Titel: Ueber die Scheidung des Goldes. Von dem sel. William Lewis, M. D.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. XXXIX., S. 212
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XXXIX. Ueber die Scheidung des Goldes. Von dem sel. William Lewis, M. D. Aus dessen Commercium philosophico-technicum. In Gill's technical Repository. N. 31. S. 55. Lewis, über die Scheidung des Goldes. Scheidung des Goldes von unedlen Metallen durch die Bleiprobe. Die in unserem lezten Bande, S. 331, zur Probirung des Goldes beschriebenen Processe werden auch zur Scheidung desselben auf dem Wege der Verarbeitung, jedoch mit solchen Verschiedenheiten in der Verfahrungsweise angewandt, wie sie die Groͤßere Menge, welche man zu bearbeiten hat, und die erforderliche Wohlfeilheit und Schnelligkeit erheischen. Der Probierscherben ist eine Art großer Kapelle, aus denselben Materialien, wie die kleinen, verfertigt. Vegetabilische Asche, welche bei der Ausscheidung des Silbers ziemlich ihren Zwek erreicht, kann schwerlich eine etwas Groͤßere Menge Goldes ertragen, da dieses Metall ein bedeutend staͤrkeres Feuer, als jenes, erfordert: Beinasche hingegen entspricht so wirksam, daß es fuͤr den Raffineur uͤberfluͤßig waͤre, andere Materialien zu suchen, obgleich diejenigen, welche große Quantitaͤten Blei verarbeiten, um das wenige darin enthaltene Silber oder Gold zu gewinnen, vielleicht an Orten, die von bevoͤlkerten Staͤdten entfernt sind, sich anderer Substanzen bedienen koͤnnen. Der groͤßeren Sicherheit wegen laͤßt man den Scherben in der Form sizen, in welcher er verfertigt wurde; diese ist zuweilen ein seichtes Gefaͤß aus Schmelztiegelerde oder aus Gußeisen, haͤufiger ein Eisenreif, mit drei abwaͤrts bogenfoͤrmig gekruͤmmten Staͤben quer uͤber dem Boden; es ist gegen zwei Zoll tief, und von verschiedener Weite, drei oder vier Zoll bis fuͤnfzehn und daruͤber, nach der Menge des Metalls, das auf ein Mahl probiert werden soll. Die Asche wird, wie bei der Zubereitung von Kapellen, in der Form niedergedruͤkt, so daß sie dieselbe vollkommen anfuͤllt, oder sich etwas uͤber die Seiten erhebt, wobei zu beachten ist, daß die Masse gleich fest, und auf ein Mahl, oder wenigstens, nachdem der Boden fest eingedrillt wurde, so viel davon eingetragen wird, als zu dem Ganzen noͤthig ist; denn etwas zu viel wuͤrde sich nicht durch und durch mit dem Ueberreste vereinigen, sondern im Feuer sich davon trennen. Die Seiten werden glatt gestrichen, und aus der Mitte wird, mit einem krummen Messer, ein Stuͤk ausgeschnitten, so daß eine eigene Hoͤhlung entsteht, welche geglaͤttet wird, indem man irgend ein trokenes Pulver auf die Oberflaͤche streut, und mit einer hoͤlzernen oder noch besser, mit einer glaͤsernen Kugel darin herum reibt. Der Proceß des Abtreibens wird oft auf dieselbe Art, wie der der Kupellirung vollzogen: wo aber große Quantitaͤten unedlen Metalles auf ein wenig Gold bearbeitet werden, nimmt man seine Zuflucht zu einer schleunigeren Methode, – naͤmlich zu der des Abtreibens vor den Blaͤsebaͤlgen. Ein ovaler Scherben wird in eine, auf einem