Titel: Ueber die Bereitung des Neapelgelbes (Mineralgelbes).
Fundstelle: Band 28, Jahrgang 1828, Nr. LVIII., S. 224
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LVIII. Ueber die Bereitung des Neapelgelbes (Mineralgelbes). Aus dem Dictionnaire technologique. Bd. XI. S. 381. Ueber die Bereitung des Neapelgelbes. Diese Farbe wird schon seit langer Zeit von den Italiaͤnern bereitet, welche sie Giallolino nennen. Ihre Zusammensezung kennt man nur sehr wenig, nicht als wenn es etwa an Vorschriften zu ihrer Fabrikation fehlte, sondern gerade, weil es deren eine Menge gibt, diese aber nicht alle uͤbereinstimmen. Die Verschiedenheit in ihrer Zusammensezung ist auch die Ursache der verschiedenen Nuancen, womit sie von den Fabrikanten dargestellt wird. Das Neapelgelb ist eine von den Malern sehr geschaͤzte Farbe, weil sie zugleich lebhaft, glaͤnzend und satt ist; wuͤnschenswerth waͤre es aber, daß sie immer sich gleich waͤre. Man wendet sie nicht bloß mit Oehl an, sondern bedient sich derselben auch zum Schmelzmalen auf Fayence oder Porcellan. Passeri hat die besten Vorschriften zur Bereitung dieser Farbe in einem im J. 1758 unter dem Titel: Nuova raccolta d'opuscoli scientifici herausgegebenen Werke Bd. IV. S. 103 bekannt gemacht; diese Farbe erhaͤlt man nach ihm aus folgendem Gemenge: 1 Pfund calcinirtem Antimon; 1 Pfund 8 Unzen calcinirtem Blei; 1 Unze Kochsalz; 1 Unze von ihm sogenanntem allume di feccia welchen Ausdruk einige mit Alaun, andere mit Weinstein uͤbersezt haben; was aber nothwendigerweise einen großen Unterschied in den Resultaten derjenigen, welche das Verfahren wiederholten, veranlassen mußte, je nachdem sie der einen oder der anderen Uebersezung folgten. Nach Fougeroux (Mémoires de l'Academie des Sciences, 1766) soll man sieben bis acht Stunden lang, bei anfangs gelindem, dann staͤrkerem Feuer ein Gemenge von 12 Gewichtstheilen Bleiweiß, einem Theile Alaun, einem Th. Salmiak, und drei Th. Antimonium diaphoreticum (antimonsaurem Kali) schmelzen. Man sieht nicht ein, welchen Nuzen bei dem Verfahren Passeri's der Alaun haben soll; denn er kann weder als Faͤrbestoff, noch als Flußmittel dienen. Man muß also vermuthen, daß es vielmehr der Weinstein, oder wenigstens sein Alkali ist, was man anwenden muß; dieses wird um so wahrscheinlicher, weil Passeri in den verschiedenen von ihm angegebenen Recepten sich oft des Wortes feccia allein bedient, womit die Italiaͤner den Weinstein bezeichnen. Wir glauben um so mehr, daß das Alkali des Weinsteins und nicht der Weinstein selbst ist, was man anwenden muß, weil vorgeschrieben wird, daß die Metalle, welche zu diesem Gemenge kommen, zuerst oxydirt werden sollen, die Saͤure des Weinsteins aber diese vorlaͤufige Oxydation ganz und gar unnuͤz machen wuͤrde, indem sie diese Oxyde nothwendigerweise reduciren muͤßte. In dem Recepte von Fougeroux wird Antimonium diaphoreticum vorgeschrieben, worin das Metall oxydirt ist, und welches ein Fuͤnftel Kali enthaͤlt. Uebrigens ist die Oxydation vielleicht nicht durchaus nothwendig, oder doch keine vollstaͤndige, weil die Anwendung des Kochsalzes oder Salmiaks vermuthen laͤßt, daß sich ein Chlorid bildet, welches die Basis in metallischem Zustande enthaͤlt. In der That reicht auch die Quantitaͤt des Kochsalzes oder Salmiaks, die in den bekannten Recepten angegeben wird, nicht hin, um alles Oxyd in ein Chlorid umzuaͤndern. Es waͤre also moͤglich, daß bei den Gemengen, unter welche salzsaure Salze kommen (denn sie kommen nicht bei allen Recepten vor), das Resultat eine Verbindung von einem Chlorid mit einem Oxyd (in der Sprache der aͤlteren Theorie ein basisches salzsaures Salz) ist; eine analoge Verbindung ist das rubinrothe Spießglanzglas, worin nach Proust das Schwefelmetall mit dem Oxyd verbunden ist. Wir haben keine Analyse von dem Neapelgelb, wonach man in dieser Hinsicht eine gegruͤndete Meinung aͤußern koͤnnte, und muͤssen in der Hoffnung, daß ein geschikter Chemiker diese nuͤzliche Arbeit bald unternimmt, uns einstweilen darauf beschraͤnken, die verschiedenen Recepte mitzutheilen, welche man bekannt gemacht hat, damit jeder sodann seine Wahl treffen kann, je nachdem er nach dem einen oder anderen, mit mehr oder weniger Erfolg arbeitet. Passeri, welchen wir schon angefuͤhrt haben, hat mehrere solche Recepte bekannt gemacht, nicht als verschiedene Mittel, um dasselbe Product zu erhalten, sondern in der Absicht die verschiedenen Nuͤancen zu erzielen, welche man fabricirt. Folgendes sind seine Verfahrungsweisen: 1) Sechs Pfund Blei, vier Pfund Antimon, Ein Pfund Weinstein (feccia). 