Titel: Ueber das hydrostatische Löthrohr, wie es gegenwärtig im Laboratorium der Universität von Pennsylvania gebraucht wird, und über sich selbst füllende und stellende Behälter für Wasserstoffgas, die eben daselbst gebraucht werden. Von R. Hare, D. M. Professor der Chemie.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. LIX., S. 289
Download: XML
LIX. Ueber das hydrostatische Loͤthrohr, wie es gegenwaͤrtig im Laboratorium der Universitaͤt von Pennsylvania gebraucht wird, und uͤber sich selbst fuͤllende und stellende Behaͤlter fuͤr Wasserstoffgas, die eben daselbst gebraucht werden. Von R. Hare, D. M. Professor der Chemie. Aus dem Franklin Journal, March, 1826 (herausgegeben von Dr. Thom. P. Jones, Prost d. Mechanik am Franklin-Institute zu Philadelphia) in Gill's technical Repository. N. 55. S. 1. N. 56. S. 65. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Hare, uͤber das hydrostatische Loͤthrohr. Folgendes ist eine Stelle aus einer Abhandlung uͤber das Loͤthrohr, welche ich im J. 1802 herausgab.Wir lassen hier eine kleine Einleitung uͤber den Nuzen des Loͤthrohres weg, da sie bloß Bekanntes enthaͤlt. A. d. U. „Das Loͤthrohr muß, man mag es wozu immer verwenden wollen, gehoͤrig mit Luft versehen, und auf eine gehoͤrige Flamme angewendet werden: die Mittel, diese Zweke zu erreichen, scheinen indessen bisher noch mehr oder minder mangelhaft.“ „Gewoͤhnlich blast man mit dem Munde. Abgesehen von der Schwierigkeit, mit dem Athem lang anzuhalten, von den Nachtheilen fuͤr die Lunge, wegen welcher mehrere Arbeiter dasselbe aufgeben mußten, ist die aus den Lungen ausgeblasene Luft feucht, zum Theile gekohlstofft, und verhaͤltnißmaͤßig zum Brennen unbrauchbar: an Sauerstoffgas fuͤr die Flamme ist hier gar nicht zu denken.“ „Man gerieth auf die Idee, das Loͤthrohr mittelst doppelten Blasebalges mit Luft zu versehen, was allerdings besser ist, als mit dem Munde zu blasen: allein, weder das Material der Blasebalge, noch ihre Klappen, sind luftdicht, und ein großer Theil der Luft entweicht an anderen Stellen, als wo sie sollte: es gehen, wie ich aus Erfahrung weiß, dadurch oͤfters mehr als 6/7 Luft verloren an uͤbrigens guten Balgen. Diese Balge muͤssen getreten werden; man darf daher nicht von der Stelle. Ueberdieß ist die Bewegung des Koͤrpers, selbst bei feinen Arbeiten hoͤchst ungelegen, und veranlaͤßt Mißlingen und Fehler. An Anwendung von Sauerstoffgas ist bei diesen Balgen nicht zu denken; in jedem Falle wuͤrde es verunreinigt, da immer gemeine atmosphaͤrische Luft in denselben zuruͤk bleibt.“ „Dieß veranlaßte mich zur Verfertigung folgender Maschine,“ die jezt, so wie sie gegenwaͤrtig hier dargestellt ist, seit jener Zeit noch vereinfacht und vervollkommnet wurde. Erklaͤrung der Figur. Mein hydrostatisches Loͤthrohr besteht aus einem Faͤßchen, welches durch eine horizontale Scheidewand in zwei Faͤcher, D, D, getheilt ist. Aus dem oberen Fache steigt eine Roͤhre von ungefaͤhr 3 Zoll im Durchmesser in der Richtung der Achse des Faͤßchens bis auf 6 Zoll von dem Boden hinab. Hieran ist ein hohler hoͤlzerner Cylinder, B, B, von 12 Zoll aͤußerem Durchmesser und 8 Zoll im Lichten, angeschraubt. Um den Ranft dieses Cylinders wird ein Stuͤk Leder aufgenagelt, um alles luftdicht zu machen. Auf einer Seite befindet sich eine kleine Furche in der oberen Oberflaͤche des Blokes, so daß ein Seiten-Durchgang unter dem Leder bleibt, wenn dieses zu beiden Seiten der Furche aufgenagelt wird. Dieser Seiten-Durchgang steht mit einem Loche in Verbindung, das mit einem Bohrer senkrecht in das Holz eingebohrt ist, und eilt kleiner Leder-Streif, der so gelegt ist, daß er dieses Loch bedekt, bildet mit einigen Metall-Scheiben eine