Titel: Ueber die Wichtigkeit des Wassers in Beziehung auf Fabrikzweke.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XXIII., S. 114
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XXIII. Ueber die Wichtigkeit des Wassers in Beziehung auf Fabrikzweke. Aus Samuel ParkesChemical Essays vol. II. p. 355. etc. Ueber die Wichtigkeit des Wassers in Beziehung auf Fabrikzweke. Zu Anfang des lezten Jahrhunderts glaubte man allgemein, daß die Welt aus vier Elementen zusammengesezt sey. Zu diesen Elementen rechnete man auch das Wasser; allein in neuerer Zeit hat man gefunden, daß es ebenfalls aus mehreren Grundstoffen, und zwar aus Sauerstoff und Wasserstoff besteht. Nimmt man 85 Unzen Sauerstoffgas und 15 Unzen Wasserstoffgas, so erhaͤlt man ungefaͤhr 100 Unzen Wasser; und will man es zersezen, so kann es entweder durch Feuer, oder mit Huͤlfe der Electricitaͤt oder des Galvanismus geschehen. Auch Pflanzen aller Art zersezen das Wasser, das sie in sich aufnehmen, und bilden daraus Oehl, Zuker, Staͤrke und eine Menge andere Stoffe, welche man die naͤheren Bestandtheile der Gewaͤchse nennt. Die Zersezung des Wassers ist auch den Fischen gemein, besonders aber den Cetaceen, und es soll ebenfalls im Magen der Thiere und des Menschen statt finden. In vielen chemischen Processen bemerkt man ebenfalls eine Zersezung des Wassers, und auch in Fabriken beruht manche Arbeit darauf. Will man z.B. aus dem geraspelten Blauholze den Farbestoff moͤglichst vortheilhaft ausziehen, so wird es stark mit Wasser besprengt, und in große Haufen zusammengeworfen, wo man es so lange liegen laͤßt, als erforderlich ist. Dadurch werden die Spaͤne erhizt, oder gehen in Gaͤhrung uͤber, wie der Faͤrber zu sagen pflegt; und nachdem sie einige Monate in diesem Zustande geblichen sind, lassen sie die Farbe im Kessel viel leichter fahren, und geben ein viel besseres Blau, als wenn man sie nicht so behandelt haͤtte. Es wuͤrde schwer seyn diesen Umstand zu erklaͤren, wenn man nicht annehmen koͤnnte, daß das Wasser theilweise zersezt wird, und daß der Sauerstoff desselben mit dem Faͤrbestoff des Holzes sich verbindet, und eine schoͤnere Farbe erzeugt. Den Beobachtungen zufolge, welche ich bei einer Menge chemischer Processe gemacht habe, halte ich mich fuͤr berechtigt zu behaupten, daß das Wasser einen groͤßern Einfluß auf die Verrichtungen der Natur und der Kunst hat, als man im Allgemeinen glaubt; und diese Behauptung wird um so einleuchtender werden, wenn man bedenkt, daß es ein Aufloͤsungsmittel fuͤr die Alkalien, die meisten salzigen Koͤrper, Saͤuren und Erden ist, und daß es bei der Zersezung dem einen Grundstoffe oͤfters Sauerstoff und dem andern Wasserstoff mittheilt. Dieser Gegenstand ist daher fuͤr den Fabrikanten von großer Wichtigkeit, weshalb wir ihn etwas genauer vornehmen wollen. Wasser kommt unter viererlei Existenzformen, naͤmlich als Eis, Wasser, Dampf, und in chemischer Verbindung mit andern Koͤrpern vor. Die einfachste Form, in welcher man es antrifft, ist unstreitig das Eis; denn wenn man es mit Waͤrmestoff in Verbindung bringt, wird es augenbliklich zu Wasser, das ein noch hoͤherer Waͤrmegrad in Dampf verwandelt. Ausser diesen allgemein bekannten Existenzformen des Wassers trifft man es aber auch noch in Verbindung mit andern Koͤrpern an, worin es aber einen so hohen Grad der Verdichtung erleidet, daß es die gewoͤhnlichen Eigenschaften des Wassers ganz verliert. In diesen Fallen verbindet sich das Wasser in bestimmtem Verhaͤltnisse mit dergleichen Koͤrpern, die man in neuerer Zeit Hydrate nennt. Die Moͤglichkeit, das Wasser zu verdichten, hat man anfangs bezweifelt; allein neuere Versuche haben das Gegentheil bewiesen. Zimmermann behauptet, daß man es um den vier und zwanzigsten Theil seines Volumens verdichten koͤnne; und Perkins hat den sogenannten Piezometer erfunden, worin er das Wasser einem Druke von 326 Atmosphaͤren unterworfen, und seine Dichtigkeit um 3,5 %, vermehrt hat. In der Chemie ist es bekannt, daß jeder Koͤrper bei der Verdichtung Waͤrme entbindet. Dieß ist z.B. beim Wasser der Fall, wenn es gefriert; und gebrannter Kalk, wenn er geloͤscht wird, zeigt diese Erscheinung in einem weit hoͤhern Grade. Wenn eine heiße, gesaͤttigte Loͤsung von schwefelsaurem Natrum (Glaubersalz) in eine glaͤserne Flasche gegossen wird, worin ein Thermometer enthalten ist, und wenn man die Flasche verstopft und bei Seite legt, bis sie die Temperatur der umgebenden Atmosphaͤre erlangt hat; so wird die Aufloͤsung sich abkuͤhlen, ohne daß das Salz kristallisirt. Nimmt man aber den Kork heraus, und erlaubt den Zutritt der Atmosphaͤre, so bildet sich das Salz augenbliklich in Kristalle, und das Queksilber im Thermometer steigt um mehrere Grade. Was anders kann nun dieses Steigen des Thermometers veranlassen, als der aus dem Wasser sich entbindende Warmestoff, der sichsich sich mit dem Salze verbindet, und in den entstandenen Kristallen verdichtet wird? So lange nun dieses Wasser im Salze bleibt, behaͤlt lezteres seine Festigkeit und Form, es wird aber bald in Staub zerfallen, wenn es der Luft ausgesezt wird, indem es das Kristallisationswasser dadurch verliert. Wer uͤberhaupt mit den Salzen bekannt ist, weiß wohl, daß einige durch das Aussezen in der Luft ihr Kristallisationswasser verlieren und verwittern, waͤhrend andere Wasser einsaugen und zerfließen. Zu den erstem gehoͤrt schwefelsaures Natrum, boraxsaures Natrum, schwefelsaure Kalkerde und saures schwefelsaures Natrum; und zu den leztern rechnet man salzsauern Kalk, salzsaure Bittererde und salpetersauren Kalk. Manchmal entzieht auch ein Salz dem andern sein Kristallisationswasser; und dieß ist z.B. bei