Titel: Ueber die Fabrikation eiserner Tauwerke.
Fundstelle: Band 15, Jahrgang 1824, Nr. LXXXVII., S. 390
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LXXXVII. Ueber die Fabrikation eiserner Tauwerke. Aus einem Mémoire sur les ponts en fer suspendus (uͤber die haͤngenden Kettenbruͤken) von Hrn. Navier, ingénieur des ponts et chaussées, im Bulletin de la Société d'Encouragement. N. 240. S. 167. Mit Abbildungen auf Tab. VIII. Ueber die Fabrikation eiserner Tauwerke. Die nuͤzliche Erfindung eiserner Tauwerke (Strike) faͤngt an in Frankreich bekannter zu werden, wo Hr. Ch. Dupin, Mitglied des Institutes, sie zuerst einfuͤhrte. Nach den Modellen und Beschreibungen, die er in England sich zu verschaffen wußte arbeitet man bereits im Großen zu Guérigny, Dptt. d. la Niévre, fuͤr die k Marine, und zu Nantes und Havres fuͤr Kauffahrdey-Schiffe. Fig. 18 zeigt eine solche Kette aus gewundenen Gliedern; Fig. 19 eine andere aus stachen; leztere werden haͤufiger, als erstere gebraucht. Jedes Glied wird durch ein Querstrich aus Gußeisen, a, gestuͤzt, welches man vor dem Zusammenschweissen des Ringes einsezt, und welches durch die ploͤzliche Zusammenziehung des Eisens durch das Erkalten die Form des Ringes erhaͤlt. Der leere Raum zu jeder Seite an dem Querstuͤke wird beinahe gaͤnzlich von den anstehenden Ringen ausgefuͤllt, die sich daher nie verschieben, oder, wie man sagt, knuͤpfen koͤnnen, wodurch die, durch die Knoͤpfe entstehenden, Stoͤße vermieden werden, welche die Ketten so oft reißen machen. Diese Taue bestehen aus 90 Fuß langen Stuͤken, die man mittelst der Ringe b, welche die Bolzen c schließen, zusammenhaͤlt. Vor dem Verkaufe werden sie auf Maschinen probirt, unter welchen die des Capitaͤnes Brown (des Erbauers der Haͤnge-Bruͤke uͤber den Tweed, polytechn. Journ. B. X. S. 397, auf welcher die Ketten mittelst Zaͤhnraͤder, die in einander eingreifen, und die von Menschenhaͤnden mittelst einer Kurbel getrieben werden, die beste ist. Die Maschine zu Millwall bei London besteht aus zwei Pfosten aus Gußeisen, 27 Meter lang, die horizontal und Ein Meter weit von einander und eben so hoch uͤber der Erde gelegt sind. Diese Pfeiler sind 13 Centimeter breit, und 23 Centimeter hoch, und an den Stellen, wo sie zusammengefuͤgt sind, verstaͤrkt. An einem der Ende derselben ist eine horizontale Achse aus Gußeisen, unter welcher sich ein sehr kurzer senkrechter Arm befindet, woran die Kette befestigt ist. Auf derselben Achse befindet sich ein langer horizontaler Arm, der mit dem vorigen einen unter einem rechten Winkel gekruͤmmten, Hebel bildet. Die Wirkung der Kette strebt das Ende dieses lezten Armes zu heben, und diese Bewegung wird einem anderen, gleichfalls horizontalen, Hebel mitgetheilt, dessen Ende mit einer Schuͤssel einer Wagschale versehen ist. Das auf dieselbe gelegte Gewicht bestimmt die Staͤrke der Spannung der Kette, und wird 224 Mahl vergroͤßert, nach dem Verhaͤltnisse naͤmlich der Hebelarme gegen einander, die die Wirkung fortpflanzen. An den Hebeln befinden sich Gegengewichte, die die Wirkung der Reibung ersezen, so daß das auf die Wagschale gelegte Gewicht unmittelbar die Spannung andeutet, und 