Titel: Ueber das Bienen-Wachs. Ein chemischer Versuch, vorgelesen vor der Société de Pharmacie, den 15. November 1826, von den HHrn. Felix Boudet und Boissenot.
Fundstelle: Band 23, Jahrgang 1827, Nr. CXIII., S. 525
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CXIII. Ueber das Bienen-Wachs. Ein chemischer Versuch, vorgelesen vor der Société de Pharmacie, den 15. November 1826, von den HHrn. Felix Boudet und Boissenot. Aus dem Journal de Pharmacie. Januar. 1827. S. 38. Boudet und Boissenot, uͤber das Bienen-Wachs. Das Wachs, ungeachtet es so haͤufig in den Kuͤnsten und in der Medicin gebraucht wird, gehoͤrt noch zur Zahl derjenigen organischen Produkte, deren Geschichte sich auf einige unvollstaͤndige Beobachtungen beschraͤnkt. Wirklich haben wenige Chemiker sich mit dem Studium desselben abgegeben, und keiner derselben scheint es einer solchen Reihe von Versuchen unterzogen zu haben, daß daraus die wahre Natur desselben mit Bestimmtheit erhellte, so wie die Veraͤnderung, die die wichtigsten chemischen Koͤrper in demselben hervorzubringen vermoͤgen. Bis auf die neuesten Zeiten waren Hr. Bostock und Hr. John zu Berlin die einzigen, die einiges Licht uͤber die Natur des Wachses zu verbreiten versuchten. Ersterer hat die specifische Schwere desselben bestimmt, seine Aufloͤslichkeit in Alkohol und in kochendem Aether, und seine Unaufloͤsbarkeit in kaltem Alkohole. Er hat ferner bemerkt, daß kaustische Pottasche sie in eine Art von Seife verwandelt, die zum Theile in, siedendem Wasser aufloͤsbar ist. Spaͤter bemerkte Hr. John, mit Huͤlfe von kochendem Alkohole, daß Bienenwachs eine Mischung von 92 Theilen einer besonderen Substanz, die er Wachsstoff, Cerine, nennt, und von 8 Theilen eines anderen Stoffes ist, den er Myricine nennt, und der, nach ihm, von ersterem dadurch verschieden ist, daß er schmelzbarer ist, weit weniger aufloͤsbar in kochendem Alkohole, und, bei derselben Temperatur, nur wenig aufloͤsbar in Aether. Man wußte ferner noch, daß das Bienenwachs durch Beihuͤlfe der Waͤrme sich leicht in festen Oehlen aufloͤste, so wie in fluͤchtigen, und namentlich in Terpenthin-Oehl, und daß diese beiden Aufloͤsungs-Mittel dasselbe bei dem Erkalten sich zum Theile zu Boden sezen ließen. Endlich hatten uns noch die HHrn. Gay-Lussac, und Thenard und Theodor de Saussure durch Analysen, deren Resultate beinahe gleichstimmend sind, gelehrt, daß das Bienen-Wachs aus 81,784 Kohlenstoff, 12,672 Wasserstoff,   5,544 Sauerstoff besteht. Dieß war beinahe Alles, was man uͤber das Bienen-Wachs wußte, als Hr. Chevreul dasselbe der Einwirkung der Pottasche unterzog, und, nach Untersuchung der Produkte dieser Einwirkung erklaͤrte, daß es, durch Beihuͤlfe der kaustischen Alkalien, faͤhig sey, eine gewisse Menge von Oehl-Margarin-, und vielleicht auch Stearin-Saͤure, nebst einem neutralen, keiner Seifebildung faͤhigen, Stoffe zu bilden, den er nicht untersuchte. Hr. Chevreul gab noch uͤberdieß den Schmelzpunkt des Wachses, seine Aufloͤsbarkeit in Alkohol und Aether, an, und bezeichnete, als Produkte der Destillation, ein fluͤßiges Oehl, und ein dichtes Oehl, welches er als gebildet, aus brenzeligem Oehle und aus unzerseztem Wachse betrachtete. Hr. Chevreul schloß aus seinen Versuchen, daß, wenn das Wachs nicht, wie Hr. John behauptet, aus zwei Substanzen besteht, es offenbar der Cetine sehr nahe kommt, und daß, wenn es im Gegentheile aus diesen beiden Substanzen besteht, es aus dem Systeme