Titel: Gas und Gasbeleuchtung.
Fundstelle: Band 22, Jahrgang 1826, Nr. CVII., S. 481
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CVII. Gas und Gasbeleuchtung. Gas und Gasbeleuchtung. Licht ist die Seele der Welt; Feuer eine schwache Vorstellung des Lichts. Die Flamme, welche beim Verbrennen eines Koͤrpers zum Vorschein kommt, besteht aus einer Materie, die wir Wasserstoffgas nennen, und sie ist immer um so reiner und glaͤnzender, je reiner der Koͤrper ist, den wir verbrennen, und je vollkommener die Verbrennung vor sich geht. Geschieht die Verbrennung unvollkommen, so geht ein Theil der Materie, welche Licht und Hize geben koͤnnte, als Rauch verloren, der keinen Nuzen bringt. Es muß daher immer unser Streben seyn, viel Licht mit wenig Kosten zu erzeugen. Jeder, der viel bei Licht liest oder schreibt, wird bemerkt haben, daß eine kleine Flamme immer glaͤnzender und heller ist, als eine groͤßere, und daß ein frisch gepuztes Licht weit mehr Helle gibt, als ein ungepuztes. Diese Veraͤnderung der Helle, welche wir bei Lichtern und Lampen erfahren, schadet den Augen, weil die Gesichtsnerven sich bestaͤndig darnach richten muͤssen; und aus diesem Grunde ist es auch ein unvollkommenes Licht. Andere Fehler der Lichter und Lampen liegen in der weichern oder haͤrtern Beschaffenheit des Talges, der Dike des Dochtes, und der Unreinheit des Oehles. Wachslichter sind am besten, aber auch am theuersten; und es bleibt immer noch eine wichtige Aufgabe der Chemie, den Talg eben so hart, als Wachs zu machen. In Ostindien sollen die Eingebornen dieses Verfahren verstehen, dem unsere Chemiker noch nicht die gehoͤrige Aufmerksamkeit geschenkt haben. An der Staͤrke des Schattens in bestimmter Entfernung erkennt man die Kraft des Lichtes; und wenn man daher Lampen, Lichter und Gas mit einander vergleicht, so wird man bald finden, welchem darunter der Vorzug gebuͤhrt. Graf Rumford hat durch Versuche ausgemacht, wieviel Materialien zu einer bestimmten Lichtmaße fuͤr eine gegebene Zeit erforderlich seien, und folgende Resultate gefunden: Wachs 100 Pf. Talg 101 Oehl in einer Argand'schen Lampe 129 Gezogene Talglicher 229 und Peckston glaubt annehmen zu duͤrfen, daß 5450 Cubikfuß Steinkohlengas und 2000 Cubikfuß Oehlgas dieselben Dienste thun. Die gegenseitigen Kosten einer solchen Beleuchtung gibt Peckston ferner also an: Pf. Sh. D.   100 Pf. Wachslichter zu 2 Sh. per Pf. 13   9 4   101 beste gegossene Talglichter zu 8 D.   3   7 4   129 Spermoͤhl zu 5 D.   2 13 9   229 gezogene Lichter zu 7 D.   6 13 7 5450 Cubikfuß Steinkohlengas zu 6 Sh. das 1000   1 12 8 1/2 2000    – Oehlgas zu 28 Sh. 1000   2 16 Es geht demnach aus dieser Vergleichung hervor, daß die Beleuchtung mit Oehlgas beinahe fuͤnf Mahl wohlfeiler ist, als mit Wachslichtern, und ungefaͤhr 20 % weniger kostet, als mit den besten gegossenen Talglichtern: der Vortheile eines schoͤneren und staͤrkeren Lichtes nicht zu gedenken, das man dabei erhaͤlt, und daß man es nach Belieben starker oder schwaͤcher machen kann, und keine Zeit mit dem Puzen des Dochtes zu verlieren braucht. Auch verbreitet es keinen so unangenehmen Geruch, wie es bei Oehllampen und Lichtern der Fall ist, wenn man die leztern ausblaͤst, oder die Lichtscheere nicht wohl verschließt, so wie es auch nicht raucht, keine Funken umherspruͤhen, und vom Winde nicht verloͤscht werden kann. Nachdem nun die Vortheile kurz angefuͤhrt sind, welche aus der Oehlgas-Beleuchtung entstehen, so sollen einige Worte uͤber das bei uns herrschende Vorurtheil folgen, daß eine solche Beleuchtung gefaͤhrlich sey. Die mit der Anwendung des Gases verbundenen Gefahren sollen folgende seyn: 1) Explosionen in den Gasbehaͤltern und den dazu erforderlichen Gebaͤuden. 2) Explosionen in den Hauptroͤhren unter dem Pflaster. 