Herde von angemessener Hoͤhe angebrachte Hoͤhlung gesezt, und etwas angefeuchteter Sand oder Asche um ihn her angedrukt, damit er fest haͤlt. Das Rohr eines Paares Blasebaͤlge wird uͤber seine Obersflaͤche so hin gerichtet, daß, wenn Asche in die Hoͤhlung des Scherbens gesprizt wird, die Blasebaͤlge dieselbe vollkommen herausblasen koͤnnen. Einige bedienen sich einer vor den Blasebaͤlgen befestigten Eisenplatte, um das Geblaͤse abwaͤrts zu richten. Um zu verhindern, daß die Oberflaͤche des Scherbens beim Einsezen des Metalls nicht beschaͤdigt werde, werden einige kappen oder Stuͤke Papier dazwischen gelegt. Das Brennmateriale besteht aus Stuͤken entrindeten Eichenholzes, die an die Seiten des Scherbens, und andere kreuzweise uͤber diese gelegt werden. Das Geblaͤse der Blasebaͤlge treibt die Flamme auf das Metall hin, reinigt die Oberflaͤche der Asche oder Kohlenstuͤke, beschleunigt die Verschlakung des Bleies, und jagt die Schlake, so wie sie sich bildet, an das andere Ende des Scherbens, wo sie durch eine zu diesem Zweke angebrachte Rinne abfließt. Gegen zwei Drittheile des verschlakten Bleies koͤnnen auf diese Weise wieder gesammelt werden; der Ueberrest wird theils von dem Scherben absorbirt, theils durch die Wirkung der Blasebaͤlge zerstreut. Man muß dafuͤr sorgen, daß man das Geblaͤse nicht zu stark treibt, damit nicht ein Theil des Goldes durch die, gewaltsam aus dem Bleie entwikelten Daͤmpfe mit fortgerissen, und einzelne kleine Teilchen mit der Schlake vermischt und weggeblasen werden. Scheidung des Goldes vom Silber durch Scheidewasser. Die Scheidung mittelst Scheidewassers ist eine der gemeinsten Operationen, sowohl um Gold von dem wenigen beigemischten Silber zu reinigen, als auch etwas Gold aus einer großen Quantitaͤt. Silbers auszuziehen. Haͤufig werden beide Absichten zugleich erreicht; denn wenn Gold auf diese Art gereinigt werden soll, so erheischt es, wie wir bereits gesehen haben, einen Zusaz von Silber; und Silber, welches Gold enthaͤlt, ist zu diesem Gebrauche immer vorzuziehen, so daß das Gold, ohne besonderen Aufwand, durch dieselbe Operation, durch welche das andere Gold gereinigt wird, aus dem Silber gewonnen werden kann. Die besten Verhaͤltnisse der beiden Metalle sind, 1 Theil Gold auf 3 Theile Silber; aber 1 Theil Gold in 4 Theilen der Mischung; daher dieser Proceß bisweilen auch Quartation genannt wird. Wenn Silber dem Golde bloß in der Absicht, das leztere zu reinigen, beigesezt wird, so sind diese Verhaͤltnisse so genau als moͤglich zu beobachten; denn wenn die Quantitaͤt des Silbers geringer ist, so wird die Aufloͤsung nicht mit der gehoͤrigen Schnelligkeit von Statten gehen; und ist sie Groͤßer, so wird sie einen unnoͤthigen Saͤure-Aufwand verursachen. Silber, das nur einen kleinen Theil Gold in sich enthaͤlt, wird dieser Operation wirklich haͤufig unterworfen; aber in solchen Faͤllen gibt es weniger kostspielige Methoden, um einen großen Theil des Silbers auszuscheiden, so daß nur eine maͤßige Quantitaͤt durch Scheidewasser aufzuloͤsen uͤbrig bleibt. Das Metall wird, statt in Platten, wie