Titel: Ueber Rauchverzehrung in den Dampfkessel-Oefen. Von Hrn. Chapman zu Whitby.
Fundstelle: Band 17, Jahrgang 1825, Nr. XXXVI., S. 161
Download: XML
XXXVI. Ueber Rauchverzehrung in den Dampfkessel-Oefen. Von Hrn. Chapman zu Whitby. Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, Manufactures etc. Im Repertory of Arts, Manufactures etc. Mai. 1825. S. 360. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Chapman, über Rauchverzehrung in den Dampfkessel-Oefen. Wer immer mit der Verbrennung des Rauches bei Dampf-Maschinen, in Brauereien etc. bekannt ist, der weiß, daß es nothwendig ist, eine gewisse Menge reiner atmosphaͤrischer Luft zuzulassen, welche sich mit dem in dem Ofen erzeugten Rauche verbinden muß, um diesem die gehoͤrige Menge Sauerstoff zu ertheilen, ohne welche er sich nicht entzuͤnden kann. Man weiß ferner, daß jede Luft, welche man in den Raum des Ofens gelangen laͤßt, wenn sie nicht durch die Flamme des Feuers durchzieht, eine große Kraft besizt, den Boden des Kessels abzukuͤhlen, und die Dampfbildung zu verhindern. Um dieß zu vermeiden, pflegt man gewoͤhnlich bei rauchverzehrenden Oefen die Luft theils durch die Aschengrube, theils durch die Feuerbruͤke durchzulassen. Ich biethe der Gesellschaft einen verbesserten Plan dar, den ich befolgte, und der alle meine Erwartungen uͤbertraf. Er ist folgender: Die Luft wird erhizt, ehe sie in den Ofen gelassen wird. Dieß geschieht dadurch, daß ich die Rost-Stangen von einem Ende zu dem andern hohl gießen lasse, so daß sie eine Reihe paralleler Roͤhren bilden, welche sich in zwei Gewoͤlbe oͤffnen, deren eines vor, das andere hinter dem Roste ist. In dem vorderen, gerade unter der Feuerthuͤre, bringe ich ein Register an, welches man nach Belieben in irgend einer Weite oͤffnen und schließen kann. Das andere Ende verbinde ich mit der Ziegelmauer unmittelbar unter der Feuerbruͤke, welche ich verdopple, so daß ein Zwischenraum von Einem Zoll zwischen derselben bleibt. Dieser Zwischenraum laͤuft quer nach dem Ofen von einer Seite zur anderen, und neigt sich etwas nach vorwaͤrts, oder gegen die Feuerthuͤre, so daß er den Rauch trifft, und auf das brennende Feuer auf dem Roste zuruͤkschlaͤgt, welches denselben dann entzuͤndet, und eine glaͤnzende Feuerschichte aus demselben unter dem Kessel bildet. Aus dem bereits Gesagten erhellt, daß, wenn das Register vorne offen ist, oder nur zum Theile geoͤffnet wird, ein starker Luftzug durch dasselbe entsteht, und zwar durch die innere Hoͤhlung der Rost-Stangen, von diesen in den Zug der Feuerbruͤke, und aus diesem oben bei der Oeffnung heraus. Die Luft wird auf ihrem Durchgange durch die Rost-Stangen gehizt, ehe sie mit dem Rauche in Beruͤhrung kommt, wo sie dann ihren Sauerstoff fahren laͤßt, und denselben entzuͤndet. Meine theoretische Ansicht fand ich in der Anwendung bei einer meiner kleinen Maschinen vollkommen gerechtfertigt. Es war aber noch eine Verbesserung zur Vollendung nothwendig. Nur Wenige bemerken die Groͤße des Unheiles, dabei der alten Heiz-Methode dadurch entsteht, daß man das Feuer auf den Rost von vorne bei der Feuerthuͤre einschuͤrt. Bei meiner kleinen Maschine (die nur die Kraft von zwei Pferden besizt) berechnete ich die Menge der kalten atmosphaͤrischen Luft, die bei dem jedesmahligen Oeffnen der Feuer-Thuͤre, dem Anschuͤren und Nachlegen in den Ofen stroͤmt, auf nicht weniger als 45 bis 50 Kubik-Fuß, wodurch die erhizten Gasarten so sehr abgekuͤhlt wurden, daß, so gut auch mein Plan seyn mochte, der Rauch durch diese Abkuͤhlung sich nicht entzuͤnden konnte, bis nicht die Feuerthuͤre einige Zeit uͤber wieder geschlossen war. Um diesem Uebel abzuhelfen, habe ich eine Gosse aus Guß-Eisen uͤber der Feuerthuͤre angebracht, mit einer Fallthuͤre an dem Boden, die an einer Seite zwei Zapfen hat, und an der anderen sich oͤffnet: ein Zapfen laͤuft durch das Ende der Gosse, und hat einen