Titel: Ueber die Vortheile, die man durch Einführung einiger Maschinen im Akerbaue des Nieder-Maylandes (Basso Milanese) erhalten könnte. Antwort des Advocaten D. Brera an P. P. Angiolo.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LI., S. 223
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LI. Ueber die Vortheile, die man durch Einfuͤhrung einiger Maschinen im Akerbaue des Nieder-Maylandes (Basso Milanese) erhalten koͤnnte. Antwort des Advocaten D. Brera an P. P. Angiolo. Aus der Biblioteca italiana. September. (Ausgegeben am 31. October) 1826. S. 350. (Im Auszuge.) Mit Abbildungen auf Tab. V. Brera, uͤber die Vortheile, die man durch Maschinen im Akerbaue erhalten koͤnnte. Hr. Brera bemerkt sehr richtig, daß, wenn man in einem Lande mehr Getreide, oder was immer baut, als man braucht oder ausfuͤhren kann, man sich einmahl dadurch schadet, daß man den Werth des Productes verringert, und dann auch dadurch, daß man in Folge dessen zugleich den Werth anderer Producte herabsezt; daß die wahre Oekonomie nicht im Sparen, sondern darin besteht, den hoͤchsten Ertrag mit den mindesten Kosten unter allen Verhaͤltnissen der Zeit zu erhalten. Er bemerkt eben so richtig, daß wohlfeile Zeiten nicht immer den Arbeitslohn wohlfeiler machen, indem die Arbeitsleute sich dann reichlich fuͤr eine Kleinigkeit naͤhren koͤnnen, also lieber eine halbe Woche nicht arbeiten, indem sie sich in ein paar Tagen leicht soviel verdienen, als sie eine Woche uͤber brauchen, und dadurch Mangel an Haͤnden erzeugen, die man jezt so theuer, und oft noch theuerer, verhaͤltnißmaͤßig aber zum Werthe der Producte immer drei bis sechs Mahl theurer bezahlen muß, als ehevor. Er ist daher der Meinung, daß, so gegruͤndete Ursache man auch immer hat, gegen Maschinen im Akerbaue mißtrauisch zu seyn, man am Ende doch gezwungen seyn wird, sich derselben zu bedienen, so wie die Englaͤnder sich derselben im Fabrikwesen bedienen mußten, sobald der Arbeitslohn so hoch stieg, daß die Fabrik-Inhaber nicht mehr bei demselben bestehen konnten. Er beschreibt hier zwei Maschinen, deren er sich in seiner Wirthschaft bei dem Wiesenbaue bedient. In Italien, wo man die Wiesen wassern muß, muß man noch mehr, als bei uns, dafuͤr sorgen, den Wiesenboden immer soviel moͤglich weich und eben an der Oberflaͤche zu erhalten. Man faͤhrt daher das Heu daselbst nicht auf Wagen ein, die tiefe Furchen in die Wiesen schneiden, man fuͤhrt den Duͤnger nicht auf Wagen uͤber dieselben, sondern man bedient sich hierzu kleiner Schlitten. Aber auch diese lassen Furchen, wenn sie schwer beladen sind, und verderben die Wiesen, und wenn sie zu klein und zu leicht beladen sind, verliert man Zeit und Arbeit. Hr. Brera gerieth daher auf die Idee, alle Fuhren auf den Wiesen durch ein aͤhnliches Fuhrwerk, wie jenes, womit man in Italien die großen Marmorbloͤke aus den Steinbruͤchen foͤrdert, verrichten zu lassen, und an den auf den maylaͤndischen Wiesen gewoͤhnlichen Schlitten oder Schleifen Walzen anzubringen, wie man in Fig. 1. sieht. Diese Walzen sind aus Holz, 21 Maylaͤnder Unzen lang, halten 6 UnzenEine Maylaͤnder Unze (oncia di Milano) ist = 49, 58/100 Millimeter. A. d. O. Ein Millimeter ist etwas mehr als eine halbe Linie. A. d. U. im Durchmesser, und drehen sich auf zwei starken Zapfen. Er vergroͤßerte nach und nach dieses Fuhrwerk so, daß er mit zwei Pferden 15 bis 16 Ztr. Heu auf demselben einfahrenDer Maylaͤnder Zentner hat 131 Pf. 4 Unzen schweres