Titel: Kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen, nebst Vorschlägen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. XCVI., S. 424
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XCVI. Kurze Geschichte der Gas-Beleuchtung und ihrer Verbesserungen, nebst Vorschlaͤgen zu neuen Verbesserungen. Von G. Atkins. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. September 1826. (Fortsezung von S. 437. Bd. XXI. im polytechnischen Journale). Atkins's, kurze Geschichte der Gasbeleuchtung. Obschon das Schauspiel, welches Hr. Winsor mit dem Gas-Lichte am Theater des Lyceums unter einer Menge gefaͤlliger Formen gegeben hat, sehr viel dazu beitrug, der Anwendung des Gases zur Beleuchtung im Großen alle moͤgliche Publicitaͤt zu geben, und unerachtet er als der Gruͤnder der „Chartered Gas-light and Coke Company“ angesehen werden kann; so hat doch das praktische Talent und die Beharrlichkeit des Herrn Murdoch, der fruͤher eine große Fabrik mit Gas-Licht beleuchtete, weit mehr zur allgemeinen Einfuͤhrung der Gasbeleuchtung beigetragen. In dem klar und zwekmaͤßig geschriebenen Aufsaze, den er der Royal Society im J. 1808 vorlegte (Siehe Repertory, vol. XIII, II. Series. p. 262) beschrieb er die Weise, wie er die ausgedehnte Baumwollen-Fabrik der HHrn. Lee und Comp. zu Manchester beleuchtete. Aus diesem Aufsaze erhellt, daß Hr. Murdoch nicht bloß das Gas hinlaͤnglich zu jedem praktischen Zweke zu reinigen wußte, sondern auch genau die beleuchtende Kraft des Gases aus Wigan- oder Cannel-Kohle im Vergleiche zum Kerzenlichte (von 6 gegossenen Kerzen auf Ein Pfund) zu berechnen verstand. Er beschreibt zwei Arten von Gasbrennern: „einen nach der Art der Argand'schen Lampen, denen er sehr gleich sieht; den anderen als eine kleine gekruͤmmte Roͤhre mit einem kegelfoͤrmigen Ende und drei kreisfoͤrmigen Oeffnungen von ungefaͤhr 1/30 Zoll im Durchmesser, wovon eine an der Spize des Kegels, und zwei zur Seite: durch diese stroͤmt das Gas aus, und bildet so drei aus einander fahrende Lichtstroͤme, ungefaͤhr in Form einer Wappen-Lilie. Die Form dieser Roͤhren hat denselben den Namen Hahnen-Sporn-Brenner (Cockspur-burners) gegeben. Die Zahl aller Brenner in der Fabrik der HHrn. Lee und Comp. belaͤuft sich auf 271 Argands und 653 Cockspurs: jeder der ersteren gibt ein Licht wie 4 Kerzen, deren 6 auf Ein Pfund gehen, und jeder der lezteren brennt wie 2 1/4 dieser Kerzen: dieß gibt, im Ganzen, 2500 Kerzen. Alle diese, so vorgerichteten, Brenner fordern stuͤndlich 1250 Kubik-Fuß Gas aus Cannel-Kohlen, welche, ungeachtet ihres hoͤheren Preises, einen entschiedenen Vorrang vor jeder anderen Kohle besizen.“ Hr. Murdoch berechnet dann die Kosten: die Menge und den Preis der Kohlen sowohl zur Gas-Erzeugung, als zur Heizung der Retorten, und ihren Ertrag an Gas, Kohls etc., und findet, daß diese Gasbeleuchtung sammt den Interessen des darauf verwendeten Capitales und den Reparatur-Kosten der Einrichtung nicht uͤber 600 Pf. Sterl. im Jahre betraͤgt, waͤhrend Kerzen, die eben so viel Licht geben, jaͤhrlich wenigstens 2000 Pf. Sterl. kosten wuͤrden. Es ist merkwuͤrdig, daß, obschon man die Gasbeleuchtung bisher noch als im Zustande der Kindheit befindlich betrachten kann, die Form der Brenner des Hrn. Murdoch seit 18 Jahren dieselbe blieb, und, mit Ausnahme der Fledermaus-Fluͤgel, bisher noch immer als die beste Form befunden wurde, das Gas mit der atmosphaͤrischen Luft in Beruͤhrung zu bringen, und eine vollkommene Verbrennung zu erzeugen. Die Genauigkeit, mit welcher dieser Mann den Durchmesser der Oeffnungen fuͤr die Brenner bestimmte, wurde durch die Untersuchungen vieler anderer Physiker gerechtfertigt, die vergleichende Versuche uͤber die beleuchtende Kraft des Kohlen-Gases und Oehl-Gases anstellten. Unter diesen lezteren duͤrfen wir nur der neuen feinen Versuche der DDr. Christison und Turner zu Edinburgh erwaͤhnen, aus welchen erhellt, daß ein Kohlen-Gas-Brenner nicht uͤber 1/28 Zoll, und nicht unter 1/32 Zoll im Durchmesser seyn darf, wenn man das Maximum der Beleuchtung erreichen will. Hr. Murdoch entdekte gleichfalls schon die Vortheile des Angraͤnzens der Schnaͤbel, durch welche das Gas ausstroͤmt, so daß wirklich eine Vereinigung der Flamme entsteht, wodurch mehr Licht erzeugt wird, als wenn diese Schnaͤbel oder Flammen einzeln stehen. Hrn. Murdoch scheint also das Recht der Erfindung der Kohlen-Gasbeleuchtung