kristallisirtem salzsauren Kalke der Fall, welcher den Kristallen des kohlensauren Natrums ihr Wasser entzieht. Verschließt man beide Salze in dasselbe Gefaͤß, ohne daß sie sich beruͤhren, so zerfaͤllt das kohlensaure Natrum zu Staub, und der salzsaure Kalk wird fluͤßig. Sollte man je Salpetersaͤure von groͤßerer specifischer Schwere beduͤrfen, als man sie auf die gewoͤhnliche Weise erhaͤlt, so glaube ich, koͤnnte man sie in einem luftdichten Gefaͤße verstaͤrken, wenn man etwas von der schwersten Schwefelsaͤure dazu nimmt, die eine so starke Verwandtschaft mit dem Wasser hat, daß man der Salpetersaͤure mehr dadurch entziehen koͤnnte, als durch jedes andere Mittel. Nicht allein die kuͤnstlichen, sondern auch die natuͤrlichen Salze, sie moͤgen erdiger, alkalischer oder metallischer Natur seyn, verdanken ihre Durchsichtigkeit, ihre Kristallisation, und selbst zum Theil ihre Festigkeit hauptsaͤchlich dem darin enthaltenen Wasser; und wenn daher dieses Fluidum eine so wesentliche Einwirkung bei den Verrichtungen der Natur hat, so wird es in Fabriken eine nicht minder wichtige Rolle spielen. Wenn man einen durchaus dichten Tiegel ganz mit trokener Kreide fuͤllt, und ihn nachher der staͤrksten Ofenhize aussezt, so ist es sehr schwer, wo nicht unmoͤglich, die ganze Menge Kreide in Kalk zu verwandeln. Macht man aber ein Loch in den Boden des Tiegels, und stellt ihn dergestalt uͤbers Feuer, daß ein Strom Wasserdampf oder atmosphaͤrische Luft frei hindurchziehen kann, so wird die Kohlensaͤure davon getrennt, und der Kalk in kuͤrzerer Zeit und mit weniger Hize viel besser werden, als wenn man dieses Mittel nicht benuͤzt haͤtte. Das Wasser hilft zur Entbindung der Kohlensaͤure, und traͤgt dazu bei, daß sie als Gas entweicht. Unsere gewoͤhnlichen Kalkoͤfen haben alle eine Oeffnung im untern Theile derselben, um den Kalk herauszunehmen, wenn er gebrannt ist. Dieß erlaubt einen bestaͤndigen Luftzug durch die ganze Steinmasse, wodurch zugleich ziemlich viel Wasser hineinbringt. Wenn daher der in einem Ofen gebrannte Kalk beim Herausnehmen nicht gahr genug ist, so ist vielleicht eine zu trokene Luft mehr daran Schutz, als andere Umstaͤnde; und in diesem Falle koͤnnte man dem Uebel dadurch abhelfen, daß man ein großes Gefaͤß mit Wasser vor das Ofenloch sezte, um eine bestaͤndige Verduͤnstung desselben zu bezweken, und die Daͤmpfe mit dem Luftzuge durch alle Theile des Ofens zu leiten. Auf dieselbe Weise wuͤrde der Kalk sich nicht mit der Kohlensaͤure verbinden, wenn kein Wasser darin enthalten waͤre; und Moͤrtel oder Kitt wuͤrden nicht so hart werden, als es der Fall ist, wenn sie nicht nach und nach Wasser aus der Luft einsaugten. Vegetabilische Gaͤhrung kann ohne Wasser nicht statt finden; und ich vermuthe, daß die Guͤte des Weines und aller anderer gegohrner Fluͤßigkeiten großentheils von dem Verhaͤltnisse des Wassers zum Zuker und Schleim abhaͤngt. Ebenso kann man nicht gut maͤlzen, wenn die Gerste in Haufen nicht gehoͤrig mit Wasser besprengt wird. Loͤst man Metalle in Salzsaͤure und in anderen Saͤuren auf, so wird das Wasser nach Maßgabe des Erfordernisses an Sauerstoff zersezt, der zum Oxidiren des Metalles noͤthig ist, und der Wasserstoff geht in Gasform davon. Obgleich das Wasser bei vielen chemischen Verrichtungen zersezt wird, und einen Gewichtsverlust erleidet, so wird es doch auch bei manchen anderen erzeugt, besonders beim Verbrennen, wo man die Gegenwart desselben am wenigsten vermuthen sollte, wodurch das Resultat der Operationen ganz anders ausfaͤllt, als es diejenigen vermuthen sollten, die mit den Grundsaͤzen der Chemie nicht vertraut sind. Weingeist, Oehle, Wachs, Talg und viele andere Substanzen, erzeugen beim Verbrennen immer Wasser. Wird ein kaltes, glaͤsernes Gefaͤß uͤber brennenden Alkohol gesezt, so bekommt man Wasser, das ganz, frei von Geschmak und Geruch, und in jeder Beziehung wie destillirtes Wasser ist. Ein Pfund Alkohol gibt achtzehn Unzen Wasser. Die Reinheit des Wassers, das man in einigen unserer Fabriken gebraucht, ist von großer Wichtigkeit, weil der bessere oder schlechtere Erfolg bei der Verfertigung der darin gemachten Gegenstaͤnde davon abhaͤngt. Dieß ist z.B. beim Bleichen, Faͤrben, in den Katundrukereien, Zukerrafinerien, Bierbrauereien, Papiermuͤhlen und vielen andern Werken der Fall, wo die Beschaffenheit des Wassers wesentlich auf jene der Waare einwirkt. Sogenanntes hartes Wasser haͤlt gewisse Salze in sich, und ist deshalb weder in Fabriken noch beim haͤuslichen Bedarf anwendbar. Indessen enthaͤlt doch, wie Dalton behauptet, das haͤrteste Quellwasser selten mehr als den tausendsten Theil seines Gewichtes an fremden Stoffen; und die Natur, welche uns viel reines Wasser von oben herab sendet, hat es so eingerichtet, daß es wenig große Landesstreken gibt, wo man nicht ziemlich reines Quellwasser findet, das sowohl zum Fabrik als Hausbedarf dienlich ist. Wenn man Brunnen graͤbt, muß man sie mit Sandsteinen und nicht mit Ziegelsteinen auslegen, weil die leztern das Wasser hart machen. Das meiste Quellwasser enthaͤlt gemeines Salz, nebst kohlensaurem und salzsaurem Kalke; allein der schwefelsaure Kalk oder Gyps allein verursacht die Haͤrte des Wassers. In Distrikten, wo man Steinkohlen nahe an der Oberflaͤche des Bodens findet, wird das Wasser der in der Nachbarschaft befindlichen Baͤche und Fluͤsse oͤfters durch die Zersezung des schwefelhaltigen Eisens verdorben, das beim Regen dahin gefloͤßt wird. Ich kenne einen Fall in Yorkshire, wo eine Wollenfaͤrberei aus dieser Ursache allein haͤtte aufgegeben werden muͤssen, wenn die Eigenthuͤmer keine Mittel gefunden haͤtten, einen Wasserstrom von einer in der