Titel: Ueber drei neue Soda-Salze. Von Thom. Thomson, M. D. F. R. S.
Fundstelle: Band 20, Jahrgang 1826, Nr. XV., S. 54
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XV. Ueber drei neue Soda-Salze. Von Thom. Thomson, M. D. F. R. S. Aus den Annales of Philosophy. Decbr. 1825. S. 435. Mit Abbildungen auf Tab. I. Thomson, über drei neue Soda-Salze. Die Zahl der, von den Chemikern mit mehr oder weniger Aufmerksamkeit untersuchten, Salze belaͤuft sich schon auf mehr als 840. So groß diese Zahl auch scheinen mag, so betraͤgt sie doch nur einen geringen Theil jener salzartigen Verbindungen, deren Bildung moͤglich ist. Wir koͤnnen kaum eine der gewoͤhnlichsten Substanzen mit irgend einiger Aufmerksamkeit untersuchen, ohne auf neue und unvorhergesehene Erscheinungen zu stoßen. Die Kenntniß der salzartigen Verbindungen, und der Graͤnzen, welche dieselben beschranken, sind so wichtig, daß wir nicht im Stande sind, im Allgemeinen uͤber diesen Gegenstand zu urtheilen, Taͤglich zeigen sich uns Verbindungen, welche offenbar von unseren vorgefaßten Begriffen abweichen. Gibt es, z.B. eine Meinung, die fuͤr feststehender gaͤlte, als diese, daß die salzartige Verbindung von Schwefelsaͤure und Soda nicht krystallisiren kann, ohne sich mit einer bedeutenden Menge Wasser zu verbinden? Und dennoch habe ich neuerlich mit dieser Saͤure und dieser Basis vollkommene, wasserfreie Krystalle in bestimmten Verhaͤltnissen dargestellt. Die kaͤufliche Soda enthaͤlt jedes Mahl etwas Schwefelsaͤure und Eisen. Ich bereite mir daher meine Salzsaͤure zu Analysen dadurch, daß ich so lange salzsaures Gas durch destillirtes Wasser stroͤmen lasse, als dieses noch etwas davon aufnimmt. Das gewoͤhnliche Salz, aus welchem ich das salzsaure Gas entwikle, wird in eine große Retorte gebracht, und hierauf die, zur Zersezung noͤthige, Schwefelsaͤure, nach und nach durch die Tubulatur eingetragen. Die Retorte wird durch eine Lampe erhizt. Auf diese Weise entwikelt sich anfangs eine große Menge Gases, welches aber gradweise abnimmt, und zulezt ganz aufhoͤrt, ehe noch alles Kochsalz in schwefelsaure Soda verwandelt ist. Die vollkommene Zersezung kann auch nur mit so vieler Arbeit, und durch Wiederholung so vieler Processe geschehen, daß ich es nicht der Muͤhe werth finde, sie weiter als bis auf einen gewissen Punct fortsezen. In der Retorte bleibt ein verhaͤrtetes, weißes und sehr sauer schmekendes Salz, welches, ich dadurch aufloͤse, daß ich die Retorte mit Wasser fuͤlle, und im Sandbade digerire. Diese ruͤkstaͤndige Salzmasse ist so schwer aufloͤslich, daß wiederholtes Digeriren und sehr viel Wasser noͤthig ist, um dieselbe aus der Retorte zu entfernen. Wird die erste, auf diese Weise erhaltene, Aufloͤsung, welche viel uͤberschuͤssige Schwefelsaͤure aufgeloͤst enthaͤlt, im Sandbade concentrirt, und dann der Krystallisation uͤberlassen, so entstehen anfangs Krystalle, welche der Form nach dem Glaubersalze sehr aͤhnlich, aber viel fester und schwerer sind, und einen ausgezeichnet sauren Geschmak besizen. Diese Krystalle erscheinen nicht immer, und ich konnte die Umstaͤnde nicht ausmitteln, unter welchen sie sich bilden: wahrscheinlich steht aber ihre Bildung mit dem Verhaͤltnisse der, in der Fluͤßigkeit enthaltenen uͤberschuͤssigen. Saͤure in Verbindung. Ich erhielt sie einige Mahle unter den eben angegebenen Umstaͤnden, und habe keinen Grund zweifeln, daß andere Chemiker bei demselben Verfahren sie nicht ebenfalls erhalten sollten. Diese Krystalle bilden ein neues wasserfreies Salz, welches ich nach seinen Bestandteilen Soda-Sesquisulphat