in praktischer Hinsicht anzugehoͤren. Man muß gestehen, daß Hr. Murdoch viele Unterstuͤzung bei seinen Versuchen der Gas-Erzeugung aus Steinkohlen sowohl von dem Unternehmungs-Geiste und der Liberalitaͤt der Eigenthuͤmer der Fabrik zu Soho bei Birmingham, als der HHrn. Lee und Comp. zu Manchester erhielt, so wie auch selbst von der Wohlfeilheit und Guͤte der Kohlen in diesen Gegenden. Denn die Versuche der DDr. Henry, Thomson, Fyfe und anderer haben erwiesen, daß die Cannel- oder Wigan-Kohle nicht bloß ein reicheres oder dichteres Gas, als die meisten uͤbrigen Kohlen-Sorten, liefert, sondern auch weniger Reinigung bedarf, als das Gas aus den Newcastle- und Sunderland-Kohlen: diese lezteren Sorten enthalten mehr Schwefel. Wahrscheinlich wuͤrde Hr. Murdoch aͤhnliche Schwierigkeiten erfahren haben, wie Hr. Winsor, wenn er sich unter denselben Verhaͤltnissen befunden haͤtte, wie dieser, und wie manche andere, die die Gasbeleuchtung in der Hauptstadt einfuͤhrten. Lezterer hatte nicht bloß mit den Vorurtheilen des Publicums gegen die Annahme einer Neuerung zu kaͤmpfen, so nuͤzlich sie auch seyn mochte, und mit der ganzen Opposition aller derjenigen, die an Oehl und Talg gewannen; sondern alle Kohlen auf dem Markte zu London uͤberhaupt waren nicht so gut, als jene, die Herrn Murdoch zu Gebothe standen. Diese, selbst jezt noch nicht hinlaͤnglich beachtete, Thatsache konnte erst durch eine Reihe von Erfahrungen erwiesen werden. Das Verstopfen der Leitungs-Roͤhren war nicht minder ein wichtiger Grund gegen die allgemeine Einfuͤhrung der Gas-Beleuchtung, da viele dieselbe fuͤr ein unvermeidliches Uebel hielten, und glaubten, man koͤnne demselben nicht anders abhelfen, als daß man die kostbare Operation des Entzweischneidens, Auspuzens und Wieder-Ansezens an denselben vornaͤhme. Diesen Nachtheilen wurde indessen nach und nach abgeholfen; denn da das Gas in der Gas-Fabrik durch mehrere Roͤhren laͤnger herumgefuͤhrt wurde, ehe dasselbe in den Gasbehaͤlter gelangte, aus welchem die Hauptroͤhren auslaufen, so konnten die Theerdaͤmpfe, oder die unzersezten bituminoͤsen Stoffe, die in dem ersten Zustande von Verkohlung uͤbergehen, sich besser verdichten. Solche „Verdichter“ konnten leicht errichtet werden, wo die Menge des erzeugten Gases nicht zu groß war, wie z.B. bei einzelnen Fabriken: bei oͤffentlichen Anstalten hingegen, wo sehr im Großen gearbeitet werden muß, mußte man suchen Raum zu ersparen, und doch zugleich eine lange Reihe von Durchgaͤngen zu gewinnen, durch welche das Gas von der Retorte zu dem Reinigungs-Apparate und zu dem Gas-Behaͤlter laufen mußte, um alle Theer-Daͤmpfe oder kohligen Stoffe auf diesem Wege an den Seiten oder auf dem Boden eigener Gefaͤße abzusezen und zu verhindern, daß nichts von allem diesen vorwaͤrts dringen und die Oeffnungen der kleineren Roͤhren verlegen kann. Man hat in den fruͤhesten Perioden der Gasbeleuchtung nicht vermuthen koͤnnen, daß das rohe Gas eine so große Menge von Theer-Daͤmpfen enthalten sollte, und daß diese Menge grossen Theiles von der unvollkommenen Art der Heizung der Retorten abhaͤngt. Man hat selbst heute zu Tage noch nicht gehoͤrig erwogen, ob nicht der groͤßte Theil dieser Daͤmpfe durch eine zwekmaͤßigere Vorrichtung in ein bleibendes unsichtbares Gas verwandelt werden koͤnnte, statt daß man dasselbe in unzersezter Form frei aus der Retorte entweichen, und nachher sich in Gefaͤßen als einen Artikel von geringem Werthe absezen laͤßt. Die Form der Retorten ist bei der Gas-Bereitung ein nicht minder wichtiger Gegenstand, als die Anwendung des gehoͤrigen Grades von Hize. In den fruͤheren Perioden der Gas-Beleuchtung ward die walzenfoͤrmige Form allgemein angenommen, und man findet dieselbe noch in vielen Gas-Fabriken, obschon sie offenbar nicht so vorteilhaft ist, als die elliptische. Einige gaben den Retorten die Form eines liegenden D: , andere zogen ein Parallelogramm vor. Hr. Clegg (an den Chartered Gas Works) kaufte ein Patent auf Retorten, die sich drehten (Siehe Repertory of Arts, II. Series, vol. XXX. p. 1.); sie wurden aber bald aufgegeben, weil sie zuviel kosteten und zuviel Muͤhe machten. Da der Zwek der Destillation kein anderer ist, als die moͤglich groͤßte Menge Gases aus einer gegebenen Menge Kohlen, mit dem mindesten Aufwande an Brennmaterial, zu erhalten; so ist es offenbar, daß dieß am leichtesten dadurch geschehen kann, daß man die Kohlen zu