der Arten zuruͤkgezogen werden muß. Man sieht aus den angefuͤhrten Resultaten, daß neue Versuche nothwendig waren, indem die Versuche des Hrn. Chevreul Zweifel uͤber die Resultate des Hrn. John ließen, und da leztere uns uͤberhaupt nichts uͤber den der Seifebildung unfaͤhigen Stoff lehren, welchen das Wachs liefert. Es war uͤberdieß interessant zu sehen, ob diese Saͤuren sich nicht auch bei der Destillation des Wachses erzeugten. In der Absicht, einige der hier in dieser Hinsicht noch uͤbrig gebliebenen Zweifel zu loͤsen, unternahmen wir die Versuche, deren Resultate wir die Ehre haben der Gesellschaft vorzulegen. Da wir wußten, wie leicht das Wachs, nach seinen physischen Eigenschaften, verfaͤlscht werden kann, ließen wir es unsere erste Sorge seyn, uns reines Wachs zu verschassen. Von der Reinheit des Wachses, das wir anwendeten, versichert, versuchten wir zuerst zu bestimmen, ob es, nach der Behauptung des Hrn. John, wirklich nur eine Mischung aus zwei unmittelbaren Grundstoffen ist. In dieser Absicht behandelten wir es mit 36 graͤdigem kochenden Alkohole. Diese Fluͤssigkeit nahm etwas Weniges von einem besonderen Stoffe auf, der, bei dem Erkalten, die Consistenz einer Gallerte annahm. Da diese Eigenschaft uns nicht erlaubte, das Filtrum anzuwenden, um den aufgeloͤsten Stoff von demjenigen, der nicht angegriffen wurde, zu scheiden, entschlossen wir uns, die siedende Aufloͤsung abzugießen, indem wir sorgfaͤltig so lang warteten, bis aller nicht aufgeloͤste Stoff sich auf den Grund des Ballons sezte, und waͤhrend dieser Zeit die Aufloͤsung so nahe als moͤglich an der Siedehize hielten, damit der aufgeloͤste Stoff sich nicht ausscheiden konnte. Durch wiederholte Arbeiten gelang es uns allen gallertartigen Stoff zu beseitigen, den wir mit Hrn. John Wachsstoff (Cerine) nennen,Hr. Chevreul nannte einen Stoff, den er aus dem Korke auszog, und der ihm mit dem Wachse Aehnlichkeit zu haben schien, gleichfalls Cerine; da aber Hr. John seit langer Zeit diesen Namen einem der Bestandtheile des Wachses selbst gegeben hat, so wollten wir diesen lezten unveraͤndert beibehalten. A. d. O. und als Ruͤkstand nur mehr eine Substanz zu erhalten, die sich kaum in kochendem Alkohole aufloͤste, und bei dem Erkalten in Form leichter weißer Floken zu Boden fiel. Wir werden auch diesen Stoff, mit Hrn. John, Myricine nennen. Nach diesem Versuche wuͤrde das Wachs, welches wir anwendeten, ungefaͤhr 0,7 Cerine, und 0,3 Myricine enthalten. Wenn man dieses Resultat mit jenem des Hrn. John vergleicht, der die Myricine nur zu 0,08 in dem Wachse angab, koͤnnte man bei einer solchen Verschiedenheit wohl schließen, daß dieser Stoff nicht immer derselbe ist, und daß das Verhaͤltniß der Cerine und Myricine in dem Wachse, wie das der Stearine und der Oleïne in den fetten Koͤrpern wechselt, und daß diese Verschiedenheit wahrscheinlich von dem Futter der Bienen, von dem Klima, das sie bewohnen, und von mehreren anderen Ursachen abhaͤngt, die wir nicht bestimmen wollen. Diese Meinung erklaͤrt uͤbrigens die Abweichungen in den Resultaten der HHrn. Chevreul und Boullay hinsichtlich der Aufloͤsbarkeit des Wachses in Alkohol.Nach Hrn. Chevreul loͤsen 100 Theile kochenden Alkoholes von 0,816 zwei Theile Wachs auf; nach Hrn. Boullay aber 4,85. A. d. O. Ehe wir zur Untersuchung der unmittelbaren Stoffe des Wachses uͤbergingen, suchten wir, da es uns moͤglich schien, daß es, wie die Kakao-Butter und die Muscade, ganz ausgebildete