nennen, und dessen Eigenschaften und Analyse hier kurz angeben will. Die Grundform des gewoͤhnlichen Soda-Sulphates Fig. 7. ist ein doppelt schiefes vierseitiges Prisma mit folgenden Winkeln: M auf T: 108° P auf T 101° 30 P auf M 128° (mit einem gewoͤhnlichen Goniometer gemessen.) Die scharfen Kanten des Prisma sind oft abgestumpft, so daß ein sechsseitiges. Prisma entsteht. Die Krystalle des Soda-Sesquisulphates sind anfangs vollkommen durchsichtig, allein ich erhielt sie nie in einem Zustande, der die Messung derselben gestattete. Ich halte die Grundform fuͤr ein gerades vierseitiges Prisma. Die zwei Formen, welche ich bemerkte, sind Fig. 8 und 9. abgebildet. Fig. 7. ist ein achtseitiges Prisma, an dessen Ende eine vierseitige Pyramide ist, welche statt der Spize den Rhombus, P, hat. Die Neigung von M, auf T betraͤgt 90°. Ich halte daher, M und T, fuͤr zwei Grundflaͤchen des urspruͤnglichen geraden vierseitigen Prisma. Die Flaͤchen, d, e, entstehen durch Abstumpfung der Kanten der Grundform. P, betrachte ich als einen Ueberrest der urspruͤnglichen Endflaͤche des Prisma. Die Stellung derselben ist schief; ich war jedoch nicht im Stande sie zu messen. Die vier pyramidalen Flaͤchen, a, b, c, entstehen durch Abstumpfung der Endkanten des urspruͤnglichen Prisma. Ich fand keinen Krystall, der der Figur 9. vollkommen aͤhnlich gewesen waͤre. Die Seitenkanten der Grundform sind immer abgestumpft; die Fig. 9. dargestellte zweiflaͤchige Spize kommt jedoch zuweilen vor: sie entsteht offenbar durch Abstumpfung zweier Kanten an der Basis der Grundform. Sehr haͤufig kommen die in diesen zwei Figuren dargestellten Modifikationen zusammen vor, wodurch die abgestumpfte Endpyramide 7 Flaͤchen statt 5 erhaͤlt. Der Geschmak des Salzes ist sehr sauer. Legt man einen Krystall auf Flußpapier, so wird dieses feucht und sauer, und bleibt auch so, obwohl der Krystall nicht merklich Feuchtigkeit anzieht, sondern hart und fest, und auf der Oberflaͤche vollkommen troken bleibt. Das Papier bleibt auch troken, wenn man die Krystalle mit Wasser abwaͤscht. Das Salz zeigte nicht die geringste Neigung zur Verwitterung, obwohl es bei troknem Wetter mehrere Tage lang der Luft ausgesezt war. Das specifische Gewicht des Salzes betraͤgt, bei 63° F., 2, 26. Ich bestimme das specifische Gewicht der in Alkohol unaufloͤslichen, Salze, indem ich eine enge graduirte, Roͤhre bis zu einem bestimmten Puncte mit Alkohol fuͤlle, und eine bestimmte Menge der Krystalle (40 Gran z.B.) in dieselbe bringe, deren Volumen sich daraus ergibt, daß man beobachtet, um wie viel die Oberflaͤche des Alkoholes steigt. Aus diesen Daten laͤßt sich, da man weiß, daß das Gewicht des hundertsten Theiles eines Kubik-Zolles Wassers, 62°, 2,5272 Gran betraͤgt, leicht die specifische Schwere des Salzes berechnen. Denn, sind z.B. 40 Grane des Salzes ein Equivalent fuͤr das Volumen von 10/100 eines Kubik-Zolles, oder 25,272 Gran Wasser, so betraͤgt die specifische Schwere desselben 1,58. Bei einer Temperatur von 63° F. loͤsen 100 Theile Wasser uͤber 25 Theile dieses Salzes auf. Die Krystalle wurden hierzu vorher gepuͤlvert, und die Aufloͤsung dadurch bewirkt, daß man 10 Theile des Salzes in einer Glasroͤhre mit 100 Theilen Wasser schuͤttelte. Nach Aufloͤsung dieser 10 Theile wurden neuerdings 10 zugesezt. Zwanzig Theile loͤsten sich auf diese Weise vollkommen auf; allein nach Aufloͤsung der Haͤlfte der dritten 10 Theile beginnen sich Krystalle in der Fluͤßigkeit zu bilden, und sich auf den Boden derselben zu sezen, wodurch dem Processe ein Ende gemacht wurde. Die