diesem Processe in duͤnnen Lagen anbringt, wodurch sie sich beinahe augenbliklich entzuͤnden, und bleibendes Gas statt der Theerdaͤmpfe entwikeln. Der Verfasser dieses Aufsazes, der bald den Verlust gewahr wurde, welchen man im Anfange des Processes durch unvollkommene Verkohlung an kostbarem Gase erleidet, hat eine Methode ausgedacht, die Retorten so zu bauen, daß sie immer in der gehoͤrigen Hize bleiben, oder derselben wenigstens nahe kommen, wodurch der groͤßte Theil der oͤhligen Daͤmpfe, welche gewoͤhnlich Theer bilden, in bleibendes Gas zersezt wurde, und der Gesammtbetrag des Gases aus einem gegebenen Gewichte Kohlen bedeutend vermehrt wird. Da man gegenwaͤrtig die Bestandtheile der Steinkohle und die chemischen Eigenschaften derselben vielleicht genauer kennt, als die der meisten uͤbrigen Naturproducte; so koͤnnen wir uns die Quellen der Irrthuͤmer und Schwierigkeiten erklaͤren, die bei den Kohlengas-Fabriken vor 14 bis 16 Jahren Statt haben mußten. Man hielt es damahls fuͤr hinreichend, eine schief absteigende Roͤhre anzubringen, die von dem hydraulischen Haupttheile in eine Cisterne fuͤhrt, um die Theerdaͤmpfe und das Ammonium-Gas zu verdichten und abzuleiten, und das durchsichtige Gas oder das geschwefelte Wasserstoffgas in die Kalkgefaͤße oder in die Reiniger uͤbergehen zu lassen, aus welchen es in den Gasbehaͤlter gebracht wurde. Allein die Erfahrung zeigte, daß, obschon durch die Verminderung der Temperatur beinahe alle Ammonium-Daͤmpfe aus der gasfoͤrmigen Form in tropfbar fluͤßiger niedergeschlagen wurden, doch eine bedeutende Menge Erdharzes diesem Processe widerstand, so daß das Gas selbst durch die Kalkaufloͤsung in den Reinigungs-Gefaͤßen durchging, ohne von allen erdharzigen Stoffen vollkommen befreit zu seyn. Spaͤter nahm man zu Schlangenroͤhren bei der Verdichtung seine Zuflucht; man fand aber, daß sie sich leicht mit Theer verstopfen. Man wusch in einigen Anstalten das Gas mit einer Art von Regenbad, so wie es von dem Boden in einer Kammer oder in einem Gefaͤße emporstieg. Aber eine der besten Vorrichtungen, die man ausdachte, um eine sehr lange Roͤhre auf einer sehr beschraͤnkten Flaͤche zu erhalten, ist der Verdichter, auf welchen Hr. J. Perks, an den City of London Gas Works, im J. 1817 ein Patent erhielt. Dieser Verdichter besteht in einem vierekigen oder parallelopipedischen Gefaͤße aus Gußeisen oder aus geschlagenen Eisenplatten, welches durch senkrechte Scheidewaͤnde in Unterabtheilungen gebracht ist, uͤber welche eine Reihe senkrechter Roͤhren mit abwechselnden Verbindungen an dem Boden und an der Deke befestigt ist, so daß eine ununterbrochene Verbindung zwischen allen Reihen von der Einleitungs-Roͤhre an bis zur Ausleitungs-Roͤhre fuͤr den Durchgang des Gases Statt hat, und der Theer nebst den uͤbrigen Unreinigkeiten sich unten in dem Gefaͤße absezen, und gelegentlich abgelassen werden kann. Da diese ganze Reihe von Roͤhren mit Wasser umgeben ist, wird das Gas zur Temperatur des Wassers abgekuͤhlt, und auf dem langen Wege durch soviele senkrechte Roͤhren kommt es mit denselben in solche Beruͤhrung, daß es beinahe alle seine erdharzigen oder theerartigen Theile absezen kann, ehe es in die Reinigungs-Gefaͤße gelangt. Auch Hr. Malam, an der Chartered Gas-light Company, errichtete einen Verdichtungs-Apparat, wovon im II. B. der gegenwaͤrtigen Series des Repertory Meldung geschah, und der seinem Zweke vollkommen entspricht: er laͤßt das Gas uͤber die ganze Oberflaͤche einer Reihe senkrechter eiserner parallel aufgestellter Platten streichen, von welchen der Theer in ein unten stehendes Gefaͤß abtraͤufelt. Der Grundsaz ist bei diesen beiden Verdichtern derselbe, nur die Art der Ausfuͤhrung ist verschieden. Welcher von diesen beiden Apparaten aber vor dem anderen den Vorzug verdient, dieß haͤngt nothwendig von den Kosten, und zum Theile auch von dem Belieben des Mechanikers ab. Man mag indessen dem Verdichtungs-Gefaͤße was immer fuͤr eine Form geben, so gestehen heute zu Tage alle Mechaniker, daß die Reinigung des Kohlen-Gases und die Vermeidung aller Verstopfung in den kleineren Roͤhren und Oeffnungen mehr von der gehoͤrigen Verdichtung des Gases, ehe dasselbe in die Reinigungs-Gefaͤße tritt, als von dem Durchlassen desselben durch das Kalkwasser abhaͤngt, was man ehevor ausschließlich das Reinigen nannte. Es ist indessen von der hoͤchsten Wichtigkeit, daß das zusammengesezte