fette Saͤure enthalten konnte, die von der saͤurenden Einwirkung der Luft herruͤhrten, vorerst hieruͤber ins Reine zu kommen, und wir fanden darin sehr bald eine geringe Menge freier Margarin-Saͤure. Nachdem die Cerine und Myricine von dem Wachse geschieden, und die Menge derselben bestimmt war, blieb uns noch uͤbrig, die besonderen Eigenschaften einer jeden derselben zu untersuchen, und vor Allem mit Genauigkeit die Weise zu bestimmen, wie sie sich gegen die Alkalien und den Waͤrmestoff verhalten. Von der Myricine. Die Myricine ist graulich weiß. Mit kochendem Alkohole behandelt, tritt sie ihm beilaͤufig 1/200 ihres Gewichtes ab, und faͤllt bei dem Erkalten in Form weißer Floken nieder. Sie schmilzt ungefaͤhr bei dem 65° des 100gradigen Thermometers. Concentrirtes und kochendes Pottasche-Wasser veraͤndert sie auf keine Weise, denn sie bildet, nach langem Kochen in demselben, keine Seife, ist eben so schmelzbar, wie vorher, und verhaͤlt sich wieder eben so gegen den kochenden Alkohol. Der Einwirkung der Waͤrme ausgesezt, verfluͤchtigt sie sich beinahe gaͤnzlich und unveraͤndert. Der zersezte Theil liefert keine fetten Saͤuren, wohl aber Essigsaͤure, etwas brenzeliges Oehl, eine fluͤchtige gelbe Masse, derjenigen aͤhnlich, die man unter den lezten Producten bei der Destillation fetter Koͤrper angegeben hat, und einen leichten kohligen Ruͤkstand. Von der Cerine. Die Cerine bildet den groͤßten Theil des Wachses, von welchem sie auch beinahe alle physischen Eigenschaften besizt. Sie schmilzt bei 62°, und loͤst sich in kochendem Alkohole und Aether in weit groͤßerem Maße auf, als die Myricine. Mit Pottasche behandelt, verwandelt sie sich zum Theile in Seife. Wenn man die gebildete Seife in kaltem Alkohole aufloͤset, die Aufloͤsung abraucht, und den Ruͤkstand mit Wasser und Kochsalzsaͤure heiß behandelt, so erhaͤlt man einen fettigen Stoff, der mehr als den vierten Theil des Gewichtes der angewendeten Cerine betraͤgt. Dieser Stoff besteht aus Margarin-Saͤure, verbunden mit einer sehr geringen Menge Oehl-Saͤure; wenigstens gaben die alkoholischen Fluͤßigkeiten, in welchen die Margarin-Saͤure krystallisirte, bei ihrem Abdampfen ein saures Produkt, das um einige Grade leichter schmelzbar war, als die krystallisirte Saͤure, was wir der Gegenwart einer geringen Menge Oehl-Saͤure zuschreiben zu duͤrfen glauben. Das Wasser, in welchem die Seife zersezt wurde, trat der kohlensauren Soda, mit welcher es gesaͤttigt, und die dann zur Trokenheit abgeraucht, und mit Alkohol behandelt wurde, nichts ab, zum Beweise, daß waͤhrend der Seifenbildung keine Glycerine sich erzeugte. Der, zur Behandlung, der in Seife verwandelten Cerine gebrauchte, Alkohol loͤset nur die Margarinsaure Pottasche merklich auf, und laͤßt als Ruͤkstand ziemlich viel einer fetten Masse zuruͤk. Diese Masse, mit Wasser behandelt, das mit Kochsalzsaͤure etwas gesaͤuert wurde, hierauf ausgesuͤßt, und in dem Wasserbade erhizt, bis es alle seine Feuchtigkeit verloren hat, ist hart und bruͤchig, uͤber dem 70° schmelzbar, in warmem Alkohole wenig aufloͤsbar, und erstarrt in demselben zu einer Gallerte; in Aether und in Terpenthin-Essenz ist sie mehr aufloͤsbar. Kaustische und concentrirte Alkalien bleiben ohne Wirkung auf dieselbe, und wenn man sie der Hize aussezt, verfluͤchtigt sie sich zum Theile ohne sich zu veraͤndern. Der zersezte Theil liefert Essigsaͤure, etwas empyreumatisches Oehl ohne Spur von einem fetten sauren Stoffe, und