Titel: Verbesserungen im Baue der Kutschen und Geschirre, wodurch für die Fahrenden mehr Sicherheit gewonnen wird, und noch andere Vortheile erhalten werden können, worauf Thom. Cook, Lieutenant auf der k. Flotte, Upper Sussex Place, Kent Road, Surrey, sich am 16. Jul. 1825 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. VIII., S. 35
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VIII. Verbesserungen im Baue der Kutschen und Geschirre, wodurch fuͤr die Fahrenden mehr Sicherheit gewonnen wird, und noch andere Vortheile erhalten werden koͤnnen, worauf Thom. Cook, Lieutenant auf der k. Flotte, Upper Sussex Place, Kent Road, Surrey, sich am 16. Jul. 1825 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai. 1825. S. 326.Wir haben die Bekanntmachung dieses Patentes in der Erwartung verschoben, daß das London Journal die noͤthigen Zeichnungen hierzu liefern wird. Da aber auch dieses dieselben nicht brachte, bleibt nichts uͤbrig, als diese dunkle Beschreibung, so wie sie im Repertory vorkommt, hier mitzutheilen. A. d. Ueb. und London Journal of Arts. August. 1826. S. 8. Cook's, Verbesserungen im Baue der Kutschen und Geschirre. Diese Erfindung besteht in einer Vorrichtung, durch welche das Durchgehen der Pferde mit dem Wagen unmoͤglich gewacht werden soll. Sie besteht darin, daß eine Leine von dem Gebisse des Pferdes, oder von irgend einem Theile des Kopfes desselben auf eine walzenfoͤrmige Buͤchse an der Achse der Wagenraͤder laͤuft, und ein Hebel so angebracht ist, daß, wenn derselbe von dem Kutscher oder von einem der Fahrenden seitwaͤrts gedruͤkt wird, diese Buͤchse eine der Naben der Raͤder fangt, und, so wie das Rad sich fortwaͤhrend umdreht, die keine auf eine Achse in der Buͤchse aufwindet, wodurch das Pferd immer mehr angezogen, und endlich gehalten wird. Der Patent-Traͤger gibt 5 Abaͤnderungen an seiner Vorrichtung an, wodurch dieser Zwek erreicht werden kann: bei allen bleibt aber die kleine Buͤchse in der Nahe des Rades, auf welches dieselbe wirken soll. Nach der ersten Vorrichtung dreht ein Zahnrad, welches, an der inneren Flaͤche der Nabe des Wagenrades angebracht ist, ein aͤhnliches Zahnrad in der auf der Achse befestigten Buͤchse. Dieses Rad fuͤhrt eine Kurbel auf seiner Achse, welche, so wie sie sich dreht, einen Sperrkegel vor- und ruͤkwaͤrts schiebt, der in ein Sperrrad an dem anderen Ende der Buͤchse so einwirkt, daß er dasselbe um Einen Zahn umdreht, so oft das erste Rad ganz umgelaufen ist. Eine Federsperre ist an dem entgegengesezten Ende des Sperrrades so angebracht, daß sie das Rad hindert zuruͤkzugehen, wenn der Sperrkegel vorwaͤrts ruͤkt, um auf einen anderen Zahn zu wirken. An demselben Ende der Buͤchse dreht sich ein Hebel um einen Drehezapfen: das eine Ende dieses Hebels ist in der Naͤhe des ersten treibenden Sperrkegels, das andere ragt aus der Buͤchse hervor, und an diesem ist ein Gewicht angebracht, welches, wenn man dasselbe wirken laͤßt, den ersten treibenden Sperrkegel aus den Zahnen des Sperrrades aushebt, indem es, so wie es herabsinkt, das entgegengesezte Ende des Hebels gegen denselben in die Hoͤhe druͤken macht. Auf der Achse des Sperrrades befindet sich ein Cylinder, auf welchem ein starker Riemen befestigt ist, der um eine Walze in dem Mittelpuncte des Lagers der Achse lauft, und von da laͤngs der Deichsel vorwaͤrts zieht, wo er sich in Aeste theilt, die zu dem Gebisse der Pferde an der Deichsel laufen, und auf aͤhnliche Weise sich vorne bei den vorderen Pferden endet. Von dem Gewichte, welches den treibenden Sperrkegel aushebt, laͤuft ein Riemen oder eine Schnur uͤber Rollen und Leiter hinauf zuck Kutschen-Kasten, wo dieselbe mittelst eines an ihrem Ende befindlichen Ringes an einem Haken aufgehaͤngt wird, wenn die Vorrichtung in Thaͤtigkeit gesezt, und der Aufhaltriemen eingezogen werden soll. So wie dann der Treiber den Ring wieder von dem Haken herabnimmt, sinkt das Gewicht nieder, hebt den Sperrkegel aus, und die Pferde bleiben in dem Maße angehalten, in welchem der Aufhaltriemen von dem Cylinder des Sperrrades eingezogen wurde. Von der Federsperre, welche das Sperrrad in dieser lezten Stellung haͤlt, geht gleichfalls, und auf eine aͤhnliche Weise, wie oben angegeben wurde, ein Draht oder eine Schnur hinauf zu. dem Kasten der Kutsche, wo sie sich in einen Knopf uͤber einer