3) Explosionen in den Haͤusern, wo das Gas verbraucht wird. 1) Die Beleuchtung mit Steinkohlengas ist seit 21 Jahren in England eingefuͤhrt, und in dieser langen Zeit hat sich bloß anfaͤnglich ein ungluͤklicher Vorfall in Manchester ereignet, wo ein Gasbehaͤlter zerplazte. Dieser Vorfall entstand jedoch nicht durch eine mit dem Gase natuͤrlich verbundene Gefahr, sondern durch den Muthwillen des Arbeiters, welcher betrunken war, atmosphaͤrische Luft in den Gasbehaͤlter ließ, und das Licht dagegen hielt. Allein dieser Thorheit ungeachtet wurde weder er noch ein anderer Arbeiter beschaͤdigt, und das Gebaͤude sowohl, worin der Gasbehaͤlter stand, als die uͤbrigen darin befindlichen Behaͤlter, litten keinen Schaden. Sogar der Gasbehaͤlter selbst war nicht stark beschaͤdigt, und flog nicht in die Luft, obgleich bei diesem Ereignisse alles geschah, was man gewoͤhnlich so sehr befuͤrchtet, – naͤmlich eine Mischung atmospaͤrischer Luft mit dem Gase im Behaͤlter; Entweichung des Gases in das Gebaͤude, wo der Behaͤlter stand; Hinzukommen des Feuers oder Lichtes, und endliches Zerplazen; allein alles, was daraus entstand, war weiter nichts, als eine leichte Beschaͤdigung des Behaͤlters, worin die Verpuffung statt fand. Seit dieser Zeit sind an 50 neue Gasbehaͤlter in London, und 150 auf dem Lande errichtet worden, und kein Vorfall hat sich mehr ereignet. Die Gebaͤude, worin die Gasbehaͤlter stehen, sind von allen Seiten offen, und bloß so weit verschlossen, damit der Wechsel der Witterung die Behaͤlter nicht beschaͤdigen kann. Wenn daher ein Entweichen des Gases aus dem Behaͤlter durch irgend einen Zufall statt findet; so verliert es sich seiner Leichtigkeit wegen augenbliklich in den hoͤhern Schichten der Atmosphaͤre, so daß durchaus keine Explosion statt finden kann. 2) Eben so ungegruͤndet ist die Furcht vor Explosionen in den Hauptroͤhren (Mains) unter dem Pflaster. Zwar ist es wahr, daß eine Mischung von Gas und atmosphaͤrischer Luft in unbestimmtem Verhaͤltnisse in den Hauptroͤhren statt findet; allein wenn man auch zugibt, daß sie zuweilen eine verpuffende Eigenschaft erlangen koͤnnte, so ist sie doch dem Bereiche des Feuers nicht ausgesezt, weil die Roͤhren zwei bis vier Fuß unter dem Boden sind. Durch die kleineren Roͤhren aber, welche mit den Hauptroͤhren in Verbindung stehen, und das Gas in den Haͤusern u.s.w. vertheilen, kann keine Flamme dahin dringen, wie es vielfaͤltige Versuche und Erfahrung bewiesen haben. Waͤre eine solche Gefahr in der Wirklichkeit begruͤndet, so muͤßte laͤngst schon ein ungluͤklicher Vorfall sich ereignet haben, da sich die Gasbeleuchtung in England taͤglich mehr verbreitet. 3) Den Bemerkungen zufolge, welche uͤber die beiden vorhergehenden Punkte gemacht wurden, ist es augenscheinlich, daß keine Gefahr weder in den Gasbehaͤltern noch in den Hauptroͤhren entstehen kann; und es bleibt daher nur noch zu zeigen uͤbrig, daß auch in Haͤusern, wo das Gas verbraucht wird, nichts zu befuͤrchten ist, wenn man nur ganz gewoͤhnliche Vorsicht dabei braucht. Eine Explosion des Gases kann nur dann statt finden, wenn 1 Theil Gas mit 5 Theilen atmosphaͤrischer Luft gemischt ist; und weil Zimmer, Kauflaͤden, Werkstaͤtten u.s.w. nicht dicht genug