Titel: Beobachtungen über Seiden-Zucht. Von dem sel. Hrn. Archibald Stephenson, Esq. of Mongreenan, Ayrshire.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XXXIX., S. 136
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XXXIX. Beobachtungen uͤber Seiden-Zucht. Von dem sel. Hrn. Archibald Stephenson, Esq. of Mongreenan, Ayrshire. Aus Gill's technical Repository.Dieser Aufsaz findet sich auch im 43. B. der Transactions of the Society for the Encouragement of Arts, und im Repertory of Patent-Inventions, Jaͤner 1827. S. 18. Wir glauben, daß diejenigen, die die Seiden-Zucht in einem Lande studirten, in welchem sie seit Jahrhunderten betrieben wird, bessere Lehrer sind, als diejenigen, die sie bloß aus Buͤchern kennen. A. d. U. N. 51. S. 174. N. 52. S. 241. N. 53. S. 253. N. 54. S. 325. N. 55. S. 44. (Im Auszuge. Mit Anmerkungen.) Stephenson's, Beobachtungen uͤber Seiden-Zucht. Da ich fuͤnf Jahre lang in Languedoc und Quercy im suͤdlichen Frankreich lebte, wo man alle Aufmerksamkeit auf Seiden-Zucht wendet, so benuͤzte ich die Gelegenheit, die Art, wie dieser eintraͤgliche Zweig der Industrie und des Handels betrieben wird, mit Sorgfalt zu beobachten. Ich wendete um so mehr Fleiß auf diesen Gegenstand, als ich der Ueberzeugung war, daß diese hoͤchst eintraͤgliche Beschaͤftigung unter der gehoͤrigen Vorsicht auch in England, besonders in den suͤdlichen Gegenden desselben, wo große Streken Landes mit Maulbeer-Baͤumen bepflanzt werden koͤnnten, die nicht zum Akerbaue taugen, betrieben werden koͤnnte. Ich kann aus einer fuͤr den franzoͤsischen Minister abgefaßten Denkschrift, deren Verfasser mir die Einsicht derselben erlaubte, versichern, daß im J. 1764 in Frankreich fuͤr nicht weniger als 30 Millionen Roh-Seide erzeugt wurde: dieser Ertrag muß sich zeither bedeutend vermehrt haben, indem die Seiden-Zucht sich immer mehr und mehr gegen Norden ausdehnt. Dieser Gegenstand verdient also allerdings unsere Aufmerksamkeit, und entging auch nicht der Sorgfalt der Society of Arts, die sich bemuͤhte und noch unermuͤdet bemuͤht ist, Seiden-Zucht in England einzufuͤhren. Ich will mit einigen Notizen uͤber den Maulbeer-Baum beginnen, indem man zuerst Futter fuͤr die Seiden-Raupen haben muß, ehe man irgend einen Versuch mit der Anzucht derselben machen kann.So einleuchtend diese Wahrheit fuͤr jeden an und fuͤr sich seyn muß, so ward sie doch beinahe immer bei allen Versuchen, die man zur Einfuͤhrung der Seidenzucht in Deutschland machte, verkannt. Man wollte ernten, ehe man gesaͤet hat. Man vergaß, daß man ehe 25 Zentner Blaͤtter braucht, als man 10 Pfund Seide ziehen kann, und daß man vor 10 Jahren, auch wenn man den Maulbeer-Baum bloß strauchartig zieht, nicht auf einen anhaltenden Ertrag an Blattern rechnen kann. Es finden sich nur wenige Menschen, die die Kraft ihrer Arme oder ihres Beutels auf zehn Jahre vorhinein, ohne allen Ertrag in der Zwischenzeit, Herleihen wollen, und von diesen Wenigen haben nur Wenige das Gluͤk, ihre Beharrlichkeit auf ihre Erben und Nachfolger fortzupflanzen; so daß wir, wie die Geschichte der Seidenzucht in Deutschland nur zu oft lehrte, mit Schmerzen sehen muͤssen, daß die Soͤhne und Enkel die Pflanzungen von Maulbeer-Baͤumen zerstoͤrten, die ihre Vaͤter und Großvaͤter mit weiser Sorgfalt fuͤr sie anlegten. Erst wenn man sich 10–12 Jahre lang fleißig mit Maulbeer-Baumzucht beschaͤftigt haben wird, erst dann kann man ein ernsthaftes Wort uͤber Seiden-Zucht sprechen. A. d. U. Man zieht zweierlei Arten schwarzer Maulbeer-Baͤume in Frankreich; die erstere liefert die bekannten, haͤufig zum Nachtische aufgetragenen Fruͤchte, und wird auch in unseren Gaͤrten in der Naͤhe von London gezogen. Die Blaͤtter dieser Art sind zu rauh und zu saftig, um ein brauchbares Futter fuͤr die Seiden-Raupen zu liefern. Die Seide, die die Raupen bei diesem Futter liefern, wird grob, und ist von schlechter Qualitaͤt. Die zweite Art hat viel kleinere Fruͤchte, die nicht als Nachtisch taugen; ihr Blatt ist aber, als Futter fuͤr die Seiden-Raupen, viel besser als jenes der ersteren, weniger rauh, und liefert eine feinere Seide, als die erstere. Sie ist wahrscheinlich diejenige Art, die, wie man sagt, gegenwaͤrtig im Koͤnigreiche Valencia fuͤr die Seiden-Raupen gepflanzt wird, und viele alte Pflanzungen in Frankreich sind von dieser Art. Die neueren hingegen sind alle aus dem weißen Maulbeer-Baume, der jezt die einzige Art ist, die man in Frankreich in allen Baumschulen zieht. Dieser weiße Maulbeer-Baum ist die dritte Sorte von Maulbeer-Baum, dessen Laub zarter und weniger saftig, als das der beiden vorigen Arten ist, und die schoͤnste und beste Seide gibt. Einige Leute glauben, daß diese Art von Maulbeer-Baͤumen keine Samen bringt, und nur durch Ableger fortgepflanzt werden kann, was hoͤchst unrichtig ist. Denn, wenn auch der weiße Maulbeer-Baum in einem so noͤrdlichen Klima, wie das unsrige, keine Fruͤchte bringen sollte, was ich nicht behaupten moͤchte,In Bayern bringt er, in warmen Sommern, reife Samen. A. d. U. so ist es doch gewiß, daß er im suͤdlichen Frankreich sehr reichlich Fruͤchte traͤgt, obschon diese kleiner sind, als an beiden vorigen Arten. Die Farbe derselben ist schmuzig weiß, etwas in's Gelbliche ziehend, und enthaͤlt eine Menge kleiner Samen, wie Senf, aus welchen alle Jahre im ganzen suͤdlichen Frankreich eine Menge junger Baͤume gezogen werden. Mehrere Jahre lang nach der ersten Einfuͤhrung der Seiden-Zucht in Frankreich brauchte man daselbst die Blaͤtter aller drei obigen Arten ohne Unterschied; als man spaͤter Pfropf-Reiser von dem weißen Maulbeer-Baume aus Piemont und Spanien erhielt, der ein groͤßeres Blatt trug, als derjenige den man bisher in Frankreich gezogen hatte, pfropfte man die franzoͤsischen Wildlinge damit, und erhielt so groͤßere Blaͤtter was man als großen Gewinn betrachtete, indem man dadurch mehr Futter-Vorrath erhielt. Das Pfropfen der Maulbeer-Baͤume verbreitete sich nun uͤber die ganze ehemalige Provence und uͤber Languedoc. Hr. Marteloy, Arzt zu Montpellier, der eine Reihe von Jahren uͤber die Seiden-Raupe zu seinem besonderen Studium machte, bewies aber durch eine Menge sorgfaͤltig angestellter und genau beobachteter Versuche auf die uͤberzeugendste Weise, daß das Blatt des aus Samen gezogenen wilden Maulbeerbaume das beste Futter ist, das man diesem nuͤzlichen Thiere geben kann, indem die mit demselben gefuͤtterten Raupen gesuͤnde und staͤrker und weniger Krankheiten unterworfen sind, als die jenigen, die mit gepfropften Blaͤttern genaͤhrt werden, und daß auch ihre Seide um Vieles besser ist. Seit dieser Zeit, seit das J. 1765, gibt man den Blaͤttern der Wildlinge den Vorzug vor allen uͤbrigen.Hiervon hat man sich nun auch in Italien uͤberzeugt. (Vergleich Gera, Polyt. Journ. B. XXII. S. 73, wo man mehrere von Hrn. Stephenson vor 50 Jahren gemachte Bemerkungen bestaͤtigt finden wird.) A. d. U. Da unsere englischen Gaͤrtner, meiner Meinung nach, geschikter sind, als die franzoͤsischen, wenigstens als jene, die ich in Frankreich kennen lernte; so wird man es vielleicht fuͤr uͤberfluͤßig halten, wenn ich der Wartung und Pflege der Maulbeer-Baͤume erwaͤhne: wenn man aber bedenkt, daß man auf die Anzucht dieses Baumes in Frankreich seit einer so langen Reihe von Jahren alle erdenkliche Aufmerksamkeit gewendet hat, und daß ich den franzoͤsischen Gaͤrtnern volle Gerechtigkeit widerfahren lasse, wenn ich sage, daß sie hierin Meister sind, so wird man es vielleicht nicht ganz ungeeignet finden, wenn ich hier die Art beifuͤge, deren man sich in Frankreich bei Anzucht dieser Baͤume bedient. Man waͤhlt zuerst einen geeigneten Flek Bodens, um den Samen der Maulbeer-Baͤume anzubauen, und sucht hierzu einen sandigen oder schuttigen Boden, der einige Zeit uͤber in Garten- oder Akerbau gestanden ist, und von dem man weiß, daß er nicht schlecht ist. Nachdem dieser Grund gehoͤrig zugerichtet wurde, zieht man, in der Entfernung von zwei Fuß von einander, Furchen, und saͤet die Samen in dieselben, so wie man gewoͤhnlich Salat baut. Die Samen werden mit der feinsten durchgesiebten Erde leicht zugedekt, und, wenn die Witterung troken ist, ein oder zwei Mahl in der Woche leicht begossen. Die Saatzeit ist von Ende April's bis Ende Mai's, und selbst noch in der ersten Woche des Junius. Ich sah mehrere Gaͤrtner, um des Erfolges desto sicherer zu seyn, waͤhrend dieser Periode zu drei verschiedenen Mahlen anhauen: naͤmlich, zum ersten Mahle in der lezten April-Woche; zum zweiten Mahle, in der Mitte Mai's; zum dritten Mahle, im Anfange Junius. Nachdem die Pflaͤnzchen sich etwas uͤber die Erde gehoben haben, werden sie sorgfaͤltig von allem Unkraute gereinigt, und die Erde zwischen den beiden Furchen mittelst der Schaufel und der Harke aufgelokert. Man hebt nun im dritten Jahre die Pflaͤnzchen aus. Diejenigen, die so dik als ein Federkiel geworden sind, kommen in die Baumschule, wo sie in drei Fuß weit von einander stehenden Reihen zwei Fuß weit von einander gepflanzt werden, damit Raum genug zur Reinigung und Zurichtung des Bodens uͤbrig bleibt. Bei dem Verpflanzen schneidet man die halbe Wurzel weg, und so auch die Krone, bis auf ungefaͤhr 6 oder 7 Zoll von dem Boden.Diese aͤltere Verpflanzungs-Methode der Baͤume koͤnnen wir uͤberhaupt (da wir fuͤr das Versezen mit dem Ballen sind) nicht empfehlen, und noch weniger bei dem Maulbeer-Baume. Die Anleitung, die Hr. Stephenson weiter unten uͤber das Beschneiden der Maulbeer-Baͤume gibt, nachdem sie einmahl herangewachsen sind, scheint uns zuviele Kuͤnsteleien der franzoͤsischen Gaͤrtnerei zu enthalten, und es befremdet uns, daß er, als Englaͤnder, nicht auf die Idee kam, die Maulbeer-Baͤume strauchartig und in Heken zu ziehen, wo sie schneller wachsen, mehr Ertrag geben, und das Einsammeln der Blaͤtter erleichtern, nebstdem, daß sie alle Vortheile einer Heke oder eines Zaunes gewaͤhren. Er erwaͤhnte auch nicht der Vermehrung dieses nuͤzlichen Baumes durch Ableger, die in den ersten Jahren der Einfuͤhrung der Maulbeerbaum-Zucht in irgend einem Lande nie uͤbersehen werden darf, indem der Maulbeer-Baum sich auch auf diese Weise, wenn gleich etwas schwieriger, als mancher andere Baum, vermehren laͤßt. Selbst durch Wurzelbrut laͤßt er sich vermehren, und auch, obgleich schwerer, durch Steklinge. A. d. U. Alle uͤbrigen Pflanzen, welche fuͤr die Baumschule zu klein sind, pflanzt man dicht an einander, und laͤßt sie noch Ein Jahr uͤber stehen, oder auch zwei Jahre, wenn es noͤthig seyn sollte, und versezt sie dann erst in die Baumschule. Die best Zeit zum Verpflanzen der Maulbeer-Baͤume ist im Herbste, gerade nach dem Abfallen der Blaͤtter derselben. Wenn die Baͤumchen in der Baumschule treiben, streift man die Seitenknospen ab, und laͤßt nur soviele derselben uͤbrig, als zur Bildung der Krone nothwendig sind, und wenn sie in dem eisten Jahre nicht gehoͤrig emporschießen, so schneidet man sie im Maͤrz des folgenden Jahres bis auf sieben Zoll uͤber der Erde ab, wodurch sie im folgenden Jahre desto freudiger wachsen. Nachdem die Baͤumchen Einen Zoll im Durchmesser dik geworden sind, werden sie auf das Feld hinaus verpflanzt, wo sie nun zu verbleiben haben. Die Gruben fuͤr dieselben werden 6 Fuß im Gevierte und 20 Zoll bis zwei Fuß tief gegraben. Waͤhrend des ersten Jahres des Verpflanzens in's Freie lassen die Franzosen alle Knospen, die der Baum an der Krone getrieben hat, bis zum folgenden Fruͤhjahre, wo sie nur drei oder vier Aeste lassen, um dieselbe auszubilden; so wie die Knospen sich zeigen, nehmen sie alle diejenigen weg, die am Stamme zum Vorscheine kommen, von unten hinauf bis dort, wo die Krone des Baumes sich bilden soll. Noch mehrere Jahre hernach schnei den sie die Krone der Baͤume zu dieser Zeit aus, wenn das Holz zu dik wird, und vorzuͤglich schneiden sie jeden Ast, der ableitet und mehr Saft nimmt, als er haben soll, damit alle Aeste sogleichfoͤrmig wachsen, als moͤglich. Nachdem die Baͤume versezt wurden, und ebenso, solang sie noch in der Baumschule stehen, wird die Erde um dieselben regelmaͤßig drei bis vier Mahl des Jahres gereinigt und zugerichtet; was den Baͤumen sehr gut bekommt. Ich muß hier bemerken, daß man in Frankreich einige junge Maulbeer-Baͤume von der Baumschule aus an geschuͤzte Waͤnde in Gaͤrten, wo der Grund nicht zu fruchtbar ist, verpflanzt, und daselbst spaliermaͤßig zieht; wo es moͤglich ist, waͤhlt man dazu auch sandigen und steinigen Boden. Man thut dieß in der Absicht, um fruͤhzeitig Blaͤtter fuͤr die jungen Raupen zu bekommen, indem der zwergartig gezogene Maulbeerbaum in einer geschuͤzten Lage fruͤher treibt, als Baͤume in freier und offener Lage. Fuͤr ihre jungen Raupen nehmen sie auch die zarten Blaͤtter der jungen Baͤumchen in dem Samen-Beete und in der Baumschule. Man kann Maulbeeren-Samen in jeder Menge sowohl zu Montpellier, als zu Marseille bekommen, wo er in den Kauflaͤden verkauft wird, und wenn man sich auf diese Kaufleute nicht verlassen will, so darf man nur suchen an einem oder dem anderen dieser beiden Plaͤze einen Freund zu finden, und man erhaͤlt sicher den frischesten und besten Samen. Eben so erhaͤlt man ihn auch leicht aus Spanien, wo der Maulbeer-Baum noch besser ist, als in Frankreich; denn er hat ein groͤßeres, und eben so zartes und gutes Blatt, als die aus Samen gezogenen Baͤume in diesem lezteren Lande. Hr. Marteloy hat durch eine Reihe von Versuchen klar erwiesen, daß die Blaͤtter der Baͤume, die auf sehr gutem Boden wachsen, durchaus kein gutes Futter fuͤr die Seidenraupen sind: sie sind zu geil, zu saftig fuͤr sie. Blaͤtter von Baͤumen, die auf steinigem und sandigen Boden wachsen, wo nie ein Duͤnger hinkam, sind den vorigen bei weiten vorzuziehen. Aus diesen Erfahrungen laͤßt sich nun wohl eine der vielen Ursachen, und vielleicht die wichtigste, erklaͤren, warum die Versuche, Seidenzucht in England unter der Regierung Jakobs I. und Karls II. einzufuͤhren, mißlangen. Man hatte damahls kein anderes Futter fuͤr die Seidenraupen, als die Blaͤtter der schwarzen Maulbeer-Baͤume, deren große Fruͤchte als Nachtisch gegessen werden, und die heute zu Tage in Frankreich allgemein als schaͤdlich verworfen werden. Was diese Blaͤtter noch nachtheiliger fuͤr die Raupen machte, war der Umstand, daß die Baͤume alle in dem fruchtbarsten Boden Englands wuchsen, naͤhmlich in den alle Jahre reichlich geduͤngten Gaͤrten um London. Die Maulbeer-Baͤume duͤrfen in dem ersten Jahre nach dem Verpflanzen nicht beschnitten werden, damit sie sich nicht verbluten;Das wird auf demjenigen Boden nicht leicht zu besorgen seyn, wo man, wie die gelehrten Aerzte daselbst behaupten, allen lebendigen Wesen halb zu todt Ader lassen muß, damit sie am Leben bleiben! A. d. U. im zweiten Fruͤhjahre aber haͤlt man es fuͤr raͤthlich, ihre Kronen zuzuschneiden, und dieß die folgenden 10 bis 12 Jahre uͤber jaͤhrlich zu wiederhohlen: man sorgt dafuͤr, daß die Krone in der Mitte hohl wird, damit die Luft frei durchziehen kann, und die Blaͤtter auch leichter gesammelt werden koͤnnen. Nach dem zwoͤlften Jahre ist es genug, wenn man die Krone alle 3 Jahre ein Mahl ausschneidet. Da aber, bei dem Einsammeln der Blaͤtter, alle Jahre einige Aeste gebrochen werden, muß man alle gebrochenen Aeste wegschneiden, dann die Baͤume nicht zu sehr dadurch leiden. Bei dem Verpflanzen der Baͤume in's Freie muß man dafuͤr sorgen, daß die Wurzeln derselben gehoͤrig bedekt werden und die Erde nicht hohl auf denselben liegt. Sie muͤssen auch gehoͤrig an Pfaͤhle angebunden werden, damit sie gegen den Wind geschuͤzt bleiben: an den Baum selbst muß Stroh kommen, damit die Rinde sich nicht reibt. Es ist auch gut, die Baͤume mit dornigem Gestraͤuche zu umgeben, damit sie gegen die Thiere geschuͤzt werden. Die zweite Ernte von Blaͤttern, welche zum Vorscheine kommt, nachdem die ersten Blaͤtter bereits zum Futter fuͤr die Raupen abgestreift wurden, wird zwar nicht fuͤr die Raupen verfuͤttert, wohl aber fuͤr die Schafe. Man laͤßt daher diese Blaͤtter nicht abfallen im Herbste, sondern streift sieHr. Stephenson erwaͤhnt nirgendwo der Frage: ob es besser ist, die Blaͤtter am Baume abzustreifen, oder die Aeste abzuschneiden, und bei Hause abzustreifen? Diese Frage ist zu wichtig, als daß sie uͤbersehen werden darf, und es scheint beinahe, daß, unter verschiedenen Umstaͤnden, das Abschneiden dem Abstreifen vorzuziehen ist. A. d. U. etwas vor der Zeit ihres natuͤrlichen Abfallens: die Schafe fressen sie mit großer Begierde, und die Paͤchter stehen sich gut bei diesem Futter. Ehe die Seiden-Zucht in der Naͤhe der Cevennen in Languedoc eingefuͤhrt wurde, waren die Bauern dieser Gegend so arm und elend, als ihr Boden, der beinahe bloß Sand und Steingeroͤlle ist, und durchaus