Titel: Miszellen.
Fundstelle: Band 19, Jahrgang 1826, Nr. CXII., S. 505
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CXII. Miszellen. Miszellen. Hrn. Shuldham's neue Schiff-Betakelung. Hr. Lieut. Molyneux Shuldham ließ sich am 8. Julius 1825 ein Patent auf gewisse Verbesserungen in dem Aufziehen und Stellen der Segel ertheilen, welches im Repertory of Patent-Inventions, Februar 1826. S. 74. in Extenso von S. 74 bis 96 mitgetheilt, und auf zwei Kupfertafeln (wovon die eine erst im kuͤnftigen Maͤrze nachgetragen werden wird), erklaͤrt wird. Das Neue an den Verbesserungen des Hrn. Shuldham besteht vorzuͤglich in einem drehbaren Maste, in einer neuen Methode des Aufsezens des Topmastes, und in einem Einziehen der Segel durch Aufrollen von unten. Er findet hierbei Ersparung an Material, und vorzuͤglich an Bemannung, indem er auf seine Weise kaum die halbe Mannschaft braucht. Es scheint uns indessen, daß die zarte und zusammengesezte Weise, nach welcher hier die Masten gebaut und das Takelwerk eingerichtet ist, durch Frost, Hize und Naͤsse, ohne allen Sturm, leicht in Unordnung gebracht werden kann. Der Hr. Lieutenant hat bisher nur ein paar Bothe auf diese Weise ausgeruͤstet. Wir wollen warten, bis wir Linienschiffe oder Dreideker diese Verbesserung durch wiederholte Erfahrungen im Großen erproben sehen, und verweisen diejenigen, die Schiffe nach dieser Weise betakeln wollen, auf das Original. Reinigung des Kohlengases zur Gasbeleuchtung. Hr. Jos. Friedr. Ledsam, Kaufmann, und Benj. Cook, Messinggießer, beide zu Birmingham, ließen sich am 31. Mai 1825 ein Patent auf Reinigung des Gases zur Gasbeleuchtung ertheilen. Ihr Verfahren besteht darin, die Kohle, aus welcher das Gas bereitet wird, mit gemeinem Kochsalze, oder mit den salzigen Substanzen am Boden der Salzpfannen, zu mengen, ehe man das Gas aus denselben bereitet; 2tens das Gas durch Lagen von trokenem Salze durchstroͤmen zu lassen; 3tens das Gas durch eine Salzauflosung durchstroͤmen zu lassen: 4tens das Gas durch eine Silber-, Kupfer-, Eisen-, Zink- oder andere Metall-Aufloͤsung in Salpeter-Saure oder in einer anderen Saͤure durchstroͤmen zu lassen; 5tens irgend ein Paar oder mehrere der obigen Verfahrungsarten in Verbindung anzuwenden. Die Patent-Traͤger nehmen hierzu keinen besonderen Apparat in Anspruch. Hieruͤber bemerkt das Repertory of Patent-Inventions, Februar 1825. S. 136., daß das Mengen des Kochsalzes mit den Steinkohlen in der Retorte keine andere Wirkung haben kann, als Verglasung der erdigen Theile der Kohlen oder Verschlakung derselben. Aus der Beimengung der Bodensteine der Salzpfannen, oder der Pfannensteine, welche oft schwefelsaure Verbindungen enthalten, kann Entwikelung von Kochsalzsaure hervorgehen, die sich mit dem Ammonium in den Steinkohlen verbinden, und dieses neutralisiren, zugleich aber auch den Retorten großen Schaden zufuͤgen kann. Das Durchstroͤmen des Gases durch Salz oder Salz-Aufloͤsung kann, wie wir fuͤrchten, gar keine Wirkung hervorbringen; denn, wenn auch Substanzen, die Schwefelsaͤure bilden konnten, (was kaum vorauszusezen ist), in den Kohlen waͤren, so wuͤrde die Schwefelsaͤure durch den Kohlenstoff zur schwefeligen Saͤure werden, die nicht auf das Kochsalz wirkt. Wenn das Kohlengas durch Metall-Aufloͤsungen geht, so wuͤrde dadurch das geschwefelte Wasserstoffgas