Titel: Ueber Fütterung der Kühe im Winter, um reichlich Milch von denselben zu erhalten. Von J. Chr. Curwen, Esqu., Mitgl. d. Parliaments.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. XCVIII., S. 469
Download: XML
XCVIII. Ueber Fuͤtterung der Kuͤhe im Winter, um reichlich Milch von denselben zu erhalten. Von J. Chr. Curwen, Esqu., Mitgl. d. Parliaments. Aus dem XXIV. B. der Transactions of the society for the Encouragement of Arts, etc.; in Gill's technical Repository. December 1826. S. 347. (Im Auszuge.) Curwen, uͤber die Fuͤtterung der Kuͤhe im Winter. „Jeder Versuch, der arbeitenden Classe im Volke ihr Schiksal zu erleichtern, ist ein Gegenstand, welcher die Aufmerksamkeit des Publicums verdient.“ „Es gibt, nach meiner geringen Ansicht, nicht leicht etwas, das fuͤr die Gesundheit der arbeitenden Classe, vorzuͤglich der Kinder derselben, und besonders im Winter, wichtiger waͤre, als gesunde und nahrhafte Milch. Man hat sich in dieser Hinsicht „(in England)“ bemuͤht, die Guͤterbesizer zu veranlassen, ihren sogenannten Haͤuslern (cottagers), Grundstuͤke anzuweisen, auf welchen sie sich wenigstens eine Milch-Kuh halten koͤnnen. So menschenfreundlich aber auch dieser Plan ist, wird er nur wenigen zu Nuzen kommen. Es waͤre vielleicht besser, wenn die Herrschaften ihre Paͤchter oder reicheren Bauern veranlassen koͤnnten, aus Menschlichkeit oder pflichtgemaͤß die aͤrmeren mit dem noͤthigen Milchbedarfe zu versehen; denn selten wird eine arme Familie von ihrer Kuh im Winter Milch genug bekommen, waͤhrend der reichere Landwirth bei den Abfaͤllen in seiner Wirthschaft die Milch viel wohlfeiler und leichter erhalten kann.“ Dieß ist, wenigstens in kleineren Staͤdten Deutschlands, nicht der Fall; wohl ist aber die Milch im Winter um ein Drittel schlechter und weniger. A. d. Ueb. „Ich will hier das Vorurtheil widerlegen, daß Milchwirthschaft im Sommer eintraͤglicher ist, als im Winter, und bin uͤberzeugt, das Gegentheil erweisen zu koͤnnen, daß man naͤmlich, bei gehoͤriger Fuͤtterung der Kuͤhe im Winter, ebensoviel, wo nicht mehr, zu dieser Jahres-Zeit als in jeder anderen, bei der Milchwirtschaft gewinnt.“ „Meine Erfahrung wurde in der Naͤhe einer großen und volkreichen Stadt. gemacht: ich erwarte aber uͤberall dasselbe Resultat.“ „Der Preis der Milch steht im Winter um ein Fuͤnftel hoͤher, als im Sommer. Der Preis frisch gemolkener Milch ist, das Wein-Quart,Ein Wein-Quart ist 0,66 Wiener-Maß. A. d. Ueb. Two Pence (6 kr.); abgerahmt Ein Penny (3 kr.).“ „Ich sah in meiner Umgebung, daß eine Menge Kinder der aͤrmeren Classe bloß aus Mangel an guter Milch jaͤhrlich zu Grunde gehen. Ich versuchte daher, ob ich nicht durch eine zwekmaͤßigere Art, die Kuͤhe im Winter zu fuͤttern, mehr, und folglich wohlfeilere, Milch erhalten, und durch mein Beispiel andere zu einem aͤhnlichen Verfahren aufmuntern koͤnnte, indem in England, soviel ich es kenne, Milch das ganze Jahr uͤber selten, und mehr eine Gnadensache, als Verkaufs-Artikel ist.