nicht zum Getreide-Bau benuͤzt werden kann. Nachdem man aber fand, daß der Maulbeer-Baum daselbst ziemlich gut gedeiht, verlegten diese guten Leute sich mit allem Fleiße auf die Seidenzucht, in welcher sie es so weit gebracht haben, daß sie, die sie ehemahls unter die aͤrmsten Franzosen gehoͤrten, gegenwaͤrtig reicher sind, als die meisten Bauern in Frankreich.Darin besteht eben der große Vortheil der Seidenzucht fuͤr ein Land, daß sie, da der Maulbeer-Baum auch auf dem schlechtesten Boden gedeiht, in den aͤrmsten unwirthbarsten Gegenden desselben betrieben werden kann, wo kein anderer bedeutender Erwerb fuͤr den Landmann moͤglich ist. A. d. U. Als ich in dieser Gegend, zu Gange, war, wo so viele seidene Struͤmpfe gewebt werden, fuͤhrte man mich zu einigen Maulbeer-Baͤumen, die Einem Paͤchter in der Nachbarschaft gehoͤrten, der sie zuerst daselbst einfuͤhrte. Die Baͤume waren sehr groß und schoͤn, und gaben unseren Ulmen von mittlerer Groͤße wenig nach. Die Leute, die mir diese Baͤume mit sichtbarer Freude zeigten, versicherten mich, daß jeder groͤßere Baum der Familie des Paͤchters jaͤhrlich Einen Louisdor traͤgt. Um die kleineren Paͤchter und aͤrmeren Bauern zur Anpflanzung der Maulbeer-Baͤume aufzumuntern, unterhaͤlt die Regierung in verschiedenen Gegenden Frankreichs Baumschulen fuͤr Maulbeer-Baͤume mit nicht unbedeutendem Aufwande, und die aͤrmeren Bauern und kleinen Paͤchter erhalten dieselben unentgeldlich, soviel sie wollen, zur Verpflanzung: der Gaͤrtner an der Baumschule gibt ihnen, zugleich mit den Baͤumchen, den noͤthigen Unterricht, wie sie dieselben zu warten und zu pflegen haben. Diese wohlthaͤtige Maßregel gewaͤhrt dem Lande grossen Nuzen, und erspart dem Landmanne viele Muͤhe und Auslagen. Maulbeer-Blaͤtter sind im suͤdlichen Frankreich bei der starken Seidenzucht gegenwaͤrtig ein Handels-Artikel geworden, und die Bauern, die deren nicht genug fuͤr ihre Seidenraupen haben, zahlen sie gern mit barem Gelde. Dieß veranlaßte wohlhabende Guͤterbesizer große Pflanzungen von Maulbeer-Baͤumen auf ihren Guͤtern anzulegen, da sie dadurch ein sicheres jaͤhrliches Einkommen ohne viele Muͤhe und Auslage erhalten, sobald die Baͤume einmahl so groß geworden sind, daß sie von den Thieren nicht mehr beschaͤdigt werden koͤnnen. Da der schlechteste Grund, der nicht zum Getreidebaue taugt, fuͤr die Maulbeer-Baͤume gerade am Besten ist, so wird der Ertrag des Gutes gerade dadurch noch mehr erhoͤht. Man hat auf solchen Gruͤnden in Frankreich ehemals Wein gepflanzt; man uͤberzeugte sich aber jezt, daß der Maulbeer-Baum auf denselben weit mehr Ertrag gibt, als die Rebe. Ein Mann, auf dessen Wahrheitsliebe ich mich verlassen kann, erzaͤhlte mir, daß ein Wundarzt zu Nismes ein Grundstuͤk von seinem Vater erbte, das ihm, bei dem schlechten Boden, jaͤhrlich ungefaͤhr 300 Franken (12 1/2 Guinee) trug. Als dieser Mann sah, daß die Seiden-Zucht sich in der Gegend maͤchtig zu heben anfing, bepflanzte er dieses ganze Grundstuͤk mit weißen Maulbeer-Baͤumen, um die Blaͤtter davon den Seidenziehern zu Nismes und in den naͤchsten Umgebungen zu verkaufen. Nach 16 Jahren hatte er von diesem erbaͤrmlichen Grundstuͤke eine sichere Jahres-Rente von 1200 Franken (ungefaͤhr 50 Guin.) Seine Nachbarn befolgten dieses Beispiel, und mehrere derselben, die aͤhnliche schlechte Grundstuͤke hatten, in welchen sie ehevor Wein bauten, gruben die Reben aus, und pflanzten weiße Maulbeer-Baͤume dafuͤr. Man darf nicht vergessen, daß der Maulbeer-Baum ein Baum ist, der ein sehr hohes Alter erreicht: viele Maulbeer-Baͤume sind uͤber hundert Jahre alt geworden, und sind selbst in diesem Alter noch ganz kraͤftig und frisch. Waͤhrend die jungen Maulbeer-Baͤume noch im Samenbeete stehen, und selbst nachdem sie spaͤter in die Baumschule verpflanzt wurden, so wie auch einige Jahre noch, nachdem sie aus dieser in's Freie versezt wurden, muß man jeden Abend im Fruͤhlinge und im Sommer fleißig um dieselben umher nach einer kleinen nakten Schneke suchen, die die Rinde der jungen Maulbeer-Baͤume sehr gierig frißt, und die Baͤume in dem Samenbeete, wie in der Baumschule, und selbst die jungen Baͤume im Freien abfrißt: sie toͤdtet zwar die Baͤume nicht, beschaͤdigt sie jedoch sehr, und haͤlt sie in ihrem Wachsthume zuruͤk. Diese Schneken muͤssen daher jeden Abend nach Sonnen-Untergang gesammelt werden (was besser ist, als am fruͤhen Morgen, indem sie des Nachts uͤber fressen) und dann verbrannt oder auf irgend eine andere Weise vernichtet werden; denn wenn man sie nicht zerstoͤrt, so kommen sie wieder auf die Baͤume. Als ich den Winter zu Montauban, im ehemaligen Quercy, zubrachte, war die Kaͤlte so streng, daß nicht bloß der groͤßte Theil den Gemuͤse und Kuͤchengewaͤchse in den Gaͤrten zu Grunde ging, sondern selbst viele Feigen und Oehl-Baͤume und Neben und sogar die Pomeranzen-Baͤume in den Orangerien erfroren; aber diese strenge Kaͤlte schadete den Maulbeer-Baͤumen und den Eiern der Seidennachtfalter nicht im Mindesten. Diese Kaͤlte hielt zwei Monathe lang an, und war nur um 2 1/2 Grad milder, als die große Kaͤlte vom J. 1709. Ja man versicherte sogar aus der verlaͤssigsten Quelle, daß selbst die große Kaͤlte im J. 1709 den Maulbeer-Baͤumen nicht im Geringsten nachtheilig war, obschon in derselben viele Weinstoͤke, und beinahe alle Feigen- und Oehl-Baͤume in der Provence und in Languedoc erfroren sind. Man darf also fuͤr die Maulbeer-Baͤume in England nicht die mindeste Gefahr von Seite des Frostes besorgen.Und eben so wenig bei uns in Bayern; wir haben Maulbeer-Baͤume im Freien, die unter dem Churfuͤrsten Maximilian gepflanzt wurden. Wenn auch, in sehr starken Wintern, die Spizen der Zweige abfrieren, so schadet dieß auf keine bedeutende Weise. A. d. U. Die Samen der Maulbeer-Baͤume werden in Frankreich auf folgende Weise, die aber Muͤhe und Aufmerksamkeit fordert, aus den Fruͤchten derselben herausgeschafft. Die Fruͤchte muͤssen vor Allem vollkommen reif seyn, ehe man sie pfluͤkt, und werden dann in der, fuͤr die Menge der Samen, die man erhalten will, nothwendigen Masse in eine große Kufe geschuͤttet, und darin von einem Arbeiter mit nakten Fuͤßen getreten, so daß die kleinen Beerchen oder Zellen, in welchen der Same stekt, zerquetscht werden, und lezterer frei heraus kann. Dieser Kufe wird eine andere Kufe, die ziemlich tief seyn muß, zur Seite gestellt, und ein flaches Brett, 6, 8 bis 10 Zoll von dem Boden derselben, oder auch noch hoͤher, quer in derselben befestigt. Auf diesem Querbrette ruht ein Sieb mit sehr feinen und dicht aneinander stehenden Loͤchern, so daß nur der Same, und so wenig als moͤglich von der breiartigen oder haͤutigen Masse der Frucht, durch dasselbe durchfallen kann. Diese Kufe wird nun so hoch mit Wasser gefuͤllt, daß dasselbe uͤber die Haͤlfte der Wand des Siebes, wenn es auf dem Brette ruht, emporsteigt, und ein paar Handvoll der zertretenen Frucht werden in das Sieb geworfen, und mit der Hand auf dem Boden des Siebes fest gerieben, damit die Samen durch die Loͤcher durchfallen: man hebt zuweilen das Sieb mit beiden Haͤnden empor und schuͤttelt es, damit das Wasser durchlaufen und die Samen mit sich fuͤhren kann. Man muß die Fruͤchte auch zwischen beiden Haͤnden mit den Ballen, die man fest an einander druͤkt, zerreiben, indem es schwer ist, die Samen aus ihren kleinen Zellen herauszuschaffen, und dieß nothwendig geschehen muß, ehe man sie durch das Sieb durchlaͤßt. Diese Arbeit muß so lang wiederholt und fortgesezt werden, bis man sieht, daß aller Same durch das Sieb durchgegangen ist, worauf man die Baͤlge und den Brei wegwirft. Man nimmt hierauf das Brett und das Sieb aus der Kufe, und gießt alles Wasser ab, wo man dann den Samen auf dem Boden liegen findet, zugleich aber auch noch eine Menge Baͤlge und Brei, die durch das Reiben auf dem Siebe durch dasselbe mit durchgedruͤkt wurden. Alle Samen, die auf der Oberflaͤche des Wassers schwimmen, muͤssen als unbrauchbar weggeworfen werden. Der Same mit den obenerwaͤhnten Huͤlsen und mit dem Breie auf dem Boden der Kufe wird nun in ein anderes Gefaͤß gethan, welches wieder mit Wasser gefuͤllt und mit dem Brette und Siebe, wie vorher, versehen wird, und wie vorher gerieben und durchgesiebt. Die abgesonderten Baͤlge werden nun sogleich weggeworfen, sobald man sieht, daß sie keinen Samen mehr enthalten. Man gießt, wenn man mit dem Durchsieben fertig ist, das Wasser wieder, wie vorher, ab, und wenn man die Samen noch sehr mit Baͤlgen und Brei verunreinigt findet, so siebt man sie auf aͤhnliche Weise zum dritten Mahle durch, wo sie dann, wenn anders das Sieb fein genug war, hinlaͤnglich gereinigt seyn werden. Wenn das Sieb zu grob ist, d.h., wenn die Loͤcher zu weit sind, so geht diese Arbeit weit laͤnger her, indem man die Samen oͤfters durchsieben muß, bis sie ganz rein werden. Die reinen Samen werden nun auf einem Tuche ausgebreitet und in die Sonne gelegt, bis sie vollkommen troken geworden sind, wozu drei bis vier Tage bei vollem ungetruͤbten Sonnenscheine gehoͤren. Man darf nicht vergessen, daß in einem kuͤhleren und feuchteren Lande, wie um Paris und London, der Maulbeer-Baum doppelt, ja beinahe drei Mahl soviel Blaͤtter traͤgt, als in dem heißeren und trokeneren suͤdlichen Frankreich, was der groͤßeren Feuchtigkeit und dem besseren Boden zuzuschreiben ist. In einem kalten feuchten Klima kann man, auch bei der groͤßten Sorgfalt, nicht uͤber die Haͤlfte Cocons aus einer gegebenen Menge Eier erhalten, die man in trokenen und waͤrmeren Laͤndern daraus erzielt: allein, da in kaͤlteren Gegenden der Maulbeer-Baum beinahe drei Mahl soviel Blaͤtter traͤgt als in waͤrmeren, so ist man im Ganzen doch in kaͤlteren Klimaten im Stande, eben soviel Seide zu ziehen, als in waͤrmeren, da das Futter fuͤr die Raupen die Hauptsache ist, indem man sich leicht soviel Eier verschaffen kann, als man will.Hr. Stephenson haͤtte bemerken koͤnnen, daß der Maulbeer-Baum, außer dem, daß seine Blaͤtter das Futter der Seidenraupe sind, ein treffliches hartes gelbliches Holz liefert, welches im Wasser lang aushaͤlt, und von den Tischlern und Drechslern in Frankreich gesucht wird; daß die Rinde der zarten Zweige in Wasser geroͤstet oder in Lauge gesotten ein gutes Surrogat fuͤr Hanf und Flachs liefert, wie Olivier de Serres, Duhamel, Larouviere, Friese in seiner Abh. vom weißen Maulbeerbaume und der Seidenpflanze, Stoixner in seiner Abh. vom Seiden-Flachs- und Hanfbaue, Nuͤrnb. 1788, Burgsdorf, Guardia und Dou in Cavanilles Diss. bot. II. p. 498 gezeigt haben; daß, nach des verlaͤssigen Poͤrner Versuchen, das Holz des untersten Theiles des Stammes und vorzuͤglich der Wurzel eine brauchbare gelbe Farbe mit Alaun und Weinstein auf Tuch liefert; daß Schaͤffer und Johannot endlich aus der Rinde der Zweige der Maulbeer-Baͤume sehr schoͤnes Papier verfertigten: die franzoͤsischen Assignate sollen aus solchem Papier gewesen seyn. Vergl. Boͤhmer's techn. Gesch. d. Pflanzen. B. I. S. 169. 481. 541. B. 2. S. 234. 463. A. d. U. II. Ich werde nun die Methode angeben, wie man in Frankreich die Eier ausbruͤtet, vorher aber einige Bemerkungen uͤber Gegenstaͤnde vorausschiken, die besondere Aufmerksamkeit in Hinsicht auf die Eier verdienen. Man kann nicht sorgfaͤltig genug darauf sehen, gesunde und gute Eier (sogenannten Seidenwurm-Samen) zu erhalten: denn wiederholte Erfahrungen haben erwiesen, daß Eier aus solchen Haͤusern, wo die Raupen schlechte Luft hatten, und krank wurden, diese Krankheit fortpflanzen, und Raupen ausfallen lassen, die an denselben Krankheiten leiden, woran ihre Aeltern im vorigen Jahre gelitten haben.Leider ist diese Bemerkung nur zu richtig, und kann vorzuͤglich in einem Lande, in welches die Seidenzucht erst eingefuͤhrt werden soll, nicht genug beruͤksichtigt werden. A. d. U. Wenn die Eier gehoͤrig aufbewahrt werden sollen, muͤssen sie an einem trokenen Plaze, der freie aber nicht warme Luft hat, und niemahls in einem Gewoͤlbe oder in einem Keller unter der Erde aufbewahrt werden, indem alle Feuchtigkeit hoͤchst nachtheilig fuͤr sie ist.Sie werden am sichersten im Keller aufbewahrt, nur muͤssen sie durch mehrere Ueberzuͤge uͤber das Gefaͤß, in welchem man sie aufbewahrt, gegen alle Feuchtigkeit geschuͤzt werden. A. d. U. Man hat gefunden, daß die Eier der Seidenraupen in fuͤnf Jahren ausarten; sie muͤssen daher von Zeit zu Zeit gewechselt werden, und man muß dafuͤr sorgen, daß man immer Eier aus einem waͤrmeren Klima in ein kaͤlteres bringt. Dieß darf indessen nur nach und nach, und nicht ploͤzlich von einem Extreme zum anderen geschehen. So darf man z.B. nicht Eier aus Cypern, aus der Levante, oder aus anderen Laͤndern von derselben Breite in ein so kaltes Klima bringen, wie das von Flandern oder wie das im noͤrdlichen Frankreich, sondern sie muͤßten zuerst in die Provence, Languedoc, und nachdem sie daselbst ein paar Jahre verweilten, konnten sie erst mit Sicherheit in ein kaͤlteres Klima verpflanzt werden.Dieß ist sehr richtig, und haͤngt vorzuͤglich von den Fehlern ab, die man bei der Wartung und Pflege der Seidenraupen begeht, und von der bei den Seidenraupen noch nie beachteten Notwendigkeit der Kreuzung der Rassen, indem man hier fast immer die Thiere Blutschande treiben laͤßt. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß die Seidenwirthe immer ihre Maͤnnchen gegenseitig austauschten: selbst eine schlechtere Nasse, wuͤrde dann bessere Nachkommenschaft erzeugen. Da bei Einfuͤhrung der Seidenzucht in einem Lande der Landwirth nimmermehr die zur gehoͤrigen Wartung und Pflege dieser Thiere noͤthigen Kenntnisse und Erfahrung besizen kann, so muͤssen die Seidenraupen unter diesen Verhaͤltnissen noch fruͤher ausarten, und man darf sich dann nicht wundern, wenn Cocons zum Vorscheine kommen, wovon 350, oft 500, auf Ein Pfund gehen. Es wird daher ein Seminarium fuͤr die Seidenraupen in jedem Lande, in welchem Seidenzucht eingefuͤhrt werden soll, eben so nothwendig, als ein Gestuͤte, wo man die Pferde-Rasse in einem Lande veredeln muß. Was Hr. Stephenson uͤber den Verlust bei Gewoͤhnung auslaͤndischer Raupen an das Klima sagt, ist nicht ganz richtig, wenn man die Raupen gehoͤrig zu halten versteht; denn es laͤßt sich fuͤr die Raupen eben so gut, wie fuͤr die Pflanzen des Aequators, ein kuͤnstliches Klima bereiten. A. d. U. In dem ersten Jahre, in welchem die Eier aus einem waͤrmeren Klima in ein kaͤlteres gebracht wurden, darf man nicht viel Vortheil von denselben erwarten; man wird im Gegentheile finden, daß, auch bei der groͤßten Sorgfalt und Aufmerksamkeit, der groͤßte Theil der Raupen wegstirbt. Es werden aber noch immer genug am Leben bleiben, um eine hinlaͤngliche Menge von Eiern zu erhalten, aus welchen man von Jahr zu Jahr bessere Raupen erzielen wird, so wie naͤhmlich diese Thierchen sich nach und nach an das Klima gewoͤhnen, was nur allmaͤhlig geschehen kann. In England wird man hierzu laͤngere Zeit brauchen, als in Frankreich, indem das Klima auf dem festen Lande mehr bestaͤndig ist, als bei uns in England. Wenn man die Eier aus einem Lande in das andere schikt, vorzuͤglich wenn dieß uͤber Meer geschehen muß, muß man dieselben in eine Flasche thun, die aber nur zur Haͤlfte damit gefuͤllt seyn darf, damit die Eier nicht zu dicht auf einander liegen, wodurch sie sich erhizen und ausgebruͤtet werden koͤnnten. Wenn die Flasche aber nur halb voll ist, so bleibt Raum genug fuͤr die Eier, um durch das Ruͤtteln uͤber einander fallen zu koͤnnen, so daß die unteren in die Hoͤhe kommen, wodurch sie kuͤhl und frisch erhalten werden. Die Flasche muß genau zugestoͤpselt, und Leder uͤber den Kork gebunden werden, welches man, zu groͤßerer Sicherheit, damit die Eier nicht ausgewechselt werden, siegeln kann. Die Flasche muß in eine doppelte hoͤlzerne Schachtel kommen, nicht bloß um die Eier vor aller Feuchtigkeit auf der See zu bewahren, sondern auch, um sie gegen zu große Waͤrme zu schuͤzen, wodurch sie leicht ausgebruͤtet werden koͤnnten. Wenn die Eier von dem maͤnnlichen Nachtfalter gehoͤrig befruchtet worden sind, sind sie aschgrau, und behalten diese Farbe bis zum Ausbruͤten. Die nicht gehoͤrig befruchteten Eier werden immer, nachdem man sie einige Zeit uͤber aufbewahrte, gelb, und bleiben so, taugen nichts, und muͤssen weggeworfen werden. Es gibt kein Mittel, gute Eier von schlechten zu unterscheiden, außer obigem Wechsel in der Farbe, nachdem man sie einige Zeit uͤber aufbewahrte. Zwei Loth Eier geben 40,000 Raupen, und so im Verhaͤltnisse auch groͤßere oder kleinere Mengen derselben.Der Nachsaz ist, wie man sehen wird, nicht ganz richtig; das Verhaͤltniß der Raupen nimmt bei groͤßerer Anzahl der Eier immer ab. A. d. U. Die Methode, deren man sich in Frankreich zum Ausbruͤten der Eier bedient, ist