Titel: | Ueber die Bildung des Schwefeläthers, von den HHrn. Dumas und Boullay, Sohn. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CXXII., S. 449 |
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CXXII.
Ueber die Bildung des Schwefelaͤthers, von
den HHrn. Dumas und
Boullay,
Sohn.
Aus den Annales de Chimie et de Phys. November. 1827.
S. 294
(Im Auszuge.)
Dumas und Bullay, uͤber die Bildung des
Schwefelaͤthers.
Die so mannigfaltigen Veraͤnderungen, welche der
Alkohol durch die Einwirkung der concentrirten Schwefelsaͤure in
verschiedenen Verhaͤltnissen erleidet, blechen einen der interessantesten
Gegenstaͤnde der organischen Chemie dar. Vier besondere Verbindungen, der
Schwefelaͤther, das Kohlenwasserstoffgas in Max.,
das suͤße Weinoͤhl, die Schwefelweinsaͤure, entstehen nach
Umstaͤnden durch die Wirkung dieser beiden Koͤrper auf einander, und
jede derselben hat so merkwuͤrdige Eigenschaften, daß wir es fuͤr
noͤthig hielten, die Erscheinungen, welche ihre Entstehung begleiten, genau
zu untersuchen.
Noch vor wenigen Jahren schien die so einfache und genuͤgende Theorie, welche
die HHrn. Fourcroy und
Vauquelin uͤber die
Bildung des Schwefelaͤthers aufgestellt hatten, auf ganz festen Grundlagen zu
beruhen. Nach diesen beruͤhmten Chemikern wuͤrde die mit Alkohol in
Beruͤhrung gebrachte Schwefelsaͤure, demselben einen Theil Wasser
entziehen, und ihn dadurch in Aether umaͤndern. Gegen das Ende der Operation,
wo der Alkohol nur noch in geringerer Menge vorhanden, und die Temperatur
hoͤher ist, wuͤrde dann eine neue Einwirkung Statt finden, und dadurch
schweflichte Saͤure und suͤßes Weinoͤhl entstehen.
Diese einfache und zugleich vollstaͤndige Theorie wurde bald allgemein
angenommen. Sie erhielt eine treffliche Befestigung durch die so merkwuͤrdigen
Versuche des Hrn. Theodor von
Saussure. Nachdem dieser geschikte Beobachter gezeigt hatte, daß der
Alkohol, so wie auch der Schwefelaͤther, aus Kohlenstoff, Wasserstoff und
Sauerstoff in solchen Verhaͤltnissen zusammengesezt ist, daß diese zur
Bildung von Wasser und Kohlenwasserstoff in Maximo
(oͤhlbildendem Gas) gerade hinreichen, und außerdem bewiesen hatte, daß der
Schwefelaͤther weniger Wasser als der Alkohol enthaͤlt, konnte kein
Zweifel mehr uͤber die Richtigkeit der von den HHrn. Fourcroy und Vauquelin aufgestellten Theorie uͤbrig
bleiben. Spaͤter bestimmte Hr. Gay-Lussac die Dichtigkeit des Alkohol- und
Aetherdampfes, und zog daraus aͤhnliche Folgerungen, obgleich seine Resultate
eine wichtige Correction in der Analyse des Aethers zur Folge hatten. Indem er die
Zusammensezung dieser beiden Koͤrper auf Raumtheile von Wasser und
Kohlenwasserstoff in Max. in einfachen gegenseitigen
Verhaͤltnissen reducirte, zeigte er, daß der Alkohol aus gleichest
Raumtheilen Wasserdampf und Kohlenwasserstoff in Max.
besteht, waͤhrend der Schwefelaͤther zwei Raumtheile Kohlenwasserstoff
in Max. auf Einen Raumtheil Wasserdampf enthalten
muß.
Bisher schien sich alles zu vereinigen, um die Theorie der HHrn. Fourcroy und Vauquelin gegen jeden Angriff sicher zu stellen.
