Titel: | Beschreibung eines verbesserten doppelten Bienen-Korbes. Von Hrn. Joh. Milton, Great Mary-le-Bone Street, Nr. 10. |
Fundstelle: | Band 24, Jahrgang 1827, Nr. XXXVII., S. 170 |
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XXXVII.
Beschreibung eines verbesserten doppelten
Bienen-Korbes. Von Hrn. Joh. Milton, Great Mary-le-Bone Street, Nr.
10.
Aus den XLV. B. der Transactions of the Society of Arts
etc. im Repertory of Patent Inventions. Maͤrz
1827. S. 145.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
(Im
Auszuge.)
Milton's, Beschreibung eines verbesserten doppelten
Bienen-Korbes.
Ich habe Hrn. Espinasse's
schaͤzbaren und lehrreichen Versuch uͤber die Behandlung der Bienen
und seine Einwuͤrfe gegen die Moͤglichkeit, den Honig auszunehmen,
ohne die Bienen zu zerstoͤren, oder, wenn dieß moͤglich waͤre,
gegen die Vortheile, die man davon erwartet, gelesen, und hoffe vielleicht im Stande
zu seyn, diese Einwuͤrfe zu beseitigen, und die Ansichten der Gesellschaft zu
foͤrdern,Diese Ansichten hatte der große Philanthrope, Joseph II., schon vor 50
Jahren. Er sicherte jedem Bienenwirthe, der seine Bienen bei dem Ausnehmen
des Honiges rettete, den Preis von einem Gulden, und „hatte das
Vergnuͤgen“, wie er sich gegen einen Buͤrger
Wien's ausdruͤkte, schon im ersten Jahre 6000 fl. auszahlen lassen zu
koͤnnen. A. d. Ueb. indem ich einen Bienenstok mit doppeltem Aufsaze vorrichtete. Die jezt
gewoͤhnlichen Bienenkoͤrbe haben den Nachtheil, daß man die Bienen in
denselben schwer unterbringt; daß die Kaͤlte im Winter durch die Oeffnungen
eindringt; daß man bei dem Wegnehmen des Glases manche Gefahr laͤuft, und die
Bienen stoͤrt, und daß sie uͤberhaupt fuͤr die meisten
Landwirthe zu kostbar sind. Der Hauptzwek der Gesellschaft, Erhaltung der Bienen bei
dem Ausnehmen des Honiges, scheint bei meinem Bienenstoke erreicht. Er wird aus dem
besten ungedroschenen Strohe verfertigt, zehn Zoll hoch, und dreizehn Zoll im
Lichten weit. In der oberen Rundung ist innerhalb ein kleines Strohband angebracht,
welches ein kreisfoͤrmiges Brett von dreizehn Zoll im Durchmesser, auf
welchem ein kreisfoͤrmiges Brett von fuͤnfzehn Zoll befestigt ist,
stuͤzt: beide sind mit Oeffnungen versehen, welche mit der Groͤße der
Glaͤser in Verhaͤltniß stehen, in welchen die Bienen arbeiten sollen.