folgende. Um der Gefahr des Verlustes zu entgehen, der nothwendig entstehen muͤßte, wenn die Maulbeer-Blaͤtter durch Frost litten, nachdem man die Eier zum Ausbruͤten hergerichtet hat, findet man es fuͤr rathsam, dieselben abzutheilen, und sie auf zwei Mahl auszubruͤten, so daß man 10 bis 12 Tage von der ersten Brut bis zur zweiten verstreichen laͤßt.Diese Vorsicht ist in kaͤlteren Laͤndern noch weit noͤthiger, obschon bei uns der Maulbeer-Baum den alten Namen, arbor sapiens, weil er nie vor anhaltend warmer Witterung ausschlaͤgt, noch mehr zu verdienen scheint, als jezt in Frankreich oder Italien: denn bei uns beschaͤdigen Spaͤtfroͤste den Maulbeer-Baum aͤußerst selten. Die ganze lange von Hrn. Stephenson hier angegebene Methode, die Eier des Seiden-Nachtfalters auszubruͤten, ist eben so unbehuͤlflich, als laͤcherlich, und verdient kaum eine Beleuchtung ihrer Abgeschmaktheit, die eben so groß ist, als das Umhertragen dieser Eier bei eigens hierzu angestellten Processionen in dem aberglaͤubischen Italien. Es bedarf nichts anderes zum Ausbruͤten dieser Eier, als daß sie, nachdem der Maulbeerbaum auszuschlagen anfaͤngt, auf einen von einer Lampe maͤßig, anfangs bis auf 14, und nach einigen Tagen, hoͤchstens bis auf 20° erwaͤrmten, Sand gebracht werden. A. d. Ueb. Die Zeit des Ausbruͤtens richtet sich nach dem Vorschreiten der Jahreszeit: man schikt sich zu demselben an, sobald man findet, daß man eine hinlaͤngliche Menge Futters fuͤr die Raupen hat. Um jedoch zu dieser Arbeit gehoͤrig vorbereitet zu seyn, muß man bereits Einen Monat vor der gewoͤhnlichen Bruͤte-Zeit die noͤthigen Vorkehrungen treffen; naͤmlich: die Eier in kleine Abtheilungen von Einem Loche bis zu zwei Loth bringen, und sie auf reinem weißen Papiere, das man auf einen Teller legt, ausbreiten; diese Teller bringt man an einen etwas waͤrmeren Ort, als derjenige war, an welchem man sie den Winter uͤber gehalten hat, z.B., auf eine Stelle in dem Alkofen neben dem Bette. In dieser Lage laͤßt man sie die ersten fuͤnf bis sechs Tage, worauf man kleine, vollkommen reine Schachtelchen aus Holzspaͤnen (von 7 Zoll Laͤnge und 4 Zoll Breite und Hoͤhe), innenwendig mit reinem weißen Papiere auskleidet, und die verschiedenen Abtheilungen der Eier hineingibt: jede in ihr eigenes Schaͤchtelchen. Diese Schachtelchen kommen in ein Koͤrbchen, das man auf einem Stuhle unten zu Fuͤßen des Bettes so stellt, daß es auf der Matraze ruht: oben dekt man das Koͤrbchen mit einem Wollentuche zu, welches mit Steknadeln angestekt wird, und daruͤber breitet man die Bettdeke aus, so daß die Bettwaͤrme sich nach und nach den Eiern mittheilt. In dieser Lage laͤßt man sie wieder sechs Tage lang, worauf man die Waͤrme bis auf + 14° Reaum. (64. Fahrenh.)Im Originale werden unrichtigerweise 59° Fahr. = 140° R. gesezt. A. d. Ueb. vermehrt, und mittelst eines kleinen Feuers in irgend einer Eke des Zimmers in einiger Entfernung vom Bette Tag und Nacht gleich unterhaͤlt. Am Morgen bei dem Aufstehen stekt man einen Bett-Waͤrmer, z.B. eine zinnerne Flasche mit heißem Wasser oder einen Fußwaͤrmer zwischen die Bettdeken, um dadurch dem Bette nur soviel Waͤrme zu geben, als ob man selbst darin laͤge, und unterhaͤlt diese Waͤrme, bis man wieder zu Bette geht.Techn. Repos. N. 52. S. 241. Nachdem man die Eier acht bis neun Tage lang in dieser Lage erhalten hat, bringt man die verschiedenen Abtheilungen derselben in kleine, vollkommen rein gewaschene, Lappen alter Leinwand von ungefaͤhr Einem Fuß im Gevierte: der mindeste Schmuz an diesen Lappen wuͤrde den Eiern nachtheilig seyn. Die Enden der Lappen werden in die Hoͤhe gezogen, und mit einem Bindfaden so nahe als moͤglich an der Spize derselben, zugebunden, so daß die Eier loker liegen, und von Zeit zu Zeit geruͤttelt werden koͤnnen, ohne daß man den Lappen aufknuͤpfen darf. Diese kleinen Buͤndelchen werden in den Korb zuruͤk gethan, wie vorher, bedekt, und drei bis vier Mahl des Tages geruͤttelt, damit die Eier gleichfoͤrmig Waͤrme erhalten. Wenn die Eier in diese Lappen gebracht wurden, muß man die Waͤrme auf 14 1/2° R. vermehren, und dieselbe Tag und Nacht so gleichfoͤrmig als moͤglich unterhalten, wozu man ein Paar Thermometer im Zimmer noͤthig hat. Nachdem die Eier drei bis vier Tage lang in diesen Lappen geblieben sind, erhoͤht man die Waͤrme bis auf 15°, und nach vier Tagen, wenn die Witterung bestaͤndig ist, treibt man die Waͤrme allmaͤhlig bis auf 16°, wobei man, wie vorher, von Zeit zu Zeit nachsieht, und die Eier ruͤttelt. Wenn die Eier endlich anfangen weiß zu werden, und die Maulbeer-Baͤume so weit vorgeruͤkt sind, daß nichts mehr von kalten Winden oder leichten Froͤsten fuͤr sie zu besorgen steht, vermehrt man die Waͤrme bis auf 17 1/2, oder hoͤchstens bis auf 18°, um das Ausfallen der Raupen aus den Eiern zu beschleunigen, und die Raupen soviel moͤglich gleichzeitig Gleichzeitigkeit bei dem Auskriechen, wie bei dem Haͤuten und Einspinnen, ist eine Hauptbedingung bei gut geregelter Seidenzucht, wodurch unendlich viel Muͤhe und Arbeit und Verlust an Raupen erspart wird. Alles, was diese Gleichzeitigkeit foͤrdert, foͤrdert den Fortgang und den Ertrag der Seidenzucht, und verdient die hoͤchste Beachtung. A. d. Ueb. zum Vorscheine kommen zu lassen. Nie darf aber die Hize uͤber 18° vermehrt werden, indem eine hoͤhere Waͤrme die Raupen zu stark treibt, und sie allzeit roth herauskommen macht. Die roth aus dem Eie ausschliefenden Raupen zeugen, daß die Eier entweder schlecht waren, oder den Winter schlecht aufbewahrt, oder uͤberhizt wurden waͤhrend des Ausbruͤtens. Raupen von solcher Farbe taugen nichts, und muͤssen weggeworfen werden, damit man sie nicht umsonst fuͤttert, indem sie nie Seide spinnen. Wenn die Raupen bei ihrem Auskriechen aus dem Eie vollkommen schwarz sind, so ist dieß ein Zeichen, daß sie gehoͤrig behandelt wurden, und es laͤßt sich von ihnen eine gute Seiden-Ernte erwarten. Wenn die Eier anfangen, eine weiße Farbe zu zeigen, gibt man sie in kleine Schaͤchtelchen aus Holzspaͤnen, und bedekt jedes Schaͤchtelchen mit einem Stuͤke reinen weißen Papieres, durch welches man mit einer Nadel mehrere kleine Loͤcher sticht, damit die Raͤupchen durchkriechen koͤnnen. Man sieht bei diesen Schaͤchtelchen von Zeit zu Zeit nach, und schuͤttelt die Eier sanft, damit die Waͤrme gleichmaͤßig auf sie wirken kann. Wenn die Raupen zum Auskriechen bereit sind, legt man einige Maulbeer-Blaͤtter auf das durchstochene Papier, und die Raͤupchen werden alsogleich auf die Blaͤtter kriechen, so wie sie herauskommen. Mittelst dieser Blaͤtter, auf welche sie gekrochen sind, kann man sie leicht wegnehmen, um sie in kleine Schaͤchtelchen zu thun, und in denselben mit den zaͤrtesten, klein geschnittenen Blaͤttern drei Mahl des Tages zu fuͤttern.Die so eben empfohlene Methode ist sehr gut; nur taugt das klein geschnittene Futter nicht. Es ist unmoͤglich, die zarten Blaͤtter zu zerschneiden, ohne sie zugleich zu zerquetschen, und Hr. Stephenson warnt weiter unten selbst, und sehr richtig, gegen gequetschtes Futter. Es ist genug, wenn man dafuͤr sorgt, daß die jungen zarten Raupen sehr kleine zarte Blaͤtter bekommen, so wie diese sich eben aus den Knospen entwikelten, und diese muͤssen ihnen ganz, ungeschnitten und ungequetscht, gereicht werden. A. d. Ueb. Da die jungen Blaͤtter selbst schon in Einer Stunde, wenn sie der freien Luft ausgesezt sind, vertroknen, und nicht mehr als Nahrung fuͤr die jungen Raͤupchen taugen, muß man sie in einen glassirten irdenen Topf thun, und in demselben loker uͤber einander legen, damit sie nicht zu schwer auf einander druͤken, und dieser Topf muß nt ein Gewoͤlbe oder in einen Keller gethan, oder uͤberhaupt in den kuͤhlsten Ort des Hauses gestellt werden, wo dann die Blaͤtter zwei bis drei Tage uͤber frisch, und zur Verfuͤtterung brauchbar seyn werden. Man muß immer dafuͤr sorgen, daß man wenigstens fuͤr drei Tage Futter-Vorrath fuͤr die Raͤupchen bei Hause hat, damit sie, im Falle, daß waͤhrend dieser Zeit schlechtes Wetter eintraͤte, hinlaͤngliche Menge guter Nahrung finden: denn nichts ist schaͤdlicher fuͤr die Seiden-Raupen, als nasses Futter. Man darf daher nie nasse Blaͤtter, sie moͤgen entweder vom Regen oder vom Thaue naß geworden seyn, abpfluͤken, außer in der hoͤchsten Noth, und in diesem Falle muͤssen sie ausgebreitet, und von Zeit zu Zeit mit einer langen hoͤlzernen Gabel umgekehrt werden, damit sie vollkommen troknen koͤnnen, ehe man sie den Raupen als Nahrung gibt.Das vorlaͤufige Schuͤtteln der nassen Blaͤtter zwischen zwei großen Betttuͤchern, die man an den vier Eken zusammenhaͤlt, scheint Hrn. Stephenson unbekannt. A. d. Ueb. Man ist in Frankreich allgemein der Meinung, daß die Blaͤtter ein gesuͤnderes Futter fuͤr die Raupen geben, wenn man sie vier bis fuͤnf Stunden lang nach dem Abpfluͤken liegen laͤßt, ehe man sie verfuͤttert, vorzuͤglich wenn die Baͤume nicht einen trokenen, sandigen oder steinigen, Boden haben, indem die Blaͤtter dadurch ihre zu große Saftigkeit verlieren. Die Leute, die die Blaͤtter pfluͤken, muͤssen sehr reine Haͤnde haben, die durchaus keinen starken Geruch, wie z.B. nach Knoblauch, Zwiebel oder Tabak, verbreiten, und sie muͤssen besonders dafuͤr sorgen, daß sie die Blaͤtter waͤhrend des Abpfluͤkens nicht zerquetschen. Wenn die Raupen ausgekrochen sind, muß man dafuͤr sorgen, daß diejenigen, die an einem und demselben Tage auskrochen, bei einander gehalten werden, indem es aͤußerst wichtig ist, die Raupen von gleichem Alter so viel nur immer moͤglich ist, bei einander zu haben, damit sie auch zu gleicher Zeit sich einspinnen koͤnnen. Wenn man, auf diese Weise, die in den ersten vier Tagen ausgekrochenen Raͤupchen in vier Partieen zusammengelegt hat, koͤnnen die nach vier Tagen noch unausgebruͤtet gebliebenen Eier fuͤglich weggeworfen werden; denn die spaͤter ausfallenden Raupen sind meistens Schwaͤchlinge, und spinnen ihre Cocons nicht gehoͤrig aus, so daß man bei Auffuͤtterung derselben die Blaͤtter nur umsonst verliert, so wie die Muͤhe, die man mit denselben hat. Die eben aus dem Eie gekrochenen Raupen muͤssen in einer Waͤrme gehalten werden, die 15 Grabe nicht uͤbersteigt;Die Temperatur darf allerdings 15° uͤbersteigen, und kann sogar bis auf 20°, jedoch nicht hoͤher, getrieben werden, wenn nur die Luft rein und frisch gehalten wird. Es ist Erfahrungs-Sache, daß die Raupen, bei reiner Luft, desto mehr fressen, und desto besser gedeihen, je mehr die Temperatur sich jener von 20° naͤhert. A. d. Ueb. man darf sie dann nicht mehr mit den Dekeln der Schachteln deken, indem es besser ist, wenn man ihnen frische Luft laͤßt. Wenn es aber zu kuͤhles Wetter gaͤbe, ist es gut, wenn man bei Nacht die Dekel wieder auf die Schachteln bringt, oder sie mit einem doppelten Tischtuche bedekt, welches jedoch die Raͤupchen nicht beruͤhren darf, damit sie nicht dadurch verlezt werden. Am Morgen wird der Dekel oder das Tischtuch wieder abgenommen, und die Raupen muͤssen so fruͤhe, als moͤglich, gefuͤttert werden, um 4 oder 5 Uhr; wenigstens nicht spaͤter als 5 Uhr. In dieser fruͤhesten Periode des Lebens der Raupen fuͤttert man diese Thierchen drei Mahl am Tage, von 6 Stunden zu 6 Stunden. Wenn die Raupen auskriechen, darf man sie kaum einen Augenblik aus dem Auge lassen, indem sie aus ihren Schachteln genommen werden muͤssen, sobald sie sich zeigen; und da sie des Nachts eben so gut, als am Tage, auskriechen, so wird dieses Geschaͤft dadurch ziemlich erschwert. Hr. Marteloy, der die Seiden-Raupen so genau beobachtete, begab sich waͤhrend dieser kritischen Zeit um 9 Uhr Abends zur Ruhe, und stand um Mitternacht wieder zu seinen kleinen Freunden auf: das hieß sie so wenig als moͤglich verlassen. Diese große Sorgfalt ist indessen nur bei großen Quantitaͤten von Eiern noͤthig, wenn man Ein Pfund Eier, oder daruͤber, ausbruͤten laͤßt. Ehe wir die fernere Behandlung der neu ausgekrochenen Raupen beschreiben, muͤssen wir von den Stellen und Koͤrben, die hierzu noͤthig sind, sprechen, indem diese einige Zeit vorher hergerichtet werden muͤssen. Die Stelle wird in einem großen Zimmer, welches zu beiden Seiten mit Fenstern versehen ist, so daß man, wo es noͤthig ist, die Luft kann durchstreichen lassen, aufgeschlagen. Waͤnde und Fußboͤden an demselben muͤssen auf das Genaueste durchgesehen, und jede Rize, jedes Loch, durch welches Ratten oder Maͤuse durchschluͤpfen konnten, muß auf das Sorgfaͤltigste ausgefuͤllt werden, indem diese Thiere sehr luͤstern auf Seiden-Raupen sind, und sie mit Begierde fressen. In Languedoc und Quercy macht man diese Stellen sechs Fuß, haͤufiger jedoch nur 4 1/2 Fuß, breit, so daß eine Person, die zuerst auf einer Seile den Raupen die Blaͤtter gibt, und ihren Unrath wegpuzt, und dann auf der anderen Seite die selbe Arbeit wiederholt, leicht uͤber die ganze Breite hinreichen kann. Von 9 Fuß zu 9 Fuß wird, der Laͤnge der Stelle nach, ein Pfosten auf dem Fußboden befestigt, der hoch genug ist, um die Deke zu stuͤzen. Auf diese Pfosten wird quer uͤber die Stelle hin ein Stuͤk Holz angenagelt, welches die Koͤrbe traͤgt, von welchen unten die Rede seyn wird, die auf den beiden Enden derselben ruhen. Jedes solche Stuͤk ist 4 Zoll breit, und gibt jedem Korbe zwei Zoll Unterlage, da die Koͤrbe auf demselben dicht an einander stehen. Zwei solche Koͤrbe fuͤllen die Breite der Stelle von 4 Fuß 2 Zoll aus. In dieser Stelle bringen sie so viele Faͤcher, als die Hoͤhe derselben erlaubt, und halten ein Fach zwanzig Zoll von dem anderen entfernt. Das unterste Fach, oder die unterste Tafel ist 6 Zoll breiter, als die unmittelbar uͤber derselben befindliche, damit sie zu jeder Seite um drei Zoll vorsteht, und so geht dieß Verhaͤltniß fort bis zur obersten Tafel: der Nuzen hiervon wird unten erklaͤrt werden. Um die so gefaͤhrlichen Ratten und Maͤuse abzuhalten, bedient man sich folgender Vorrichtung. Man bedekt den Fuß eines jeden dieser hoͤlzernen Pfosten, der die Stelle tragen hilft, mit einem starken glatten Papiere, welches man darauf bis zur Hoͤhe Eines Fußes uͤber den Fußboden aufnagelt, wodurch diese Thiere, wenn sie daran hinaufklettern wollen, wieder zuruͤk hinabgleiten. Eine Einfassung von Glas von derselben Hoͤhe wuͤrde vielleicht besser seyn, obschon man mir versicherte, daß glattes Papier dieß eben so gut thut. Auch die Ameise ist ein eben so gefaͤhrlicher Feind fuͤr die Seiden-Raupen: das gewoͤhnliche Mittel, gegen diese Insecten, wo man von ihnen etwas zu besorgen hat, ist etwas ungeloͤschten Kalk um jeden Pfosten herumzulegen, wodurch sie sicher abgehalten werden. Auch Kazen und Federvieh sind den Seiden-Raupen gefaͤhrlich, und man muß leztere sorgfaͤltig vor ersteren verwahren. So lange die Raupen jung sind, haͤlt man sie; in Weiden-Koͤrbchen von 3 Fuß Laͤnge und 18 Zoll Breite: die Seiten oder die Waͤnde derselben sind 2 bis 3 Zoll hoch. Auf diese Art sind sie leicht von einem Orte zu dem anderen zu bringen. Wenn die Raupen auf die Stelle kommen, gibt man sie in Koͤrbe, die vier und einen halben Fuß lang, und zwei Fuß drei Zoll breit sind: die Seiten oder Waͤnde derselben sind zwei bis drei Zoll hoch, und ungefaͤhr drei Viertel Zoll dik. Der Boden dieser Koͤrbe ist aus geflochtenem Rohre, das gespalten ist, damit es flach liegt. Sie sind rings umher mit einem etwas mehr als Einen Zoll breiten hoͤlzernen Span eingefaßt, der ungefaͤhr ein Viertel Zoll dik ist, damit sie fest gehalten werden, und dieser Span ist aufgenagelt. Zu groͤßerer Befestigung sind ruͤkwaͤrts drei Querhoͤlzer auf jeden Korb aufgenagelt. Alle diese Stellen, die ich sah, scheinen mir zu breit, um gehoͤrig auf denselben arbeiten zu koͤnnen. Ich bin daher der Meinung, daß, statt Einer Stelle von 6 Fuß, oder, wie die schmalsten Stellen in Frankreich sind, von 4 1/2 Fuß, es besser waͤre zwei Stellen zu haben, deren jede drei Fuß breit ist, und eben so viel freien Raum an der Wand zum Herumgehen um die Stelle auf allen Seiten derselben, wodurch die Arbeiter frei und ungehindert ihren Geschaͤften nachgehen koͤnnten. Wenn die Stellen nur 3 Fuß breit sind, so wird dieß bei dem Aufsteigen der Raupen (wovon unten) auch noch den Vortheil gewaͤhren, daß es den Raupen dabei nicht so heiß wird, indem die Luft freier circuliren, und uͤber dieselben hinstreichen kann; was vorzuͤglich bei dem Aufsteigen, wo die Witterung gewoͤhnlich sehr heiß ist, von großem Nuzen ist. Sowohl in Languedoc als in Quercy sah ich Koͤrbe von 9 Fuß Laͤnge, und 4 1/2 Breite, die genau eine Abtheilung eines Faches ausfuͤllten. Ich kann Koͤrbe von dieser Große durchaus nicht billigen, da sie schwer und hart zu handhaben sind; uͤberdieß biegen sie sich, bei einer solchen Laͤnge und so schwachem Materiale, sehr leicht in der Mitte, und stehen in jeder