Bald aber machte Hr. Dabit die
Beobachtung, daß sich eine eigenthuͤmliche Saͤure waͤhrend der
Aetherbildung erzeugt. Durch eine feiner Beobachtungen, welche in der Folge durch
die Untersuchungen der HHrn. Sertuͤrner, Vogel und Gay-Lussac bestaͤtigt wurden, lernte man eine neue
eigenthuͤmliche Saͤure kennen, welche der Unterschwefelsaͤure
aͤhnlich ist, wovon sie sich aber durch ihre permanente Verbindung mit einem
aͤtherischen Oehle unterscheidet. Es ist also keinem Zweifel mehr
unterworfen, daß Alkohol und Schwefelsaͤure bei der Aetherbildung durch ihre
gegenseitige Einwirkung hervorbringen, 1) Schwefelaͤther, das heißt, der
Haͤlfte seines Wassers beraubten Alkohol; 2) suͤßes Weinoͤhl,
dessen Zusammensezung man nicht kennt; 3) Unterschwefelsaͤure; 4) eine
aͤtherisch-oͤhlige Substanz, welche jene begleitet, und deren
Zusammensezung man auch nicht kennt.
Nachdem diese Thatsachen außer allen Zweifel gesezt worden waren, glaubten viele
Chemiker daraus folgern zu koͤnnen, daß die Theorie der HHrn. Fourcroy und Vauquelin die Erscheinungen nicht mehr
erklaͤrt. Andere, welche weiter sahen, glaubten, daß sie wohl einige
Abaͤnderungen erleiden duͤrfte, aber daß doch wenigstens ihre Basis
noch gut und unangegriffen bliebe. Es wurden nun eine Masse von Versuchen
angestellt, die wir weder erwaͤhnen noch bestreiten zu muͤssen
glauben. In der That war die alte Theorie der Ausdruk einer Thatsache, sobald die
Analyse des Alkohols und des Aethers bekannt, und durch die Dichtigkeit des
Dampfes dieser Koͤrper bestaͤtigt war. Um diese Theorie zu
stuͤrzen, muß man beweisen, daß der Alkohol und der Aether nicht wie wir jezt
annehmen, zusammengesezt sind: dieß ist auch wirklich die Meinung einiger Chemiker;
aber wir werden nun zeigen, daß diese im Irrthume sind.
Wenn man die Zusammensezung des Alkohols und des Aethers genau kennt, so folgt
offenbar daraus, daß die HHrn. Fourcroy und Vauquelin von der Existenz der Unterschwefelsaͤure nichts
wissen, und sich in der Entstehung des suͤßen Weinoͤhls
taͤuschen konnten, ohne daß deßwegen die Ursache, welcher sie die Bildung des
Aethers zuschreiben, aufhoͤrt wahrscheinlich zu seyn; dieß koͤnnen wir
auch durch unsere nun anzufuͤhrenden Versuche außer allen Zweifel sezen. Wir
beschraͤnkten uns darauf, eine genaue Analyse von den bereits
erwaͤhnten Producten zu machen, und die Theorie folgte dann unmittelbar aus
den erhaltenen Resultaten.
Analyse des Alkohols. Der Alkohol, welchen wir
untersuchten, besaß alle Eigenschaften eines moͤglichst reinen und
hoͤchst concentrirten. Er wurde oͤfters uͤber troknes
Chlorcalcium (geschmolzenen salzsauren Kalk) abgezogen. Seine Dichtigkeit war bei
18° C. = 0,7915. Er kochte bei 76° C. unter einem Druke von 0,745
Meter. Die Zusammensezung dieses Alkohols ist nach unseren Versuchen ganz und gar
derjenigen gleich, welche aus der Dichtigkeit seines Dampfes und den feinen
Betrachtungen abgeleitet wird, die Gay-Lussac
schon lange in einer Abhandlung uͤber die Producte der geistigen
Gaͤhrung, bekannt gewacht hat. Hier sind die Resultate des Versuches und der
Berechnung zusammengestellt.
Erhaltene Zahlen.
Berechnete.
Kohlenstoff
52,37
52,28;
Wasserstoff
13,31
13,02;
Sauerstoff
34,61
34,70.
––––––
––––––
100,29
100,00.
Die Versuche wurden in einem groͤßeren Maßstabe vorgenommen, als man es sonst
zu thun pflegt, um mehr Genauigkeit in diese Analyse zu bringen. Wir haben immer
mehr als einen Gramm Alkohol mit Kupferoxyd verbrannt. Das Wasser, so wie die
Kohlensaͤure, wurde sorgfaͤltig gesammelt. Um den Sauerstoff zu
schaͤzen, haben wir das Kupferoxyd ganz durch Wasserstoffgas reducirt. Da der
Sauerstoff des Oxydes vor und nach der Analyse bekannt war, so haben wir daraus den
der Substanz abgegebenen Sauerstoff ableiten koͤnnen. Da der Sauerstoff der
Kohlensaͤure und des Wassers ebenfalls bekannt waren, so konnten wir daraus
den Sauerstoff des Alkohols berechnen.