Krystalle sind gewiß gewoͤhnliches Soda-Sulphat; denn wir wissen aus Gay-Lussac's Versuchen, daß, bei einer Temperatur von 64° F., 100 Theile Wasser nur 16,73 Theile wasserfreies Soda-Sulphataufloͤsen; 25 Theile Soda-Sesquisulphat enthalten aber 19,5 wasserfreies Sulphat. Scheidet man daher das Soda-Sulphat durch Krystallisation aus der Fluͤßigkeit ab, so bleibt eine sehr saure Fluͤßigkeit zuruͤk. Erhizt man Soda-Sesquisulphat im Sandbade, so schmilzt es nicht, erleidet auch sonst keine Veraͤnderung, und verliert nur sehr wenig an Gewicht; 40 Grane erleiden bei dieser Behandlung einen Gewichts-Verlust von 1,2 Gran. Selbst wenn man dasselbe in einem Platinna-Tiegel bis zum Rothgluͤhen erhizt, ist der Gewichts-Verlust unbedeutend. Es wurde hierauf mit einer hinlaͤnglichen Menge Ammonium-Carbonat vermengt, und solang uͤber einer Weingeist-Lampe erhizt, bis nichts mehr davon ging. Vierzig Gran erlitten bei dieser Behandlung einen Verlust von 8,7 Gran. Die ruͤkstaͤndigen 31,3 Gran gaben sich bei der Untersuchung als wasserfreies Soda-Sulphat zu erkennen, welches besteht aus: Schwefelsaͤure 17,38 Soda 13,91 ––––– 31,30 Vierzig Gran Soda-Sesquisulphat-Krystalle wurden in Wasser aufgeloͤst, und mit salzsaurem Baryte gefallt. Der erhaltene schwefelsaure Baryt wog, nachdem er ausgewaschen, getroknet, und roth gegluͤht wurde, 75 Gran, welche 25,42 Gran Schwefelsaͤure entsprechen. Zieht man von 25,42. 17,38, die Menge der Saͤure, ab, welche in 40 Gran neutralem wasserfreien Soda-Sulphat enthalten ist, so bleiben 8,03, was beinahe der dritte Theil von 25,42 ist. Die Bestandtheile des Salzes sind also: Schwefelsaͤure 25,42 oder 7,31 Soda 13,91   – 4,0 Verlust   0,67   – 0,19 ––––– 40,00 Wenn der Verlust aus Schwefelsaure besteht, wie es nicht unwahrscheinlich ist, so ist das Salz wasserfrei, und enthaͤlt: 1 1/2 Atom Schwefelsaͤure   7,5 1 Atom Soda   4,0 ––––– 11,5 Da sich in der Fluͤßigkeit, aus welcher ich diese Krystalle erhielt, auch noch Kochsalz befand, so glaubte ich, es moͤchte vielleicht auch etwas Salzsaͤure in dem Salze enthalten seyn; allein, bei Pruͤfung einer verduͤnnten Aufloͤsung dieser Krystalle mit salpetersaurem Silber zeigte sich kein Niederschlag. Hieraus erhellt, daß sich keine Salzsaͤure in dem Salze befindet, sondern, daß es bloß aus Schwefelsaͤure und Soda besteht. 2. Soda-Bisulphat. Wenn man Glaubersalz in verduͤnnter Schwefelsaͤure aufloͤst, und nach hinlaͤnglicher Concentration die Aufloͤsung der Krystallisation uͤberlaͤßt, so schießen zahlreiche durchsichtige prismatische Krystalle an, welche auf den ersten Anblik dem gewoͤhnlichen Soda-Sulphat sehr aͤhnlich zu seyn scheinen. Diese Krystalle zerfließen an der Luft kaum merklich, (wenigstens ist ihre Zerfließbarkeit sehr gering); legt man sie aber auf Flußpapier, so wird dieses bald feucht, und bleibt auch so. Das Salz wurde vier Mahl nach einander auf trokenes Papier gebracht, allein immer wurde dieses wieder feucht. Hieraus schließe ich, daß das Salz etwas Wasser aus der Luft anziehe. Die Krystalle bestehen, wenn sie sich unter guͤnstigen Umstaͤnden bilden, aus vierseitigen Prismen mit schiefer Endflaͤche, wie sie Fig. 10. zeigt, und kommen den Krystallen der gewoͤhnlichen schwefelsauren Soda so ziemlich gleich; wahrscheinlich sind die Neigungen der Flächen aber etwas verschieden, obschon noch keiner der Krystalle mit dem Reflexions-Goniometer gemessen werden konnte. Alle Krystalle, welche ich beobachtete, sind vierseitige Prismen. An einigen Krystallen besizt die Endflaͤche die Form der Flaͤche, a, an Fig. 11. obschon das