Titel: Beschreibung einer Zeichnung zu einer sich drehenden Dampfmaschine. Von Hrn. Jak. White.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XLI., S. 201
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XLI. Beschreibung einer Zeichnung zu einer sich drehenden Dampfmaschine. Von Hrn. Jak. White. Aus dem Edinburgh New Philosophical Journal. 1826. 3. Quartal. S. 266. Mit Abbildungen auf Tab. IV. White's, Beschreibung einer Zeichnung zu einer sich drehenden Dampfmaschine. Ich kann meine hier vollendete Zeichnung nur mit einer Art von Mißtrauen dem Publicum vorlegen. Es sind beinahe 200 Jahre, daß man den ersten Versuch machte, eine Dampfmaschine mit umdrehender Bewegung zu verfertigen, und das Mißlingen aller, von so vielen geistreichen Maͤnnern im In- und Auslande unternommenen Versuche, eine solche Maschine in Gang zu bringen, verglichen mit der Vollkommenheit, welche die Dampfmaschine mit abwechselnder Bewegung bereits erreicht hat, hat schon den Namen einer sich drehenden Dampfmaschine (Rotatory Steam-Engine) als etwas Phantastisches verrufen, und uns wenig Hoffnung uͤbrig gelassen, diese Makel auszutilgen. Wer die Grundsaͤze kennt, auf welchen die Anwendung des Dampfes beruht, und die verschiedenen Plane, die man zu einer drehenden Dampfmaschine ausgedacht hat, der wird wissen, daß die Reibung, die durch den ungleichen Druk des Dampfes auf den sich drehenden Cylinder entsteht, das große Hinderniß ist, das dem Gelingen im Wege stand. Daß diese Schwierigkeit nun nicht laͤnger Statt hat, kann meine Zeichnung deutlich erweisen. Man nehme zuerst an, daß die Maschine aus einem großen aͤußeren Cylinder besteht, der durch Platten in drei Abtheilungen gebracht ist, wovon die mittlere in ihrer Laͤnge den beiden uͤbrigen gleich ist. In jeder dieser Abtheilung befinden sich, concentrisch, kleinere, die die sich drehenden Cylinder heißen; der Unterschied zwischen dem inneren Durchmesser des aͤußeren Cylinders und den aͤußeren Durchmessern der kleinen Cylinder bildet den Durchgang fuͤr den Dampf. Es sey, A, Fig. 29. ein solcher sich drehender Cylinder; so ist, B, B, der Durchgang fuͤr den Dampf. Wenn der Dampf aus dem Kessel durch die Dampfroͤhre, 3, eintritt und niedersteigt, so gelangt er in den Durchgang fuͤr den Dampf, B, B, durch die Klappe, f, wirkt auf die Staͤmpel-Platte, P, die an dem sich drehenden Cylinder befestigt ist, und treibt diesen herum. Wenn er beinahe Eine Umdrehung gemacht hat, kommen die Viertelkreise auf der Staͤmpel-Platte in Beruͤhrung mit der Klappe, jedoch nicht ehe, als die Staͤmpel-Platte vor dem Canale voruͤber ist, der in den Verdichter, C, leitet; folglich ist der Druk auf die Klappe beseitigt. Wenn ein Flugrad an der Maschine angebracht ist, so wird die Bewegung fortwaͤhren; die Viertelkreise auf der Staͤmpel-Platte werden die Klappe oͤffnen, und die Staͤmpel-Platte vorbeiziehen lassen. Nun hat der Cylinder Einen Umlauf vollendet. Wenn die Klappe, f, anfaͤngt sich zu oͤffnen, sperrt sie den Dampf ab; folglich hat kein Aufwand an Dampf Statt, wenn die Kraft ein Flugrad ist. Die Klappe schließt sich wieder durch den Dampf, indem der kleine Hebel an der Achse der