Hinsicht den obigen kleineren Koͤrbchen weit nach. Man muß dafuͤr sorgen, daß die Stelle eine solche Lage erhaͤlt, daß die Sonne nicht unmittelbar auf die Raupen scheinen kann, indem sie die Sonnenhize, wenn sie etwas bedeutend ist, nicht ertragen koͤnnen. Wenn sie noch jung sind, werden sie sogar dadurch getoͤdtet. Obschon die Sonnenstrahlen in einem kaͤlteren Klima nicht so heiß sind, als im suͤdlichen Frankreich, so werden sie doch die Thierchen quaͤlen, sie hoͤchst unruhig machen, und sie hindern mit dem gewoͤhnlichen Appetite ihre Mahlzeiten zu halten.Es ist Thatsache, daß die Raupen mehr fressen, wenn das Zimmer, in welchem sie sich befinden, dunkel gehalten wird: nur darf mit dem Lichte nicht auch zugleich die Luft ausgeschlossen werden. A. d. Ueb. Wenn die Sonne auf bereits erwachsene Raufen scheint, so wird man sie schnell aus dem Sonnenlichte eilen, und Schatten suchen sehen, selbst mit Gefahr Mangel an Nahrung zu leiden; allein in ihrer ersten Jugend wissen sie nicht sich zu helfen, und gehen dadurch oͤfters zu Grunde. Statt der Weiden-Koͤrbe fand ich eine sehr gute Vorrichtung zu Montauban. Malt nimmt daselbst einen Reif von einem Fasse, bindet ihn mit Bindfaden fest, und bindet zugleich quer uͤber den Rand desselben in entgegengesezter Richtung acht bis neun Reihen Rohr, wodurch man einen Boden erhaͤlt, der in eine Menge Viereke getheilt wird: das Rohr wird noch uͤberdieß an jenen Stellen, wo es auf einander zu liegen kommt, festgebunden. Auf diese Weise entsteht eine Art von Korb, die außerordentlich leicht und bequem zu handhaben ist, die zugleich, da das Rohr in seinen Reihen von einander absteht, den Thierchen Luft gewaͤhrt, was fuͤr dieselben hoͤchst zutraͤglich ist. Man bedekt dann diese Reife mit starkem grauen Papier, das je staͤrker desto besser ist, und legt die Raupen auf dasselbe. Ich habe diese Reife zu Montauban selbst versucht, und sie weit leichter und bequemer gefunden, als die Weidenkoͤrbe; indessen muß man gestehen, daß sie sich nicht so gut paken lassen, d.h., daß sie mehr Raum einnehmen, weil sie rund sind. Um nun wieder zu den frisch ausgekrochenen Raupen zuruͤkzukehren, wollen wir zuvoͤrderst bemerken, daß es nicht gut ist, ihnen zu viele Blaͤtter auf ein Mahl zu geben, und daß man dieselben duͤnn uͤber sie hinstreuen muß, indem, wenn man die Blaͤtter zu dik streut, eine große Menge Raupen, weil sie noch zu klein sind, mit dem Miste, aus welchem sie sich nicht herausarbeiten koͤnnen, verloren geht.Es ist noch ein anderer Grund, warum man den Raupen nie zu viel Futter auf ein Mahl, und lieber oͤfters in kleineren Mengen geben muß; wovon unten. A. d. Ueb. Wo die geringere Anzahl der Raupen es gestattet, muß man das Futter fuͤr dieselben die ersten zehn bis zwoͤlf Tage uͤber klein schneiden; bei einer großen Anzahl Raupen wuͤrde dieß aber zu viele Muͤhe machen, und man fuͤttert in diesem Falle die Blaͤtter ganz.Siehe Anm. 56. S. 153. A. d. Ueb. Waͤhrend des ersten Lebensalters der Raupen, d.h., vor der ersten Haͤutung, mistet man den Raupen nur Ein Mahl aus, weil ihr Mist beinahe so schnell troknet, als er von ihnen abgeht, und nur in geringer Menge noch vorhanden ist. Man darf bei dem ersten Ausmisten nur das Haͤufchen umkehren, und dann soviel Mist wegnehmen, als nothwendig ist. Dieß ist die leichteste Methode, den Raupen in dieser Periode auszumisten. Bei dem Aufstreuen der Blaͤtter fuͤr die jungen Raupen muß man dafuͤr sorgen, daß jene hohl zu liegen kommen, damit diese Luft bekommen. Wenn die Blaͤtter zu flach und zu dicht liegen, hindern sie die freie Circulation der Luft, die fuͤr das Gedeihen dieser Thiere immer hoͤchst nothwendig ist. Waͤhrend dieser ganzen ersten Lebens-Periode sind die Blaͤtter junger Baͤumchen aus dem Samenbeete und aus der Baumschule, als die zaͤrteren, den Blaͤttern aͤlterer Baͤume weit vorzuziehen; daher ist es gut, immer jungen Nachwuchs von Maulbeer-Baͤumen zu haben.Wenn kein Samenbeet oder keine Baumschule in der Naͤhe ist, bedient man sich der jungen zarten Blaͤtter an den neuen Trieben. Es ist sogar nachtheilig, den jungen Baͤumchen in dem Samenbeete ihre Blaͤtter zu entziehen. A. d. Ueb. Wenn die Seiden-Raupen sich haͤuten, kraͤnkeln sie, und ruͤhren kein Futter an. Sobald man daher sieht, daß in einer Abtheilung mehrere Raupen anfangen nichts zu fressen, gibt man dieser Abtheilung statt drei Mahl nur zwei Mahl des Tages Futter, und wenn noch mehrere nichts fressen, nur ein Mahl, und wenn alle aufhoͤren zu fressen, gibt man kein Futter, bis der groͤßte Theil die Haͤutung uͤberstanden, d.h., die Haut abgeworfen hat. Auf diese Weise koͤnnen sie alle so viel moͤglich gleich fortgezogen werden, wodurch man sich viele Muͤhe in der Pflege derselben erspart. Nach dieser ersten Haͤutung bekommt die Seiden-Raupe eine grauliche Farbe, und die Spize ihres Kopfes wird pechschwarz, woran man leicht ihr Alter erkennt. Nach der zweiten Haͤutung wird dieser schwarze Flek braun. Wenn die Raupen ihre dritte Haͤutung uͤberstanden haben, ist ihr Kopf bedeutend groß, woran man sie in dieser Periode erkennt. Nach der vierten Haͤutung werden sie braͤunlich gelb oder lederfarben. Waͤhrend der Haͤutung darf man den Raupen nicht ausmisten; nach ihrer Haͤutung aber muß ihnen alsogleich sorgfaͤltig ausgepuzt werden. Auch in dem zweiten Lebens-Alter (zwischen der ersten und zweiten Haͤutung) ist es gut, wenn man die Raupen mit den jungen Blaͤttern aus der Baumschule fuͤttern kann, indem diese Blaͤtter besser taugen, als die von aͤlteren Baͤumen. Nun muß man anfangen sehr aufmerksam auf die Reinigung der Raupen von ihrem Miste zu seyn, damit derselbe sich nicht erhizt, was hoͤchst nachtheilig fuͤr diese Thiere seyn wuͤrde, die die Reinlichkeit außerordentlich lieben. Sie werden auf das Auspuzen wie neu belebt, und bekommen so guten Appetit, daß sie alsogleich uͤber die frisch aufgestreuten Blaͤtter herfallen. Der Mist wird auf folgende Weise weggeschafft. Man streut frische Blaͤtter in eine Eke des Koͤrbchens, und sobald die Raupen auf dieselben gekrochen sind, was bald geschieht, nimm man dieselben mittelst der Blaͤtter und der Stiele der lezteren, an welchen sie haͤngen, weg, und legt sie auf die in der anderen Eke. Dann kehrt man allen Mist in dieser Eke mit einem kleinen Besen aus Heidekraut oder Reisern rein zusammen, und schafft ihn sorgfaͤltig heraus, ehe man die Raupen wieder in diese Eke hinlegt. Auf dieselbe Weise verfaͤhrt man in den uͤbrigen Eken, bis der ganze Korb ausgepuzt ist.Eine weit bessere und bequemere Methode, den Mist, von den Stellen wegzuschaffen, haben wir im polytechn. Journ. Bd. XVIII. S. 419. angegeben. A. d. Ueb. Waͤhrend des dritten Lebensalters (zwischen der zweiten und dritten Haͤutung), nimmt man die Blaͤtter von Baͤumen, die im Freien stehen, spart jedoch die Blaͤtter von den aͤltesten Baͤumen fuͤr die vierte Lebensperiode auf, die den ausgewachsenen Raupen am besten bekommen. Man muß nun alle moͤgliche Sorgfalt auf die Reinigung der Raupen wenden, indem dieselbe waͤhrend des dritten Alters wenigstens vier bis fuͤnf Mahl vorgenommen werden muß. Alle todten Raupen muͤssen in dem Augenblike, wo man sie bemerkt, weggenommen werden; auch alle kranken Raupen muͤssen in der Regel entfernt werden, damit sie die uͤbrigen nicht ansteken, was bald geschehen wird, wenn man diese Regel nicht mit aller Aufmerksamkeit befolgt. Alle Raupen, die gelb werden, und eine durchscheinende Haut bekommen, sind schwer krank, und muͤssen alsogleich weggeworfen werden, damit sie nicht die gesunden ansteken. Diese kranken Raupen lassen einen gelben Saft aus ihrem Hintertheile fahren, der auch oͤfters an anderen Stellen ihres Koͤrpers hervorquillt. Die augenblikliche Entfernung solcher Raupen wird noch weit mehr nothwendig, ehe die Raupen in die dritte Haͤutung kommen, weil zu dieser Zeit der oben erwaͤhnte gelbe Saft fuͤr dieselben Gift, und diese Krankheit dann so anstekend ist, daß, wenn eine Raupe diesen Saft auch nur beruͤhrt, sie sicher von derselben befallen wird. Diese Krankheit ist bisher unheilbar. Tabak ist ein unmittelbar toͤdtliches Gift fuͤr die Seiden-Raupen. Wenn einige Staͤubchen Schnupf-Tabak auf diese Thiere fallen, so zeigen sie alsogleich große Unruhe und Aengstlichkeit, und in ungefaͤhr Einer Minute bekommen sie Convulsionen und sterben. Kurz vor dem Tode tritt ihnen eine kleine Kugel von einer waͤsserigen Fluͤßigkeit aus dem Munde, und wenn eine andere Raupe diese Kugel beruͤhrt, so bekommt auch diese Convulsionen und stirbt. Leute, die Seiden-Raupen ziehen und fuͤttern, sollten daher waͤhrend dieser Zeit das Tabak-Schnupfen aufgeben, oder wenigstens dafuͤr sorgen, daß kein Staͤubchen davon auf die Seiden-Raupen faͤllt, indem diese Thierchen sterben, wie sie von demselben beruͤhrt werden, und sich dieser Tod durch die Wasserkugel auch unter den uͤbrigen Insecten verbreitet. Jedes Oehl ist ein eben so toͤdtliches Gift fuͤr die Seiden-Raupen, wie der Tabak. Wir haben bemerkt, daß den Raupen waͤhrend der Haͤutung nicht ausgemistet werden darf, weil einige derselben dadurch zu Grunde gehen koͤnnten. Wenn sich aber der Mist zu dieser Zeit so angehaͤuft haͤtte, daß offenbar Gefahr der Erhizung desselben droht noch ehe die Raupen ihre alte Haut abgelegt haben, wozu sie gewoͤhnlich zwei Tage und einen halben brauchen, so ist es besser einige derselben aufzuopfern und den Mist zu dieser Zeit wegzuschaffen, als daß man sich der Gefahr aussezt, die ganze Abtheilung zu verlieren, was unvermeidlich der Fall seyn wuͤrde, wenn der Mist sich waͤhrend der Haͤutung erhizte. Man wird die Wichtigkeit und Nothwendigkeit der Reinigung der Seiden-Raupen einsehen lernen, wenn man bemerkt, daß der Verlust, den man in Frankreich jaͤhrlich durch den Tod der Raupen waͤhrend ihrer vier Haͤutungen, durch das Erstiken derselben im Miste unter den Blaͤttern und unter anderen Raupen, und durch das Feuchtwerden und Erhizen des Mistes in diesen kritischen Perioden erleidet, im Durchschnitte auf nicht weniger, als auf 2 bis 3 Millionen Franken geschaͤzt wird, d.h., auf den zehnten Theil des jaͤhrlichen Ertrages der Seiden-Zucht in ganz Frankreich. Nun ist die Zeit, wo man die Raupen in verschiedene Classen sortiren, und versuchen muß, in jede Classe Raupen von soviel moͤglich gleicher Groͤße zu erhalten, damit jede Classe gleichzeitig aufsteigt, und anfaͤngt sich einzuspinnen. Jezt muͤssen auch jene Raupen vorwaͤrts getrieben werden, die zuruͤk geblieben sind, weil sie nicht so leicht wie die uͤbrigen zum Futter gelangen konnten: denn auch diese sollen gleichzeitig mit den uͤbrigen sich einspinnen. Lezteres geschieht dadurch, daß man diese Spaͤtlinge in einen besonderen Korb thut, und ihnen taͤglich eine Mahlzeit mehr, als den uͤbrigen gibt, bis man sieht, daß sie beinahe eben so groß geworden sind, als die anderen. Mit dem vierten Alter naͤhert sich nun die Zeit, wo die Raupen aufsteigen, um ihre Cocons zu spinnen, und man muß nun zu dieser wichtigen Periode die noͤthigen Vorkehrungen treffen. Das erste hierbei ist, daß man sich mit einer hinlaͤnglichen Menge von Besen-Reis versieht, um die Spinnhaͤuser fuͤr die Raupen zu bereiten, wozu Heidekraut und Ginster, wenn man es haben kann, am besten taugt: wenn keine dieser beiden Pflanzen zu haben ist, so dient jedes andere Reiswerk, vorzuͤglich solches, das oben buschig und stark genug ist in seinen Zweigen, um die Schwere der Raupen zu tragen, eben so gut. Je schlanker und biegsamer uͤbrigens die Reiser sind, desto besser, damit man sie nach allen Seiten biegen kann: denn steife, unbiegsame Reiser taugen nicht. Nachdem die Reiser herbeigeschafft sind, versieht man sich mit einigen Koͤrben fuͤr diejenigen Raupen, die zum Aufsteigen fertig sind. Zu Montauban nimmt man ein rundes Weidenkoͤrbchen, und legt es mit den Reisern aus, so daß ungefaͤhr zwei Drittel davon voll werden, und das andere Drittel fuͤr die Raupen leer bleibt, damit man ihren Mist auspuzen kann. Man neigt dann die Spizen der Reiser gegen einander, jedoch so, daß sie nicht zu dicht auf einander liegen, bindet sie oben mit einem Bindfaden, damit sie ihre Lage behalten, und zieht eine weite Kappe von Papier oben daruͤber, indem man gefunden hat, daß die Raupen unter einer Bedekung dieser Art sich lieber einspinnen, da sie dadurch Gelegenheit finden, einige Faden Seide an das Papier anzuheften, wodurch sie ihren Cocon sicherer befestigen koͤnnen. Ich hatte einige solche Koͤrbe auf obige Weise so vorgerichtet, daß die Reiser vier Fuß hoch uͤber den Korb empor ragten. Diese Vorrichtung diente mir trefflich, da die Raupen bei derselben kuͤhler und luͤftiger gehalten wurden, als in den gewoͤhnlichen Spinnhaͤusern auf der Stelle. Allein, diese Vorrichtung ist dort, wo man viele Raupen hat, unanwendbar, theils weil sie viele Auslage veranlaͤßt, theils weil sie mehr Raum einnimmt, als die Spinnhaͤuser auf der Stelle. Wenn man Spinnhaͤuser auf der Stelle selbst aufrichtet, werden die beiden Reihen von Reisern am Ende der Stelle diker angelegt, als an den uͤbrigen Seiten, vorzuͤglich sechs bis acht Zoll uͤber dem Fache, damit die Raupen nicht daselbst zuweit hinauskriechen, und uͤber die Stelle hinabfallen. Bei dem Aufsezen der uͤbrigen Reihen legt man ein kleines Stuͤk Holz, oder ein Rohr bei jeder Reihe quer uͤber die Stelle, und kehrt erst die einen Reiser rechts, die anderen links, und so abwechselnd fort, wobei das Holz oder das Rohr in der Mitte bleibt, und so alles festhaͤlt. Diese Vorrichtung sah ich zuerst in Montauban, und sie scheint eine Verbesserung jener Art, nach welcher man in Languedoc die Spinnhaͤuser errichtet, indem diese dadurch fester, und die Reiser mehr gerade gehalten werden. Bei dem Aufsezen der Reiser auf der Stelle wird es gut seyn, wenn man auch die Pfosten damit bekleidet, und selbst den obersten Theil der Stelle. Man muß ferner wohl dafuͤr sorgen, daß bei Anlage der Spinnhaͤuser die Reiser so gestellt werden, daß die Raupen freien Durchgang durch die verschiedenen Zweige finden, die jedoch nicht zu weit von einander gestellt werden duͤrfen. Die Reiser muͤssen sich aber mit ihren Spizen so viel moͤglich beruͤhren, weil die Raupen dadurch leichter aufsteigen koͤnnen. Zu Montauban steken Manche einen guten Theil Rosen oder anderer angenehm riechenden Blumen auf die Pfeiler, die die Stelle tragen, und bringen solche auch an anderen Stellen des Zimmers an, um dadurch die Luft zu verbessern. Allein, das beste Mittel, die Luft zu verbessern, ist, fuͤr gehoͤrigen freien Zug derselben zu sorgen, indem man alle Fenster offen haͤlt, und selbst, wenn es noͤthig seyn sollte, die Thuͤren. Wenn man die Bogen der Spinnhaͤuser aus den Reisern bildetTechn. Repository. N. 53. S. 263., so bleibt immer eine kleine Oeffnung oben an jedem Pfosten, die durch die Kruͤmmung oder durch den oberen Theil des Kreises entsteht. Man muß dafuͤr sorgen, daß diese Oeffnung gehoͤrig weit wird, indem man wahrgenommen hat, daß die Raupen vorzuͤglich dieses Loch lieben, und sich an demselben befestigen, um daselbst ihre Cocons zu spinnen. Um dieser Oeffnung die gehoͤrige Weite zu geben, muͤssen die Reiser nicht ganz gerade empor stehen, sondern vielmehr etwas gekruͤmmt oder gebogen seyn. Diese Oeffnungen sind nicht bloß der Lieblings-Aufenthalt der Raupen, sondern es entsteht auch noch ein anderer Vortheil dadurch, naͤmlich der, daß die Spinnhaͤuser auf diese Weise eine groͤßere Menge von Raupen aufnehmen koͤnnen, als wenn diese Oeffnungen zu klein sind; daß man folglich auf diese Weise weniger Spinnhaͤuser braucht. Wenn die Reiser ganz gerade sind, muß man nothwendig solche Oeffnungen anbringen. Diese Reiser muͤssen immer ohne alle Blaͤtter, und vollkommen troken seyn. Wenn man bei Errichtung dieser Spinnhaͤuser die Reiser gerade aufrecht richtet, so sind die Raupen bei dem Aufsteigen in Gefahr wieder herabzufallen, wie ich oͤfters sah, und meistens gehen die herabgefallenen Raupen zu Grunde. Um diesen Nachtheil zu vermeiden, muß man die Reiser, welche die Seiten des Bogens bilden, etwas schief stellen, wodurch die Raupen bei dem Aufsteigen sich fester halten koͤnnen. Man muß ferner bei Anlage der Spinnhaͤuser sorgfaͤltig alle sehr kleinen duͤnnen Reiser wegschneiden, die, wenn sie sich selbst uͤberlassen, und nicht gehoͤrig in einander gebunden werden, nicht stark genug sind Eine Raupe, viel weniger mehr zu tragen, und daher immer, wenn man sie stehen laͤßt, einen großen Theil Raupen, die davon herabfallen, zu Grunde richten. Wir haben oben bei Beschreibung der Stelle bemerkt, daß immer die untere Tafel oder das untere Fach um 6 Zoll breiter seyn muß, als das zunaͤchst daruͤber stehende, damit die Raupen nicht zu hoch herabfallen. Diese Hervorragungen von 3 Zoll zu jeder Seite