Prisma vierseitig ist. Die Lage der Flaͤche, a, ist, in Hinsicht auf das Prisma, viel schiefer, als die der Flaͤche, P. Sie entsteht also wahrscheinlich durch Abstumpfung der Endkante der Flaͤche, M. Ich konnte an der, der Flaͤche, M, entgegengesezten, Seite des Prisma keine, der Flaͤche, a, entsprechende. Flaͤche finden, wahrscheinlich ist aber bloß der unvollkommene Zustand der Krystalle Schuld daran. Der Geschmak dieses Salzes ist sehr sauer. Haͤlt man einen Krystall in die Flamme des Kerzenlichtes, so schmilzt derselbe wie ein Stuͤk Eis. Das Salz schmilzt auch, wenn man es im Sandbade erhizt, und bleibt so lange fluͤßig, als die Hize nicht uͤber 300° betraͤgt; dabei erleidet es kaum irgend einen Gewichts-Verlust. 18,5 Gran des auf Flußpapier getrokneten Salzes wurden in einem kleinen Platinna-Tiegel uͤber der Weingeist-Lampe erhizt, und so lange roth gegluͤht, als sich noch ein bemerkbarer Rauch entwikelte. Das Salz schmolz anfangs, sott hierauf, und stieß eine bedeutende Menge schwefelsauren Dampfes aus. Nach einiger Zeit bekam es eine trokene Kruste, welche bei erhoͤhter Hize schmolz, und waͤhrend der ganzen weiteren Dauer des Versuches fluͤßig blieb. Der Gewichts-Verlust betrug 8,1 Gran, und das Salz roͤthete blaue Pflanzensaͤfte so stark, als vorher. Ich nahm diesen Versuch in der Absicht vor, um auszumitteln, ob das Soda-Bisulphat ebenso hartnaͤkig, als das Pottasche-Bisulphat, einen bestimmten Theil der uͤberschuͤssigen Saͤure zuruͤkhaͤlt; denn es ist bekannt, daß auf dem Pottasche-Bisulphate durch Erhizen uͤber der Weingeist-Lampe nicht alle uͤberschuͤssige Saͤure ausgetrieben werden kann. Wir sehen, daß sich das Soda-Bisulphat ebenso verhaͤlt. Das specifische Gewicht dieses Salzes beträgt 1,800. Eine, bei 60° F. mit dem Salze gesaͤttigte, Menge Wasser wurde in einer Glaskapsel im Sandbade so lange abgedampft, bis sie keinen Gewichts-Verlust mehr erlitt. 226,7 Gran Wasser, welche auf diese Weise behandelt wurden, ließen 109,07 Gran Soda-Bisulphat zuruͤk. Hieraus folgt, daß bei 60° F. 100 Theile Wasser 92,72 Theile dieses Salzes aufloͤsen. Es ergibt sich ferner aus diesem Versuche, daß das Soda-Bisulphat bei 60° F. mehr als zwei Mahl so leicht auflöslich ist, als das Soda-Sulphat; denn wir wissen aus Gay-Lussac's Tabelle, daß 100 Theile Wasser bei 60° bloß 38,39 Theile Glaubersalz aufloͤsen. Zur Ausmittelung der Bestandtheile dieses Salzes wurden 20 Gran desselben, nachdem sie vorher mit etwas kohlensaurem Ammonium vermengt worden waren, uͤber einer Weingeist-Lampe in einem, kleinen Platinna-Tiegel so lange erhizt, bis alle uͤberschuͤssige Saͤure und alles Wasser ausgetrieben war, und neutrales Soda-Sulphat zuruͤkblieb. Dieses wasserfreie und neutrale Sulphat wog 9,7 Gran, und bestand aus: Schwefelsaͤure 5,377 Soda 4,322 ––––– 9,7 Zwanzig Gran des Salzes wurden in Wasser aufgeloͤst, und mit salzsaurem Baryte gefaͤllt. Das dadurch erhaltene Baryt-Sulphat wog, nachdem es ausgewaschen, getroknet und roth gegluͤht worden war, 30,32 Gran, welche 10,278 Gran Schwefelsaͤure entsprechen. Nun kommt 10,278 dem Producte von 5,377 × 2 so nahe, daß beinahe kein Zweifel mehr uͤbrig bleibt, daß das Salz 2 Atome Schwefelsaͤure enthaͤlt. Ich fand durch einen Versuch, der sogleich angegeben werden soll, daß die Ursache, aus welcher die Schwefelsaure, die man durch den salzsauren Baryt erhaͤlt, nicht genau des Doppelte von der, in dem neutralen Soda-Sulphat enthaltenen, betraͤgt, von einem Mangel herruͤhrt, welcher hoͤchst wahrscheinlich von etwas, dem analysirten Salze anhaͤngenden, Wasser herkommt; denn es ist sehr schwer, das Salz in einem solchem Zustand von Trokenheit zu versezen, daß es zur Analyse tauglich ist. Betrachten wir das Salz als ein Bisulphat, und rechnen daher die Saͤure doppelt so hoch, als in dem neutralen Sulphate von 20 Gran des Salzes gefunden wurde, so ergeben sich folgende Bestandtheile: Schwefelsaͤure 10,755 oder 10,0 Soda   4,322   –   4,0 Wasser   4,922 Die Zahlen der zweiten Columne sind die Aequivalente fuͤr die atomischen Gewichte ihrer Bestandtheile. 