Titel: Ueber Mittel Getreide aufzubewahren, und über den neuen, von Hrn. Ternaux dem Aelteren zu Saint-Quen erbauten, Silo. Von Hrn. Cl. Anth. Costaz.
Fundstelle: Band 21, Jahrgang 1826, Nr. LXXXVII., S. 366
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LXXXVII. Ueber Mittel Getreide aufzubewahren, und über den neuen, von Hrn. Ternaux dem Aelteren zu Saint-Quen erbauten, Silo. Von Hrn. Cl. Anth. Costaz. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement. Mai. 1826. S. 166. Ternau, über Mittel Getreide aufzubewahren. Der Conseil d'administration trug schon oͤfters Versuche vor, welche Private anstellten, um ein Mittel ausfindig zu machen, wie Getreide gehoͤrig aufbewahrt werden koͤnne. Vor der Revolution widmeten sich ausgezeichnete Oekonomen, wie Duhamel, Parmentier und Tillet, diesem Gegenstande, und stellten Nachforschungen an, die aber zu keinem genuͤgenden Resultate fuͤhrten, weil man sich weder der Trokenstuben, noch des Kalkes, noch der Ventilatoren, noch der uͤbrigen Mittel bediente, die sie angaben. Die Hoffnung eines gluͤklicheren Erfolges veranlaßte in neuerer Zeit neue Versuche. Das Vergraben des Getreides in Gruben wurde als die Loͤsung dieser Aufgabe betrachtet, und diese Meinung ist um so mehr begruͤndet, als dieses Mittel in mehreren Gegenden Europa's mit Erfolg angewendet wird. Es ist zwar wahr, daß das regnerische Klima von Paris und anderen Gegenden Frankreichs von jenem dieser Gegenden abweicht; allein, hieraus folgt nicht, daß die Schwierigkeiten, welche die Temperatur in den Weg legt, unuͤberwindlich sind. Die Nothwendigkeit sich klare Ansichten hieruͤber zu verschaffen, veranlaßten die Erbauung von Silos, in welche bedeutende Mengen von Getreide gebracht wurden. Aus den Versuchen von einigen Jahren ergab sich, daß die Aufbewahrung nicht in allen gleich vollkommen war; die Ursache hiervon wird verschiedenen Umstaͤnden zugeschrieben: dem Fehler, daß man sie in feuchten Boden grub; einer fehlerhaften Bauart, welche der Luft Zutritt gestattete; mehreren besonderen Zufaͤllen, die durch etwas Vorsichtigkeit haͤtten vermieden werden koͤnnen, z.B. eine Spalte oder zu geringe Groͤße der Steine, womit sie verschlossen werden, so daß Regenwasser eindringen konnte; einem mangelhaften Verfahren bei Anwendung von troknem Stroh zum Belegen des Bodens und der Deke; der Sorglosigkeit, das Stehen des Wassers uͤber denselben, oder in ihrer Naͤhe zu verhindern, und vielen anderen Ursachen, die wir uͤbergehen wollen. Die Frage uͤber die Nuͤzlichkeit, oder den Nachtheil der Silos in den Deparments in der Naͤhe der Hauptstadt ist daher noch nicht entschieden, troz der vielen widrigen Geruͤchte, die man daruͤber ausstreute. Unser College Ternaux der Aeltere, dessen Eifer fuͤr das allgemeine Wohl genug bekannt ist, befindet sich an der Spize derjenigen, welche dieses Problem unter der Breite von Paris zu loͤsen suchen. Er bath den Conseil d'administration, Commissaͤre zu ernennen, um den neuen Silo, den er auf seinem Landgute zu Saint-Ouen erbauen ließ, und den Rocken, welchen er darin aufbewahrte, zu untersuchen. Dieser Silo ist der groͤßte von den sechs, die er erbauen ließ. Er hat die Gestalt eines abgestuzten Kegels, dessen kleinerer, unten befindlicher Durchmesser 5 Meter 7 Decimeter betraͤgt. Der große Durchmesser befindet sich am Anfange des runden Dekels, womit der Silo verschlossen wird, und betraͤgt 6 Meter, 6 Decimeter. Seine Tiefe vom Schlußsteine des Gewoͤlbes bis an dessen Basis betraͤgt 8 Meter 5 Decimeter. Da er um vieles groͤßer ist, als die 5 uͤbrigen, so kostete er auch um vieles mehr, um so mehr, da das Gewoͤlbe aus Bausteinen gemacht ist. Hr. Ternaux bemerkt, daß die Kosten, welche 4319 Franken 80 Cent. betrugen, um 2/3 geringer gewesen waͤren, wenn er das Verfahren angewendet haͤtte, welches er seit dieser Zeit ausdachte, und mit welchem er einen Versuch anstellen will, wenn ihm das Getreid-Magazin von Paris das Getreide anvertrauen will, welches er dazu braucht. Der neue Silo kann 2190 Hektoliter Getreide fassen. Der Rocken, der sich darin befand, erlitt gar keine Veraͤnderung, und wurde seitdem in der Halle zu Paris verkauft. Die Ausmittelung eines Verfahrens, Getreide aufzubewahren, hat so großen Einfluß auf das allgemeine Wohl, daß der Conseil d'administration mit Sehnsucht das Gelingen dieser Versuche wuͤnscht. Wir hoffen, daß der Praͤfect des Departement de la Seine, dessen Eifer bekannt ist, Hrn. Ternaux so viel Getreid zur Verfuͤgung stellen wird, als er braucht; was um so weniger Nachtheil haben kann, als sich unser College verpflichtet, dasselbe auf seine Gefahr zu uͤbernehmen, und im Falle der Noth es sogleich wieder zuruͤkzugeben. Das Getreid-Magazin zu Paris erlaubt hierbei also bloß eine Veraͤnderung des Ortes.Es ist unbegreiflich, daß die einfachste, natuͤrlichste Aufbewahrung des Getreides in Erdgruben noch nicht allgemein in Europa geworden ist. Daß in einem Lande, in welchem die Gelehrten, denen man die Versuche uͤbertrug, weniger gesunden Menschen-Verstand haben, als der naͤchst beste ungarische Bauer, wird Niemanden befremden, der da weiß, wie sehr Stubengelehrte die einfachste Sache von der Welt zu verwikeln und zu verderben wissen. Man beschaͤftigt sich gegenwaͤrtig in Ungarn (wo im vorigen Jahre am Kelter der große ungarische Eimer, d.i. 80 Bouteillen, 30 kr. von dem besten syrmischen Weine galt, also 1 1/2 Pfenninge die Bouteille), mit Versuchen, Wein auf aͤhnliche Weise aufzubewahren, und graͤbt die Weinfaͤsser in trokene Erde, um die Verduͤnstung und das Nachfuͤllen zu ersparen. Die Resultate dieses Versuches werden wir in 3 Jahren von heute an dem Publicum mittheilen. A. d. Ueb.