muͤssen nun mit Reisern bedekt werden, wenn die Spinnhaͤuser einmahl mit Raupen reichlich versehen sind, indem dadurch, wenn eine Raupe herabfaͤllt, die Hoͤhe des Falles derselben vermindert wird. Aus eben diesem Grunde ist es auch gut, wenn die Spinnhaͤuser einmahl gefuͤllt sind, unten und bei dem Eingange derselben etwas Reiser hinzulegen, die den herabfallenden Raupen sehr zu Statten kommen, und fuͤr diejenigen, die von dem Falle so betaͤubt sind, daß sie nicht leicht wieder auf die Reiser hinaufsteigen koͤnnen, ist es gut, etwas Papier hinzulegen, damit sie sich in demselben einspinnen koͤnnen.So lang auch diese Beschreibung der Spinnhaͤuser ist, ist sie doch nicht deutlich. Man hat beinahe in jeder Gegend eine eigene Methode dieselben zuzubereiten. Wo man Papier genug haben kann, sind Papier-Bogen in breite Falten zusammengelegt und aufgestellt, wo man vollkommen reine Lappen von Leinwand, Cattun, Duͤnntuch etc. haben kann, diese in Falten gelegt und herabhaͤngend, Stuͤke Matten oder aufgeflochtene Rohr- oder Strohdeken, selbst Strohbuͤndel garbenfoͤrmig gebundene etc. hinreichend. A. d. Ueb. Sobald man, um zu der Behandlung der Raupen in ihrem vierten Lebens-Alter zuruͤkzukehren, bemerkt, daß einige Raupen ihre vierte Haͤutung uͤberstanden haben, sucht man sie aus, und legt sie zusammen, d.h., alle diejenigen, die schon zwei Tage uͤber die vierte Haͤutung hinaus sind, legt man zu einander, die von den naͤchsten zwei Tagen bringt man wieder zusammen, u.s.f., damit jeder Haufe, soviel moͤglich, von gleichem Alter ist. Waͤhrend dieser Periode gibt man in Frankreich keine zarten Blaͤtter mehr, sondern fuͤttert die Raupen mit den Blattern der aͤltesten Baͤume, die man hat. Man glaubt, daß die Seide dadurch mehr Starke und Haltbarkeit bekommt. Von der vierten Haͤutung an bis vier, fuͤnf Tage vor ihrem Aufsteigen gibt man den Raupen taͤglich vier Mahl Futter. Man muß nun auf das Sorgfaͤltigste fuͤr Reinlichkeit sorgen, und den Mist regelmaͤßig alle Tage wegschaffen: wo es seyn koͤnnte, waͤre es gut, wenn dieß zwei Mahl alle 24 Stunden geschaͤhe, vorzuͤglich in den vier, fuͤnf Tagen vor dem Aufsteigen. Wo dieß, wie z.B. bei sehr vielen Raupen, unmoͤglich ist, muß man wenigstens dafuͤr sorgen, daß der Mist so weggeschafft wird, daß er nie durch seine Menge die geringste Gefahr von Gaͤhrung oder Erhizung veranlassen kann, wodurch die Raupen jedes Mahl zu Grunde gehen werden. Man gibt waͤhrend der grande fraize (wie man in Frankreich die 4 bis 5 Tage vor dem Aufsteigen nennt), den Raupen hier und da in 24 Stunden nicht bloß 4 bis 5 Mahl Futter, sondern man gibt ihnen auch sehr viele Blaͤtter auf ein Mahl: es waͤre besser wenig auf ein Mahl und oͤfters Futter zu reichen: acht bis 9 Mahl in 24 Stunden, je nachdem naͤmlich die Thierchen Hunger haben. Sie fressen auf diese Weise ihr Futter schneller und besser auf, und machen nicht so viel Mist. Die immer frischen Blaͤtter erregen immer neue Eßlust in ihnen, so daß sie wirklich in 24 Stunden weit mehr Blaͤtter auf diese Weise aufzehren, als wenn man sie nur 4 bis 5 Mahl des Tages fuͤttert, indem kein frisches Blatt durch das Herumkriechen der Raupen auf demselben verunreinigt wird. Auf diese Weise werden die Raupen schnell zur vollen Reift gebracht, und es wird zugleich viel an Blaͤttern erspart: es geht nur wenig davon unter dem Miste verloren. Ueberdieß erreicht die Arbeit schneller ihr Ende, und die Raupen bleiben bei voller Gesundheit. Man muß es sich ferner zur Regel machen, die Raupen immer des Nachts zu fuͤttern, unmittelbar ehe man zu Bette geht, und so fruͤhe als man kann, am Morgen.Die Seidenraupen sind Nachtthiere, des Nachts mehr rege, als am Tage, und fressen auch des Nachts, und uͤberhaupt im Dunklen, has sie lieben, mehr. A. d. Ueb. Man muß nicht vergessen, den Mist, sobald er aus den Koͤrben herausgeschafft ist, aus dem Zimmer zu bringen, und zugleich mit diesem, alle todten Raupen, die man findet, damit sich so wenig uͤbler Geruch als moͤglich in dem Zimmer entwikelt, der den Raupen sehr nachtheilig ist. Nichts foͤrdert ihr Gedeihen mehr, als Reinlichkeit und frische Luft: dieser Grundsaz mag bei dem muͤhevollen, ermuͤdenden, immerwaͤhrenden Auspuzen, das in den lezten 4 bis 5 Tagen vor dem Aufsteigen unerlaͤßlich nothwendig wird, als Ermunterung dienen. Wenn man die Raupen bei dem Fuͤttern genau beobachtet, sieht man bald, ob sie reif sind. Die reifen Raupen vermeiden die frischen Blaͤtter, statt daß sie dieselben fressen, und laufen so schnell als moͤglich daruͤber weg: man kann sie sehen an den Seiten und am Rande des Korbes herumkriechen. Man erkennt sie auch daran, daß sie, gegen das Licht gehalten, durchscheinend sind, wie ein frisch gelegtes Ey, und ganz von der Farbe der Seide. Wenn sie nahe daran sind zu reifen, so werden sie zuerst am Bauche durchscheinend; sie sind aber nie ganz reif, bis sie nicht auch am Kopfe durchscheinend werden. Man muß sich mit dem Aufsteken der Reiser auf die Koͤrbe auf der Stelle nicht zu sehr beeilen; es darf nicht ehe geschehen, bis nicht eine große Menge Raupen zu steigen anfaͤngt, indem die Reiser die Raupen zu sehr beschraͤnken und zu wann halten, und sie der Gefahr aussezen, die Krankheit zu bekommen, welche die Franzosen Touffe nennen, die sehr toͤdtlich fuͤr sie ist, und sie gerade in der Periode befaͤllt, wo sie aufsteigen. Wenn sie vollkommen ausgewachsen, und zum Aufsteigen reif sind, werden sie durch zu große Hize schwach, und die Seide erstikt sie: in dieser Periode ist ihnen daher frische Luft vorzuͤglich nothwendig. Aus diesem Grunde glaubt man sogar, daß es nicht gut ist, die Reiser ehe aufzusteken, bis man einen schoͤnen Cocon auf der Stelle ausgesponnen findet. Man kann fuͤr jeden Fall einige der groͤßeren Koͤrbe, von welchen man immer einen hinlaͤnglichen Vorrath haben muß, mit Reisern aufgestekt in Bereitschaft halten, und von Zeit zu Zeit diejenigen Raupen in dieselben hinein thun, die man vollkommen reif zum Aufsteigen findet. Wenn eine ganze Abtheilung hierzu reif ist, nimmt man bloß den Korb, der sie enthaͤlt, heraus, und stellt einen anderen mit den aufgestekten Reisern hin, wo man dann die Raupen unmittelbar in die fuͤr sie angebrachten Spinnhaͤuser bringen kann, wodurch die Arbeit sehr erleichtert, und alle Uebereilung vermieden wird. Der leer gewordene Korb wird dann auf der Stelle wieder mit Reisern versehen, um fuͤr die zunaͤchst aufsteigende Abtheilung in Bereitschaft zu seyn. Wenn die Raupen vollkommen reif geworden sind, darf man keine Minute verlieren: es ist also nothwendig, immer mehrere Koͤrbe in Bereitschaft zu halten. Wir haben bemerkt, daß man immer solche Reiser waͤhlen muß, die oben buschig sind, und daß man sie oben etwas in einander biegen muß, wodurch sie daselbst diker werden. Indessen muß man zwischen den Zweigen noch kleine Oeffnungen lassen, damit den Raupen der Durchweg nicht versperrt wird, und man den Vortheil gewinnt, daß die Raupen eine Menge kleiner Plaͤzchen daselbst finden, in welchen sie ihre Cocons spinnen koͤnnen. Wenn die Reiser oben zu duͤnn sind, suchen die Raupen vergebens nach einem Plaͤzchen, um sich einzuspinnen, und verlieren dadurch, daß sie von Zweig zu Zweig kriechen muͤssen, einen guten Theil ihrer Kraft umsonst. Die Reiser muͤssen so gestellt seyn, daß sie mit ihrer Basis so nahe als moͤglich an einander kommen, damit die Raupen bei ihrem Herumkriechen uͤberall etwas zum Aufsteigen finden. Wenn man aber Reiser nimmt, die oben sehr buschig sind, werden dieselben mit ihrer Basis weit auseinander kommen: die Zwischenraͤume zwischen denselben muͤssen daher mit anderen Reisern ausgefuͤllt werden, damit, wie gesagt, die Raupen uͤberall aufsteigen koͤnnen. Wenn man die Reiser zwischen zwei uͤbereinander stehenden Koͤrben aufstekt, wie dieß auf den Stellen immer der Fall ist, muͤssen dieselben alle gleich lang abgeschnitten werden, jedoch acht bis neun Zoll laͤnger bleiben, als der Abstand zwischen den beiden Koͤrben: wenn man sie dann in den unteren Korb einsezt, werden sie mit ihrem oberen Theile in einen Bogen nach abwaͤrts gekruͤmmt, und zwar entweder ganz nach einer Seite, oder auf beiden Seiten gekruͤmmt, wie es die Zeraͤstlung der Reiser eben gestattet. Man stellt die Reihen der Reifer quer uͤber die Breite des Korbes achtzehn bis zwanzig Zoll weit aus einander, so daß man leicht von einer Seite zur andern die Hand einbringen, und von Zeit zu Zeit in den Zwischenraͤumen den Mist auspuzen kann, was wenigstens ein Mahl binnen 24 Stunden geschehen muß, nachdem die Reiser aufgestellt sind, und, wenn man Zeit genug hierzu findet, sollte es zwei Mahl waͤhrend dieser Zeit geschehen. Die Koͤpfe der Reiser bilden kleine Bogen zwischen jeder Reihe derselben, und stehen auf diese Weise fest, indem sie eben so gut auf den oberen Korb druͤken, als auf den unteren. Nachdem die Raupen ein Mahl auf die Reiser aufgestiegen sind, muß man sorgfaͤltig darauf achten, daß Niemand dieselben stoͤrt, weder durch Anruͤhren noch durch Verruͤken der Reiser-Buͤndel, indem, wenn sie anfangen zu spinnen, ihre erste Arbeit darin besteht, eine Menge Seiden-Faden an die verschiedenen Zweige anzulegen, wodurch die Cocons gestuͤzt und gehalten werden. Wenn einer dieser Faden durch das Ruͤhren der Reiser reißt, so findet die Raupe dann bei dem weiteren Ausspinnen, daß durch das Reissen dieses Fadens der Cocon sein Gleichgewicht verloren hat, daß er nicht mehr ruhig haͤngen bleibt, und sie kann ihren Cocon nicht mehr gehoͤrig ausspinnen. Sie durchbohrt denselben also, verlaͤßt ihn, und laͤßt ihre Seide uͤberall fahren, wo sie hinkriecht, wodurch sowohl diese leztere, als sie selbst, zu Grunde geht, indem sie keinen Ort findet, um sich gehoͤrig zu bergen, und in einen Nachtfalter zu verwandeln. Zuweilen werden auch einige dieser Seiden-Faden, die die Raupe zuerst an die Reiser anlegt, von einer in der Naͤhe sich einspinnenden Raupe abgerissen: die traurige Folge hiervon ist dieselbe, wie oben; nur hat dieser Zufall seltener Statt. Diejenigen Raupen, die man, obschon sie zum Aufsteigen reif sind, unten herum kriechen sieht, muß man von Zeit zu Zeit auf die Reiser heben, die an den beiden Enden und an den Seiten der Buͤhne angebracht sind. Es gibt immer solche Raupen, die entweder faul sind, oder nicht Kraft genug zum Aufsteigen haben, obschon sie stark genug sind gute Cocons zu spinnen, wenn man sie an einen Ort bringt, wo sie spinnen koͤnnen, ohne daß sie sich selbst bemuͤhen duͤrfen, auf die Reiser zu kriechen. Diejenigen, die so ungluͤklich sind, daß sie von den Reisern herabfallen, muͤssen gleichfalls mit den uͤbrigen schwachen und faulen auf die Reiser gehoben werden, indem das Fallen selbst ihnen meistens eine Schwaͤche zugezogen hat. Diese auf die Reiser hinaufgehobenen Raupen muͤssen dann mit Papier bedekt werden, an welches sie ihre Faden anlegen, und so den Cocon befestigen koͤnnen. Man kann auch einige dieser schwaches Wuͤrmer in Papier thun, das man tutenfoͤrmig zusammengerollt hat: in diesen Papierchen spinnen sie ihre Cocons ganz vortrefflich aus.Allerdings waͤren kleine Papiertuten die allerbesten Spinnhaͤuser; allein, theils ist bei einer großen Menge derselben selbst das schlechteste Papier zu theuer, theils wuͤrde die Verfertigung der Tuten zuviel Zeit kosten. Gelegentlich muͤssen wir bemerken, daß Hr. Stephenson vergessen zu haben scheint, vor haͤufiger Beruͤhrung der Raupen mit der Hand zu warnen. Man muß die Raupen so wenig als moͤglich mit bloßen Fingern beruͤhren, sondern sie immer mit den Blaͤttern, auf welchen sie sich befinden, von einem Orte auf den anderen heben. Wenn man sie ja mit den Fingern fassen muß, so muß dieß so sanft als moͤglich geschehen. A. d. Ueb. Man muß sorgfaͤltig von Zeit zu Zeit bei allen Spinnhaͤusern nachsehen, und was man immer Krankes oder Todtes an Raupen findet, alsogleich entfernen, indem leztere sehr bald anfangen zu stinken, und das ganze Zimmer mit uͤblem Geruche erfuͤllen, wodurch die anderen in demselben Spinnhause befindlichen Raupen sehr leiden; die kranken Raupen werden die Gesunden bald anfielen. Gewoͤhnlich bringt man, wenn man sieht, daß viele Raupen in einem Korbe zum Aufsteigen reif sind, und daß sie herumkriechen und Reiser zum Einspinnen suchen, alle diese Raupen auf ein Mahl in die Spinnhaͤuser. Dieses Verfahren ist aber nicht bloß unbequem, sondern auch gefaͤhrlich, indem es unmoͤglich ist, die Raupen so zu ziehen, daß sie alle, wie sie in einem Korbe liegen, sich zugleich einspinnen. Die Folge hiervon ist, daß die ganz reifen sich alsogleich einspinnen, die anderen aber, die noch nicht reif sind, selbst in den Spinnhaͤusern noch so lange gefuͤttert werden muͤssen, bis sie reif werden, und daß man folglich den Mist derselben oͤfters auspuzen muß, damit er sich nicht erhizt, wodurch die Spinnenden gestoͤrt werden. Das Schlimmste hierbei ist aber noch dieses, daß die Raupen, die aufgestiegen sind, ehe sie sich gaͤnzlich in dem Cocon einsperren, eine Menge Fluͤßigkeit fahren lassen, die auf die unten im Spinnhause befindlichen, noch nicht eingesponnenen. Raupen herabtroͤpfelt, und dieselben benezt und schmuzig macht; daß diese Feuchtigkeit, die klebrig ist, auf ihrer Hautvertroknet und erhaͤrtet, ihre Ausduͤnstung unterdruͤkt, und ihnen jene Gelenkigkeit und Thaͤtigkeit benimmt, die sowohl zum Aufkriechen, als zur Verfertigung ihrer Cocons so nothwendig ist. Die Folge hiervon ist, daß die mit dieser klebrigen Fluͤßigkeit benezten Raupen krank werden und sterben in dem Augenblike, wo sie aufsteigen sollten, und daß, da diese Krankheit, indem die Raupen bersten, nur zu oft sehr anstekend wird, sich dieselbe uͤber alle uͤbrigen Raupen ausbreitet, die davon gleichfalls angestekt werden, so daß man oͤfters alle in den Spinnhaͤusern befindlichen Raupen verliert. Einige, die aufmerksamer auf diese Thierchen sind, und die Gefahr ahnen, die bei einem solchen Verfahren droht, haben Geduld genug alle Raupen einzeln, so wie sie bemerken, daß sie reif geworden sind, auszulesen, und auf die Spinnhaͤuser zu stellen,Vergl. Anmerk. 67. S. 169. wo sie dann, nachdem sie gehoͤrig gewaͤhlt wurden, alsogleich aufsteigen, und sich einspinnen. Man erkennt ihre volle Reife, wie gesagt, an der Durchscheinenheit ihres Koͤrpers, vorzuͤglich aber an jener ihres Kopfes. Die noch nicht reif gewordenen lassen sie in ihrem Korbe zuruͤk, und fuͤttern sie so lang, bis sie gleichfalls reif geworden sind, wo sie wieder nach und nach gesammelt, und auf die Spinnhaͤuser gebracht werden. Auf diese Weise kann man sie bequemer, auspuzen, und sie werden dadurch zugleich gegen jene klebrige Feuchtigkeit gesichert, die so verderbliche und toͤdtliche Folgen fuͤr sie hat. Man kann zwar sagen, daß dieses leztere Verfahren noch mehr Muͤhe veranlaͤßt; allein, man wird dagegen wieder bemerken, daß eine Menge Raupen dadurch erhalten werden, die durch das Uebertragen eines ganzen Korbes voll Raupen in die Spinnhaͤuser auf ein Mahl gaͤnzlich verloren gehen; daß folglich weit mehr Seide auf diese Weise erhalten, und man fuͤr diese besondere Muͤhe und Sorgfalt zehnfach belohnt wird. Wenn man die reifen Raupen in die Spinnhaͤuser bringt, muß man dafuͤr sorgen, daß sie zuerst in die Mitte derselben kommen, und daß diese reichlich mit Raupen versehen wird, ehe man irgend eine Raupe an den Seiten derselben anbringt. Nenn man an den Seiten, oder an den aͤußeren Enden der Spinnhaͤuser anfinge, wuͤrde es aͤußerst schwer werden, die Raupen spaͤter in die Mitte zu bringen, ohne diejenigen zu stoͤren, die an den Seiten oder an den Enden bereits aufgestiegen sind, und daselbst anfangen sich einzuspinnen. Ich muß hier gelegentlich bemerken, daß ich, waͤhrend der ersten beiden Lebensalter der Raupen, immer Hrn. Marteloy's Rath befolgte, und die Fenster geschlossen hielt. Wenn aber die zweite Haͤutung einmahl voruͤber war, gewoͤhnte ich sie nach und nach an die frische Luft, und oͤffnete gegen Mittag die Fenster ein Paar Stunden lang, die ich dann von Tag zu Tage eine laͤngere Zeit uͤber offen ließ, bis sie endlich den ganzen Tag und selbst waͤhrend der Nacht uͤber offen blieben, vorzuͤglich, nachdem die vierte Haͤutung voruͤber war, wo sie, außer wenn die Witterung sehr feucht und naß war, bis die Cocons ausgesponnen waren, nie mehr geschlossen wurden. Obschon dieses Verfahren im suͤdlichen Frankreich sehr gut bekommt, so wollte ich es doch durchaus nicht uͤber mich nehmen zu behaupten, daß dieselbe Methode auch in England befolgt werden kann, da das Klima daselbst so sehr verschieden ist. Im Gegentheile scheint es mir, daß man in England die Fenster des Nachts uͤber immer geschlossen halten muß; daß aber, nachdem die zweite Haͤutung voruͤber ist, es sehr gut seyn wird, wenn man