Titel: Wie die Instrumenten-Arbeiter in Lancashire ihre Feilen härten und gerade richten.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XXXIX., S. 202
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XXXIX. Wie die Instrumenten-Arbeiter in Lancashire ihre Feilen haͤrten und gerade richten. Von Hrn. Gill, in dessen technical Repository. N. 55. S. 61. Mit Abbildungen auf Tab. V. Ueber Haͤrtung und Geraderichten der Feilen. Sie richten ein Schmiedefeuer aus Kuͤchen-Steinkohlenloͤsche (Kitchen Cinders), oder aus Steinkohlen an, welche von allem erdharzigen Stoffe befreit sind, so daß sie rein ohne allen Rauch und alle Flamme brennen. Nachdem diese Kohlen gehoͤrig brennen, bedeken sie selbe mit einer gewoͤlbten eisernen Platte, so daß die Hize unter derselben zusammengedraͤngt wird. Fig. 29. zeigt einen Theil eines solchen Schmiedeherdes. Die Feilen werden in Bodensaz von Bier, oder in Bierhefen getaucht, und sorgfaltig damit bekleidet, und dann mit Seesalz oder gemeinem Salze uͤberzogen, indem man sie in dasselbe stekt. Man stellt sie dann senkrecht neben das Schmiedefeuer, damit sie abtroknen, indem man ihre spizigen Stiele durch Loͤcher stekt, welche in einer auf vier Fuͤßen ruhenden eisernen Platte durchgeschlagen sind. Hierauf sind sie zum Haͤrten fertig, welches auf folgende Weise geschieht. Der Arbeiter hat eine lange duͤnne Zange, mit welcher er jede Feile einzeln bei ihrem Stiele faßt, und auf das Feuer unter die gewoͤlbte Platte zunaͤchst an der Mauer des Schmiedeherdes legt. Er nimmt hierauf eine zweite, und legt sie neben der vorigen hin, haͤlt aber indessen die Blasebaͤlge immer im Gange, und faͤhrt so fort, bis er deren sechs, wie in der Figur, oder vielleicht noch mehr, nach der Groͤße der Stuͤke, auf diese Weise untergebracht hat. Sobald das Salz auf der zuerst in das Feuer gelegten Feile zu schmelzen anfaͤngt, nimmt er dieselbe alsogleich aus dem Feuer, und taucht sie in kaltes Wasser, um sie zu haͤrten, bringt hierauf die zweite Feile in die Lage der ersteren, und ruͤkt die uͤbrigen, nach und nach, nach und traͤgt neue ein, um den Raum unter dem Dekel auszufuͤllen. Sobald das Salz auf der zweiten Feile zu schmelzen anfaͤngt, loͤscht er sie augenbliklich, und faͤhrt auf eben diese Weise mit den uͤbrigen Feilen fort. Der schwarze Ueberzug von Kohle und Salz wird dann dadurch aus den Zaͤhnen herausgeschafft, daß die Feilen im Wasser gebuͤrstet werden, wo dann die Zaͤhne vollkommen rein und weiß erscheinen werden, indem sie durch die Mischung, mit welcher man sie uͤberzogen hat, vor aller Oxidation gesichert wurden. Wenn sich diese Feilen waͤhrend des Haͤrtens nicht warfen, so werden sie gewoͤhnlich nicht temperirt, sondern in eine Mischung von Baumoͤhl und Terperthingeist getaucht, ehe man sie in das braune Papier, oder in das Papier aus getheerten Seilen taucht, um sie gegen Rost zu schuͤzen, und in Handel zu bringen. Wenn sie sich aber bei dem Haͤrten geworfen haben, so werden sie auf folgende Weise gerade gerichtet. Figur 30. stellt einen eisernen Hizer mit einer gekruͤmmten oder zugerundeten Oberflaͤche dar, der in die Baken eines Schraubstokes eingeschraubt wird. Die mit ihrem Ueberzuge von Oehl und Terpenthin bedekten Feilen werden mit ihren Stielen auf diesen rothgluͤhenden Hizer gelegt, und an ihren Enden mit einem eisernen in einen hoͤlzernen Griff aufgezogenen Werkzeuge so lange gedruͤkt, bis die Mischung aus Oehl und Terpenthin anfaͤngt zu rauchen, wo dann die Feilen dem Druke leicht nachgeben, und so leicht gestrekt werden koͤnnen. Man muß jedoch dafuͤr sorgen, daß sie nicht uͤber die braune Hize hinaus erhizt werden, indem sie sonst zu weich wuͤrden.

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Tafel Tab.
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