es bleibt in der Retorte ein leichter kohliger Ruͤkstand. Cerine gibt, der Einwirkung der Waͤrme ausgesezt, außer den Gasen, dem Wasser und der Essigsaͤure ohne Fettsaͤure (acide sébacique), und dem brennzeligen Oehle etwas unzersezte Cerine, eine, gelbe Masse und ein saures Fett, welches nasses Tournesol-Papier stark roͤthet, bei 58° schmilzt, mit Schwererde, Blei, Kupfer, Bittererde, in Alkohol und in Wasser, unaufloͤsliche Seifen bildet, und mit Pottasche und Soda Seifen, die in diesen beiden Fluͤßigkeiten aufloͤsbar sind, so daß sie die Haupt-Charaktere der Margarin-Saͤure darbiethet. Die Bildung dieser Saͤure scheint nicht von der Bildung jener neutralen Substanz begleitet, die sich waͤhrend der Seifenbildung der Cerine erzeugt; wenigstens zeigte die neutrale Masse, die sich unter den Produkten der Destillation fand, beinahe dieselbe Schmelzbarkeit, wie die Cerine selbst. Die Cerine wird, aber nur sehr schwer selbst mit Beihuͤlfe der Waͤrme, von der Salpetersaͤure angegangen, und bei dieser Einwirkung bildet sich eine gewisse Menge Margarin-Saͤure. Schwefelsaͤure verkohlt sie schnell mit Beihuͤlfe der Waͤrme, zersezt sich, und entwikelt schwefelige Saͤure, und es erzeugt sich eine fette, im Wasser aufloͤsliche Masse, die den sauren Seifen der gewoͤhnlichen fetten Koͤrper aͤhnlich ist. Wenn man nun, nach den Produkten der einzelnen Destillationen der Myricine und der Cerine, die der Destillation des Wachses kennen lernen will,In der Sizung der Société de Pharmacie vom 15ten dieses Monates theilte Hr. Dublanc d. juͤngere Beobachtungen mit, welche Hr. Frommherz „(im Originale heißt er Trommherz)“ Professor zu Freyburg uͤber die Producte der Destillation des Wachses machte, und im Juliushefte 1826 des Journales des Hrn. Geiger mitgetheilt sind.Da diese Beobachtungen vor unserem Aufsaze gemacht wurden, so glauben wir sie hier im Auszuge, soviel nach der Mittheilung des Hrn. Dublanc moͤglich ist, mittheilen zu muͤssen.Hr. Frommherz fand unter den Producten der Destillation des Wachses empyreumatisches Oehl, Essigsaͤure, und Margarin-Saͤure ohne eine Spur von Oehlsaͤure. Er bemerkte noch uͤberdieß, daß sich waͤhrend der Destillation keine Fettsaͤure (acide sébacique) erzeugte, wenn nicht die Hize hoͤher, als es noͤthig ist, getrieben wurde. Er hat ferner gefunden, daß die Salpetersaͤure einen Theil des Wachses in Margarin-Saͤure verwandeln kann. A. d. O. so wie wir dieselbe an 250 Grammen Wachs vornahmen, so wird man finden, daß diese Destillation nicht mit dem starken und durchdringenden Geruche begleitet ist, der die Destillation des Talges so laͤstig macht; daß die ersten Produkte, die man ehevor mit dem Namen Wachs-Butter bezeichnete, die weiß und fest sind, und die mehr, als den dritten Theil des angewendeten Wachses, betragen, aus einer großen Menge Margarin- und Oehl-Saͤure, Myricine und unzersezter Cerine bestehen, und daß die fluͤßigen Produkte, die die zweite Epoche der Destillation bezeichnen, aus brenzeligem Oehle bestehen, welches eine Materie aufgeloͤst enthaͤlt, die sich in Form duͤnner glaͤnzender Blaͤtter niederschlaͤgt, und großen Theiles Myricine zu seyn scheint. Bei diesem Versuche bildet sich nicht Fettsaͤure (acide sébacique), so wie auch nicht bei den einzelnen Destillationen der Myricine und der Cerine. Diese Eigenschaft, welche das Wachs besizt, unter Einwirkung einer hoͤheren Temperatur keine Fettsaͤure (acide sébacique) zu bilden, schien uns ein