4,57 kommt 4 Atomen Wasser so nahe, daß ich mich fuͤr berechtigt halte, folgende Bestandtheile des Salzes anzugeben: 2 Atome Schwefelsaͤure 10,0 1 Atom Soda   4,0 4 Atome Wasser   4,5 ––––– 18,5 Zur Bestaͤtigung dieser Voraussezung wurden 18,5 Gran des Salzes in Wasser aufgeloͤst, und mit einer Aufloͤsung von 26,5 Gran Barium-Chlorid vermengt. Nach der Faͤllung des Baryt-Sulphates wurde die daruͤber stehende Fluͤßigkeit mit Soda-Sulphat und Baryt-Muriat gepruͤft; beide brachten aber keine Wirkung hervor. Sie enthielt also weder Schwefelsaͤure noch Baryt, woraus hervorgeht, daß 18,5 das wahre atomische Gewicht des Salzes ist, und daß folglich die Bestandtheile richtig bestimmt worden waren. Specifisches Gewicht von wasserfreiem Soda-Sulphat 2,640     – krystallisirtem Soda-Sulphat 1,350     – Soda-Bisulphat 1,300     – Soda-Sesquisulphat 2,260 Es ist sonderbar, daß in diesen drei Salzen sowohl das Krystallisations-Wasser, als die uͤberschuͤssige Saͤure (in dem Bisulphat und Sesquisulphat), eine Ausdehnung statt einer Zusammerziehung erlitten; denn wuͤrde sich das wasserfreie Sulphat und das, in den Soda-Sulphat-Krystallen enthaltene, Wasser ohne Veraͤnderung des Volumens mit einander verbinden, so waͤre das specifische Gewicht 1,75 statt 1,35; so daß also das specifische Gewicht des, in den Krystallen enthaltenen, Wassers bloß 0,318 betraͤgt. Berechnet man in dem Sesquisulphat die specifische Schwere der Schwefelsaͤure in der Voraussezung, daß sie sich ohne Veraͤnderung des Volumens mit dem wasserfreien Sulphate verbindet, so erhaͤlt man 0,9. Wir sind aber gewiß, daß die specifische Schwere der wasserfreien Schwefelsaͤure wenigstens 2 ist. Nach Berechnung aus dem Bisulphat waͤre die specifischespecische Schwere der Schwefelsaͤure 1,01. Die specifische Schwere des Pottasche-Sulphates betraͤgt 2,880  –     –   –  – Pottasche-Bisulphates 2,112 Berechnet man das specifische Gewicht des zweiten Atomes Schwefelsaͤure in dem Bisulphate, in der Voraussezung, daß das wasserfreie Sulphat, die Schwefelsaͤure und das Wasser sich ohne Veraͤnderung des Volumens verbinden, so erhält man 0,923. Ist es also uͤbereilt aus diesen Thatsachen zu schließen, daß in den neutralen Salzen das Krystallisations-Wasser, und in sauren Salzen die uͤberschuͤssige Saͤure das Volumen vergroͤßern statt dasselbe zu vermindern? Ich koͤnnte noch mehrere Beispiele dieser Volumen-Vergroͤßerung anfuͤhren, wenn hier der Plaz dazu waͤre. 3. Prismatisches Soda-Carbonat. Ich bemerkte vor einiger Zeit, daß, wenn man die gewoͤhnlichen oktaëdrischen Krystalle von Soda-Carbonat in der Hize in ihrem Krystallisations-Wasser zerfließen laͤßt, und dann bei Seite sezt, sich neue Krystalle von Soda-Carbonat bilden, welche eine andere Form haben, und weniger Wasser enthalten. Ich gab diese Erscheinung im Allgemeinen im zweiten Bande Seite 267. meiner Attempt to establish the first Principles of Chemistry by Experiment an. Allein meine Versuche waren in einem zu kleinen Maßstabe angestellt, als daß ich im Stande gewesen waͤre, die Form der Krystalle zu bestimmen, oder