Titel: Ueber Verfertigung, Wahl und Behandlung eines Rasier-Messers. Von Hrn. E. Rhodes, Messerschmid zu Sheffield.
Fundstelle: Band 20, Jahrgang 1826, Nr. LXXIV., S. 267
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LXXIV. Ueber Verfertigung, Wahl und Behandlung eines Rasier-Messers. Von Hrn. E. Rhodes, Messerschmid zu Sheffield. Aus Hrn. Gill's technical Repository. N. 49. S. 46. Rhodes, über Verfertigung, Wahl und Behandlung eines Rasier-Messers. Hr. Gill sezt hier seinen im VII. Bd. S. 47. seines Repository (Polytechn. Journ. Bd. XVII. S. 188.) begonnenen Auszug aus dem trefflichen Werke des Hrn. Rhodes fort. „Was man taͤglich zu thun hat, muß so gut, und so bequem als moͤglich gethan werden. Barbieren mit einem schlechten, oder selbst mit einem mittelmaͤßigen Rasir-Messer gehoͤrt zu den Muͤhseligkeiten des menschlichen Lebens. Barbieren ist eine Operation, die man sich ehe gefallen lassen, als suchen muß, die zuweilen mit Schmerzen verbunden ist, und, da sie nicht wohl vermieden werden kann, fuͤr jeden Fall so wenig laͤstig, als moͤglich, gemacht werden muß. Man hat daher jede neue Form und Zuthat an einem Rasir-Messer, ja selbst an einem Streichriemen, mit einer Art von Begierde aufgenommen; die Taͤuschungen haben alle ihren Gluͤkstag gefunden, und wahrscheinlich der Absicht entsprochen, in welcher sie geschaffen wurden.“ „Ueber Schwere und Form eines Rasir-Messers werden wenige Bemerkungen hinreichen, indem die Haupteigenschaften eines solchen in ganz etwas anderem bestehen, naͤmlich in. der Regelmaͤßigkeit und Zwekmaͤßigkeit seiner Hoͤhlung, in seiner Haͤrte, und in der Dauerhaftigkeit seiner Schneide. Indessen hat auch Schwere und Form ihre Wichtigkeit, und verdient Aufmerksamkeit. Die Schwere wird durch die Laͤnge bestimmt, die, nach den Fabrikregeln, zwischen 4 bis 5 Zoll betraͤgt. Die Dike des Ruͤkens der Klinge muß ein bestimmtes Verhaͤltniß zu seiner Breite haben, welches, allgemein gesprochen, drei zu Eins und einem Halben ist, obschon dieses Verhältniß auch etwas Abaͤnderung erlaubt: man muß jedoch wissen, daß, je weiter man sich von demselben entfernt, desto unbrauchbarer das Rasir-Messer wird. Die Ursache hiervon ist offenbar. Das Rasir-Messer muß abgezogen werden, und dabei gleichfoͤrmig auf der Schneide und auf dem Ruͤken liegen. Wenn man also eine schmale Klinge mit einem unverhaͤltnißmaͤßig diken Ruͤken abzieht, so erhaͤlt man eine kurze und dike Schneide, mit welcher man sich auf keine Weise bequem barbiren kann. Wenn aber, auf der anderen Seite, die Klinge zu breit, und der Ruͤken zu leicht ist, so wird eine lange und duͤnne Schneide unvermeidlich zum Vorscheine kommen muͤssen, und diese wird einem starken Barte auch nicht einen Augenblik zu widerstehen vermoͤgen. Es ist also offenbar, daß gehoͤriges Verhaͤltniß zwischen Breite und Dike der Klinge mehr Beruͤksichtigung verdient, als die Laͤnge, welche leztere so sehr einzig und allein von freier Wahl abhaͤngt, daß alles, was man daruͤber sagen koͤnnte, uͤberfluͤßig ist. Die Starke und Dike, folglich auch die Schwere des Haͤlters, (die englischen Messerschmide nennen ihn the tang), auf welchen man den Finger auflegt, verdient gleichfalls alle Aufmerksamkeit. Man muß hier ein gewisses Verhaͤltniß beobachten, wenn nicht die Guͤte des besten Rasir-Messers dadurch leiden soll: wenn er zu dik und schwer ist, so wird die Schwere des schneidenden Theiles der Klinge dadurch so sehr vermindert, daß man stark druͤken muß, wenn das Messer seinen Dienst thun soll; wenn er zu duͤnn und leicht, wie an den franzoͤsischen Rasir-Messern ist, so kann man das Messer nicht fest in der Hand halten. Jedes Extrem muß daher hier sorgfaͤltig vermieden werden. Uebermaͤßige Staͤrke oder Schwere des Griffes erzeugt dasselbe.