Naͤhe befindlichen Quelle zum Bedarf des Werkes dahin zu leiten. Bis dahin hatten sie das Wasser vom Flusse Calder gebraucht, worin bestaͤndig etwas von dem aus den Steinkohlengruben ausfliessenden Wasser enthalten war; und im Sommer oder bei trokener Jahreszeit so sehr dadurch verschlechtert wurde, daß man es kaum mehr beim Faͤrben brauchen konnte. Dieß war lange Zeit hindurch ein fuͤr die Unternehmer des Werkes sehr nachtheiliger Umstand, bis endlich eine der verlassenen Kohlengruben borst, und den Fluß Calder dergestalt mit aufgeloͤstem schwefelsauren Eisen uͤberfuͤllte, daß man das Wasser desselben gar nicht mehr brauchen konntekonnnte, weshalb die Eigenthuͤmer das Wasser anderswoher leiten mußten. Obgleich nun das fragliche Werk nicht von großer Bedeutung ist, so hat es doch durch diese Veraͤnderung des Wassers beim Scheuern des Wollengarns allein eine jaͤhrliche Ersparniß von 50 Pfd. Sterling an Seife erzwekt. Ebenso kenne ich ein Haus im noͤrdlichen Schottland, das eine sehr große Bleiche und damit verbundene Katundrukerei besizt, und seit Jahren mit dem Wasser des Flusses Don gebleicht hatte, womit es aber selten zufrieden war. Zulezt entschlossen sich die Eigenthuͤmer alles benachbarte Quellwasser zu untersuchen, und in dem, das ihnen am reinsten scheinen wuͤrde, einige ihrer Waaren zu bleichen. Das Resultat uͤbertraf ihre Erwartung, indem sie weniger Alkali gebrauchten, und eine besser ausgebleichte Waare lieferten. Sobald dieß erwiesen war, ließen die Eigenthuͤmer auf ihre Kosten eine drei Meilen lange Wasserleitung auf eigenem Grund und Boden machen, und den eisenhaltigen Quellen eine andere Richtung geben. Vermittelst dieser Einrichtung sammelten sie das gute Wasser in einer viele tausend Gallonen haltenden Cisterne, von wo es nach Beduͤrfniß in die verschiedenen Theile des Werkes geleitet wird, woruͤber wir weiter unten etwas mehr sagen werden. Diese Einrichtung kostete uͤber 2000 Pfund Sterling; allein nach der Versicherung der Eigenthuͤmer selbst haben sie diese Auslage nicht zu bereuen. Bei den Arbeiten in den Katundrukereien, und namentlich beim Schoͤnfaͤrben, ist reines Wasser unumgaͤnglich nothwendig, und beim Bleichen von Leinwand oder Kalico kann man nie eine schoͤn ausgebleichte Waare erwarten, wenn das Wasser mit salzigen oder metallischen Substanzen geschwaͤngert ist. Ganz reines Wasser trifft man indessen nie in der Natur an; denn Regenwasser selbst ist nicht ganz rein, sondern mit Selenit geschwaͤngert, wenn es unter Dachtraufen gesammelt wird, oder mit andern fremden in der Luft enthaltenen Theilen, wenn man es auf freiem Felde auffaͤngt. Zu chemischen Versuchen taugt daher destillirtes Wasser am besten. In England sind viele Bleichen in der Naͤhe von Torfmooren angelegt, zum groͤßten Nachtheil der daselbst auszubleichenden Waare, weil zur Regenzeit viel aufgeloͤstes Eisen aus diesen Mooren nach den benachbarten Fluͤssen geschwemmt, und das Wasser dadurch verdorben wird.Die Bleicher und Katunfabrikanten machen wir bei diesem Anlasse aufmerksam: daß sie in der Nahe ihres Brunnens nichts von aufloͤslichen Materialien schuͤtten oder ausleeren lassen sollen. Wir kennen eine Bleichanstalt, welche den Ruͤkstand von der Bereitung der Chlorine in der Nahe ihres Brunnens ausleeren ließ, bei dem es sich nach jedem Regen ergab, daß das zum Bleichen aus diesem Brunnen genommene Wasser durch den Zusaz von Chlorinkalk braun wurde und keine Bleichkraft hatte. Durch den Regen hat sich das salzsaure und schwefelsaure Mangan aufgeloͤst, in den Brunnen gezogen, und das Wasser mit der Manganloͤsung so stark geschwaͤngert, daß durch den Zusaz von basischem Chlorinkalk braunes Manganoxyd aus der Fluͤssigkeit gefaͤllt wurde und der Chlorkalk dadurch seine Bleichkraft verlohr. Aus diesem Beispiel kann man sich einen Schluß auf so manche gefundene Bestandtheile verschiedener untersuchter Waͤsser machen. A. d. R. In einigen Theilen von Portugal ist das Wasser so hart, daß man es zu vielen Zweken gar nicht gebrauchen kann Dieß ist besonders bei der Wolle der Fall, die man deshalb in diesem Lande nicht waschen kann, sondern im Felle nach England senden muß, wobei auf Zoll und Fracht viel verloren geht, und die Waare vertheuert wird. Ich machte daher einem dort ansaͤßigen englischen Kaufmann den Vorschlag, Urin zu diesem Behufe sammeln zu lassen, der, nachdem er etwas alt geworden ist, viel fluͤchtiges Alkali erzeugt, und durch den Zusaz von etwas ungeloͤschtem Kalke den unangenehmen Geruch verliert, und zum Waschen tauglich wird; allein niemand will sich in jenem Lande mit Urinsammeln abgeben, und selbst der aͤrmste Mensch wuͤrde sich schaͤmen, es zu unternehmen. Gießt man etwas von so zubereitetem Urin in hartes Wasser, so wird es weich und reinigend. Die Roͤmer kannten die Benuzung des Urins zu solchen Zweken laͤngst; allein sie scheinen nicht gewußt zu haben, daß man den unangenehmen Geruch desselben mit gebranntem Kalke vertreiben kann. Wenn man Wasser, das zum Gebrauche irgend einer Fabrik bestimmt ist, untersuchen will, so muß man zuerst seine specifische Schwere kennen lernen, weil man daraus allein schon seine Beschaffenheit und Reinheit beurtheilen kann; denn dasjenige Wasser, das zum Kochen und zu Fabrikzweken nicht taugt, ist um so schwerer, je unreiner es ist. Wenn daher irgend ein Wasser nur wenig schwerer als Regen- oder destillirtes Wasser ist, und weder Farbe, noch Geruch und Geschmak besizt, so kann man es im Allgemeinen zu Fabrikzweken und haͤuslichen Gegenstaͤnden gebrauchen. Will man aber den Versuch noch genauer anstellen, so darf man nur eine oder zwei duͤnne Scheiben Seife in ein reines Weinglas werfen, und