Unsere Resultate bestaͤtigen also vollkommen diejenigen des Hrn. Theodor von Saussure und des Hrn.
Gay-Lussac, und man
kann ihren Werth nach den Datis schaͤzen, worauf sie sich stuͤzen.
Textabbildung Bd. 27, S. 451
Angewandter Alkohol; Kohlenstoff;
Wasserstoff; Sauerstoff; Kohl; Wasserst; Sauerstoff; In 100 Theilen
Wir haben, wie man sieht, immer ein wenig mehr Wasserstoff gefunden, als die
Berechnung gibt; aber jeder Chemiker, welcher sich mit Versuchen dieser Art
beschaͤftigt hat, weiß wie schwer diese Klippe zu vermeiden ist. Wir glauben
daher auch nicht auf dieser Angabe bestehen zu muͤssen, sondern sehen es als
ganz erwiesen an, daß der Alkohol, so wie es Hr. Gay-Lussac festgestellt hat, aus Einem
Raumtheile Kohlenwasserstoff in Max. und Einem
Raumtheile Wasserdampf besteht.
Analyse des Schwefelaͤthers. Die
Vorsichtsmaßregeln, welche wir anwandten, um uns reinen Alkohol zu verschaffen,
wurden auch befolgt, um den Aether frei von allen Beimengungen zu erhalten. Wir
haben uns diesen Koͤrper selbst bereitet, ihn sorgfaͤltig gewaschen,
um allen Alkohol wegzubringen, und ihn uͤber Chlorcalcium so lange
rectificirt, bis diese Operation keine Veraͤnderung in seinen Eigenschaften
mehr hervorbrachte. So bereitet, war seine Dichtigkeit = 0,713 bei der Temperatur
von 20° C. Er kochte bei 34° C. unter einem Druk von 0,745 Meter.
Folgende Resultate erhielten wir bei unserer Analyse des reinen
Schwefelaͤthers:
Kohlenstoff
65,10
65,04
65,01;
Wasserstoff
13,52
13,95
14,08;
Sauerstoff
21,05
21,34
21,33.
–––––
––––––
––––––
99,67
100,33
100,42.
Wir haben auch hier, wie bei dem Alkohol, die Versuche mit einer etwas großen
Quantitaͤt gemacht, naͤmlich etwa mit einem Gramm. Vergleichen wir
diese Zahlen mit denjenigen, welche die Berechnung gibt, so werden wir uns von der
Richtigkeit der bis auf diesen Tag, nach den schoͤnen Untersuchungen der
HHrn. von Saussure und
Gay-Lussac
uͤber die Zusammensezung des Aethers angenommenen Ansichten
uͤberzeugen.
Erhaltene Zahlen.
Berechnete.
Kohlenstoff
65,05
64,96;
Wasserstoff
13,85
13,47;
Sauerstoff
21,24
21,57.
––––––
––––––
100,14
100,00.
Wie bei der Analyst des Alkohols, finden wir auch hier einen kleinen Ueberschuß von
Wasserstoff; deßwegen bleibt es aber doch ausgemacht, daß der reine Aether aus Einem
Raumtheil Kohlenwasserstoff in Max., und einem halben
Raumtheil Wasserdampf besteht.
Analyse des suͤßen Weinoͤhls. Dasjenige,
welches wir untersucht haben, wurde durch Destillation von dem Aether getrennt; da
es erst bei einer hoͤheren Temperatur siedet, bleibt es fast ganz in der
Retorte. Man ließ es hierauf sieden, bis es zum Theil uͤberdestillirt war.
Zulezt wurde es noch uͤber Chlorcalcium und ein wenig Kali destillirt. So
bereitet, war seine Dichtigkeit = 0,9174, bei einer Temperatur von 10,5°
C.