Klappe, die sich nach aufwaͤrts oͤffnet. Im Boden des Faͤßchens befindet sich eine andere Klappe, die sich nach aufwaͤrts oͤffnet. Eine Staͤmpelstaͤnge, die senkrecht durch die Roͤhre laͤuft von dem Griffe, H, aus ist in der Naͤhe ihres unteren Endes an eine hemisphaͤrische Masse Blei, L, befestigt. Das daruͤber hinaus gelegene Stuͤk der Stange laͤuft durch den Mittelpunct des Leders, welches die von dem hohlen Cylinder gebildete Hoͤhlung dekt, und noch durch eine andere, der vorigen aͤhnliche, Bleimasse, welche, durch eine Schraube und ein Niet heraufgedruͤkt, das Leder zwischen derselben und zwischen der oberen bleiernen Hemisphaͤre einem solchen Druke unterzieht, daß alle Verbindungen hinlaͤnglich luftdicht werden. Von der Scheidewand laͤuft eine Ausfuͤhrungsroͤhre unter den Tisch, wo sie mittelst einer Schraube an einem Hahne befestigt wird, der eine Blaseroͤhre fuͤhrt, welche mittelst eines kleinen beweglichen Gewindes so befestigt ist, daß sie nach allen Richtungen gekehrt werden kann. Eine Saugroͤhre laͤuft von der mit der unteren Klappe bedekten Oeffnung unter dem Boden des Faͤßchens hin, und steigt aussen, dicht daran, senkrecht auf, wo sie sich in einen Buͤgel endet mit einer Schraube, g, damit irgend eine biegsame Roͤhre noͤthigen Falles daran angebracht werden kann. Wenn dieser Apparat so vorgerichtet, und das Faßchen mit Wasser gefuͤllt ist, bis die Scheidewand ungefaͤhr 2 Zoll hoch damit bedekt wird, so wird, wenn der Staͤmpel in die Hoͤhe gezogen wird, das Leder aufgetrieben, und wird, zum Theile, den Druk der Atmosphaͤre von der darunter befindlichen Hoͤhlung beseitigen; folglich muß die Luft durch die untere Klappe eindringen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Wenn der Staͤmpel niedergedruͤkt, und das Leder in der entgegengesezten Richtung ausgetrieben wird, wird die untere Hoͤhlung vermindert, und die dadurch zusammengedruͤkte Luft seitwaͤrts durch die Seitenklappe in dem unteren Fache des Faͤßchens ausgedruͤkt. Da dieses Fach aber vorlaͤufig mit Wasser gefuͤllt ist, wird ein Theil desselben durch die Roͤhre in das obere Fach hinauf gedruͤkt. Dasselbe geschieht, so oft der Stoß des Staͤmpels wiederhohlt wird, so daß das untere Fach sich bald mit Luft fuͤllt, die durch den Hahn zuruͤkgehalten wird, bis sie durch die Blaserohre ausstroͤmen soll. Wenn der Hahn geoͤffnet wird, wird die in dem unteren Fache eingeschlossene Luft durch den Druk des Wassers in dem oberen Fache ausgetrieben, welches, sobald die Luft, die es aus diesem Fache vertrieben hat, entwichen ist, seine vorige Lage wieder einnimmt. Der Staͤmpel wird entweder mit der Hand, oder mittelst des Tretschaͤmels, C, getrieben. Um das Faͤßchen mit Sauerstoffgas zu fuͤllen, darf man blos an die Saugroͤhre mittelst des Buͤgels und der Schraube bei, g, eine andere gehoͤrig biegsame Roͤhre anbringen, und unter eine Gloke fuͤhren, die uͤber dem pneumatischen Apparate mit diesem Gase gefuͤllt ist. Man kann auch die Roͤhre mit einem Sake in Verbindung bringen, der mit Sauerstoffgas gefuͤllt ist. Ich habe einen, der 50 Gallons haͤlt. Die Saͤume sind nach Pennock- und Seller's Methode fuͤr Landkutschen-Saͤke und Feuerloͤsch-Schlaͤuche vernietet. Da ich mich 25 Jahre lang dieses hydrostatischen Loͤthrohres bediene, so darf ich wohl mit Vertrauen fuͤr die Brauchbarkeit und Bequemlichkeit desselben sprechen. Ich bin uͤberzeugt, daß es allen Handwerkern, welche Metall loͤthen oder Glas blasen muͤssen (z.B. Barometer und Thermometer), und uͤberhaupt dort, wo der Glasschmelzer seine Lampe braucht, sehr gut dienen wird. Verbunden mit dem gleich unten zu beschreibenden sich selbst stellenden Behaͤlter fuͤr Wasserstoffgas ist es, mit einem Strahle