einen halben Schoppen von dem zur Untersuchung bestimmten Wasser daruͤber gießen. Nachdem es eine halbe Stunde ruhig gestanden ist, kann man leicht sehen, ob es hart oder weich ist. Castilische Seife, die man gewoͤhnlich aus Soda und Oliven- oder Mandeloͤhl macht, taugt am besten dazu. Mit etwas in Alkohol aufgeloͤster venetianischer Seife kann man die Haͤrte des Wassers in einem Augenblike untersuchen. Wasser, das entweder Erden oder metallische und erdige Salze enthaͤlt, zersezt die Seife, waͤhrend reines Wasser sie ganz aufloͤst. Im ersten Falle trennt sich das Alkali, und die Erde verbindet sich mit dem Oehle oder Talge; und im leztem wird die Seife durch doppelte Verwandtschaft zersezt, indem sich die Saͤure mit dem Alkali, und die Erde oder das Metall mit dem Oehle verbindet, und eine erdige oder metallische Seife bildet. In beiden Faͤllen ist die neue Mischung unaufloͤslich, und die Seife oder deren Bestandtheile sind geronnen.Um harte Wasser zum Bleichen, zum Entschaͤlen der Baumwolle, zu den oͤhlig-alkalischen Beizen, zum Degraisiren, so wie zum Aviviren und Rosiren tauglich zu machen, loͤst man in 2 Pfunden Wasser anderthalb Pfund Soda oder gute Pottasche nebst einem Lothe klein geschnittene Seife vollkommen auf und gießt die Loͤsung an 200 Pfund kochendes Wasser, wo sich alsbald eine geronnene Maße bilden wird, welche auf der Oberflaͤche schwimmt und abgeschaͤumt werden muß. Nach dem Quantum des Wassers, das man weich machen will, richtet man sich mit der Menge des anzuwendenden Kali und der Seife. In Faͤrbereien pflegt man die harten Wasser durch Kleie oder schleimige Pflanzen, die man in einem Sake mit dem Wasser kochen laͤßt, zu verbessern. So behandeltes Wasser eignet sich zum Scharlachfaͤrben und zum Faͤrben mit Holzpigmenten. A. d. R. Wenn aber das Wasser durchaus gleichfoͤrmig und ohne weiße Floken oder geronnene Theilchen ist, so ist es gut, wonach man auch seine groͤßere oder geringere Brauchbarkeit beurtheilen kann. Eisen findet man am haͤufigsten im Wasser, zum groͤßten Nachtheile der Fabriken. Um sich daher von der Gegenwart desselben zu vergewissern, nimmt man eisenblausaures Kali oder Gallaͤpfeltinktur, und gießt etwas davon ins Wasser. Ist Eisen darin vorhanden, so wird es vom erstem blau; und von der leztern anfaͤnglich blau und zulezt schwarz. Vermittelst dieser und der vorhin angegebenen Huͤlfsmittel kann man im Allgemeinen die Reinheit und Beschaffenheit des Wassers untersuchen; weil es aber haͤufig noch manche andere als die angegebenen Bestandtheile enthaͤlt, die man alle mit Huͤlfe chemischer Reagentien entdeken kann, so haben wir sie in folgender Ordnung zusammengestellt: entdeken Sauerkleesaͤure, oder andere kleesaure Salze Kalk, oder irgend eines von den Kalksalzen. Aufguß von Lakmus, oder Beilchensyrup,oder Aufguß von den Blaͤttern des rothen Kohls unverbundene Saͤuren. Dieselben, mit Essig etwas geroͤthet oder Curcumaͤ-Papier Reine Alkalien und reine Erden. Salzsaures Platin Kali, oder die Salze derselben. Saͤuerliches, salpetersaure Silber Salzsaͤure, oder salzsaure Salze. Salzsaurer Baryt Schwefelsaͤure, oder schwefelsaure Salze. Kalkwasser Kohlensaͤure, Bitter- u. Alaunerde. Essigsaures Blei Geschwefeltes Wasserstoffgas. Salzsaurer Kalk Kohlensaure Alkalien. Polirtes Eisen oder Stahl Schwefelsaures Kupfer. Phosphorsaures Natrum Bittererde. Schwefelkalium Blei. Außer diesen im Wasser enthaltenen Bestandtheilen gibt es aber noch manche andere, welche gelegentlich darin vorkommen; weil es aber nicht so haͤufig der Fall ist, so haben wir sie weggelassen. Sobald nun der Fabrikant mit Huͤlfe dieser Untersuchungsmittel gefunden hat, daß das in seinem Bereiche befindliche Wasser nicht fuͤr ihn taugt, so muß er entscheiden, ob es besser ist, sich nach anderem Wasser umzusehen, oder das vorhandene zu reinigen. Zur Reinigung des Wassers hat man verschiedene Mittel, und die Natur selbst nimmt einige davon zu Huͤlfe, wohin namentlich Destillation und Filtration gehoͤren. Das schlechteste Wasser wird taͤglich durch die Sonnenstrahlen gereinigt, welche die klaren Theilchen von der unreinen Masse trennen, in die Atmosphaͤre fuͤhren, und als Regen, Schnee oder Hagel wieder herunter stuͤrzen. Die Huͤgel und Berge unseres Erdballs haben eine aͤhnliche Verrichtung, indem sie das Wasser auffangen, und nachdem es filtrirt ist, bekommen wir es in verschiedenen Graden der Reinheit, je nach der Beschaffenheit der Erdschichten und Mineralien, durch welche es fliest. Die erste dieser Methoden ahmen wir beim Destilliren des Wassers mit Erfolg nach: allein fuͤr Fabrikzweke ist sie zu kostspielig. Die leztere Methode dagegen, oder das Filtriren, kann man im Großen nachahmen; und das so gereinigte Wasser vielfaͤltig benuͤzen; allein wir koͤnnen doch nur einige groͤbere Theile davon trennen, waͤhrend die Natur das Schaͤdliche zersezen, und die Unreinigkeiten ganz davon trennen kann. In großen Fabriken, wo man bestaͤndig eine Dampfmaschine im Gange hat, koͤnnte man genug destillirtes Wasser aus dem sich verfluͤchtigenden Dampfe sammeln, wenn man einen Behaͤlter dazu baute; und dieß wuͤrde namentlich beim Faͤrben und Kattundruken von großem Werthe seyn. Vor einiger Zeit hatte ich Gelegenheit, den Plan eines großen Behaͤlters zu untersuchen, den ein geschikter Fabrikant zum Filtriren des Wassers anlegen ließ, und der 180 Fuß lang und 120 breit war. Dieser große Behaͤlter war am Ufer eines Flußes angelegt, und einige Fuß niedriger, als die Oberflaͤche des umgebenden Bodens. Sobald dieser tief genug ausgegraben war, zog man einige breite Graͤben, welche noch 1 bis 2 Fuß tiefer waren, und fuͤllte sie mit großen Kieselsteinen