2) Drei Pfund Blei, vier Pfund Antimon, Ein Pfund Weinstein, sechs Unzen Kochsalz. 3) Fuͤnf Pfund Blei, vier Pfund Antimon, sechs Unzen Weinstein. 4) Vier Pfund Blei, zwei Pfund Antimon, sechs Unzen Weinstein. 5) Anderthalb Pfund Blei, Ein Pfund Antimon, Ein Pfund Weinstein und Ein Pfund Kochsalz. 6) Drei und ein halbes Pfund Blei, zwei Pfund Antimon und Ein Pfund Weinstein. Es wird dabei vorausgesezt, daß die Metalle zuvor oxydirt worden sind, ehe man sie mit einander vermengt und schmilzt. In Delalande's Voyage en Italie, welche im Jahre 1786 herauskam, findet man Bd. IX. S. 504 ein Verfahren zur Fabrikation des Neapelgelbs angegeben, welches ihm von dem Prinzen San-Severo mitgetheilt wurde, wozu bloß Blei und Antimon kommt. Man nimmt: Vollkommen oxydirtes und gesiebtes Blei 3 Theile, Oxydirtes und gesiebtes Antimon 1 Theil. Das Ganze wird nun sehr genau mit einander vermengt, was am besten dadurch geschieht, daß man es durch ein seidenes Sieb schlaͤgt; man bringt sodann dieses Pulver in einer 2 Zoll diken Lage auf große glasirte und mit einem Blatte weißen Papier bedekte Steinplatten, und stellt diese in den oberen Theil eines Toͤpferofens, damit sie keiner zu großen Hize ausgesezt werden; es ist zum Brennen derselben hinreichend, wenn sie von der gebogenen Flamme getroffen werden. Wenn man sodann die Platten mit den uͤbrigen Gegenstaͤnden aus dem Ofen nimmt, erhaͤlt man eine harte Masse von gelber Farbe. Einige Schriftsteller wollen auch Zinkoxyd und andere Wismuthoxyd unter die Materialien des Neapelgelbs haben. Die Bestandtheile fuͤr diese Farbe sind also nach dem bereits Angefuͤhrten, sehr verschieden angenommen worden, und man darf sich daher auch nicht wundern, daß im Handel so verschiedenen Nuancen angetroffen werden. Wir wollen nun nur noch zwei andere Recepte angeben, welche bei den daruͤber angestellten Versuchen gute Resultate gaben: nach dem ersten soll man 12 Unzen Antimon, 8 Unzen Mennig und 4 Unzen Zinkoxyd vermengen, hierauf fein pulvern und zusammen sieben, worauf man sie eben so, wie in dem von Delalande bekannt gemachten Verfahren brennt. Nach dem zweiten Recepte nimmt man: 1 Quent Antimon. diaphoreticum; 1 Unze salzsaures Ammoniak (Salmiak); 1 Pfund reines Bleioxyd, Mennige oder Glaͤtte. Alles wird sehr genau mit einander vermengt und gesiebt, worauf man es in einem Tiegel schmilzt. Zu dieser Operation bedarf man sehr guter Tiegel, weil das Gemenge sehr leicht fließt, und die Tiegelmasse leicht angreift und aufloͤst. In den Fabriken, worin das Praͤparat im Großen dargestellt wird, nimmt man diese Operation in mit Roͤsten versehenen Oefen vor, in deren Woͤlbung eine Oeffnung angebracht ist, die so groß ist, daß man die Tiegel bequem hineinstellen und herausnehmen kann. Da diese Operation große Aufmerksamkeit erfordert, so uͤberlaßt man einem Arbeiter gewoͤhnlich nur vier bis fuͤnf Tiegel zu gleicher Zeit zur Besorgung, und er richtet die Sache so ein, daß von den Tiegeln nur einer nach dem anderen fertig wird. Wenn die Masse einmahl in der Dunkelrothgluͤhhize in Fluß ist, muß man sie ungefaͤhr fuͤnf Minuten lang in diesem Zustande lassen, worauf man den Tiegel aus dem Ofen nimmt, und die Masse in einen eisernen Topf gießt. Man untersucht den Boden des Tiegels sorgfaͤltig, und wenn man darin keinen ziemlich tiefen Sprung bemerkt, bedient man sich desselben zu einer neuen Operation, sonst muß man ihn durch einen anderen Tiegel ersezen, den man aber erwaͤrmt, ehe man das Gemenge hineinbringt. Gewoͤhnlich bedient man sich zum Umruͤhren der schmelzenden Masse, wenn dieses noͤthig ist, thoͤnerner Pfeifenroͤhren. Man muß sich so viel als moͤglich huͤten. Eisen mit dieser Farbe in Beruͤhrung zu bringen, weil sie dadurch immer ein wenig leidet. Auch ist es durchaus noͤthig, daß man zum Schmelzen nur sehr trokne Kohle anwendet, denn wenn durch das Prasseln ein wenig Kohle in das Gemenge geworfen wuͤrde, wuͤrden die Producte dadurch zum Theile reducirt werden, und sich kleine Koͤrner bilden, welche eben so viele Fielen geben wuͤrden. Selten wird das Mineralgelb in ganzen Stuͤken in den Handel gebracht; gewoͤhnlich wird es sorgfaͤltig zerrieben, und die feineren Theile werden von den groͤberen durch Schlaͤmmen getrennt.