entfernt; allein es haͤtte dabei auch positiver Verlust Statt, indem gekohlstofftes Wasserstoffgas, woraus es besteht, sich zugleich mit den Metall-Oxiden in diesen Aufloͤsungen verbinden wuͤrde. Warum die Aufzaͤhlung der verschiedenen Metalle, wenn Eisen hinreicht? Allein, selbst dieses wuͤrde zu theuer seyn, und Silber muß fuͤr jeden Fall wegbleiben. Hrn. Pajot Descharmes's Rectification des Alkohols. Wir haben Polytechn. Journal Bd. XVIII. S. 265. das Verfahren des Hrn. Pajot Descharmes aus den Annales de Chimie, Juli 1825. mitgetheilt. Der Bulletin de la Soc. d'Encouragement N. 257. hat S. 369. die Beschreibung dieses Verfahrens gleichfalls bekannt gemacht, und in einer Note die Bemerkung beigefuͤgt, daß Hr. Pajot Descharmes dieser Gesellschaft noch folgende Bemerkungen uͤber die Vortheile desselben mittheilte: 1) eine gegebene Menge salzsaurer Kalk kann eine unbestimmt lange Zeit benuͤzt werden, wenn man denselben nach jedesmahligem Gebrauche sorgfaͤltig calcinirt; 2) ein halbes Quentchen weiß calcinirter salzsaurer Kalk reicht hin, um ein halbes Liter Alkohol bis auf 40° zu rectificiren, wenn man denselben mehrere Mahle anwendet, und jedes Mahl wieder calcinirt; 3) die Erhoͤhung der Grade des Alkoholes geschieht in geradem Verhaͤltnisse mit der Schwache dieser Maͤßigkeit; 4) man muß dieselbe Fluͤßigkeit 7–8 Mahl der Wirkung des oben angegebenen Gewichtes von salzsaurem Kalke aussezen, um sie auf 40° zu bringen; wenn eine Fluͤßigkeit von 15° zum ersten Mahle dieser Einwirkung ausgesezt wird so wird sie anfangs um 7–8 Grad staͤrker; die Zahl dieser Grade nimmt aber bei allen folgenden Einwirkungen ab, so daß, wenn die Fluͤßigkeit ein Mahl auf 38° gestiegen ist, sie hoͤchstens mehr um 1–1 1/2 Grad zunimmt; 5) die mechanisch bewirkte Bewegung der Fluͤßigkeit und die Erzeugung eines leeren Raumes in den Gefaͤßen, in welchen sie enthalten ist, beschleunigen auf eine sonderbare Weise die Erhoͤhung der Grade sowohl des Alkoholes, als der abzudampfenden und salzigen Maͤßigkeiten, welche man anwendet, so daß einige bis zum Krystallisiren kommen; 6) 3/4 Liter Aufloͤsung von salzsaurem Kalke, die bis auf 32° concentrirt war, enthaͤlt beilaͤufig 6 Unzen weiß calcinirten salzsauren Kalk, und von diesem erhaͤlt man den Zentner oder 50 Kilogramme um 10 Franken. Hr. Pajot Descharmes haͤlt dieses Verfahren zur Anwendung im Großen sehr geeignet, und zwar nicht bloß zur Rectification des Alkohols in der Kaͤlte, sondern auch zur Concentration aller uͤbrigen abdampfbaren Substanzen. Weingeist aus Attich (Sambucus Ebulus). Die treffliche Bibliotheca italiana gibt uns in ihrem neuesten Hefte, November 1825, (ausgegeben am 10. Januar 1826), S. 202. in einem Auszuge aus den bei uns zu wenig bekannten Continuazione degli Atti dell' J. R. Academia economico-agraria dei Georgofili di Firenze, T. IV. 8. Firenze 1825. p. p. Piatti,“ eine gedraͤngte Notiz uͤber die Weise des Hrn. Dr. Giuli, aus Attich-Beeren Weingeist, so gut wie aus Wein, zu bereiten. Dr. Giuli hat sein Verfahren umstaͤndlich in einer Abhandlung dieser Continuazione beschrieben. Den Geruch nach Attich benimmt er den Beeren mittelst Kohlenpulvers, mit welchem er den erhaltenen Attich-Branntwein noch ein Mahl destillirt. Der auf diese Weise erhaltene Branntwein dient zu medicinischem und oͤkonomischen Gebrauche gleich gut, und trefflich