sind, um das Gas verschlossen zu, erhalten, so kann nicht leicht eine Explosion geschehen. Um z.B. dem Gase eine verpuffende Eigenschaft zu geben, muͤßte es in einem dicht verschlossenen Zimmer, das 15 Quadratfuß mißt, und 9 Fuß hoch ist, 48 Stunden lang einen Zufluß von 5 Cubikfuß Gas in jeder Stunde erhalten, was nicht geschehen kann, wenn man nur die mindeste Aufmerksamkeit darauf richtet, und den Hahn nicht aus Muthwillen oͤffnet. Es ist in der That zu bewundern, daß zu Anfang der Gasbeleuchtung, als man mit den Eigenschaften des Gases noch nicht gehoͤrig vertraut war, so wenig Vorfaͤlle statt fanden; ein Beweis, daß die Gefahr nicht groß seyn kann, und sich immer mehr vermindern muß, je mehr Apparat, Maschine und der Gebrauch derselben verbessert und bekannt werden. Die Roͤhren, welche das Gas aus den verschiedenen Werken Londons nach allen Theilen der Stadt leiten, bedeken jezt einen Raum von etwa fuͤnfzig englischen Meilen, und der taͤgliche Gasbedarf auf einer einzigen sehr bevoͤlkerten Stelle steigt auf 320,000 Cubikfuß. London hat jezt drei Gaswerke, welche Steinkohlengas liefern, die unter dem Namen der Charterres Gas-light and Coke Company, der City of London Gas-Light and Coke Company, und der South London Gas light Company bekannt sind. Das erste von diesen Werken verbraucht jaͤhrlich 17,732 Chaldrons Kohlen, und erzeugt daraus 216,330,000 Cubikfuß Gas, womit 30635 Gaslichter unterhalten werden. Das zweite Gaswerk verbraucht jaͤhrlich 8842 Chaldrons Kohlen, und erzeugt 107,848,000 Cubikfuß Gas; und das dritte verbraucht 3120 Chaldrons Kohlen, und erzeugt 38,064,000 Cubikfuß Gas. Alle diese Werke haben 47 Gasbehaͤlter, welche 917940 Cubikfuß Gas enthalten, das aus 571 Retorten geliefert wird. Die dazu erforderlichen Kohlen betragen 29692 Chaldrons, welche 7115 Chaldrons Coke, und 362,000,000 Cubikfuß Gas geben. Die damit unterhaltenen Privatlichter belaufen sich auf 34,241, und die oͤffentlichen Lampen auf 8268. Die Kosten der Anlage aller drei Werke sollen 851,250 Pfund Sterling betragen haben. Dieser Ungeheuern Ausdehnung der Gaswerke wegen wurde im Jahr 1824 eine Commission auf Befehl des Parlaments niedergesezt, um zu untersuchen, ob nicht etwa große Gefahr dadurch entstehen koͤnne, wobei Sir Humphry Davy und andere| geschikte Chemiker berathen wurden. Das Resultat dieser Untersuchung fiel ganz zu Gunsten der Gaswerke aus, indem die Commission entschied, daß die Gesezgebung diesem Industriezweige nichts in Weg legen soll, weil keine Gefahr dabei sey, wenn man nur gewoͤhnliche Vorsicht brauche. Deshalb nehmen auch die Londner Versicherungsanstalten gegen Feuersgefahr weniger Praͤmien von Haͤusern u.s.w., welche mit Gas beleuchtet werden, als von solchen, wo man Lichter oder Lampen brennt, weil beim Gase keine Funken umherfliegen, und sorglose Dienstboten es nicht an unrechte Stellen bringen koͤnnen. Ueberhaupt aber gibt es jezt kaum mehr eine Stadt in England, wo man nicht mit Gas beleuchtete; und in wenigen Jahren wird diese Beleuchtungsart jede andere vollends verdraͤngen, um so mehr, da man seit Kurzem auch angefangen hat, tragbares Gas zu liefern, womit man Zimmer und jeden Theil eines Hauses ganz ohne Gefahr beleuchten kann. Um dieß zu erzweken, und eine groͤßere Quantitaͤt Gas in einen kleinen Raum hineinzubringen, wird es in besonders dazu verfertigte Cylinder gefuͤllt, und dergestalt zusammen gepreßt, daß 30 Cubikfuß nur 1 Cubikfuß Raum einnehmen. Auf diese Weise hat man einen betraͤchtlichen Gasvorrath