das Salz einer so strengen Analyse zu unterwerfen, daß ich diese in meinem Werke haͤtte aufnehmen koͤnnen; denn obschon ich aus meinen Versuchen schloß, daß das Wasser sieben oder acht Atome betraͤgt, so gelang es mir doch nicht, dasselbe auszumitteln. Mein Freund, Hr. Charles Tennant von Glasgow, welcher Soda-Carbonat sehr im Großen bereitet, und der seine Fabrication Winter und Sommer uͤber betreibt, war waͤhrend des heißen Sommers von 1825 gezwungen, die Krystallisation des Salzes zu hemmen. Ehe diese Untersuchung geschah, sezten sich in den Abdampf-Gefaͤßen mehrere Krystall-Gruppen ab, welche ihrem Aussehen nach von den Krystallen des gewoͤhnlichen Soda-Carbonats sehr verschieden waren. Diese Krystalle zogen die Aufmerksamkeit des Hrn. Thomas Clarke, eines meiner ausgezeichnetsten chemischen Freunde, der die Aufficht uͤber Hm. Tennant's Laboratorium fuͤhrt, auf sich. Er sammelte eine bedeutende Menge dieser Krystalle, und unterwarf sie einer chemischen Analyse, deren Resultat ihn veranlasste die Bestandtheile dieses Salzes fuͤr 1 Atom Kohlensaͤure, 1 Atom Soda und 7–8 Atome Wasser zu halten. Diesem Manne verdanke ich mehr als Ein Pfund sehr regelmaͤßiger und reiner Krystalle dieses neuen Salzes, dessen Eigenschaften ich nun beschreiben will. Die Krystalle sind vierseitige Prismen mit vierseitigen Pyramiden an den Enden; einige derselben sind mehr als 1 1/2 Zoll lang, und 1/4 Zoll dik. An der Luft verwittern sie nicht, selbst nicht bei sehr trokenem Wetter. Allein mein Laboratorium, in welchem ich diesen Versuch anstellte, ist feucht, denn das Glasgow-College, in dessen unterstem Stokwerke sich dasselbe befindet, ist auf Lehmboden gebaut. Obschon ich mehr als 100 Krystalle sorgfaͤltig untersuchte, so fand ich doch keinen, dessen Flaͤchen glatt genug gewesen waͤren, um mit dem Reflexions-Goniometer gemessen werden zu koͤnnen. Mit dem gewoͤhnlichen Goniometer erhielt ich folgende, Masse, welche der Wahrheit so ziemlich nahe zu kommen scheinen. Fig. 12. M auf P   90° P auf M'   90 M auf b 115 M' auf b' 115 P auf a 125 a auf b, oder b' 150 Die Grundform laͤßt sich als ein gerades rechtwinkeliges Prisma mit rechtwinkeliger Basis betrachten. Das gewoͤhnliche Soda-Carbonat ist ein bipyramidales Oktaëder, dessen gemeinschaftliche Basis ein Rhombus mit Winkeln von 120° und 60° ist. Denken wir uns diese Form durch Fig. 13. ABCD, vorgestellt, so haben wir eine Idee von den gewoͤhnlichen Krystallen dieses Salzes, wenn wir uns die spizigen Winkel, A, B, des Rhombus, der die gemeinschaftliche Basis der Pyramiden bildet, durch eine Flaͤche abgestumpft denken, welche parallel mit der Axe des Oktaëders, CD, laͤuft. Diese Abstumpfungen gehen mehr oder minder tief; allein nie fand ich einen Krystall ohne dieselben, obwohl ich mehrere hundert Krystalle von jeder Groͤße, von 1/2–8 Zoll Laͤnge, untersuchte. Das gerade rechtwinkelige Prisma laͤßt sich von diesem Oktaëder ableiten, wenn man annimmt, daß die 4 Winkel des Rhombus, AcBd, durch tangentale Flaͤchen ersezt werden; es ist dieß aber nicht noͤthig, da die beiden Salze in ihren Bestandtheilen von einander abweichen, und da die pyramidale Endigung von den Enden, C, D, des rhomboidalen Oktaëders, welches die Grundform des gewoͤhnlichen Soda-Carbonates ist, ganz verschieden ist. 100 Theile Wasser loͤsen, bei 63° F., 63,87 Theile dieser Krystalle auf. Dieß betraͤgt etwas mehr, als die Menge gewoͤhnlichen Soda-Carbonates, welches sich bei derselben Temperatur aufloͤst; denn aus einer Reihe von Versuchen, welche ich in meinem Laboratorium anstellte, ergibt