Titel: | Ueber die Anwendung des Jodantimons zur Bereitung des Jodkaliums (jodwasserstoffsauren Kalis). Von Herrn Serullas. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CV., S. 388 |
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CV.
Ueber die Anwendung des Jodantimons zur Bereitung
des Jodkaliums (jodwasserstoffsauren Kalis). Von Herrn Serullas.
Aus dem Journal de Pharmacie, Jan. 1828, S.
19.
Serullas, uͤber die Anwendung des Jodantimons.
Unsere Collegen, die HHrn. Robiquet und Pelletier, haben, als ich die Bemerkung machte,
daß das Jodantimon zur Bereitung des Jodkaliums angewandt werden koͤnnte,
eingewendet, daß
1) diese Methode vielleicht im Großen nicht vortheilhaft seyn wuͤrde;
2) daß es moͤglich waͤre, daß der Niederschlag, welchen das Jodantimon
in Beruͤhrung mit Wasser bildet (welchen Niederschlag ich fuͤr eine
Verbindung von Jodantimon mit Antimonoxyd halte), nicht ganz zersezt waͤre,
wodurch Jod verloren gehen wuͤrde;
3) daß das durch die Zersezung dieser Verbindung (von Jod mit Antimon und
Antimonoxyd) erhaltene Antimonoxyd ein wenig gebrauchtes und schwer zu benuzendes
Product sey.
Der erste Einwand ist eine Folge des lezteren, und ich beantworte sie beide, indem
ich bemerke, daß dieses Antimonoxyd meiner Meinung nach mit Vortheil zur Bereitung
des Brechweinsteins wird angewandt werden koͤnnen. Das Antimonoxyd eignet
sich dazu bekanntlich sehr gut, und wenn man es hiezu nicht haͤufiger
anwendet, so ruͤhrt dieß daher, weil Antimonoxyd und Chlorantimon (Butyrum antimonii), um daraus das Oxyd darzustellen,
sehr kostspielig sind; in unserem Falle erhaͤlt man es hingegen als
Nebenproduct.
Was die zweite Bemerkung betrifft, so habe ich mich uͤberzeugt, daß das
Jodantimon, wenn es als Pulver mit uͤberschuͤßigem kohlensaurem Kali
gekocht wird, gaͤnzlich zersezt wird, und daß der Ruͤkstand, gut
ausgesuͤßt, kein Jod mehr enthaͤlt, sondern bloß aus Antimonoxyd
besteht, welches sich in Salzsaͤure vollkommen aufloͤst.
Ein groͤßerer oder geringerer Ueberschuß von kohlensaurem Kali schadet nicht,
weil man zuerst heißes Wasser auf das gepuͤlverte Jodantimon gießen, es
schuͤtteln und absezen lassen muß, worauf man die uͤberstehende
Fluͤßigkeit groͤßtentheils abgießt und dann filtrirt; dieß ist sodann
reine Jodwasserstoffsaͤure, welche zwei Drittel des angewandten Jods
enthaͤlt.
Der Bodensaz (Jodantimon mit Antimonoxyd) wird hierauf mit kohlensaurem Kali gekocht;
man filtrirt, suͤßt das Filter aus, und neutralisirt die Fluͤßigkeit
mit der zuvor erhaltenen Jodwasserstoffsaͤure.
Die Bereitung des Jodantimons wird, wenn sie im Großen vorgenommen werden soll,
vielleicht mit einigen Schwierigkeiten verbunden seyn; ich habe noch nie Gelegenheit
gehabt, große Mengen davon darzustellen. Auf jeden Fall muß man einige
Vorsichtsmaaßregeln beobachten; wenn man naͤmlich Jod und Antimon vermengt,
so verbinden sie sich oft schon bei gewoͤhnlicher Temperatur unter starkem
Erhizen, wodurch etwas Jod verfluͤchtigt wird, wie Hr. Henry der Sohn
bemerkte. Man muß also das gepuͤlverte Antimon in kleinen Mengen auf das Jod
schuͤtten, welches sogleich bei der Beruͤhrung mit dem Metalle
fluͤßig wird.195)
Das Jodantimon kann uͤbrigens leicht jederzeit von gleicher Zusammensezung erhalten werden, denn es
ist fluͤchtig und destillirt leicht uͤber; in Masse krystallisirt ist
es rothbraun; gepuͤlvert ist es fast zinnnoberroth.196)