Gewicht. A. d. O., und verhaͤltnißmaͤßig Erde und Duͤnger auf die Wiese bringen konnte. Dadurch ist nun nicht nur das Verderben der Wiesen durch die Furchen, welche die Wagen und Schlitten in dieselben schneiden, beseitigt, sondern man gewinnt zugleich den großen Vortheil des Walzens derselben, wodurch sie geebnet werden, und die Erde an der Oberflaͤche, die daselbst von Thieren aufgeworfen wurde, gleichfoͤrmig niedergedruͤkt wird. Die Knechte haben den Auftrag, wenn sie den Duͤnger auf die Wiese fuͤhren, nie auf derselben Bahn zuruͤkzufahren, auf welcher sie in die Wiese hineingefahren sind. Die Tritte der vorgespannten Ochsen oder Pferde selbst werden durch die Cylinder wieder geebnet. Durch diese Walzen-Karren wird zugleich mancher Ungluͤksfall, der durch das Einfahren des Heues auf Wagen, die so oft umwerfen, wenn es uͤber kleine Graͤbchen geht, vermieden: die Walzen gehen leicht uͤber die kleinen Graben, wenn man sie schief daruͤber zieht. Dieses Walzen-Fuhrwerk wird nicht mit einem sogennanten Wagscheite zur Bespannung versehen, sondern die Zugthiere werden an den Haken angespannt, wie man in der Figur sieht; es braucht hier kein Umkehren, sondern man spannt, noͤthigen Falles, die Thiere ruͤkwaͤrts an. Ein solches Fuhrwerk kostet hoͤchstens 60 Lire milanese; wenigstens kam es Hrn. Brera nicht hoͤher. Die zweite Maschine ist eine Verbesserung der englischen sogenannten Heu-Maschine (Hay making Machine), durch welche das gemaͤhte Gras auf der Wiese leicht gewendet werden kann, damit es schneller an der Sonne troknet. Diese Maschine besteht, wie man in Fig. II. sieht, aus acht Rechen mit eisernen Zaͤhnen, die sich mittelst einer großen Winde in entgegengesezter Richtung mit den Raͤdern drehen, die die Maschine in Bewegung sezen, und das Gras vorne fassen, und hinter die Maschine kehren. Hr. Brera fand, daß diese Maschine, die er sich aus England kommen ließ, soviel in einem Tage arbeitet, als zehn Kinder, deren man sich in Italien gewoͤhnlich zum Umkehren des Heues bedient. Ueberdieß gewinnt man auch durch den schnelleren Transport dieser Maschine von einer Wiese auf die andere die Zeit, die durch das langsame Hin- und Hergehen der Arbeiter verloren geht. Die Maschine ist großen Theils aus Eisen, und es steht nicht zu besorgen, daß sie durch rohe Behandlung ungeschikter Arbeiter leicht verdorben werden kann. Sie arbeitet uͤbrigens so genau, als man nur immer mit der Hand arbeiten kann. Man hat in Frankreich gegen diese Maschine eingewendet, daß sie die Blaͤtter zerreißt; Hr. Brera fand dieß, wenigstens bei der ersten Heu-Ernte, nicht; wenn aber auch, meint er, etwas dadurch verdorben wuͤrde, so waͤre es durch Ersparung an Arbeitslohn reichlich ersezt. Er gibt von dieser Maschine folgende Beschreibung. Die beiden Raͤder, a, b, die zwanzig Maylaͤnder Unzen im Durchmesser haben, dienen zum Fahren der Maschine von einem Orte auf den anderen: diese Raͤder drehen sich auf zwei eisernen Achsen, deren jede acht Unzen und eine halbe lang ist, und drei Viertel Unze im Durchmesser haͤlt: sie sind im Mittelpunkte zweier eiserner Schilde aus Gußeisen, c, d, befestigt. Die Nabe des Rades, a, fuͤhrt eine gezaͤhnte Scheibe, gleichfalls aus Gußeisen, mit 36 Zaͤhnen, welche, wenn das Pferd an der Gabel, e, e, vorwaͤrts zieht, ihre Bewegung einem gezaͤhnten Triebstoke, f, Fig. II. III. und IV., mittheilt, oder einem eisernen Raͤdchen mit 12 Zaͤhnen, welches in dem hoͤlzernen Cylinder, g, eingelassen ist. Der