zur Scheidungs-Probe, geschlagen zu werden, mit weniger Muͤhe in kleine Koͤrner verwandelt, indem man es in einem Schmelztiegel schmilzt, und in kaltes Wasser schuͤttet. Einige legen eine Anzahl angefeuchteter Reiser, oder einen naßgemachten Birkenbesen zwischen dasselbe und das Wasser, um das fluͤßige Metall in duͤnne Faden zu zertheilen. Cramer beschreibt eine Maschine zu diesem Zweke, die aus einer hoͤlzernen, quer durch das Wasser gelegten. Walze besteht, mit ihrer unteren Flaͤche das Wasser beruͤhrt, uͤber und uͤber mit Reisern bedekt ist, und mittelst einer Kurbel umgedreht wird. Die Granulation kann indessen, ohne eine Erfindung dieser Art, mit dem besten Erfolge bewirkt werden, wenn man nur das Wasser umruͤhrt, bis demselben eine heftige kreisfoͤrmige Bewegung mitgetheilt wurde, und man das Metall an einer Seite hineinschuͤttet. Das gekoͤrnte Metall wird, mit einer entsprechenden Menge Scheidewassers, in Scheideglaͤser gethan, die gewoͤhnlich gegen zwoͤlf Zoll hoch, am Boden sieben Zoll weit, und aufwaͤrts enger sind. Mehrere dieser Gefaͤße werden laͤngs eines eisernen Rahmens hingestellt, und bis zur Dike von ungefaͤhr zwei Zoll mit Sand bedekt. Man muß sehr dafuͤr sorgen, daß die Glaͤser gehoͤrig angelassen, so gleich als moͤglich, und frei von Blasen bleiben; denn sonst zerspringen sie gewoͤhnlich im Processe. Das Scheidewasser muß gereinigt werden, wie bei der Scheidungsprobe, obschon es nicht noͤthig ist, seine Staͤrke so genau zu pruͤfen. Es sollte gerade so stark seyn, daß es auch in der Kaͤlte anfangen koͤnnte, auf das Silber einzuwirken, und nicht so scharf, daß es mit Heftigkeit wirkt. Ein gelindes Feuer wird unter dem Sandbade gemacht, und verstaͤrkt oder vermindert, je nachdem die Aufloͤsung langsam oder schnell vor sich zu gehen scheint. Man muß sich huͤthen, Anfangs eine zu starke Hize anzuwenden, weil die Fluͤßigkeit sehr geneigt ist emporzusteigen, und uͤber das Gefaͤß herabzulaufen; gegen das Ende zu aber, wenn das meiste Silber aufgeloͤst und die Saͤure beinahe gesaͤttigt ist, ist keine Gefahr mehr von diesem Zufalle zu befuͤrchten. Wenn das Menstruum zu wirken aufgehoͤrt hat (was man daran erkennt, daß die Klarheit zunimmt, und keine Luftblasen mehr darin aufsteigen), wird die Aufloͤsung ausgeschuͤttet; und wenn, bei Umruͤhrung der zuruͤkbleibenden Materie, noch Koͤrner darin wahrzunehmen sind, so wird poch etwas mehr Scheidewasser zugegossen, um die Ausziehung des Silbers zu vollenden. Einige bedienen sich eines glatten hoͤlzernen Stabes zum Umruͤhren; was das Holz an aufgeloͤstem Silber einsaugt, gewinnen sie durch Verbrennung desselben wieder. Der schwaͤrzliche Schlamm, in welchem das Gold durch die Aufloͤsung des Silbers verwandelt wird, wird fuͤnf bis sechs Mahl mit Wasser gewaschen, und dann geschmolzen. Eine der vorzuͤglichsten Unannehmlichkeiten bei dieser Operation ist, daß die Scheideglaͤser bei der Beruͤhrung, nicht bloß eines kalten Koͤrpers, sondern selbst der Hand, aͤußerst leicht zerspringen. Schlutter berichtet, daß in den ungrischen Laͤuterungs-Anstalten, wo große Quantitaͤten