“ „Ich versah mich zum Winterfutter mit Kohl, gemeinen und schwedischen weißen Ruͤben, Kohlrabi und Kohlsaat. Ich fuͤtterte auch gesottenen Haͤkerling mit Abfaͤllen von Getreide und Oehlkuchen. Des Nachts fuͤtterte ich Stroh statt des Heues.“ „Am meisten hatte ich damit zu kaͤmpfen, daß man keine verdorbenen Blaͤtter fuͤtterte. Von den Ruͤben brauchte ich bloß die eigentliche Ruͤbe. Milch und Butter war, bei diesem Futter, vortrefflich.“ „Da ich anfangs keine Kenntnisse in der Milchwirtschaft hatte, wurde der Versuch nicht mit derjenigen Sparsamkeit durchgefuͤhrt, die zu einem hoͤheren Gewinne noͤthig ist. Ich verkaufte im ersten Winter vom Oktober 1804 bis 10. Mai 1805 mehr als 20,000 Quart frisch gemolkne Milch. Daß mein Gewinn nicht sehr groß war, hing von Fehlern ab, die ich im folgenden Jahre verbesserte. Indessen hatte, ich vielen Armen geholfen.“ „Im Oktober 1805 fing ich wieder meine Milchwirthschaft mit 30 Melk-Kuͤhen an. Ein guter Theil davon war jung (Heifer), und die Auswahl war uͤberhaupt nicht gut zur Milchwirthschaft getroffen; denn die Kuͤhe sollten wieder verkauft werden, sobald das Gruͤnfutter ausging. Wenn aber mein Plan unter so unguͤnstigen Umstaͤnden gelang, was laͤßt sich unter guͤnstigeren Verhaͤltnissen erwarten?“ „Bis Ende Aprils habe ich 40,000 Quart Milch verkauft.“ „Die Menge des Futters und die Kosten desselben sind unten angegeben. Der Betrag an Milch fuͤr jede Kuh waͤhrend der 200 Tage, die der Versuch dauerte, ist nur zu 6 Wein-Quart taͤglich angenommen, weil die jungen Kuͤhe oͤfters aussezten. Gute Melk-Kuͤhe wuͤrden 8 Quart taͤglich gegeben haben, also 100 Pfd. Sterling mehr Gewinn. „Das Futter einer Melk-Kuh kostete taͤglich: Penny Kreuzer Zwei Stone Gruͤnfutter, den Stone zu 14 Pfund, in Werth 1/4 Penny30 Tonnen Gruͤnfutter auf den Acre Land geben als Ertrag desselben den Stone zu 1/4 Penny, 5 Pfd. Sterl. A. d. O. D.h. 1125 Wiener □ Kl. gaben 60 fl. Ertrag. A. d. Ueb. 1/2 oder 1 1/2 Zwei Stone gesottenen Haͤkerling, den Stone zu 1 Penny     2     6 Zwei Pfund Oehlkuchen (die Tonne zwischen 8 und 9 Pfund Sterl.     2     6 Acht Pfund Stroh, den Stone zu 2 Pence     1     3 ––––––– ––––––– 5 1/2 16 1/2 kr. „Der Haͤkerling kann, die Auslage fuͤr Sieden abgerechnet, als reiner Gewinn fuͤr die Wirtschaft betrachtet werden, und das Stroh, den Stone zu 2 Pence gerechnet, laͤßt auch noch guten Gewinn. Eben so die Ruͤben, wenn man den Stone zu 1/4 Penny rechnet.“ „Der Unterhalt einer Milchkuh fuͤr 200 Tage, waͤhrend des obigen Versuches, betrug demnach an Futter, taͤglich zu 5 1/2 Pence 4 Pfd. Sterl. 