“ „Es entsteht hier natuͤrlich die Frage: wie kann ein unerfahrner Messer-Schmid diese Fehler alsogleich entdeken? Wenn das Auge, das alsogleich jedes Mißverhaͤltniß entdekt, in diesem Falle kein sicherer Leiter seyn sollte,Wie soll der junge Arbeiter seine Augen als Fuͤhrer brauchen lernen, wenn in Schul-Instructionen den Schullehrern befohlen wird, den Kindern zu verbrechen, daß sie nicht ihre Augen oͤffnen, sondern dieselben immer niedergeschlagen, und vor sich hingekehrt haben sollen.“ Die Natur gab unserem Auge acht Muskel, um es frei zu bewegen, und unsere Schulen Minister wollen, daß das Auge so stokstill stehen soll, wie an einem abgestochenen Ziegenboke! Sie sollen lieber befehlen, man solle den Kindern gar die Augen ausstechen, damit sie weder sehen, noch ein Augenmaß bekommen. Man lese, was uͤber Erlernung des Augenmaßes der unsterbliche Maclure in seinem Berichte uͤber die Pestalozzische Methode in eben diesem Hefte von Gill's Repository sagt. A. d. Ueb. so soll er das Messer in die Hand nehmen; sie wird den Fehler sicher entdeken. Ehe man daher ein Rasir-Messer kauft, muß man es in die Hand nehmen, und in derselben Richtung halten, in welcher man es bei dem Rafiren halten muß. Wenn es zu duͤnn am Halter ist, wird man bald fuͤhlen, daß man es nicht ohne staͤrkeres Ergreifen, als bei einer so zarten Arbeit, wie das Bartschaben, nicht wohl thunlich ist, in einer schneidenden Richtung erhalten kann, und, wenn er zu dik oder zu schwer ist, wird man, obschon man dann das Messer viel leichter und bequemer haͤlt, sehr bald fuͤhlen, daß der schneidende Theil der Klinge so sehr von der Hand uͤberwogen wird, daß auch hier, obschon aus einer entgegengesehen Ursache, bedeutender Kraftaufwand nothwendig ist, um das Rasir-Messer mit gehoͤriger Wirkung zu fuͤhren.“ „In dem Gefuͤhle der Vortheile einer festen und zugleich leichten Haltung eines Rasir-Messers haben einige Messerschmide empfohlen, wenigstens die Seiten, wenn nicht den ganzen Haͤlter feilenartig auszuhauen; hierdurch leidet aber die Eleganz und die hoͤhere Vollendung dieses Instrumentes, wenn man auch an der Nuͤzlichkeit dieser Vorrichtung nicht zweifeln kann.“ „Die Form ist eben so wichtig, wie die Schwere, und durchaus nicht so rein willkuͤrlich, wie Man allgemein glaubt; wenigstens hat eine Form einen entschiedenen Vorzug vor der anderen.“ „Ungleiche Breite, die nothwendig eine verhaͤltnißmaͤßige Ungleichheit in der Dike des Ruͤkens einschließt, ist immer mehreren Schwierigkeiten unterworfen, die vorzuͤglich von der weit groͤßeren Sorgfalt herruͤhren, welche man während des Verlaufes der Fabrication eines solchen Messers auf dasselbe verwenden muß, und noch mehr von dem sehr kritischen Verfahren bei dem Harten desselben; denn, während man den dikeren Theilen der Klinge den erforderlichen Grad der Hize gibt, werden die duͤnneren meistens so sehr uͤberhizt, daß das ganze Rasir-Messer unwiderbringlich verloren, und gaͤnzlich verdorben ist. Man muß gestehen, daß sich diesem furchtbaren Nachtheile begegnen laͤßt: allein, dieß kann nur durch große Sorgfalt und Behutsamkeit geschehen.