aus, um zu verhindern, daß sie nicht mit Wasser angefuͤllt wurden. Ueber diese, und den Boden des Behaͤlters her, warf man eine dike Deke Kies, den man zulezt mit einer Lage gesiebten Sandes bewarf. Die Eigenthuͤmer hatten die Absicht diesen Behaͤlter mit Wasser zu fuͤllen, das sie mit Huͤlfe einer Dampfmaschine aus dem nahe gelegenen Fluße dahin pumpen wollten, damit es durch den Sand und Kies hindurch nach den Graͤben ziehe, von wo die Fabrik mit einem bestaͤndigen und klaren Strome Wasser versehen werden sollte. Der Erfolg dieses Unternehmens ist mir nicht bekannt; allein ich zweifle keineswegs, daß er gelungen ist. Indessen kann ich doch nicht umhin, zu bemerken, daß man auf diese Weise bloß die im Wasser geloͤst enthaltenen Unreinigkeiten, nicht aber die chemisch damit verbundenen Erden und Salze hinwegschaffen kann. Wenn man einen Behaͤlter dieser Art anlegen will. Hat man viele Umstaͤnde zu beruͤksichtigen, die an und fuͤr sich selbst unbedeutend scheinen moͤgen, deren Vernachlaͤßigung aber das Mißlingen des Planes verursachen kann. So werden z.B. Wuͤrmer durch den Boden und die Seiten graben, wenn man sie nicht mit Thon ausstampft, und eine duͤnne Lage Kohlenasche darauf bringt; indem man gefunden hat, daß keine Wuͤrmer durch diese Asche hindurchdringen. Eben so muß man die in den Graͤben befindlichen großen Kieselsteine mit langem Strohe bedeken, ehe man sie mit Kies bewirft, damit er nicht dazwischen faͤllt; und die naͤmliche Vorsicht muß man beobachten, ehe man den Sand darauf wirft. Am besten aber ist es einen in der Sache erfahrenen Mann zu Rathe zu ziehen, wenn man dergleichen Behaͤlter anlegen will. In allen großen, zu Fabriken gehoͤrigen Wasserbehaͤltern muß man auch das Wachsthum der Unkraͤuter und der Wasserpflanzen befoͤrdern, weil sie zur Reinigung des Wassers wesentlich beitragen. Manches Wasser wird schon dadurch fuͤr Fabrikzweke hinlaͤnglich gereinigt, daß man es der Einwirkung der Luft aussezt. So z.B. sezen einige eisenhaltige Wasser das Eisen in einem duͤnnen Haͤutchen auf der Oberflaͤche ab, weil es durch die Aufnahme des Sauerstoffs unaufloͤslich wird. Auch kenne ich einen anderen Fall, wo ein kleiner Wasserstrom in einer Kattundrukerei zu unrein befunden wurde, um ihn benuͤzen zu koͤnnen; allein so bald er die naͤchst gelegene Drukerei erreichte, welche denselben Eigenthuͤmern gehoͤrte, und ziemlich weit, davon entfernt war, so konnte man dasselbe Wasser beinahe zu allen Arbeiten gebrauchen. Vieles Quellwasser wird durch den darin enthaltenen Selenit fuͤr Fabrikzweke unbrauchbar; allein man konnte es leicht, und mit geringen Kosten, reinigen, wenn man anders keine zu große Menge davon braucht. Dazu taugt wohl eine Aufloͤsung von Schwererde am besten, nie man auf folgende Weise bereitet: Man nimmt Schwerspath, mahlt ihn zu Pulver, und mengt ihn, dem Gewichte nach, mit einem Drittel pulverisirter Holzkohle, worauf man das Gemenge in starken eisernen Gefaͤßen einer rothgluͤhenden Hize aussezt, um die Saͤure in Schwefel zu verwandeln. Sobald das Gemenge in den Gefaͤßen ist, muß man es mit einer guten Lage Holzkohlen-Pulver bedeken, damit die Luft nicht hinzudringen kann, sonst wird der Schwefel wieder in Schwefelsaͤure verwandelt, worauf man es in einen guten Reverberirofen bringt. Das daraus entstehende Schwefel-Baryum wird auf die gewoͤhnliche Weise zersezt, und die zuruͤkbleibende Erde in dichte Gefaͤße verschlossen. Wenn man nun Wasser auf die oben angegebene Weise damit reinigen will, macht man eine Aufloͤsung davon, und laͤßt etwas, nach und nach, in das Wasser troͤpfeln, bis es keinen Niederschlag mehr gibt. Auf diese Weise kann man zu jeder Zeit reines Wasser zu chemischen Versuchen machen; denn wenn man auch zufaͤlligerweise zu viel von der Aufloͤsung naͤhme, so wuͤrde die im Wasser oder in der Luft enthaltene Kohlensaͤure sich bald damit verbinden, und mit dem zersezten Selenit zu Boden fallen. Zum haͤuslichen Gebrauche kann man indessen dieses Wasser nicht empfehlen, weil die Schwererde giftig ist. Wenn man aber keinen Schwerspath bekommen kann, oder diese Erde nicht dazu nehmen will, so kann man solches Wasser mit etwas Perlasche zwar weich, aber nicht rein machen, oder auch einige Sodakrystalle hineinwerfen. Beide Alkalien werden sich mit der Schwefelsaͤure verbinden, und den Kalk niederschlagen; und nachdem das Wasser einige Zeit ruhig geblieben ist, kann man es zum Kochen und allen anderen Zweken gebrauchen. Wo man große Behaͤlter hat, ist dieß die beste Art, hartes Wasser weich zu machen; und zum Waschen und Scheuem kann man denselben Zwek mit altem Urin noch wohlfeiler erreichen, wie wir bereits oben angegeben haben. Der wichtigste Gegenstand fuͤr Bleicher, Faͤrber und Druker ist jedoch der, eine wohlfeile Methode zu entdeken, wie man das im Wasser enthaltene Eisen niederschlagen kann, weil es diesen Gewerben so nachtheilig ist. In den meisten Faͤllen ist Schwefelsaͤure das Aufloͤsungsmittel des Eisens; und wo man Behaͤlter fuͤr das Wasser hat, koͤnnte man die Schwererde dazu gebrauchen. Diese wuͤrde sich augenbliklich mit der Schwefelsaure verbinden, und zu Boden fallen; und dasselbe wuͤrde auch mit dem Eisen der Fall seyn, nachdem es das Aufloͤsungsmittel verloren haͤtte. Der Niederschlag der im Wasser enthaltenen Unreinigkeiten faͤngt augenbliklich an, nachdem man die Baryt-Aufloͤsung hinzugegossen hat; und nach Verlauf einiger Stunden ist das Wasser gut. Uebrigens aber muß man ja nicht mehr davon nehmen, als man zum Niederschlagen des Eisens braucht, sonst wird das Wasser selbst davon verdorben. Um zu wissen, ob das in Wasser enthaltene Eisen durch Schwefelsaure, Salzsaͤure oder