11 Shill. 8 Pence. Wartung 2 Verlust beim Wiederverkaufe 2 ––––––––– ––––––– ––––––– 8 Pfd.   – 11   – 8.“ „Ertrag einer Milchkuh in 200 Tagen 6 Quart Milch, das Quart zu 2 Pence 10 Pfd. Sterl.   0 Shill. 0 Pence. Kalb   2   –   0   – 0   – 20 Karren Duͤnger, jeden zu 1 Sh. 6 Pence   1   – 10   – 0   – ––––––––––– ––––––– ––––––– 13   – 10   – 0   – Reiner Gewinn an jeder Kuh   4   – 18   – 4.“ „Dieß gibt an 30 Kuͤhen reinen Gewinn 147 1/2 Pfund Sterl. Man kann aber noch fuͤglich, ehe Gras zu haben ist, Einen Monat zurechnen, was 167 Pfund, 18 Sh. 4 P. reinen Gewinn gibt. Dieser Gewinn, obschon der Versuch unter unguͤnstigen Umstaͤnden angestellt wurde, ist doch bei weitem hoͤher, als jener bei der Mastung. Bei 8 Quart Milch wuͤrde er sogar 267 Pfund, 16 Sh., 4 P. betragen. Es verdient ferner beachtet zu werden, daß zu dieser Fuͤtterung wenig Land noͤthig war; daß die Haͤlfte des verbrauchten Futters zu nichts Besserem verwendet werden kann. Oehlkuchen fand ich sowohl in Hinsicht auf Foͤrderung der Menge, als der Guͤte der Milch hoͤchst zutraͤglich. Die beste Verfuͤtterungs-Weise der Oehlkuchen ist, sie zu puͤlvern, und lagenweise mit Haͤkerling zu mengen und zu sieden; man reicht auf diese Weise mit der Haͤlfte weiter, als sonst mit dem Ganzen, und erspart an jedem Stuͤke Vieh wenigstens 2 Pence (6 kr.) taͤglich. Dieß wußte ich bei meinem ersten Versuche noch nicht. Die Oehlkuchen vermehren die Milch und die Fette derselben sehr, ohne nachtheilig auf den Geschmak zu wirken. Auch die Getreide-Abfaͤlle wurden gemahlen und gesotten. Ich schlug das Pfund auf Einen Penny (Groschen) an. Ich bediene mich der schlechten Gerste mit großem Vortheile. Futterwechsel ist bei einer Milchwirthschaft von großem Nuzen.Und uͤberhaupt bei der Viehzucht nicht dringend genug zu empfehlen. A. d. Ueb. Gedaͤmpfte Erdaͤpfel wuͤrden vortrefflich dienen; allein sie sind in der Naͤhe einer großen Stadt zu theuer.“ „Bei wiederholten Versuchen zeigte es sich, daß 7 Wein-Quart abgenommene Milch (strippings) Ein Pfund Butter gaben, waͤhrend sonst 8 Wein-Quart gemischte Milch hierzu noͤthig waren. Kuͤhe, die bloß mit Korn gefuͤttert werden, geben eine Milch, wovon 20 Quart kaum Ein Pfund Butter liefern.“ „Der Bericht uͤber den Akerbau in Lancashire, sagt von der Milch in der Nachbarschaft von Liverpool und Manchester, daß 18 Quart in einem Hand-, und 14 bis 15 Quart in Einem Roß-Butterfaß zu einem Pfunde Butter noͤthig sind. In einer Schrift der Bath-Society werden 12 Quart auf Ein Pfund Butter gerechnet: es ist aber nicht angegeben, ob Wein- oder Bier-Quart gemeint sind. Einer meiner Freunde, der seine Kuͤhe mit Heu fuͤttert, findet, daß 16 Wein-Quart, nach wiederholten Versuchen, nicht mehr als 34 Loth Butter geben.“ „Meine Kuͤhe sind, bei diesem Futter, die besten in der Nachbarschaft.