Titel: Ueber Reinigung des Kohlen-Gases nach Hrn. Ledsam's Methode.
Fundstelle: Band 25, Jahrgang 1827, Nr. XCIV., S. 331
Download: XML
XCIV. Ueber Reinigung des Kohlen-Gases nach Hrn. Ledsam's Methode. Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Jun. 1827. S. 217. Ledsam, uͤber Reinigung des Kohlen-Gases. Ungeachtet aller Fortschritte der Chemie ist die Weise, nach welcher man das Kohlengas reinigt, dieselbe geblieben, die sie bereits vor 15 Jahren war. Als die Gas-Beleuchtung noch in ihrer Kindheit war glaubte man, es waͤre genug, wenn man das Gas durch Wasser laufen ließ. Im Jahre 1810 empfahl Hr. B. Cook aus Birmingham Kalkwasser, und die meisten Gas-Compagnien bedienen sich, ungeachtet aller Patente auf neue Reinigungs-Arten, entweder noch dieser Methode, oder sie wenden Kalk auf eine andere Weise an. Indessen ist dieses Verfahren kostspielig, muͤhevoll, laͤstig und ekelhaft bei der Menge Kalkes, die man hierzu noͤthig hat. An großen Gas-Anstalten braucht man des Tages oft 10 Tonnen (20,000 Ztr.) Kalkwasser, und eine eigene Dampfmaschine zum Ruͤhren desselben. Man hat, da Kalk nur in Folge seiner alkalischen Natur als Reinigungs-Mittel dient, Pottasche und Soda statt desselben versucht: sie dienen besser, sind aber viel zu theuer. Dieser Einwurf laͤßt sich aber nicht gegen das fluͤchtige Alkali machen, das man an allen Gas-Anstalten in großer Menge aus der Fluͤßigkeit erhaͤlt, die sich in dem großen hydraulischen Behaͤlter absezt. Gehoͤrig zubereitet (was fuͤr eine Kleinigkeit geschehen kann), wird es nicht bloß ein besseres, sondern auch ein weit wohlfeileres Reinigungs-Mittel als der Kalk. Hr. Ledsam saͤttigt die in allen Gaswerken vorhandene, Ammonium-Fluͤßigkeit mit Kochsalzsaͤure, und raucht sie bis zur Krystallisation beim Erkalten ab, mengt dann das auf diese Weise erhaltene salzsaure Ammonium mit ungefaͤhr zwei Drittel seines Gewichtes ungeloͤschtem Kalke, und gibt es in eine Retorte, die er einem maͤßigen Feuer aussezt. Aus dieser Retorte entwikelt sich nun ein starker Strom Ammonium-Gas, der mit dem Kohlengase in Beruͤhrung gebracht wird, und dieses chemisch reinigt. Er laͤßt dann dieses Gas durch ein Gefaͤß mit Wasser laufen, in welchem das Ammonium zuruͤkgehalten wird, und weiter benuͤzt werden kann. Der kochsalzsaure Kalk, der in der Retorte zuruͤkbleibt, kann so gut, wie Kochsalzsaͤure benuͤzt werden, um die ammoniumhaltige Fluͤßigkeit wieder in Salmiak oder kochsalzsaures Ammonium zu verwandeln. Der Apparat ist einfach, wenig kostbar, und dort, wo man ohnedieß nassen Kalk braucht, auf der Stelle anwendbar. Das Material kostet zwei Drittel weniger, und dem Umfange nach, nimmt es kaum den hundertsten Theil des Raumes ein. Ein Mann reicht fuͤr die ganze Arbeit hin. Man erhaͤlt dabei mehr Gas, als gewoͤhnlich; die Arbeit kann in freier Luft geschehen, und die Kosten belaufen sich auf 1000 Kubikfuß Gas nicht hoͤher, als auf 3 halbe Pfennige (d.i. 9 kr. unseren Geldes) die schweren Patent-Kosten mitgerechnet.