Titel: Notiz über die metallischen Niederschläge. Von Hrn. Taillefer, Capitän der Artillerie.
Fundstelle: Band 20, Jahrgang 1826, Nr. CXXXVIII., S. 573
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CXXXVIII. Notiz über die metallischen Niederschläge. Von Hrn. Taillefer, Capitän der Artillerie. Aus den Annales de Chimie et de Physique. Januar. 1826. S. 100. Taillefer's, Notiz über die metallischen Niederschläge. Das Kupfer, welches man auf nassem Wege erhaͤlt, hat meistens die Gestalt eines feinen Pulvers, und ist ohne Zusammenhang. In dieser Form wird es durch Eisen und Zink aus seiner Aufloͤsung in Schwefelsaͤure und Salzsaͤure gefaͤllt; zuweilen bildet es auch kleine, feste und elastische, Platten, die duͤnnen Blaͤttchen gleichem welche unter dem Hammer flach geschlagen oder ausgewalzt wurden. Wenn man ein Eisen-Staͤbchen in eine, etwas concentrirte, Aufloͤsung von salpetersaurem Kupfer taucht, so uͤberzieht es sich nach einigen Stunden mit einer solchen Platte von der Dike eines Kartenblattes beilaͤufig, die man einige Mahle hin und her biegen kann, ehe sie bricht, und im Stande ist, die Form zu behalten, die man ihr gibt. In seltneren Faͤllen stellt sich das Kupfer aͤußerst langsam mitten in einer Fluͤßigkeit freiwillig, oder doch ohne Beihuͤlfe eines fremden Metalles her; es bildet dann krystallinische Massen von groͤßerem oder kleinerem Umfange, deren Form nach den Umstaͤnden verschieden ist, welche bei der Desoxidation Statt hatten. Buchholz entdekte, wie ich glaube, zuerst, daß das Kupfer, indem es sich aus seinen Salzaufloͤsungen herstellt, krystallisiren koͤnne. Dieser Gelehrte erzaͤhlt in seiner Abhandlung uͤber die Wirkung der galvanisch-elektrischen Saͤulen (Annales de Chimie T. LXVI. p. 274.), daß er, indem er eine Kupferplatte in eine salpetersaure Kupferaufloͤsung tauchte, uͤber welcher sich eine Schichte destillirten Wassers befand, eine andere sehr duͤnne Kupferplatte erhielt, auf deren Oberflaͤche sich viele kleine Knoͤpfe von der Groͤße und Gestalt kleiner Steknadel-Knoͤpfe befanden, welche metallisch, glatt und geschmolzen aussahen, und an deren Seite man mit dem Vergroͤßerungsglase eine oder zwei kleine Oeffnungen entdeken konnte etc. Vor Kurzem machte Hr. Clément in den Annales de Chimie et de Physique 1824. Decemb. p. 440, eine interessante Notiz uͤber Kupferbloͤke bekannt, die er auf nassem Wege erhielt. Diese Bloͤke, oder vielmehr diese festen Massen von krystallinischem Aussehen, bildeten sich von selbst an den inneren Waͤnden, und zwar immer an den Fugen eines Kufens, der mit einer Aufloͤsung von Kupfervitriol gefuͤllt war, in welcher sich durchaus kein Eisen befand. Der gelehrte Professor des Conservatoire des Arts et métiers sezt zur Erklaͤrung dieser sonderbaren Erscheinung voraus, daß sich in der Fluͤßigkeit, in welcher sie Statt hatte, schwefelsaures Kupferoxydul befand, und daß dieses Salz, indem es in den Zustand von schwefelsaurem Kupferoxyd uͤberging, einen Theil des Metalles verließ, welches sich dann an die Waͤnde des Kufens ansezte. Ohne die Richtigkeit dieser Erklaͤrung zu bestreiten; will ich bloß bemerken, daß sie nicht die einzige ist, welche man von dieser Erscheinung geben kann; und daß man sie sogar mangelhaft finden wuͤrde, wenn man sie auf folgenden Fall ausdehnen wuͤrde, der mir im Jahre 1819 vorkam. Ein Kupferschmid zu Dijon, der Goldarbeiter-Asche und Tiegel behandelte, gab mir Scheidewasser (Eau du Départ), in welchem er Silber und selbst etwas Gold vermuthete; nachdem ich dasselbe untersucht, und nichts darin gefunden hatte, als Kupfer in Salpetersaͤure aufgeloͤst, ließ ich es mehrere Tage in einem großen irdenen, glasirten Topfe; beim Abgießen bemerkte ich, daß sich am Boden des Gefaͤßes ein Nez von Kupfer abgesezt hatte, welches schwach mit demselben zusammenhing, und dessen Faden genau den Rissen des Ueberzuges folgten. Dieses Nez, von welchem ich noch einen großen Theil aufbewahre, ließ sich abloͤsen. Diese Erscheinung laͤßt sich, wie ich glaube, auf folgende Weise erklaͤren. Das glasirte irdene Gefaͤß, in welchem die Scheidung vorgenommen wurde, war in der Kuͤche benuͤzt worden; es ist dem Feuer ausgesezt gewesen, und sein Ueberzug war sehr rißig, besonders am Boden; es hatte also vermoͤge der Wirkung der Haarroͤhrchen vegetabilische und animalische Substanzen zuruͤkgehalten, welche ihre desoxirende Wirkung auf das Kupferoxid ausuͤbten, und einen Theil des Metalles abschieden. Die angefuͤhrte Beobachtung hat eine auffallende Aehnlichkeit mit jener des Hrn. Clément; die Reduction des Kupfers von selbst und ohne Gegenwart eines anderen Metalles, welches gieriger nach Sauerstoff ist, die Agregation des Niederschlages, die Absezung auf die Fugen und Risse des Gefaͤßes, in welchem die Salzaufloͤsung enthalten ist, alles ist in beiden Faͤllen aͤhnlich. Nur das Aufloͤsungs-Mittel ist verschieden, und dieser Umstand allein berechtigt mich eine andere Erklaͤrung von dieser Erscheinung, als Hr. Clément zu geben; denn es gibt kein salpetersaures Kupferoxydul. Wir wollen hier noch ein Beispiel von Faͤllung des Kupfers ohne Beihuͤlfe eines anderen Metalles geben. Der Weinstein loͤst eine große Menge schwarzes Kupfer-Oxyd auf; verduͤnnt man die Aufloͤsung mit viel Wasser, und digerirt man sie bei einer gelinden Waͤrme, so bemerkt man, nach einigen Stunden, daß sich ein sehr feines rothes Pulver auf den Boden des Gefaͤßes absezt, welches sich unter Entwikelung von salpeterigem Gase in Salpetersaͤure aufloͤst, und uͤbrigens alle Eigenschaften von metallischem Kupfer besizt. Der Niederschlag von rothem Pulver nimmt bis zu einem gewißen Puncte immer zu; ist dieser voruͤber, so wird die Fluͤßigkeit, die concentrirter geworden, syrupartig, hoͤrt auf sich zu zersezen, und geht endlich in festen Zustand uͤber.