im Hause; und weil die Behaͤlter so gemacht sind, daß sie noch uͤber den gewoͤhnlichen einen Druk von 200 Pfund auf den Quadratzoll aushalten koͤnnen, so ist durchaus nichts dabei zu befuͤrchten. Diese Behaͤlter sind gewoͤhnlich von Eisenblech gemacht, und in huͤbschen Lampen oder Fußgestellen verschlossen, welche oben mit allerlei Bildern aus der Mythologie verziert sind. Die Gasbehaͤlter werden von der Gesellschaft zur Verfertigung des tragbaren Gases an jeden Hauseigenthuͤmer gefuͤllt geliefert, dem es alsdann anheim steht, irgend eine Verzierung nach Gefallen zu waͤhlen. Auf diese Weise werden auch Tanz- und Concert-Saͤle beleuchtet, und das Gas kann man nun uͤberall hinbringen, wohin es fruͤher nicht geleitet werden konnte. Fuͤr Kanzelleien, Caffeehaͤuser, Gasthoͤfe, Pallaͤste, Kauflaͤden u.s.w. ist das tragbare Gas unvergleichlich; um so mehr, da es aus Oehl bereitet wird, keinen unangenehmen Geruch verbreitet, und die Farbe der Metalle und Vergoldungen nicht angreift, weil es frei von geschwefeltem Wasserstoff ist. Sechs Cubikfuß Oehlgas geben eben so viel Licht, als ein Pfund Wachslichter; und jeden Cubikfuß Gas verkauft die Gesellschaft an regelmaͤßige Abnehmer fuͤr drei Farthings, wodurch sechs Cubikfuß Gas nicht theurer kommen, als ein halbes Pfund Talglichter. Diejenigen, welche Oehlgas regelmaͤßig brennen, bestimmen die Groͤße der Lampen, die sie brauchen, und wie oft sie gefuͤllt werden muͤssen; wogegen sie den Werth der Lampe deponiren. Die Lampen werden von der Gesellschaft in Ordnung gehalten; dagegen aber sind die Abnehmer fuͤr Beschaͤdigung verantwortlich. Wer bestaͤndig Gas nimmt, muß fuͤr eine bestimmte Zahl Cubikfuß, zum Preise von 6 1/4 Shilling die 100 Fuß vorausbezahlen; und sobald diese Zahl abgeliefert ist, muß dasselbe wiederholt werden. Wer unter 10 Cubikfuß Gas nimmt, und die Lampen, welche gewoͤhnlich ins Haus geschikt werden, nicht selbst abholt, muß mehr bezahlen. Die uͤbrigen Bedingungen sind in beistehender Tabelle enthalten. Bedingungen,unter welchen die Gasgesellschaft das Publikum mit Oehlgas versieht. Textabbildung Bd. 22, S. 486 Maß der Behaͤlter; Gehalt in Cubikschuhen; Genaue Menge Gas, die in jedem Behaͤlter enthalten ist; den Gehalt dreißig Mahl verdichtet; Gasmenge, die im Behaͤlter zuruͤk bleibt, und nicht verbrannt werden kann; Gasmenge, welche in jedem Behalter verbrannt werden kann; Gasmenge, wofuͤr bezahlt werden muß Nach diesen Bemerkungen kommen wir nun auf den schon in oͤffentlichen Blaͤttern beruͤhrten Gegenstand, daß die Einfuͤhrung eines Gaswerkes durch Fremde nachtheilig sey, weil sie den Gewinn aus dem Lande ziehen. Diese Behauptung muß ohne fernere Bedingung zugegeben werden; denn es ist besser selbst zu arbeiten, als andere fuͤr sich arbeiten zu lassen. Wenn es aber anerkannt ist, daß ein Industrie-Zweig in einem Lande vortheilhaft waͤre, und es findet sich niemand ihn zu unternehmen, so thut die Regierung wohl daran, fremde Vorschlaͤge auf eine bestimmte Zeit anzunehmen; denn es ist besser mit fremder Huͤlfe vorwaͤrts zu ruͤken, als beim Alten zu bleiben. Dieß ist bei dem vorliegenden Gegenstande der Fall, von dem man beweisen kann, daß er selbst dann einem Lande nicht nachtheilig ist, wen er auch durch Fremde eingefuͤhrt wird, obgleich, wie gesagt, einheimische Unternehmer den Vorzug verdienen. Wir haben in Suͤd-Deutschland geschikte Arbeiter in vielen Faͤchern, und wenn sie es auch nicht sind, so haben doch viele darunter gewiß vorzuͤgliche Anlagen. Weil es