“ „Ein Rasir-Messer mit gerader Schneide taugt durchaus nicht zu allgemeinem Gebrauche; es paßt nur fuͤr jene, die uͤberzeugt sind, daß jedes schneidende Werkzeug, von der Saͤge bis zum Rasir-Messer, aus einer regelmaͤßigen Reihe von Zaͤhnen oder Spizen besteht, die naͤher oder weiter von einander stehen, und die gelernt haben, zwischen der Operation des Schneidens und des Krazens, (wenn man es so nennen darf), zu unterscheiden. Lezteres ist indessen die herrschende Manier beim Barbieren; es ist mehr oder minder, der Schlendrian beinahe aller, die sich selbst den Bart abschaben. Da dieß nun ein Uebel ist, das sich nicht gaͤnzlich beseitigen laͤßt, so muß wenigstens einige Verkehrung dagegen getroffen werden. In wiefern dieß in der Gewalt des Messerschmides liegt, wird vielleicht aus folgenden Bemerkungen erhellen. Es mag hier als Grundsaz gelten, daß, der Ruͤken des Rasir-Messers mag was immer fuͤr eine Form haben, die Schneide desselben immer einen Theil eines Kreises beschreiben muß.“ „Es muß jedem, der nur etwas uͤber diesen Gegenstand nachgedacht, und einige Aufmerksamkeit auf die Art und Weise, wie ein Rasir-Messer gebraucht wird, gewendet hat, so ziemlich einleuchtend seyn, daß eine, hier empfohlene, kreisfoͤrmig gekruͤmmte Klinge, selbst wenn sie auf eine so unverstaͤndige Weise, wie wir oben andeuteten, gebraucht wird, einen entschiedenen Vortheil gewaͤhrt; man mag sie schief uͤber das Gesicht von der Spize bis zum Absaze fuͤhren, oder ohne ihr die mindeste schiefe Richtung zu geben, sie gerade vorwaͤrts ziehen, sie muß nothwendig schneiden, selbst dann, wo ein Rasir-Messer mit gerader Schneide nichts anderes thun wuͤrde, als die Haut fretten und wund machen, ohne den Bart wegzunehmen.“ „Man muß indessen immer gestehen, daß der Vorzug eines Rasir-Messers mit voller oder gekruͤmmter Schneide vor einem Rasir-Messer mit gerader Schneide hinsichtlich des Schneidens vorzuͤglich in der hoͤchst fehlerhaften Art zu barbieren besteht; und so lang als dieser Fehler noch fortwaͤhren wird, so lang wird ein Rasir-Messer mit voller Schneide einen entschiedenen Vorzug voraus haben. Es geschieht nicht selten, daß gewisse Herren, die unter dem Barbieren stoͤhnen und seufzen, ihr Bluten, Schinden und Grinsen der Schlechtheit des Rasir-Messers zuschreiben, waͤhrend der Hauptfehler bloß an ihnen selbst gelegen ist.“ „Krazen und Schneiden ist nicht einerlei; wenn man, allem guten Rache zuwider, die ganze Schneide eines Rasir-Messers auf einen Theil seines Gesichtes anlegen, und in gerader Linie nach abwaͤrts ziehen will, wie der Mezger die Borsten von dem Ruͤken eines Schweines abkrazt, statt daß er der Schneide jedes Mahl eine schiefe und schneidende Richtung gibt, so wird man sich nicht selten in einer peinlichen Lage befinden, und alle die Verwuͤnschungen, die man gegen das Messer ausstoͤßt, werden keine Erleichterung gewaͤhren.“ Form, Schwere, gehoͤriges Verhaͤltniß verbunden mit dem gehoͤrigen Grade von Haͤrte sind allerdings wesentliche Bedingungen eines guten Rasir-Messers: allein, zur Guͤte desselben gehoͤrt auch eine regelmaͤßige und zwekmaͤßige Aushoͤhlung, oder Concavitaͤt. Es ist bekannt, daß diese regelmaͤßige Aushoͤhlung dem Messer mittelst des Schleifens gegeben wird, indem man Steine von verschiedenem Durchmesser, (der zwischen vier und zwoͤlf Zoll wechselt), je nachdem der Preis des Messers verschieden seyn soll, anwendet. Es muß jedem auffallen, daß dieser Umstand allein schon einen hoͤchst wichtigen Unterschied in der Schneide hervorbringen muß.