goldhaltigen Silbers ausgeschieden werden, die Glaͤser durch eine starte Bekleidung bis zu einer solchen Hoͤhe gesichert werden, daß der Arbeiter nicht verhindert wird zu beobachten, wie die Operation vor sich geht. Etwas ungeloͤschter Kalk, mit Bier angefeuchtet, und mit Eyweiß vermischt, wird auf einen leinenen Lappen gestrichen, und um das Glas gewikelt, und hierauf eine Mischung von Lehm und Haaren daruͤber gelegt. Er fuͤhrt auch eine von ihm selbst gemachte Erfindung an, die er in den Werken am Unterharz eingefuͤhrt zu haben scheint, um das aufgeloͤste Silber sowohl als das Gold zu retten, wenn es sich ereignen sollte, daß die Glaser zerbraͤchen, oder die Fluͤßigkeit uͤberliefe. Seine Scheideglaͤser sind 15 Zoll hoch, am Boden 10 bis 12 Zoll weit, und am Ende ungefaͤhr so weit als eine gewoͤhnliche Flasche: fuͤr jedes derselben hat er eine kupferne Pfanne, am Boden 12, oben 15 Zoll weit, und 10 Zoll tief, welche auf einem Dreifuße mit einigen brennenden Kohlen darunter steht: in die Pfanne wird etwas Wasser gethan, und auf ihren Boden werden zwei Holzstuͤke kreuzweise gelegt, als Stuͤze fuͤr das Glas, und um zu verhuͤten, daß es gegen das Kupfer hinsprize. In ein solches Glas bringt er gegen 80 Unzen goldhaltiges Silber mit zwei Mahl so viel Scheidewasser, ohne Gefahr eines Verlustes, wenn auch das Glas zerbrechen sollte. Die Hize kann gleichfalls sehr schnell vermindert werden, wenn die Saͤure zu heftig wirken sollte, indem man kaltes Wasser in die Pfanne schuͤttet. Große Achtsamkeit muß aber bei dem Zusaze des kalten Wassers beobachtet werden: es sollte an den Seiten der Pfanne hineingeschuͤttet, und mit dem uͤbrigen aufgeruͤhrt werden, damit es sich bevor es das Glas erreicht, gleichfoͤrmig mischen kann. Das Silber wird aus seiner Aufloͤsung mit Huͤlfe des Kupfers wieder gewonnen. Wenn die, mit Wasser verduͤnnte, Aufloͤsung in ein kupfernes Gefaͤß, oder auch nur zugleich mit Kupferplatten in ein Glas geschuͤttet wird, (die Scheidekuͤnstler bedienen sich hierzu gewoͤhnlich einer hoͤlzernen mit Kupfer beschlagenen Schuͤssel,) so faͤngt das Silber sogleich an sich von der Fluͤßigkeit in Gestalt feiner Schuppen oder eines Pulvers abzusondern, waͤhrend statt desselben ein Theil des Kupfers aufgeloͤst wird, so daß sich die Fluͤßigkeit immer mehr und mehr blau faͤrbt. Die Platten werden zuweilen geschuͤttelt, damit die Silbertheile, die sich auf ihnen angesezt haben, niederfallen, und sich auf dem Boden ansezen koͤnnen: denn sonst wuͤrde das Kupfer durch dasselbe gegen die Saͤure geschuͤzt werden, und der Niederschlag des Silbers koͤnnte nicht vor sich gehen. Die Digestion wird fortgesezt, bis man bemerkt, daß sich auf die Oberflaͤche einer, einige Zeit in die heiße Fluͤßigkeit gehaltenen frischen und glaͤnzenden Kupferplatte, keine pulverartige Materie mehr absezt; dann wird die Fluͤßigkeit ausgeschuͤttet, das niedergeschlagene Silber mit frischen Portionen kochenden Wassers gewaschen, und dann mit Salpeter geschmolzen, um jene Kupfertheile, die damit niedergefallen sind, zu verschlaken. Ohne Beihuͤlfe der Hize ist