Klappe mit dem Staͤmpel verbunden ist, der in dem kleinen Dampfcylinder, T, arbeitet. Wenn die Klappe sich oͤffnet, hebt er den Staͤmpel in dem Cylinder, T, sobald aber die Staͤmpel-Platte, P, vor der Klappe voruͤber ist, wirkt der Dampf auf den Staͤmpel des kleinen Cylinders, T, druͤkt ihn nieder, und schließt die Klappe. Auf diese Weise ist der Cylinder nun zu einer zweiten Umdrehung bereit. Ehe wir weiter fahren, wollen wir annehmen, die Maschine habe bloß Einen Durchgang fuͤr den Dampf, statt dreier, und dieser sey der bereits beschriebene; so ist dann offenbar, daß, nachdem die Staͤmpel-Platte, P, nur eine halbe Umdrehung gemacht hat, der Dampf einzig und allein nur an der unteren Seite des sich drehenden Cylinders, A, vorhanden seyn, und diesen dort hinauf druͤken wird, wo kein Dampf vorhanden ist. Dadurch wird aber ein solcher Grad von Reibung auf den Lagern desselben entstehen, daß die Kraft auf der Staͤmpel-Platte kaum etwas mehr als hinreichen wird, um den sich drehenden Cylinder umzutreiben. Um dieses Hinderniß zu beseitigen, habe ich nun den aͤußeren Cylinder in drei Abtheilungen gebracht, wie man in Fig. 30. an den Theilungs-Platten, x, x, sieht. Diese Platten drehen sich nicht. Die erste Abtheilung enthaͤlt den Cylinder, A, den ich bereits beschrieben habe, und eine Umdrehung machen ließ; die mittlere Abtheilung haͤlt den Cylinder, E, und die dritte den Cylinder, D. Die beiden End-Abtheilungen, welche die Cylinder, A, und, D, enthalten, sind in jeder Hinsicht einander gleich, und die Klappen, f, f, befinden sich auf derselben Achse. Die mittlere Abtheilung, welche den Cylinder, E, enthaͤlt, ist ganz nach dem Grundsaze der beiden vorigen erbaut, nur mit dem Unterschiede, daß sie so lang ist, als beide andere zugleich. Fig. 29. Es sey der Dampf bei der Dampfroͤhre, S, eingelassen, und derselbe steige durch die beiden Endklappen herab; zu gleicher Zeit wird er durch die Roͤhre, W, aufwaͤrts uͤber den aͤußeren Cylinder steigen, und durch die mittlere Klappe, V, auf die Staͤmpel-Platte, F, der mittleren Abtheilung, Fig. 30. wirken, und dem Druke von der unteren Seite gleichfoͤrmig entgegen arbeiten. Der sich drehende Cylinder wird also durch gleichfoͤrmigen Druk des Dampfes von allen Seiten herumgetrieben, und 9/10 seines Umlaufes vollenden, und der beschleunigenden Kraft des Flugrades fuͤr den Augenblik, wo kein Dampf aufgewendet wird; nur 1/10 uͤberlassen. Fig. 30. zeigt die vorspringenden Raͤnder zur Verbindung der Dampfroͤhre, W, die zur mittleren Abtheilung leitet. r, r, sind messingene Ringe, die so auf die Enden der Cylinder aufgepaßt sind, daß sie gegen die Theilungs-Platten, x, x, etc. luftdicht werden, R, ist die Achse der sich drehenden Cylinder. Wo man kein Flugrad brauchen kann, koͤnnen die Staͤmpel-Platten auf den sich drehenden Cylindern so angebracht werden, daß der mittlere in Thaͤtigkeit ist, wenn die an den Enden die Klappen voruͤberziehen, und leztere in Thaͤtigkeit sind, wenn der mittlere vor der Klappe voruͤberzieht; in diesem Falle ist aber der Druk auf die sich drehenden Cylinder nicht genau gleichfoͤrmig.

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