Statt dieser Glaͤser kann auch ein kleiner Bienenkorb aus Stroh, der ungefaͤhr
zehn Pfund Honig faßt, uͤber obigen Oeffnungen angebracht werden, so daß man
den Honig nach und nach wegnehmen kann, ohne die Thiere zu toͤdten, die ihn
gesammelt haben. Um einen Schwarm in einem solchen Korbe mit doppeltem Aufsaze zu
sammeln, verfaͤhrt man auf die gewoͤhnliche Weise, stellt aber das
obere Brett mittelst der Daumschrauben so, daß die Bienen nicht aufsteigen
koͤnnen. Abends wird der Bienenstok auf seine Stelle gebracht, und die reinen
Glaͤser, die unten mit Kalk verstrichen sind, werden so auf das obere Brett
gestellt, daß jedes Glas uͤber seine Oeffnung zu stehen kommt. Das Brett wird
nun so gedreht, daß die Bienen darin aufsteigen koͤnnen, und die
Glaͤser werden mit einem Korbe aus Stroh bedekt. Man laͤßt nun den
Bienenstok einige Tage unangeruͤhrt, worauf man nichts anderes mehr zu thun
hat, als die Glaͤser, nachdem sie gefuͤllt sind, wegzunehmen, wobei es
nicht einmahl mehr noͤthig ist, das Brett zu drehen, um die Bienen
abzuhalten. Bei guͤnstiger Jahreszeit und Witterung ist der Stok in 20 Tagen
mit Wachs und Honig voll. Man kann auf jeden Stok vier Glaͤser, jedes zu zwei
Pfund, rechnen. Da sie sich, bei guͤnstiger Jahreszeit und Witterung zwei
Mahl fuͤllen, so erhaͤlt man 16 Pfund Honig und Wachs, und in dem
Stoke aus Stroh bleibt noch Honig genug fuͤr den Winter zur Nahrung
fuͤr die Bienen. Der Honig, den man auf diese Art gewinnt, ist von der
hoͤchsten Feinheit und Guͤte, und vollkommen frei von aller jungen
Brut.
Bei solchen Bienenstoͤken bleiben die Bienen unter staͤter Aufsicht
ihres Besizers, und lassen sich mit der moͤglich geringsten Muͤhe
behandeln, indem sie nicht mehr Aufsicht fordern, als bei den gewoͤhnlichen
Stoͤken. An allen meinen auf diese Weise eingerichteten Stoͤken habe
ich die Bienen am Leben erhalten, und die Schwaͤrme in diesen Stoͤken
mit doppeltem Aufsaze, denen ich zwei Mahl den Honig mittelst der Glaͤser
wegnahm, sind so stark und gesund in jeder Hinsicht, als in den gewoͤhnlichen
Stoͤken nach gewoͤhnlicher Art. Andere Bienenwirthe, die ich seit 3
Jahren mit solchen Bienenkoͤrben versah, erhielten dieselben Resultate.
Der Preis solcher Stoͤke ist so gering, daß selbst der aͤrmere Landmann
sich derselben bedienen, und Honig und Wachs fruͤher und schoͤner zu
Markte bringen kann, als aus den gewoͤhnlichen Stoͤken.
Hr. Milton bringt hier Zeugnisse bei fuͤr die
Guͤte seiner Stoͤke, nach welchen, selbst bei sehr unguͤnstiger
Jahreszeit, ein Stok 6 Pfund des besten Honiges gab. Hr. Milton erhielt von der Gesellschaft die silberne Isis-Medaille.
Fig. 35.
zeigt den Stok im Durchschnitte. a, a, ist der
Koͤrper des Stokes; b, der Eingang oder das
Flugloch. c, c, die Deke; ein rundes, daselbst
aufgenageltes Brett, das man auch in Fig. 36. sieht. d, d, ein zweites Brett, in Fig. 37. besonders
dargestellt. Das Brett, d, ist auf dem anderen mittelst
einer Schraube im Mittelpuncte befestigt, e, um welche
es sich dreht; es wird aber in seiner Bewegung durch den Haltstift, f, Fig. 37.
beschraͤnkt, der durch das Brett laͤuft, und in den Falzen, g, Fig. 36. eintritt, so
daß, wenn der Stift sich an einem Ende befindet, die Loͤcher in beiden
Brettern genau auf einander passen, und wenn er an dem anderen Ende zu stehen kommt,
alle Verbindung abgeschnitten ist. Ueber diesen Loͤchern sind vier
glaͤserne Gloken, wovon in Fig. 35. drei im
Durchschnitte, und in Fig. 37. vier im
Grundrisse als Kreise dargestellt sind. Ueber diese Glaͤser kommt der zweite
Strohaufsaz, h, h, der bei i, ein kleines Glasfenster hat. Wenn die Glaͤser voll sind, dreht man
das Brett so, daß alle Verbindung abgesperrt wird, nimmt die Glaͤser weg, und
stellt neue dafuͤr hin. Die Bienen koͤnnen auch, wenn es nothwendig
ist, mittelst dieser Glaͤser mit Honig gefuͤttert werden.