Kohlensaͤure aufgeloͤst ist, nimmt man etwas salpetersaure Schwererde; und wenn sie einen gelben Niederschlag bildet, und das Wasser seinen salzigen Geschmak verliert, so kann man daraus schließen, daß Schwefelsaͤure das Aufloͤsungsmittel des Eisens war. Durch das Abkochen des Wassers kann man finden, ob Kohlensaͤure die Ursache davon war. In Faͤllen, wo etwas Kalk nicht schaden wuͤrde, kann man das Eisen mit ein wenig gepuͤlverter Kalkerde hinwegschaffen. Am besten nimmt man frisch gebrannten Kalk dazu; und nimmt man mehr davon als noͤthig ist; um das Eisen zu trennen, so wird der Ueberfluß von selbst niedergeschlagen werden, wenn man ihm Zeit laͤßt. Kohlensaͤure aus der Luft einzusaugen. Hat man aber keine Zeit zu warten, so kann man den Kalk mit etwas Schwefelsaͤure in vier und zwanzig Stunden davon trennen, wodurch das Wasser so rein werden wird, daß man es zu jedem Zweke gebrauchen kann. Dieß koͤnnte man am besten mit zwei großen, an einander stoßenden Wasserbehaͤltern verrichten, damit man bestaͤndig gutes Wasser vorraͤthig haͤtte; denn waͤhrend man das Wasser aus einem derselben gebrauchte, haͤtte man Zeit das andere zu reinigen. Der Behaͤlter, wovon wir weiter oben (S. 6.) gesprochen haben, wurde in einer anderen Absicht errichtet. Er sollte hauptsaͤchlich dazu dienen, reineres Wasser, als das gewoͤhnliche, zu liefern, weßhalb man es bestaͤndig dem Einflusse der Atmosphaͤre aussezte. Dieser Behaͤlter war von schottischem Granit gemacht, und mit dem sogenannten roͤmischen Kitt verkittet. Er war 50 Fuß lang, 30 breit, und 10 tief. Das Wasser wurde in eisernen Roͤhren, 3 englische Meilen weit, herbeigeleitet; und obgleich der Behaͤlter, im Verhaͤltnisse zu seiner Ausdehnung nicht tief war, so geschah es absichtlich, um eine groͤßere Flaͤche dem Einflusse der Atmosphaͤre auszusezen, weil es Kalktheilchen enthielt, welche ihre Kohlensaͤure zum Theile verloren, und zu Boden fielen. Weil man aber voraussehen konnte, daß der Niederschlag immer betraͤchtlicher werden wuͤrde, so laͤßt man das Wasser, welches den Behaͤlter speist, nicht von oben hinein laufen, sondern es wird zuerst in einen großen hoͤlzernen Trog geleitet, der beinahe bis auf den Boden des Behaͤlters reicht. Durch diese Vorrichtung kann das Wasser nur von unten hineinfließen, wo es sich auf dem Grunde vertheilt, ohne eine Stoͤrung an der Oberflaͤche zu erzeugen; was fuͤr die Fabrik um so wichtiger ist, als sie gerade nur die oberen Wasserschichten verbraucht. Anfaͤnglich wurden die eisernen Wasserroͤhren, wenn sie nicht ganz voll gehalten werden konnten, oxidirt, und daher das im Behaͤlter befindliche Wasser mit Eisen geschwaͤngert; seitdem man aber einen Hahn angebracht, und die Cirkulation der Luft in den Roͤhren verhindert hat, wird das Eisen nicht mehr aufgeloͤst, und das durch dieselben hindurch fließende Wasser nimmt nichts mehr davon auf. Weil nun aber die an der Oberflaͤche befindliche Wasserschichte am besten und reinsten ist, so haben die Eigenthuͤmer eine Vorrichtung ersonnen, um sie nach Bedarf ablassen zu koͤnnen. Zu diesem Behufe wurde eine kupferne Roͤhre mit einem Hahne auf einer Seite des Behaͤlters, und in gehoͤriger Entfernung vom Boden, angebracht, und an den Theil der Roͤhre, der sich im Wasser befindet, ein lederner, 18 Zoll langer Schlauch befestigt, der innen mit kupfernen Ringen aufgenaͤht ist, damit er vom Wasser nicht flach gedruͤkt wird. Am anderen Ende dieses ledernen Schlauches befindet sich wieder ein kupfernes, oben durchloͤchertes Rohr, damit das Wasser hineindringen kann, und auf demselben ist eine kupferne Luftkugel befestigt, die so duͤnn gemacht ist, daß sie auf dem Wasser schwimmt. Auf diese Weise bleibt die Kugel immer halb aus dem Wasser, und das durchloͤcherte Ende der kupfernen Roͤhre sinkt nie mehr als 1 bis 2 Zoll tief hinein, so daß nur der reinste Theil des Wassers abfließen kann. Dieß scheint eine sehr einfache und vorzuͤgliche Methode zu seyn, gutes Wasser zu bekommen; und es ist zu wuͤnschen, daß man sich dieses Mittels uͤberall bediene, wo es erforderlich ist. Bei dieser Gelegenheit wird es nicht uͤberfluͤßig seyn, etwas uͤber die bleiernen Wasserbehaͤlter und Pumpen zu sagen, deren man sich haͤufig zur Herbeischaffung und Aufbewahrung des Trinkwassers bedient. Die giftige Natur des Bleies, wenn es aufgeloͤst in Magen kommt, ist ziemlich allgemein bekannt; weil aber Blei im Wasser nicht aufloͤslich ist, so glaubt man, daß bleierne Wasserroͤhren und Cisternen nicht schaͤdlich seyen. Allein, obgleich reines Wasser das Blei weder aufloͤst noch oxidirt, so verwandelt es doch den Sauerstoff der Luft, in Verbindung mit der Einwirkung des Wassers, in ein Oxid, das kohlensaures Gas mit Gierde aus der Atmosphaͤre einsaugt, wodurch es aufloͤslich wird. Die Bleioxide sind zwar im Wasser nicht aufloͤsbar, allein nur wenig Kohlensaͤure ist erforderlich, um ihnen diese Eigenschaft mitzutheilen. Mit 16 Theilen Kohlensaͤure kann man 83 Theile Bleioxid dergestalt saͤuren, daß es im Wasser, worin Kohlensaͤure enthalten ist, aufloͤsbar wird. Die weiße Linie, welche man gewoͤhnlich in bleiernen Cisternen am der Oberflaͤche des Wassers sieht, wird durch die Oxidirung dieses Metalls veranlaßt; und weil dieses Oxid die Kohlensaͤure aus der Atmosphaͤre verschlukt, so wird es in kohlensaures Blei verwandelt, und von denen getrunken, welche das in solchen Cisternen befindliche Wasser gebrauchen. Die verschiedenen Formen, in welchen das Wasser vorkommt, haben wir schon oben angegeben: allein es duͤrfte nicht uͤberfluͤßig seyn, etwas mehr daruͤber zu sagen. Als Dampf ist es vollkommen durchsichtig, oder dem Auge unsichtbar. In diesem Zustande