Gas, welches man aus der Steinkohle erhaͤlt, von dem geschwefelten Wasserstoffgase und von dem Ammonium, so wie von dem kohlensauren Gase, welches dasselbe immer verunreinigt, befreit wird: denn das erstere dieser Gase ist nicht bloß den Geruchsnerven aͤußerst laͤstig, sondern wird noch durch das Verbrennen in einen scharfen Dampf verwandelt, der in der Luft eines Zimmers hoͤchst ungesund wird, und zugleich alle polirten Metall-Flaͤchen und elegante Moͤbel verdirbt. Kohlensaͤure und Kohlenstoff-Oxyd ist, obschon weniger nachtheilig als schwefeligsaures Gas, der Gesundheit bei dem Athemhohlen noch immer schaͤdlich, und vermindert die Beleuchtungs-Kraft des Gases; die blaue Flamme an der unteren Kante der Gas-Lichter wird durch Kohlenstoff-Oxyd erzeugt, Man bedient sich fast uͤberall in den Gas-Fabriken des Kalkes zur Reinigung des rohen Gases, indem es das wohlfeilste Mittel hierzu ist: man braucht ihn bald in Form einer diken Aufloͤsung, die man Kalkmilch (cream of lime) nennt, bald in Form eines Pulvers, das man mit etwas Wasser befeuchtet. In einigen Fabriken zieht man Lezteres vor, weil Kalkschwefelleber zuruͤk bleibt, die man im festen Zustande weit leichter beseitigt, als im fluͤßigen. Diese veranlaßt bei weiten den groͤßten Theil des uͤblen Geruches, der sich bei Gas-Fabriken findet, und dieser Geruch entwikelt sich weit leichter und haͤufiger aus einer Fluͤßigkeit, als aus den sogenannten „trokenen Kalk-Reinigern“ (dry lime puryfiers). Die fluͤßige Masse kommt aber wahrscheinlich dem Fabrikanten wohlfeiler, indem das Gas dadurch mit jedem Theile in Beruͤhrung kommt, und jedes Theilchen saͤttigt, was bei der Pulverform nicht der Fall ist. Wenn die Nachbarschaft indessen stark bevoͤlkert, und der Kalk wohlfeil ist, verdienen die trokenen Kalk-Reiniger den Vorzug; denn die Auslage fuͤr Kalk zur Reinigung des Kohlengases aus Einem Chaldron guter Walls'end-Kohle betraͤgt kaum 2 p. C. der gesammten Fabrikations-Kosten. In einigen Faͤllen hat man Pottasche und Soda in Verbindung mit Kalk angewendet, um den geschwefelten Wasserstoff und die Kohlensaͤure zu verschlingen; es scheint aber, daß man dadurch, bei der Wohlfeilheit des Kalkes, nichts gewinnt. Man haͤlt gewoͤhnlich Kohlengas fuͤr vollkommen rein, wenn es eine Aufloͤsung von essigsaurem Blei, das bequemste Pruͤfungs-Mittel hierzu, nicht faͤrbt. Indessen riecht Kohlengas bei dem Verbrennen, so sehr es gereinigt worden seyn mag, noch immer nach Schwefel und Ammonium. Wahrscheinlich widersteht Lezteres, bei seiner Fluͤchtigkeit, dem Reinigungs-Processe, und fuͤhrt einen geringen Theil von Schwefel in chemischer Verbindung davon. Ob dieser fluͤchtige Bestandtheil nicht vor dem Verbrennen des Gases sich verdichten laͤßt, verdient in Gas-Fabriken wohl beherzigt zu werden. Hr. G. H. Palmer, an den Imperial Gas-works dachte eine andere Methode aus, das Gas zu reinigen, indem er dasselbe durch Retorten laufen ließ, die mit Hammerschlag und Eisenspaͤnen gefuͤllt und roth gluͤhend erhalten worden. (Siehe Repertory, II. Series, vol. 34., p. 196.) Diese Reinigungs-Methode ist sehr elegant, und laͤßt sich dort anwenden, wo man Eisenspaͤne genug um wohlfeiles Geld erhalten kann; in der Hauptstadt aber und in Oertern, wo Eisen-Arbeiten nicht an der Tagesordnung sind, taugt sie nicht. Hr. Sim. Broadmeadow zu Abergavenny erhielt neulich ein Patent auf Reinigung des Gases durch Beimischung von atmosphaͤrischer Luft, (Repertory of Patent-Inventions. I. p. 420). Es ist aber nicht klar, wie dieß ausfuͤhrbar, oder auch nur moͤglich ist, ohne die beleuchtende Kraft des Gases zu schwaͤchen oder zu vernichten. Denn, da der Verbrennungs-Proceß nichts anderes ist, als Verbindung des brennbaren oder gekohlstofften Wasserstoffgases mit dem Sauerstoffe der Atmosphaͤre, und da Stikgas oder Salpeter erzeugendes Gas unfaͤhig ist, Verbrennung zu unterstuͤzen oder zu unterhalten, waͤhrend es doch 4/5 der atmosphaͤrischen Luft bildet, so folgt, daß, in dem Verhaͤltnisse als Stikstoffgas in der Luft sich mit Kohlengas verbindet, in eben diesem Verhaͤltnisse die Guͤte des lezteren zur Beleuchtung verdorben wird. Verschiedene Mechaniker haben noch andere Patente zur Reinigung des Kohlengases genommen: man koͤnnte aber schelsuͤchtig scheinen, wenn man irgend einem dieser Apparate ausschließlich den Vorrang zuerkennen wollte; denn beinahe jede Fabrik hat etwas Eigenes um die Reinigung zu