atmosphaͤrischer Luft fuͤr das zusammengesezte Loͤthrohr, im Stande Platinna zu schmelzen, und die Leichtigkeit, mit welcher hier die Sauer-Wasserstoff-Flamme in gehoͤriger Richtung angewendet werden kann, macht dieses Loͤthrohr fuͤr Silberund Kupfer- und Zinnarbeiter hoͤchst brauchbar. Beim Weichschweißen ersezt es das Schweißeisen. Dieses Loͤthrohr arbeitet ferner weit reiner, als das gemeine, und sein Umfang laͤßt sich eben so leicht vergroͤßern, als vermindern. Ich glaube ferner nicht, daß die dadurch erzeugte Hize theuerer kommt, als diejenige, die man durch eine Lampe erhaͤlt. Fig. 2. zeigt einen Behaͤlter fuͤr reines oder geschwefeltes Wasserstoffgas, der sich von selbst stellt, auch fuͤr Stikstoff-Oxyd oder kohlensaures Gas.Die Figur ist bereits auf Tab. III. in diesem Journale abgebildet, und auf S. 103 beschrieben, allein der Vollstaͤndigkeit des Ganzen wegen ließen wir sie hier nochmals beisezen. A. d. R. Die Figur ist fuͤr sich deutlich genug. Man seze das aͤussere Glas enthalte verduͤnnte Schwefelsaͤure, die darin befindliche umgestuͤrzte Gloke enthalte etwas Zink auf einem kupfernen Troge, der an aͤhnlichen Drahten im Halse der Gloke aufgehaͤngt ist. Wenn nun der Hahn geoͤffnet wird, wann die Gloke so tief hinabgelassen ist, als man sie hier dargestellt sieht, so wird die atmosphaͤrische Luft entweichen, und die Saͤure, die in die Gloke eintritt, wird, durch ihre Einwirkung auf den Zink, schnell Wasserstoffgas entwikeln. Sobald aber der Hahn geschlossen ist, treibt der Wasserstoff die Saͤure aus der Hoͤhlung der Gloke, und folglich wird die fernere Einwirkung der Saͤure auf den Zink gehindert, bis man neuerdings wieder etwas von dem Gase abzieht. Sobald dieß geschieht, tritt die Saͤure wieder in die Hoͤhlung der Gloke, die Entwiklung des Wasserstoffes wird erneuert und fortgesezt, bis sie aus obigem Grunde wieder unterbrochen wird. Dieser Apparat dient eben so gut als ein sich selbst stellender Behaͤlter des Schwefelwasserstoffgases, wenn man Schwefeleisen statt des Zinkes, nimmt, und als Behaͤlter des kohlensauren Gases, wenn man Marmor und Kochsalzsaͤure nimmt. Um salpetrichtsaures Gas auf diese Weise zu erhalten und aufzubewahren, darf man nur statt des Kupfer-Troges und Kupfer-Drahtes einen Wikel Kupfer an Platinna-Draht oder an einer Glasroͤhre, die unten wie ein Nagel verdikt ist, aufhangen. Dieser Apparat ist jenem des Hrn. Gay-Lussac aͤhnlich; ich bediente mich aber desselben schon, als ich noch zu Williamsburgh war, um die Entwiklung des kohlensauren Gases zu maͤßigen, ehe ich von Gay-Lussac's Apparat gelesen hatte, und ziehe obige Vorrichtung vor, 1) weil man leichter von innen dazukommen, und sie leichter reinigen kann; 2) weil sie besser zur Aufnahme des Schwefeleisens und Marmors bei Erzeugung von geschwefeltem Wasserstoffe oder kohlensaurem Gase taugt, und weil 3) bloß durch Aufhebung des Glases aller Druk beseitigt werden kann. An Gay-Lussac's Vorrichtung ist der Druk auf das Gas so groß, daß, wenn nicht Roͤhre, Hahn, und ihre Verbindungen vollkommen luftdicht sind, ein bedeutender Verlust an Material entstehen muß, indem die Entweichung des Gases nothwendig die Verzehrung derselben veranlaßt, da die Saͤure den Zink etc. erreicht. Fig. 3. ist ein anderer sich selbst stellender Behaͤlter fuͤr Wasserstoffgas, der, wie der vorige vorgerichtet, nur fuͤnfzig Mahl groͤßer und aus Blei statt aus Glas ist. Dieser Behaͤlter wird mit dem oben erwaͤhnten zusammengesezten Loͤthrohre verbunden, und liefert das Wasserstoffgas; laͤßt sich also uͤberall anwenden, wo man haͤufig nachstroͤmendes Wasserstoffgas braucht. Wenn er mit dem gleich unten zu beschreibenden Sauer-Wasserstoffgas-Loͤthrohre verbunden