Titel: Die Kraft einer Dampfmaschine nach Hrn. Watt's Manier in Pferde-Kraft zu finden.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. LXXIX., S. 373
Download: XML
LXXIX. Die Kraft einer Dampfmaschine nach Hrn. Watt's Manier in Pferde-Kraft zu finden.119) Aus dem Mechanics' Magazine, N. 164., 14. Octob. l. J. S. 371. Watt, uͤber die Kraft einer Dampfmaschine. Regel. Man multiplicirt das Quadrat des Durchmessers des Cylinders in Zoll mit der Bewegung des Staͤmpels in Einer Minute in Fuß, und theilt das Product durch 6050; der Quotient ist die Kraft der Maschine in Pferdekraft.120) Beispiel. Cylinder-Durchmesser = 23 3/4 Zoll. Quadrat desselben = 564 □ Zoll, oder Flaͤche des Kreises von 23 3/4 Zoll. Bewegung des Staͤmpels in einer Minute = 215 Fuß. Also 564 × 215 = 121, 260; = der Menge des in Einer Minute verwendeten Dampfes in Cylinder Zoll Fuß. Diese getheilt durch 6050, = 121,260/6050, = 20 Pferde-Kraft, oder der Kraft von 20 Pferden. Diese Rechnung laͤßt sich sehr leicht auf dem Rechenstabe121) mittelst zweier Linien, C, D, fuͤhren, wenn man den Schieber so stellt.
[Textabbildung Bd. 22, S. 374]
Rechenstab; Fuß in einer Minute; Kraft Eines Pferdes in England; Durchmesser des Cylinders in Zoll
Auf obige Regel kann man sich bei Hrn. Watt's Dampfmaschinen vollkommen verlassen. Man muß nicht vergessen, daß eine gehoͤrig gebaute Dampfmaschine mit einem hinlaͤnglich großen Kessel im Stande ist, um die Haͤlfte ihrer Nominal-Kraft mehr Kraft auszuuͤben; so kann eine Dampfmaschine mit der Kraft von 40 Pferden, wenn man das Feuer gehoͤrig verstaͤrkt, eine Kraft von 60 Pferden, und eine Maschine von 20 Pferden die Kraft von 30 Pferden aͤußern. In dieser Hinsicht sind die alten Maschinen, wie Hr. Watt selbst sie verfertigte, ihren heutigen Nachkoͤmmlingen weit vorzuziehen, die ihre Bewegungen zwar weit ruhiger machen, aber die Thaͤtigkeit ihrer polternden Voreltern verloren haben. Es wuͤrde unnuͤz seyn, Dampfbothe mit irgend einer groͤßeren Last von Maschinen-Wesen zu belasten, als wirklich angewendet wird; denn es ist allgemeine Sitte, die Bothe dadurch auf das Aeußerste anzustrengen, wenn sie nicht Kraft genug haben, daß man die Drossel-Klappe immer ganz offen laͤßt. Da die Dampfmaschinen auf Boͤthen kaltes Wasser genug zur Verdichtung im Vorrathe haben, so kann man annehmen, daß sie immer um die Haͤlfte mehr Kraft ausuͤben, als wofuͤr sie berechnet sind; oder daß zwei Maschinen von der Kraft von 40 Pferden die Kraft von 120 Pferden aͤußern; zwei Maschinen von der Kraft von 50 Pferden (oder wie man jezt die Dampfbothe in England nach der Zahl der Pferde-Kraft nennt: zwei Fuͤnfziger) die Kraft von 150 Pferden; zwei Sechziger die Kraft von 180, und zwei Siebziger die Kraft von 210 Pferden. Die besten Dampfbothe uͤbertreffen selbst noch dieses Verhaͤltniß um ein Bedeutendes. Wenn ihr Correspondent die Zahl der Stoͤße jeder seiner Siebziger, die Durchmesser der Ruder-Raͤder, die Laͤnge und Breite der Ruder, die Zahl derselben, die Tiefe, in welcher sie in das Wasser tauchen, die Laͤnge und Breite und Tauchung der Bothe, ihren Namen, den Dienst, zu welchem sie bestimmt sind, die Schnelligkeit, mit welcher sie in ruhigem Wasser fahren, mit Sicherheit angeben koͤnnte, so waͤre dieß eben so nuͤzlich als interessant. Man sagte mir, Hrn. Maudsley's Cylinder seyen 46 1/2 Zoll im Durchmesser: der Correspondent gibt 47 an.123)