erleichtern. Auch der Verfasser dieses Aufsazes hat eine Art selbstthaͤtigen Reinigers ausgedacht, in der Absicht den Druk auf die Retorten zu vermindern, und die Absezung einer kohlenstoffartigen Rinde zu verhindern: er will sie aber hier aus obigem Grunde nicht anfuͤhren. Hinsichtlich der Eigenschaften des Gases, das an den Haupt-Gaswerken der Hauptstadt erzeugt wird, muß aber auch noch auf etwas anderes, als auf bloße Beseitigung der verderblichen Gasarten Ruͤksicht genommen werden. Es ist bekannt, daß die specifische Schwere des gekohlstofften Wasserstoffgases, welches man aus Kohlen erhaͤlt, zwischen 280° oder 300° bis 700° wechselt, wenn die der atmosphaͤrischen Luft = 1000° ist, und daß die leuchtende Kraft, d.h., der Werth desselben fuͤr denjenigen, der dieses Gas braucht, beinahe in demselben Verhaͤltnisse verschieden ist. Nach Dr. Henry's Versuchen, die er an den Gaswerken der HHrn. Lee und Phillips zu Manchester anstellte, (Annals of Philosophy, September, 1821,) erhellt, daß man aus Cannel- oder Wigan-Kohle Kohlengas von 650° Schwere erhaͤlt, waͤhrend die reine Parrot-Kohle, deren man sich vorzuͤglich in den Gaswerken zu Edinburgh und Glasgow bedient, Gas von 700° liefern kann, nach den Versuchen von Prof. Leslie, Dr. Fyfe u.a. (Repertory II. Series. 45. B. S. 155.) Man darf hieraus aber nicht schließen, daß das Gas der Glasgower und Edinburgher Gaswerke im Durchschnitte die Dichtigkeit von 700° habe. Denn es ist bekannt, daß das Gas, welches in der ersten Stunde der Destillation uͤbergeht, in manchen Faͤllen eine doppelt so große specifische Schwere besizt, als dasjenige, welches vier Stunden spaͤter uͤbergeht. Es ist aber auch genuͤgend erwiesen, daß die Wigan- und Schotische Kohle mehr und reicheres Gas geben, als irgend eine Art Kohle aus dem Kohlenlager zu Newcastle, und es ist eine Frage, ob es fuͤr die Gaswerk-Gesellschaften der Hauptstadt nicht vortheilhafter waͤre, die ersteren Kohlen in ihren Retorten zu haben, obschon sie etwas theurer zu stehen kaͤmen, und weniger Kohks zuruͤk lassen. Ein Hauptgrund gegen den allgemeinen Gebrauch der schotischen und Lancashire-Kohle zu London und in der Nachbarschaft ist der schwere Zoll auf Steinkohlen, die zu Lande oder auf Canaͤlen herbeigefahren werden, wodurch man das Interesse der Seeleute, die Kohlen von Newcastle herbeifahren, foͤrdern will. Wenn es aber erwiesen ist, daß jene Kohlen mehr und besseres Gas geben, so muß das Publicum wie die Gas-Gesellschaften wuͤnschen, daß man sie statt der Newcastler-Kohlen benuͤzen koͤnnte. Die Cannel-Kohle und die suͤdschotische Kohle hat uͤberdieß auch weniger Schwefel als die Tyne- und Wear-Kohlen; folglich kommen leztere nicht bloß theurer zu stehen, sondern ihr Gas ist auch schwerer zu reinigen. Man mag aber jezt uͤber diesen Gegenstand was immer fuͤr eine Meinung haben, so waͤre es in den fruͤheren Perioden der Gas-Beleuchtung unstreitig besser gewesen, Kohlen zu gebrauchen, die wenig oder gar keinen Schwefel enthielten. Die Innigkeit, mit welcher die Kohle kleine Portionen Schwefel zuruͤkhaͤlt, kann man erst dann einsehen, wann sie auf das Innere der Roͤhren, und vorzuͤglich kupferner Roͤhren, gewirkt hat. Das Gas ward so scharf, daß es eine chemische Verbindung oder Schwefelkupfer bildete, und damit in einigen Faͤllen die Roͤhren und die Brenner verstopfte, und in einigen Faͤllen sogar zerfraß. Wo diese Wirkung der schwefeligen Saͤure und des Ammoniums sich zugleich mit dem fruͤher erwaͤhnten Theer-Absaze verband, war es nicht zu verwundern, wenn in der Kindheit der Gasbeleuchtung so viele Roͤhren zu Grunde gingen. Obschon jezt durch die bessere in allen Gaswerken des Koͤnigreiches eingefuͤhrte Verdichtungs-Methode die Theerdaͤmpfe sich ziemlich gut in den Gefaͤßen absezen, und selbst die kleineren Nebenroͤhren sich jezt selten mehr mit Asphalt verlegen; so ist man mit den schwefeligen Bestandtheilen des Gases doch noch nicht so weit gediehen, indem die Enden der Roͤhren, so weit sie von der Flamme des Gases zuruͤk erhizt werden, mit einer dem Schwefel, oder vielmehr dem Schwefel und Ammonium nahe kommenden Substanz uͤberzogen werden. Da diese Substanzen so nachtheilig auf das Kupfer einwirken, so mußte man die kupfernen Roͤhren, ungeachtet ihrer Biegsamkeit, bei einigen Dienstrohren gaͤnzlich aufgeben: man nahm Eisen fuͤr die groͤßeren, und Blei oder Zinn fuͤr die inneren Roͤhren. Man hat mehrere