zu Tincturen und Rosoli. Er berechnet den Alkohol-Gehalt einer Florentiner-Flasche (fiasco fiorentino), (die beilaͤufig 3 1/4 Pfd. haͤlt) Attich-Saftes zu 2 Unzen, und den Ertrag einer mit Attich bewachsenen Flache von 660 □ Ruthen, (pertiche quadrate) zu 220 Lire. Wenn man in Italien, wo der Wein so wenig Werth hat, aus Attich-Beeren Branntwein brennen kann; warum lassen wir bei uns, wo wir in mancher Gegend alle Chausseegraͤben damit gefuͤllt sehen, diese Pflanze gaͤnzlich unbenuͤzt? Warum vermehren wir dieselbe nicht auf den unwirthbaren Inseln unserer Fluͤsse? Hrn. Mariller's Latern-Feuerzeug. Hr. Vallot erstattet im Bulletin de la Société d'Encouragement N. 257. S. 371. Bericht uͤber Hrn. Mariller's Latern-Feuerzeug (von ihm Microphore oder briquet-lanterne genannt.) Hr. Mariller wohnt rue du Petit-Lion-Saint-Sauveur N. 3., und unsere Bijouterie-Kraͤmer koͤnnen sich dieses bequeme Taschenstuͤkchen von ihm kommen, und zu Nuͤrnberg oder Augsburg nachmachen lassen. Es ist eine gewoͤhnliche Phosphor-Feuerzeug-Buͤchse mit drei Unterabtheilungen, deren eine den Phosphor, die andere die Zuͤndkerzchen, die dritte eine Roͤhre mit einer Feder zur Aufnahme einer Wachskerze, wie an den Kutschen-Laternen, besizt. Diese Roͤhre ist so lang, als die Buͤchse, hat einen Reflector, wie eine Blendlaterne, und einen glaͤsernen Rauchfang, wie eine Argand'sche Lampe; die beiden lezteren schieben sich nach der Laͤnge der Kerze. Der Dekel dient diesem Laternchen als Handhabe. Diese compendioͤse Laterne ist sehr bequem auf Reisen, und, wie ein großer Philosoph in seinem Werke de lucernis bemerkte, uͤberall dort zu gebrauchen, wo es finster ist. Hrn. Poole's neue Kerzen. Hr. Moses Poole, (Patent Office, Lincoln's Inn, London) ließ sich am 9. Jun. 1825 ein Patent auf Zubereitung gewisser Substanzen zur Verfertigung von Kerzen ertheilen, die einen eigens hierzu verfertigten Docht erhalten. Er sagt in seiner Patent-Erklaͤrung, daß der Talg hierzu in zwei Saͤuren geschieden werden muß, wovon die eine fluͤßig, wie Oehl, die andere fest ist, und gibt zwei Methoden an, um dieses außerordentliche chemische Phaͤnomen hervorzubringen. Nach der ersten Methode wird der Talg durch irgend ein Alkali oder durch Kalk in den Zustand einer Seife gebracht, und dann durch irgend eine Saͤure zersezt. Das Product, welches oben auf der Maͤßigkeit schwimmt, wird dann gehoͤrig durchgewaschen, und, da es aus dem Talge in dem Zustande der zwei vorerwaͤhnten Saͤuren besteht, wird es in einer „Oehlpresse“ gepreßt, wodurch die fluͤßige Saͤure aus der festen ausgepreßt wird; erstere kann als Oehl, leztere zum Kerzenmachen verwendet werden. Nach der zweiten Methode wird der Talg destillirt, das uͤbergegangene Produkt gewaschen, und, wie oben, auf der Oehlpresse ausgepreßt, um die fluͤßige Saͤure des Talges von der festen Saͤure zu scheiden. Der Patent-Traͤger sagt, das man sich dieser zweiten Methode auch noch nach der ersten bedienen kann, um die beiden Saͤuren, aus welchen der Talg besteht, vollkommener auszuscheiden. Der Docht wird aus Baumwollengarn verfertigt, und etwas haͤrter, als gewoͤhnlich, gesponnen. Diese Wolle wird um einen diken Draht so gewunden, wie man die Baß-Saiten mit feinem Metalldrahte uͤberspinnt. Der so uͤbersponnene Draht kommt nun in den Model, in welchem die Kerze auf die gewoͤhnliche Weise