der Niederschlag kaum in sieben oder acht Tagen beendigt. Schlutter bemerkt, daß die zum Geschaͤfte erforderliche Schnelligkeit kaum ohne Siedehize erreicht werden kann. Ein großer Theil des Silbers sondert sich zwar bald ab; aber in dem Maße, als die Saͤure sich mehr mit Kupfer saͤttigt, wird ihre Wirksamkeit mehr und mehr erschlafft, und mit der Zeit so schwach, daß haͤufig wenigstens noch kleine Stuͤke Silbers zuruͤkbleiben: dieß entdekt man, wenn man einem Theile der Aufloͤsung einen oder zwei Tropfen gewoͤhnlicher Salzaufloͤsung zusezt. Ich habe mich oͤfters gewundert, wenn ich fand, daß Kupferplatten durchaus leinen Niederschlag in Silberaufloͤsungen bewirkten: dieß war der Fall, wenn das Menstruum mit so viel Silber, als es aufzuloͤsen vermochte, geschwaͤngert war: so bald man einen oder zwei Tropfen frischer Saͤure zusezte, ging der Niederschlag, wie gewoͤhnlich, vor sich. Aus der Hupfer-Aufloͤsung wird ein blauer Farbestoff, Kupferblau (verditer) genannt, bereitet, durch welchen die Kosten der Reinigung vermindert werdenDie Methode, diesen Artikel zu verfertigen, siehe im III. Bande, S. 352. Polytechn. Journ. B. XI. S. 455. Wo die Scheidung mit Schwefelsaͤure geschieht, und das Silber durch metallisches Kupfer aus der Aufloͤsung gefaͤllt wird, erhaͤlt man durch Abdampfen der Fluͤßigkeit schwefelsaures Kupfer. D.. Aus der bei der Kupferblau-Bereitung, weggegossenen Fluͤßigkeit, welche aus der mit Kalk gesaͤttigten Salpetersaͤure besteht, wird ein großer Theil der Saͤure wieder gewonnen, wenn man den waͤsserigen Theil abdampft, und die zuruͤkbleibende dike Materie bei der Destillation der naͤchsten Quantitaͤt Scheidewassers zusezt. Die Saͤure kann auch aus der Aufloͤsung von Kupfer und Silber ausgezogen, und dadurch koͤnnen die Metalle wieder hergestellt werden: das Silber durch Schmelzen ohne einigen Beisaz, und das Kupfer durch Zusaz von Kohlensaͤure. Folgender Proceß wird zu diesem Zweke, als die Mittheilung eines erfahrnen Kuͤnstlers, in den franzoͤsischen Memoiren fuͤr das Jahr 1728 empfohlen. Die Kupferaufloͤsung wird in ein kupfernes Gefaͤß geschuͤttet, in einen Ofen gestellt, und bis zur Haͤlfte abgedampft: das Gefaͤß wird sodann mit mehr Fluͤßigkeit ausgefuͤllt, und die Abdampfung wird fortgesezt, bis die Daͤmpfe nach Scheidewasser zu riechen anfangen. Die Saͤure, wenn sie bereits mit Kupfer gesaͤttigt ist, wirkt nicht auf das Gefaͤß ein, oder nur so wenig, daß Du Fay sagt, er habe ein Gefaͤß gesehen, welches beinahe ein Jahr lang in einem fort diesen Dienst versehen hat. Das Gefaͤß sollte aus einem Stuͤke gemacht, und nicht aus mehreren zusammengesezt seyn; denn, wenn es vernietet oder geloͤthet ist, bahnt sich die Fluͤßigkeit bald einen Weg durch die Zusammenfuͤgungen, wie ich bei dieser und bei anderen Aufloͤsungen derselben Art oft beobachtet habe. Bei Abseihung der Fluͤßigkeit wird eine Quantitaͤt Silber auf dem Boden gefunden, welches die Saͤure vorher gebunden, und das lange Kochen ausgeschieden hat. Destillirgefaͤße von Steingut, mit Lehm uͤberzogen, werden bis zu zwei Drittheilen ihrer Hoͤhe