“ „Das Schleifen der Rasir-Messer auf einem vierzoͤlligen Steine ist in neueren Zeiten so allgemein geworden, daß man uns hier fuͤglich einige Bemerkungen uͤber die angeblichen Vorzuͤge dieses Verfahrens erlauben kann. Es laͤßt sich leicht einsehen, daß ein auf diese Weise verfertigtes Rasir-Messer nothwendig eine sehr duͤnne Schneide bekommen muß; ein Umstand, der, fuͤr sich allein schon, dasselbe nicht allgemein brauchbar macht, obschon es in einzelnen Faͤllen mit Vortheil angewendet werden mag. Ein starker drahtartiger Bart wird alle die hochgepriesene Vortrefflichkeit eines solchen Messers bald auf die Probe stellen, und beweisen, daß hier ein geringerer Grad von Aushoͤhlung, und folglich eine staͤrkere und festere Schneide, unerlaͤßlich nothwendig ist. Aus den hier angefuͤhrten Beobachtungen erhellt, daß die Concavitaͤt der Klinge jedes Mahl der Staͤrke des zu beseitigenden Hindernisses angemessen seyn muß. Rasir-Messer, die auf Steinen von sechs bis sieben Zoll im Durchmesser abgeschliffen sind, kann man als die zum allgemeinen Gebrauche am meisten tauglichen empfehlen; sie sind fuͤr jeden, auch noch so harten, Dienst hinlaͤnglich ausgehoͤhlt oder ausgeschliffen, und vereinigen die gehoͤrige Staͤrke und Festigkeit der Schneide mit dem erforderlichen Grade von Duͤnnheit, wenn anders die Staͤrke, des Ruͤkens, und die Breite der Klinge damit in gehoͤrigem Verhaͤltnisse steht.“ „Diese Aushoͤhlung der Klinge muß ferner hoͤchst gleichfoͤrmig und regelmaͤßig seyn, denn sonst wird die Schneide ungleich: ein Fehler, den der Stein, auf welchem man denselben abzieht, ehe vermehren, als vermindern wird, und der nur durch ein gaͤnzliches neues Ueberschleifen auf eine vollkommnere Weise beseitigt werden kann. Der Stein, auf welchem man ein neues Rasir-Messer abzieht, laͤßt auf demselben einen Eindruk zuruͤk, welcher ein sicheres Kennzeichen gewaͤhrt, wodurch man diesen fuͤrchterlichen Fehler alsogleich erkennen kann. Es bilden sich naͤmlich zwei Linien, die eine auf der Schneide, die andere auf jenem Theile des Ruͤkens, welcher waͤhrend des Abziehens auf dem Steine ruht. Wenn man das Rasir-Messer genau untersucht, wird man diese Linien, welche sich durch eine verschiedene Art von Politur unterscheiden, leicht entdeken; an einigen Rasir-Messern sind sie hoͤchst ungleich, und geben von der Spize bis zu dem Absaze sehr verschiedene Breiten; an anderen sind sie in vollkommen gleicher Breite und umwandelbarer Regelmaͤßigkeit. Auf diese Linien muß man mit aller Aufmerksamkeit achten, indem sie ein sicheres Mittel darbiethen, durch welches auch der oberflaͤchlichste Beobachter eine fehlerhafte Arbeit an einem der ersten Erfordernisse eines guten Rasir-Messers entdeken kann. Es ist kaum noͤthig noch beizufuͤgen, daß, wo diese Linien gleich weit von einander sind, auch eine regelmaͤßige und gleichfoͤrmige Concavitaͤt nicht fehlen kann, und daß man, im entgegengesezten Falle, auf keine gute Schneide rechnen darf.“ „Aus dem bisher Gesagten erhellt, daß man kein untruͤgliches Kennzeichen aufstellen kann, nach welchem man alle an einem Rasir-Messer vorkommenden Fehler mit Sicherheit entdeken kann. Einige derselben liegen allerdings vor Augen; andere sind aber verborgen, und entziehen sich der Beobachtung.