zierliche Vorrichtungen zur Sammlung und Verdichtung dieser Daͤmpfe ausgedacht, und hohle Kugeln oder andere elegante Aufsaͤze mit einem glaͤsernen glokenfoͤrmigen Schornsteine unmittelbar uͤber die Gasbrenner gesezt, um die durch das Verbrennen entwikelten gasfoͤrmigen Stoffe zu sammeln: alle diese Vorrichtungen entsprachen zwar zum Theile, aber nicht ganz. Die Kohle mag noch so gut gereinigt, und es moͤgen noch so viele Vorrichtungen zur Sammlung der Producte der Verbrennung angebracht worden seyn, so wird man immer einen stechenden Geruch in einem Zimmer wahrnehmen, in welchem Kohlen-Gas gebrannt wird, vorzuͤglich, wenn die Luft darin nicht frei circuliren kann, und den entwikelten Dampf alsogleich wegfuͤhrt. Diese innige Verbindung zwischen Kohlengas und Ammonium und Schwefel ist wirklich der staͤrkste Grund gegen die allgemeine Anwendung desselben in Wohnungen und Kaufladen. Hierauf legte man auch vor zwei Jahren vor dem Ausschusse des Hauses der Gemeinen bei der Oehl-Gas Bill fuͤr die Hauptstadt (Metropolitan Oil Gas bill) einen sehr großen Werth. Man behauptete von Seite der Advocaten fuͤr diese Bill, daß Oehlgas frei von allem Schwefel und daher fuͤr Zimmer etc. besser als Kohlengas ist. Allein, es handelte sich vor dem Ausschusse mehr um die Leichtigkeit der Anwendung des Oehlgases als Polizei-Vorkehrung, als um Wohlfeilheit oder individuelle Bequemlichkeit; es handelte sich darum: ob Oehlgas wirklich um soviel besser als Kohlengas ist, daß man alle Straßen der Hauptstadt wieder aufbrechen duͤrfe, um Roͤhren fuͤr Oehlgas zu legen, da ohnedieß schon manche Straße zwei Reihen Roͤhren fuͤr zwei verschiedene Gas-Gesellschaften hat. Der Ausschuß verwarf die Oehlgas-Bill nach sorgfaͤltigster, durch beinahe zwei Parliaments-Sizungen durchgefuͤhrter, Untersuchung. Bei Eroͤrterung dieser Bill zeigte es sich jedoch deutlich, daß auch in dem Oehlgase ein geringer Antheil von schwefeligem Gase enthalten ist, was wahrscheinlich von Anwendung der Kohks in den Oehlgaswerken herruͤhren mag, die den groͤßeren Theil des Schwefels der urspruͤnglichen Kohle zuruͤkhalten, obschon ein Theil desselben in gasfoͤrmiger Gestalt mit dem gekohlstofften Wasserstoffgase in den Retorten und auch als Rauch und Flamme davon ging. Wenn Oehlgas aus gutem Fisch-Oehle bereitet ist, und die in den Retorten zur Erleichterung der Arbeit angebrachten erdigen oder mineralischen Substanzen vollkommen frei von allem Schwefel sind, so wird das Oehlgas kaum eine merkliche Spur von Schwefeldampf enthalten. Es taugt folglich fuͤr eingeschlossene Raͤume und gewisse Kaufladen besser als Kohlengas, wenn man es nur um denselben Preis haben koͤnnte. Es zeigte sich aber vor dem obenerwaͤhnten Ausschusse, daß, waͤhrend die Kohlengas-Gesellschaften das Tausend Kubikfuß Kohlengas um 12 bis 15 Shillings gaben, eben soviel Oehlgas 45 bis 50 Shillings (30 fl.) kostete, was die Advocaten fuͤr die Oehlgas-Bill durch die wenigstens beinahe drei Mahl groͤßere Dauer des Oehlgases bei gleich starkem Lichte rechtfertigten. Hr. Herapath und andere zeigten vor diesem Ausschusse, daß diese Schaͤzungen, die man auch in Schriften uͤber die Vortheile des Oehlgases gegeben hat, uͤbertrieben waren, und Hr. Herapath bewies durch eine Reihe sorgfaͤltig angestellter Versuche uͤber die relativen Vorzuͤge dieser beiden Gasarten in Hinsicht auf ihre specifischen Schweren und chemischen Eigenschaften und ihre Reinigung, auf die Staͤrke ihres Lichtes und ihre Verzehrung bei dem Verbrennen, daß der Werth des Oehlgases zu jenem des Kohlengases sich ungefaͤhr wie 9:4, oder, im Durchschnitte, wie 10: 4 verhaͤlt; ein Verhaͤltniß, das auch von anderen in neueren Zeiten bestaͤtiget wurde. Die Frage, ob Oehl- oder Kohlen-Gas am meisten die Aufmerksamkeit des Publicums in Anspruch nehmen soll, beschraͤnkt sich nicht auf Privat-Interesse oder Bequemlichkeit allein, sondern auch auf Polizei-Anstalt. Die Vortheile, die die Gasbeleuchtung auf den Straßen vor der alten Beleuchtung mit Oehllampen gewaͤhrt, (die eigentlich nur, wie der Dichter sagte, „die Finsterniß sichtbar machten“)Dieß ist aber auch jezt noch in mancher Straße Londons, und selbst im eleganten Picadilly zuweilen der Fall. A. d. U., sind allgemein bekannt. Die erste Frage ist nur: ist Oehlgas oder Kohlengas zur Strassen-Beleuchtung besser? Diese Frage kann ganz entschieden fuͤr das leztere beantwortet werden; denn die