mit der Fluͤßigkeit angefuͤllt. Die Franzosen haben eine Art von Geschirr (pots de gré), das zu diesem Behufe außerordentlich gut taugen soll. Gefaͤße von unserem gewoͤhnlichen Steingute, dergleichen ich fruͤher versucht habe, taͤuschten haͤufig meine Erwartung. Fuͤnf bis sechs dieser Gefaͤße werden, bis zur Hoͤhe der Fluͤßigkeit, in einen Ofen gestellt, so daß sie mit dem Boden auf Eisenstangen ruhen: der Ofen ist lang und schmal, mit einer Thuͤre an dem einen Ende, um die Brenn-Materialien hineinzuschieben, und mit dem Kamine an dem anderen. Auf jedes Geschirr wird ein Helm von Steingut mit zwei Roͤhren und daran befestigten Recipienten aufgekittet. Das Feuer wird bis zu einem solchen Grade verstaͤrkt, als noͤthig ist, damit die Destillation mit der gehoͤrigen Schnelligkeit vor sich geht; wobei man bloß dafuͤr sorgt, daß es nicht so weit kommt, daß die Masse Gefahr laͤuft in den Helm aufzusteigen. Wenn ungefaͤhr drei Viertheile uͤbergegangen sind, koͤnnen die Helme abgenommen, und mehr Kupferaufloͤsung eingegossen werden. Dieses wird drei bis vier Mahl wiederholt, bis man glaubt, daß das Kupferoxid in jedem Geschirr etwa bis zum vierten Theile der Hoͤhe desselben hinaufreicht; sodann wird das Feuer heftig verstaͤrkt, bis die Bauche der Geschirre rothgluͤhend werden, und nichts mehr uͤbergehen will. Dieser muͤhsame Proceß koͤnnte vervollkommnet werden, wenn man statt der Destillirkolben die Kupferpfanne naͤhme, in welcher die Abdampfung vorgenommen wurde, und welche in ein Destillirgefaͤß verwandelt werden koͤnnte, wenn man eine Brustwehr und einen Helm von Steingut auf dieselbe Art daran befestigte, wie die kupfernen Brustwehren und Helme gewoͤhnlich an den Destillirkolben angebracht werden. Zwei Roͤhren anzubringen ist hier keine Gelegenheit; indessen koͤnnte eine von gehoͤriger Weite die Stelle von zweien vertreten. Die kupferne Pfanne muͤßte beinahe bis an ihren oberen Rand in den Ofen eingesezt, und die Brustwehre beinahe bis an die Oberflaͤche der Fluͤßigkeit in die Pfanne hineingebracht werden. Das auf diese Art gewonnene Scheidewasser ist vollkommen frei von jeder Beimischung sulphurischer und muriatischer Saͤuren, so daß die bei den gewoͤhnlichen Sorten nothwendige Reinigung nicht mehr noͤthig ist. Es ist im Allgemeinen zu scharf fuͤr die gewoͤhnlichen Zweke, wozu man Scheidewasser braucht, und muß daher mit einer angemessenen Menge reinen Wassers verduͤnnt werden. Der Kupferkalt kann, ohne großen Verlust, wieder reducirt werden, wenn man ihn, in einem tauglichen Ofen, in Beruͤhrung mit gluͤhender Holzkohle schmilzt. Reinigung des Goldes vom Silber und von unedlen Metallen durch Caͤmentation. Obschon die Salpetersaͤure, in ihrem fluͤßigen Zustande, das Silber aus dem Golde nicht auszieht, wenn die Quantitaͤt des Silbers das Gold nicht sehr uͤbersteigt, so greift sie doch, in der Caͤmentation, wo die in Daͤmpfe aufgeloͤste Saͤure an das zu gleicher Zeit stark erhizte Metall gebracht wird, einen Theil des Silbers, obgleich in einem sehr unbedeutenden Verhaͤltnisse an, und zerfrißt dasselbe. Zu diesem Zweke wird