Titel: Methode, das Wasser der Seidenzeuge ohne Knie-Walze zu verhindern. Von Hrn. Peter Caron, Church-street, Bethnal-green.
Fundstelle: Band 17, Jahrgang 1825, Nr. XXVI., S. 107
Download: XML
XXVI. Methode, das Wasser der Seidenzeuge ohne Knie-Walze zu verhindern. Von Hrn. Peter Caron, Church-street, Bethnal-green. Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, Manufactures and Commerce; im Repertory of Arts and Manufactures. Mai 1825. S. 367. Caron's, Methode, das Wasser der Seidenzeuge ohne Kniewalze zu verhindern. Seidenzeuge, zumal glatte, sind in dem Stuhle vorzuͤglich zwei verschiedenen Maͤngeln ausgesezt: der eine ist das Zusammenlaufen in Runzeln (cockling), eine Unebenheit der Oberflaͤche, welche gewoͤhnlich dadurch entsteht, daß eine Laͤngenkante (ein Sahlband) des Stuͤkes mehr gestrekt ist, als das andere, wenn naͤmlich der Zeug nicht vollkommen gleichfoͤrmig auf dem Brustbaume des Stuhles aufgerollt ist. Der andere ist das sogenannte Wasser, ein gewisses wellenfoͤrmiges oder streifiges Ansehen von einem eigenen Spiele der Lichtstrahlen auf der Oberflaͤche des Seidenzeuges, wenn auch die Flaͤche desselben vollkommen glatt und eben ist. Die Ursache hiervon laͤßt sich nicht leicht einsehen; sie scheint aber großen Theiles von einem ungleichen Druke auf den Zeug abzuhaͤngen, waͤhrend derselbe auf dem Brustbaume aufgerollt ist. Man weiß, daß man der Seide in der Straͤhne die hoͤchste Politur und den hoͤchsten Glanz geben kann, wenn man sie stark dreht, und ihr zugleich eine Art von schwingender Bewegung dabei ertheilt, so daß jeder einzelne Faden wiederholt an denjenigen gerieben wird, mit welchen er zunaͤchst in Verbindung steht, wodurch sie sich wechselseitig poliren. Nun laͤßt sich leicht denken, daß ein Stuͤk Seidenzeug waͤhrend seiner Verfertigung unter Umstaͤnde geraͤth, welche die Erzeugung einer theilweisen Politur beguͤnstigen, wenn dasselbe z.B. sehr fest und ungleich aufgerollt ist, und durch die Schlaͤge der Lade auf den Eintrag nach jedem Durchschießen in eine zitternde Bewegung versezt wird. Der Vorrichtung, deren man sich zur Verhuͤtung dieses Wassers auf den Seiden-Zeugen bediente, war die Knie-Walze. Die 5 bis 6 Ellen (Yards, 3 Fuß), welche im Durchschnitte taͤglich verfertigt wurden, wurden zuerst waͤhrend des Webens auf dem Brustbaume aufgerollt, und dann des Abends auf eine andere Balze aufgezogen, die man ihrer Lage wegen die Kniewalze nannte. Bei dieser Arbeit mußte genau Lage auf Lage gelegt werden, und dabei verging eine halbe Stunde: zugleich wurde der Zeug durch oͤfteres Beruͤhren mit der Hand weich, und weniger scheinbare Waare. Man hat vor einigen Jahren einige Versuche angestellt, die Knie-Walze zu beseitigen, die mehr oder minder gelangen. Man brachte geplatteten Pappendekel (Preßspaͤne) in gewissen Zwischenraͤumen zwischen die Blaͤtter des Seidenzeuges und den Brustbaum: dieser Pappendekel gibt, in Folge seiner Elasticitaͤt, den Schwingungen des Weberstuhles nach, ohne dem Seidenzeuge selbst eine Bewegung mitzutheilen, und da seine Oberflaͤche glatt ist, so bewegt er sich etwas auf der Oberflaͤche des Zeuges, ohne denselben durch Reibung zu beschaͤdigen. Hr. Caron hat von dieser Vorrichtung eine sehr vortheilhafte Anwendung gemacht, die allerdings vielleicht bloß seiner individuellen Geschiklichkeit so gut gelingen mag, indessen doch der Gesellschaft werth schien, daß man sie zum Besten der Seiden-Fabrikanten oͤffentlich bekannt macht. Sein Verfahren ist Folgendes: Nachdem eine Laͤnge von 15 bis 18 engl. Fuß (a porry) gewoben, und auf die gewoͤhnliche Weise auf dem Brustbaume, waͤhrend des Webens, aufgerollt wurde, wird dieselbe wieder abgerollt, und mit aller Sorgfalt so eben als moͤglich wieder aufgerollt, und in den lezten Umschlag ein Preßspan gelegt. Wenn die zweite Laͤnge von 15 bis 18 engl. Fuß fertig geworden ist, wird sie wieder auf obige Weise auf- und dann abgerollt, der Preßspan aus der lezten Lage aber vorlaͤufig herausgenommen, und in die lezte Lage der zweiten Laͤnge gebracht, wo er dann so lang liegen bleibt, und immer nach jeden 30 oder 36 Fuß neuer Lange liegen gelassen wird, bis das ganze Stuͤk fertig wird. Man muß vorzuͤglich dafuͤr Sorge tragen, daß der Preßspan so genau auf dem Brustbaume aufliegt, wie der Zeug selbst. Hr. Caron befolgt dieses Verfahren schon seit 3 Jahren, und es zeigte sich waͤhrend dieser Zeit nicht die mindeste Spur von Wasser. Er wandte dasselbe vorzuͤglich bei den gros de Naples, Florentines und den Doppel-Sarsenets an. Glatte Sarsenets runzeln sich sehr leicht, oder laufen zusammen, wenn die Kette uneben ist. Man kann diesem Nachtheile dadurch vorbeugen, daß man alle 72 Fuß Laͤnge des Zeuges einen Preßspan einlegt, und denselben liegen laͤßt, bis der Zeug fertig ist. Hr. Caron erhielt von der Gesellschaft 5 Guineen fuͤr diese Mittheilung.