Das suͤße Weinoͤhl ist nichts als eine Verbindung von Kohlenstoff mit
Wasserstoff; aber diese Verbindung unterscheidet sich in dem Verhaͤltnisse
ihrer Bestandtheile von allen bis jezt untersuchten Kohlenwasserstoffarten. Wir
fanden naͤmlich diesen Koͤrper bestehend aus:
Berechnet.
Kohlenstoff
88,36
88,80
88,94;
Wasserstoff
11,64
11,20
11,06.
––––––
––––––
––––––
100,00
100,00
100,00.
Das berechnete Resultat wurde erhalten, indem man annahm, daß dieser Koͤrper
aus 4 Raumtheilen Kohlenstoffdampf, und 3 Raumtheilen Wasserstoff besteht, eine sehr
einfache und doch von allen bis jezt bekannten Kohlenwasserstoffarten sehr
verschiedene Zusammensezung. Wir werden uͤbrigens sehen, daß diese
Zusammensezung nothwendig aus der eigenthuͤmlichen Einwirkung folgt, wodurch
das suͤße Weinoͤhl entsteht, und wir werden in den folgenden
Versuchen, die offenbarste Bestaͤtigung der so eben angegebenen
Zusammensezung finden, und zugleich auf eine Theorie geleitet werden, welche diese
Zusammensezung unvermeidlich macht.
Analyse des schwefelweinsauren Baryts. Dieses Salz wurde
bestehend gefunden aus:
Unterschwefelsaurem Baryt
67,37;
Suͤßem Weinoͤhl
12,27;
Wasser
30,36.
––––––
100,00.
Das Salz enthaͤlt also ein Atom unterschwefelsauren Baryt, zwei Atome
suͤßes Weinoͤhl, und fuͤnf Atome Wasser. Seine Formel ist:
Textabbildung Bd. 27, S. 452
Die Analyse des schwefelweinsauren Kupferoxydes gab die Formel:
Textabbildung Bd. 27, S. 452
und die des sauren schwefelweinsauren Bleioxydes die
Formel:
Textabbildung Bd. 27, S. 452
Das in den schwefelweinsauren Salzen enthaltene Oehl ist offenbar mit dem
suͤßen Weinoͤhl identisch.
Es zeigt naͤmlich auf 100 Theile reducirt, folgende Zusammensezung:
Kohlenstoff.
Wasserstoff.
Oehl aus dem schwefelweinsauren
Baryt
88,58
11,42;
Dasselbe
88,14
11,86;
Oehl aus dem schwefelweinsauren
Kupfer
88,53
11,47;
Dasselbe aus schwefelweinsaurem Blei
89,20
10,80;
Mittel
88,61
11,38;
Suͤßes Weinoͤhl,
berechnet
88,94
11,06.
Bei dieser Identitaͤt kann man leicht die Zusammensezung der
Schwefelweinsaͤure bestimmen. Weil das suͤße Weinoͤhl sich von
dem Kohlenwasserstoff in Max. dadurch unterscheidet, daß es auf vier Raumtheile
einen Raumtheil Wasserstoff weniger enthaͤlt, so muß man annehmen, daß zwei
Atome Schwefelsaͤure, indem sie Ein Atom Sauerstoff bei der
Umaͤnderung in Unterschwefelsaure verlieren, vier Raumtheile
Kohlenwasserstoff in Max. in suͤßes
Weinoͤhl verwandeln. Man hat also fuͤr die Zusammensezung der
Schwefelweinsaͤure, dieselbe als wasserfrei gedacht. Ein Atom
Unterschwefelsaͤure, acht Kohlenstoff und sechs Wasserstoff, oder
Textabbildung Bd. 27, S. 453
Diese Zusammensezung wuͤrde auf 100 berechnet, geben:
1 Atom Unterschwefelsaͤure
902,32
72,70;
8 Atome Kohlenstoff.
301,32
24,28;
6 Atome Wasserstoff
37,50
3,02;
––––––––
––––––
1 Atom Schwefelweinsaͤure
1241,14
100,00.
Die Theorie der Aetherbildung wird also sehr einfach durch die Thatsache: die
Saͤure und der Alkohol theilen sich in zwei Theile, wovon der eine das
suͤße Weinoͤhl und die Unterschwefelsaͤure hervorbringt, indem
er eine gewisse Quantitaͤt Wasser erzeugt, in folgenden
Verhaͤltnissen:
Textabbildung Bd. 27, S. 453
Atome Schwefelsaͤure;
Raumtheile Alkoholdampf; gebildetes Wasser; in Freiheit geseztes Wasser
Der andere Theil der Saͤure und des Alkohols geben durch ihre Einwirkung
verduͤnnte Saͤure und Aether.