sehr einfaches Mittel darzubiethen, das Daseyn von Talg, oder von irgend einem anderen fetten Koͤrper, der aus Oleïne oder Stearine besteht, in verfaͤlschtem Wachse zu entdeken. Wir haben, um uns hiervon zu uͤberzeugen, 60 Gramme Wachs und 6 Gramme Talg destillirt. Das Wasser, mit welchem wir die Produkte der Destillation wuschen, gab uns mit essigsaurem Bleie einen reichlichen Niederschlag von fettsaurem Bleie. Man kann also, durch bloße Destillation, sehr geringe Quantitaͤten Talges, oder irgend eines andren aus Oleïne und Stearine bestehenden fetten Koͤrpers sowohl im Wachse, als im Wallrathe entdeken, der, wie man weiß, durch Einwirkung der Waͤrme gleichfalls keine Fettsaͤure (acide sébacique) gibt. Aus dem hier Angefuͤhrten folgt, daß das Wachs kein homogener Koͤrper ist, sondern daß es, nach der Ansicht des Hrn. John, aus zwei wesentlich verschiedenen Koͤrpern besteht, die sich nicht bloß, wie dieser Chemiker meinte, durch ihre verschiedene Schmelzbarkeit und Aufloͤsbarkeit in Alkohol und Aether, sondern auch, und vorzuͤglich durch die verschiedenen Eigenschaften, welche sie in Beruͤhrung mit Alkalien und Warmestoff aͤußern, Eigenschaften, welche ihre bisher unbekannte Natur bezeichnen, und ihnen jenen Rang unter den bereits bekannten fetten Koͤrpern anweisen, welchen weder ihre Schmelzbarkeit, noch ihre Aufloͤslichkeit in Alkohol und Aether bestimmen konnte. Die durch kaustische Alkalien unveraͤnderliche Myricine kann sich großen Theiles unveraͤndert verfluͤchtigen, und naͤhert sich den fetten Koͤrpern der dritten Gattung, naͤmlich der Cholesterine, Amoreïne, und dem Aethale. Wenn die Cerine mit Alkali behandelt wird, so liefert sie Margarin-Saͤure, und eine neue neutrale, keiner Seifenbildung faͤhige, Masse ohne alle Glycerine, und gibt, wie man im voraus nach dem von den HHrn. Bussy und Lecanu entdekten Verhaͤltnisse zwischen den Produkten der Seifenbildung und der Destillation fetter Koͤrper schließen konnte, unter Beihuͤlfe der Waͤrme dieselbe Margarin-Saͤure, ohne daß sich zugleich eine merkliche Menge jener neutralen Materie haͤtte bilden koͤnnen, die durch Einwirkung der Alkalien auf die Cerine entsteht. Wenn wir nun die Eigenschaften der Cerine mit jenen verschiedener fetter Koͤrper vergleichen, um sie dorthin zu stellen, wohin sie gehoͤrt, so sehen wir, daß sie eine vollkommene Aehnlichkeit mit der Cerine darbiethet. Wie diese Substanz liefert sie nach der Einwirkung der Alkalien, eine fette saure Masse, und eine neutrale, keiner Seifenbildung faͤhige Materie, die, obgleich fluͤchtig, sich nicht waͤhrend der Destillation der Cerine, zugleich mit der Margarin-Saͤure, zu bilden scheint. Wir haben also aus dem Wachse drei neue Stoffe erhalten. Von den beiden ersteren, die Hr. John bereits angegeben hat, die aber noch nicht hinlaͤnglich charakterisirt waren, muß der eine, die Myricine zur dritten Gattung der fetten Koͤrper, der andere, die Cerine, zur vierten gestellt werden. Der Stoff, der aus der Einwirkung der Alkalien auf die Cerine hervortritt, und den noch Niemand einzeln dargestellt hat, (denn Hr. Chevreul, der Wachs, und nicht Cerine, in Seife verwandelte, hat ihn nur vermengt mit Myricine erhalten), wollen wir Ceraine nennen, um dadurch seinen Ursprung zu bezeichnen, und ihn nach der Myricine, in die dritte Gattung stellen. Wir fuͤhlen zwar die Unvollkommenheit der hier der Société vorgelegten Resultate, wollten jedoch auf dieselben aufmerksam gemacht haben.