Titel: Ueber Dr. Ernst Alban verbesserte Dampf-Maschine.
Fundstelle: Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CVII., S. 494
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CVII. Ueber Dr. Ernst Alban verbesserte Dampf-Maschine.Die angeblichen Verbesserungen der Dampfmaschine durch Hrn. Dr. Alban sind S. 215 in diesem Journale beschrieben D. Alban's verbesserte Dampfmaschine. Das neueste Stuͤk des Repertory of Patent-Inventions, Februar 1826, enthaͤlt S. 140 eine Beschreibung und Kritik des dem Joh. Chas. Christ. Raddatz, Kaufmanne in Salisburysquare, Fleet-street, London, den 14. Mai 1825 ertheilten Patentes auf gewisse Verbesserungen an Dampfmaschinen, mitgetheilt von Ernst Alban, M. Dr., zu Rostok, im G. H. Meklenburg Schwerin. Wir wollen sie unseren Lesern in einer getreuen Uebersezung mittheilen, damit sie sehen, was man in England davon haͤlt. „Die Verbesserungen, welche Dr. Alban dem Patent-Traͤger mittheilte, beziehen sich auf den Bau der Kessel an Dampfmaschinen, oder vielmehr auf Surrogate fuͤr dieselben, oder auf Dampf-Erzeuger und einen bei demselben anzubringenden Feuer-Regulator, welcher leztere, so wie die Anwendung von Metallbaͤdern, die Haupt-Anspruͤche des Patent-Traͤgers auf ein Patent-Recht begruͤnden.“ „Der Dampf-Erzeuger besteht aus mehreren kleinen senkrechten Roͤhren aus Kupfer oder geschlagenem Eisen, welche unten geschlossen sind, und in gleichen Entfernungen aus einer groͤßeren horizontalen Roͤhre herabsteigen, in welcher sie eingeschraubt sind. Innerhalb der groͤßeren Roͤhre laͤuft eine kleinere uͤber die oberen Enden der senkrechten Roͤhren hin, und ist unmittelbar uͤber den lezteren mit kleinen Oeffnungen versehen, wodurch Wasser mittelst einer Drukpumpe zur Dampf-Erzeugung geleitet wird. Dieser Dampf-Erzeuger ist in einem anderen eisernen Gefaͤße eingeschlossen, unter welchem der Herd sich befindet, und worin eine Mischung aus leicht schmelzbaren Metallen naͤmlich zwei Theilen Blei und einen Theile Zinn, enthalten ist, so daß, wenn diese Mischung von dem darunter angeschuͤrten Feuer erhizt wird, dieselbe schnell den senkrechten Roͤhren eine hoͤhere Temperatur mittheilt, in welchen Roͤhren dann das durch die oben erwaͤhnte kleine Roͤhre eingefuͤhrte Wasser sich augenbliklich in Dampf verwandelt. Dieser Dampf steigt dann aufwaͤrts in die große horizontale Roͤhre, und wird aus dieser mittelst irgend einer bequemen Vorrichtung von Roͤhren und Klappen zur Dampf-Maschine geleitet.“ „Die große horizontale Roͤhre ist der Laͤnge nach abgetheilt, und mittelst Umschlagen, Schrauben und Nieten befestigt, so daß man desto leichter zu den kleineren Roͤhren gelangen kann. Sie ist uͤberdieß mit einer beladenen Sicherheits-Klappe versehen, wodurch der Druk des Dampfes regulirt werden kann.“ „Die Stange der Drukpumpe, welche den Generator mit Wasser versieht, wird durch die Maschinerie der Dampf-Maschine gehoben, und sinkt durch ihre eigene Schwere nieder. Durch diese einfache Vorrichtung muß das Wasser aufhoͤren in den Generator einzustroͤmen, sobald der Druk des Dampfes uͤber eine gewisse Starke hinaus steigt.“ „Der Feuer-Regulator, welcher dem Ueberhizen des Metallbades vorbeugt, besteht aus einer Luftklappe, welche sich oben auf einer senkrechten Roͤhre (durch welche die Luft zur Unterhaltung des Feuers allein in die Aschengrube eintritt), bald hebt bald senkt, nach Verschiedenheit naͤhmlich der Ausdehnung der in einer Roͤhre eingeschlossenen Luft, deren eines Ende in das Metallbad eingesenkt ist, waͤhrend das andere in ein geschlossenes Gefaͤß eintritt, welches Queksilber enthaͤlt, aus dessen Boden eine Roͤhre aufsteigt, die gleichfalls Queksilber enthaͤlt, in welches ein eiserner Schwimmer von dem Ende eines horizontalen Wagbalkens herabhaͤngt, an dessen anderem Ende die oberwaͤhnte Klappe uͤber der Muͤndung der Luftroͤhre angebracht ist.“ „Wir haben den Apparat des Patent-Traͤgers in seiner einfachsten Form beschrieben: es ist aber offenbar, daß die verschiedenen Theile desselben sich so sehr vervielfaͤltigen lassen, als die verlangte Vermehrung der Dampf-Erzeugung es erfordert; daß zwei oder mehrere Reihen senkrechter Roͤhren, in eben so viele Metallbaͤder eingeschlossen, durch zwekmaͤßige Roͤhren verbunden, angewendet werden koͤnnen. Eine Verbindung zweier solcher Reihen von Roͤhren ist bei der Patent-Erklaͤrung in der Zeichnung dargestellt, in welcher die Gefaͤße, die das Metallbad enthalten, kaum etwas breiter sind, als noͤthig ist, um die senkrechten Roͤhren fassen zu koͤnnen: sie haben folglich sehr schmale Boden.