Aus den Versuchen des Hrn. Vogel geht hervor, daß man eine groͤßere Menge
Schwefelweinsaͤure in dem Aetherruͤkstande findet, der sogleich nach
Erscheinung der schweflichen Saͤure weggenommen wird, als in solchen, die
durch fruͤher oder spaͤter beendigte Operationen erhalten werden. Schon dadurch
wird es klar, daß diese Saͤure sich unter denselben Umstaͤnden wie der
Aether selbst bildet, und daß man insbesondere ihrer Zerstoͤrung durch die
Hize, die Entwikelung der schweflichen Saͤure und des suͤßen
Weinoͤhls zuschreiben muß, wie es schon Gay-Lussac vermuthet hatte.
Aus dem Vorhergehenden wird es klar, welche Rolle der Braunstein oder die
Chromsaͤure bei der Bildung des Aethers spielen. Sie verlieren einen Theil
ihres Sauerstoffs, um Wasser und suͤßes Weinoͤhl zu bilden, wodurch
die Entstehung der Unterschwefelsaͤure verhindert wird. Hr. Gay-Lussac hat es in der That
auch erwiesen, daß diese Saͤure bei dieser Reaction sich nicht bildet. Die
Bildung der Unterschwefelsaure haͤngt also nicht unumgaͤnglich mit der
des Aethers zusammen. Andererseits sollte man kaum glauben, daß die Erzeugung des
suͤßen Weinoͤhls zu derjenigen des Aethers nothwendig sey, da doch die
Einwirkungen, wodurch sie entstehen, so unabhaͤngig scheinen. Wenn man
zugibt, daß die Flußboronsaͤure, wie Hr. Desfosses versichert, Aether ohne suͤßes
Oehl gibt, so wuͤrde es wenigstens scheinen, daß diese Nothwendigkeit nicht
allgemein ist.
Alles wohl erwogen, glauben wir jedoch, daß diese beiden Erscheinungen nichts gemein
haben.
Man sieht leicht ein, daß es keinen Vortheil bringen wuͤrde, wenn man, wie oft
vorgeschlagen wurde, dem gewoͤhnlichen Gemenge zur Aetherfabrication
Braunstein zusezen wuͤrde. Zwar wuͤrde sich dann in der That keine
schwefliche Saͤure bilden; aber das entstandene suͤße Oehl
wuͤrde den Aether waͤhrend des ganzen Verlaufes der Destillation
begleiten, waͤhrend bei dem gegenwaͤrtigen Verfahren bloß die lezten
Producte dadurch verunreinigt sind. So lange man also nicht die
FlußboronsaͤureMan erhaͤlt diese Saͤure nach John Davy, wenn man ein Gemenge von 1 Theil feingeriebenen Flußspath,
und 1 Th. wasserfreien Borax (boronsaurem Natron) in einer glaͤsernen
Retorte mit 12 Th. concentrirter Schwefelsaͤure uͤbergießt,
und gelinde erhizt. Das sich dadurch entwikelnde Gas wird durch eine
gebogene Glasroͤhre in Queksilber geleitet, uͤber welches man
das zu saͤttigende Wasser gießt. A. d. Red. um einen niedrigen Preis bereiten oder ersezen kann, wird das
gegenwaͤrtige Verfahren den Vorzug verdienen.
Die Bildung der Unterschwefelsaͤure scheint eine sehr haͤufige
Erscheinung zu seyn, wenn sie anders nicht allgemein bei der Einwirkung der
concentrirten Schwefelsaͤure auf die organischen Stoffe entsteht. Wir
behalten uns vor, die Producte derselben bei einigen dieser Operationen zu
untersuchen. Im Verlaufe dieser Abhandlung haben wir die von Gay-Lussac angegebene Zusammensezung der Unterschwefelsaͤure
angenommen, und da sie die Zusammensezung des suͤßen Weinoͤhls besser
erklaͤrt, haben wir sie vorgezogen, obgleich einige Chemiker uͤber die
Zusammensezung dieser Saͤure anderer Meinung sind.