Guͤte einer Straßenlampe haͤngt mehr von der Groͤße der Flamme, als von der Staͤrke des Lichtes in der unmittelbaren Nachbarschaft der Lampe ab; sie wird in groͤßerer Entfernung sichtbar seyn, d.h. eine Sphaͤre von einem in dem Verhaͤltnisse groͤßeren Durchmesser erleuchten, als die Flaͤche der Flamme groß ist. Ein anderer Vortheil bei Kohlengas-Lampen ist der, daß man, bei gleicher Ausgabe, mehr solche Lampen errichten kann. Es ist ferner hinreichend erwiesen, daß Kohlengas-Lampen bei windigem Wetter nicht so leicht vom Winde ausgeloͤscht werden, als Oehlgas- oder Oehl-Lampen, weil Kohlengas mehr brennbar ist, indem der Wasserstoff desselben weniger mit Kohlenstoff gesaͤttigt ist, als bei dem Oehlgase. Es ist daher nicht wahrscheinlich, daß Oehlgas bei uns in England jemahls bei dem niedrigen Preise des Kohlengases aufkommen kann. Der unsichere Ertrag unserer Fischereien kann das Oehlgas nie um den doppelten Preis des Kohlengases liefern. Da wir nun zur oͤffentlichen Beleuchtung dem Kohlengase den Vorzug vor dem Oehlgase, die groͤßere Wohlfeilheit des Kohlengases, und, wenn es gehoͤrig gereinigt ist, auch dieselbe Bequemlichkeit bei Beleuchtung der Zimmer mit Kohlengase, wie bei dem Oehlgase, zugestanden haben; so wird es nicht ungeeignet seyn, einen Blik auf das wahrscheinliche Resultat zu werfen, welches hervorgehen muß, wenn man irgend einer Gesellschaft oder Verbindung das Alleinrecht uͤber oder das Monopol mit einem Gegenstande von solcher Unentbehrlichkeit, wie das Licht, gestattet. Die großen Kohlengas-Gesellschaften der Hauptstadt haben bisher ihre Kundschaften reichlich, und in manchen Faͤllen zu reichlich fuͤr ihr eigenes Interesse, mit Kohlengas in Bezug auf Menge versehen. Mehrere Kundschaften brennen heimlich, oder zu bloßem Verderben des Gases. Denn, obschon die Gas-Gesellschaften mit so ziemlicher Genauigkeit die Menge Gases bestimmen, die waͤhrend einer bestimmten Zeit durch eine Hauptroͤhre durchstroͤmt; so haben sie doch keine Controle uͤber die Menge, welche von einzelnen Individuen verbraucht wird; sie muͤßten bei jeder Kundschaft einen eigenen Gas-Messer errichten, was fuͤr die Gesellschaften zu kostbar, und fuͤr die Kundschaften, die an unbeschraͤnkten Gebrauch gewohnt sind, zu laͤstig seyn wuͤrde. Allein, in Hinsicht auf die Guͤte des Gases, sowohl in Bezug auf die Dichtigkeit als auf die Reinheit desselben, sind die Kundschaften lediglich der Willkuͤhr oder Redlichkeit des Gas-Fabrikanten uͤberlassen; nicht Ein Individuum unter Tausenden ist im Stande, die specifische Schwere oder Reinheit des Gases, das es verbraucht, zu bestimmen. In Hinsicht auf die Reinheit des Gases kann derjenige, der es braucht, erst dann urtheilen, wann er die Folgen der Verbrennung desselben sieht; wann er sieht: ob, und wie schnell und wie stark, seine Moͤbel leiden? Ob in seinem Zimmer der dem Schwefel- und Ammonium-Gas eigene Geruch sich zeigt, und die Luft in demselben nicht mehr verdorben ist, als wenn er Kerzen oder Oehllampen brennt? Diese Frage laͤßt sich nur mit der Zeit bestimmen, nachdem derjenige, der dieses Gas brennen will, die Kosten der Anlegung eines Gas-Apparates zur Beleuchtung seines Hauses getragen hat, und wann, in Folge des Monopoles der Gas-Gesellschaften, er kein Mittel gegen Nachlaͤßigkeit und Betrug derselben mehr zu Gebothe hat. In Hinsicht auf Dichtigkeit hat derjenige, der Gas brennt, gewisser Massen ein Mittel in der Hand, um diesen Nachtheil zu ersezen. Denn, wenn Kohlengas z.B. statt 450° oder 500° spec. Schwere nur 300° spec. Schwere haͤtte, wird es in einer gegebenen Zeit weit schneller ausbrennen. Die Gas-Gesellschaft muß demnach die schlechtere Qualitaͤt des Gases durch eine groͤßere Menge ersezen; indessen ist dieser Ersaz fuͤr denjenigen, der Kohlengas zum Hausgebrauche bedarf, doch nichts weniger, als vortheilhaft. Obschon die Kundschaften den Durchmesser und die Hoͤhe der Flamme nach ihrem Belieben vergroͤßern koͤnnen, so wird doch, uͤber eine gewisse Hoͤhe der Flamme hinaus, das Licht vielmehr vermindert, als vermehrt, wie die HHrn. DDr. Christison und Turner durch mehrere genaue Versuche (Edinb. Phil. Journ. Julius, 1825, Polyt. Journ. B. XVIII. S. 119.) erwiesen haben. Diese Herren fanden durch wiederhohlte Versuche, daß die Laͤnge der Flamme einen sehr entscheidenden Einfluß auf die Licht-Erzeugung hat, und das Licht, bis auf 5 Zoll Hoͤhe der Flamme, in einem