ist es in der Luft ganz aufloͤslich; und obgleich es durch vermehrte Temperatur außerordentlich verduͤnnt werden kann, so hat sie doch keinen Einfluß auf die chemische Beschaffenheit dieses Fluidums. Luft und Wasser wirken bestaͤndig auf einander ein. In seinem natuͤrlichen Zustande haͤlt man das Wasser fuͤr 850 Mahl schwerer, als die Luft: allein die verschiedenen Wasser selbst weichen in specifischer Schwere von einander ab. Eine Flasche, welche, bei einer Temperatur von 60° F., 4258 Gran destillirtes Wasser hielt, enthielt nur 4260 Gran New River-Wasser, und 4262 Gran Pumpwasser. Wenn man den Druk der Atmosphaͤre beseitigt, so bekommt das Wasser eine staͤrkere, loͤsbare Kraft: und daher ist es auch der Muͤhe werth, zu untersuchen, ob man beim Ausziehen des Faͤrbestoffs aus vegetabilischen Substanzen mit Huͤlfe des Wassers nicht bedeutende Vortheile erlangen koͤnnte, wenn es in einem theilweisen luftleeren Raume geschaͤhe. Eine andere Eigenthuͤmlichkeit des Wassers ist die, daß seine specifische Schwere, in besondern Faͤllen ausgenommen, mit der Erhoͤhung der Temperatur abnimmt. Man sollte daher vermuthen, daß es auch bei Verminderung derselben in seiner Schwere zunehmen sollte, was auch wirklich der Fall ist, bis es die Temperatur von 42° Fahrenheit erlangt hat, worauf es wieder bei jeder fernem Waͤrmeveraͤnderung leichter wird. Da wir weiter oben von der aufloͤsenden Kraft des Wassers gesprochen haben, so folgt hier eine Tabelle uͤber die Loͤsung der Salze, die ich vor einiger Zeit zu eigenem Gebrauche entworfen habe. Ich kann indessen die vollkommene Genauigkeit dieser Tabelle nicht verbuͤrgen; allein zu Fabrikzweken ist sie genau genug. Tabelle uͤber die Wassermenge, welche man zur Loͤsung von 100 Pfund nachstehender Salze braucht. Salze. Bei 60°. Kochend. Schwefelsaure Bittererde 100 Pfund   100   75 Schwefelsaures Ammonium   200 190 Schwefelsaures Kali 1670 500            –             –   uͤbersaures   200 100            –             Natrum   500 224  Schwefelsaure Alaunerde und Kali (Alaun) 2000 133  Salpetersaurer Kalk     25   20           –           Bittererde   100           –           Ammonium   200   50           –           Natrum   300 100           –           Kali   720   50           –           Strontian   500           –           Baryt 1120 335  Salzsaurer Kalk     50         –       Strontian     84         –       Bittererde   100         –       Natrum   286 280         –       Kali   300         –       Ammonium   340 100         –       Baryt   560 Phosphorsaures Ammonium   400 180             –           Natrum   400 200 Uebersaures phosph. Kali 2000 304 Borax 1180 590 Basisch kohlensaures Ammonium   200 100 Saures, kohlensaures detto     –   – Basisch kohlensaures Natrum   200 100 Saures, kohlensaures detto     –   – Basisch kohlensaures Kali     –   – Saures, kohlensaures Kali   400 125 Von gleicher Wichtigkeit fuͤr den Fabrikanten ist es, die Expansion und Contraktion des Wassers bei veraͤnderter Temperatur zu kennen, weßhalb ich folgende Tabelle entworfen habe, welche fuͤr einen Barometerstand von 29 1/2'' gilt.   Temperaturnach Fahrenheit Gehalt einer Flasche in Gran, welche 4265 Gran reines Wasser bei einee    Temperatur von 42° enthaͤlt.   32°       4260   34       4261   36       4262   38       4263   40       4264   42       4265   44       4264   46       4263   48       4262   50       4261   52       4260   56       4259   60       4258   64       4257   68       4256   70       4255   74       4254   80       4252   84       4249   88       4245   92       4240   96       4237 100       4234 102       4232 108       4228 112       4226 120       4220 126       4214 134       4208 140       4199 146       4191 150       4185 154       4180 162       4172 170       4160 178       4150 184       4142 192       4130 200       4116 Da ich mir schmeichle, daß diese Tabelle in vielen Faͤllen des praktischen Lebens nuͤzlich seyn wird, so will ich ein Beispiel geben, wie sie anzuwenden ist. Gesezt ein Kessel, oder irgend ein anderes Gefaͤß, halte 4260 Schoppen bei irgend einer Temperatur zwischen 32° und 52° Fahrenheit, so wird derselbe Kessel, wenn die Temperatur auf 150°F. gesteigert wird, nur 4185 Schoppen enthalten, wie man es in obiger Tabelle augenbliklich sehen kann. Wird die Temperatur ferner bis auf 200° gesteigert, so zeigt die Tabelle an, daß das naͤmliche Gefaͤß nur 4116 Schoppen enthalten kann; und wenn es daher bei einer Temperatur von 52° ganz gefuͤllt wuͤrde, so wuͤrden nicht weniger als 144 Schoppen uͤberlaufen, ehe das darin befindliche Wasser auf 200° erwaͤrmt werden koͤnnte. Das Maximum der Dichtigkeit des Wassers zeigt sich bei 42° Fahrenheit; und es wird leichter, wenn es entweder uͤber oder unter diesen Temperaturstand gebracht wird. Wenn man einen Absud mit Farbhoͤlzern macht, ist es oͤfters von großer Wichtigkeit einen gewißen Temperaturgrad nicht zu uͤbersteigen; allein dieß ist sehr schwierig, wenn man sie uͤber einem offenen Feuer abkocht. Man hat daher diese Arbeit mit Dampf zu verrichten gesucht; allein wenn man ihn in die Gefaͤße selbst hineinleitet, so kann man den Waͤrmegrad nicht hoͤher treiben, als etwa 1 bis 2 Grade vom Siedepunkte.Das Auskochen der Farbehoͤlzer durch unmittelbare Einstroͤmung der Wasserdampfe geht bei starkem Druke derselben rasch von Statten, und ist fuͤr den Fabrikanten mit vielen anderen Vortheilen noch verbunden. Wir verweisen hieruͤber auf die Abhandlung uͤber diesen Gegenstand in unserer Schrift: „Beschreibung und Abbildung mehrerer Dampf-Apparate zur Benuͤzung der Wasserdaͤmpfe, zum Kochen und Heizen etc. S. 94 A. d. R. Macht man