ihnen aber an der gehoͤrigen Ausbildung fehlt, und sie mit dem verbesserten Maschinenwesen nicht bekannt sind; so laͤßt sich gar nicht erwarten, daß ein Oehlgas-Apparat bei uns verfertigt werden koͤnnte, wie er jezt in England gemacht wird. Wenn man daher die Oehlgas-Beleuchtung durch einheimische Unternehmer einfuͤhren wollte, so muͤßte wenigstens der Apparat aus England geholt werden, der meines Erachtens an 24,000 Gulden kosten wuͤrde. Mit dem Apparate allein waͤre aber noch nichts gethan; denn es fehlten uns alsdann noch ein in diesem Fache bewanderter Ingenieur und ein Paar geschikte Arbeiter, um die Sache in Gang zu sezen, und ihr die erforderliche Einrichtung zu geben. Es ginge also selbst bei einem einheimischen Unternehmen eine betraͤchtliche Summe Geld ins Ausland, wenn man auch den Umstand nicht beruͤksichtigt, daß wir in diesem Zweige noch wenig Erfahrung haben. Wird er aber von Englaͤndern unternommen, so geht kein Geld fuͤr den Apparat hinaus, und alle uͤbrigen dabei vorkommenden Arbeiten, die noch hoͤher als der Apparat selbst kommen, werden mit englischem Gelde bezahlt. Um eine Uebersicht von den Kosten eines Steinkohlen-Gaswerks zu geben, womit 160 oͤffentliche und 500 Privatlichter das ganze Jahr hindurch versehen werden koͤnnen, folgen hier die Angaben des geschikten Ingenieurs Peckston, welcher mehrere der ersten Gaswerke in England eingerichtet hat. Auslagen fuͤr die Gebaͤude, Baustelle u.s.w.   4630 Pf. Sh. Apparat   2800 Gasleitung durch die Stadt, wozu 22500 FußRoͤhren erfordert werden   4070 ––––– ––––– ––––– ––––– Summe der ganzen Anlage 11500 Pf. Sh. 11500 Pf. Sh. ––––– ––––– ––––– ––––– Dazu kommen aber noch ferner dielaufenden jaͤhrlichen Kosten, naͤmlich: Gehalt des Aufsehers     225 Pf. Sh. Arbeitslohn dem Mechaniker, Schmidt u.s.w.     236 12 Handlanger, Pflasterer     201 10 Anzuͤnder der Lampen       41 12 790 Tonnen Steinkohlen zur Gasbereitung   1027 100 Tonnen zum Feuermaterial     100 Kalk zum Reinigen des Gases       10 Abnuzung des Apparats und Ausbesserung     244 ––––– ––––– ––––– ––––– 13585 Pf. 14 Sh. Die ganze Auslage wuͤrde sich demnach auf 13585 Pf. 14 Sh., oder um eine runde Summe anzunehmen, auf 13600 Pfund Sterling belaufen. Wenn daher ein solches Gaswerk von Fremden errichtet wird, so kommen dazu ungefaͤhr 11000 Pfd. Sterling ins Land, weil außer dem eigentlichen Apparat Alles im Lande gemacht und ausgegeben werden muß, wenn die Fracht von den Roͤhren u.s.w. nicht allen Gewinn aufzehren soll. Die Kosten zur Errichtung eines Oehlgaswerkes kommen zwar etwas wohlfeiler zu stehen; doch aber ist es sehr zu bezweifeln, ob es unter 6000 bis 7000 Pfd. Sterling geschehen kann, wovon also an 5000 Pfd., ohne die laufenden Kosten, im Lande ausgegeben wuͤrden. Die Errichtung eines Oehlgaswerkes durch Fremde ist also in dieser Beziehung schon nicht unvortheilhaft, und wird es um so mehr, wenn man bedenkt, daß unsere Handwerksleute an feinere Arbeiten sich gewoͤhnen, und folglich gewiß dabei lernen werden. Man kann aber den Gegenstand noch von mehreren andern Seiten betrachten, und zugleich beweisen, daß die aus einer solchen Unternehmung entspringenden Vortheile die allgemeine Aufmerksamkeit verdienen. Im suͤdlichen Deutschland findet im Allgemeinen eine bedeutende Einfuhr von Wachslichtern und Talg statt. Die Beleuchtung mit Oehlgas ist aber, wie eben bewiesen wurde, jener mit Wachs vorzuziehen, gibt ein schoͤneres Licht, und ist fuͤnf Mahl wohlfeiler. Wenn daher Oehlgas statt Wachs gebraucht