weit staͤrkeren Verhaͤltnisse, als man nach der Menge des darauf verwendeten Gases vermuthen sollte, verstaͤrkt: obige 5 Zoll Hoͤhe der Flamme sind aber das Maximum. Bei gleichem Verbrauche des Gases gibt, wenn die Intensitaͤt des Lichtes einer Flamme von 2 Zoll – 100° ist, eine Flamme von 3 Zoll eine Intensitaͤt des Lichtes von 109°, eine Flamme von 4 Zoll eine Intensitaͤt des Lichtes von 131°, und eine fuͤnfzoͤllige Flamme eine Intensitaͤt von 150° der Beleuchtung. Ueber diese Hoͤhe hinaus ist nichts mehr an Vergroͤßerung derselben zu gewinnen; im Gegentheile, die Spize der Flamme wird von einem Theile des Gases verdunkelt, das in der Form eines undurchsichtigen Rauches entweicht, und weder verbrannt noch zersezt wird. Aus diesen Versuchen erhellt also, daß man bei einem Kohlengas-Strome von 5 Zoll Hoͤhe, bei derselben Menge an verbrauchtem Gase, um 50 p. C. mehr Licht erhaͤlt, als bei einer zwei Zoll hohen Flamme.Ist nicht ganz richtig. A. d. Ueb. Dasselbe Verhaͤltniß hatte auch bei einem Brenner nach Art der Argand'schen Lampen mit mehreren Brennern Statt. Die Untersuchungen der HHrn. Christison und Turner haben, man darf sagen, ein neues Licht auf die Beleuchtung geworfen. Sie haben gezeigt, daß bei dem Verbrennen eine zu große Nachstroͤmung des Gases, und zugleich auch zu wenig atmosphaͤrische Luft zur vollkommnen Beleuchtung Statt haben kann. So steht z.B. bei einem Flammenstrome von 2 Zoll Hoͤhe die Masse der atmosphaͤrischen Luft, welcher das Sauerstoffgas entzogen wird, in einem so großen Verhaͤltnisse zu dem Volumen der Flamme, daß die Temperatur eines Theiles des Gases unter dem Entzuͤndungs-Grade herabgebracht, und dadurch, die Entwikelung des Lichtes verhindert, und unnuͤzer Verlust an Gas erzeugt wird. Wenn, auf der anderen Seite, der Flammenstrom hoͤher als 5 Zoll ist, stroͤmt mehr Gas aus der Roͤhre, als mit dem noͤthigen Bedarfe an Sauerstoffgas versehen werden kann, und ein Theil desselben entweicht unzersezt in die Atmosphaͤre. Diese Thatsache verdient die groͤßte Aufmerksamkeit eines jeden, der Gaslicht brennt. Die meisten Leute, welche Gaslicht brennen, oͤffnen den Sperrhahn zu weit, und glauben dadurch ein besseres Licht zu erhalten. Wenn aber die Flamme oben an der Spize entfaͤrbt wird, hat nicht bloß eine bedeutende Verminderung des Lichtes Statt, sondern ein Theil des Gases entweicht unzersezt in das Zimmer, macht die Luft ungesund, und verdirbt die Moͤbel. Aus den Versuchen dieser Herren geht ferner hervor, daß dasselbe Gesez auch bei dem Verbrennen des Oehlgases Statt hat: nur hatte die staͤrkste Beleuchtung bei einem Oehlgas-Brenner dann Statt, wann die Hoͤhe der Flamme nicht uͤber 4 Zoll betrug, waͤhrend die hoͤchste Beleuchtung bei einer Kohlengas-Flamme eine Flammen-Hoͤhe von 5 Zoll fordert. Um die groͤßte Beleuchtungs-Kraft aus gekohlstofftem Wasserstoff-Gase zu erhalten, dasselbe mag nun aus Steinkohlen, Thran oder aus Torf erhalten werden, muß dasselbe gehoͤrig bereitet worden seyn: denn ein zu großer Grad von Hize zerstoͤrt die Beleuchtungs-Kraft des Gases dadurch, daß der Kohlenstoff an den Seiten der Retorten sich absezt, und eine zu geringe Hize laͤßt in dem Gase eine zu große Menge Theeres oder oͤhliger Daͤmpfe zuruͤk, die sich in den Gefaͤßen absezen, und aufhoͤren im elastischen Zustande zu bleiben. Es ist, bei der Oehlgas-Bereitung, ein großer Reiz fuͤr den Fabrikanten vorhanden, die specifische Schwere dieses Gases, und folglich auch den wahren Werth desselben, dadurch zu vermindern, daß er zu starke Hize anwendet, indem er dadurch den Umfang des Gases vermehrt: diese Verfuͤhrung hat bei dem Steinkohlen-Gase nicht Statt, indem es nicht, wie das Oehlgas, nach dem Meter verkauft wird. Hinsichtlich der Dichtigkeit, die das Oehlgas im Durchschnitte haben muß, wenn es gut seyn soll, sind die Meinungen sehr getheilt. Die HHrn. DDr. Ure und Christison und Turner erhielten es in einer Schwere von 1000°, oder so schwer, als die atmosphaͤrische Luft; es ist aber wahrscheinlich daß das zum Verkaufe bereitete Oehlgas die Schwere von 850° meistens nicht uͤbersteigt. Man darf jedoch nicht glauben, daß das dichteste oder schwerste Oehlgas fuͤr jeden Fall auch das beste zur Beleuchtung ist, oder das wohlfeilste. Oehlgas von 900° ist, wenn es gut bereitet ist, anhaltender als Oehlgas von 950°, wenn das Oehl nicht zu bleibendem Gase vollkommen verwandelt ist. (Der Beschluß folgt.)