werden soll, wird die Kugel am Ende der Roͤhre, welche eine Oeffnung an einer Seite derselben hat, in das Gestell, g, gebracht, und luftdicht mit der Roͤhre dieses Instrumentes, mittelst einer Schraube, verbunden. Beschreibung eines anderen zusammengesezten Loͤthrohres. Fig. 4. stellt ein anderes zusammengeseztes Loͤthrohr dar, welches ich vor ungefaͤhr 11 Jahren ausdachte, und selbst verfertigte; da ich aber fuͤrchtete, man moͤchte es fuͤr zu sehr zusammengesezt halten, so habe ich es bisher nicht bekannt gemacht. Die Erfahrung lehrte mich indessen, daß es ungeachtet dieses Mangels sich eben so gut brauchen laͤßt, als das einfachste Instrument dieser Art, und daß seine einzelnen Theile sich sehr gut stellen lassen. B, ist eine messingene Kugel, oben mit einer maͤnnlichen, unten mit einer weiblichen Schraube versehen. Diese Kugel ist von einer Schraube zur anderen senkrecht durchbohrt, und unter rechten Winkeln auf diesen Canal ist sie noch ein Mahl durchbohrt, und steht dadurch in Verbindung mit der Roͤhre, welche unter einem rechten Winkel in sie eintritt. Eine aͤhnliche, aber kleinere, messingene Kugel ist oben auf derselben sichtbar, die auf eine aͤhnliche Weise durchbohrt ist, und in welche eine Roͤhre auf dieselbe Weise von der Seite eintritt. Diese Kugel endet sich oben und unten in eine maͤnnliche Schraube, und der Faden der unteren maͤnnlichen Schraube laͤuft links, waͤhrend jener der Schraube der groͤßeren Kugel, die in dasselbe Niet, n, einlauft, wie gewoͤhnlich rechts gewunden ist. Daher kann dieselbe Bewegung die maͤnnlichen Schrauben einander naͤher bringen oder von einander entfernen, und den Grad von Druk bestimmen, der einem dazwischen gelegenen Stuͤke Kork mitgetheilt wird. Oben auf der Kugel wird man eine kleine Schraube mit einem kleinen geraͤndelten Rande bemerken. In Verbindung damit sieht eine kleine Roͤhre, die durch einen Kork in dem Niete laͤuft, und beinahe bis an die aͤußere Oeffnung reicht, aus welcher die Flamme als ausstroͤmend dargestellt wird. Diese Roͤhre ist großen Theils aus Messing, an ihrem unteren Ende aber aus Platinna. In die weibliche Schraube der groͤßeren Kugel wird ein hohler messingener Cylinder, c, mit einer correspondirenden maͤnnlichen Schraube eingepaßt. Die Hoͤhlung in diesem Cylinder bildet eine Fortsezung derjenigen in der Kugel, verschmaͤlert sich aber nach unten, und endet sich in einen kleinen hohlen Cylinder aus Platinna, welcher die aͤußere Muͤndung der Blaserohre, o, bildet. Die Schrauben s, s, s, s, dienen die Roͤhre, welche von der Hoͤhlung der kleineren Kugel auslaͤuft, in der Achse der groͤßeren zu erhalten. Das Zwischenniet, welches den Kork, der die Roͤhre umgibt, um die Roͤhre zusammendrukt, sperrt alle Verbindung zwischen den Hoͤhlungen der beiden Kugeln. Durch die Schraube, N, im Scheitel kann die Muͤndung der Central-Roͤhre in gehoͤrige Entfernung von der aͤußeren Muͤndung gebracht werden. Drei verschiedene Cylinder und eben so viele Central-Roͤhren mit Muͤndungen von Platinna und von verschiedener Weite sind vorraͤthig, so daß die Flamme nach Bedarf vergroͤßert werden kann. Ich fand es immer am besten, das Sauerstoffgas durch die in der Achse befindliche Roͤhre durchstroͤmen zu lassen, indem, da zwei Volumen Wasserstoff auf Ein Volumen Sauerstoff nothwendig sind, die weitere Roͤhre fuͤr den ersteren gebraucht werden muß. Der Strahl von Wasserstoff kommt zwischen den Strahl von Sauerstoff innerhalb und der atmosphaͤrischen Luft außen. Unter dem Tische befindet sich ein Gestell, G, mit einer Schraube, woran man eine Roͤhre anbringt, die Wasserstoffgas aus dem Behaͤlter herbeifuͤhrt.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VI
Tab. VI