“ „Rasir-Messer wurden in fruͤheren Zeiten in einiger Hinsicht eben so gut verfertigt, als man sie gegenwaͤrtigt macht; es war wirklich einmahl eine Zeit, wo man Rasir-Messer zum Barbieren machte: in den neueren Zeiten macht man sie zum Verkaufen, ohne auf das Barbieren oder irgend etwas anderes Ruͤksicht zu nehmen. Man scheint weder die Guͤte des Materiales, welches man bearbeitet, noch die Art, wie dasselbe am Besten bearbeitet werden kann; zu studieren. Nur zu oft wird dem Publicum ein wohlfeiles und unbrauchbares Messer aufgebuͤrdet, und auf diese Weise der Ruf der Messerschmide zu Sheffild untergraben. Indessen findet sich unter der Masse unbedeutender Waare, die aus diesem alten Stapel-Plaze aller Messerschmid-Arbeiten ausgeht, noch manches Stuͤk von der ausgezeichnetesten Guͤte, das man der besten Arbeit in der Welt gleichstellen kann, wenn es dieselbe nicht vielleicht gar uͤbertrifft.“ „Man hat neulich einige neue und wichtige Verbesserungen am Stahle versucht, welche, wenn sie endlich gelingen, sowohl fuͤr die Verfertigung der Rasir-Messer, als jeder anderen Art von Messerschmid-Arbeit hoͤchst nuͤzlich werden koͤnnen. Herr Stodart, F. R. S. (der vor Kurzem starb), und Hr. Faraday, Assistent an der Royal Institution, hat der Royal Society eine wichtige Mittheilung gemacht, in welcher diese beiden hochverdienten Maͤnner eine Reihe von Versuchen beschreiben, die sie in der Absicht unternahmen, um zu bestimmen, in wiefern der feinste Stahl durch Zusaz von anderen Metallen verbessert werden kann. Einige dieser Versuche scheinen sehr gluͤkliche Resultate gegeben zu haben, und koͤnnen vielleicht in kurzer Zeit der Stadt Sheffild sehr wichtige Dienste leisten. Es kann nicht fehlen, daß Anwendung chemischer Kenntnisse auf Verbesserung des feinsten Stahles von wohlthaͤtigen Folgen seyn muß. Dieses herrliche und hoͤchst nuͤzliche Metall wurde in neueren Zeiten auf einen Grad von Reinheit und Vollkommenheit gebracht, deren man ehevor dasselbe fuͤr gaͤnzlich unfaͤhig erklaͤrte: man darf indessen ja nicht glauben, daß man bereits den hoͤchsten Grad von Vollkommenheit an demselben erreichte: eine solche Voraussezung wuͤrde nicht bloß unverstaͤndig, sondern zugleich auch verderblich und ungereimt seyn. Das Publicum ist daher jenen Maͤnnern allen Dank schuldig, die, in geduldiger und muͤhevoller Forschung, verborgene Eigenschaften entdeken, die chemischen Verwandtschaften aufspuͤren, und die Geheimnisse der Natur auf eine in das Leben eingreifende nuͤzliche Weise verwenden. Die HHrn. Stodart und Faraday haben ihre Untersuchungen mit aller Geduld unter einer Menge unguͤnstiger Umstaͤnde und ungenuͤgender Resultate fortgesezt.Wir haben sie im polytechn. Journ. Bd. III. S. 19. u. Bd. VIII S. 252 ausfuͤhrlich mitgetheilt. A. d. R. Die Combinationen, die sie vermutheten, hatten nicht immer Statt; sie faͤnden aber endlich die genauen Verhaͤltnisse, welche zur Bildung einer vollkommenen Legirung des Stahles mit Silber, Platinna etc. nothwendig sind. Die erstere dieser Verbindungen, sagen sie, „liefert einen Stahl, der haͤrter, als der beste Guß-Stahl, und selbst haͤrter, als indischer Wootz ist; die daraus verfertigten Arbeiten sind von der hoͤchsten Guͤte.“ „Silber kann dem Stahle, sagen sie, „in jedem Falle mit Vortheil zugesezt werden, wo man sehr guten Stahl noͤthig hat.