gegossen, und, nachdem diese ganz erkaltet ist, der Draht aus dem Dochte ausgezogen wird. –––––––––– „Wir haben,“ sagt das Repertory of Patent Inventions, Febr. S. 138. „selten in so wenigen Zeilen so viele grobe Irrthuͤmer und so bare Unwissenheit gefunden. Wir wuͤnschten, als merkwuͤrdigen Beitrag zur Geschichte der Verirrungen des menschlichen Geistes, zu wissen, was den Patent-Traͤger zu der Behauptung verleiten konnte, daß Talg aus zwei Saͤuren besteht, oder, daß die Stoffe, aus welchen er besteht, oder in welche er durch Seifenbildung verwandelt werden kann, Saͤuren sind.“ „Nach dem, was Fourcroy und andere Chemiker uns hieruͤber lehrten, sehen wir nicht ein, wie Talg aus Saͤuren bestehen kann, und selbst die Fettsaͤure (Acide sebacique), die man aus dem Talge durch gewisse Verfahrungs-Arten erhaͤlt, ist, nach Fourcroy, bloße Folge der Einwirkung des Feuers, und war durchaus nicht vorher im Feuer vorhanden.“ „Das erste Verfahren des Patent-Traͤgers ist jenes des Hrn. Braconnot in den Annales de Chimie, 1815, nach welchem der in Seife verwandelte Talg durch Saͤure in Fettwachs und Oehl, nicht aber in zwei Sauren, zersezt wird. Wir sehen nicht ein, wie irgend Jemand ein Recht auf Monopol mit einem Verfahren in Anspruch nehmen kann, welches bereits zehn Jahre lang im Lande bekannt ist.“ „Wie irgend ein Mensch von einigem Menschenverstande von dem zulezt angegebenen Verfahren auch nur den mindesten Vortheil erwarten kann, sehen wir nicht ein, indem nur Schaden dadurch entstehen muß. Ein großer Theil des Talges wird dadurch in Ammonium verwandelt werden, in Fettsaͤure, und in stinkendes empyreumatisches Oehl, welches leztere man wegen seines Gestankes kaum zu irgend etwas gebrauchen kann, und welches selbst dem wenigen noch uͤbrig gebliebenen Talge seinen Wohlgeruch mittheilen, nicht aber denselben verbessern wird.“ „Selbst das zuerst angegebene Verfahren, obschon man durch dasselbe noch Fettwachs zur Kerzen-Bereitung erhalten kann, wird, nach Abzug der Kosten des Alkali zur Seifenbildung, der Saͤure zur Zersezung, der Arbeit und anderer damit verbundener Auslagen, des Verlustes an Gewicht, eben so wenig Vortheil gewaͤhren, als die von Dr. Gibbs vor einigen Jahren vorgeschlagene Fettwachs-Bereitung aus tobten Pferden, welches Fettwachs der Hr. Doctor Gibbesium nannte. Ueberdieß kommt man durch dieses Verfahren auch noch unter die Accise und alle Qualen derselben, die die Seifensiederei so sehr belasten.“ Zusammensezung der Borax-Saͤure. Nach einer interessanten Abhandlung des Hrn. Soubeiran uͤber Boraxsaͤure im Journal de Pharmacie, December 1825. S. 558. besteht die Borax-Saͤure aus 1 Atom Boron, und 6 Atomen Sauerstoff. Wenn das Atom Sauerstoff = 100, so ist das Gewicht eines Atomes Boron 215,14. Kaͤufliche Blausaͤure enthaͤlt oͤfters Queksilber. Hr. Regimbeau, Apotheker zu Montpellier sah bei einem seiner Collegen einige Tropfen Blausaͤure, die auf die messingene Wagschale fielen, diese leztere weiß faͤrben, und gleichsam verzinnen. Diese Blausaͤure hatte der Apotheker von einem Materialisten gekauft, welcher dieselbe von Paris bezog. Hr. Regimbeau vermuthete Queksilber in dieser Saͤure, und pruͤfte sie auf dasselbe mit geschwefeltem Wasserstoffe; ein reichlicher schwarzer Niederschlag zeigte sich als Schwefel-Queksilber. Wahrscheinlich war diese Mausaure nach Vauquelin's