sich, daß 100 Theile Wasser, bei 65° F., 51,03 Theile der Krystalle aufloͤsen. Beim Erhizen zerfließt dieses Salz zum Theile, aber nicht ganz, wie dieß auch mit dem oktaĕdrischen Carbonate der Fall ist. Ein Theil bleibt immer fest, und beim Abkuͤhlen entstehen schnell unvollkommene Krystalle. Dieß fuͤhrt zu der Vermuthung, daß es noch eine dritte Art von Soda-Carbonat-Krystallen gibt, welche noch weniger Krystallisations-Wasser enthalten. Sein specifisches Gewicht ist 1,51. Zur Ausmittelung der Bestandtheile dieses Salzes machte ich verschiedene Versuche, von welchen ich die wichtigeren kurz angeben will. 1) 50 Gran des Salzes wurden in Wasser aufgeloͤst, und mit Salpetersaͤure neutralisirt. Die Aufloͤsung wurde mit Baryt-Muriat untersucht, und zeigte keine Spur Schwefelsaͤure; Silber-Nitrat faͤllte jedoch Silber-Chlorid, welches 1,58 Gran wog. Dieß ist soviel als 0,39 Gran Chlorine, oder 0,65 Sodium-Chlorid; so daß also 100 Gran des Salzes 1,3 Gran Kochsalz enthalten. 2) 50 Gran des Salzes verloren, der Rothgluͤhhize ausgesezt, bei drei verschiedenen Versuchen, 28,09 Gran. Da nun das Kochsalz wasserfrei ist, so muß dieses von dem Gewichte des angewendeten Soda-Carbonates abgezogen werden. Ist dieß geschehen, so findet man, daß 49,35 Gran reine prismatische Soda in der Rothgluͤhhize 28,09 Gran verlieren, und daß folglich 100 Theile des Salzes bei dieser Behandlung einen Gewichts-Verlust von 56,92 Gran erleiden. Dieß ist der Betrag des Krystallisations-Wassers. 3) In eine kleine Woulfische Flasche mit zwei Muͤndungen, wovon die eine mit Baumwolle zugestopft war, wurden bei der anderen offenen Muͤndung 50 Gran Krystalle von diesem Salze gebracht. Die Flasche enthielt eine bestimmte Menge concentrirte und ungefaͤrbte Salpetersaͤure; sie wurde vorher genau gewogen, und waͤhrend des Einbringens der Krystalle in schiefer Richtung gehalten. Unmittelbar darauf wurde die Muͤndung der Flasche zugestoͤpselt, und die Flasche stehen gelassen, bis die Aufloͤsung erfolgt war. Hierauf wurde der Stoͤpsel weggenommen, und ein kleines Saugrohr eingebracht, mittelst welchem ich alle Kohlensaͤure aus der Flasche entfernte, und dafuͤr der atmosphaͤrischen Luft den Zutritt gestattete. Der durch Entweichung des kohlensauren Gases entstandene Gewichts-Verlust betrug 8,47 Gran. Wurde verduͤnnte Schwefelsaͤure statt der Salpetersaͤure genommen, so war der Gewichts-Verlust immer geringer, weil ein Theil Kohlensaͤure in der Fluͤssigkeit zuruͤkbleibt, und durch Anwendung der Hize ausgetrieben wird. Bei zwei, auf diese Weise gemachten. Versuchen betrug der Verlust 8,06 und 8,01 Gran. Aus dem Versuche mit Salpetersaͤure, welcher zwei Mahl angestellt wurde, erhellt, daß 100 Gran des prismatischen Soda-Carbonates, wenn es rein ist, 17,163 Gran Kohlensaͤure enthalten. 4) 50 Gran des Salzes wurden in Salpetersaͤure aufgeloͤst, und die Aufloͤsung zur Trokenheit eingedampft. Das erhaltene Soda-Nitrat wog 35,59 Gran, was 12,991 Gran Soda entspricht. 50 Gran wurden in Schwefelsaͤure aufgeloͤst. Die Aufloͤsung wurde zur Trokenheit eingedampft, und mit etwas Ammonium-Carbonat roth gegluͤht, um alle uͤberschuͤssige Saͤure zu entfernen. Das Soda-Sulphat wog 29,73 Gran, was 13,213 Gran Soda gleich kommt. Die Menge des erhaltenen Soda-Sulphates kann zur Bestimmung der Menge der Soda in dem Carbonate nicht benuͤzt werden, weil die angewendete Saͤure aus kaͤuflicher Schwefel-Saͤure bestand, welche nie ganz frei von Blei ist. Die Soda betraͤgt in 50 Gran des Carbonates, der Bestimmung durch Salpetersaͤure zu Folge, 12,991 Gran; es enthalten