die Raupen am Tage nach und nach an freie Luft gewoͤhnt, und noch mehr, wenn sie einmahl die vierte Haͤutung uͤberstanden haben, wo reine Luft unentbehrlich fuͤr sie ist. Aber auch dann muͤßten, selbst am Tage, bei kalter Witterung die Fenster geschlossen werden. Man muß hier, mit einem Worte, mit Klugheit und Verstand, und nach den einmahl gemachten Erfahrungen handeln.Fuͤr den Fall, daß wegen der rauhen Witterung Fenster und Thuͤren geschlossen werden muͤssen, muß immer ein Ventilator, wenigstens in einer Fenster-Scheibe angebracht seyn, damit die Luft sich immer erneuen kann. A. d. Ueb. Eine Bemerkung, die ich oben bei dem Ausbruͤten der Eier hatte einschalten sollen, muß ich hier nachtragen. Ich sagte daselbst, daß man in Frankreich allgemein empfiehlt, die in den vier ersten Tagen ausgekrochenen Raupen aufzuziehen. Ich lernte indessen zu Montauban einen Franzosen kennen, der der Seidenzucht viele Aufmerksamkeit schenkte, und, wie man mir versicherte, in derselben sehr gluͤklich war. Er sagte mir, daß er immer bemerkte, daß die Raupen, die zuerst auskrochen, die gesuͤndesten geblieben, und die staͤrksten geworden sind; daß er daher folgendes Verfahren versuchte, und, da es ihm gelang, dasselbe seit mehreren Jahren immer befolgte. Er schreibt demselben das hoͤhere Gelingen seiner Seidenzucht zu. Wenn er, sagte er, soviel Raupen aufziehen will, als man aus vier Loth Eiern erhaͤlt, nimmt er immer fuͤnf Loth zum Ausbruͤten, und zieht keine anderen Raupen auf, als diejenigen, die in den ersten drei Tagen aus den Eiern ausgekrochen sind: alle uͤbrigen wirft er weg. Er machte es sich ferner zur Regel, bei den verschiedenen Haͤutungen nur diejenigen Raupen weiter fort aufzuziehen, die zeitig genug in die Haͤutung traten, und dieselbe auch schnell genug uͤberstanden: alle Spaͤtlinge aber und alle jene, die lange mit der Haͤutung zu kaͤmpfen hatten, wegzuwerfen. Er gab hieruͤber folgenden Grund an: daß er naͤmlich sich durch eine Reihe von Jahren uͤberzeugte, daß alle Raupen, die erst nach dem dritten Tage ausfallen, ihr ganzes Leben uͤber Schwaͤchlinge bleiben, und bei allen ihren weiteren Entwikelungen und Arbeiten zuruͤkbleiben. Aus demselben Grunde warf er auch alle jene Raupen weg, die lange zu ihrer Haͤutung brauchten, was er ihrer Schwaͤche, oder dem Keime einer Krankheit zuschreibt, die sich gewoͤhnlich erst spaͤter entwikelt, und sie toͤdtet, ehe sie ihn Cocons zu spinnen anfangen, oder, wenn sie ja bis zum Einspinnen leben, sie nur so schlechte und leichte Cocons spinnen laͤßt, daß diese kaum die Blaͤtter werth sind, die sie in den lezten 4 bis 5 Tagen (waͤhrend der grande fraize) verzehrten. Er zog nur solche Raupen weiter fort auf, die ihre Haͤutung in den ersten zwei Tagen uͤberstanden hatten, und warf alle diejenigen weg, die nicht am Ende des zweiten Tages damit fertig waren. Nach den Beobachtungen, die ich selbst zu machen Gelegenheit hatte, hat dieser Ehrenmann allerdings sehr viel fuͤr sich bei seinem Verfahren: allein, da in Allem, was auf Seiden-Zucht Bezug hat, ich einzig und allein nur eigener Erfahrung traue, so wollte ich selbst Versuche hieruͤber anstellen. Ungluͤklicher Weise mußten sie unterbleiben, da ich nach England zuruͤkkehren mußte, ehe ich dieselben anstellen konnte, und da diese Versuche sehr wichtig sind, so empfehle ich sie anderen dringend.Der Uebersezer hat diese Versuche vor 30 Jahren schon angestellt, ohne von Hrn. Stephenson, oder dem Ehrenmanne. zu Montauban etwas zu wissen, und es freut ihn, diesem lezteren alle Ehre richtiger und treuer Beobachtung uͤberlassen zu koͤnnen. Das Verfahren dieses Ehrenmannes ist so fest auf die allgemeinen Geseze der Entwikelung der gesammten thierischen Natur gegruͤndet; daß es unbegreiflich ist, wie man nicht allgemein diese Winke der Natur errathen und befolgen konnte. Es war sicher nur der leidige Geiz, der den Menschen hier blendete. Man wollte nicht mehrere Cocons durch das Auskriechen der Nachtfalter verderben lassen, und sparte Pfennige an Seide, waͤhrend man Thaler und Louisd'ors an Blaͤttern und Raupen hinaus warf. Wie viel Geld, und was noch mehr ist, wieviel Zeit verliert man nicht mit Wartung und Pflege solcher elenden Kruͤppel von Raupen, die ihre gesunden starken Bruͤder vergiften, oft eine ganze Seiden-Ernte vernichten, und Reihen von Generationen von Schwaͤchlingen in die Welt sezen. Wenigstens sollte man den Grundsaz: nur die zuerst aus dem Eie ausgekrochenen, zuerst gehaͤuteten, zuerst sich einspinnenden Raupen aufzuziehen, bei der Nachzucht und Fortpflanzung der Raupen benuͤzen, wenn man so filzig seyn will, nichts Schlechtes wegzuwerfen, und keine anderen Raupen, als diese Erstlinge, nie aber die kranken Spaͤtlinge zur Nachzucht waͤhlen, oder auch nur dazu kommen lassen. A. d. Ueb. Die Cocons bleiben nun 6 bis 7 Tage nach dem Aufsteigen der lezten Abtheilung der Raupen auf den Reisern oder Epinnhaͤusern. Bei dem Abnehmen derselben sortirt man sie nach ihrer Farbe, und legt zugleich alle schwachen und alle Doppel-Cocons bei Seite. Auch diejenigen, deren Oberflaͤche sehr glaͤnzend ist, und die man deßwegen Atlaß-Cocons nennt, sollten bei Seite gelegt werden, weil sie die zweite Sorte von Seide liefern. Die Doppel-Cocons geben die groͤbste Sorte. Alle sogenannte Floret- oder lose Seide außen um die Cocons muß sorgfaͤltig davon abgezogen werden, indem, je mehr sie von derselben gereinigt wurden, desto besser sie in dem Beken spielen, und folglich desto leichter sich abwinden lassen. Wenn man nach dem Abnehmen der Cocons von den Spinn-Haͤusern die Floret-Seide von denselben abzieht, sucht man gewoͤhnlich diejenigen aus, die man fuͤr die Nachzucht zu Erhaltung der Eier am besten haͤlt, und legt sie bei Seite. In der Folge sucht man aus diesen noch ein Mahl die besten aus, und bringt sie paarweise zusammen, insofern man naͤmlich aus den Cocons auf das Geschlecht des darin enthaltenen Nachtfalters schließen kann. Man muß hierbei dafuͤr sorgen, daß man die Cocons derjenigen Raupen, die an einem und demselben Tage anfingen sich einzuspinnen, bei einander haͤlt, damit die Nachtfalter gleichzeitig aus denselben ausbrechen. Wenn die Cocons alle von der ganzen Stelle zusammengeworfen werden, und man erst aus diesem großen Haufen diejenigen paarweise aussuchen will, die man zur Nachzucht bestimmt, so wird man Cocons von Raupen erhalten, die sich au verschiedenen Tagen eingesponnen haben, die folglich nun auch an verschiedenen Tagen als Nachtfalter ausfallen werden, so daß man nie zu gleicher Zeit eine gleiche Anzahl von Maͤnnchen und Weibchen erhaͤlt, wodurch also viele Nachfalter umsonst verloren gehen, und viele Eier unbefruchtet bleiben werden. Daher die Nothwendigkeit, die Cocons, die an denselben Tagen gesponnen wurden, immer bei einander zu halten. Wenn man mehr Weibchen als Maͤnnchen hat, so muß man die Maͤnnchen, die am vorigen Tage ausfielen, noch ein Mahl benuͤzen, damit man keine Weibchen unbefruchtet laͤßt und verliert. Dieß ist aber nur in dringenden Faͤllen erlaubt,Dieß kann in keinem Falle erlaubt werden, und man muß sogar dafuͤr sorgen, daß es nicht zufaͤllig geschieht. A. d. Ueb. da es immer besser ist, die Maͤnnchen nur ein Mahl zur Paarung zu lassen, wenn man gleichviel Maͤnnchen und Weibchen zur Paarung bekommen kann. Die Doppel-Cocons erkennt man daran, daß sie diker, breiter, und nicht vollkommen rund sind. Das Abnehmen der Cocons von den Reisern muß mit Sorgfalt geschehen, vorzuͤglich wenn tobte Raupen sich unter denselben befinden, die leicht in Faͤulniß uͤbergehen, indem die Cocons, welche diese tobten Raupen beruͤhren, dadurch verunreinigt werden, und eine gewisse Klebrigkeit bekommen, die das gehoͤrige Abwinden der Seide hindert. Das beste Mittel, gute und schlechte Cocons von einander zu unterscheiden, ist, sie an ihren beiden Enden mit den Fingern zu druͤken. Wenn sie dem Druke gehoͤrig widerstehen, und fest und hart zwischen den Fingern scheinen, sind sie gewiß gut. Wenn sie gleich an den Seiten, wo man sie zwischen den Fingern druͤkt, fest scheinen, so sind sie darum noch nicht vollkommen gut: nur der Druk an beiden Enden entscheidet fuͤr ihre Guͤte. Die Cocons, welche zur Nachzucht bestimmt sind, muͤssen mit der hoͤchsten Sorgfalt von aller Floret-Seihe gereinigt werden, indem diese das Durchbrechen der Nachtfalter aus denselben hindern wuͤrde. Man durchsticht hierauf die Cocons mit Nadel und Faden in ihrer Mitte, und faßt sie so auf dem Faden auf, wie die Kuͤgelchen an einem katholischen oder tuͤrkischen Rosenkranz. Bei diesem Anfassen muß man Acht geben, daß das Insect in der Mitte des Cocons nicht mit der Nadel verlezt wird. Man darf nur soviel von dem Gewebe des Cocons durchstechen, als noͤthig ist, um denselben auf dem Faden halten zu machen: die Enden muͤssen unberuͤhrt bleiben, da man nicht wissen kann, an welchem Ende das Insect den Cocon durchbrechen wird. Diese Schnur mit Cocons wird nun an der Wand des Zimmers auf einem Nagel aufgehaͤngt, bis die Nachtfalter aus denselben auskriechen. Man muß bei dem Auffassen der Cocons auf die Schnur Acht geben, daß immer ein maͤnnlicher Cocon neben einem weiblichen zu liegen kommt, damit sie bei ihrem Auskriechen zur Paarung einander so nahe kommen, als moͤglich. Wenn die Nachtfalter ausgekrochen sind, bringt man sie auf ein Stuͤk reinen Wollentuches, das vollkommen glatt ist, keine Haare hat, und haͤngt es auf die Lehne eines Stuhles.Es ist bei weiten besser, dicht an die Wand, an welcher die Cocons haͤngen, einen langen Tisch oder ein Brett hinzustellen, und die Cocons so nahe als moͤglich uͤber das Brett zu haͤngen, damit die Nachtfalter, die man eigentlich gar nicht beruͤhren sollte, nicht so weit uͤbertragen werden muͤssen. Es ist auch besser, die Eier auf schlechten alten Taffet, (am besten auf schwarzen), als auf Tuch legen zu lassen, indem man sie vom Taffet in der Folge leichter wegbringt. Hr. Stephenson bemerkt nicht, ob man in Frank: reich ein anderes Kennzeichen fuͤr das Geschlecht des im Cocon enthaltenen Nachtfalters hat, als bei uns, wo die rundlicheren Cocons meistens Weibchen, die spizigeren meistens Maͤnnchen geben. Eben so gibt er auch unten nicht das gute Kennzeichen fuͤr die maͤnnlichen Nachtfalter, die weit bartigeren Fuͤhlhoͤrner, an. A. d. Ueb. Man erkennt das Maͤnnchen an seinem duͤnneren Leibe, durch das oͤftere Schlagen seiner Fluͤgel, und durch die groͤßere Staͤrke, die es vor dem Weibchen voraus hat. Nachdem die Nachtfalter zehn Stunden lang sich gepaart haben, nimmt man das Maͤnnchen sanft weg, indem man glaubt, daß das Weibchen dann hinlaͤnglich befruchtet ist.Dieß sollte unter keiner Bedingung geschehen. Die Thierchen wissen selbst am besten, wann ihre Bestimmung erfuͤllt ist. A. d. Ueb. Das Weibchen legt dann seine Eier auf das Tuch, auf welchem dieselben fest haͤngen bleiben, und auf diesem Tuche laͤßt man sie bis ungefaͤhr Einen Monat vor der Bruͤtezeit, wo man sie mittelst einer sehr duͤnnen Kupfermuͤnze, (Pfennig-Stuͤken, Sol Marque) davon abnimmt. Das Tuch wird einstweilen leicht zusammengelegt, in einer Schublade in einem Kasten an einem trokenen Orte aufbewahrt, der aber nicht warm seyn darf. Ein Weibchen legt gewoͤhnlich zwischen 3 bis 400 Eier. Man laͤßt die Eier deßwegen so lang auf dem Tuche liegen, damit die Schale hinlaͤnglich erhaͤrten kann, und sie ohne allen Schaden abgenommen werden koͤnnen. Wenn es aber gegen den Fruͤhling geht, wird ihre Schale wieder weich, und deßwegen muß man sie Einen Monat fruͤher von dem Tuche nehmen.Techn. Repository. N. 54. S. 325. Waͤre es moͤglich, die Seide von den anderen Cocons abzuwinden, ehe das Insect dieselben durchgerissen hat, so waͤre dieß die beste Zeit, indem die Seide sich jezt weit besser und leichter abwinden ließe, als spaͤter. Da dieß aber unmoͤglich ist, so hat man zwei Methoden gewaͤhlt, um das Insect in dem Cocon zu zerstoͤren, damit man die Seide nach Muße und mit aller Bequemlichkeit abwinden kann. Die erstere dieser Methoden, die man in Frankreich befolgt, besteht darin, daß man die Cocons in Koͤrbchen in einen Bakofen bringt, und so die Insecten toͤdtet; wenn aber der Ofen nur etwas zu heiß ist, so wird die Seide dadurch gesengt, und nicht selten sehr verdorben. Man versuchte daher, die Thierchen durch Daͤmpfe des siedenden Wassers zu toͤdten, wodurch die Seide nicht leiden konnte, und der Versuch gelang, so daß man heut zu Tage den Bakofen gaͤnzlich aufgab. Das Toͤdten der Puppen der Seidenraupe mittelst des Dampfes des siedenden Wassers geschieht auf folgende Weise. Man baut einen kleinen Ofen aus Ziegeln von ovaler Form; der untere Theil desselben dient zur Aufnahme des Holzes oder der Holzkohlen, deren man sich zu diesem Zweke bedient; damit das Feuer gehoͤrig brennt, ist ein Rost in dem Ofen angebracht, auf welchem das Holz oder die Holzkohlen gelegt werden. Ueber dem Roste befindet sich in geringer Entfernung ein kleiner kupferner Kessel, den man mit Wasser fuͤllt, und durch das unten angeschuͤrte Feuer in Sud bringt. Ueber dem Kessel ist ein anderer eiserner Rost, auf welchen man die Cocons in einem kleinen offenen, aus Weiden geflochtenen, Koͤrbchen legt; die Zwischenraͤume zwischen dem Geflechte sind ziemlich weit offen, damit der Dampf und die Hize leicht durch dieselben bis zu den Cocons dringen kann. Zu dem Kessel und zu dem Roste uͤber demselben, auf welchem das Koͤrbchen mit den Cocons steht, gelangt man mittelst eines kleinen Thuͤrchens, welches sich uͤber dem Schuͤrloche befindet. Ueber dem Ofen ist ein Ziegelgewoͤlbe, so daß, wenn das eben erwaͤhnte Thuͤrchen geschlossen ist, der Dampf in demselben eingeschlossen bleibt, welcher, wie man durch Erfahrung gefunden hat, binnen 8 Minuten die Insecten getoͤdtet hat. Man nimmt hierauf das Koͤrbchen heraus, und stellt es bei Seite, damit die Cocons abtroknen koͤnnen, indem sie, so wie sie aus dem Ofen kommen, vom Dampfe ganz naß sind, stellt dann wieder, ein anderes Koͤrbchen mit Cocons auf den Rost, und unterhalt das Feuer, so daß das Wasser im Kessel immer siedet. Holzkohlen sind zu dieser Arbeit besser als Holz, weil sie keinen Rauch verursachen, welcher die Farbe der Seide verdirbt, und ihr ihren Glanz nimmt. Der Rauch von Steinkohlen wuͤrde noch weit mehr schaden.Der Ofen laͤßt sich aber leicht so bauen, daß dort, wo man die Cocons durch Dampf toͤdtet, gar kein Rauch hinkommen kann. Man braucht sogar keinen eigenen Ofen hierzu, sondern kann das Feuer auf jedem Herde benuͤzen, wenn man einen Dampf-Kessel auf demselben hat, und den Dampf durch eine Roͤhre in ein in der Wand angebrachtes kleines Kaͤmmerchen leitet, in welches man die Cocons bringt. A. d. Ueb. Nachdem die Puppen in den Cocons durch Dampf getoͤdtet wurden, muͤssen sie taͤglich wenigstens Ein Mahl regelmaͤßig umgeruͤhrt und umgewendet werden, indem sie sonst faulen und sich Wuͤrmer in den Cocons erzeugen, die die Seide verderben. Man muß auch die Cocons, nachdem sie aus dem Ofen genommen, und, wie gesagt, etwas abgetroknet wurden, in ein gutes, dikes, wollenes Tuch einschlagen, um den heißen Dampf laͤnger in denselben zu erhalten, und den Zutritt der aͤußeren Luft zu verwehren. Auf diese Weise werden auch alle Puppen, die noch lebendig seyn sollten, erstikt, indem sie sonst, der freien Luft ausgesezt, sich wieder erholen und erstarken konnten. Man laͤßt sie, in das Tuch eingeschlagen, fuͤnf bis sechs Stunden lang liegen, worauf man sie aus dem Koͤrbchen nimmt, und auf einer Tafel ausbreitet, und dann regelmaͤßig alle Tage, wie oben angegeben wurde, umkehrt. Hierauf sortirt man die Cocons nach ihrer verschiedenen Farbe, von welcher man in Frankreich drei verschiedene Sorten besizt: die weiße, die gelbe und die gruͤnliche. Je fruͤher nach, dem Toͤdten der Puppen man die Seide von den Cocons abwindet, desto besser: denn diese Arbeit geht dann weit leichter von Statten, als wenn man sie laͤngere Zeit uͤber aufbewahrt. Man windet daher die Seide so schnell als moͤglich nach dem Toͤdten ab, und zwar auf folgende Weise. Man mauert einen kleinen kupfernen Kessel in einen kleinen aus Ziegeln erbauten Ofen, unten mit einem Schuͤrherde, wie in dem oben beschriebenen Ofen, und genau so, wie unsere Wasch- und Bleichoͤfen an den Ufern der Fluͤsse in England: am Ende desselben ist ein großer Haspel angebracht, der mit der Hand und mittelst eines Fußbrettes gedreht wird, und 2 oder 3 in gehoͤriger Entfernung gestellte eiserne Staͤngelchen mit Augen, durch welche die Seidenfaden auf den Haspel laufen. Dieser Kessel wird mit Wasser gefuͤllt, und mit Holz oder Holzkohlen bestaͤndig siedend erhalten: leztere sind jedoch, wegen des geringeren Rauches, vorzuziehen. Nun werden 20 bis 30 Cocons auf ein Mahl in das siedende Wasser gethan, und mit einer