Methode bereitet, naͤhmlich durch Zersezung des Queksilber-Cyanuͤrs, und der Fabrikant hat nicht hinlaͤnglich geschwefelten Wasserstoff angewendet, um dasselbe zu zersezen. (Vergl. Journal de Pharmacie. December 1825. S. 565.) Neue Glasfabrike. Die beruͤhmte Abtei, Val St. Lambert bei Luͤttich, wird in eins ungeheure Kristall- und Glasfabrik verwandelt, die nahe an tausend Arbeiter beschaͤftigen soll. Es waͤre an der Zeit, daß auch unsere Glasfabriken einen kraͤftigem Aufschwung bekamen, zumahl ihnen Vortheile mancher Art zu Gebote stehen. Nomenclatur der Mineralien. Mineralogen und Juweliere, welchen es um gruͤndliche Kenntniß der Nomenclatur ihrer Wissenschaft zu thun ist, machen wir auf Hrn. von Hammers Ramyna delle opere che trattano della letteratura orientale publicate in Europa dall' anno 1816 al 1820 in der Biblioteca italiana, Novembre 1825, S. 223. aufmerksam, wo sie manches Interessante hieruͤber finden werden. Ueber Kniffe der Mineralien-Haͤndler. Hr. Wilh. Maclure, Praͤsident der American Geological Society, schreibt an Prof. Silliman (American Journal of Science and Arts, Vol. IX. [Gill's technical Repository, December, 1826, S. 372.]) „Das Betragen vieler europaͤischer Mineralien-Haͤndler ist in einem hohen Grade scandaloͤs und niedertraͤchtig. Einige von ihnen verfaͤlschen die Fundoͤrter, uͤbertreiben die Seltenheit, und vertheuern alle Mineralien, die sie erreichen koͤnnen, und, um dieselben desto theurer verkaufen zu koͤnnen, zerstoͤren sie das, was sie davon gesammelt haben, mit der Wuth des gierigsten Geizes in Tausenden von Stuͤken, waͤr' es auch bloß, um einen seltenen Fundort dort zu erzeugen, wo diese Mineralien haͤufig vorkommen; sie verheimlichen und verfielen den Fundort so, daß es jedem, der nach ihnen kommt, schwer wird, sich irgend ein Stuͤk des gesuchten Minerales zu verschaffen. Ein solches Verfahren ist nicht bloß feindselig gegen die Wissenschaft und gegen alle Ehrlichkeit, sondern sie verlaͤngert das Reich der Unwissenheit und des Elendes, haͤlt die Menschheit auf in ihrem Fortschreiten zur (Zivilisation, und ist zehntausend Mahl straͤflicher und verbrecherischer, als das Benehmen der hollaͤndischen Gewuͤrzhaͤndler, die Schiffsladungen von Gewuͤrzen verbrannten, um den Preis des Ueberrestes zu erhoͤhen, indem sie nur unseren verwoͤhnten Gaumen zu Genuͤssen reizten, die uns vielleicht mehr schadeten, als nuͤzten, waͤhrend diese Zerstoͤrer dasjenige verwuͤsten, was zur Verbreitung der Kenntnisse unentbehrlich ist, und dadurch die geschaͤftigsten Agenten viehischer Unwissenheit, und die Stuͤzen des Despotismus, der Andaͤchtelei, Grausamkeit und Barbarei und alles Unheiles werden, das die Menschheit martert. Denn all dieses Unheil geht lediglich von Unwissenheit aus, und wird nur durch diese unterhalten und fortgepflanzt; Unwissenheit ist die Quelle, die einzige Wurzel, aus welchem alles Elend uͤber das Menschengeschlecht sich verbreitet.“ „Ich lebe des Vertrauens, daß kein amerikanischer Mineralog, und selbst kein amerikanischer Mineralien-Haͤndler solchem schaͤndlichen Beispiele folgen, und sich von Gewinnsucht oder irgend einem zeitlichen Vortheile zu solchen Verbrechen der beleidigten Menschheit wird verfuͤhren lassen.