10 Pfund (zu 32 Loth) genau einer Spannung von einer Tonne (2000 Pfund, 1000 Kilogramme) gleich sind. An dem anderen Ende der Pfeiler ist eine Achse aus Gußeisen von 3 Decimeter im Durchmesser, auf welcher 2 Abtheilungen einer starken Kette befestigt sind, und sich aufrollen koͤnnen, welche Kette, wie eine Uhrkette, verfertigt ist, und deren Ringe sehr kurz sind. Die Enden dieser Ketten naͤhern sich, und man befestigt daran den lezten Ring der gepruͤften Kette. Die Achse, die sie dreht, wird mittelst einer von den Arbeitern getriebenen Kurbel umgetrieben, um sie mittelst einer Vorrichtung aus drei Triebstoͤken und drei Zahnraͤdern aus Gußeisen von ungefaͤhr 2 Metern im Durchmesser zu spannen. Die Groͤße und Staͤrke der Zaͤhne so wie des Gestelles der Raͤder nimmt vom ersten Rade, welches unmittelbar von der Kurbel getrieben wird, bis zu jenem zu, welches die Wirkung der Kette mittheilt. Zwei Maͤnner, die die Kurbel treiben, bringen auf die Kette eine Spannung von 30 Tonnen (30,480 Kilogrammen) hervor. Die Spannung kann bis auf 2000 Tonnen (203,200 Kilogrammen) vermehrt werden. Die Probespannung ist der Kraft gleich, welche man, nach Versuchen, die unter den Augen der Marine Commissaͤre angestellt wurden, zum Abreißen jener Hanfseile noͤthig hatte, welche durch diese Ketten ersezt werden sollen. Ehe man die eisernen Taue absprengt, kommt es gewoͤhnlich uͤber das Doppelte der Probespannung; denn sie halten jedes Mahl eine viel groͤßere Spannung aus. Brunton's Maschine ist im Ganzen der obigen aͤhnlich; allein der Apparat, der die Kette spannt, und die Bemessung der Spannung beruht auf dem Grundsaze der hydraulischen Presse. Eine große Pumpenroͤhre liegt horizontal, und in dieser bewegt sich ein Staͤmpel: diese Pumpenroͤhre ist an dem einen Ende geschlossen, und an diesem laͤuft die Staͤmpelstange durch, die man an der zu pruͤfenden Kette befestigt. Drei andere Pumpen druͤken, von Menschen getrieben, das Wasser in die erstere, und noͤthigen den Staͤmpel solang sich zu bewegen, bis die Kette gespannt ist, und bringen auf der Oberflaͤche des Staͤmpels derselben einen Druk hervor, der sich der Kette mittheilt. Die Spannung wird mittelst einer an der Pumpenroͤhe angebrachten Sicherheitsklappe bemessen; nach dem Gewichte, mir welchem sie beladen ist, und nach dem Verhaͤltnisse der Oberflaͤche dieser Klappe zu jener des Staͤmpels bemißt man den Druk auf den lezteren. Der Gebrauch dieser Art von Taue veranlaßte die Erfindung mehrerer anderer Vorrichtungen, die den Gebrauch derselben erleichtern. Unter diesen befindet sich eine Art von Buͤchse aus Gußeisen, die mit einem in einem Scharniergewinde laufenden, und mit einem Hebel versehenen, Dekel geschlossen ist. Das Tau laͤuft in diese Buͤchse, und wenn man den Dekel mit einem Hebel niederdruͤkt, so erzeugt ein einzelner Mann eine hinlaͤngliche Reibung um das Fortgleiten des Taues auch dann zu hindern, wann es von einer bedeutenden last gezogen wird. Auf Schiffen laͤßt eisernes Tauwerk sich leichter bedienen, als jenes aus Hanf; es legt sich leichter von selbst in Ordnung, wo man es fallen laͤßt, und man hat nicht noͤthig dasselbe in Schneken zu drehen.