Gegenhebel um die Fallthuͤre geschlossen zu halten, wenn die gehoͤrige Ladung Kohlen in der Gosse ist. Der obere Theil der Gosse ist mit einem Dekel bedekt, den ich waͤhrend des Nachschuͤttens der Kohlen schließe, wo dann, durch das Aufziehen des Hebels, welcher die Fallthuͤre nach innen oͤffnet, die Kohlen auf das vordere Ende der Rost-Stangen hinabsinken, was in einem Augenblike geschieht. Es ist offenbar, daß auf diese Weise keine kalte Luft in den Ofen gelangen kann, und Niemand, der nicht das Nachschuͤtten der Kohlen an der Gosse sieht, kann am Schornsteine bemerken, daß Kohlen nachgeschuͤttet werden. Der aufsteigende Rauch ist nie dunkler, als licht-grau, so daß man ihn gerade bemerkt; gewoͤhnlich ist er aber gar nicht sichtbar. Die zulezt eingeschuͤtteten Kohlen werden, nachdem sie einige Zeit uͤber vorne an dem mehr erhizten Brennmateriale lagen, theilweise zu Cokes, und den Augenblik vorher, als ich frische Kohlen nachschuͤtte, schiebe ich die zulezt vorher eingeschuͤtteten Kohlen mittelst eines eigenen hierzu bestimmten Werkzeuges, welches bestaͤndig in dem Ofen bleibt, auf dem Roste weiter vorwaͤrts. Dieses Werkzeug besteht aus einer ungefaͤhr 4 Zoll breiten Eisenplatte, und laͤuft seiner ganzen Laͤnge nach quer uͤber den Rost. Eine runde, in der Mitte desselben eingenietete Eisenstange steht unter rechten Winkeln auf derselben und bildet einen Griff, der durch ein Loch unten an der Feuerthuͤre laͤuft, und lang genug ist, daß ein Mann mit beiden Armen an derselben arbeiten, und sie vorwaͤrts schieben und zuruͤkstoßen kann, um das Feuer gehoͤrig zu unterhalten, ohne die Thuͤre zu oͤffnen, außer wann der Rost gereinigt werden muß etc. Um genau zu wissen, wann das Feuer geschuͤrt werden soll, und Kohlen nachgeschuͤttet werden muͤssen, habe ich ein ungefaͤhr Einen Zoll weites, Loch in der Feuerthuͤre angebracht, durch welches man hineinsehen kann. Eine kleine Eisenplatte an einem Stifte haͤngend schließt dasselbe. Nachdem dieses Werkzeug gebraucht wurde, wird es dicht an die Feuerthuͤre zuruͤkgezogen, wo es, bis zu weiteren Bedarfe, bleibt: die Kohlen fallen jenseits desselben auf den Rost nieder. Diese hohlen Roststangen, durch welche die Luft zieht, sind aͤußerst dauerhaft. Ich bediente mich derselben seit mehreren Monaten ohne die mindeste Beschaͤdigung an ihnen zu finden. Erklaͤrung der Figuren. Fig. 6. auf Tab. VI. zeigt den Ofen im Aufrisse, Fig. 7. im Durchschnitte: dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde. a, ist der Kessel. b, der Feuerherd. c, die Gosse mit ihrem Dekel, d, und ihrem Fallboden mit seinem Hebel und Gegengewichte, wodurch die Kohlen auf den Feuerherd fallen. f, der Schuͤrer, wodurch die halb angebrannten Kohlen nach vorwaͤrts gestoßen werden, ehe man frische Kohlen nachfuͤllt. g, eine Oeffnung in der Feuerthuͤre, wodurch die Stange des Schuͤrers laͤuft. h, das Loch in dieser Thuͤre zum Nachsehen in den Ofen. ii, ein luftdichtes Gewoͤlbe ruͤkwaͤrts im Ofen, in welches die Rost-Stangen sich oͤffnen: vorne ist das Register, durch welches man die Luft eintroknen laͤßt. k, eine der hohlen Rost-Stangen: Fig. 8. zeigt sie alle, wie sie sich in das Gewoͤlbe, i, Fig. 6. oͤffnen. l, ein Zug in der Feuerbruͤke, durch welchen die Luft, nachdem sie zuerst in das Gewoͤlbe, i, und dann durch die hohlen Stangen, k, lief, in den Ofen tritt, und dann den Rauch verzehrt. Hr. Chapman erhielt fuͤr diese Mittheilung die große silberne Vulcan-Medaille. Er fuͤhrt die Zeugnisse seiner Nachbarn, des hochw. Hrn. Robertson, der Hrn. Rob. und Georg Watson an, die anfangs gegen die Errichtung seiner Dampfmaschine waren, weil sie durch den Rauch belaͤstiget zu werden fuͤrchteten, und die jezt bezeugen, daß sie davon durchaus nichts sehen; die HHrn. Jos. Wilson und Georg Young bezeugen dasselbe, so wie Hr. Rich. Moorsom d. juͤng.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VI
Tab. VI