kleinen Ruthe (z.B. aus Zweigen von Heidekraut)Jede feinere Ruthe, z.B., aus der Rispe des Schilfrohres, thut es eben so gut. A. d. Ueb. umgeruͤhrt. Die Hize des heißen Wassers loͤst den Gummi, der um die Seide ist, auf, so wie die Cocons in dem siedenden Wasser umher getrieben werden, und die Enden der Seidenfaden haͤngen sich an der Ruthe an. Sobald die Weibsperson, die sich mit diesem Abwinden beschaͤftigt, bemerkt, daß die Seidenfaden an der Ruthe haͤngen bleiben, nimmt sie diese Faden mit der Hand, legt die Ruthe weg, und zieht die Seidenfaden an sich, die leicht von den Cocons ablaufen, und mit dieser Arbeit faͤhrt sie fort, bis sie alle Flokenseide, oder das aͤußere Gewebe der Cocons abgewunden hat. Wenn sie dann bemerkt, daß sie auf die feine Seide kommt, bricht sie ab, und sondert die grobe Seide, welche sie bei Seite legt, von der feinen. Dann wendet sie ihr Ruͤthchen neuerdings an, bis sie die Enden der feinen Seide gefaßt hat, die sie alle jeden Faden einzeln, bei Seite legt, und auf einem Stuͤkchen Holz befestigt, das, zu dieser Absicht, sich in der Naͤhe des Ofens befindet, bis sie dann mit allen, oder wenigstens mit dem groͤßten Theile derselben fertig ist, um sie einzulassen, und den Seidenfaden zu bilden, der aufgewunden werden soll. Nachdem dieses geschehen ist, nimmt sie so viel Faden zusammen, als sie noͤthig findet, um die Seide nach ihrem Beduͤnken grob oder fein zu machen. Diese Faden verbindet sie unter einander, und nachdem sie dieselben durch ein Auge an einem der beiden eisernen Staͤngelchen, welches zu ihrer Leitung nach dem Haspel bestimmt ist, durchgezogen hat, befestigt sie dieselben auf dem Haspel, worauf dann eine andere Weibsperson, die den Haspel zu besorgen hat, denselben mit der Hand zu drehen anfaͤngt, und durch das Treten des Fußbrettes oder Tretschaͤmels in Bewegung erhaͤlt: auf diese Weise wird die Seide von den Cocons mit großer Schnelligkeit abgewunden. Sobald ein oder der andere Cocon erschoͤpft ist, ersezt die Weibsperson, am Kessel denselben durch einen anderen, und sorgt dafuͤr, daß, waͤhrend auf diese Weise die einen Cocons aufgewunden werden, die anderen zubereitet werden, so daß immer Vorrath vorhanden ist, und die Seide von allen Cocons, die sie in Umlauf sezte, gehoͤrig abgewunden wird. Da sie beinahe jeden Augenblik ihre Finger in siedend heißem Wasser haben muß, um die Cocons gehoͤrig zu behandeln, so hat sie ein Beken mit kaltem Wasser zur Hand, in welches sie immerdar ihre Finger eintauchen kann, um das Verbrennen an denselben zu verhindern. Sie mag aber auch noch so sehr fuͤr ihre Finger sorgen, so wird sie doch bei dieser Arbeit dieselben durch das heiße Wasser bald so angegriffen finden, daß sie fuͤr einige Zeit alles Gefuͤhl an ihnen verliert: mit der Zeit verliert sich dieß jedoch.Unsere Leser werden aus dem polytechn. Journ. Bd. XX. S. 413. wissen, daß man in Spanien und Italien gelungene Versuche, die Seide im kaltem Wasser abzuwinden, angestellt hat. A. d. Ueb. Was obige Ruthe betrifft, so muß man wohl bemerken, daß die aͤußersten Spizen derselben sehr fein seyn muͤssen, weil, wenn diese dik und grob sind, die Seide sich nicht fein von den Cocons abheben laͤßt, sondern grob und kluͤmperig wird, und folglich nicht gehoͤrig auf dem Haspel aufgewunden werden kann. Das Abhaspeln oder Abwinden der Seide von den Cocons geschieht immer in freier Luft, gewoͤhnlich in irgend einem Garten wegen der Feuersgefahr sowohl, als wegen des uͤblen Geruches der todten Puppen, der unertraͤglich ist. Man laͤßt das her diese Arbeit nie innerhalb großer Staͤdte, sondern allzeit vor den Ringmauern derselben verrichten. Wenn das Tagwerk voruͤber ist, macht man ein Feuer von Reisern, und wirft die todten Puppen, die aus der innersten Huͤlle der Cocons herausgenommen werden, welche man in dieser Hinsicht mit einer Schere aufschneidet, in dasselbe, und verbrennt sie, um allen boͤsen Folgen des faulen Gestankes derselben vorzubeugen. Dieß geschieht regelmaͤßig jeden Abend, ehe die Leute von der Arbeit heimkehren.Der Uebersezer sah die Puppen, wo man deren viele hat, auf eine vorteilhaftere Weise als Duͤnger benuͤzen, und, wo man derselben nur wenige und viel Gefluͤgel hat, lezteres damit fuͤttern, das darauf viele und große schoͤne Eier legt. A. d. Ueb. Da die Seidenfabrikanten und Seidenhaͤndler große Mengen Cocons aufkaufen, so haben manche derselben 10 bis 20 solche Oefen, die in ihren Gaͤrten alle zugleich im Umtriebe stehen, und zuweilen noch mehr. Da nicht alle Seide abgewunden werden kann, so wird das, was auf der todten Puppe von der Seide zuruͤk bleibt, zugleich mit der groben Seide, die man anfangs abnahm, ehe man auf die feine Seide gelangte, bei Seite gelegt. Die Groͤße des Ofens und Bekens, die ich oben beschrieb, und zu Montauban im Gange fand, ist folgende: Hoͤhe des Ofens vom Boden: 22 1/4 Zoll. Laͤnge desselben: 29 1/2 Zoll. Breite desselben: 24 Zoll. Hoͤhe des Rostes, auf welchen die Kohlen gelegt werden, vom Boden: 12 1/4 Zoll. Breite der Aschenthuͤre am Boden des Ofens, durch welchen auch das Feuer die noͤthige Luft erhaͤlt: 9 1/4 Zoll. Breite des Thuͤrchens, durch welches die Kohlen eingeschuͤrt werden: 7 1/2 Zoll. Laͤnge des eifoͤrmigen kupfernen Bekens, welches oben in dem Ofen eingemauert ist, und das heiße Wasser zum Abwinden der Cocons enthaͤlt: 20 3/4 Zoll. Breite desselben: 16 1/2 Zoll. Tiefe desselben: 3 3/4 Zoll. Breite des Ranftes dieses Bekens: 1 1/4 Zoll. Ich wuͤrde hier die Dimensionen des italiaͤnischen Haspels angegeben haben, der auch in Frankreich allgemein gebraucht wird, wenn die Society nicht bereits, Modelle hiervon besaͤße,Die besten Haspel sind die piemontesischen. A. d. Ueb. und werde daher nur noch einiger Umstaͤnde beim Abwinden der Seide erwaͤhnen. Quell-Wasser oder Regen-Wasser ist das einzige Wasser, dessen man sich zum Abwinden bedienen darf. Brunnen-Wasser taugt durchaus nicht, indem es zu hart ist, und den Gummi nicht aufloͤst, der die Seide im natuͤrlichen Zustande umhuͤllt. Das Wasser in dem Beten muß zwei Mahl des Tages erneuert werden: des Morgens, ehe die Arbeit beginnt, und zum zweiten Mahle, ehe die Arbeiter Mittag halten, da einige Zeit vergeht, ehe es zu sieden anfaͤngt. Wenn man die Cocons in das heiße Wasser gibt, und die Seide steigt dik auf der Ruthe auf, so ist dieß ein Beweis, daß das Wasser zu heiß war. Wenn man aber die Seidenfaden nicht mit der Ruthe fangen kann, so ist dieß ein Zeichen, daß das Wasser zu kalt war. Wenn, waͤhrend die Arbeit im Gange ist, die Cocons oͤfters zu den kleinen eisernen Leitern emporsteigen, so ist das Wasser zu heiß, und wenn die Cocons nicht mit Faden folgen, so ist es zu kalt. Nach diesen Anzeigen wird man leicht den gehoͤrigen Waͤrmegrad des Wassers finden, und unterhalten koͤnnen. Wenn Sand zwischen den Cocons im Beken ist, so treibt ihn die Hize des Wassers empor, und er legt sich an den Cocons an. Dieß erkennt man sehr leicht daran, daß der Faden dadurch abbricht, als waͤre er mit einem Messer abgeschnitten. Man muß daher bei Reinigung des Bekens sich wohl vor allem Sande huͤten, und es geschieht vorzuͤglich aus Furcht vor Sand, daß man das Wasser zwei Mahl des Tages, und zuweilen noch oͤfters wechselt. Wenn man sieht, daß Sand im Wasser ist, und man hat nicht Zeit das Wasser zu wechseln, indem es lang hergeht, bis das Wasser wieder zum Sieden gebracht wird, so bedekt man die Ruche mit der zuerst abgenommenen rauhen Seide, taucht sie bis auf den Boden des Bekens, und zieht sie sacht auf demselben hin, wo dann der Sand an dieser rauhen Seide haͤngen bleibt, wenn diese mit demselben in Beruͤhrung gelangt. Man fuͤhrt dann die Ruthe an einer Seite des Bekens herauf, und bringt so den Sand aus demselben. Diese kleine Arbeit muß oͤfters wiederholt werden. Das Feuer unter dem Kessel muß so unterhalten werden, daß das Wasser immer denselben Grad von Hize behaͤlt: das kalte Wasser, das man von Zeit zu Zeit nachgießen muß, darf daher nur in den geringsten Mengen, und nach und nach nachgegossen werden, um keinen Wechsel in der Temperatur zu erzeugen. Wenn man zuviel kaltes Wasser auf ein Mahl nachgießt, und dadurch die noͤthige Temperatur zu sehr abkuͤhlt, so verliert die Seide auf den Cocons im Beken ihre Farbe, und wird ganz blaß: solche blaße Seide laͤßt sich in der Folge, wie man sagt, in keiner Farbe mehr gehoͤrig faͤrben, und verliert folglich viel im Werthe. Wenn man die Cocons im Beken mit dem Ruͤthchen klopft, so muß die Hand dabei so leicht gefuͤhrt werden, als moͤglich so daß die Cocons nur sanft davon beruͤhrt werden. Wenn man zu stark klopft, so kluͤmpern sich die Faden, statt daß sie sich einzeln abwaͤnden, so zusammen, daß sie in der Folge nicht mehr abgewunden werden koͤnnen, und es geht dadurch viele Seide verloren. Wenn man die feinen Faden mit jenen verbindet, die so eben abgewunden wurden, so duͤrfen sie nicht uͤber einen Zoll uͤber die Finger hervorstehen; denn wenn sie laͤnger sind, so verbinden sie sich nicht gehoͤrig, sondern haͤngen herab, kluͤmpern sich, und machen, daß der Faden reißt, indem er zu dik wird, als daß er leicht durch den eisernen Leiter durchlaufen konnte. Waͤhrend des Abwindens muß der Faden immer naß seyn, damit er desto leichter auf den Haspel hinschluͤpft. Wenn das Rad einige Zeit uͤber still stand, muß der ganze Faden zwischen dem Beken und den beiden eisernen Leitern genezt werden, damit er desto leichter laͤuft. Man muß auch die Schnur und das kleine hoͤlzerne Rad, welches den hoͤlzernen Regulator in Bewegung sezt, von Zeit zu Zeit mit Wasser naß machen, damit sie sich leichter gehoͤrig bewegen. Wenn die Schnur troken wird, so dreht sie den Regulator, nicht gehoͤrig, und die Seide wird ungleich auf den Haspel aufgetragen, so daß die Faden auf demselben an einander ankleben, indem sie auf einander zu liegen kommen, ehe noch die fruͤher aufgewundenen Faden Zeit hatten, troken zu werden. Denn der hoͤlzerne Regulator ist so berechnet, daß er die Faden auf den Haspel nur so auflegt, daß sie einander schief und in so wenigen Puncten, als moͤglich, beruͤhren, damit die Faden Zeit haben abzutroknen, ehe sie mit den folgenden in Beruͤhrung kommen. Wenn die Faden aneinander kleben, weil sie zu fruͤhe mit einander in Beruͤhrung gebracht wurden, so ist die ganze Seide verdorben. Die sogenannten Atlaß-Cocons, (weil sie wie Atlaß glaͤnzen), verlangen nur ein mittelmaͤßig warmes Wasser im Beken. Der Grad von Waͤrme, der fuͤr feine Cocons nothwendig ist, wurde sie gaͤnzlich verderben, indem die Seide zu dik abliefe, und werkig wuͤrde. Man findet den noͤthigen Grad von Waͤrme fuͤr dieselben, indem man sorgfaͤltig die Art und Weise untersucht, wie die Seide von den Cocons, die man zuerst in das Beken thut, herabkommt; findet man, daß sie zu dik abgeht, so sezt man nach und nach kaltes Wasser zu, bis man die gehoͤrige Temperatur gefunden hat. Man darf diese Cocons nicht lang im heißen Wasser liegen lassen, und nur einige derselben auf ein Mahl in's Wasser thun. Wenn man auf diese Umstaͤnde nicht achtet, laͤuft die Seide zu dik ab, wodurch dann der Faden bei dem Abwinden alle Augenblike bricht, und nicht bloß die Seide selbst verloren geht, sondern auch diejenige, die man erhaͤlt, grob und ungleich wird. Wenn einmahl soviel Seide auf den Haspel aufgewunden ist, als man fuͤr hinlaͤnglich erachtet, z.B. die Seide von 3 Pfund Cocons, so nimmt man den Haspel ab, und stekt einen neuen auf, damit die Arbeit nicht unterbrochen wird. Die Seide bleibt 6 bis 8 Stunden lang auf dem Haspel, und, wenn es moͤglich ist, noch laͤnger, indem sie vollkommen troken seyn muß, ehe man sie von dem Haspel abnimmt. Wenn die Cocons, die man in das Beken that, beinahe fertig sind, muß man das Rad still stehen lassen, die Cocons zu jeder Seite mit einem Seihloͤffel herausnehmen, und sie auf einen Teller in der Naͤhe des Ofens legen. Dieß geschieht aus einem doppelten Grunde: 1) damit sie sich nicht mit den neuen Cocons vermengen, die man zum Abwinden nachschuͤttet; 2) weil, wenn man die alten Cocons so lang im Wasser ließe, bis die frischen gehoͤrig zubereitet sind, die Seide nicht schnell und gehoͤrig abgewunden werden koͤnnte. Sobald die Seide gaͤnzlich von den Cocons abgewunden ist, nimmt man die noch uͤbrige Huͤlle, welche das Insect enthaͤlt, aus dem Beken, und wirft sie weg, damit das Wasser nicht dadurch verunreinigt, und folglich die Seide verdorben wird. Man muß dafuͤr sorgen, daß an jedem Ende des Bekens eine gleiche Anzahl von Cocons zu liegen kommt, damit die Seidenfaden gleich dik werden. Wenn an einer Seite weniger Cocons liegen, so wird nicht bloß der Faden auf dieser Seite duͤnner, sondern er reißt auch ehe. Man muß daher die Cocons einzeln, und nie mehr als zwei auf ein Mahl eintragen. Wenn man z.B. vier oder fuͤnf auf ein Mahl eintruͤge, so wird es auf dieser Seite zu schwer, und der Faden bricht, weil das Gleichgewicht verloren ist. Wenn man die Seidenfaden um die beiden kleinen Drahtstuͤke, die sie auf den Haspel leiten, anlegt, so muß man an dem rechten Drahtstuͤke den Faden rechts, an dem linken aber links umwinden: rechts und links ist hier nach der Hand der Arbeiterinn genommen. Je schneller das Rad laͤuft, desto besser windet die Seide sich ab, und desto besser verbinden sich die Enden der Faden aneinander. Man sollte glauben, daß durch die groͤßere Schnelligkeit der Bewegung der Faden uͤberspannt und leichter abgerissen wuͤrde; Erfahrung hat aber gezeigt, daß der Faden nie wegen der Schnelligkeit reißt, sondern daß, im Gegentheile, je schneller desto besser gewunden wird. Nachdem die gehoͤrige Menge Seide auf dem Haspel aufgewunden wurde, reinigt man die Seide von allen losen Faden mittelst der Finger, und nimmt hierauf eine kleine Handvoll rauher Seide, waͤscht sie, um sie gehoͤrig zu reinigen, druͤkt sie aus, und taucht sie in kaltes Wasser, worauf man mit derselben mit der flachen Hand mehrere Mahle die Seide auf dem Haspel ringsumher abreibt, und mit dem Ballen der Hand aufklopft. Hierauf gießt man etwas kaltes Wasser auf die Seide, und treibt dann den Haspel mit aller nur immer moͤglichen Schnelligkeit acht bis zehn Minuten lang herum, um alles Wasser wegzuschnellen, worauf man den Haspel bei Seite auf einen luftigen Plaz stellt, damit die Seide vollkommen troknet: man darf die Seide aber nicht der Sonne bloß stellen, wodurch sie ihre Farbe verlieren und verdorben wuͤrde. Auf diese Weise wird die Seide rein und glaͤnzend. Bei dem Zurichten der Doppel-Cocons zum Abwinden nimmt man mehr von denselben auf ein Mahl in das Beken, als von der feinsten Sorte. Ehe man sie aber in das Beken bringt, muß man sie von aller außen anhaͤngenden rauhen Seide reinigen, damit sie in dem Beken gehoͤrig spielen. Das Wasser muß ferner siedend heiß seyn, und, da man hier eine groͤbere Seide erhaͤlt, und außen viel rauhe Seide (Werg) anfliegt, benuͤzt das Maͤdchen, welches das Rad dreht, die Zeit, waͤhrend die andere Weibsperson die Cocons im Beken zum Abwinden zubereitet, und puzt die rauhe lose Seide von der bereits auf dem Haspel befindlichen Seide weg. Bei dem Abwinden der feinen Seide befinden sich immer zwei Straͤhne zugleich auf dem Haspel: bei dem Abwinden der Doppel-Cocons hingegen beschraͤnkt man sich bloß auf eine Straͤhne.Obschon Hr. Stephenson hier einige interessante Bemerkungen uͤber das Abwinden der Seide mittheilte, so, ist hier doch das wichtige Sortiren der Seide nach der Feinheit der Faden gaͤnzlich uͤbergangen. Die Kunst des Abwindens der Seide hat soviele Feinheiten, als die Seide selbst, und eine Virtuosinn in dieser Kunst erhoͤht den Werth der Seide oͤfters um 20 p. C. Wenn man in einem Lande ernstlich daran denkt, Seidenzucht einzufuͤhren, so muß man waͤhrend der 10–12 Jahre, die die Maulbeer-Baͤume brauchen, um als Straͤucher heranzuwachsen, jaͤhrlich ein halb Duzend geschikte Arbeiterinnen nach Piemont schiken, (wo diese Kunst den Gipfel der Vollkommenheit erreicht hat) um sie daselbst Seide abwinden lernen zu lassen. Aus Buͤchern, und von Abwinderinnen, die man aus Italien kommen laͤßt, lernt man diese Kunst nicht: denn eine Meisterinn in dieser Kunst steht sich zu gut in Italien, als daß sie fuͤr denjenigen Lohn nach Deutschland gehen wuͤrde, den man ihr bei Einfuͤhrung der Seidenzucht geben kann. A. d. U. Die Art, wie die Franzosen ihre rauhe Seide und die Abfaͤlle beim Abwinden, (die sogenannte Floretseide oder Filoselle) behandeln, ist folgende. Alle Cocons, durch welche sich die Nachtfalter durchgebissen haben, alle leichten Cocons, die man zum Abwinden ungeeignet findet, alle Huͤllen, die man aus dem Beken weggeworfen hat, nachdem die Seide davon abgewunden wurde, werden zusammengethan. Diejenige Floretseide, die ihre gelbe Farbe