Salpeter im festen Zustande, mit gleichem Gewichte gemeinen gruͤnen Vitriols (schwefelsaurem Eisen), welcher, wie bei Verfertigung des Scheidewassers, calcinirt und getroknet ist, und mit zwei Mahl so viel (dem Gewichte nach) gepuͤlverter Ziegel vermischt: mit jenem, um seine Saͤure, bei gehoͤriger Erwaͤrmung, zu entwikeln, und mit diesem um das Fluͤßigwerden der Mischung im Feuer zu verhindern. Das Metall wird in duͤnne Platten geschlagen, und in einem Schmelztiegel, oder in einem zu diesem Behufe verfertigten irdenen Gefaͤße, einen sogenannten Caͤmentirtopfe, wird dieses Pulver um sie herum und zwischen dieselben gestreut. Mit einer Mischung von weichem Lehmen und Sande, oder mit einem anderen lehmartigen Kitte wird das Gefaͤß dicht bedekt, seine Fugen werden damit verstrichen; und es wird hierauf in einen passenden Ofen gesezt, und zwoͤlf oder sechszehn Stunden lang in einer maͤßigen Hize gehalten. Das Silber, und mit ihm zugleich die meisten unedlen Metalle, werden von dem salpetersauren Dampfe in eine salinische Masse zerfressen, welche theils in den Poren des Goldes sizt, theils durch die Mischung zerstreut ist. Aus dem Golde kann das angefressene Silber mit Wasser ausgekocht, und dann aus der Fluͤßigkeit auf dieselbe Art, wie aus der Aufloͤsung in Scheidewasser, gewonnen werden; aus der Mischung wird es viel muͤhsamer ausgeschieden, indem die Masse in geschmolzenem Blei gekocht, und hernach das Blei, in welches auf diesem Wege das Silber selbst uͤbergegangen ist, auf der Kapelle oder auf dem Scherben behandelt wird. Indessen ist die Quantitaͤt Silbers, zu dessen Ausscheidung vom Golde die Caͤmentation angewandt wird, gewoͤhnlich so gering, daß sie ganz bei Seite gesezt wird. Kochsalz-Saͤure auf dieselbe Art angewandt, zerfrißt alle metallische Koͤrper Gold und Platinna ausgenommen. Es ist daher gleichguͤltig, ob Seesalz oder Salpeter zu diesem Processe gebraucht wird, nie duͤrfen sie aber zugleich angewendet werden, wie einige angerathen haben; denn beide Saͤuren in Verbindung wuͤrden selbst das Gold aufloͤsen. Die Mischungen des Seesalzes mit calcinirtem Vitriole und Ziegelmehle hat man gewoͤhnlich das Koͤnigs-Caͤment (regal cement) genannt, weil vor der Entdekung der Platinna, Gold der einzige metallische Koͤrper war, der ihm zu widerstehen vermochte. Die Goldplatten koͤnnen durch keine Operation, weder durch Salpeter-, noch durch Seesalz-Cement ganz von ihren Zusaͤzen befreit werden, weil die Daͤmpfe nur sehr wenig in ihre Substanz eindringen. Um das Gold durch diese Methode wirklich zu reinigen, muß daher das Metall umgeschmolzen, in Platten geschlagen, und wieder den Daͤmpfen ausgesezt werden. Der Proceß scheint, im Ganzen muͤhsam zu seyn; man mag ihn als Methode der Reinigung des Goldes, oder als Pruͤfung der Reinheit desselben betrachten; deswegen wird er jezt nur selten angewendet, obgleich er einst beruͤhmt war. Sein Hauptnuzen besteht darin, Silber oder unedle Metalle aus der Oberflaͤche des Goldes auszuscheiden. und so dem legirten oder blaßen Golde eine oberflaͤchliche Reinheit und hohe Farbe zu geben.