“ 153) Hrn. Barton's Metall-Staͤmpel154) leisten praͤchtige Dienste in den Bergwerken von Cornwallis; sie sind vier Monathe ununterbrochen im Gange, ohne des mindesten Nachsehens zu beduͤrfen. Hr. Joh. Barton vertheidigt sich bei der Gelegenheit, wo er obige Notiz in Gill's techn. Repos. December, 1825, S. 347. mittheilt, gegen die HHrn. P. A. Browne und Holden aus Philadelphia, welche ihm diese Erfindung streitig machen wollen. Verfertigungs-Art der Maurer-Kellen in England. Die Maurer (Brick-layers) hauen in England ihre Ziegel gewoͤhnlich mit der Kelle zu. Dieses Werkzeug muß demnach sehr fest und dauerhaft seyn. Walby's Kellen und Gill's Saͤgeblaͤtter waͤren in ganz England beruͤhmt. Erstere wurden, nach Gill's technical Repos. December, 1825, S. 361. auf folgende Weise verfertigt. Man waͤhlte zu denselben den besten Schar-Stahl (Shear-steel), der auf das sorgfaͤltigste ausgearbeitet wurde; vorzuͤglich huͤthete man sich denselben zu uͤberhizen. Wenn sie entweder durch Streken oder Schmieden zur gehoͤrigen Dike ausgearbeitet waͤren, wurden sie nicht bloß in einem reinen Hohl-Feuer gehizt, um ja mit keiner Asche (einders) in Beruͤhrung zu kommen, sondern sie wurden auch vor dem lezten Planiren unter den raschen Schlagen eines von einer Dampf-Maschine getriebenen Hammers mittelst einer sehr sinnreichen elastischen, sich drehenden, Stahlbuͤrste von Hrn. Walby's Erfindung sorgfaͤltig von allen Schuppen gereinigt. Hr. Walby hatte alle moͤgliche Aufmerksamkeit bei dem Harten, und loͤschte die Kellen bei demselben in einer eigenen Haͤrtungs-Fluͤßigkeit, die derjenigen aͤhnlich war, deren sich die Saͤgeblaͤtter-Fabrikanten bedienen. Er gab ihnen hierauf Feder-Haͤrtung, und haͤrtete sie mit dem Hammer aus. Nach dem Schleifen ließ er sie, um ihnen wieder die gehoͤrige Elasticitaͤt zu verschaffen, blau anlaufen und dann poliren. Gesezgeberei uͤber Bleiweiß-Fabrication in Frankreich. Als der Gesundheits-Rath zu Paris, in Auftrag der Praͤfectur, die Ursachen der vielen und gefahrvollen Krankheiten der Arbeiter in den Bleiweiß-Fabriken untersuchte, zeigte sich, daß vorzuͤglich diejenigen Arbeiter am meisten und am schwersten litten, welche mit dem Formen des Bleiweiß-Teiges in Kuchen oder Brote beschaͤftigt waͤren. Da nun durch dieses Formen die Guͤte des Bleiweißes nicht nur nichts gewinnt, sondern sogar, indem das Bleiweiß immer nur gepuͤlvert angewendet wird, Zeit und Arbeit dabei verloren geht, so schlug der Gesundheits-Rath vor, den Verkauf des Bleiweißes unter anderer Form, als derjenigen, die es durch seine Erzeugung selbst erhaͤlt, zu verbiethen. Es erschien eine k. Ordonnance, welche den Verkauf des Bleiweißes in Kuchen oder Broten auf das Strengste verboth; und gegen diese Ordonnance haͤuften sich Reclamationen ohne Ende von Seite der Bleiweiß-Fabrikanten in den Provinzen. Der Gesundheits-Rath wurde neuerdings befragt, und bestand, natuͤrlich, auf Handhabung des nun einmahl erlassenen weisen Gesezes; allein die Regierung selbst fand ein hoͤheres Interesse daran, die so eben erlassene Verordnung zu widerrufen, und Verfertigung und Verkauf des Bleiweißes in Broten oder Kuchen neuerdings zu erlauben. (Vergl. Mercure technologique, December 1825. S. 283.) Kuͤnftige Baugeseze zu Paris. Da die Wuth zu bauen in Paris mit jedem Tage zu wachsen scheint, und, was man von Pariser Baumeistern kaum erwarten sollte, mehrere derselben nicht einmahl so klug sind, wie die Voͤgel des Himmels, die ihre Nester