Titel: Programm
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. LXXVI., S. 375
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LXXVI. Programm der von der Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale in der General-Sizung vom 22. November fuͤr die Jahre 1827, 28, 29 und 30 ausgeschriebenen Preise. Programm der von der Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale fuͤr die Jahre 1827, 28, 29 und 30 ausgeschriebenen Preise. (Beschluß.) Preise, die fuͤr das Jahr 1828 verschoben wurden. Chemische Kuͤnste. 29) Preis von 2000 Franken fuͤr Verbesserung der Darmsaiten zu musikalischen Instrumenten. (Wie im polytechnischen Journale. Bd. X. S. 493. Beschraͤnkt sich nun bloß auf Saitenschlaͤger in Paris, die unter den Augen der Commissaͤre arbeiten muͤssen). 30) Preis von 3000 Franken auf Vervollkommnung der Hut-Faͤrberei. (Wie im polytechnischen Journale. Bd. XIX. S. 195). Oekonomische Kuͤnste. 31. Preis von 2000 Franken auf die Entdekung eines sehr wohlfeilen Verfahrens zur Aufbewahrung des Eises. (Wie im polytechnischen Journale. Bd. XVI. S. 100). Preise fuͤr das Jahr 1829. Chemische Kuͤnste. 32) Preis von 6000 Franken fuͤr Verbesserung von Eisengußwerken. (Das Programm lautet dieß Jahr anders, als im pol. Journ. Bd. X. S. 497). „Die meisten franzoͤsischen Eisenguß-Waaren aus franzoͤsischen Eisenerzen biethen Fehler dar, die man an aͤhnlichen Waaren der meisten englischen Hochoͤfen nicht wahrnimmt.“ „Diese Fehler zeigen sich vorzuͤglich, wenn man das Gußeisen bohrt, oder mit dem Meißel oder mit der Feile bearbeitet. Gutes Gußeisen zeigt keine besondere Haͤrte auf seiner Oberflaͤche, bildet beim Drehen oder Schneiden Spaͤne, und zeigt leine Koͤrner oder Hoͤhlungen, die die Faden abbrechen lassen oder bei der Politur hinderlich sind.“ „Das wiederholte Schmelzen des Gußeisens veraͤndert die Natur desselben, und die Arbeiten bei dem Formen erhaͤrten dasselbe an der Oberflaͤche; aber selbst wenn unsere geschiktesten Gießer Eisenguß-Waaren liefern, kommen sie an Guͤte den englischen und jenen aus der Franche Comté nicht gleich. Die große Menge der Dampfmaschinen nebst einer Menge anderer Maschinen, bei welchen ein weiches Guß-Eisen unerlaͤßlich ist, machen die Verbesserung unserer Eisengußwerke durchaus nothwendig, wenn wir dem Auslande nicht laͤnger fuͤr die wichtigsten Produkte unserer Industrie Tribut bezahlen sollen.“ „Die franzoͤsischen Eisenerze sind in chemischer Hinsicht von einander gar sehr verschieden, und selbst diejenigen, die dieselben Bestandtheile besitzen, verhalten sich im Hochofen oͤfters ganz verschieden. Alle Eisenhuͤttenmaͤnner kennen bei uns den maͤchtigen Unterschied, der zwischen einem warmen Erze (minechaude) und einem kalten (mine froide) statt hat, und den Einfluß, welchen ein Erz, das durchaus keinen schaͤdlichen Bestandtheil zu besitzen scheint, auf den Gang des Hochofens und auf die Eigenschaft des Gußeisens aͤußert.“ „Die Anordnung und die Form verschiedener Theile des Hochofens, die Art und die Vorrichtung des Geblaͤses, der Druk des Windes, die Zahl und die Lage der Roͤhren, die Natur des Erzes, des Zuschlages, der Kohle etc., sind eben so viele Gegenstaͤnde von der hoͤchsten Wichtigkeit, die man bei dem von der Gesellschaft vorgestekten Ziele zu beachten hat.