“ „Kohlsaat fand ich als das vortheilhafteste Gruͤnfutter in der Milchwirthschaft; sie haͤlt sich so lange auf dem Aker „(in England)“ bis anderes Futter nachkommt“ „Um die Vortheile der Milchwirthschaft gehoͤrig zu schaͤzen, muß man den Preis der Milch mit jenem der uͤbrigen ersten Lebensbeduͤrfnisse vergleichen, und zugleich das hierzu noͤthige Land.“ „Eine Kuh, die taͤglich 6 Quart Milch gibt, gibt in 200 Tagen 2,400 Pfund Milch, oder 171 Stone 14 Pfund; also zwei Mahl so viel, als sie, im Durchschnitte, selbst wiegt, wenn sie fuͤr die Schlachtbank gemaͤstet ist, und dieß bei einem Drittel weniger Futter, und bei der Haͤlfte weniger Auslage. Die Milch kostet 10 Pfund Sterl., waͤhrend eben soviel Fleisch, das Pfund zu 6 Pence (18 kr.) gerechnet, 60 Pfund Sterl. kosten wuͤrde.“ „Vergleicht man Milch mit Brod, so ergibt sich, daß ein Winchester Bushel Weizen, der gewoͤhnlich 4 Stone 4 1/2 Pfd. wiegt, zu Mehl gemahlen, 2 Stone 9 Pfund Mehl vom 1sten, 0   – 7     –       –       –  2ten, 0   – 7     –       –       –  3ten Range, ––––––––––– 3   – 9 gibt. Verlust an Kleie etc. 0   – 9 3/4 Pfund. Der gegenwaͤrtige „(im J. 1806)“ Preis ist 10 Sh. 3 Pence. 2,400 Pfund Mehl von obigen drei Sorten wuͤrden 23 Pfund Sterl. 3 Shill. 9 Pence kosten. Man rechne die Baͤker-Kosten zu 1 Shill. per Bushel; so kommt eben so viel Brod auf 26 Pfund Sterl. 10 Shill. 9 Pence, oder das Pfund Brod kommt auf etwas mehr als 2 1/2 Pence „(7 1/2 kr.):“ also doppelt so theuer, als das Pfund Milch. Zu 2,400 Pfund Brod sind 47 Bushel, oder im Durchschnitte der Ertrag von 2 Acres Weizenlandes noͤthig.“ „Drei Acres Landes versahen aber 30 Kuͤhe mit Gruͤnfutfutter, jede mit 2 Stone taͤglich, durch 200 Tage. Zu eben so viel Heu fuͤr jede Kuh wuͤrde man waͤhrend dieser Zeit 75 Acres Wiesenland gebraucht haben. Der Haͤkerling kann nur insofern, als er Duͤnger gibt, in Werth angeschlagen werden. Hr. Curwen fuͤgt noch folgende Rechnung seines Beamten bei. Vom 1. October 1805 bis 1. Jaͤn. 1806 verkauft an Milch 16,685 Quart.   –     1. Jaͤnner 1806 –  18. Apr. 1806     –         –    – 22,027   – –––––––––– 38,712   – Eingenommen fuͤr frische u. abgenommene Milch 320 Pf. St.   7 Sh. 5 1/2 P.       –   verkaufte Kaͤlber     –   44  –   –   0  – 0       – –––––––––––––––––––– 364  –   –   7  – 5 1/2 – Sechshundert Karren Duͤnger, zu 1 1/2 Sh.   45  –   –   –  – –       – –––––––––––––––––––– Gesammt-Einnahme 409  –   –   7  – 5 1/2 – –––––––––––––––––––– Ausgegeben fuͤr Futter an 300 Kuͤhe waͤhrend 200 Tagen 137  –   – 10  – 0       – Unterhaltungs-Kosten   60  –   –   0  – 0       – Verlust beim Wiederverkaufe   60  –   –   0  – 0       – –––––––––––––––––––– Gesammt-Ausagbe 257  –   – 10  – 0       – Reiner Gewinn 151  –   – 17  – 5 1/2 –