also 100 Gran 25,982 Gran. Zieht man hiervon die 0,52 Gran Soda ab, welche in dem Kochsalze enthalten ist, das sich in diesem Salze befindet, so bleiben 25,462 Gran Soda fuͤr 98,7 Gran reinen Carbonates; es enthalten folglich 100 Gran 25,797 Gran. Aus diesen Versuchen ergeben sich nun folgende Bestandtheile: Kohlensaͤure 17,163 oder 2,661 Soda 25,797   – 4,0 Wasser 56,920   – 8,824 –––––– 99,380 Verlust   0,12 –––––– 100,000 In der zweiten Columne befinden sich die atomischen Aequivalente fuͤr die Bestandtheile. Betrachtet man den Verlust als Kohlensaͤure, was sehr wahrscheinlich ist, so ist das Aequivalent fuͤr die Kohlensaͤure 2,68, was um mehr als 1/40 weniger betraͤgt, als das Gewicht Eines Atomes. Die Soda befand sich urspruͤnglich in dem Zustande eines Sulphates, und wurde durch Erhizen mit einem brennbaren Stoffe (gewoͤhnlicher Stein-Kohle) in ein Sulphuret verwandelt. Das auf diese Weise erzeugte Sulphuret wurde in Wasser aufgeloͤst, zur Trokenheit eingedampft, mit Saͤgespaͤnen vermengt, und einer Hize ausgesezt, die stark genug war, um die Saͤgespaͤne zu verzehren. Auf diese Weise wird der Schwefel ausgetrieben, und an dessen Stelle tritt Kohlensaͤure. Hrn. Tennant's Soda enthaͤlt gewoͤhnlich eine geringe Menge Soda-Sulphat, welches offenbar von etwas Schwefel herruͤhrt, der bei dem Verkohlungs-Processe in Schwefelsaͤure verwandelt wird; das prismatische Carbonat enthaͤlt aber durchaus keine Schwefelsaͤure, und ich konnte auch durch Anwendung der empfindlichsten Reagentien keinen Schwefel oder Schwefelwasser-Stoffgas entdeken. Es bleibt also etwas zweifelhaft, ob der, aus obiger Analyse hervorgehende, geringe Ueberschuß von Soda einem Irrthume in den Versuchen, oder dem Umstaͤnde zuzuschreiben ist, daß das Salz eine geringe Menge Soda-Hydrat mit dem Carbonate vermengt, oder verbunden enthaͤlt. Der Analogie zu Folge ist 2,75 : 4 = 17,283 : 25,136 = der Soda in Verbindung mit der Kohlensaͤure, und durch Subtraction von 25,136 von 25,797 erhaͤlt man 0,659 fuͤr die aͤzende Soda, welche in 100 Gran des Salzes enthalten ist. Diese Soda, vorausgesezt, daß sie vorhanden ist, ist als Hydrat mit 0,185 Wasser verbunden, und betraͤgt dem Gewichte nach 0,844 Gran. Zieht man diese Mengen von einander ab, so erhaͤlt man 17,283 + 25,138 : 56,735 = 6,75 : 9,027 = dem Wasser, welches in dem Salze mit 6,75 des wasserfreien Soda-Carbonat verbunden ist. Ich bin vielmehr geneigt, einen Ueberschuß von Soda, oder ehe die Gegenwart von etwas Soda-Hydrat in dem Salze anzunehmen, weil ich mir, nachdem ich den Abgang an Kohlen-Saͤure bemerkt hatte, alle Muͤhe gegeben habe, die Menge der Kohlensaͤure mit der groͤßten Genauigkeit zu bestimmen; allein alle Versuche fuͤhrten zu demselben Resultate; berechnet man ferner die Kohlensaͤure aus dem Soda-Nitrat, so erhaͤlt man beinahe genau dasselbe Gewicht Kohlensaͤure, wie auf die directe Methode.Es wurde gezeigt, daß 49,35 Gran des reinen Salzes in der Hize 28,09 Gran verlieren. Die zuruͤkbleibenden 21,26 Gran geben bei Zersezung mit Kohlensaͤure (12,991 – 0,26) = 12,731 Gran Soda; die 21,26 Gran mußten also bestehen aus: Kohlensaͤure  8,529Soda12,731–––––21,260Also ist 8,529 : 12,731 = 4 : 2,666 = der Kohlensaͤure, welche in dem Carbonate mit 4 Soda verbunden ist. Es scheint also nach obiger Analyse keinem Zweifel mehr zu unterliegen, daß die prismatische kohlensaure Soda, (vorausgesezt, daß sie rein ist), folgende Bestandtheile besizt: 1 Atom Kohlensaͤure   2,75 1 Atom Soda   4,0 8 Atome Wasser   9,0 ––––– 15,75

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