“ „Die franzoͤsischen Eisenerze sind: Dichter Rotheisenstein (fer oxidé compacte); Brauneisenstein in Koͤrnern oder in Massen (fer oxidé hydraté en grains ou en masse); Spatheisenstein (fer carbonaté ou spathique); rother Glaskopf; (fer oxidé hématite) und Eisenglimmer (fer oligiste). Die Gangarten dieser Erze sind sehr verschieden, und fordern ganz eigene Zuschlaͤge um in dem Hochofen in Fluß zu gelangen. Gewisse Erze fordern ganz besondere Zubereitungen, ehe man sie verwenden kann, wie z.B. das Roͤsten, wodurch gewisse fluͤchtige Substanzen verjagt oder die Cohaͤsion des Erzes vermindert wird. Man bedient sich daher dieses Mittels haͤufig bei den meisten Erzen, die man gewoͤhnlich Steine, (roches) nennt; das Aussezen der Erze an die Luft und das Begießen derselben nach dem Roͤsten, wie es mit den sogenannten Maillas im Departement de I'Isére geschieht.“ „Die Verfahrungs-Arten, welche die Société verlangt, muͤßen fuͤr die verschiedenen Erze anwendbar seyn, und obschon sie die große Schwierigkeit fuͤhlt, in welcher die Eisenhuͤtten-Maͤnner eines einzelnen Landes sich befinden muͤßen, wenn sie alle zu Gußeisen-Waaren bestimmten Erze gehoͤrig behandeln sollen, so werden sie doch dem Zweke der Gesellschaft desto naͤher kommen, je mehr ihre Verfahrungs-Arten auf eine große Anzahl von Erzen anwendbar ist.“ „Die Gesellschaft bestimmt demnach einen Preis von 6000 Franken fuͤr denjenigen, der ihr eine oder mehrere, einfache und wenig kostspielige Verfahrungs-Arten angeben wird, wodurch er bei verschiedenen Arten von Erzen, die gewoͤhnlich schlechtes Gußeisen geben, immer einen grauen Guß von gleichartigem Korne erhaͤlt, der viele Zaͤhigkeit besizt, mehrere Mahle geschmolzen und alle bei dem Gusse großer und kleiner Artikel aus Gußeisen noͤthigen Arbeiten ertragen kann, ohne dadurch zu leiden, sich leicht feilen, schneiden, bohren und poliren, und in dieser verschiedenen Hinsicht, sich mit den guten englischen und Franche-Comtéer Eisengußwaaren vergleichen laͤßt.“ „Die Preiswerber muͤßen in ihrer Preisschrift die Form, die Verhaͤltnisse und Einrichtung des Hochofens, die Art der bei dem Baue desselben angewendeten Materialien, die Zahl und Lage der Roͤhren, die Staͤrke und die Menge des Windes, die Art des Geblaͤses, die Beschaffenheit der angewendeten Erze, die vorlaͤufigen Bearbeitungen, welchen dieselben unterzogen werden muͤßen; die Natur des Zuschlages, das Verhaͤltniß desselben, die Art der Kohle angeben, und dieser Beschreibung Aufriß, Durchschnitt und Grundriß des Hochofens in metrischem Maßstabe beifuͤgen.“ Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß alle Preiswerber denselben Maßstab waͤhlten; z.B. 1/50, um die Vergleichung der verschiedenen Plane zu erleichtern. Indessen macht die Gesellschaft dieß nicht zur wesentlichen Bedingung. A. d. O. „Die Gesellschaft wuͤrde mit Vergnuͤgen das genaue Detail uͤber den Gang des Hochofens bei der Behandlung dieser verschiedenen Erze, und den Einfluß kennen lernen, welchen die Mischung verschiedener Arten derselben auf die Guͤte des Gußeisens hat.“ „Um die Gesellschaft in den Stand zu setzen, die wichtige Frage, die den Gegenstand dieses Preises bildet, entscheiden zu koͤnnen, muͤßen die Preiswerber eine hinlaͤngliche Menge Gaͤnse oder Gaͤnschen, z.B. zwei tausend Kilogramm, einsenden, damit man dieselben verschiedenen Proben unterziehen, und ziemlich große Stuͤke daraus gießen kann.“ Die Gesellschaft wird den Transport dafuͤr bezahlen, wenn die daraus gegossenen Stuͤke nicht zu Paris sollten verkauft werden koͤnnen, so wie den Abgang, der bei dem Gusse der verschiedenen Stuͤke, die man daraus verfertigen laͤßt, allenfalls statt haben koͤnnte. A. d. O. „Diese Gaͤnse muͤßen mit authentischen Zeugnissen von Bergwerks-Beamten oder Artillerie-Offizieren, oder Directoren der Staats-Eisengußwerke begleitet seyn, welche beurkunden, daß sie 1) vom ersten Feuer oder Flusse sind; 2) daß sie das gewoͤhnliche Erzeugniß des Hochofens sind, und nicht durch besondere Vorsichtsmaßregeln erhalten wurden, die man nicht nach Belieben anwenden kann; 3) daß der Hochofen seit mehreren Monaten im Gange ist und dasselbe Eisen liefert, man mag was immer fuͤr ein Erz anwenden. 