Cylinder, der 3 1/4 Unzen im Durchmesser hat, und drei Braccia lang ist, ist innenwendig hohl, damit er sich frei um die eiserne Achse, h, drehen kann. Diese Achse, die vierzig und eine halbe Unze lang ist, ruht oben auf den beiden Schilden, c, d, und bindet und haͤlt die ganze Maschine zusammen. In einer Entfernung von fuͤnf Unzen und ein Viertel von den beiden Koͤpfen des hoͤlzernen Cylinders, g, stehen die beiden Kreise aus Gußeisen, i, i, von 15 3/4 Unzen im Durchmesser, mittelst hoͤlzerner Keile auf besagtem Cylinder befestigt. Jeder dieser Kreise hat, in einer Entfernung von 6 1/4 Unze von einander, acht eiserne Stuͤzen, l, l, Fig. II. und V., von der Dike einer halben Unze ungefaͤhr, die von denselben ungefaͤhr eine halbe Unze abstehen. Auf diesen Stuͤzen ruhen die acht hoͤlzernen Querlatten, m, m, von der Dike einer Unze ungefaͤhr, und von 32 1/2 Unzen Laͤnge. Auf jeder dieser Querlatten stehen in einer Entfernung von vier Unzen von einander neun eiserne etwas gekruͤmmte Zaͤhne, die drei Unzen lang sind: diese Querlatten mit den Zaͤhnen bilden die Rechen, die das Heu auf der Wiese zusammenrechen. Damit diese Zaͤhne nicht abbrechen, oder verdorben werden, wenn sie auf ein Hinderniß stoßen, sind die Stuͤzen, l, l, beweglich, oder in einer Art von Scharnier, wodurch die Rechen in der Richtung der Umdrehung mittelst der Federn, n, n, erhalten werden, welche nachgeben, und so den Zaͤhnen erlauben, sich fuͤr einen Augenblik zu biegen, wenn sie auf einen Widerstand stoßen, und dann wieder die vorige Lage anzunehmen. Die Eisen, o, o, die an die Schilde, c, d, angeschraubt sind, halten die Gabel, in welche das Pferd gespannt werden muß, zwanzig Unzen weit von der Maschine entfernt, und lassen folglich Raum genug fuͤr das gemaͤhte Gras, um hier durch zu laufen, und hinter die Maschine zu gelangen. Da der hoͤlzerne Cylinder, g, kuͤrzer ist, als die eiserne Achse, h, so laͤßt er sich leicht dem einen wie dem anderen Schilde naͤhern, und in dieser Lage festhalten, wenn man mittelst einer Schraube in dem Loche, welches in dem Mittelpuncte des Cylinders angebracht ist, den Zahn der Feder, p, faͤngt, und bis in die Mitte der eisernen Haͤlter bringt, die innenwendig an der eisernen Achse, h, angebracht sind. Wenn man nun die Rechen in Bewegung sezen will, darf man sie nur gegen das Rad, a, stoßen, so daß die Zaͤhne des Rades, f, in die Zaͤhne der gezahnten Scheibe desselben Rades eingreifen; wenn aber die Rechen ruhen sollen, schiebt man sie auf die entgegengesezte Seite. Um die Rechen nach Umstaͤnden zu heben oder zu senken, zieht man, nachdem man vorlaͤufig, wie oben angegeben wurde, dieselben gegen das Rad, a, gestoßen hat, als wollte man sie in Bewegung sezen, die beiden Schrauben-Zapfen, r, r, heraus, Fig. II. und III., die durch die Eisen, o, o, laufen, und durch die Loͤcher, s, s, in den Schilden, c, d, und dreht die Rechen, bis die Maschine sich bis zu dem naͤchsten Loche hebt oder senkt, so daß man wieder die Schrauben-Zapfen in eines dieser Loͤcher einfuhren, und dadurch die Maschine befestigen kann. Wenn man die Maschine von einer Wiese auf die andere fuͤhrt, stellt man die Rechen in Ruhe, und hebt diese auf die so eben angefuͤhrte Weise. Der Knecht, der die Maschine fuͤhrt, reitet auf dem Pferde, und muß dieselbe, wenn die Wiese groß ist, einmahl nach der Laͤnge, das andere Mahl nach der Quere uͤber dieselbe fahren.

Tafeln

Tafel Tab. V
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