wird, so bleibt das Geld dafuͤr im Lande, und jeder Hauseigenthuͤmer kann entweder um denselben Preis fuͤnf Mahl mehr Licht in seiner Wohnung haben, oder achtzig Gulden ersparen, wenn man annimmt, daß er fruͤher 100 dafuͤr ausgegeben habe, und sich mit eben soviel Licht, als zuvor, behelfen will. Wenn Oehlgas statt Wachslichtern gebraucht wird, hoͤrt nicht nur die Einfuhr der leztern groͤßtentheils auf, sondern der Anbau von Oehlsamen muß ebenfalls erweitert, und der Akerbau dadurch befoͤrdert werden. Wenn daher die Anlage von Gaswerken auf einer Seite Geld ins Land bringt, und auf der andern anderes erspart und der Akerbau befoͤrdert wird; so wird es wohl nicht ungereimt erscheinen, wenn man nachstehende ungefaͤhre Berechnung anstellt: Geld, welches eine einzelne, auf 160 oͤffentlicheund 500 Privatlichter berechnete Anlage insLand bringt 6000 fl. der Umtrieb im ersten Jahre 15000 ––––– 75000 fl. Davon ist jedoch der Gewinn der Unternehmer abzuziehen, welcher ins Ausland geht, und diesen kann man auf 8 p. C. berechnen, da man beim Steinkohlengas ungefaͤhr eben soviel annimmt. Dieß macht also auf eine Anlage von obiger Ausdehnung nicht mehr als 6000 fl. im Jahre; und wenn die Gesellschaft ein Privilegium auf 10 Jahre bekaͤme, so machte es 60000 fl. Die Anlage selbst braͤchte aber 75000 fl. ins Land, und die Beleuchtung wuͤrde ebenfalls bei Weitem weniger kosten. Was aber in 10 Jahren an Wachslichtern erspart werden koͤnnte, laͤßt sich nicht genau angeben; doch aber ist gewiß, daß, wenn die Beleuchtung mit Oehlgas allgemein wuͤrde, 100000 fl. im Jahre in den suͤddeutschen Staaten nicht zuviel angenommen waͤre; und mithin betruͤge dieß in 10 Jahren nicht weniger als 1,000,000 fl. Es ist daher die Beleuchtung mit Oehlgas, sowohl von fremden als einheimischen Unternehmern, gewiß vortheilhaft, und außer den Lichterziehern wuͤrde wohl niemand beeintraͤchtigt werden. Was aber diese verloͤren, wuͤrde dem Privatmanne reichlich durch eine wohlfeilere Beleuchtung ersezt, die nach obigen Angaben zwischen Talglichtern und Oehlgas auf 20 p. C. steigt; und Blechler, Eisengießer und Pflasterer etc. wuͤrden mehr Verdienst bekommen. Da jedoch die Lichterzieher bei uns auch Seifensieder sind; so sollen sie trachten, statt bei dem Herkoͤmmlichen zu bleiben, auch feinere Seifen zu machen, die man uns aus Frankreich und England zufuͤhrt, und womit sie wohl eben so gut nach anderen Laͤndern handeln koͤnnen, als die Englaͤnder und Franzosen. In den meisten Kauflaͤden, und auch in vielen Privathaͤusern, brennt man uͤbrigens bloß Oehl in Lampen; auch kommen noch Lichter herein, und wenn man den Gegenstand genau untersucht, so wird der Verlust fuͤr die Lichterzieher nicht so bedeutend seyn, als er beim ersten Blike erscheint. Es ist demnach keinem Zweifel unterworfen, daß die Einfuͤhrung der Oehlgasbeleuchtung von wahrem Nuzen ist, wenn auch gleich einige Individuen dabei verlieren sollten. Der Staat hat bloß uͤber das allgemeine Interesse des Landes zu wachen, und kann sich nicht um den Verlust Einzelner bekuͤmmern; denn wer wuͤrde z.B. die Drukerpresse verboten haben, um den einzelnen Abschreibern nicht zu schaden, welche ehemals von diesem Gewerbe lebten? In London zaͤhlt man im Ganzen sieben Gasgesellschaften, deren Capital 6,850,000 Pfund Sterling seyn soll, wovon aber bis jezt nur 889,000 Pfund eingeschossen wurden. Das Capital der London Portable Gas Company soll 1000000 Pfund betragen; es wurden aber bis jezt nur 100,000 Pfund dazu erfordert.