jedes Mahl so anlegen, daß es ihnen und ihrer kleinen Familie niemahls an Sonne und Luft gebrechen kann, indem sie dieselben immer gegen Mittag kehren, da mehrere der neu erbauten Haͤuser wahre Gefaͤngnisse sind, in welchen es den Einwohnern derselben an den beiden ersten Bedingungen eines gesunden Lebens, an Sonnenlicht und Luft, gebricht; da die Sterblichkeit in mehreren nach diesen feinen Grundsaͤzen erbauten Gassen und Gebaͤuden ganz ungeheuer groß wird, und die Aerzte die Kranken in denselben nicht mehr zu heilen vermoͤgen; so hat der Gesundheits-Rath zu Paris den Hrn. Praͤfecten in seinem lezten Jahres-Berichte eingeladen, hierauf die gehoͤrige Ruͤksicht zu nehmen, und bei Anlage der neuen Straßen sowohl, als der Gebaͤude selbst, fuͤr Luft und Sonnenlicht Sorge zu tragen. (Vergl. Annales d'Industrie etc., December 1825. S. 296.) Ueber einige Gummi-Arten. Hr. Graf Dominicus Paoli theilt in dem Giornale di Fisica, Decad. II., T. VIII. 2do Bimestre, S. 447, ein Schreiben an Hrn. Ant. Orsini di Ascoli mit, in welchem er zwei Arten von Gummi beschreibt) die eine von Koelreutera paniculata, die andere von Sophora japonica. Das Gummi der ersteren Pflanze (die einst bei Linne Sapindus chinensis), bei L' Heritier Koelreutera paulinoides hieß) floß zufaͤllig aus einem uͤbrigens gesunden Baume; es ist durchsichtig, mehr oder minder hell weingelb, hat einen unregelmaͤßigen glaͤnzenden Bruch, ist anfangs weich, klebrig, und laͤßt sich in lange Faͤden ziehen, wird aber bald troken und bruͤchig. Es ist geruchlos, und schmekt wie arabisches Gummi. Die specifische Schwere des troknen Gummi ist 1,3991. In kaltem Wasser loͤst sich dieses Gummi ohne Ruͤkstand auf, und bildet eine wasserhelle farbenlose Aufloͤsung. Im Alkohol loͤst es sich nicht auf; der Alkohol, in welchem man dieses Gummi mehrere Stunden lang gehalten hat, verfluͤchtigt sich ohne Ruͤkstand, und truͤbt sich auch nicht durch zugegossenes Wasser; im Gegentheile schlaͤgt der Alkohol dieses Gummi aus seiner waͤsserigen Aufloͤsung nieder. Salpetersaͤure aͤndert durchaus nicht die Farbe desselben. Kiesel-Pottasche-Aufloͤsung schlaͤgt dasselbe in Floken nieder; auch basisch essigsaures Blei erzeugt einen Niederschlag in dieser Aufloͤsung. Oxydirtes salzsaures Zinn bringt keine Wirkung hervor. Dieses Gummi kommt also dem arabischen sehr aͤhnlich, und ließe sich statt desselben in Kuͤnsten gebrauchen, wenn man es nur in Menge erhalten koͤnnte. Das Gummi aus Sophora japonica fließt von sich selbst in copalfaͤrbigen Thraͤnen aus, die zuweilen sehr hell sind. Auf dem Bruche zeigt es Harzglanz, und sieht uͤberhaupt so aus, daß man es, oberflaͤchlich betrachtet, eben so gut fuͤr Harz, als fuͤr Gummi halten koͤnnte. Es vertroknet nach einiger Zeit, wird aber nicht leicht zerbrechlich, und so hart es ist, laͤßt es sich doch schneiden. Vielleicht ertheilt ihm die Bassorine, die es enthaͤlt, diese Zaͤhigkeit. Seine specifische Schwere ist 1,2604. Einige Zeit im Alkohol gelegen, verlor es nichts an seinem Gewichte, und Wasser erzeugte keine Truͤbung in diesem Alkohol. In destillirtem Wasser loͤste sich ein Theil desselben auf, der andere blieb als sehr aufgeblaͤhte, weiße Gallerte liegen, die ich bald als Bassorine erkannte. Der aufgeloͤste Theil gab, abgeraucht, ein gelbliches Gummi, das 0,69 des ganzen Gewichtes des angewendeten Gummi