4) Daß die Menge des auf diese Art erzeugten Eisens, die in den Handel gebracht wird, bedeutend genug ist, um zu großen Arbeiten verwendet werden zu koͤnnen.“ „Es wird auch nothwendig seyn, daß die Preiswerber Muster von den Erzen und von dem gebrauchten Zuschlage einschiken, so wie von einigen bei dem Schmelzen sich bildenden Schlaken.“ Vor zwei Jahren erschien in Frankreich ein aͤußerst wichtiges Werk uͤber die Behandlung der Eisenerze: diejenigen Eisenhuͤttenmaͤnner, die es noch nicht kennen sollten, koͤnnen sich daraus manche wichtige Notizen verschaffen. Die Gesellschaft empfiehlt es der Aufmerksamkeit der Preisewerber dringend. Der Titel dieses Werkes ist: De la Metallurgie du fer, par Karsten: traduit d'Allemand par Culman, officier d'artillerie. A. d. O. „Die Preiswerber sind gehalten vor den Commissaͤren der Gesellschaft alle Proben abzulegen, die man noͤthig erachtet, um sich von der Guͤte des Eisens zu uͤberzeugen. Um ihr Verfahren fuͤr sich als Eigenthum zu behalten, moͤgen sie Brevets nehmen.“ „Die Einsendungen geschehen vor dem 1. Jaͤnner 1829. Der Preis wird im Julius zuerkannt.“ 33. Preis von 6000 Franken auf Verbesserung des Gusses solcher Artikel aus Gußeisen, die einer weiteren Bearbeitung beduͤrfen. (Auch hier ist das Programm fuͤr dieses Jahr geordnet). „Das Schmelzen und die verschiedenen Arbeiten bei dem Gusse duͤrfen die Guͤte des Gußeisens nicht im Mindesten veraͤndern; es muß seine Milde, selbst in den feinsten Theilen, behalten. Die gegossenen Stuͤke muͤßen aus dem Model, ohne sich gesetzt zu haben; ihre Oberflaͤche darf nicht mit Sand verunreinigt seyn; sie duͤrfen keine Blasen enthalten; die Kanten muͤßen so scharf, als moͤglich seyn.“ „Das Gießen im gruͤnen Sande hat bereits viele Verbesserungen erlitten; es ist aber wichtig, diese vortheilhafte Methode allgemeiner zu verbreiten.“ „In der Ueberzeugung von der Wichtigkeit der Vervollkommnung des Eisengusses sezt die Gesellschaft einen Preis von 6000 Franken fuͤr denjenigen, der das einfachste und wohlfeilste und schnellste Verfahren angeben wird um Stuͤke, die zu weiterer Bearbeitung bestimmt sind, in mildem Gusse zu gießen, sie moͤgen uͤbrigens von was immer fuͤr einer Form oder Groͤße seyn.“ „Die Preiswerber muͤßen in einer Abhandlung das Gußeisen anzeigen, welches sie verwendeten; angeben, wie man sich von der guten Beschaffenheit desselben uͤberzeugen kann, und wie man dasselbe bei der Anwendung nicht verdirbt; wie man solches Eisen, wenn es von mittelmaͤßiger Guͤte ist, milder, und zu der weiteren nothwendigen Bearbeitung tauglich machen kann.“ „Sie muͤßen ferner das Mittel angeben, der Erhaͤrtung vorzubeugen, die auf der Oberflaͤche kleinerer Stuͤke statt hat, oder derselben abhelfen, wenn, wie es wahrscheinlich ist, diese von der schnellen Erkaͤltung abhaͤngt.“ „Sie werden die Regeln angeben, die man zu befolgen hat, und die Dimensionen, die man bei Anlage der Guß- und Zugloͤcher zu beobachten hat, um den Nachtheilen des Ansezens an gewissen Theilen zu entgehen.“ „Sie werden die Art des Sandes beschreiben, dessen man sich bedienen muß; die besten Kohlen zum Zurichten des Gusses, und die Art wie dieses geschieht angeben; die Mittel anzeigen, wie man die Kerne gehoͤrig anbringen kann, damit sie sowohl bei dem Gusse in gruͤnem als in gehiztem Sande (sable vert et étuvé) nicht in ihrer Form leiden.