Spiral-Feder endet. Wenn man diesen Knopf in die Hohe zieht, wird der Sperriegel aus dem Sperrrade ausgehoben, welches dann, da es auf diese Weise frei geworden ist, mit einem Mahle den Aufhaltriemen los laͤst, und so die Pferde wieder an ihren Koͤpfen von dem gewaltigen Zuge frei laͤßt, der sie zuruͤkhaͤlt. Die Feder druͤkt dann wieder den Sperrkegel nieder, wenn der Kutscher den Knopf auslaͤßt. Die zweite Abaͤnderung ist der ersten Vorrichtung durchaus aͤhnlich, nur daß die Buͤchse hier an der Hinteren Achse statt an der vorderen angebracht ist, dieselbe also ihre Bewegung durch ein Hinterrad erhaͤlt. Der Aufhaltriemen, der die Zuͤgel einzieht, muß hier laͤngs der Langwied hinlaufen, und, da er dadurch viel langer wird, muß er mehrere Rollen und Leiter erhalten. In beiden Fallen kann noch eine andere Abaͤnderung angebracht werden, indem man das Kurbelrad uͤber oder unter dem Rade an der Nabe anbringt, und beide zu Spornraͤdern macht, deren Achse bis zur Mitte des Achsbaumes laͤuft, wo die Kurbel angebracht ist, und durch den treibenden Sperriegel auf das Sperrrad in der Buͤchse, die sich in derselben Linie befindet, gewirkt wird. Diese Vorrichtung kann auch zwischen der Scheibe angebracht werden. Bei der dritten Abaͤnderung, die ganz verschieden ist, bleibt Sperrkegel und Kurbel weg, und das Wagenrad wirkt, noͤthigen Falles, auf ein Mahl auf den Cylinder, welcher den Aufhaltriemen einzieht, indem der Kutscher ein Halsband, das sich auf der Achse schiebt, gegen die Nabe andruͤkt. Dieses Halsband hat auf seiner Flaͤche Vertiefungen, in welche Zapfen an der inneren Flaͤche der Nabe passen, und dadurch wird es zugleich mit der Nabe umgetrieben, und treibt den auf dasselbe concentrisch ausgesehen Cylinder, der so den Aufhaltriemen aufwinden muß. Dieses schiebbare Halsband wird mittelst eines Hebels vor- und ruͤkwaͤrts bewegt, von welchem ein Griff zu dem Kutscher hin laͤuft, der auf diese Weise die Pferde anhalten und nachlassen kann. Diese Vorrichtung dient vorzuͤglich bei Gigs und zweiraͤderigen Fuhrwerken; kann aber auch bei vierraͤdrigen angewendet werden, wenn die Drahte oder Schnuͤre zwischen dem Hebel und dem Kutschersize gehoͤrig angebracht sind. Die vierte Abaͤnderung ist der dritten aͤhnlich, nur daß hier das Halsband auf einem Drehezapfen lauft, der unter einem rechten Winkel auf der Achse angebracht ist. Auf diesem Halsbande ist ein Schienenrad befestigt, welches in ein aͤhnliches Rad an der inneren Flaͤche der Nabe eingreift, wenn das Halsband mittelst des Hebels herabgelassen, und frei wird, wenn der Hebel gehoben wird. Ein Hebel, dessen Griff senkrecht auf dem Arme steht, der auf das Halsband wirkt, dient bei dieser Abaͤnderung am besten fuͤr zweiraͤderige Fuhrwerke. Die fuͤnfte Abaͤnderung unterscheidet sich von lezterer bloß dadurch, daß das Halsband unter dem Schienen-Rade angebracht ist. Der Patent-Traͤger nimmt uͤbrigens alle anderen noch moͤglichen Arten, wodurch mittelst der Bewegung der Raͤder der Aufhaltriemen eingezogen werden kann, als sein Patent-Recht in Anspruch. Das Repertory bemerkt mit Recht, daß durch diese Vorrichtung große Nachtheile und Gefahren fuͤr die Pferde entstehen, die, im vollen Laufe, nicht schnell genug stehen bleiben koͤnnen, um nicht die graͤßlichsten Wirkungen von einer solchen Gewalt des Aufhaltens in ihrem Maule zu empfinden, und meint, daß wir bereits Zwingraͤume genug besizen, ohne zu solchen gewaltthaͤtigen Mitteln Zuflucht nehmen zu muͤssen.Dem Uebersezer scheint nicht bloß das Maul der Pferde allein, sondern das ganze Pferd bei dieser Vorrichtung zu leiden. Es muß niedergerissen oder niedergefahren werden, wo es bergab geht, wo dann Roß und Wagen zugleich verungluͤken muß. Die einfachste und zwekmaͤßigste Vorrichtung, Roß und Wagen und Leute vor allem Nachtheile bei dem Durchgehen der Pferde zu schuͤzen, ist die, welche ein Wagner von Ueberlingen vor wenigen Wochen zu Muͤnchen fuͤr 6 kr. sehen ließ, durch welche, auf zwei leichte Druke, Wiederhalt und Strange los werden, und die Pferde frei davon laufen koͤnnen, waͤhrend, wo es allenfalls bergunter ginge, ein kleines festes Bremswerk allmaͤhlich in die Hinterraͤder eingreift, und diese ohne allen gefaͤhrlichen Stoß still stehen macht. Diese einfache und erprobte Vorrichtung verdiente bei allen Kutschen angewendet zu werden. A. d. Ueb.