behalten soll, kommt in einen großen kupfernen Kessel, und wird daselbst von einem Manne mit nakten Fuͤssen eingetreten, wie es in Schottland einige Weiber bei dem Waschen ihrer Waͤsche zu thun pflegen. Die Cocons werden von Zeit zu Zeit mit den Haͤnden umgekehrt, und das Treten hierauf fortgesezt. Diese Arbeit dauert ungefaͤhr zwei Stunden, wobei immer umgewendet und von Zeit zu Zeit frisches Wasser zugegossen wird, bis man sieht, daß die Seide von den Cocons leicht losgeht, wenn man sie mit den Fingern zupft. Da die am Rande liegenden Cocons beim Treten der Kraft der Fuͤße oͤfters entzogen werden, so wirft man die am Rande befindlichen fleißig in die Mitte, damit sie gleichfalls gehoͤrig durchgetreten werdenTechnic. Repository. N. 55. S. 44.. Wenn sie gehoͤrig abgeschieden ist, bringt man sie an den Bach, und bindet die Cocons in ein reines Tuch, damit die Seide sich nicht vermengt. Am Bache gießt man von Zeit zu Zeit frisches Wasser auf, bis man sieht, daß alles Wasser rein abfließt, ohne auf irgend eine Weise getruͤbt oder gefaͤrbt zu seyn. Wenn dieß der Fall ist, breitet man die Seide in der Sonne aus, um in derselben zu troknen, und wenn sie troken geworden ist, ist sie fertig. Wenn diese Seide weiß werden soll, so bringt man die Cocons zuerst in einen Kessel mit kaltem Wasser, in welchem man sie 24 Stunden lang liegen laͤßt. Dann gibt man soviel Wasser in einen kupfernen Kessel, als noͤthig ist, die Cocons gehoͤrig darin zu kochen, so daß also diese davon bedekt werden. In diesem Wasser loͤset man auf jedes Pfund Cocons ein Viertel Pfund gute Seife auf, und wenn die Seife vollkommen aufgeloͤst ist, bindet man die Cocons in ein reines Tuch, um zu verhindern, daß die Seide nicht zusammenlauft, und bringt sie in den Kessel, wo man sie so lang kochen laͤßt, bis man sieht, daß die Cocons weiß geworden sind. Waͤhrend des Kochens haͤlt man die Cocons mit einem Stoke immer unter Wasser, damit sie alle gleichfoͤrmig ausgesotten werden. Nachdem sie gehoͤrig weiß geworden sind, nimmt man sie heraus, fuͤhrt sie zum Bache, und wascht sie daselbst so, wie die vorigen, bis das Wasser vollkommen klar ablauft, worauf man sie an der Sonne ausbreitet, und eben so troknet. Obschon diese lezte Sorte von Seide, sie mag weiß oder gelb seyn, gleichen Preis hat, so zieht der Kaufmann doch die erstere oder gelbe vor, indem diese, wie er sagt, weniger von ihrem natuͤrlichen Gummi verloren hat, als diejenige, die gesotten wurde, und daher auch alle Farben besser annimmt, als leztere. Ich will hier eines Umstandes noch erwaͤhnen, der zwar nicht an seinem Plaze ist, aber doch vielleicht beachtet zu werden verdient. Als ich in den lezten Jahren meines Aufenthaltes zu Montauban nicht so viele Blaͤtter fuͤr meine Raupen in der Nachbarschaft hatte, als ich brauchte, und dieselben eine halbe Stunde weit herkommen lassen mußte, pfluͤkte man sie zwar, wie gewoͤhnlich, in Koͤrbe, fuͤhrte mir aber dieselben in Saͤken zu. Da sie auf diese Weise einige Zeit in den Saͤken liegen mußten, erhizten sie sich, und schwizten, so daß sie bei dem Ausbeuteln ganz naß aus dem Sake kamen. Da ich ein sehr trokenes Gewoͤlbe hatte, ließ ich die Blaͤtter auf dem Boden desselben, den ich vorher rein kehren ließ, ausbreiten, und von einem Arbeiter mit einer hoͤlzernen Gabel fleißig umkehren, bis sie vollkommen troken wurden: der Arbeiter mußte so sanft als moͤglich dabei verfahren, damit er die Blaͤtter nicht zerquetschte, und ich ging waͤhrend dieser Arbeit nicht von seiner Seite. Ich bemerkte nie, daß diese, auf die angegebene Weise behandelten Blaͤtter, obschon sie geschwizt hatten, die mindeste uͤble Wirkung hervorbrachten: die Raupen Fraßen sie mit großem Appetite, blieben gesund und stark, bis sie aufstiegen, und gaben eine gehoͤrige Menge trefflicher Seide. Als ich uͤber diesen Zufall nachdachte, schien es mir, daß es in einem weniger trokenen Lande, als das suͤdliche Frankreich, wie z.B. in England, sogar vorteilhaft werden koͤnnte, wenn man die Blaͤtter schwizen ließe, indem auf diese Weise eine große Menge der zu groben Saͤfte, welche diese Platter in feuchteren Laͤndern enthalten, weggeschafft werden konnte, was bei Maulbeer-Baͤumen, die, wie gegenwaͤrtig in England, in stark geduͤngtem Gartenboden gezogen werden, wo die Blaͤtter viel zu saftig werden, als daß sie den Raupen gut anschlagen koͤnnten, (in Frankreich haͤlt man, wie gesagt, solche Blaͤtter sogar fuͤr hoͤchst gefaͤhrlich) um so mehr nothwendig zu seyn scheint. (Herr Stephenson wuͤnscht, daß die Gesellschaft Versuche hieruͤber anstellen ließe, um der Sache auf die Spur zu kommen, indem es hoͤchst nothwendig ist, den Raupen das gesuͤndeste Futter zu verschaffen.) Um den wahrscheinlicheren mittleren Ertrag bei der Seiden-Zucht zu erfahren, fragte ich einen der erfahrensten Maͤnner in diesem Zweige der Landwirthschaft. Er versicherte mir, daß er eine Seidenernte allerdings fuͤr gut erklaͤrt, wenn er aus zwei Loth Eiern fuͤnf Pfund Seide erhaͤlt, obschon er auch Jahre hatte, in welchen er sechs, sieben, acht, und sogar neun Pfund aus zwei Loth Eiern gewann: ja er kannte einige Landwirthe, die 10 Pf. Seide aus derselben Menge Eier erhielten. Er wiederhohlte aber, daß er sich gern mit fuͤnf Pfund Seide begnuͤgt, vorzuͤglich, wenn er viele Raupen zieht, indem der Ertrag an Seide in dem Maße abnimmt, als man viele Raupen auf ein Mahl zieht, da es durchaus unmoͤglich ist, auf eine sehr große Menge derselben jene Aufmerksamkeit zu wenden, die man einer kleineren allerdings schenken kann.Es ist unglaublich, wie schnell das Verhaͤltnis; der Raupen zu den Cocons abnimmt, wenn die Zahl der Raupen zunimmt. Wenn man z.B. aus 4 Loth Eiern 120 bis 130 Pf. Cocons rechnet, so erhaͤlt man aus 16 Loth Eiern nur mehr 3 bis 3 1/2 Ztr. Cocons, und aus 32 Loth Eiern gar nur 6 Ztr. Darin besteht aber gerade der Vortheil bei der Seidenzucht fuͤr den kleineren Landwirth, daß er verhaͤltnißmaͤßig mehr bei der Seidenzucht gewinnt, als der große Guͤter-Besizer. Jeder Bauer kann 2 Loth Eier ausbruͤten lassen, und daraus 5 Pf. Seide gewinnen, die ihm an 60 fl. tragen, wenn seine Maͤdchen die Seide abwinden koͤnnen. A. d. U. Ich will hier noch bemerken, daß, man, in Frankreich, zweihundert und Zwanzig Cocons auf Ein Pfund rechnet, wenn sie mittelmaͤßig gut sind; daß man, um soviel Raupen zu fuͤttern, als man zu Einem Zentner Cocons braucht, zwei und zwanzig bis drei und zwanzig Zentner Maulbeer-Blaͤtter als Futter fuͤr dieselben noͤthig hat; daß Ein Zentner Cocons nur zwischen neun bis zehn Pf. gesponnene Seide liefert; daß, ein Jahr in das andere, das Pfund Cocons nur 25 Sols gilt; daß die gesponnene Seide, bis sie gereinigt und zum Verarbeiten auf dem Stuhle fertig ist, beinahe ein Viertel am Gewichte verliert; daß endlich das Pfund gesponnene Seide, ein Jahr in das andere, in Frankreich 25 Livres gilt. Hr. Stephenson empfiehlt der Society fuͤr Maulbeerplantagen auf sandigem steinigen Boden zu sorgen, der zwar jaͤhrlich umgegraben und gereinigt werden muß, aber durchaus nicht geduͤngt werden darf, und die Maulbeer-Baͤume bloß aus Samen ziehen zu lassen, indem dieß die schnellste und leichteste Vermehrungs-Art derselben ist, und man dadurch zugleich immer zarte junge Blaͤtter fuͤr die jungen Raupen erhaͤltVergl. Anm. 40. S. 138 und 56. S. 153. A. d. U.. Er schließt mit einem Auszuge aus Hrn. Marteloy's Denkschrift, die derselbe nach 18jaͤhrigen Versuchen uͤber die Ursachen des Verfalles der Seiden-Zucht dem Minister unterlegte, und Hrn. Stephenson im Manuscripte mittheilte. Hr. Marteloy findet die Ursachen des geringeren Ertrages der Seidenzucht in Frankreich: 1) in Mangel an Reinlichkeit, die fuͤr die Gesundheit und das Gedeihen der Raupen unerlaͤßlich ist; 2) in dem Aufeinanderhaͤufen zu vieler Raupen in zu engen Raͤumen; 3) in dem Einsperren der Raupen oder in dem Ausschließen der freien atmosphaͤrischen Luft, wodurch die Luft in dem Zimmer allmaͤhlich toͤdtlich fuͤr die Raupen wird. Hr. Marteloy fing seine Abhandlung damit an, daß er dem Minister bewies, daß ein Seidenwirth (fabriqueur); der nur ein Zimmer von 18 Fuß Laͤnge, eben solcher Breite, und 15 Fuß Hohe hat, ohne die mindeste Bedenklichkeit 40 Loch Eier ausbruͤten laͤßt, die ihm, wenn sie ziemlich gut sind, acht mahl hundert tausend Raupen geben. Wenn diese Raupen reif werden, werden sie Finger dik, und koͤnnten unmoͤglich in diesem Raͤume Plaz finden, wenn sie nicht, wie alle anderen Thiere, in jedem Alter sterben konnten. Wenn wir annehmen, sagt Hr. Marteloy, daß beider vierten Haͤutung die Haͤlfte derselben gestorben ist, so bleiben noch 400,000 uͤbrig, die unmoͤglich in einem solchen Zimmer Plaz haben koͤnnen, wenn man bedenkt, daß hundert Raupen wenigstens Einen Quadratfuß brauchen, wo sie gehoͤrig untergebracht seyn sollen. Ein solcher Seidenwirth muß also sein Ammer so mit Stellen anfuͤllen, daß man nichts wie eine Masse von Insecten und Mist in demselben findet, wodurch die Luft nothwendig verdorben werden muß. Nun kommt noch die Grausamkeit hinzu, in einem solchen Zimmer Fenster und Thuͤren fest zuzuschließen, alle aͤussere Luft abzuhalten, und diese Zimmerluft, die kaum mehr athembar ist, durch dichte Raͤucherungs-Wolken noch mehr zu verderben. Von den ersten zwei Haͤutungen fuͤllen die jungen Raupen nur zwei Stellen, weil sie noch klein sind, und folglich wenig Raum einnehmen: sie gedeihen nach Wunsch, und ihr Wirth ist voll suͤßer Hoffnung eines gluͤklichen Erfolges. Wenn die dritte Haͤutung kommt, sind die Raupen um ein Achtel groͤßer geworden, und nehmen dann sechzehn Mahl mehr Raum ein. Von diesem Augenblike an zerstoͤrt eben dieser Wirth alle seine schoͤnen Hoffnungen selbst. Er schließt Fenster und Thuͤre, verstopft jede Rize, wodurch nur die mindeste frische Luft eindringen koͤnnte; er heizt mit großer Auslage dieses Zimmer, und erstikt, buchstaͤblich, die Raupen durch seine Raͤucherungen. Waͤhrend der ersten beiden Lebensperioden der Raupen ist es nicht absolut noͤthig, frische Luft in das Zimmer zu schaffen, indem die Raupen kaum den zwanzigsten Theil des Zimmers einnehmen: der Mist vertroknet von selbst; denn er wird kaum Einen Zoll oder hoͤchstens anderthalb Zoll dik. Allein, in dem dritten Lebens-Alter sieht es anders aus. Die Raupen fuͤllen bereits 16 Stellen, und werden nun jeden Tag bis zu ihrer Reife groͤßer, so, daß sie bald das ganze Zimmer ausfuͤllen. Der Mist nimmt in Verhaͤltniß der großen Menge Blaͤtter zu, die sie freßen, und des Unrathes, den sie absezen, und wird in diesem Alter schon 5 bis 6 Zoll hoch. Die Luft im Zimmer, voll giftiger Feuchtigkeit, die aus den Raupen und ihrem Unrathe und aus den Blaͤttern emporsteigt, laͤßt den Unrath nicht troken werden: er erhizt sich, und nezt und aͤzt die Raupen an, die nun ihre Lebhaftigkeit verlieren, und selbst das beste Futter nicht mehr anruͤhren. Zuweilen vollendet die Raupe, selbst unter, allen diesen Drangsalen, wenn sie stark genug ist, ihr drittes Alter, und selbst ihr viertes: allein, in dem Augenblike der Reife, wo sie aufsteigen soll, unterliegt sie endlich, angestekt und erschoͤpft, unter ihren vielen Leiden. Vergebens erwartet der Wirth den Lohn fuͤr seine Kost und Muͤhe: die verpesteten Wuͤrmer vermoͤgen nicht aufzusteigen und zu spinnen; vergebens will er ihnen mit seinen Haͤnden auf das Spinngeruͤst helfen; er toͤdtet ihm dadurch nur noch mehrere, denn sie fallen herab, oder legen nur hier und da einige Faden an. Nun sieht der Wirth mit Entsezen den Untergang seiner Hoffnungen, herannahen, und, um denselben zu beschleunigen, raͤuchert er mit Gesundheits-Rauch alle noch lebenden Raupen zu Tode. Die aͤrmsten Doͤrfer, wo die Wohnhaͤuser nur wahre Huͤtten sind, sind dafuͤr die Plaͤze, wo man meistens die reichste und die sicherste Seiden-Ernte findet. Diese, ungeachtet aller Sorgfalt sie zu schließen, großen Theils doch noch immer luͤftigen Huͤtten haben Loͤcher genug, durch welche frische Luft in und durch sie dringen kann: dieß ist die Ursache, warum die Raupen hier gedeihen. Die reicheren Nachbarn, deren Haͤuser besser gegen Wind und Wetter geschuͤzt sind, erstaunen uͤber den Segen Gottes bei den Armen, und stellen diese bei ihren Seidenraupen als Waͤrter an. Allein hier gelingt ihnen ihr Segen nicht mehr, und sie sind einfaͤltig genug, nicht einzusehen, daß es bloß die bessere Luft ihrer halb offenen Haͤuser ist, welcher sie das bessere Gedeihen ihrer Raupen zu danken haben; sie schreiben das Mißlingen, in ihrer neuen scheinbar besseren Lage, bald der Hize, bald der Kaͤlte, bald einem boͤsen herrschenden Winde, bald der Natur des Bodens, bald der Menge der Blaͤtter, bald dem Monatflusse der Weiber zu, die die Raupen warten. So war der Zustand der Seiden-Zucht in Frankreich, ehe Hr. Marteloy fand, daß bloß Mangel an Reinlichkeit, Mangel an frischer Luft die Ursache alles jenen Unheiles ist, welches den Seidenwirth um seinen Ertrag bringt. Durch fleißiges Auspuzen und Verhindern, daß der Mist nicht in Gaͤhrung geraͤth, durch immer freieren Zutritt der Luft, beseitigte er nach 18jaͤhrigen Versuchen alle Gefahren, und uͤberzeugte sich, daß die Seidenraupe nach der zweiten Haͤutung auch die freie Luft ertragen kann. Das heillose Verfahren, welches man ehevor im suͤdlichen Frankreich bei der Seiden-Zucht befolgte, beschraͤnkte sich nicht bloß auf die Leichen der Raupen, sondern wuͤrgte auch Menschen, vorzuͤglich Kinder. Man bemerkte haͤufig, daß Kinder an der Brust von Muͤttern, die mit Wartung und Pflege der Seidenraupen beschaͤftigt waren, dahin starben, und die Sterblichkeit unter den Saͤuglingen in jenen Gegenden, wo die Seidenzucht stark betrieben wird, wie zu Tiers, Narbonne, Castrie etc., war zur Zeit der Seidenwirthschaft außerordentlich groß. Man schrieb dieß einer giftigen Eigenschaft der Milch der saͤugenden Muͤtter zu, die durch das Warten und Pflegen der Raupen entstehen soll: allein es ist lediglich die Wirkung der verpesteten, Luft der Zimmer, in welchen man die Seidenraupen auf die oben angegebene verkehrte Weise zog, die die Muͤtter krank machte und die schwaͤcheren Kinder toͤdtete. Haͤufig bekamen die Weiber, die die Seidenraupen in solchen Zimmern warteten, die Gelbsucht, und wurden so gelb, wie die Raupen, und wenn sie hier und da die leichtesten Verlezungen an der Haut hatten, so entstanden daraus brandige Geschwuͤre (wie in Feldspitaͤlern, wo der Typhus herrscht). Seit die bessere Methode bei der Seiden-Zucht eingefuͤhrt ist, wird kein Arbeiter bei den Seidenraupen mehr krank. In Folge der Versuche des Hrn. Marteloy trugen die Staaten von Languedoc, nach dem Wunsche des Hrn. Ministers, auf einen Versuch im Großen an, die Seidenraupen ganz in freier Luft zu ziehen. Hr. Marteloy, der den Versuch leiten sollte, erhielt 1200 Livres zur Ausfuͤhrung desselben. Er wurde im J. 1764 (in Gegenwart des Hrn. Stephenson) zu Montpellier mit dem gluͤklichsten Erfolge vollendet. Acht und ein Viertel Pfund Cocons gaben Ein Pfund Seide, waͤhrend man sonst zwoͤlf Pfund Cocons zu soviel Seide rechnetAuch der Uebersezer zog vor 30 Jahren Seidenraupen in freier Luft, und sie gediehen trefflich: allein die Voͤgel holten sie vor dem Einspinnen. A. d. U.. Dieses guͤnstige Resultat veranlaßte im folgenden Jahre einen zweiten aͤhnlichen Versuch, zu welchem Hrn. Marteloy 1800 Livres vorgeschossen wurden; allein die Witterung war in diesem Jahre so kalt und naß, und es regnete gerade zur Zeit des Aufsteigens der Seidenraupen so gewaltig, daß es unmoͤglich ward, den Raupen trokenes Futter zu verschaffen. Der Versuch mißlang; es mißrieth aber auch zugleich die Seiden-Ernte im ganzen suͤdlichen Frankreich. Man stellte nun zwar keinen neuen Versuch mehr an, die Seidenraupen im Freien zu ziehen; allein die beiden fruͤheren Versuche des Hrn. Marteloy oͤffneten allen Seidenwirthen die Augen; sie lernten die Nachtheile kennen, die dadurch entstehen, wenn man viele Raupen in einem engen Raͤume zusammenhaust; sie lernten, die Nothwendigkeit der Reinlichkeit, des fleißigen Ausmistens einsehen, die Unerlaͤßlichkeit reiner frischer Luft fuͤr die Raupen begreifen, und die Seiden-Zucht bekam eine neue Gestaltung und neuen Umschwung. Die Eigenthuͤmer des Languedoker-Canals geriethen auf die wolthaͤtige Idee, beide Ufer dieses Canales, der das mittellaͤndische Meer mit dem Ocean verbindet, auf einer Streke von 120 engl. Meilen von Agde bis Toulouse mit weißen Maulbeer-Baͤumen zu bepflanzen, und Hr. Marteloy bekam die Leitung dieser Pflanzung, von welcher ihm das Zehntel des Ertrages zugesichert wurde. Sie uͤbertrugen ihm ferner eine große Streke ihnen zugehoͤrigen wuͤsten Landes mit Helen von Maulbeer-Baͤumen zu bepflanzen, und er entsprach ihren Wuͤnschen, wofuͤr er auch reichlichen Lohn erhielt.