“ „Um zu sehen, in welchem Verhaͤltnisse Stahl durch Silber-Legirung, wie die HHrn. Stodart und Faraday empfahlen, besser werden kann, machte ich eine Reihe aͤhnlicher Versuche, deren Resultate alle die Wichtigkeit ihrer Untersuchungen, und die Genauigkeit ihrer Schluͤsse bewiesen. Meine naͤchste Absicht war, diesen verbesserten Stahl zu verarbeiten, und seine hoͤheren Vorzuͤge durch die Vortrefflichkeit der daraus verfertigten Arbeiten zu erweisen. Ich habe mich nun beinahe ein Jahr lang dieses verbesserten Stahles in meiner Fabrike bedient, und die seit dieser Zeit daraus verfertigten Rasir-Messer sind stets auf eine entschiedene Weise besser ausgefallen, sowohl in Hinsicht auf Feinheit, als auf Dauerhaftigkeit der Schneide; sie sind besser geworden, als sie bisher noch nirgendwo im ganzen Koͤnigreiche gewesen sind.“ Ueber das Abziehen der Rasir-Messer auf dem Steine, und uͤber das Streichen derselben auf dem Riemen. „Man bediene sich des SteinesDer Eisenstein-Wezstein (iron-stone hone) gibt dem Rasir-Messer, obschon man denselben nur selten braucht, die feinste Schneide. Man findet ihn in jenen Eisen- und Kohlengruben, die in Brand geriethen, und er kommt unter dem Namen kuͤnstlicher Jaspis (artificial jasper) vor. Man hat ihn von verschiedenen Graden von Feinheit. Gill. nur selten, nehme nur selten seine Zuflucht zu demselben, und nie fruͤher, als bis durch haͤufiges und wiederholtes Streichen auf dem Riemen die Schneide des Rasir-Messers gaͤnzlich verloren gegangen ist; man bediene sich des besten lichten Oehles, und sorge dafuͤr, daß der Stein immer rein und frei von allem Staube erhalten wird. Wer immer starken Bart und zarte Haut hat, wird sehr gut thun, wenn er vor dem Barbieren das Gesicht gut mit Seife und Wasser waͤscht; je mehr und besser man die Seife zu Schaum schlägt, und je langer man den Bart einseift, desto leichter wird man sich barbieren. Man tauche das Messer, ehe man es auf dem Gesichte anlegt, in heißes Wasser, lege die Klinge beinahe flach an, und sorge dafuͤr, daß man derselben immer einen schneidenden, statt einen krazenden oder schabenden, Zug gibt. Nach dem Barbieren streiche man das Messer alsogleich auf dem Riemen, um alle Feuchtigkeit zu beseitigen, die auf der Schneide hangen geblieben seyn koͤnnte, und bediene sich keines gewoͤhnlichen Streichriemens, indem die Composition, mit welcher diese Riemen gewoͤhnlich belegt sind, immer schlecht und dem Messer nachtheilig ist. Der Riemen muß von der besten Ledersorte seyn, und wenn die Composition abgegangen ist, so ist es am besten, denselben mit etwas reinem Talge zu uͤberreiben, und dann etwas von dem obersten Theile eines gepuzten Dochtes darauf zu thun, der ein feines Pulver bildet, welches so gut ist, als die beste Composition, die man jemahls zu diesem Zweke angewendet hat. Eine andere treffliche Methode einen Streichriemen zu verjuͤngen, ist diese, daß man ihn gut mit sogenanntem Pinter (pewler)Einer Composition aus 9–10 Theilen, und ein Theil Spießglanz. A. d. Ueb. uͤberreibt, und das Leder mit den feinsten Metalltheilchen impraͤgnirt.“ „Am Schluͤsse dieser Bemerkungen kann ich nicht unterlassen gegen den elastischen Polster-Streichriemen zu Protestiren, welcher dadurch, daß er dem Druke des Messers leicht nachgibt, die feine, scharfe, flache Schneide, die der Stein erzeugt, leicht wegnimmt, und dafuͤr eine verderbliche runde Schneide gibt. Ein flacher Streichriemen, der nicht zu sehr mit Leder uͤberladen ist, ist am Besten geeignet, die Form zu unterhalten, die der Stein der Schneide gegeben hat; alle anderen Riemen sind nur dazu, um praktisch alle Theorie zu zerstoͤren, nach welcher man dem Messer eine gute Schneide gegeben hat.“