“ „Sie werden endlich die Mittel beschreiben um zu verhindern, daß der Sand sich nicht mit dem Metalle verkoͤrpert, und die Vorsichts-Maßregeln angeben, um die elastischen Fluͤssigkeiten, welche die Blasen veranlassen, gehoͤrig entweichen zu lassen.“ „Die Gesellschaft wird vorzuͤglich auf jene Preiswerber Ruͤksicht nehmen, die zugleich das beste Verfahren oder die beste Legirung angeben um eine aͤußerst harte Masse zu erhalten, die sich fein poliren laͤßt, wie dieß bei den Strekwalzen nothwendig ist.“ Ein Fuͤnfzehntel Zinn gibt einen sehr milden und feinkoͤrnigen Guß. Eine Legirung mit Braunstein und Stahl gibt eine Masse, die sich sehr gut gießen und heiß schmieden laͤßt, aber kalt sehr bruͤchig und hart ist. Der Guß in Model aus Gußeisen gibt den Strekwalzen eine besondere Haͤrte, die aber oͤfters ungleich ausfaͤllt. Die Preiswerber koͤnnen die Abhandlungen der HHrn. Stodart und Faraday in den Annales de Phys. et de Chem. (Polytechn. Journ. B. II. S. 106.) Mit Nuzen zu Rathe ziehen. A. d. O. „Die Preiswerber werden Muster einsenden, die mit authentischen Zeugnissen von Bergwerks-Beamten, Artillerie-Officieren oder Directoren der dem Staate angehoͤrigen Eisen- oder Gußwerke versehen sind, welche beurkunden, daß man hierzu nicht die besten Stuͤke ausgelesen hat. Unter diesen Mustern muͤßen sich Stuͤke von hydraulischen Pressen, Kessel, Dampfkessel befinden, die in franzoͤsischen Gießereien verfertigt wurden.“ Die großen Stuͤke bleiben das Eigenthum der Preiswerber, und werden denselben zuruͤk erstattet. A. d. O. „Um ferner nicht den mindesten Zweifel uͤber die Wirksamkeit der vorgeschriebenen Mittel uͤbrig zu lassen, sind die Preiswerber gehalten, in Gegenwart der Commissaͤre der Gesellschaft alle Versuche, die man verlangen wird, zu wiederholen, und verschiedene Stuͤke zu gießen, wozu man ihnen die Modelle vorlegen wird.“ Die Preiswerber werden in obigem Werke des Hrn. Karsten, uͤbers. von Kulmann, einige Details finden, die ihnen nuͤzlich seyn koͤnnen. A. d. O. „Die Preiswerber koͤnnen sich durch Brevets das Eigenthum ihrer Verfahrungs-Weise sichern.“ „Die Abhandlungen und die Muster muͤßen vor dem 1. Jaͤner 1829 eingesendet werden. Der Preis wird im Julius zuerkannt.“ Preise fuͤr das Jahr 1830. Akerbau. 34) Preis von 2000 und einer von 1500 Franken fuͤr Bepflanzung abschuͤssiger Gruͤnde. (Wie im polytechnischen Journale. Bd. VII. S. 127. Die Gesellschaft verweiset auf Hrn. Dugied's Projet de boisement des basses alpes, imprimé par ordre du Gouvernement 1819 und das nouveau Dictionaire d'agriculture. Paris bei Deterville). 35) Preis von 1500 Franken fuͤr Bestimmung der Wirkungen des Kalkes als Duͤnger. (Wie im polytechnischen Journale. Bd. XVI. S. 109.) –––––––––– Modelle, Abhandlungen, Beschreibungen, Muster und alles, was zur Preiswerbung gehoͤrt, muß postfrei an das Secretariat de la Société d'Encouragement pour l'Industrie nationale, rue du Bac, N. 42, vor dem 1. Mai eines jeden Jahres eingesendet werden. Wer einen Preis erhielt, kann ein Brevet d'Invention darauf nehmen. Auslaͤnder koͤnnen mit um den Preis werben: wenn aber einer derselben den Preis erhaͤlt, bleibt die Gesellschaft im Eigenthums-Besize seines Verfahrens, außer er wollte dasselbe in Frankreich ausuͤben, und ein Brevet d'Invention darauf nehmen. Auf die Abhandlung kommt ein Wahlspruch, und in einem versiegelten, mit demselben Wahlspruche versehenen Billete wird der Name und Wohnort des Preiswerbers geschrieben. –––––––––– Die Summe der hier ausgeschriebenen Preise betraͤgt 115,000 Franken, wozu die Regierung keinen Kreuzer gibt.