten Gefaͤße wurde zuweilen eine Lage groben Sandes oben auf die Saͤule des Kieselgeroͤlles gelegt, und auf denselben noch eine Lage frisch gebrannter und grob gepuͤlverter Holzkohle, auf welche wieder etwas grober Sand aufgetragen wurde. Dieß war indessen nicht immer, und nur dann noͤthig, wenn, wie z.B. im Herbste, das Fluß-Wasser irgend eine bedeutende Menge thierischer oder vegetabilischer Materie in einem Zustande von Zersezung enthielt, und dadurch einen widerlichen Geruch angenommen hatte. Die Holzkohle wurde sogleich mit frischer Kohle ausgewechselt, sobald sie die Kraft, diese Ausfluͤsse zu verschlingen, verloren hatte, und daher ward es auch noͤthig, das Geroͤlle in diesen lezten Roͤhren-Paare haͤufiger, als in den uͤbrigen, abzuwaschen, um es von der Kohle und von dem Sande zu reinigen. Es ist offenbar, daß diese Verfahrungs-Art, das Wasser schnell dadurch zu reinigen, daß man dasselbe den groͤßten Theil seiner Unreinigkeiten auf die Oberflaͤche des Kiesel-Geroͤlles etc. absezen laͤßt, auch zu einer Menge anderer Zweke, als der hier urspruͤnglich beabsichtigte, verwendet werden kann, wie z.B. zum Farben, zur Farbenbereitung etc., und daß dieselbe, sowohl der Einfachheit als der Dauerhaftigkeit ihrer Vorrichtung wegen, haͤufiger angewendet zu werden verdientSie ist es wirklich, und war es bereits seit undenklichen Zeiten, nur unter einer groͤßeren Form, bei vielen Fabriken und Manufakturen in Holland. A. d. Ueb.. Unmittelbar uͤber den Querroͤhren koͤnnen unten quer uͤber die unteren Enden der Roͤhren durchloͤcherte Bleiplatten aufgeloͤthet werden, wenn es noͤthig seyn sollte, diese Querroͤhren vor dem Verstopfen durch das Geroͤlle zu sichern. Erklaͤrung der Figuren. AA, Fig. 8. Tab. IV. das hoͤlzerne Gestell oder der Traͤger des Apparates, auf Baksteinen ruhend etc. BB, die bleiernen Roͤhren; eine derselben ist im Durchschnitte offen dargestellt, um das Kiesel-Geroͤlle in derselben zu zeigen. CC, die Verbindungs-Roͤhren zwischen den Roͤhren eines jeden Paares. DD, die Stuͤke Blei-Roͤhren, die quer zwischen denselben angeloͤthet sind. EE, die eisernen Stangen, welche durch die Stuͤke der Bleiroͤhre DD, laufen. FF, die Holzbloͤke mit Einschnitten in denselben, welche die eisernen Stangen tragen. GG, die hoͤlzernen Bretter oder Buͤhnen. HH, die Kellen-Paare, auf welchen die Bretter ruhen. II, die Verbindungs-Roͤhren von einem Roͤhren-Paare zu dem anderen. K, der Stell-Hahn. L, der Hahn zum Einlassen oder Absperren des Wassers.

Tafeln

Tafel Tab. III
Tab. III