dagegen zwei Kessel in einander, und fuͤllt den dazwischen befindlichen leeren Raum mit Dampf aus, den man aus einer auf hohem Druk berechneten Dampfmaschine hinzustroͤmen laͤßt, so wird das im inneren Kessel befindliche Wasser etc. schneller sieden, als wenn es uͤber einem offenen Feuer geschaͤhe, vorausgesezt, daß der Dampf nicht entweichen kann. Als ich mich vor einiger Zeit in einer großen Fabrik im noͤrdlichen England befand, machte ich einige Versuche, um zu sehen, in wie viel Zeit, das in so eingerichteten Gefaͤßen befindliche Wasser mit Dampf auf den Siedepunct gebracht werden kann. In dieser Fabrik ist eine Reihe von fuͤnf kupfernen Farbkesseln befindlich, welche ganz vorzuͤglich eingerichtet sind. Ein eiserner Kessel mit breitem Rande ist zuerst eingemauert, und mit einer Ofenthuͤre versehen. Innerhalb desselben befindet sich ein kleinerer Kessel von Kupfer, der ebenfalls einen schmalen Rand hat, an welchem er dergestalt aufgehaͤngt ist, daß er uͤberall einen Zoll von dem aͤußern entfernt steht. Ein starker Reif von geschmiedetem Eisen kommt auf beide Raͤnder zu liegen, nebst einem Stuͤkchen Tuch dazwischen, den man so fest anschraubt, daß keine Luft hineindringen kann. Mit jedem dieser Kessel steht ein Dampfrohr in Verbindung, so daß, wenn man den Krahn dreht, der Dampf zwischen beiden Kesseln hineinstroͤmt, und in wenigen Minuten den innern Kessel heizt. Der Kessel, den ich zu meinen Versuchen gebrauchte, war 18 Zoll tief, oben 20 Zoll breit, und hielt 20 Gallonen. Ich fuͤllte ihn mit kaltem Wasser, das eben aus dem Fluße geholt wurde, und auf 52° Fahrenheit stund. Sobald der Dampf 6 Minuten lang darauf eingewirkt hatte, war das Wasser von 52° auf 190° F. gestiegen; zwei Minuten darauf stund es auf 200°, zwei andere Minuten spaͤter auf 208°, und endlich in 1 Minute auf 212° F.; mithin brauchte man im Ganzen nur 11 Minuten Zeit. Da ich jedoch die Erhoͤhung der Temperatur in kuͤrzern Zeitraͤumen kennen zu lernen wuͤnschte, so nahm ich einen andern Kessel von derselben Groͤße, der ganz wie der vorige eingerichtet war, maß 20 Gallonen Wasser auf 52° hinein, und zeichnete die Zeit vermittelst einer Sekunden-Uhr auf. In   1 Minute stieg das Wasser auf   82°   2  detto  –  –    –  – 108   3    –  –  –    –  – 128   3 1/2    –  –  –    –  – 137   4    –  –  –    –  – 146   4 1/2    –  –  –    –  – 154   5    –  –  –    –  – 162   5 1/2    –  –  –    –  – 169   6    –  –  –    –  – 176   6 1/2    –  –  –    –  – 182   7    –  –  –    –  – 188   7 1/2    –  –  –    –  – 193   8    –  –  –    –  – 198   8 1/2    –  –  –    –  – 201   9    –  –  –    –  – 203   9 1/2    –  –  –    –  – 205 10    –  –  –    –  – 206 1/2 10 1/2    –  –  –    –  – 208 In 11 Minuten stieg das Wasser auf 209 11 1/2     –  –  –    –  – 210 12     –  –  –    –  – 210 1/2 12 1/2     –  –  –    –  – 211 13     –  –  –    –  – 212 Dieser Kessel hatte die Gestalt eines umgekehrten Bienenkorbes mit sehr spizigem Boden, um beim Zubereiten der Farben den Saz leichter herausschaffen zu koͤnnen. Der aͤußere Kessel war von Gußeisen, und der innere von Kupfer, mit einem 1 Zoll breiten Raume dazwischen. Am Boden des aͤußern Kessels ist ein mit einem Hahne versehenes Rohr angebracht, um das durch die Verdichtung des Dampfes entstehende Wasser abzulassen; denn wenn dieß nicht oͤfters geschieht, so wird der innere Kessel nicht so schnell heiß. Diesem Umstande schreibe ich auch die laͤngere Zeit zu, welche zum Sieden des Wassers erfordert wurde; denn obgleich beide Kessel gleich groß waren, so kochte das Wasser im ersten doch schon in 11, und im lezten erst in 13 Minuten, bei ganz gleicher Behandlung. Die aͤußeren Kessel nebst den Dampfroͤhren sind mit Stroh umflochten und mit Moͤrtel uͤberstrichen, um jede unnoͤthige Entweichung des Warmestoffs zu verhindern. Die großen Dampfroͤhren sind von gegossenen Eisen gemacht, und zusammengeschraubt; und die kleinen vom Blei, obgleich Kupfer besser dazu taugt. Es ist zu bemerken, daß, wenn man Kessel auf diese Weise heizt, das darin befindliche Wasser nicht aufwallt, bis es wirklich den Siedepunct erreicht hat; waͤhrend es in solchen, wo der Dampf in das Wasser selbst stroͤmt, lange zuvor auf dem Siedepuncte zu seyn scheint, ehe es wirklich der Fall ist, weßhalb man auch ohne einen Thermometer seiner Sache nicht gewiß ist. Ueberdieß ist diese Methode noch mit andern Vortheilen begleitet, die ich hier angeben will. Wenn man den Faͤrbestoff aus einigen Hoͤlzern und anderen Farbmaterialien auszieht, so darf man eine gewisse Temperatur beim Faͤrben nicht uͤbersteigen, welche sich immer nach der Natur des Gegenstandes und den damit beabsichtigten Zweken richtet. Man kann daher bei der Heizungsmethode mit Daͤmpfen dem Kessel jede beliebige Temperatur mittheilen, und ihn auch so lange dabei erhalten, als man es fuͤr dienlich erachtet. Indessen waͤre es besser, wenn man am Hahne eine richtige Eintheilung traͤfe, um zu untersuchen, welchen Temperaturgrad man beim Drehen desselben erzwekte, worauf man sich dann immer mit Zuverlaͤßigkeit verlassen koͤnnte. Bei der Zubereitung einiger Farben zum Druken der Katune wird der Absud ziemlich lang mit Staͤrke gekocht, bis er zu einer diken Masse wird. In solchen Faͤllen ist es daher gewoͤhnlich, daß die im Kessel uͤber dem offenen Feuer befindliche Masse anbrennt, wodurch die Schoͤnheit der Farbe verdorben wird, und ein Verlust entsteht. Wenn man daher Dampf zur Verdikung der Farben nimmt, so kann dieß nicht geschehen; und obgleich die Farbe durch eine zu hohe Temperatur leiden koͤnnte, so kann sie doch nie anbrennen, weil die Hize uͤberall gleich und nie so groß ist, um diese Wirkung zu haben.