“ „Der einzige besondere Umstand an dem Feuerherde des Dampf-Erzeugers, dessen in der Patent-Erklaͤrung erwaͤhnt wird, ist eine Scheidewand, die an der Hinterseite desselben ungefaͤhr ein Drittel der Tiefe des Gefaͤßes, in welchem das Metallbad enthalten ist, hinansteigt, wodurch die Hize dem oberen Theile desselben naͤher kommt, als sonst nicht geschehen wuͤrde, und von wo aus der Zug wieder zu dem Niveau des oberen Theiles des Feuerherdes herabsteigt, ehe er sich in den Schornstein begibt. In der Zeichnung ist der Feuerherd kuppelfoͤrmig, oben mit einer Oeffnung, deren Durchmesser das Drittel der Kuppel betraͤgt, unter dem Gefaͤße, welches das Metallbad und den Dampf-Erzeuger enthaͤlt.“ –––––––––– „Metallbaͤder wurden schon vor langer Zeit von Dr. Levis in seinem bekannten technischen Werke vorgeschlagen; wir glauben aber nicht, daß sie bisher zur Dampf-Erzeugung angewendet wurden, obschon wir wissen, daß einer unserer Freunde dieselben in seinem Memorandum-Buche als eine brauchbare Zugabe zu Hrn. Perkin's Dampf-Generator aufzeichnete, als dieser zum ersten Male bekannt gemacht wurde. Wir denken, daß diese Metallbader eine sehr gute Wirkung hervorbringen werden, indem sie die senkrechten Roͤhren vor verderblicher Einwirkung des Feuers schuͤzen, und auf diese Weise gestatten, daß man die Roͤhren duͤnner machen kann, als sonst nicht moͤglich waͤre.“ „Der Apparat ist allerdings sinnreich; allein, der Gebrauch von Roͤhren zur Dampf-Erzeugung ist nichts weniger als neu, noch ist die Anordnung dieser Roͤhren in diesem Apparate so, wie man sie von einem Manne erwarten kann, dessen Kenntnisse und Geschiklichkeit so hoch und so laut gepriesen wurden, wie Dr. Ernst Alban's.“ „Graf Rumford hat bereits vor vielen Jahren erwiesen, wie wenig Hize man von der Seite her einem Kessel oder Apparate mittelst des Feuers mittheilen kann; und doch scheint dieß dem gelehrten Herrn Doctor so gaͤnzlich unbekannt, daß er seinen Generator gerade so stellte, als ob die Mittheilung der Hize von der Seite her die vorteilhafteste, und die von unten nach aufwaͤrts verhaͤltnißmaͤßig unbedeutend waͤre, indem die Seitenwaͤnde seiner Metallbader so weit ausgedehnt, und ihr Boden so außerordentlich schmal ist, daß man in der That nicht leicht eure Methode ersinnen koͤnnte, nach welcher weniger Hize unmittelbar auf diese Gefaͤße angebracht, und folglich so viel Brenn-Material umsonst verschwendet werden koͤnnte.“ „Die senkrechte Lage der Dampf erzeugenden Moͤhren veranlaßt denselben Fehler auch bei diesen, und, wenn moͤglich, noch in einem hoͤheren Grade, als bei den so eben angefuͤhrten Gefaͤßen; wir haben aber noch weit kraͤftigere Gruͤnde gegen dieselben vorzubringen. Der gelehrte Herr Doctor haͤtte wissen sollen, daß, wenn er eiserne senkrechte Roͤhren als Dampf-Erzeuger empfiehlt, und in dem von ihm verfertigten Generator auch wirklich anwendet, das Wasser bei einem Grade von Hize, welchen er nach seiner Angabe dabei gebraucht, so wie es in diese Roͤhren tritt, zersezt wird, seinen Sauerstoff mit dem Eisen verbindet, und so mehr oder weniger schnell diese Roͤhren zerfressen muß, waͤhrend der Wasserstoff desselben mit dem Dampfe entweicht, und auf diese Weise, wie wir schon oͤfters bei aͤhnlichen Gelegenheiten erklaͤrten, die Gefahr von Explosionen herbeifuͤhrt.“ „Außer diesem Zerfressen der senkrechten Roͤhren ist auch noch eine andere Gefahr mit derselben verbunden, welche wahrscheinlich noch rascher in ihren Wirkungen fortschreiten wird: so viel wir wissen, gibt es kein gewoͤhnlich gebraͤuchliches Wasser, welches nicht erdige Niederschlaͤge in den Gefaͤßen absezte, in welchen es gesotten wird, und Eisen scheint diese Niederschlaͤge durch seine Anziehungskraft gegen dieselben vorzuͤglich zu beguͤnstigen. Wir koͤnnen uns daher leicht vorstellen, wie diese kleinen Roͤhren des Apparates sich bald mit erdigen Rinden uͤberziehen und verstopfen muͤssen, und wie schwer und muͤhevoll es in der Folge seyn muß, sie hiervon zu reinigen.“ „Wir uͤberlassen es demnach unsern Lesern, zu beurtheilen, in wiefern diese Dampf-Erzeuger jene Lobeserhebungen verdienen, die man denselben in einem gleichzeitigen Werke gespendet hat, „daß sie naͤmlich unzerstoͤrbar sind;“ und „daß, wenn man sie einmal der Probe unterzogen hat, sie ewig dauern: ein Umstand, (wie man wohl weise hinzugefugt hat), der bisher noch in keinem Apparate zur Dampft-Erzeugung erreicht worden ist.“ Wir koͤnnen unsere Leser versichern, daß dieß nicht im Scherze gesprochen war, sondern im Ernste und feierlich behauptet wurde, und daß dieß nur eine Kleinigkeit gegen alles ist, was man in dem angezogenen Werke hieruͤber in das Publikum brachte.“