betrug, so daß 0,31 fuͤr Bassorine bleiben. Die waͤsserige Aufloͤsung des aufloͤslichen Theiles dieses Gummi, oder des eigentlichen Gummi, mit oxydirtem salzsaurem Zinn verbunden, verwandelte sich auf dieselbe Weise in Gallerte, wie Thomson es an dem aufloͤslichen Theile des Gummi verschiedener Arten von Prunus fand. (Syst. de Ch. T. IV. p. 83. franz. Ausg. v. 1818.) Mit Alkohol und Kiesel-Pottasche bildete die Aufloͤsung einen Niederschlag; und obschon dieser mit lezterer sich spaͤter bildete (was zuweilen davon abhaͤngt, daß die Aufloͤsung nicht gehoͤrig gesaͤttigt ist), so bildete er sich endlich doch in Floken. Basisch essigsaures Blei wirkte nicht gleich Anfangs, machte aber doch die Aufloͤsung truͤbe, und erzeugte endlich einen weißen Niederschlag. Ungeachtet der verschiedenen Einwirkung des basisch essigsauren Bleies scheint daher das Gummi, das die Bassorine hier begleitet, dem arabischen Gummi und dem Gummi der Prunus-Arten gleich zu kommen, oder wenigstens eine Abart des ersteren zu seyn.155) Gute Aepfel-Sorten zu erhalten. Bekanntlich arten die schoͤnsten Aepfel-Sorten durch Pfropfen immer mehr und mehr aus, und manche der besten Sorten sind bereits verschwunden; der Grund hiervon muß jedem Gartenfreunde von selbst einleuchten. Diese Thatsache ist auch in England ein Gegenstand allgemeiner Klage; um diesem Unheile abzuhelfen, schlagt ein Hr. W. D. im Mechanics' Magazine, 21. Jaͤner, 1826. S. 215. vor; die Kerne vollkommen reifer Aepfel oͤfters, als bisher zu saͤen; eine Maxime, die jeder kluge Pomolog von jeher fleißig befolgte, und die auch einer unserer besten Pomologen, Dr. Gall, der Kranioskop, in seinen Garten zu Wien ehevor, wie jezt zu Paris am Mont-rouge, allen seinen Freunden in Vertumno einschaͤrfte. Hr. W. D. sagt am ang. Orte: „daß man in jedem vollkommen reifen Apfel einen oder zwei runde Kerne findet, waͤhrend die uͤbrigen mehr stach sind; daß man nur die runden Kerne legen soll, welche die Sorte fortpflanzen, nicht aber die flachen, welche wieder auf den Wildling zuruͤkfuͤhren, obschon die Samen der Wildlinge auch rund waͤren.“ Wenn man auch die Erfahrungen, worauf Hr. W. D. sich bezieht, bezweifeln wollte, so fordert es doch immer pomologische Klugheit, fleißig die Samen veredelter Aepfel-Sorten zu legen, und unter diesen Samen die vollkommensten, also die rundesten, auszuwaͤhlen. Berichtigung. Die in dem London Journal of Arts and Sciences befindliche und daraus in dem polytechnischen Journale (Bd. XVIII. S. 173. und andern viel gelesenen Zeitschriften) aufgenommene Darstellung meiner Methode, kuͤnstliche Mineral-Waͤsser zu bereiten, ist in dem London Journal sehr oberflaͤchlich abgefaßt, und die mir dort untergelegten Ansichten uͤber Mineral-Waͤsser und namentlich der von Selters, sind den meinigen geradezu entgegengesezt etc. auch ist das, was meine Methode auszeichnet, zu wenig herausgehoben. Von den in meiner Anstalt eingefuͤhrten Apparaten ist nur ein Theil angefuͤhrt, und die Beschreibung derselben so duͤrftig und entstellt, daß ich mich genoͤthiget sehe, mich hierdurch gegen alle Folgerungen zu verwahren, die aus den erwaͤhnten Aufsaͤzen gezogen werden konnten, und zu bitten, jedes Urtheil noch so lange aufzuschieben, bis ich selbst diesen Gegenstand, wie ich mir vorgenommen, der oͤffentlichen Beurtheilung werde vorgelegt haben. Dr. Struve.